Spooky Pope: Der echte Mr. X-Files
Und wieder ging es Entführungen und um Implantate, die Daryl Simms und Roger Leir angeblich an "Wissenschaftler der CIA" weitergaben (was Simms und Leir noch nicht einmal selbst behaupten), zumindest in einem Fall sei das Implantat "nicht von dieser Welt"! Off-Kommentar: "Vorkommnisse wie dieser machen deutlich: Die Fälle der Akte X-Agenten Mulder und Scully sind weitaus näher an der Realität, als viele es von uns für möglich halten würden. Die Wissenschaft mit eingeschlossen." Und schon sind wir bei "Mister X", Nick Pope aus
England. Pope sei "jahrelang für die nationale Sicherheit in seinem Land zuständig" gewesen, ja ist er weiland James Bond? Allein schon mit diesen
rhethorischen Wortspielereien werden Seifenblasen aufgemacht, die der Realität nicht gerecht werden. Pope war zwar in Whitehall am UFO-Schreibtisch als Bürohengst tätig gewesen, da aber bereits seit Jahrzehnten die UFO-Erscheinungen als keinerlei Bedrohung der nationalen Sicherheit eingestuft werden, hat er auch selbst gar nicht das Land und Ihre
Majestät verteidigt. Und der große Knaller, wonach während seiner Dienstzeit über Britanien "mehrere unbekannte [sic] Flugobjekte gesichtet wurden" ist bei genauerer Analyse ein Windei, da fortlaufend und überall unidentifizierte fliegende Objekte gesehen werden. Pope wird in den Mund durch die TAFF-Redaktion gelegt, dass die britischen UFO-Akten vor der Öffentlichkeit "sorgfältig versteckt" würden, was natürlich nicht stimmt, da sie öffentlich im Public Record Office in Kew/London ausliegen und selbst für Pro7 einzusehen sind (Pope gab sogar in seinem Buch die Öffnungszeiten an), so unerfahren ist ja Pro7 nicht, da bereits in einer anderen Sendung die Redaktion das in Madrid, Spanien, befindliche UFO-Archiv besuchte!
Genauso wenig stimmt es, das Pope als Agent des britischen Verteidigungsministeriums für alle "unerklärlichen Phänomene, die echten X-Akten" zuständig gewesen sein soll und vor der Öffentlichkeit verborgen arbeitete, mit einem Auftrag auf der Stufe top secret. Pope arbeitete auf niedriger Rangstufe als Zivilist nur in Sachen UFOs und hatte mit Monster und Para-Phänomenen überhaupt nichts am Hut.
Auch war er nie versteckt worden, sondern arbeitete ganz offiziell am UFO- Schreibtisch, an welchem er auch Anfragen aus dem Publikum ganz offen bearbeitete. Was hier durch TAFF künstlich hochgezogen wurde, ist in der Wirklichkeit dieser Welt nicht zu halten und schlichtweg untragbar. Suggestion und Manipulation des unwissenden Publikums fand hier einmal mehr statt. Quatsch auch, das Pope "vor achtzehn Jahren" auf Spuren von
außerirdischem Leben stieß.
Gemeint ist der Randlesham-Forrest-Zwischenfall von Weihnachten 1980, den Pope nur aus der mageren Aktenlage her kennen kann und mit dem er selbst überhaupt nichts zu tun hat, weil er erst mehr als ein Jahrzehnt später in den Dienst trat! Total falsch ist der Off-Kommentar, wonach Pope damals klären sollte, ob durch den Vorfall "die nationale Sicherheit in Gefahr ist" und er einen "Spezialauftrag mit oberster Geheimhaltungsstufe" deswegen erhielt. Agent Mulder sei "das Spiegelbild" des wahren Mister X, Nick Pope. Die Kornkreis-Piktogramme seien sogar Beweis für ihre materielle Realität, weil es echte UFO-Landespuren sind. Im Zuge seiner Zeit im Büro habe er immer mehr Beweise für UFOs und
außerirdische Lebensformen gesehen, wobei man ihm die Meier-Fotos
zwischenschneidet. Wer böses dabei denkt... Wie die berühmte Faust aufs Auge passt dazu, der bei uns am selben Tag eingegangene UFO-Kurier Nr.46 für August 1998, worin Pope den Artikel "Eine UFOlogie für das neue Jahrtausend" einbrachte.
Hierin bekennt er nochmals, nur als Beamter per Zufall 1991 zum Secretariat (Air Staff)2a gekommen zu sein, "bevor ich diese Stelle annahm, wurde ich in keinster Weise zu meinen Ansichten zu diesem Thema befragt" - und er hatte sich vorher auch gar nicht dafür interessiert,
außer das er den Film Unheimliche Begegnung... im Kino gesehen hatte. Frei nach Motto:
"Hier ist der Schreibtisch X, nun mach mal schön." Kennen Sie nicht selbst solche Situationen und die damit einhergehenden Unsicherheiten ob der damit verbundenen Unkenntnisse? Noch heute sieht er sich "als ein relativer Neuling" auf dem Gebiet, der es trotz seines ehemaligen beruflichen Hintergrund es in keinster Weise wagen würde, sich als einen "besseren UFOlogen als andere" anzusehen - und selbst die machen auch mit akademischen Titeln auf der Visitenkarte Fehler genug. "Die Wahrheit ist, dass ich einfach ein ganz normaler Mensch bin, der an eine
außergewöhnliche Position gesetzt wurde. ... Aber ich habe auch Fehler gemacht, und ich mache mir heute noch Vorwürfe, weil mir Chancen nur deshalb entgangen sind, weil drei Jahre eine viel zu kurze Zeit sind, um sich umfassende Kenntnisse zum UFO-Phänomen
anzueignen", erklärte er nun 1998. Damit gesteht er auch ein, das seine Bewertungen als Novize des Themas mit äußerster Vorsicht zu genießen sind und er, wie alle anderen Neulinge auch, viel zu schnell den Stempel UFO i.e.S. vergab!
Dies gilt auch ganz besonders für seine Darstellung über angeblich völlig unerklärliche Erscheinungen, wo die erfahrenen Piloten der Royal Air Force von UFOs angeblich "überholt" oder gar noch "umrundet" wurden.
Bisher blieben diese Aussagen fallspezifisch unausgeprägt. Ein paar Tage vor dieser von uns scharf reklamierten “taffen” Pro7-Sendung erschien die Nr. 31 der Zeitschrift Faktor X am Kiosk. Hier öffnete man das Kapitel der "UFO-Akte" unter Nick Pope namens "UFO-Wissen". Hier erfuhren wir, welchen Vorfall ihn als Frischling an seinem verwaisten Schreibtisch vom Hocker hieb: "Am 5. November 1990 war ein Geschwader der Royal Air Force über der Nordsee auf dem Weg zu seinem Heimatstützpunkt. Plötzlich wurde es von einem UFO mit rasender Geschwindigkeit überholt. Keiner der erfahrenen Piloten konnte das mysteriöse Flugobjekt identifizieren, neben dem die hochmodernen Kampfbomber geradezu primitiv wirkten. Über Funk wurde das britische Verteidigungsministerium (MoD) informiert." Für Pope war dies ein typischer Fall, der von vielen anderen UFO-Gläubigen gerne auch hochgehalten wird, sobald sie unter der mentalen Einstellung das Piloten, Radartechniker oder Soldaten sich niemals täuschen würden und z.B. einen Meteoriten oder eine Ballonsonde von einem echten exotischen UFO klipp und klar unterscheiden könnten (wie es der ehemaliger Kommandant der kanarischen Luftraum-Verteidigung, Generalmajor Carlos Castro Cavero, tut [siehe J.J.Benitez in 100.000 Kilometer zu den UFOs, Ullstein, Berlin, 1998]), leiden. Tatsächlich handelt es sich bei diesem von Pope genannten Fall um einen Re-Entry russischen Weltraummaterials, welches durch seine Lightshow quer
über Europa für UFO-Stimmung sorgte. Dies war einer der "Fehler", die Pope durch eine Fehleinschätzung und dem blinden Glauben an den
"wir wissen alles, was im Luftraum geschieht"-Mythos der Luftflieger-Helden machte - und ihn für seine grundlegenden Einstellungen bis weit nach seiner MoD-UFO-Beamtenkarriere prägte! Dennoch ist der Zwischenfall noch in anderer Hinsicht interessant. Gerade auch weil Pope dem Fall einen offiziellen Stempel "Objekt unerklärlich - Fall abgeschlossen" aufdrückte, muss man sich fragen, was in diesem
spektakulären Vorfall alles in bei der britischen Regierung bzw. in ihrem Militär- und Geheimdienst-Apparat in Gang kam. Pope selbst nahm in Faktor X dazu Stellung: Funkspruch entgegennehmen, als Bericht zu Papier bringen - basta. Wurden wenigstens die Piloten zum Stillschweigen verdonnert? Nee.
Für's MoD war der Fall damit erledigt, was uns verdammt an die Geschichte vom Rendlesham Forrest erinnert. Dieses Verhalten wurde im UFO-Kurier näher aufgeklärt: Pope war ganz allein und hatte noch nicht einmal ein paar Leute wie beim kleinen Blue Book-Stab der USAF
seinerzeit hinter sich. Erst jüngst hat Pope eine Eingabe gemacht, um vielleicht das Ministerium dazu anregen zu
können, "eine kleine Studiengruppe", vielleicht im Umfang von Blue Book, einzusetzen, die er gerne leiten würde.
Der letzte unerträgliche Part ist mit "X-trem Geheim" betitelt. Die Moderatorin erklärt: "In der Wüste von Nevada fing vor 50 Jahren alles an. Dort soll angeblich ein UFO gelandet sein. Fakt ist: Das amerikanische Militär hat das Gelände seitdem gesperrt, niemand weiß wie es dort aussieht oder was die Armee dort hinter Stacheldraht versteckt. ... In der sogenannten Area 51 geht etwas Geheimnisvolles vor." Die zig Mal abgenudelte Aufnahme vom 27. Juni 1991, 4:56 h, wird uns weiterhin als Testflug eines UFOs über dem bestbewachten Militärgelände der USA vorgestellt - auch wenn es nur die pünktliche, konventionelle "Old Faithful"-Maschine ist, die jeden Morgen um diese Zeit Zivilpersonal aus Las Vegas herbeiführt (man sieht am Anfang des Clips sogar das Aufblinken der Antikollisionslichter an der Boing 737 der "Janet"-Airline-Maschine, während die Maschine horizontal zwischen den Bergen hervorkommt und im Landeanflug ist). Dies hätte TAFF schon längst wissen können, wenn man nur ein bisserl Seriosität hätte aufbringen wollen. Doch nicht nur Nicht-Wissen mittels der berühmten Drei-Affen-Technik ist der Redaktion vorzuwerfen, sondern auch Lügen in diesem Fall: Vor 50 Jahren fing in der Wüste von Nevada gar nix an, was in Sachen UFOs und UFO-Absturz von Roswell (Neu Mexiko) zu tun hat. "Fakt" ist auch nicht, dass man "seitdem" das Gelände in Nevada absperrte und mit Stacheldrahtverhauen zumachte. Das Groom Lake-Gebiet wurde erst ein Jahrzehnt später entdeckt, um für die U-2-Missionen etc. genützt zu werden und "Stacheldraht"-Absperrungen um das gewaltige Gelände gibt es auch nicht, dies ist Fakt und nichts anderes! Wie es dort am Groom Lake ausschaut, weiß man längst ausgerechnet durch eine russische Satellitenaufnahme, die in fast allen diesbezüglichen UFO-Artikeln abgedruckt ist - auch dies ist Fakt, sonst nichts! Da nutzt es auch nicht, wenn der deutsche UFOloge Michael Hesemann ("Alien-Forscher") die "Geheimnisse" der Area 51 "ausführlich recherchiert" hat und der "ehemalige Mitarbeiter der Area 51", Robert Lazar, auspackt. Im Gegenteil ist ein echtes Faktum bedeutsam: Pro7 bedient sich für
Specials und für "Welt der Wunder" gerne aus Material vom britischen Discovery Channel. Dies geschah gerade ein paar Wochen vorher in Sachen Asteroide. Würde man ernsthaft auch in Sachen UFOs und Area 51
Bericht erstatten wollen, dann wäre sicherlich die 1998 auf dem dortigen Kanal gelaufene Enthüllungs- und Aufklärungssendung Area 51 - The Real Story den Verantwortlichen in München (genauso wie uns in Mannheim) in die Hände gefallen und hätte ihnen klar belegt, dass die Inhalte dieses TAFF-Special purer Unfug sind!
Als Fazit kann man nur feststellen, dass der Sender selbst zur Hysterie seines Publikums mit solchen Fernsehdarstellungen beiträgt und Arnd Mayer's zur Schau getragene Betrübnis hinsichtlich der Auswirkungen der TV-Show Akte X nichts weiter als Heuchelei ist. Die aus den Erkenntnissen zu ziehenden Schlüsse hätten nämlich mehr Sensibilität erfordert, hier wäre es an der Zeit gewesen, mehr
Verantwortungsbewusstsein seinem Publikum gegenüber zu zeigen. Natürlich gerade auch im Umfeld der von Pro7 losgetretenen Debatte um Schmuddel-TV-Talkshows, nach der man sich zu mehr journalistischer Sorgfalt verpflichtete! Lippenbekenntnisse um die werbende Industrie zu beruhigen, sonst nichts? Hier hatten wir ein weiteres Musterbeispiel auf dem kleinen Schirm, welches aufweist, wie mittels geeigneter technischer Tricks und psychologischer Kniffe das Fernsehen tatsächlich viel eher als die Presse in der Lage ist, offenbar die
ausgefallensten Themen mit vollkommener Ernsthaftigkeit anzugehen und den Pseudo-Eindruck von Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit zu schaffen. Und die Profis wissen darum ganz genau, nichts ist dem Zufall überlassen, gerade auch weil der heimliche und wahre Programmchef aller Privatsender die Werbung ist. Vergessen wir dies nie, hier wird der Inhalt von
Fernsehen nur um die Werbung gruppiert, die von möglichst vielen Menschen gesehen werden soll. Dazu bedarf es interessanter Programme, um deren Zugkraft die Verantwortlichen ganz genau wissen (sollten). Das Fernsehen versteht es perfekt, etwas 'Verwaschenem' eine überstarke Bedeutung zu geben, wodurch es einen hohen Stellenwert
erhält. Das Fernsehen und die dort verbreiteten Mythen beeinflussen die Vorstellungen und Meinungen des Publikums, da braucht es keine große Ausarbeitungen dazu. Insbesondere die mit dem Begriff "Fakt"
hantierende TAFF-Moderatorin baute so ein Element ein, welches das Thema selbst für eher oberflächlich Interessierte und gegenüber dem Thema eher unsensible Menschen potentiell zugänglich machte. Von der generellen Unbegründetheit des dramatischen Inhalts
weiß ja der Zuschauer einmal mehr nichts, sondern er akzeptiert die zusammengebastelte logisch-wirkende Argumentations- und Indizienkette als nachdenkenswerten Beweis. Hinzu kommt in diesem Fall, dass die Redaktion bluffte und diese ganz speziell irreführende Story haben wollte. Etwas anderes kann man nicht feststellen, weil ansonsten durch Recherchen z.B. bei den der Redaktion bekannten informierten Kreisen etwas ganz anderes herausgekommen
wäre. Aber das kennen wir bereits - bestimmte Geschichten sollen eben einfach nicht auf ein rationales Maß reduziert werden. Dies alles war eine billige Nummer, die einfach nichts kosten sollte und von Oberflächlichkeit diktiert worden ist. Darunter hat das Publikum zu leiden, da es völlig in die Irre
geführt wird. Das hier bewusste Überlegung und berechnendes Kalkül im Spiel war, lässt sich aus der Quote ablesen.
Während TAFF normalerweise bei noch nicht einmal einer Million Zuschauer herumtümpelt, bekam TAFF mit dem Special eine "Traumquote" von 1,66 Millionen
Zaungästen! Für einen Apfel und ein Ei wurde die von uns kritisierte Sendung ins Programm gebracht, da hat man noch nicht einmal die Mittel bereit gehabt, um mittels einer Recherche etwas Vernünftiges und Verantwortungsvolles auf den Sender zu geben. Wer das Boulevard-Magazin verfolgt, wird immer wieder feststellen, dass für weitaus weniger Zuschauer aufwendigste Produktionen z.B. aus der Karibik etc. ausgestrahlt werden, mit Themen wo man sich an den Kopf schlägt. Da kommt einem doch recht schnell die Idee auf, dass es diverse Medien sind, die die wahre Konspiration (mancher wird vielleicht sogar von einer Verarschung sprechen, sobald er die Zusammenhänge erkennt) durchführen...
Die Massenkommunikationsmedien sind die Voraussetzung für Information, doch sie beeinflussen in erster Linie die Denkweise der Öffentlichkeit und sind somit Meinungsmacher. Bereits im Winter 1990 stellte James Lett in
Skeptical Inquirer fest, dass die Hauptgründe für die Popularität von paranormalen Vorstellungen und Glaubenssystemen in unseren modernen Zeiten darin zu suchen sind, weil die Massenmedien damit unverantwortlich umgehen, um dem öffentlichen Geschmack, auch wenn er nur Nonsens beinhaltet, entgegenzukommen. Hinzu kommt die Irrationalität in der Weltsicht vieler Menschen, wodurch unbegründete Mythen ein langes Leben eingehaucht bekommen und zum Aberglauben geworden sind. Scheinbar hat auch das öffentliche Erziehungs- und Bildungssystem des sogenannten "aufgeklärten Zeitalters" versagt, welches offenbar dem Lehrnenden nicht beibringen kann, kritisches Denken aufzubauen und anzuwenden. Damit wird der Problemkreis zu einer gesellschaftlichen und kulturellen Herausforderung. Ein hervorragendes Beispiel des medialen Cover Ups der Wahrheit bringen wir noch zur Illustration ein:
Im UFO-Kurier Nr. 47 (September 1998) musste man zugeben, dass die UFO-Story des amerikanischen Astronauten Frank Borman tatsächlich "arg in Bedrängnis geraten" ist. Selbst im Condon-Report nahm Frankling D. Roach die Borman-UFO-Beobachtung vom 7.Dezember 1965 an Bord der Gemini-7-Kapsel auf. Nun nahm Borman selbst Abstand von allen UFO-Geschichten, die sich rund um eine Funkkommunikation von damals um ihm aufbauten. Unlängst wurde Borman gefragt, ob er an einer TV-Sendung teilnehmen
würde, um über sein UFO-Erlebnis berichten zu können. Borman: "Kurz nachdem wir in den Orbit eingetreten waren, vermutete man, dass wir mit dem Booster in Formation flogen. Wir flogen Formation und machten Aufnahmen und Infrarotmessungen und ich begann es [den Booster] ein 'bogey' zu nennen, was ein alter Ausdruck unter Kampffliegern ist. Nun, viele UFO-Freaks am Boden schnappten das auf und sagten, wir hätten ein UFO gesehen, weil wir unseren Booster als 'bogey' bezeichneten. Gerade im vergangenen Jahr bekam ich einen Anruf von einem Produzenten bei
Unsolved Mysteries und die sagten dort: 'Wir haben Ihren Beitrag über die Sichtung eines UFOs an Bord der Gemini 7 gesehen. Würden Sie an unserer Sendung teilnehmen?' Ich sagte ihnen: 'Ich würde sehr gerne kommen, da ich das gerne einmal klarstellen
würde.' Ich erklärte ihnen, was das war, das ich sah, und ich sagte: 'Ich glaube nicht, dass es dort UFOs gab', und der Produzent meinte darauf: 'Nun, ich bin mir nicht sicher, ob wir Sie in unserer Sendung haben wollen.'"
UFO-Storys sollen also erhalten werden, ihre Aufklärung dagegen wird geradezu verhindert.
Die Massenmedien stellen logischerweise den Hauptverbindungskanal dar, über den die unterschiedlichen Nachrichten zum Thema UFO die breite Öffentlichkeit erreichen. In gewisser Hinsicht ist gerade das Fernsehen eigentlich sogar eines der größten
Hindernisse, das öfter eine notwendige Bewertung in wissenschaftlicher, abgeklärter und objektiver Art des UFO-Phänomens und seiner vielseitigen Problemstellungen verhindert.
Natürlich erwarten die Zuschauer, dass die Beiträge in Sachen UFOs sich den Fakten zuwenden und diese sauber recherchiert sind. Natürlich besteht immer die Gefahr, dass das vorgestellte UFO-Signal in Wirklichkeit nur Rauschen ist. Davor ist man als Journalist
genauso wenig gefeit wie als normaler Bürger. Aber man kann als verantwortungsbewusster Reporter einiges tun, um festzustellen, was Signal und was Rauschen ist, einfach deswegen weil berufsbedingt das Recherchieren zum Handwerkszeug gehört und der Journalist auch das Mediengeschäft kennt, bessere Zugänge hat und einfach mehr 'Ausdauer' besitzen sollte, um seine Energie in die Recherche zu investieren. Doch das Gegenteil geschieht nur
allzu oft, weswegen hier zu recht vom UFOtainment gesprochen werden kann: Hierbei werden vollkommen irrelevante Aspekte des Geschehens
überbetont, anstellte dem Publikum ein genaues, umfassendes und vollständiges Hintergrundbild der behaupteten Ereignisse zu geben; ein Bild nämlich, über das man verfügen muss, um zu einer eigenen Einschätzung des Phänomens gelangen zu können. Es ist in Ordnung, wenn der menschlichen Neugier auf Geheimnisvolles entsprochen wird, dagegen kann niemand etwas haben. Doch es waren
bereits Journalisten, die den Ausdruck "Fliegende Untertassen" prägten, wobei sie dem Phänomene an eine bildliche Vorstellung koppelten, die bereits aus der Welt der SF und der Comic's aus der Vorkriegs-Ära populär war. 1947 stiegen die Untertassen mit Arnold's Bericht nur vom Papier oder der Kinoleinwand in die Welt der Wirklichkeit hinüber. Kein Wunder also, wenn sich jedermann fragte, ob das nun wahr sei oder nicht, was da plötzlich zum Nachrichteninhalt der Medien geworden war. Es waren ebenfalls Journalisten, die einige der absurdesten Geschichten über dieses Thema "zusammenschrieben" und Verrückten großen Raum gaben. Heute ist dies nicht anders, als vor Jahrzehnten. Um es kurz zu fassen: Durch Journalisten sind UFO-Vorstellungen zu einem Medienthema geworden, vielleicht UFOs als solche überhaupt. Sie alle suchen nach dem Scoop, dem journalistischen Knüller - und mit UFO-Storys haben sie sogar Erfolg. Was das Thema UFOs angeht, geschieht das oftmals auf Kosten der Objektivität der Reportagen, besonders bei denen im Fernsehen. Man(n/Frau) wird den Eindruck nicht los, dass
insbesondere Pro7 eine kommerziell-geschützte Brutstätte der Pseudowissenschaft ist, wo die Verlockungen des Wunderbaren die Kritikfähigkeit der Macher beeinträchtigt. Oberflächlichkeit und leichtsinnige Improvisationen zeichnen einen gewissen Fernsehjournalismus aus.
Bereits Robert Emmenegger, der im Auftrag von US Air Force-Sprecher Maj. Coleman in den 70er Jahren die
Dokumentation UFOs: Past, Present and Future produzierte (später in
UFOs: It has begun umbenannt), gestand einmal ein: "Ich sehr mir selten UFO-Dokumentation im Fernsehen an und zu dem was ich bisher sah denke ich mir, da haben einige Leute ihren Mist zusammengebracht, eben
wie sie selbst nicht ausreichende echte Informationen zusammentragen können und deswegen auf Erfindungen, Spekulationen und weithergeholte
Mutmaßungen zurückgreifen müssen. Dann treten in solchen Sendungen noch Experten auf, die so tun, als sei alles wahr von dem sie erzählen. Diese schaden dem UFO-Phänomen und seiner Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit mehr, als sie ahnen oder denken, es weiter voranzubringen. Sie merken gar nicht, wie sie die Sache immer mehr dem Abgrund entgegentreiben und das Thema zu den Albernheiten der Welt machen." Sheri Strak, die sich in einem Leitartikel in Nr.4/1988 des California UFO dem Thema "UFOs im Fernsehen" widmete und Emmenegger zitierte, verweist die Verantwortung für derartige TV-Produkte auf die Spielregeln des (amerikanischen) Fernsehens. Dort herrscht eine Atmosphäre vor, in der sich ernsthafte Sendungen mit aller Ausgewogenheit erst gar nicht entwickeln können. Bereits Howard Rosenberg, TV-Kritiker für die L.A. Times hatte erklärt: "Die Grenzlinie zwischen Dokumentation und Unterhaltung ist immer verwischter geworden, unmerklich für das Publikum, welches unmerklich, aber wachsend den
Maßstab für Qualität dabei verliert." Zudem ist eine UFO- Dokumentation viel billiger als eine reine Unterhaltungssendungen mit Megagagen für Showstars, aufwendiger Hallenkulisse, teuren Gewinnen etc. Darüber hinaus entwickelte sich die Nachricht und Information inzwischen zum profitorientierten Geschäft, so dass Nachrichten mehr und mehr zum zentralen Interesse von Geschäftsleuten werden und die journalistische Moral beim Blick auf Marktanteile und Quoten verloren geht - ja, der pure Journalismus wird den Journalisten aus den Händen genommen und wird zum Wall Street-Spekulationsobjekt. Damit sind Nachrichten in die Hände von einer anderen Art von Machern und Agenda-Settern gekommen, in die von Produzenten und Fernsehmachern, die die Nachricht als solche mit anderen Inhalten und Aussagen verbreiten wollen, um Emotionen zu rühren, was eigentlich nicht Aufgabe des neutralen Journalismus ist. Robert Guenette, der für CBS, PBS und HBO arbeitet, drehte 1985 die HBO-Sendung "UFOs: What's Going On". Er steht hierzu und gesteht aber auch ein: "Ich denke von mir selbst, dass ich keine Journalist oder Reporter bin, sondern ein Filmemacher und somit auch ein Unterhalter. In diesem Sinne bringe ich Unterhaltung und Information zusammen. Natürlich versuche ich dabei nicht falsche Informationen zu verbreiten, aber ich lebe nun auch nicht unter den strengen Regeln des Journalismus..." Dies ist sicherlich eine Entschuldigungsformel mit der sich mancher Produzent die Seele reinwaescht, nachdem er seinen Scheck erhalten hat.
Regelmäßig werden wir mit absonderlichen UFO-Behauptungen bombardiert, die uns in mundgerechten Häppchen verkauft werden, aber nur selten vernehmen wir, dass sie dementiert werden (können). Das ist nicht schwer zu verstehen: Was verkauft mehr Zeitungen und Bücher, was erzielt höhere Einschaltquoten, was zu glauben bereitet mehr Spaß, was ist mehr erfüllt von den Problemen unserer Zeit: echte abgestürzte Raumschiffe von
Außerirdischen oder gerissene Bauernfänger, auf die die Leichtgläubigen hereinfallen?
Außerirdische mit ungeheuren Mächten, die mit der menschlichen Spezies spielen, oder Beweise, dass derartige Behauptungen menschlicher Schwäche und Unvollkommenheit entspringen und teilweise Lügenkonstrukte sind? Diese Fragen können Sie sich selbst beantworten. Dennoch ist dies nicht die ganze Wahrheit. Es liegt tatsächlich auch an der Medienbranche in unserer Zeit selbst. Guenette weiß von Kollegen, die sich als Journalisten ausgeben, um Kontakte und Quellen aufzumachen, aber in Wirklichkeit weit davon entfernt sind, tatsächlich Journalisten zu sein - sie jagen nur dem $-Zeichen nach und suchen nach schneller Bekanntheit, um als Quotenbringer Ruhm zu ernten. Natürlich verpacken sie ihre Geschichten mit einer gewissen Ernsthaftigkeit, auch wenn "sie ohne irgendein Anliegen das Thema aufgreifen und nur mit einem Grinsen ihren Job erledigen und nach
außen hin ganz ernst tun". Guenette gesteht aber auch ein: "Ich wusste, dass meine UFO-Sendung hauptsächlich von UFO-Anhängern gesehen wird und die sich
für UFOs nicht interessieren, schauen sich sowieso etwas anderes an, also machte ich den Film für jene Leute, die einen Sinn für Wunder haben." Dennoch ließ er auch Statements von Kritikern wie Phil Klass zu, wenn auch nur verhältnismäßig kurz gegen diese oder jene Behauptung geschnitten. Die Entschuldigung des Filmemachers:
"Natürlich hatte er recht und hatte auch viel zu sagen, aber ich wusste, dass dies unsere Zuschauer langweilen würde, wenn man ihnen alles wegerklärt. Ich wollte es nicht riskieren, dass die Zuschauer dann wegzappen und ich weiß, dass dies der Punkt ist wo sich wir Filmemacher und die investigativen Journalisten die Schwerter kreuzen müssen. Ich weiß dies, da bin ich ehrlich. Ein echter Journalist wird phantastische Behauptungen hinterfragen und dem Sachverständigen eher zuhören, als dem Storyteller. Ich dagegen habe unausgewogen weitaus mehr Zeit genau diesen Leuten gegeben, um der Sache zum Erfolg zu verhelfen. Ich habe allein schon durch meine Fragen suggeriert und dankbare Briefe von den UFO-Anhängern bekommen, weil ich ihre Theorien unterstützte. Ich habe also eine Wahrheit präsentiert, von der ich denke, dass sie jene ist, die die Ansicht meiner Zuschauer spiegelt - und das ist genau die Politik von CBS, die ich lernte." Mit Brot und Spielen also zum Erfolg, auch wenn eine dicke Opiumnebelwand über den Spielfeld der kommerziellen Interessen hängt.
Auch Dan Curtis von ABC gestand ein, seine berühmte Sendung "UFO Cover-Up? Live" vom 14. Oktober 1988 (sowie einige Folgen von "Unsolved Mysteries" auf NBC) nur deswegen gemacht zu haben, weil der Sender mal wieder hohe Einschaltquoten wollte, auch wenn die Produktionsgesellschaft WEAR mit bescheidenen Mitteln und unzureichendem Stab auskommen musste. Deswegen setzte man auf "bemerkenswerte Fotos", die man prominent vorstellte und auf Gäste in der Sendung, die man so
platzierte, dass sie wie Stars erschienen, die Wichtiges zu sagen hatten. Die Verantwortung wurde auf den Zuschauer abgeschoben, der sollte doch schließlich intelligent
genug sein, um dies alles bewerten zu können. Dennoch waren die Wirkungen ganz anders, weil der Zuschauer eben nicht an der Hand genommen wurde. Mit "UFO Cover-UP? Live" wurde der paranoide Teil der UFO-Bewegung a. ins Rampenlicht
katapultiert und b. die Inhalte dieser Paranoia hoffähig gemacht, so dass die UFOlogie einen neuen Höhepunkt mit vielen spannenden "action"- und "fun"-Elementen erfuhr. "UFO Cover-Up? Live" setzte den Meilenstein für die Entwicklung und Ausbreitung des UFOtainments und war Wegbereiter für die ufologische Generation rund um Akte X. Curtis hatte einen Volltreffer gelandet und 110 Stationen des ganzen Landes übernahmen die "UFO Cover-Up? Live"-Sendung, plötzlich war er der begehrte UFO-Mann bei ABC obwohl er zugesteht nicht an UFOs und Aliens zu glauben sowie nur ein flüchtiges Interesse daran zu haben. So gestand er im California UFO auch ein, dass die UFO-Affäre "halt eben nicht so wie andere, harte Sachen wie z.B. einem Mordfall behandelt werden und die Vielfalt der Möglichkeiten aufgegriffen werden, um das Thema UFO für eine Reihe von Interpretationen zu lassen".
Hier verliert sich der journalistische Kodex von der Distanz zur Story. Ähnliches gesteht auch Peter Trunk ein, Amerikakorrespondent, der einmal für RTL einen Beitrag für die Reihe "Unglaubliche Geschichten" ablieferte. Wie er berichtete, meldete sich einmal eine Redaktion des Kölner Senders bei ihm und fragte nach, ob er einen UFO-Beitrag abliefern könne. Die Zuschauer mögen die Sendung und das UFO-Thema diene der Unterhaltung und die Zuschauer lassen sich gerne beeindrucken. Trunk suchte sich sein Thema und suchte nach Quellen, "die als glaubwürdig einzustufen klangen". Doch als er sie dann besuchte, trugen sie "unausgegorene Ideen" vor, die sie heftig verteidigten und andere Menschen davon noch überzeugen wollten. Gut, dennoch produzierte Trunk seinen Beitrag (schließlich verdient er damit sein Geld), aber für die Zukunft hat er von den UFOs "genug, ich kümmere mich nicht mehr weiter darum. Gut, dies ist meine Meinung, aber nicht die des Senders." Ganz deutlich wird hier klargemacht, dass den Sendern zumindest teilweise manches völlig egal ist, was sie über den Äther schicken... Es geht um Storys, nicht unbedingt um Klarheit und Wahrheit - kein Wunder, wenn sachkundige und fachinformierte Skeptiker und Kritiker die Türe gewiesen bekommen.
Irgendwie erinnert uns dies an Sal Ivone, der Verlagsleiter von der amerikanischen Revolverblatt-Zeitung Weekly World News, der einmal danach gefragt wurde, was er von den Geschichten hält, denen er Platz einräumt.
Er antwortete: "Soweit ich weiß, könnten sie Produkte einer blühenden Phantasie sein. Aber weil wir eine Boulevardzeitung sind, müssen wir uns selbst doch nicht wegen einer Story in Frage stellen." Ja, mit Skepsis verkauft man keine Zeitungen. Autoren, die bei der Boulevardpresse ausgestiegen sind, berichten von "Kreativmeetings", auf denen sich Autoren und Redakteure Geschichten und Schlagzeilen aus den Fingern saugen - je haarsträubender, desto besser. Und genau diese Konstrukte findet man dann wieder und wieder in der UFO-Presse wieder. Nehmen wir die UFO-Nachrichten
Nr. 311 von 1988: "Totenerweckung durch UFOnauten" war da die Schlagzeile, übernommen aus dem genannten amerikanischen Käseblatt mit Ausgabe vom 25. April 1988. Bereits Sherie Stark hatte für California UFO Nr. 3/1988 ein Interview mit einem Managment-Verantwortlichen, Eddie Clontz, der Week geführt, da das Blatt "wahrscheinlich mehr UFO-Geschichten als alle anderen Revolverblätter zusammen abdruckt". Hier das interessante Interview:
? Was bringt Sie dazu, diese UFO-Storys zu verwenden? ! Sie müssen nur
aufregend genug sein. Wir nehmen die Leute beim Wort, was sie sagen. Wir erhalten unsere UFO-Geschichten von Aufschneidern aus der ganzen Welt; entnehmen sie der ausländischen Presse und selten überprüfen wir solche Meldungen. Wenn hier jemand anruft und behauptet, er wäre vom UFO entführt worden, drucken wir die Sache ab.
? Gibt es irgendwelche Bemühungen von Ihnen, nachzufragen, ob diese Leute verrückt sind oder überhaupt in ihrer Gemeinde geachtet sind? ! Nein.
? Gibt es da einen Unterschied zu anderen Artikeln in Ihrer Zeitung? ! Yeah, da ist es ein bisschen anders, haben wir es z.B. mit einer Kriminal-Story zu tun, dann überprüfen wir die von Anfang an, fragen bei der Polizei nach und beschäftigen uns mit den beteiligten Menschen etc. Haben wir es mit einer Leidensgeschichte zu tun, dann sprechen wir mit den darin verwickelten Menschen und auch jenen, die am Rande etwas damit zu tun haben. Aber bei Ghost- oder UFO-Storys tun wir es - wie bei allen
paranormalen Themen - nicht.
? Warum ist das so? ! Wir nehmen solche Themen eher als Unterhaltung als sonst was auf. Wir sehen darin keine schwergewichtigen Bereiche des menschlichen Lebens, sehen darin auch nichts wirklich Interessantes für die Zukunft der menschlichen Entwicklung. Mit anderen Worten: Wir sehen keinerlei Notwendigkeit, uns über diese Geschichten irgendwelche Fragen zu stellen. Bei der Majorität der UFO-Storys haben wir es mit Leuten zu tun, welche geistig nicht ganz ausgeglichen sind und daher sind es Sachen, mit denen ich mich nicht ganz ernsthaft beschäftigen will.
? Hab es eine Belebung Ihres Zeitungsgeschäfts durch diese UFO- Geschichten?
! Ja. Wir haben herausgefunden, dass jene Ausgaben unserer Zeitung mit UFO-Titels sich besser verkaufen als andere und wir erhalten hierfür Zustimmung aus der Leserschaft. So werden wir wohl künftig 60-70 derartige Geschichten im Jahr drucken.
? Ist die Beachtung von UFOs in den Revolverblättern höher als z.B. in der Tagespresse? ! Ja. Man nimmt bei Tageszeitungen die UFOs mehr als einen Spaß hin - man nimmt sie dort nicht so ernst.
? Aber wo liegt zu Ihnen die Differenz? ! Unsere Geschichten sind so geschrieben, dass sie faktisch wirken und wir bringen keine Cartoons dazu ein - wir sorgen mit dramatischen Bildern zur Geschichte für Vitalität!
Tatsache ist, das Zeitungen, Zeitschriften oder Fernsehsendungen, die sich pingelig um Tatsachen bemühen, wesentlich geringere Auflagen oder Einschaltquoten als Medienprodukte mit weniger skrupelbehafteten Maßstäben haben siehe das obige Beispiel. Übrigens erscheint die WWN im selben Verlagshaus wie der berüchtigte National Enquirer der sich in den letzten Jahren deutlich von wilden UFO-geschichten, ja UFO-Story überhaupt zurückgezogen hat! Die WWN erreichten immerhin Ende der 80er Jahre eine Durchschnittsauflage von 1,1 Millionen und noch heute z.B. ist das Blatt sogar mit UFO-Spezialtiteln in deutschen Bahnhofskiosks verfügbar. Wir erleben dies bei der neuen Generation der etablierten Privatfernsehsender und in zunehmendem Masse bei dem, was man da unter Nachrichten- und Informationsprogrammen versteht. Derartige Berichterstattungen wie bei TAFF halten und vermehren sich, weil sie sich verkaufen lassen. "Und sie lassen sich verkaufen", erkannte bereits Carl Sagan, "weil so viele von uns so gern aus unserem stumpfsinnigen Leben herausgerissen werden wollen, jenes Gefühl des Staunens wiedererleben möchten, wie wir es aus unserer Kindheit kennen." Sicher, in den meisten Fernseh-Sendungen oder Talkshows werden Skeptiker kurz abgefertigt, so wurde bei TAFF auch Rudolf Henke mit zwei Sätzchen alibimäßig zu Worte kommen gelassen, aber wichtige Ausführungen und Begründungen der Ansicht werden nicht zugelassen. Eine Meinung wird somit vorgestellt, die kann sachlich-begründet oder dogmatisch-ideologisch sein, der Zuschauer erfährt es nie, aus welchem Grunde auch der Skeptiker bzw. Kritiker eine "Entschärfung" sowie "Herabwürdigung" ihrer Position erfahren - und darum geht es! Gruppen wie CENAP, GEP und GWUP üben eine wichtige soziale Funktion aus: als anerkannte, bekannte Organisationen, an die sich die Menschen und Medien wenden
können, wenn sie eine Story aus einer anderen Perspektive kennen lernen wollen, als den vorgebrachten
Tatsachenbehauptungen der jeweiligen Para-UFO-Promoter. Tatsächlich sind wir auch den entsprechenden Redaktionen durchaus bekannt und die verantwortlichen Leute kennen auch unsere Positionen, wenn dann dennoch bei solchen Problemthemen nicht der Kontakt mit uns aufgenommen wird, dann hat dies nur den Grund darin, dass die Verantwortlichen fürchten, wir würden ihren Vorstellungen die Luft nehmen und damit die Produktionsziele kaputtmachen. Dazu muss man wissen, dass im Allgemeinen solche Produktionen vorab von einem Autor fest umrissen werden und dieser Leitlinie entlang dann die Beiträge entstehen.
Den einzigen Wert den die Verantwortlich sehen, ist der Wert des Geldes, Geld ist alles. Ein einziger Prozentpunkt mehr bei den Einschaltquoten ist Millionen Mark in der Werbung wert, sonst nirgends. Zuschauerzahlen sind der bestimmende Faktor und nicht die Frage hinsichtlich des Anspruchs nach besseren TV-UFO-Filmen. Marketing, Timing und Geschäftsinteresse (was das Budget bestimmt) sind ausschlaggebend über das "wie" und "warum" einer UFO-Sendung. Schon aufgrund von Marketing- Überlegungen, also wie man eine Produktion an den Zuschauer bringen oder zunächst noch wichtiger für die Produktion an eine Fernsehanstalt verkaufen kann, sind Elemente wie den Zeitpunkt einer UFO-Sendung und dem "frischen Blickwinkel" auf das Phänomen, welches als solches ziemlich ausgelutscht daherkommt und weswegen natürlich extreme Randbereiche eruiert werden, um hier neue Themen zu finden. Vergessen wir nicht, dass das Geschäft mit der Information auch das mit der Jagd nach dem verloren News-Schatz ist. So werden Theman auch künstlich gemacht. Die Sehnsucht des Publikums nach dem Staunenswerten ist hier nicht durch die geringste wissenschaftliche Skepsis getrübt - was jemand vor der Kamera sagt, wird ja schon irgendwie wahr sein... Deswegen ist es auch kein Wunder, weswegen es im ganzen Fernsehsystem der Welt z.B. keine Sendereihe wie "Gelöste Geheimnisse" gibt, in der wilde Spekulationen rationale Auflösung finden. Eine solche Serie könnte einen durchschlagenden Erfolg mit sich bringen und die Menschen dazu führen, z.B. auch sehr erfolgreiche Massenblatter und ihre Berichterstattung in Frage zu stellen, weiterführend sogar den Menschen veranlassen, über Meinungen von Politikern und dem Treiben ihrer Institutionen nachzudenken. Das ganze System wäre damit vielleicht in Frage gestellt, wogegen naturgemäß die Nachrichten-Industrie gewaltig etwas haben dürfte.
Als wir am 4. August unsere Pressemitteilung "Medien-Kritik: Akte X-Hysterie ist selbstgezeugt! UFO-Forscher warnen vor Heuchelei eines TV-Senders!" unter obigem Hintergrund abfassten und verschickten, rief uns umgehend ein Agentur- Redakteur an, der zwar mit Interesse die Mitteilung gelesen habe, aber dennoch sie nicht weitergeben wollte, "da wir grundsätzlich keine Medien-Kritik" üben, was anderes wäre es bei politischen Skandalen oder Mord und Totschlag gewesen, aber nicht bei einer solchen Angelegenheit!
Tja, was bleibt einem sonst noch übrig, wenn Teilnehmer des Mediengeschäfts sich untereinander soweit einig sind, sich gegenseitig nicht
an den Karren zu fahren? Schließlich ist so manche irrige öffentliche Vorstellung betreffs UFOs durch die Medien entstanden, wenn man dann aber im Medium selbst keine Chance zur Gegendarstellung hat bzw. untereinander die Medien sich nicht kritisieren wollen (schließlich braucht man sich ja im
Mediengeschäft vielleicht schon am nächsten Tag), kann man die im Medienschlamm eingesunkene Karre schwerlich daraus hervorholen. Uns ist doch wohl deutlich geworden, dass das Leben des Menschen von seiner Phantasie begleitet wird und in verschiedenen Bereichen von Mythen beherrscht ist, hierzu gehört auch der UFO-Mythos, der allzu heftige Phantasien im Zeitalter der Generation X freisetzt. Ihr Medium ist das Fernsehen, in diesem Fall ein ganz konkreter Sender, der wiederholt in der UFO-Berichterstattung völlig versagt und einem Millionenpublikum wieder und wieder Flausen in den Kopf setzt. Die öffentliche Irreführung geht also wieder, weswegen unser diesjähriges Motto sich in seiner Richtigkeit einmal mehr
bestätigt - 25 Jahre UFO-Forschung aus Mannheim - Gegen die öffentliche Irreführung.
Am 5. August war dann der Blick in die Fernseh-Kritik-Spalten von Interesse, tatsächlich haben einige Zeitungen den Promotions-Event aufgegriffen gehabt, wenn auch durchaus negativ für den Sender, der hier, wie von
Außenstehenden wieder einmal erkannt wurde, Blendwerk ausstreute. Die Berliner Morgenpost nannte die Sendung "Auf der Geisterbahn" und einen Versager, weil Pro7 immer wieder das gleiche zeigt, um uns die Botschaft von der "Wahrheit irgendwo da
draußen einzuhämmern", während die Statements der originale Akte X-Stars Duchovny & Anderson weitaus dezenter ausfallen, als man uns von Drehbuchschreibern UFOlogen und anderen selbsternannten Experten eintrichtern will. Ja, als Zuschauer darf man hingegen weiter zweifeln und kann die Begegnungen der dritten Art aus sicherer Distanz betrachten und sich bestens hiervon "geisterbahnähnlich animieren lassen". Die Stuttgarter Zeitung kam auf den "Mystery-Virus" zu sprechen, der durch ein "quasi-dokumentarisches TAFF-Special" gefördert wurde. Die angeblichen Parallelen zur Wirklichkeit des Specials hätten aus Sicht des Blattes gar eher die "weniger naiven unter den potentiellen Sehern" verschreckt, weil dieses "in der bereits oft erlebten, dreist manipulierten Art" dargeboten wurde, in welcher "selbsternannte Experten" mal wieder die Begegnungen mit
Außerirdischen als "gängige Phänomene unseres täglichen Lebens hingestellt" hatten. Man mäkelte hier auch an, dass die längst enttarnten Kornkreise und der dubiose Roswell-Zwischenfall als "Beweis erhalten musste": "Wenn dieser Unsinn Werbung für den Akte X-Film sein sollte, dann haben ihm die TAFF-Macher sicher einen Bärendienst erwiesen." Ist es nicht interessant zu sehen, wie Zeitungsredakteure ohne tiefergehendes Hintergrundwissen schon allein anhand des Stils und dargebotenen Inhalts auf Distanz gehen? Man kann nur hoffen, dass inzwischen dies auch vielleicht einige Zuschauer betreiben.