RTL2 - Von Objektivität keine Spur im Äther

Im September 1997 kontaktierte Kurt Eikemeier von der Kölner TV- Produktionsfirma Real & Fiction die UFO-Hotline in Mannheim. Bekannt waren er und Werner Walter durch die Produktion der mehrfach ausgestrahlten RTL2- Exklusiv-Reportage betreffs unserem Thema. Herr Eikemeier wollte damals bereits eigene Ideen hinsichtlich CENAP und unserer Arbeit umsetzen, bekam aber in der Exklusiv-Sendung dafür keinen größeren Rahmen gesprochen, also mussten wir mit dem zufrieden sein, was ehemals gesendet wurde. Nun hatte RTL2 grünes Licht für eine neue UFO-Reportage gegeben und soweit der Kölner Firma freie Hand gelassen. In einer tiefergehenden Kommunikation wurden so Elemente einer neuen Sendung, die für März 1998 pilotiert wurde, überdacht und ein Rahmen abgesteckt, der durchaus vom Autor, Produzenten und CENAP getragen wurde - eine CENAP-Fallermittlungen sollte im Kern stehen und darum gruppiert endlicht einmal auch das Spektrum dargestellt werden, aus welchem die IFO-Stimuli stammen. WW stellte entsprechendes Fallmaterial zu jedem UFO-Erzeuger zusammen, Videos, Fragebögen, Berichte und Adressen lagen in Köln bis Ende November 1997 auf Wunsch vor. Noch zu Weihnachten erhielten wir freundliche Feiertagsgrüße und die Verkündung, dass die Produktion gleich zu Jahresbeginn ansetzen sollte... Pfeiffendeckel, wie man bei uns sagt, von heute auf morgen war Funkpause aus Köln eingetreten und mit einem nichtssagenden Retourenbrief bekamen wir unser Material zurück. Na, immerhin schon etwas. Aber für uns stand fest, dass die ganze Geschichte gestoppt worden war.
Am 13. Mai 1998 überraschte der TV-Minisender RTL2 um 20.15 h die Zuschauer mit der Pilot-Sendung zur neuen Reportagereihe ZOOM - X-tra: Besuch aus dem All. Angekündigt als "Von kühlen Monstern und heißen Space Girls" sah es zuvor eher aus, als würde es sich hierbei um eine Ausstrahlung in Sachen Science Fiction handeln, doch in Wirklichkeit war es der Versuch einer UFO- Dokumentation - einer Reportage, die es durchaus in sich hatte und mehr als suggestiv ausfiel. Zum Glück sahen nach GfK-Erhebung nur 430.000 Zuschauer (= 4,3 % Marktanteil an diesem Abend gewesen) den Film von Alexander Semjow, erreichte damit bei weitem nicht die Quote wie im Oktober 1994 die ARD-Doku von Heinz Rohde ("UFOs... und es gibt sie doch"), wodurch das UFOtainment geboren wurde und die pro-ausgerichtete Darlegung von UFO-Inhalten sicherlich von vielen Medienmachern zur Kenntnis genommen wurde, gerade auch als bald darauf der Boom um den Akte X-Kult ansetzte und das UFO-Thema nochmals salonfähig gemacht wurde. Die Sendung wurde als "Besuch aus dem All" am 16. Dezember 1998 zur Primetime wieder auf RTL2 ausgestrahlt und erreichte jetzt 770.000 Zuschauer bei einem Marktanteil von 6,2 %. Eine Wiederholung hatte also erstmals mehr Erfolg als die Erstausstrahlung!
Unter der Einblendung diverser Weltraumaufnahmen hören wir als off-Kommentar gleich zu Beginn die elektrisierenden Sätze: "Die Siriusianer waren die ersten Lebewesen in der Galaxie. Sie besaßen schon früh die technischen Möglichkeiten, an jeden Ort des Universums zu gelangen. Vor 600.000 Jahren besuchten sie auch unser Sonnensystem. Begann zu diesem Zeitpunkt die Geschichte des Menschen? Wurden wir von Aliens geschaffen? Warum sollen wir Menschen die Einzigen in der Unendlichkeit sein?" Gleich nachgeschnitten wird Prof. Dieter Hermann als Berliner Astronom (und aus dem Wissenschafts-Beirat der GWUP!) und wissenschaftliche Kapazität der Archenhold-Sternwarte. Hermann spricht allgemein über die Möglichkeit von Leben im All, suggestiv wird dies aber gleich mit diversen SF-Filmszenen (Alien, ID4) dargeboten, als seien die "Experten" davon überzeugt, dass das Leben im Weltraum nicht unbedingt menschenähnlich sein muss. Der Betrachter bekommt den starken Eindruck, als sei das fremde Leben im Kosmos bestätigt und realer Gegenstand der wissenschaftlichen Arbeit. Off-Kommentar: "Leben im Universum ist also vielfältig und muss auch nicht immer freundlich sein." Warum sollen die Aliens nicht auch der Erde einen Besuch abstatten. Die Zeitungsberichte über UFO-Sichtungen seien hierfür schlichtweg der Beweis...
Obwohl nur UFO-Meldungen im Zeitungsschlagzeilen präsentiert werden, hören wir, dass die Zeitungen angeblich von Kontakten mit Außerirdischen voller entsprechender Berichte seien. Deswegen sei es "ohne Zweifel", dass die Erde "Schauplatz der Begegnungen mit der dritten Art" ist! Rudi Nagora, ein anonymer Fluglehrer, Dr. Johannes Fiebag, Maria Struwe und Dieter Spöttle sind hierfür Zeitzeugen, was sie erleben "wiederholt sich auf unserem Planeten seit Tausenden von Jahren". Zur Analyse dieser Erfahrungen, müssen die UFO-Berichte gesammelt und ausgewertet werden, fordert der Sprecher (während wir britischen Kornkreis-Piktogramme sehen, die scheinbar ganz selbstverständlich UFO-Spuren sein sollen). Natürlich, "wenn Experten dies tun, kommen sie zu erstaunlichen Erkenntnissen". Diese Experten sind die Reihe nach Illobrand von Ludwiger (Experte der MUFON-CES), Andreas Haxel (UFO-Experte von der DEGUFO), Frank Michael Arndt (Dogon-Experte), Walter-Jörg Langbein (Theologe) und Erdogan Ercivan (Experte für Geheimnisse der Vergangenheit).

Von Ludwiger erklärt dem Publikum, dass wohl kaum nur eine fremde Zivilisation hierher kommt, zudem hegt er Zweifel an der ETH, weil "im Mittel" eine UFO-Sichtung gerade einmal "zehn Minuten" dauert, was man sehr gut anhand der "Radarbilder" erkennen könne. Was will eine fremde Zivilisation für nur zehn Minuten bei uns? Ihm ist dies völlig unverständlich. Dies erbringt neue Fragen mit sich (wir sehen Ausschnitte aus den Fry-Filmen, wozu es keine Fragen mehr gibt), die es zu beantworten gilt. Bis dorthin aber bliebe nur das akribische "Sammeln und Analysieren von Beobachtungsberichten". Wie zum Beispiel das Greifswald- Phänomen. Von Ludwiger hierzu: "Das Interessante ist ja auch, dass bei diesen Objekten in Greifswald, kleinere Objekte rein- und rausgeflogen sind - das war nicht einfach nur Leuchtspurmunition, die würde dann durchfliegen oder darin explodieren." Wo hat er nur die Idee von "Leuchtspurmunition" her???
[Ähnliches hören wir auch von anderen UFO-Propagandisten in Sachen Miniatur- Heißluftballone wieder und wieder, die uns dann vorwerfen, wir würden UFOs als Luftballons erklären. Es wird nicht richtig zugehört, das "Nein-Nein-Nein, es darf nicht sein"-Vorurteil platziert und ideologisch der gesunde Menschenverstand und die Logik dichtgemacht.] Wir sehen, auch der Herr der UFO i.e.S. scheint immer noch nicht die Bereitschaft gefunden zu haben, einmal unser Material hierzu zu studieren, was uns sehr befremdlich erscheint. Nun gut, neues Videomaterial soll also alles belegen, was wir soeben hörten. Die Moderation fragt sich so: "Welche Intelligenz steckt hinter den Lichtern?" Wir sehen den Film der Familie Domröse (Zeugen eines Phänomens) und ihre verhaltenen Aussagen. Doch der neue Film stammt angeblich vom 15. Mai 1993, also fast drei Jahre nach dem ursprünglichen Ereignis. Die "rein- und rausfliegenden" Objekte sind hierbei immer noch nicht zu sehen! Es nähert sich zwar ein Licht waagerecht an, verglimmt aber knapp vor der traubenförmigen Erscheinung, macht weder eine Kurve in der Traube, noch kommt es irgendwo versetzt dazu wieder aus jener heraus. Der RTL2-Off-Kommentator sieht genauso wie der MUFON-CES-Leiter mehr als als wir: "Man kann deutlich erkennen, das wie im Fall Greifswald ein kleines Licht in die großen hineinfliegt. Experten sind davon überzeugt: Leuchtspurmunition kann nicht drei Stunden brennen und Fluggeräte, wie wir sie kennen, sind ebenfalls ausgeschlossen. Nur, was ist es dann?" Zeuge Bernd Domröse ist sich gar nicht sicher, "ob dies UFOs waren, es war jedenfalls unnütürlich". Natürlich sind an übergroßen Fallschirmen hängende Signalfackeln für den Durchschnittszeugen unnatürlich. Und mehr sieht man auch auf dem neuen Filmmaterial nicht.
Rudi Nagora spielt das Spiel weiter, welches er in Gang setzte und berichtet uns von seiner vorgeblichen Fliegenden Untertassen-Sichtung, nebst seiner Geistesgegenwärtigkeit des Griffs zur Kamera. Erstmals erfahren wir hier, dass die Untertasse nach der fotografischen Dokumentation auf Nagora zukam, so nahe, dass er befürchtete, "jetzt kommen sie und nehmen mir meine Kamera weg". Angst überkam ihn, ein "fürchterlicher Zustand". Doch dann hat es sich doch mit einem Ruck verzogen. Die Echtheit des Fotomaterials konnte nie widerlegt werden, hören wir im Kommentar! Im Gegensatz zur Hynek'schen Definition wird hier aus dem Fall eine CE III-Erfahrung gemacht. Nagora sagt aus, nicht zu wissen, was sein Objekt war und woher es kam, er nimmt an, es "kam nicht von dieser Erde". Für den RTL2-Filmemacher ist es klar, wenn also diese Objekte nicht von der Erde stammen, dann "fliegen sie nicht nur, sondern werden auch landen". Hier kommt Experte Haxel ins Spiel, der einen UFO-Landeplatz im Lahntal bei Obernhof kennt. Auf einer abgelegenen Wiese entdeckten Wanderer im März 1993 merkwürdige Spuren, "ähnlich den englischen Kornkreisen". Selbst nach fünf Jahren war der zentrale Kreis noch zu erkennen, wird uns gesagt. Das Fotomaterial hierzu ist aber eher dürftig und lachhaft. Haxel: "So sehen wir uns in der Annahme zunehmend bestätigt, dass dies nicht Landespuren, sondern Spuren sind, die von einem UFO, also Flugobjekt, verursacht wurden, die seit Anfang der Neunziger Jahre häufig als Dreiecks-UFOs gesichtet wurden." Können Sie aus diesem analytischen Unfug irgendetwas sinnvolles entnehmen? Und schon wird ein weiterer UFO-Beweis nachgeschoben, die Eiskristall- Aufnahmen der amerikanischen STS-48-Mission... Natürlich gilt auch hier noch das alte ufologische Märchen, dass man hier ein UFO mittels einer Waffe aus der SDI-Technikbeschossen habe. Trotz dieser Bilder gibt es für die US-Regierung kein offizielles UFO-Problem, jeder Zuschauer ohne Hintergrundkenntnisse wird natürlich sofort diese Aussage als das verstehen, was sie auch kontextmäßig zu bedeuten hat: als ironische Anmerkung. Haxel liefert auch gleich die fachmännische Bekräftigung: "Aus Gründen der nationalen Sicherheit hat man die UFO-Untersuchungen im geheimen durchgeführt. Man hat den Volk Informationen vorenthalten."

Wenn schon vom Boden aus "rätselhafte Beobachtungen" gemacht werden, dann müssten doch auch Piloten UFOs gesehen haben. In der Tat, heißt es hier, "Piloten sollen die Personen sein, die die meisten UFO-Beobachtungen machen" (was offensichtlicher Unfug ist). Hinzugefügt werden ein paar Tageslicht-Himmel- Bilder mit blauem Himmel, einen hellen undefinierbarem Etwas und ein paar Wolken - schaut aus wie ein Wetterballon am Himmel.
Insgeheim beschäftigten sie sich mit diesen Dingen, zu groß sei die Gefahr, von ihren Fluggesellschaften als Spinner angesehen zu werden und die Fluglizenz zu verlieren. Heinz K., Fluglehrer und Pilot aus Norddeutschland, berichtet uns abgewandt und mit verzerrter Stimme, dass die Firmen nicht in den Ruch kommen wollen, dass ihre Mannschaften "solche Dinge" sehen. Dafür aber sind erstaunlich viele Piloten-Meldungen bekannt geworden... Off-Kommentar: "Aber nicht nur Fluggesellschaften diskriminieren, in vielen Teilen Deutschlands werden Menschen mit mysteriösen Erlebnissen belächelt. Pure Existenzangst treibt diesen Fluglehrer und Piloten dazu, sich nicht offen zu zeigen." Er hat nämlich haarsträubende Beobachtungen auf Korsika gemacht. Heinz K. sah mit dem Fernglas ein großes, gleichschenkliges Dreieck, welches in seinen Spitzen starke Lichtquellen besaß. Das nicht-irdische Flugobjekt war 80 m breit und 50 m hoch. Dann verschwand das Objekt und auf der nahen Militärbasis soll "helle Aufregung" geherrscht haben: Zahlreiche Kampfflugzeuge stiegen auf und der zivile Luftverkehr wurde gesperrt. Mehr erfahren wir nicht, kein genaues Datum, keine genaue geografische Örtlichkeit, keine Uhrzeit, einfach nichts. Aus diesem Grunde verbleibt diese anonyme Darstellung als nichts mehr als eine Anekdote.
Schnell ist der Film vom Zivilflugwesen in den militärischen Bereich abgetaucht, kein Wunder, sollen doch Kampfflieger schon zur Beobachtung und Bekämpfung von "undefinierbaren Objekten" eingesetzt worden sein, was sicherlich stimmt. "Fast jedem Kampfjet-Pilot wird ein Maulkorb verpasst", erfahren wir einmal mehr verblüfft. Für den "Maulkorb-"Erlass sind jedoch auch hier verdammt viele Einzelfall-Darstellungen bekannt. Der ehemalige iranische Pilot Major Jafari wird so zu Worte gelassen, um in groben Zügen seine Begegnung zu schildern, aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich hierbei um den berühmten Teheran-Vorfall vom 20.9.1976 (siehe hierzu auch unsere Dokumentararbeit Angeklagt: Der UFO-Beweis). Solche Berichte analysiert von Ludwiger. Schon blättert er vor der Kamera in seiner Sammlung von Radarbildausdrucken, zu dem es aber den irreführenden Kommentar gibt: "Sie belegen die Beobachtungen der Piloten." Beispiel aus dem Raum des Züricher Flughafens: Je weniger Flugbetrieb herrscht, desto mehr "tummeln sich die UFOs". Alle rasen sie auf einer Kreisbahn um den jeweiligen Radarposten herum, also genauso wie der technische Abdeckungsbereich eines Rundum-Radars es ermöglicht (was wieder ein Indiz dafür sein sollte, dass da ein kausaler Zusammenhang mit der Radar-eigenen Technik besteht!). von Ludwiger selbstsicher: "An Fehlern des Radargeräts liegt's nicht." Sein Kollege Wolfgang S. gab da aber was ganz anders kleinlaut zu: Mehr als 50 % gehen eben auf solche Fehler zurück, dies erfährt der Zuschauer natürlich nicht. Wie auch immer, von Ludwiger bestätigt, dass das Verhalten dieser puren Radar-Artefakte völlig anomal ist: Zickzackbewegungen mit unglaublicher Geschwindigkeit (10 G), vertikales Auf- und Niedertanzen im Überschallbereich sowie gleichzeitiger Vorstoß in die Tiefe des Raumes. Derartige oszillierende UFO-Manöver werden visuell aber nicht durch optische Sichtungsberichte parallel einher bestätigt! Rund um den 'befallenen' Radarstationen müssten doch fortlaufend Überschall-Knalls ertönen, was aber wieder einmal nicht gemeldet wird. RTL2 fragt so unter dem Filmmaterial der Fry- und Adamski-Streifen: Doch woher kommen diese Fluggeräte? Von welchem Stern stammen sie, von welcher Intelligenz werden sie gesteuert und was wollen sie auf unserem Planeten?
Diese Fragen scheint auch Prof. Hermann zu beschäftigen, wenn man dem Film und seiner Schnitt-Technik trauen will. In Wirklichkeit berichtet er nur davon, dass die Astronomie mittels Teleskopen keine Planeten in der Umgebung von Fixsternen ausmachen kann. Und schon gibt es wieder einen Sprung: Es ist gar nicht mal nötig, soweit ins Weltall zu blicken, um Leben zu finden. Leben gab oder gibt es direkt vor unserer Haustür! Auf dem Mond fand man Wasser und auf dem Mars gab es apokalyptische Sintfluten.
Etwas überholt bringt Hermann hier den Mars-Meteoriten ALH 84001 ein, der inzwischen als außerirdischer Lebensträger wieder ziemlich abgeschrieben ist. Wild wird hier irgendwelches astronomisches Bild- und Grafikmaterial reingezogen, nur um die Bildlücken zu füllen - übrigens ein durchgängiges Konzept dieser Sendung. Rücksturz zur Erde: Hier gab es in den letzten 600.000 Jahren genug Rätsel, die es zu knacken gibt. Hermann wird hier eingeblendet: "Es gibt natürlich immer Phänomene, auch in der Geschichte, die wir schwer verstehen, die erst durch Forschung und von Kenntnis von mehr Fakten richtig eingeordnet werden können." Es wirkt so, als habe er es hier von den UFOs und Aliens und nicht von wissenschaftlichen Problemstellungen aus der Astronomie oder Physik, was sein Anliegen war. Diese Suggestion oder gar Manipulation fällt dem uninformierten Zuschauer nicht auf ist aber schwerwiegend, insbesondere deswegen, weil Hermann's Aussagen hier einen unterstützenden Charakter für den Kontext der Ausstrahlung gewinnen!
Ruckzuck sind wir, irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen, bei den Dogon in Mali, die ja seit Jahrhunderten ein hervorragendes Wissen über das Sirius-System besitzen. In einer vor der Öffentlichkeit versteckt gehaltenen "Hirsebrei-Skizze" (???) sollen alle Geheimnisse aufgezeichnet sein. Deswegen könnten selbst die berühmtesten Astronomen bei den Dogon "noch die Schulbank drücken". Off-Kommentar: "Woher haben die Dogon ihr Wissen? Diese Frage können sie selbst nicht beantworten." Natürlich wird es sofort prä-astronautisch und wir landen in der Nazca-Ebene, bei den Pyramiden von Mexiko und sonstwo. Geheimnisse überall, bei denen die Experten wie Langbein davon ausgehen, dass sie Denkmäler von Außerirdischen sind sind: "Die Überlieferungen und Mythen haben recht, Außerirdische waren tatsächlich hier." Auch Erdogan Ercivan klopft auf diesen Busch, wenn er alte Schriften "interpretiert". Für ihn besuchen uns die Außerirdischen seit Jahrtausenden, weil fast "alle Mythologen darauf hindeuten". Doch er setzt der alten EvD-Idee noch eines drauf und spinnt die Story faszinierend weiter: Im ganzen Universum herrscht große Raumschiff-Betriebsamkeit und selbst unbewohnte Planeten werden heimgesucht. So soll es vor 600.000 Jahren auch auf Erden geschehen sein, als Siriusianer herbeikamen und mittels Gentechnologie uns Menschen zeugten. Wir sind also Versuchskaninchen für Aliens. Und Außerirdische haben fast alle Religionen unserer Kulturen geprägt. Schwupps, und schon sind wir bei den Greys und UFO-Entführten angelangt:
"Fest steht, dass wir nicht nur von Aliens besucht werden, die fremdartigen Wesen entführen auch einige wenige Menschen." Eine wilde Kollage von typischen, künstlerisch-aufbereiteten Entführungs-Szenarios hämmert uns ein, was wir darunter zu verstehen haben, was da (keineswegs) so "fest steht". Hier kommt natürlich Entführungsspezialist Jo Fiebag ins Gespräch. Doch zunächst sehen wir Frau Heidi Stein aus Bayern, die eine Begegnung der dritten Art hatte. An einem Oktoberabend fuhr sie von ihrem Geschäft nach Hause, dabei wurde sie von einem riesigen UFO verfolgt. Es bestand aus vier ganz große Lichter. Das unheimliche Objekt verhielt sich scheinbar intelligent, hielt die Frau in ihrem PKW an, stoppte es ebenfalls, fuhr sie wieder an, wurde sie von der Erscheinung begleitet.
Kurz vor ihrem Haus stieg die Zeugin aus, das UFO schwebte bereits über dem Haus. Die Observation dauerte ca. 15 Minuten. Dann verschwand das Objekt wie ausgeschaltet. Das Ganze war für sie "fast so wie ein Schock". Für RTL2 zeichnet sie die Erscheinung auf, ein ovales Gebilde mit jeweils vier Lichterreihen am Rand jeder Seite. Künstlich wird diese Story erweitert:
Als diese Sichtung geschah, war die Frau im vierten Monat schwanger. "Trotzdem hat sie ihren Sohn gesund zur Welt gebracht", dramatisiert der Sprecher völlig unnötig. Nach diesem Geschehen veränderte sich das Leben der Frau Stein scheinbar völlig, weil sie jetzt alles anders machen wollte.

Georg Spöttle joggt als Kriminalbeamter durch Berlin und war Opfer fremder Kräfte, die Geschichte kennen wir. Dr. Johannes Fiebag ist der Abductions-Spezialist in Deutschland, "er sammelt seit Jahren die Fälle und wertet sie systematisch aus". Weltweit taucht dieses Phänomen auf, doch alle Betroffenen haben ein Problem: Diese Geschehnisse lassen sich nicht zweifelsfrei beweisen. Der Geologe berichtet davon, dass da Frauen von Aliens künstlich befruchtet werden, das Embryo dann in ihnen aufwächst und ihnen nach einigen Monaten wieder mittels einer Entführung genommen wird, was natürlich ein "traumatisches Erlebnis" freisetze. Wie immer in diesem TV-Beitrag der merkwürdig-unobjektiven Art quellen geradezu mit suggestiver Wirkung die Bilder und Grafiken aus der Glotzkiste ins Wohnzimmer der Zuschauer. Off-Kommentar:"Dies ist eine Konstante in vielen Berichten: Willenlos ausgeliefert einer übernatürlichen Kraft."
Über den Bildern von Missgeburten wird sogar ein neues Konzept freigesetzt: Nicht alle diese Hybrid-Züchtungen werden wieder entnommen, sondern manche Frau kann ihr graues Alien-Baby austragen, aber immer sterben diese vorzeitig ab und der entbindende Arzt erkennt nicht, dass dies Aliens sind. Was Fiebag als "eine Gefahr" ausgibt. Die Geburtshelfer und Ärzte wissen ja nicht um die Entführungs-Szenarien und missachten so den tatsächlichen Hintergrund der Ereignisse und deuten plötzlich Missgeburten nur als Missgeburten und nicht als Alien-Babys. So einen Quatsch hat man selten so ernsthaft rübergebracht gehört. Maria Struwe wurde von fremden Wesen missbraucht und ist Opfer einer solchen Entführung, heißt es hier. Tausende Frauen erfahren so etwas, wird der Zuschauer belehrt. Füllmaterial der total unnötigen Art ist plötzlich gegen Schluss eingebracht. Industrie- und sonstige Arbeits- sowie Hilfs-Roboter werden als technischer irdischer Fortschritt feilgeboten, um deren Zukunft von Ludwiger "ganz wirr im Kopf" wird. Bei RTL's FUTURE wäre diese ein paar Minuten laufende Sequenz besser untergebracht gewesen. Wie auch immer, der Off-Kommentator fragt, ob es denkbar sei, dass die undefinierbaren Flugobjekte von Robotern gesteuert werden und ob dies die technische Erklärung für UFOs sei. Diverses SF-Filmmaterial hierzu überbrückt uns die Wegstrecke. Und schon ist wieder Robo-Experte von Ludwiger mit seiner kypernetischen Vorstellungswelt als UFO-Experte gefragt, der von der Möglichkeit fabuliert, dass künftige Roboter-Zivilisationen auf der Erde vielleicht Wege finden werden, um in die menschliche Vergangenheit zurückzufliegen (ein Muster hierfür wird gezeigt: die Nagora-Autoradkappe). Selbst der RTL2-Moderator nennt dies "eine kühne Behauptung, doch wenn wir alle UFO-Berichte analysieren, dann ist diese Theorie nicht mehr undenkbar... Der Mensch beherrscht in Zukunft perfekt Raum und Zeit. Und da fällt auch die Erklärung der UFOs von heute nicht mehr schwer." Physiker von Ludwiger schließt also ab, um seine Lieblings-Phantasie vorzustellen: "Möglicher Weise handelt es sich bei den unidentifizierbaren Objekten um Projektoren, die sich aus dem Raum herausprojizieren und gar nicht mehr im Raum sind, während sie diese Ortsversetzung machen und dann an einer anderen Stelle wieder herunterkommen."

Bis dahin jedoch wird noch mancher Perry Rhodan-Roman geschrieben werden, vorerst jedoch wollen die MUFON-CESler ein anderes Projekt angehen. Mittels Videoüberwachung wollen sie dem Unbekannten näherkommen. Ein Computer soll eine UFO-Bewegung erfassten und eine Kamera automatisch auf das auslösende Objekt aussteuern. Sensoren sollen jede magnetische Veränderung der Umwelt registrieren, zusätzlich wird noch die Radioaktivität erfasst. Off-Kommentar: "All diese Messgeräte sollen schon bald an Wetterstationen installiert werden." Von Ludwiger hofft, "gewisse fremdartige Gebilde" damit einfangen zu können: "Ich nehme an, dass die Skeptiker dann, wenn wir wirklich etwas finden sollten, überzeugt sind, dass da etwas vorhanden ist." Herr von Ludwiger, dies ist etwas viel der Ehre, wenn Ihre Truppe sich extra wegen uns soviel Mühen machen sollte, um automatische UFO-Registrierstationen aufzubauen. Wie bekannt gab es bereits in der Vergangenheit diverse Projekte genau dieser Art in Amerika wie auch in Europa, gescheitert sind sie alle und sie entpuppten sich durchweg als Luftschlösser.
Prof. Hermann wird es aus dem Sessel geworfen haben, als er dann direkt anschneidend nachgeschoben wird, um als ufologisches Aushängeschild und Unterstützungsinstrument für MUFON-CES-Ideen herzuhalten. Off-Kommentar: "In Deutschland muss sich die Forschung mehr um diese Phänomene kümmern. So die Meinung von vielen. Auch von Astronomie-Professor Hermann: Der Staat müsse Geld investieren, nur so lösen wir das spannendste Rätsel unserer Zeit. Die Wissenschaftler jedenfalls sind neugierig auf das Unbekannte, was uns noch erwartet." Hier geht es deutlich um die Vorsätze des Inhalts dieser Sendung, den UFOs und den außerirdischen Besuchern, bei denen es des Films nach ja fest steht, dass sie hier sind. Prof. Hermann dann direkt nachgeschnitten: "Es wäre vermessen zu glauben, wir wären am Ende unserer Weisheit angekommen. Ich denke, das Universum ist so vielfältig, mit allem was dazugehört, dass man eigentlich niemals wirklich an ein Ende ankommt..., dass man niemals sagen kann, wir wissen alles über diese Objekte." Ohne Zweifel hört sich dies so an, als würde sich Hermann für MUFON-CES aussprechen und wäre ihr gar verbunden. Dies ist nicht richtig, ja total falsch. Hermann sprach sich nämlich über die astronomischen Rätsel des Universums und die astronomischen Körper aus, nicht aber über UFOs und Aliens, wie es hier manipulativ eingebracht wurde!
Wir waren ob dieser Sendung völlig empört und auch in GWUP-Kreisen war man ob des Wirkens eines Mitglieds des Wissenschafts-Beirats in diesem Film mehr als erstaunt, gerade auch weil im Vorfeld der "Dokumentation" weder CENAP, GEP noch GWUP angesprochen wurde - die drei bekanntesten sachkundigen Organisationen Deutschlands mit kritischem Verstand im UFO-Feld. Um so umwerfender waren dann die Folge-Wirkungen. Publikumsanfragen bei RTL2 nach Verbindungsaufnahme zu UFO-Forschern wurden an Werner Walter vom CENAP vermittelt! Natürlich war dies gerade auch wegen dieser missratenen Sendung nicht verkehrt, zeigt aber gleichsam auf, dass RTL2 uns wohl kannte (kein Wunder nach einer mehrfach wiederholten RTL2-Exklusiv-UFO-Reportage, wo Werner Walter als Berater fungierte), aber dem Autoren der Sendung offenbar Auflagen machte, in welche Richtung es dieses Mal "zoomen" sollte. Der Pilot zur neuen RTL2-Reihe ZOOM - X-tra war nicht nur wegen den schäbigen 0,4 Millionen Zuschauern ein Flop, sondern auch wegen dem ausgezeichneten Mangel an Objektivität, zu dem noch ein gewaltiger Schuss Suggestionskraft und Manipulation hinzugefügt wurde, um ein UFO-Fandom-reifes Produkt der Alien-vernarrten Fangemeine vorzusetzen.
Selbst mit besten Absichten kann man dieser Sendung nicht zugestehen, sie sei "weder Fisch noch Fleisch" gewesen, sondern sie war schlicht und einfach für uns ein stinkender Fisch. Die Handschrift von MUFON-CES war deutlich in dem Film zu verspüren gewesen, was sicherlich auch Illobrand von Ludwiger einige Genugtuung versprach, nachdem er in den letzten Jahren einige gewaltige Medien-Watschen abbekommen hatte (Focus Nr.26/1995: "Illobrands Irrtum"; Spiegel Nr.43/1994: "Wenn Physiker am Computer spielen...") Wir erinnern daran, dass die offiziellen Vertreter dieser privaten UFOlogen- Vereinigung sich bereits mehrfach für die staatlich-geförderte UFO-Untersuchung aussprachen, Andreas von Retyi hieb im UFO-Kurier Nr.44 für Juni 1998 in seinem Editorial an die "Lieben UFO-Freunde" in die selbe Kerbe und bedauerte, "dass im Bereich der UFO-Forschung nun leider eben keine offiziellen Programme mit öffentlichen Geldern existieren, dass kein Wissenschaftler oder Wissenschaftlerteam einen offiziellen Forschungsauftrag erhält, um später die Ergebnisse offiziell auf den Tisch zu legen... In unserem speziellen Falle ist die Forschung auf private Mittel angewiesen, und so sollte sich wirklich niemand wundern, wenn sich die Erforschung des so ungemein komplexen UFO-Phänomens derart schwierig gestaltet." Dabei wird geflissentlich übersehen, dass a. es bereits staatlich- geförderte UFO-Programme gab (Blue Book, Condon-Report, GEPAN/SEPRA) die unter wissenschaftlicher Mitwirkung liefen und b. die Amateure der nun 50jährigen UFOlogie selbst schon ungeheuer viel leisteten (weswegen es sogar Leute gibt, die von der "freien Akademie der UFOlogie" in diesem Feld sprechen). Weder eine Fliegende Untertasse, ein Alien, eine Cola-Büchse aus Andromeda, ein Zeit- oder Dimensions-Taucher noch ein definitiver Kugelblitz-Ableger aus der Earthlight-Fraktion konnte dabei zweifelsohne und unzweideutig dem wissenschaftlichen Establishment zugeführt werden. Also muss doch was an der UFO-Konzeption, am Vorstellungsbild betreffs UFOs nicht stimmen! Ganz im Gegenteil ist das UFO-Feld nach wie vor eines der größten widersprüchlichen Debatten zwischen UFO-gläubigen Esoterikern, Freunde des Phantastischen, a priori-Neinsagern und einigen wenigen ernsthaften Forschern, die auf beiden Seiten des Pro- und Kontra-UFO-Parlaments stehen. Laien, Amateure wie im Hauptberuf als wissenschaftlichen Personal fungierende Personen sind fast durchweg Freizeitforscher, nur einige wenige Schriftsteller, Buchautoren und Journalisten verdienen sich ihr Brot mit der UFOlogie (und dann freilich fast auf BILD-Niveau, um überhaupt leben zu können - ja, Babylon ist überall).
Das Studienfach "UFO-Forschung" gibt es nirgends auf der Welt, niemand kann in UFOlogie promovieren und Scheine vorlegen. Egal ob er Einzelhandelskaufmann, arbeitsloser Chemiker, Techniker bei der Post oder Systemanalytiker bei einer Firma der Aerospace-Industrie ist. Autodidaktisch muss man also selbst lernen, studieren, erkunden und dann auf Forschung gehen. Das Studienmaterial ist frei am Markt erhältlich: Die UFO-Presse. Was man daraus macht und wie man dies in die Forschungs-Praxis hinüberzieht ist der Anbeginn eines erfahrungs- wissenschaftlichen Prozesses namens Empirie. Doch diese empirische Angehensweise versagt zumeist in der praktischen Anwendung, sobald ideologische Überzeugungen und Dogmen ins Spiel kommen - der heimliche Freund des Phantastischen uns als Teufel in Herz, Hirn und Verstand alles zunichte macht. Davor ist niemand gefeit, egal welche schönen Titel aus der realen Welt auf der Visitenkarte des ufologischen Zauberdoktors stehen mögen und in welch hoher beruflicher Position oder sozialanerkannter Stellung man salbungsvoll den Akademiker heraushängt. Vorsicht: Die Blender und die Verblendung sind überall. Flops und Reinfälle sind nämlich auf der dunklen, anderen Seite der glitzernden Visitenkarte verzeichnet - jene weisen ein gerütteltes Maß an Gutgläubigkeit und Naivität auf. Aber davon wird nicht gesprochen... Mehr Schein als Sein ist oberste Priorität in unserer Ellenbogen-Gesellschaft, auch im trüb-grauen Feld der Pseudowissenschaften hat das Prinzip längst Einzug gefunden, man darf es nur nicht offen zeigen. Hinter den Kulissen jedoch findet ein Hauen und Stechen statt.

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