That's Entertainment! Das UFO-Coverup im TV

Zu unseren angestellten Überlegungen passt geradezu ideal ein Beitrag von Philip J. Klass in der Nov./Dez.1996-Ausgabe des Skeptical Inquirer. Hier klagt er darüber, dass die (amerikanischen) Fernsehsender willendlich alle guten Beweise ignorieren, die ihren pro-gestimmten UFO-Aliens entgegenstehen:

Seien Sie nicht überrascht oder schockiert, wenn Sie feststellen, das ein guter Freund - er mag durchaus gebildet und intelligent sein - an UFOs glaubt oder die US-Regierung im Verdacht hat, sie würde alles um eine abgestürzte außerirdische Maschine und ihren ETs seit fünfzig Jahren unter Verschluss halten. Seien Sie auch nicht überrascht, wenn Ihr respektierter Freund oder sogar ein Familienmitglied davon überzeugt ist, dass die Aliens Tausende von Menschen bereits entführt haben und mit ihnen schreckliche Dinge taten. In Wirklichkeit sollten Sie über sich selbst erstaunt sein, wenn Sie nicht an abgestürzte Fliegende Untertassen, Alien-Abductions und dem Regierungs- Vertuschungsmanöver glauben, obwohl sie jede Woche ein paar Stunden lang beim Fernsehen damit konfrontiert werden. Da laufen viele Sendungen in der der Glaube an die Realität von außerirdischen UFOs, diesbezüglichen Regierungs-Konspirationen und Entführungen gefördert wird. Und diese Programme haben recht gute Einschaltquoten - Millionen von Zuschauern jeweils. Aufgrund des Erfolgs erfolgen Wiederholungen, die wiederum gut angenommen werden.
Keine Frage, das Fernsehen wurde zum einflussreichsten Medium hinsichtlich dem, was die Leute denken und glauben sollen. Dies erklärt auch, weswegen Milliarden von Dollar jährlich von der Werbebranche aufgewendet werden, um den Zuschauern zu sagen das XY-Bier besser schmeckt als alle anderen - der Verkaufserfolg ist dadurch vorprogrammiert. Laut einer jüngsten Umfrage für das Magazin Business Week stellte man fest, das unsere Kinder zwei Mal solange ins TV schauen, als sie in der Schule sind. 
Kennen Sie das Kunstproblem mit dem "Audi 5000"? 1978 wurde der Audi 5000 in den Markt eingeführt und während der nächsten vier Jahre hatten dreizehn Besitzer des millionenfach verkauften PKWs technische Probleme mit ungewollten, plötzlichen Beschleunigungen. Im November 1986 machte CBS in der Sendung 60 Minuten daraus ein ganz großes Problem und plötzlich meldeten sich innerhalb von vier Wochen 1.400 Personen, die auf einmal das selbe Problem mit ihrem Audi 5000 haben wollten. Der National Transportation Safety Board musste der Sache natürlich nachgehen und stellte eine aufwendige Untersuchung an. Es gab schließlich kein derartiges Problem, sondern nur Fahrerfehler, anstellte der Bremse hatten die Leute das Gaspedal getreten. Ein weiteres Beispiel: Vor einigen Jahren wurde ein Mann weltberühmt, weil er eine Nadel in einer Pepsi-Cola-Dose gefunden haben will. Und plötzlich meldeten sich weitere fünfzig andere Leute, die ebenfalls Nadeln in ihren Cola-Büchsen gefunden haben wollen. Die Untersuchung zeigte auf, das alle diese Berichte falsch waren.

Die TV-Gehirnwäsche der öffentlichen Meinung betreffs UFOs findet nicht nur in NBC's Unsolved Mysteries und Sightings von Fox statt, sondern auch in so angesehenen Programmen wie 48 Hours von CBS und jenen die CNN's Larry King leitet. Die Problematik liegt darin, das derartige Sendungen den TV-Nachrichten nachgeschaltet sind und von Leuten wie Dan Rather moderiert werden. Alle Schwierigkeiten wären verbannt, wenn es begleitende Erklärungen im Vorspann wie "Diese Sendung ist eine einseitige Darstellung zu einem kontroversen Thema und will sie nur unterhalten" gäbe und der Moderator dies nochmals sagen würde. Doch anstelle dessen wird, bestenfalls, kurz ein Einblender wie "Das folgende ist ein kontroverses Thema" gezeigt. Nehmen wir eine typische Folge von Unsolved Mysteries bei NBC zum Untertassen-Absturz von Roswell. In der Sendung vom 18. September 1994 kam sogar ich zu Worte. Vor den Aufnahmen gab ich dem verantwortlichen Produzenten Fotokopien von ehemals top secret-Luftwaffen-Dokumenten, die vormals noch nie gezeigt worden waren und wichtige neue Beweise einbringen, das da keine Fliegende Untertasse in Neu Mexiko abstürzte. Diese Papiere gehen bis auf 1948 zurück und weisen aus, das wenn auch eine ET-Maschine damals 1947 in Neu Mexiko abgestürzt sein sollte, niemand die höchsten Pentagon-Spitzen informierte, die doch als allererste Bescheid wissen sollten. In einem dieser top sectret-Dokumente, datiert zum 10. Dezember 1948 (eineinhalb Jahre nach dem angeblichen Geschehnis!), wird deutlich, dass die Top-Vertreter der Luftwaffe und Marine daran glaubten, dass die UFOs vielleicht sowjetische Spionage-Fahrzeuge sind. Als die einstündige Sendung dann lief, erschien ich nur für zwanzig Sekunden um die frühere UFO-Historie ansprechen zu können - von den Dokumenten, welche die Roswell-Mythe widerlegen können, wurde nichts gezeigt, noch nicht einmal darauf eingegangen. 
Am 1. Oktober 1994 strahlte TNT das zweistündige Special mit Larry King "UFO Coverup? Live From Area 51" aus. Etwa eine Stunde kamen tatsächlich live aus Nevada. In dieser Zeit waren vier Pro-UFO-Vertreter anwesend, die teilweise die wildesten Erklärungen und Statements abgaben. Ein Skeptiker war in dieser Runde natürlich nicht vertreten. Um den Zuschauern die Illusion von "Ausgewogenheit" zu geben, brachte man in die Sendungen Ausschnitte von aufgezeichneten Interviews mit Carl Sagan und mir ein. Sagan bekam fünf kurze Segmente zugesprochen, jeweils etwa 15 Sekunden lang - also gerade mal eineinhalb Minuten insgesamt. Ich durfte vier Mal kurz was sagen und bekam ebenfalls eineinhalb Minuten. Während den zwei Stunden hörten die Zuschauer dann gerade mal drei Minuten skeptische Meinungen und Standpunkte über UFOs, abgestürzte Untertassen und dem Regierungs-Vertuschungsmanöver. Und da Sagan und ich Wochen vorher schon aufgenommen worden waren, konnten wir keineswegs auf den Nonsens reagieren, welchen die vier UFO-Promoter direkt vor der Kamera von sich gaben.
Einige Wochen vor der Sendung war ich im Studio zur Aufzeichnung meiner Erklärungen, dabei übergab ich dem Produzenten Tom Farmer Kopien der oben bereits genannten Dokumente und betonte, dass diese niemals zuvor im Fernsehen gezeigt worden sind. Dennoch: Auch hier wurde davon nichts gezeigt, geschweige auch nur etwas erwähnt. Zum Ende der Sendung fasste Larry King die aufgezeigte TV-Situation mit folgenden Worten zusammen:
"Abgestürzte Untertassen. Wer weiß? Aber deutlich ist, dass die Regierung uns irgend etwas verbirgt..." Nun, tatsächlich war es Larry King und sein Produzent die die harten Fakten vor der Öffentlichkeit zurückhielten. Die Öffentlichkeit hätte eine Chance gehabt zu erfahren, dass die Regierung eben keinerlei Vertuschung um eine abgestürzte Fliegende Untertasse durchführt. Mit den Worten "Wir hoffen, Sie haben heute Abend etwas gelernt und Sie fanden unsere Sendung gleichsam unterhaltend wie auch informativ" ging Larry King dann vom Sender. Wenn Sie wirklich ein echt "informatives" Programm über UFOs sehen wollen, werden Sie sicherlich die Science Frontiers auf dem The Learning Channel anschauen. So jedenfalls denken Sie. Aber auch diese Überlegung ist leider falsch. Letztes Frühjahr produzierte man dort die einstündige Sendung "UFO", doch kein einziger der dafür interviewten Experten war ein Skeptiker. Gut, der britische Produzent schickte eine Crew sogar nach Washington wo ich wohne, doch man interviewte dort den Pro-UFOlogen Fred Whiting, dem man dann drei Minuten Sendezeit gab da er versicherte: "Ja, es gibt tatsächlich eine Vertuschung." Mich fragte man erst gar nicht nach einem Interview.

Anfang 1994 erhielt ich einen Telefonanruf des Chefredakteurs der CBS-Sendung 48 Hours, der mitteilte einen Beitrag über die abgestürzte Untertasse von Roswell zu drehen und darum bat Mitte April aus New York herbeikommen zu können, um mich zu interviewen. Ende März besuchte ich Roswell wegen der Erstveröffentlichung und Premiere eines neuen Roswell-Buchs. Ich war wenig überrascht dann dort die CBS-Crew von 48 Hours anzutreffen, die dann auch gleich das Interview mit mir machte. In der Bemühung die Zuschauer über die 1948er top sectret-Dokumente zu informieren, holte ich sie hervor und hielt direkt vor die Linse der CBS-Kamera. Und ich versprach dem Redakteur, er würde von mir weitere brisante Dokumente erhalten, wenn er zu mir nach Washington für das eigentliche Interview kommen werde. CBS ließ sich niemals sehen und wenn die von Dan Rather moderierte Sendung dann ausgestrahlt wurde, war ich ganz weggeschnitten worden. Kinder und ihre Eltern werden eine ähnliche Gehirnwäsche erfahren, wenn sie das neue "Tomorrowland" von Disney World in Orlando besuchen. Eine Abteilung dort nennt sich "Alien Encounters and Extra-TERRORestrial Experience". Um dafür auch ordentlich Werbung zu machen, produzierte Walt Disney Inc. eine einstündige TV-Sendung für ABC mit dem Titel "Alien Encounters from New Tomorrowland". Die Sendung steigt mit einigen kurzen Heimvideo-Aufnahmen von falschen "UFOs" ein, während der Sprecher verkündet: "Dies ist kein Sumpfgas. Dies ist kein Vogelschwarm. Dies sind echte Raumschiffe aus anderen Welten, gesteuert von fremden Intelligenzen. Intelligentes Leben aus fernen Galaxien versucht nun den offen Kontakt mit der menschlichen Rasse herzustellen. Heute Abend sehen Sie hier den Beweis." Natürlich wurde in der Ausstrahlung der Fall Roswell besonders in Hinsicht auf die Regierungs-Verschwörung betont. Es wurde davon gesprochen, dass sogar Jimmy Carter eine UFO-Sichtung vor seiner Präsidentschaftszeit hatte und wir hörten den Sprecher: "Später, als er dann im Büro des Präsidenten saß, klärte ihn sein Stab darüber auf, das es für ihn nicht möglich sei, etwas über die offiziellen Untersuchungen betreffs den Kontakte mit Aliens zu erfahren." Ganz kurz blendet man dann ein maschinengeschriebenes Dokument ein, wobei gleichfalls die Worte "no jurisdiction" (keine Zuständigkeit) herausgezoomt werden und der Sprecher dazu erläutert: "Wie dieses interne Regierungs-Memorandum illustriert gibt es einige Sicherheits-Geheimnisse, die sogar jenseits der Zuständigkeit des Weißen Hauses liegen." Die Implikation war, dass selbst der Präsident keinerlei Zugang zu den UFO-Geheimnissen hat. In Wirklichkeit jedoch handelte es sich bei dem Memorandum um eine FBI-Antwort zu einer Weißen Haus-Anfrage über die Verwicklung des FBI in UFO-Untersuchungen. Das Memorandum erklärte, dass das FBI "keine Zuständigkeit" für die Untersuchung von UFO-Berichten hat und das Weiße Haus einmal bei der Air Force diesbezüglich nachfragen solle. Den total harmlosen Gesamtzusammenhang bekamen die Zuschauer natürlich nicht mit. Gegen Ende der Sendung sagte der Sprecher zu seinen vielen Millionen Zuschauern: "Statistiken weisen darauf hin, dass die Chancen für einen außerirdischen Kontakt während der nächsten fünf Jahre weitaus höher für eine Einzelperson liegen, als im Lotto einen Gewinn zu machen. Doch wie sollen Sie sich auf solch ein außergewöhnliches Ereignis vorbereiten? Im Tomorrowland von Disney World haben Wissenschaftler und Disney-Ingenieure ein lebendig-wirkendes Szenario aufgebaut, um der Öffentlichkeit zu helfen, lernen zu können, wie sie mit einer unerwarteten Alien-Begegnung umgehen kann." Soweit Phil Klass, der eigentlich Zustände in den USA beschrieb, wie wir sie selbst hierzulande kennen gelernt haben.
Bald darauf kaufte Walt Disney Inc. das ABC-Netzwerk total für sich auf. Es würde mich nicht überraschen, wenn Disney und ABC die UFOs nicht weiter dafür nützen würden, um zum einen mehr Zuschauer an sich zu binden und zum anderen Tomorrowland zu fördern. Dabei war der Name Walt Disney einmal ein ehrenvoller und respektierter Begriff gewesen, auf den ganze Generationen vertrauensvoll setzten. Heute hat der X-Faktor Zuschaltquote und profitable Einnahmequelle die höheren Werte ersetzt und die journalistische Sorgfaltspflicht und Ausgewogenheit in den Keller (= ins Radio) verbannt. 

Die Vertuschung im TV geht weiter...

...meldete Philip J. Klass in der Nov./Dez.1997-Ausgabe des Skeptical Inquirer. Am 30. Juni 1997 hatte es auf dem Sci-Fi-Kanal die zwei Stunden-Sendung "Roswell: Coverups and Close Encounters" gegeben, die aufgrund ihres Erfolgs nochmals eine dreifache Wiederholung in den folgenden Wochen erfuhr. Erstaunlich (?) war hierbei, dass das Team um Produzent David Doyle die Gelegenheit gehabt hätte, einen demolierenden Beweis zu führen, dass am Fall Roswell nichts dran ist. So aber richtete nun Klass den Vorwurf an Doyle, dass dieser einem ganz anderen Vertuschungsmanöver die Tür öffnete - nämlich, selbst die Wahrheit nicht zu sagen bzw. zuzulassen. Was war geschehen?
Doyle nahm am 22. Mai 1997 ein einstündiges Interview mit Klass in Washington, DC für diese Ausstrahlung auf. Besonderes Interesse hatte er an einer Reihe von ehemals "Secret" und "Top Secret" gestempelte gehabt, die nachweisen, das keinerlei außerirdische Maschine nahe Roswell geborgen wurde - oder sonstwo. Doyle wusste von Klass, dass diese Dokumente noch niemals im TV gezeigt wurden und er die Chance hätte, es erstmals zu tun.
Klass gab ihm die Kopien davon zur Hand! Während der Aufzeichnung des Interviews bezog sich Klass auf das ehemalige "Top Secret"-Dokument des Air Intelligence Report # 100-203-79 vom 10. Dezember 1948, also aus einer Zeit mehr als ein Jahr nach dem "Roswell Incident". Hierin wird erklärt, dass die Herkunft der UFOs soweit unbekannt war, aber das Pentagon die Sowjetunion als Herkunftsland verdächtigte. Was blieb aber für die Zuschauer übrig? Der "Top Secret"-Stempel der Akte wurde schnell gezeigt und ein schneller Abschwenker über eine Seite, viel zu schnell als das jemand mitlesen konnte. Sprecher Jonathan Frakes erklärte dem Zuschauer dagegen nicht den Inhalt des Dokuments und führte ihn nicht aus. Und das Interview mit Klass "ging im Schneideraum vollständig verloren". Damit lieferte Klass unfreiwillig ein Papier, welches nur als optisches Futter diente und von dessen explosivem Inhalt der Zuschauer einmal mehr nichts erfuhr!
Während der Arbeit für die gleiche Sendung bezog sich Klass auch auf ein ehemaliges "Secret"-Briefing-Papier für Top-CIA-Vertreter vom 14. August 1952 in welchem verschiedene mögliche Erklärungen betreffs UFOs diskutiert wurden. Klass las vor der Kamera aus der Akte vor: "Die dritte Theorie ist die von den Marsmännern - Raumschiffen -, also interplanetarische Reisende. Auch wenn wir annehmen können, dass es intelligentes Leben irgendwo da draußen geben mag und das der Raumflug möglich sein könnte, gibt es nicht den Fetzen eines Beweises um eine solche Theorie derzeit belegen zu können." Doch wie bei dem Einwurf zuvor, wurde auch hier nur ein 2sekündiger Blick auf den CIA-Briefkopf dem Zuschauer erlaubt und keinerlei Bezug auf den Inhalt genommen, aus dem Klass-Interview wurde einmal mehr nichts verwendet. Frakes erwähnte hierzu kein Sterbenswörtchen. Damit bekam die Eingangssequenz der Sendung "Roswell: Coverups and Close Encounters" eine geradezu zynische Bedeutung: "Es gibt eine Vertuschung. Nach Jahren der Untersuchung können wir sicher sein, dass es zu Roswell eine Konspiration gibt."
Einzig und allein der Twining-Brief vom 24. September 1947 konnte Klass in der Sendung zeigen und wenigstens folgende Erklärung in den zweistündigen Programm abgeben: "Ich bin sicher, dass es da ein Cover-Up betreffs Roswell gibt. Nicht von der US-Luftwaffe, nicht von der US-Regierung, sondern von jenen Leuten die falsche Behauptungen über eine Regierungs-Verschwörung hierzu abgeben. Sie sind jene, die Schlüssel-Informationen vor der Öffentlichkeit zurückhalten." Gezeigt wurde hierzu immerhin der wichtige Abschnitt, worin der "Mangel an physikalischem Beweis in Form von Teilen eines Absturz" bedauert wird, "womit unleugbar die Existenz dieser Objekte bewiesen wäre". Gefolgt wurde dieser kurze Abschnitt des Programms von weiteren 22 Minuten mit Aussagen und Erklärungen von Roswell-Forschern und "Zeugen", weswegen die kurze Erklärung von Klass schnell wieder unterging und in Vergessenheit geriet. Zusätzlich zeigte man Frank Drake vom SETI-Programm und sogar Carl Sagan, die beide sich über die Möglichkeit von Leben im Universum ausließen. Für den Zuschauer wirkte dies so, als würde damit die Möglichkeit unterstützt, als sei eine außerirdische Maschine nahe Roswell abgestürzt. Drake's kritische Aussage zu Roswell verschwand für immer im Schneideraum. Carl Sagan's Segment hatte man aus einer anderen Aufzeichnung aus dem Jahr 1983 in diese aktuelle Sendung eingeschnitten. Die Kommentare von Moderator Frakes gingen gar soweit, um Watergate und Irangate zu umfassen, wodurch der Zuschauer sicher die Überzeugung erhielt, es gäbe auch in Roswell eine Vertuschung, kein Wunder wenn man ihnen wichtige Ex-"Secret"- und -"Top Secret"-Papiere verschwieg.

Willkommen in der Welt der Illusion von Authenzität

C. Eugene Emery jr. (Wissenschaftsredakteur von Reuters) nahm sich diesem Thema im selben Heft des SI an. Er stellt fest, dass die Welt des Fernsehen eine jene ist, "wo die Wahrheit nur ein eher relatives Konzept darstellt".
Hier werden angeblich sorgfältig geprüfte "Beweise" vorgeführt, so dass die Zuschauer angeblich selbst entscheiden können, was sie zu glauben haben. Insbesondere beim Fox Television Network ist jedoch die Entscheidung des Zuschauers betreffs UFOs keiner Rationalität unterlegen, weil man ihm Fakten vorenthält und für dumm verkauft. Jene Verantwortlichen, die im Sommer 1995 den Amerikanern das Fox-Spezial zur "Alien-Autopsie" anboten und es dreimal schamlos in neuen Spezialsendungen aufbereiteten, gingen im Sommer 1997 in eine weitere Offensive um Pseudowissenschaft zu verkaufen.
Am 28. Juli 1997 wurde die "Dokumentar"-Sendung UFOs: The Best Evidence (Ever Caught on Tape) in der Moderation von Jonathan Frakes ausgestrahlt und beinhaltete angebliches UFO-Videomaterial [im CENAP-Videoarchiv enthalten]. Verkauft wurde die Show mit folgendem Spruch: "Sehen wir hier außerirdische Maschinen, geheime Militär-Geräte oder geschickte Schwindel? Entscheiden Sie selbst." Hier wurde unendlich Videomaterial von NLs und DDs aneinandergereiht, zumeist kurze Schnipsel und vor allen Dingen ohne jede weitere Erläuterung und Aufschlüsselung der einzelnen Fälle. Mit diesem Material kann soweit niemand etwas anfangen oder gar der gebildete Mensch eine unabhängige Bewertung vornehmen. Hier wurden archetypische Boulevardblatt-UFO-Konzepte abgefragt und darauf basierende, emotional besetzte Folgerungen hochgespült. Mit nur wenigen Ausnahmen führte Frakes "Experten" vor, die überzeugt waren, dass das Videomaterial echte UFOs zeige und er selbst wiederholt immer wieder: "It is unlikely they are hoaxes." Damit schaltete er das Denkvermögen des Publikums aus.

Das Mysterium der UFOs besteht nur dann, wenn man sich den Dingen nicht im Detail nähern kann bzw. wenn dies verhindert wird. Zu dem Material in der genannten Sendung konnte er feststellen: Emery jr bekam einmal von der Oma aller UFO-Entführten, Betty Hill, Bildmaterial mit geheimnisvollen Lichtflecken gezeigt, die sie einmal über ihrem Heim in New Hampshire aufgenommen hatte. Dann übergab sie Emery jr. das originale Bildmaterial und es stellte sich als Emulsions- Fehler auf Einzelbilder eines Films heraus. Bekannt ist auch das angeblich zylindrische UFO von Woonsocker (Rhode Island), welches auf Film festgehalten wurde und immer wieder mal in Sachen UFO-Motherships hochgehalten wird. Doch wer den kompletten Originalfilm kennt, ist weniger verblüfft, da das röhrenförmige Objekt genauso im Wind herumschaukelt, wie die Äste der Bäume zwischen denen es auf einer Leine dahingleitet. Ein seine Gestalt veränderndes UFO, welches in Cranston, Rhode Island, aufgenommen worden war, wirkt weitaus weniger befremdlich, wenn man das gesamte Videomaterial dieser Aufnahme kennt und sieht, dass das automatische Fokussystem der Kamera aus ein paar Lichtpunkten eines entfernten Flugzeugs plötzlich merkwürdige Lichtflecken produziert, sobald es die Blätter eines nahen Baumes im Bildvordergrund erfasst. Aber die von fast 10 Millionen Amerikanern gesehene Sendung mit diesen Inhalten verschwieg dies alles. Es ist deutlich die Schuld der Verantwortlichen, wenn sie nicht die weiteren Ausschnitte der Bänder zeigten.
Man sah eine kurze Aufnahme aus dem Cockpit-Innern der Apollo-11- Mondlandemission, wo plötzlich ein paar UFOs über der Mondoberfläche gefilmt wurden (bekannt als die "Schneemann-Formation"). So scheint es jedenfalls, aber wieder wurde nicht der komplette Filmstreifen vorgeführt, woraus deutlich wird, dass es sich um eine kamerainterne Linsenreflektion handelt. Die bodenständige Erklärung wurde auch hier dem Publikum verschwiegen, obwohl sie gerade auch in diesem Fall seit Jahrzehnten bekannt ist! Auch das kanadische Carp-Video wurde vorgeführt, obwohl die Luft aus dem Fall schon geraume Zeit raus ist. Darüber hinaus wurde ein UFO gezeigt, welches 1993 in Midway City, Florida, aufgenommen wurde und von Anfang an so wie ein Hubschrauber mit zugeschaltetem Suchscheinwerfer ausschaut. Die Aufnahme eines nächtlichen UFOs in Mexico ist nichts weiter als die von einem Blimp, der aus dem Innern heraus ausgeleuchtet ist. Dennoch moderiert Frakes: "Die Regierung leugnet weiterhin die Existenz der UFOs trotz der aufregenden Beweise, die man auf Band aufnahm." Auch diese Sendung wurde von Robert C. Kiviat produziert, der selbe Mann der die "Alien-Autopsie"-Show in Umlauf brachte und zwei Abende später auf Fox die Sendung "Prophecies of the Millennium" zeigte, in der erklärt wurde, dass eine "wachsend Anzahl von Experten" davon ausgeht, dass die Menschheit im Jahr 2000 untergehen wird. Der beste Beweis hierfür: Edgar Cayce, Nostradamus und biblische Prophezeiungen. Auch hier wurde wie in der UFO-Video-Show alles so angelegt, dass die Illusion der Objektivität entstand. In beiden Fällen muss aber gesagt werden, dass die jeweiligen Sendungen die Texttafel zeigten, wonach die Inhalte "auf Spekulationen und Mutmaßungen basieren. Zuschauer sollten alle verfügbaren Informationsquellen einsehen, bevor sie ihre eigenen Folgerungen ziehen". Das ist aber keine Entschuldigung für die Aufbereitung des Senders in dieser Sendung! Ganz einfach deswegen, weil der Sender damit aufzeigt, genau zu wissen, dass die Sendung keineswegs eine verantwortungsbewusste Vorstellung von Wahrheiten ist und sich halbherzig dafür entschuldigt. Natürlich hat dies nichts mit investigativem Journalismus zu tun, sondern ist schlichte Effekthascherei.

Darüber hinaus wagte FOX ein interessantes Experiment mittels einer TV- Miniserie namens "Beyond Belief: Fact or Fiction?". Die Zuschauer wurden eingeladen, selbst festzustellen, welche der fünf einstündigen Sendungen jeweils eine Tatsache darstellt und welche eine pure Erfindungen der Autoren sei. Die Sendung vom 15. August 1997 sahen immerhin 8,1 Millionen Zuschauer. Dies klang wie eine Übung für TV-Zuschauer in einer Zeit, wenn TV die Grenzlinie zwischen Fakten und Phantasien verwischt. Das Ergebnis:
Gerade jene Folgen der Reihe, die bare Erfindungen waren, stellten sich die Zuschauer als "echt" vor, was natürlich hinsichtlich der Realitätswahrnehmung der Zuschauer bemerkenswert ist, weil falsch. Dies zeigt auf, dass der amerikanische Zuschauer immer mehr die Wahrheiten der Revolverblätter als Realität akzeptiert hat, was natürlich für die Demokratie, das Demokratieverständnis und Weltbild der Betroffenen Auswirkungen hat. WIR stellen uns die Frage, ob der damit einhergehende Realitätsverlust nicht auch das Ergebnisse der missbräuchlich verwendeten Droge Fernsehen ist und es hier nicht auch Schnittpunkte zur "realen Drogenerfahrung" gibt, in welcher der Wirklichkeitsverlust stattfindet. Die Frage dabei ist, inwieweit einhergehend es eine Entfremdung zu den sozialen Gegebenheiten gibt und unsoziales Verhalten darauf aufbaut, was zunächst "nur" in weltlicher Entfremdung gegenüber soziale Partner und der Gemeinschaft festzumachen ist. Was sich hier tut ist weit davon entfernt, um als "nett" zu gelten.
In diesem Zusammenhang ist natürlich auch wichtig, was Glenn Sparks von der Purdue University als Professor für Kommunikations-Wissenschaften zu sagen hat. Die Verwischung zwischen Nachrichten und Unterhaltung gerade auch auf dem UFO-Gebiet sorgt für eine Veränderung der Auffassungs-Gewohnheiten zur Bewertung von angebotenen Informationen. So ist es freilich kein Wunder, wenn die "unkritische Darstellung von UFO-Sichtungen den Glauben an UFOs beim Zuschauer anwachsen lässt". Sparks überprüfte dieses Phänomen in einem "Feldversuch" mit zwei Segmenten der CBS-Sendung 48 Hours von der CBS-Legende Dan Rather, die am 20. April 1994 erstmals ausgestrahlt wurde und sich um UFOs mühte. Die Teilnehmer des Tests mussten vor und nach der Vorführung erklären, inwieweit sie an UFOs glaubten. Die eine Hälfte des Publikums bekam einen Ausschnitt vorgeführt, der völlig unkritisch mit dem Roswell-Zwischenfall umging und diesbezüglich keinerlei kritische Stimmen enthielt. Die andere Hälfte bekam einen Ausschnitt vorgeführt, bei dem es konkret um eine UFO-Videoaufnahme ging, die dann von Experten auseinandergenommen und sich dann als verzerrte Aufnahme eines konventionellen Jetflugzeugs herausstellte. Das Ergebnis, wenn wundert es: Bei dem Roswell-Teil stieg der Anteil der Gläubigen nach der Betrachtung um mehr als das Doppelte! Während auf der anderen Seite beim skeptischen Segment die Gläubigen nur gering skeptischer wurden!
Interessant dagegen ist die Auswirkung von UFO-Berichten als Nachrichten- Meldung auf jene, die sich unsicher ob UFOs sind - und dies sind immerhin etwa 1/3 der Bevölkerung. 48 Hours war eine insgesamt ausgewogene Darstellung des UFO-Phänomens, so dass sich bei den Unentschlossenen bei der Gesamtbetrachtung wenig in ihrer Einschätzung änderte, sobald man ihnen aber die "voreingenommen" Häppchen zeigte, wandelte sich die Positionierung entsprechend des jeweils erfassten Teils. Damit einhergehend ist auch die Präsentationsform wichtig, also in welchem Rahmen man die UFO- Informationen rüberbringt. Den Massengeschmack beeinflussen sonach weniger The X-Files als wenn unkritische UFO- oder Para-Informationen in respektablen Sendungen verbreitet werden, auch wenn damit nicht gesagt wird, dass die X-Files keinerlei Einfluss nehmen. Ihr Einfluss ist nur geringer als z.B. wenn eine "Dokumentation" geboten wird. 
Hierzu passt irgendwie nachfolgender Ergänzungs-Beitrag:

Werner Walter's ganz persönlicher TV-Horror

Am Abend des 26. Februar 1998 war ich in Hamburg bei der TV-Produktionsfirma Schwarzkopf-TV eingeladen, welche gleich drei Talkshows nebeneinander am Fließband produziert: Jörg Pilawa und Sonja auf Sat1 sowie für Pro7 die Sendung Andreas Türk. Ich war für die Pilawa-Show geladen, wo es mal wieder um UFOs und Außerirdisches ging. Obwohl der Eindruck der vormittäglichen Frische der 11-h-Sendung gemacht wird, begann die Produktion meiner Sendung um Punkt 22 h. Vorher wurden bereits zwei weitere Sendungen (mit anderen Themen) ab 17 h in Gang gebracht, parallel einher werden in zwei anderen Studios die anderen genannten Shows produziert. Das Produktionsteam ist jung und professionell, deutlich aber verspürte ich nur den eigenen inneren Auftrag: Schnell, möglichst viel Geld verdienen. Im Vorfeld: Bereits hier wollte man möglichst alles billig haben. 200 DM Honorar und Anreise selbst aus der Ferne via Zug. Ohne mich, was man schließlich zähneknirschend in Richtung Honorar wenigstens akzeptierte und nochmals ein paar Scheine drauflegte. Im Vorgespräch berichtete man mir, dass Hesemann mein Gegenpart sei und zudem noch UFO-Entführte sowie ein Trekkie anwesend sein würden, der tolle Fake-UFO-Fotos geknipst habe. Hörte sich gut an, aber wie es sich erweisen sollte, war die "Redaktion" der Talksendung eher so etwas wie ein "Rollen-Besetzungbüro"...

In Hamburg um 19 h angekommen, fuhr ich via Taxi ins Hotel IBIS (Übernachtung mit Frühstück nur 119,- DM, keine Minibar im Zimmer!).
Dort sollte ich um 19:30 h von einem Shuttle-Bus ins Studio gefahren werden. Hier wurde ich von einem alten Sack überrascht, der ebenfalls in die Sendung geladen wurde und mir einiges über die Hitler-UFOs und die Reise von Hitler's Wissenschaftlern und japanischer Kollegen anno 1943 zum Mars ins Ohr flöten wollte, was ich gleich als Spinnerei deutlich zurückwies. Der Herr, der aus dem Großraum Nürnberg kam, war daraufhin deutlich verschnupft. Egal. Die Produktionsfirma befindet sich nicht im Hamburger Zentrum, sondern in einem Industrie-Park am Stadtrand. Gegen 20 h also Ankunft im Studio, wo ich auch gleich von 'meiner' Redakteurin abgeholt und in einen Aufenthaltsraum verfrachtet wurde, wo bereits mehrere Leute anwesend waren und im Hintergrund gerade ein Monitor den Beginn der gerade produzierten Pilawa-Show zeigte. Der Alt-Nazi wurde in einen anderen Raum gebracht, aus dem ich schon Hesemann's Promoter-erprobte Stimme hörte, wie er einen seiner überzeugenden Vorträge gegenüber irgendwelchen Leuten hielt. Er wusste nicht, dass ich da war. Um mich herum befanden sich Leute aus der vorherigen Show, die zum Abgang sich vorbereiteten und Leute, die in der gerade produzierten Show noch auftreten sollten, die da den Titel hatte: "Hilfe, Hilfe, meine Tochter kriegt keinen Kerl ab!" Doch ein Herr namens Pierre in der Runde stellte sich mir vor, als "jener, der extra engagiert wurde, um den Hesemann fertigzumachen".
Staun!!! Vom UFO-Problem hatte er dagegen keine Ahnung, was mich noch mehr erstaunte. Der Herr stellte sich dann als (versucht) redegewandter "Personalberater" heraus, der öfter mal vom Fernsehen als "Stimmungskanone" eingesetzt wird. Es freute ihn sichtlich, endlich mal aus seinem Berufsalltag auszubrechen und nun die Sau rauszulassen. Mir gefiel das überhaupt nicht, da allein dieser Punkt kaum auf eine zumindest ansatzweise sachliche Auseinandersetzung hinwies.
Na ja, als ich dann wieder zum Monitor schaute, weinte gerade eine Mutter in die Kamera und jammert, wie schade es sei, das ihre Tochter kein Glück bei Männern hatte und schon 19 Jahre alt sei und immer "noch keinem im Bett hatte". Töchter'schen tat auch ganz verzweifelt und stellte ihre Vorzüge vor. Ja, da kann Pilawa vielleicht helfen! So wird zu einer Fußgängerzone Hamburgs 'live' umgeschaltet, wo morgens kurz nach 11 h bei strahlendem Sonnenschein (an diesem Tag hatte es geregnet!) an einer Monitorwand angeblich die Passanten die Show mitverfolgt hatten. Ein Reporter befragte das vorbeimarschierende männliche Personal und bis auf den letzten waren alle eher abgeneigt ob der Idee mit dieser Frau irgendwie, na ihr versteht schon. Nur der letzte junge Mann tat sichtlich zugeneigt und erklärte, einmal die junge Frau kennen lernen zu wollen. (Dummer Fehler der Regie, der wahrscheinlich dem Zuschauer gar nicht eingehen wird: Sein Name und sein Beruf und sein Wohnort Mannheim wurden dabei eingeblendet, obwohl bei einem völligen Fremden dies keiner wissen kann!) Aus dem Studio lud Pilawa nun den Mann ein, mit einem bereitgestellten PKW direkt ins Studio gefahren zu werden, um "seine Traumfrau" persönlich kennen zulernen. Bis zum Ende der Sendung müsste die Zeit reichen, um dies noch "live" rüberzubringen. Dumm war nur, dass dieser Herr drei Meter neben mir schon die ganze Zeit auf einem Sessel saß und die Show anschaute!
Na ja, dann ging's ab zum 'briefing', wo ich überrascht feststellte, dass man mich in die Zuschauer-Reihe setzte, wenn auch in die erste Reihe. Ich drückte meinen Frust aus, konnte aber die Programmplanung nicht mehr umwerfen. Zuerst sollte also ein junges Paar seine Wesenheits-Begegnungs-Erfahrung schildern, die dann von einem weiteren Zeugen (der Spielwaren-Händler der beiden) bestätigt würde. Dann sollte Hesemann auf die Bühne kommen, der einen UFO-Film, den er selbst in Mexico City aufnahm, erstmals vorstellten würde und ich dann darauf von Pilawa deswegen angesprochen werden sollte. Danach sollte der "Hesemann-Kritiker" Pierre auftauchen und eine weitere Dame, die außerirdische Geisteszustände habe und eine musikalische Botschaft vorzubringen hätte.
Dann sollte der Nazi-Untertassen-Freak kommen und ein Mitglied der deutschen Gesellschaft für Kornkreisforschung. Abschließend der Trekkie mit den gefälschten UFO-Fotos. Na ja, also zurück in den Aufenthaltsraum, wo es derweilen ziemlich hektisch zuging, da schon die ersten aus dem gerade laufenden Teil zurückkehrten, an Ort abgeschminkt wurden und andere wieder zum Make-Up gebracht wurden und zwischenzeitlich auch der Zahlmeister die bereits verwendeten Teilnehmer auszahlte. Ach ja,
Verpflegung an Ort: Wasser, Tonic-Waters und Fisch-Schnittchen - bäh, bäh, bäh. Die Show lief weiter und dem Ende entgegen, der Zufalls-Lover war inzwischen auf dem Weg 'one stage' und tat dort so, als träfe er die Liebe seines Lebens und auch die junge Frau tat so als sei der Blitz eingeschlagen. Pilawa: In ein paar Monaten wollen wir sehen, was aus dem Liebesglück geworden ist! Show zu Ende. Ich wurde schnell geschminkt und ins Studio geführt, wo inzwischen sich Pilawa umzog, erfrischte und neues Publikum Einlass fand. Übrigens: Fünf Mark Eintritt pro Nase für 120 Leute und eine lange Warteliste, da Talkshow-Gehen scheinbar durchaus 'in' ist. Auf dem Weg ins Studio stieß ich unvermeidlich mit dem jungen und "frischen" Liebespaar zusammen, welches lachend sich mir näherte und die Mutter im Schlepptau hatte. Bei denen muss es ja ruckzuck gefunkt haben: Schob die junge Frau doch schon einen Kinderwagen vor sich her. Der junge Mann selbst hielt schon ein anderes Kleinkind in der Hand, welches bis dahin wohl eine hintennach schlappende Oma derweilen betreut hatte. Ich machte meine Redakteurin auf den Beschiss des Publikums aufmerksam, weil deutlich wurde, dass die beiden bereits ein Paar sind. Daraufhin wurde ich schief angeblickt und bekam zu hören, dass die Produktion eine eigenen Casting-Abteilung "wie alle anderen" unterhielt, weil es Themen gibt, für die es einfach keine realen Gäste habe oder für die niemand vor der Kamera Show macht. Früher habe sie bei Pro7 und "Liebe Sünde" gearbeitet und da sei es auch schon mal vorgekommen, dass die Idee eines Redakteurs nur mit "Gecasteten" umgesetzt werden konnte, "oder glaubst Du, es gibt tatsächlich Menschen, die zehn Mal Sex pro Woche haben?". Mir rauchte die Birne und es wurde mir sehr mulmig, da ich ja um den Typ wusste, der extra dazu da war, "um den Hesemann fertig zumachen". Hierdurch bekommt die Begriff "Rollenbesetzungsbüro" für uns Außenstehende eine völlig neue Qualität. 
Nun, nachdem zwei Scharfmacher ihr sogenanntes 'warm-up' für das Publikum einübten (einer war übrigens jene Type bei STERN TV, der den Goldenen Stern am Band gegen Ende jeder Sendung verleiht und der andere war jene Type, die bei PEEP den männlichen Teil der lustigen Spielsituation DOUBLE DROUBLE spielt, wo man ja auch so tut, als würde man völlig überraschend bei irgendwelchen unbekannten Leuten ins Wohnzimmer kommen, um ihnen Sextoys etc. vorzuführen und deren Reaktionen von der Kamera einfängt - so klein ist also die Welt) ging es los und Pilawa begrüßte das Paar, wovon der Mann sofort rezitierend eine völlig wilde und aus vielen UFO-Geschichten und Bibelstellen zusammengestoppelte Story vorbrachte und die seine angebliche Frau bestätigte. Nach zehn Minuten war mir klar, dass dies auch Schauspieler aus irgendeinem Hinterhof-Theater waren. Als dann noch der unabhängige Zeuge für die beiden dazukam, nahm das ganze fast schon fast karnevalistische Konturen an, der rheinischen Frohnatur fehlte nur noch eine Narrenkappe. Insgesamt 20 Minuten waren mit dieser Publikumsverarschung derweilen vergangen, wobei in mir das Blut kochte. Pilawa fragte sich dann durchs Publikum, welches scheinbar stellvertretend für die Zuschauer vor der Glotze anwesend war - niemand fiel die schräge Nummer auf! Zugegeben, jetzt stand ich kurz davor auszurasten und, ja, abzuhauen! Dieses billige Schmierentheater ging mir merklich auf den Keks!!! Doch ich riss mich zusammen. Nebenbei: Ich wurde beim briefing darüber aufgeklärt, dass man 60 Minuten aufnimmt, um daraus nach der "Überarbeitung" 45 Sendeminuten zu machen.
Na ja, dann kam Michael Hesemann und stellte seinen Film vor. Freilich sieht man kein UFO durch den Himmel ziehen, sondern nur eine vom mexikanischen Fernsehen nachgestellte Situation, bei der Hesemann im Kontroll-Turm des Mexico City-International-Airport dabei war, als man dort UFOs registrierte, "weil die das modernste Radar der Welt vor kurzem erst angeschafft haben". Dies erfolgte kurz und knapp und beinhaltete noch gar keinen richtigen Streitpunkt für mich, so dass ich auf weitere Daten wartete, aber da war schon Moderator Pilawa auf dem Weg zu mir. Tja, da konnte ich mich nicht so recht mit Hesemann einlassen, sondern musste meine Seele ob des im Studio erfahrenen Schmierentheaters freien Lauf lassen und kritisierte die Sendung und das Konzept dieser! Dies gefiel Pilawa freilich nicht und plötzlich war er nicht mehr Per-Du mit mir, sondern nahm das distanzierte Sie für sich ein und belehrte mich, dass die Show eine Unterhaltungs- Sendung ist und keine ernsthafte Auseinandersetzung zum Thema UFO und Außerirdische darstellt. Alibi-mäßig konnte ich dann noch kurz und knapp ein paar Ausführungen über UFO-Stimuli machen und schon war ich wieder weg vom Fenster. Das Mikro ging an Hesemann, der inzwischen scheinbar das Spiel auch durchschaute und mir völlig zustimmte und von Klamauk sprach. Und dieser sollte weitergehen, als dann ein völlig blödsinniger Disput von jenem Pierre angefangen wurde, der wirklich jenseits des guten Geschmacks ging. Dann kam noch eine Dame der Hamburger UFO-Truppe herbei, die uns einen "vorsang" und bei weitem nicht Janet Jackson gerecht werden konnte. Im Grunde genommen gehörte die Frau in die Klappsmühle. Hesemann wand sich mal wieder, da solche Leute ja sein Lesepublikum darstellen und gab sich als 'everybodys darling'. Dann kam der Trekkie der eine "Alien-Autopsie" billigst auf einer Wiese nachgestellt hatte und mit dem dazu vorgestellten, lächerlichem Bildmaterial sowieso niemanden überzeugt hätte. Was das sollte ist mir immer noch ein Rätsel.
Dann war die Show rum, der Untertassen-Nazi und der Kornkreisler waren umsonst angereist und wurden wieder nach Hause geschickt. Derweilen war es nach 23 h und es ging zurück zum Aufenthaltsraum, wo wir nun alle zusammenkamen und ich Hesemann bestimmt darauf aufmerksam machte, mit dem ganzen Quark hier nichts zu tun zu haben und genauso ein Opfer wie er zu sein. Dies war mir vorbeugend bei jenem Herrn wichtig, da er mir bereits vor ein paar Jahren vorwarf, eine gegen ihn gerichtete Medienberichterstattung "inszeniert" zu haben. Jetzt war das Durcheinander perfekt, da alle anderen Teilnehmer der anderen in nebenan befindlichen Shows ebenfalls zentral zusammenkamen, um abgeschminkt zu werden und die Kohle abzuholen. Zum Glück wurde derweilen von einem vernünftigen Menschen eine Kiste Flensburger reingeschoben, sodass meine auch vor Wut ausgetrocknete Kehle erst einmal dieses Nordland-Getränk gluckern ließ.
Da keine Minibar im Hotel war, packte ich mir für die Abend-Unterhaltung noch vier 0,33er-Flaschen im Sakko versteckt ein. Kohle her, und nix wie ab. Gegen drei Uhr muss ich dann endlich eingedämmert sein, da mir die ganze Geschichte doch recht lange nachging.
Bekanntlich war ich ja schon ein paar Mal in Talkshows in den letzten Jahren gewesen, aber was ich hier an einem billigem Niveau erlebt habe, lässt mich mehr und mehr nachdenklich über besondere Medienformen werden. Gerade auch wegen dem deutlichen Hang zur INSZENIERUNG. Wie auch immer, hierzu passt auch der 1998er deutsche Beitrag zum Grand Prix: Piep, Piep, Piep - Guildo hat euch lieb...

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