"UFOs im TV: Über Akte X und mehr"

"Krieg der Sterne" und "Unheimliche Begegnung der Dritten Art" nahmen ab 1977 Auswirkungen auf die gesamte moderne (Pop)Kultur. Damals wurde für uns ein neues Zeitalter eingeläutet, weil damit das phantastische Genre allgemein eine Auferstehung erlebte (und wir zählen die UFOs bewusst dazu), nachdem das Thema Weltraum im Kino erledigt war und niemand SF sehen wollte, weil Storys und Möglichkeiten ausgeschöpft schienen und keine neuen visuellen Anreize versprachen. STAR WARS kam aus dem Nichts und veränderte die Welt - die erste Triologie spielte sagenhafte $ 1,5 Milliarden ein. George Lucas konnte die Zuschauer verzaubern und mit neuen Bildern und sagenhaften Szenen aus einem künftigen Märchenland faszinieren, er machte den Film selbst zum Helden - das war es gewesen.
Lucas ist beim Publikum dran, dies im Gegensatz vielleicht zu europäischen Filmemachern, die mit ganz wenigen Ausnahmen (Emmerich). Man muss wissen, was das Publikum sehen will, Kino ist ein visuelles Medium und wir Kino-Besucher wollen gigantische Bilder sehen, ja Popcorn-Kino erleben, ohne über die Probleme der Welt nachdenken zu müssen. Lucas zeigt seine Freude und seinen Enthusiasmus, er versetzt sich in die Erwartungen seines Publikums und, sicher, bedient es. George Lucas hat Erfolg, weil seine Phantasie mit den Erwartungen des Publikums identisch sind. Dadurch kann das Erlebnis STAR WARS auch 1999 nochmals durchschlagen, einnehmen und die Menschen im Kino begeistern! Und solche Filme sind einfach nur im Kino wirklich zu genießen.
Dies in einer Zeit wo die reale Raumfahrt fast schon langweilig geworden ist wurde STAR WARS zum Inbegriff modernen Abenteuers, zur Formel 1 der Phantasie (was die UFOs nicht hergeben). Fotorealistische Bilder, die scheinbar der Realität entspringen und doch aus dem Computer stammen, nehmen aus im Kino genauso ein wie angebliche Fliegende Untertassen in den UFO-Büchern der Spekulativliteratur. Seit jeher waren Astrologen, UFOlogen und Zauberer die Herren des Rätselhaften, somit sind die Verbündete der Macht. Heute kommen die Computerwizards an ihren Monitoren hinzu, um uns Visionen zu liefern, ja sogar Halluzinationen über das Heimweh zu dem Ort wo noch nie jemand war - und all das ohne Drogen. Also, STAR WARS ist nicht nur ein Film, es ist eine eigene Kultur mit dem weichen Widerhall der Unendlichkeit für die Jungen und Junggebliebenen. Brachte uns Erich von Däniken anno 1968 "Erinnerungen an die Zukunft" und bereitete damit nicht nur hierzulande den Boden für einen großen UFO-Boom vor, so kommt uns STAR WARS als eine Offenbarung entgegen, mittels derer wir nach dem Kinoereignis wohl "aus der Zukunft zurück kommen". Und das an der Grenze zum neuen Millennium, wenn dies nicht bedeutungsvoll ist. Gerade auch deswegen, weil die "Weltuntergangsstimmung" hinweggefegt wird.
Das große Kino hat genauso Einfluss auf uns, wie die kleine Glotzkiste im Wohn- und sonstigem Zimmer. Ein SF-Film überzeugt durch seine oft faszinierenden Bilder und eine phantasievolle Geschichte. Das Genre begeistert seine Zuschauer dabei seit jeher mit der Möglichkeit völlig neue, nie da gewesene Wesen und Welten zu sehen zu bekommen. Nein, dies ist vielleicht nicht ganz richtig: Der moderne SF-Film muss den Zuschauer diese nie gesehenen Wesen und Welten jene erleben lassen können. Dank der modernen Computertechnik und immer ausgefeilteren Modellbauten wirken die Aufnahmen immer realistischer. Die Geschichten scheinen somit nicht nur in einer Phantasiewelt stattzufinden, sondern sie wirken so überzeugend, als wären sie Teil der Realität. Und wenn dieser Anspruch Umsetzung findet, dann erlebt der Zuschauer im Kino eine perfekt inszenierte eigene Welt, die als in sich geschlossenes System keine optischen Zweifel an ihrer Echtheit zulässt (was in der Realität den UFOs leider versagt bleibt).
Verantwortlich sind dafür jene Menschen, die seit King Kong's Zeiten uns eine perfekte Illusion vorgaukeln wollen - die Spezial-Effekt-Leute. Die Bilder der großen Leinwand beeinflussen uns nicht nur in unserem Auftreten, in unserem Weltbild, sondern auch in unserem (selbstverantwortlichem?) Handeln und Denken. Im CENAP REPORT haben wir schon oftmals die sozio-psychologische Manipulation von Massenmedien abgehandelt. Und wir haben auch schon mehrfach darauf hingewiesen, wie unsere Vorstellungswelt vom UFO-Phänomen durch diese bewegten Bilder zustande kommt. Es ist die Welt der Fliegenden Untertassen und der darin hausenden Aliens!
Doch die Wirklichkeit, der Alltag, des UFO-Phänomens schaut ganz anders aus. Sicherlich, was uns da an bunten Bildern im Kino angeboten wird - es ist beeindruckend und faszinierend. Nur es hat mit den Realitäten nichts zu tun. Die spannenden und uns fesselnden Filme sind teilweise pure Fiktion und teilweise dramatisiert. Dramatisiert will heißen, "an der Wirklichkeit vorbei" und "übersteigert". Um mehr Leben (der künstlichen Art) in Feature-Artikeln zu unserem Thema namens U.F.O. zu pumpen, werden jene gerne mit abenteuerlichen Computer-Animationen, Skizzen von Künstlern (freilich immer "basierend auf Zeugenaussagen", die jedoch beim Künstler immer die alten SF- Phantasien freisetzen und mit der Wirklichkeit kaum etwas zu tun haben) und gefälschten Fliegenden Untertassen-Bildern (die zumeist schon jahrelang als Fälschungen der Szene bekannt sein sollten, aber wegen Ignoranz dieser Erkenntnis dennoch verwendet werden - sie sind eben zu schön) 'abgerundet' bzw. gewürzt. Auch diese Dauerberieselung ist verantwortlich für unser UFO-Bild. Sie erinnern sich vielleicht an folgende Meilensteine: 1968 startete in Deutschland das Raumschiff ORION (eine überaus typische Fliegende Untertasse!) zur Space Patrol auf dem Gelände der Münchner Bavaria und schon hatten wir endlich unsere FU im Kasten und ebenso lebte die deutsche UFO-Bewegung auf; 1977 erlebten wir alle S. Spielberg's Unheimliche Begegnung der dritten Art. Natürlich basierte diese filmische Umsetzung, unter Beratung von Dr. Hynek (!), auf dokumentierten realen Fällen. Beide Film- Umsetzungen schlugen wie eine Bombe als Kassenerfolg ein. ORION und die "Close Encounters..." wirkten derart gut, dass die Öffentlichkeit sich hiervon angeregt fühlte - wie bereits gesagt, in Deutschland gewann die UFOlogie mit ORION damit Boden und das Filmwerk von Spielberg zeigte uns erstmals die neuen und akzeptablen Aliens der Grauen-Art. Der Kindergarten-E.T. der Spielberg-Werkstätte konnte dem nicht mithalten, weil er natürlich als Kinderfilm-Wesen der kindlichen Märchenwelt im Kosmos der "Krieg der Sterne"-Generation verstanden wurde. E.T. war ein modernes Märchen und hatte somit zwar einen bemerkenswerten Erfolg, wurde aber auf der Stufe von Peter Pan verstanden. Sicherlich sollte man auch anmerken, dass das US-TV-Drama "Intruders" uns allen die Grauen als UFO-Entführer (wieder einmal basierend auf wahren Geschehnissen, freilich wieder TV-gerecht dramatisiert) anbot und aus der Gesamtrahmen-Handlung her dies überaus glaubhaft rübergebracht wurde. Deutsche "Entführte" beziehen sich inzwischen auf die dort dargestellten Hollywood-Muster bzw. -Umsetzungen, wonach sie jene real erlebt haben wollen! Wie wir sehen werden, dies ist nicht neu.
Springen wir in der Zeit zurück. Anfang der 50er Jahre hatte Donald Keyhoe das UFO- Bild fest in der Hand und ausgeprägt, aber auch Hollywood bot einen Blockbuster an, der entscheidenden Einfluss auf die öffentliche UFO-Vorstellung nahm - dies mit dem von Robert Wise inszenierten Knüller "The Day the Earth Stood Still" (Der Tag an dem die Erde stillstand, auch in Deutschland inzwischen unzählige Male und bis zum Erbrechen wiederholt, Sie kennen ihn sicherlich). Damals landete also eine FU mitten in Washington, DC - der in einer schicken und übermodernen Skifahrer-Montur gekleidet ein Alien namens KLAATU entstieg, als Vertreter einer kosmischen Frieden-Konförderation (in Begleitung eines unglaubwürdigen und plumpen Riesen-Robos, der kaum mit dem neuzeitlichen Robocop mithalten könnte und deswegen wohl auch keine Akzeptanz erfuhr). Hier ging es um das bald darauf von den Kontaktlern aufgegriffenen Thema, wonach sich die Aliens um die A-Waffen-Handhabung der menschlichen Mitbrüder im Kosmos sorgten. George Adamski griff sofort dieses Muster der "Kalten Krieg-Paranoia" auf und nutzte es für seine eigene Story aus, natürlich ohne jemals Robert Wise dafür Tantiemen abzuführen! Hier wurde also aus purer SF eine Wirklichkeit - ein Faktor, der wenigen UFOlogen bekannt ist (wahrscheinlich gibt es da auch eine geistige Sperre). Die Verbindung zu "Intruders" und seinem Kino-Vorgaenger-Hit "Unheimliche Begegnung..." ist nachdenkenswert...

Egal, greifen wir das amerikanische SF-Magazin STARLOG mit seiner # 211 vom Februar 1995 auf. Hier hatte das Magazin mit dem Der Tag an dem die Erde stillstand-Regisseur Robert Wise (der ebenso mit Orson Welles anno 1941 Citizen Kane und später, 1961, die West Side Story verfilmte, wofür er den begehrten Oscar erhielt - nebenbei: er arbeitete auch 1979 bei Star Trek: The Motion Picture mit) ein Interview zu seinem alten Klassiker geführt. Robert Wise ist heute über 80 Jahre alt und produzierte 39 Filme, aber immer noch ist er dem Medium Film verfallen. Kommen wir zum Untertassen-Klassiker selbst, welcher 1951 uraufgeführt worden war und für damalige Verhältnisse ein Big Budget-Film mit ca. 1 Millionen $ Aufwand wurde und sofort einschlug, um in der Folge eine ganze Reihe von SF-Filmen freizusetzen. Edmunt North hatte gerade bei 20th Century Fox-Direktor Darryl F.Zanuck sein Drehbuch zu The Day the Earth Stood Still abgeliefert (nach dem Roman Farewell to the Master von Harry Bates), als sich Produzent Julian Blaustein dafür interessierte und bei Wise nachfragte, ob dieser Film zu realisieren sei. Wise "verliebte" sich sofort in das Projekt und wollte es umsetzen. Die Zeit war damals reif gewesen, mit The Day the Earth Stood Still wurde der erste große amerikanische SF-Film produziert. Wise selbst hatte die Idee phantastisch gefunden, auch wenn er selbst kein ausgesprochener SF-Fan war (in seiner Kindheit hatte er zwar einige SF-Magazine verschlungen, danach aber die Verbindung zum Genre verloren, ja bis...). Für Robert Wise war es wichtig gewesen, dass das Drehbuch zum ersten Mal einen Außerirdischen nicht als einen Raum-Teufel darstellte und dass der Film hier auf Erden, zudem noch in Washington (also dem Herzen des Landes) spielte und dennoch packend ausfallen würde ("die Idee war geniös"): "Ich dachte mir gleich, dass dies alles sehr real und sehr glaubhaft, ja fast alltäglich wirken würde." Wise glaubte zu diesem Zeitpunkt bereits an die Möglichkeit, es könnte UFOs geben, die vielleicht als Raumschiffe zu uns gelängen, auch "wenn ich bis damals (und bis heute) noch keine echten UFOs gesehen habe". Zunächst war der englische Schauspieler Claude Rains im Gespräch für die Rolle von Klaatu, da dieser aber in New York an einem anderen Projekt arbeitete, war er nicht verfügbar gewesen und so wich man auf Michael Rennie aus England aus, der bisher noch keinen Namen in den USA hatte und eigentlich auf englischen Schauspielbühnen zu Hause war. Im Nachhinein erwies sich dies als Glücksgriff, da man mit einem "neuen" Gesicht arbeiten konnte [was uns übrigens auch an die Akte X und ihre Hauptdarsteller erinnert!]. Rennie war sofort vom Drehbuch begeistert und glaubte mit dem ganzen Stab an die Botschaft des Films: Er war eine Warnung über die Gefahren der nuklearen Rüstung! Und genau diese Einstellung brachte ungeahnte Probleme mit sich...

Aufgrund dessen, dass die Botschaft des Films wenig konform mit dem atombegeisterten Militär, also der Armee, ging, versagte man der Produktion alles notwendige Equipment wie Soldaten, Jeeps und Panzer: "Wissen Sie, will man etwas von der Army haben, dann muss man ihr das Script vorlegen. Wenn sie es politisch in Ordnung findet, kann man das Material haben. In unserem Fall mochten sie nicht, was der Film zu sagen hatte. Doch FOX hatte in Washington eine Lobby und jemand hatte dir brilliante Idee bei der National Guard nachzufragen - und die hatte keine Probleme mit dem Script. So kam es, dass das ganze Material im Film von der National Guard zur Verfügung gestellt wurde. Niemand merkte es und der Film kam sehr gut an. Neben West Side Story und The Sound of Music ist dies der bemerkenswerteste Streifen meiner Karriere gewesen. Selbst heute werde ich noch zu Film-Festivals eingeladen, um ihn vorzuführen. Letzthin war ich deswegen gerade in Deauville und dann im spanischen San Sebastian." 
Wenig bekannt ist auch, dass der hier uns interessierende Film sogar eine Fortsetzung haben sollte und diese von Ray Bradbury aufgegriffen worden war, vom Studio dann aber niemals umgesetzt wurde. Interessant ist auch die persönliche Position von Robert Wise, die völlig im Gegensatz zum Inhalt seines Film steht; als ihn STARLOG fragte, wie er sich den Kontakt mit Außerirdischen vorstellen würde, antwortete Wise: "Ich denke, dass die Menschen die Tatsache schnell akzeptieren würden, wenn wir feststellen müssten, es gibt da noch andere Intelligenzen im Kosmos. Wir würden wahrscheinlich unsere Forschungen intensivieren und versuchen sie zum Besuch einzuladen." Hätten Sie dies gedacht? Wie wir sehen können, ist nicht unbedingt gleich der Hollywood-Blick auf die Dinge auch gleich jener Blick, den die Verantwortlichen persönlich haben müssen. Andererseits ist natürlich ohne zeitgeistliche Dramatik kein Erfolg zu machen, will heißen: eine Adamski-Version hätte kaum einen Zuschauer ins Kino gelockt. Egal, dafür hatte George Adamski ein Jahr nach dem großen Kinoerfolg die Stilmittel des Films für seine kosmische Friedensbotschaft zu nutzen gewusst und damit den größten persönlichen Erfolg seines Lebens errungen. Der Kniff war einfach und billig: Die SF-Stilmittel von The Day the Earth Stood Still wurden nun zur "Realität" umbenannt und erfüllten die menschliche Sehnsucht nach ewigen Frieden zu Zeiten des Kalten Krieges und der Zeitzeichen, eben der Nuklearwaffen-Bedrohung. Robert Wise könnte mit seiner privaten Ansicht über den Alien-Kontakt damit gut zum esoterischen UFOlogen geworden sein, ob Wise und Adamski jemals zusammenkamen ist jedoch zweifelhaft. Man hätte jedoch Wise einmal fragen können, ob er sich über den Ideenklau des Adamski-Klaatu-Clou ärgerte.
Während bisher SF-Szene und UFO-Movement zwei getrennte Fraktionen waren (man höre und staune draußen in der Welt), geht man mehr und mehr aufeinander zu - und das wird noch Auswirkungen haben. Fangen wir ganz von vorne an. Unbestritten dürfte sein, dass das UFO-Thema sich manchmal wie SF anhört, jedenfalls spezielle Inhalte und besonders dann wenn es um "konkrete" Außerirdische geht. Die Fliegenden Untertassen waren bereits längst im UFO-Mutterland USA durch SF-Magazine wie Astounding Storys etc. etabliert und popularisiert, noch ehe sie scheinbar real am Himmel 1947 auftauchten. Auch beliebte und spannende Muster wie Luftkämpfe zwischen Abfangjägern und FUs, Reisen in Adamski-artigen Motherships und medizinische Untersuchungen an Menschen durch großköpfige, menschenartige Aliens waren längst durch menschliche Zukunftsdenker auf den Titelblättern der amerikanischen Phantastik-Journale bunt-kreischend abgedruckt worden, noch ehe sie angeblich dann in der Wirklichkeit der UFOlogie geschehen sein sollen. Und es waren SF-Knüller wie Der Tag an dem die Erde stillstand bzw. Fliegende Untertassen greifen an, die die 50er Jahre von Hollywood mitbestimmten und einem gierigen Massenpublikum das erklärte, von dem es sich wunderte, was da angeblich über ihren Köpfen herumzog. Nicht umsonst waren dies jene Tage, als die UFOlogie fast schon zu einer Massenbewegung geworden ist. 
Heute hat außer Spielberg's Unheimliche Begegnung... die SF-Schmiede kaum mehr einen Einfluss genommen, ganz im Gegenteil: Das forteanische Umfeld (in welches wir einmal Monster, Para-Phänomene, Prä-Astronautik und UFOlogie zusammenfassen wollen) und seine gesellschaftliche Akzeptanz nährt heute das Hollywood-Kino mit Ideen - von STARGATE bis zur X-Akte. In Deutschland waren in den 50er Jahren hauptsächlich Heftchen-Romane dran, um aus der Feder des Perry Rhodan-Altautors Clark Darlton die UFO-FU-Idee in die Köpfe einer jungen Generation zu bringen, US-Serienimporte wie Invasion von der Wega (Anfang der 70er Jahre, genau passend zur großen Herbst-Welle von 1973!) oder das englische UFO taten sicherlich dem keinen Abbruch, nachdem 1968 bereits Raumschiff ORION nahe München abgehoben war und damals Zeitschriften wie KRISTALL oder das Astrologie-Esoterik-Wochenblatt "Huters Neue Weltschau" bzw. "Das neue Zeitalter" von jedem Kiosk her Fliegende Untertassen-Bilder uns allen zeigten bzw. die FU ORION auf dem Titel trugen und parallel einher auf UFO-Serien im Blatt hinwiesen, die damals zumeist aus Frank Edwards deutscher (von der DUIST herausgebrachten) Version seines US-Bestseller Flying Saucers - A serious business bestanden. Es gab zwar gelegentlich auf Perry Rhodan-Con's UFO-Beiträge wie z.B. von Johannes von Buttlar, aber ansonsten blieben PR-Fandom, Star Trek-Fans und UFOlogen jeweils getrennt unter sich - wie meine gescheiterten Aktionen (veröffentlichte Leserbriefe bzw. Aufrufe im PRR) mit dem Aufbau eines PRC "UFO-Investigation" belegen, um PR-Leser an das Thema heranzuführen. [Nebenbei zur Vollständigkeit: führende Köpfe der deutschen UFO-Szene sind selbst PR-Leser der alten Garde wie Gerald Mosbleck, Rudolf Henke und meine Wenigkeit.]
Aber es tut sich was, sind es Zeichen des Umbruchs? Parallel einher entwickelt sich ein neues gesellschaftliches Phantom. Sie erinnern sich vielleicht an frühere Jahre, ich denke hier an die 70er und frühen 80er dieses Jahrhunderts. Da war es kaum möglich, UFO- Bücher im Laden zu bekommen und ein M2000 gab's nur hinter der Hand via Abo. UFO-Sendungen im TV waren Mangelware, inzwischen kommt einem das dementsprechende TV-Angebot über. Ob allein daran das jetzt etwa zehn Jahre alte Privatfernsehen schuld hat? Wie auch immer, jetzt eroberte sich das österr. Weltraum-Magazin STAR OBSERVER neuen Boden in der Medienlandschaft - und als Novum lesen wir dort alle paar Hefte mal etwas über UFOs, in der alten Reihe von Astronomie-Journalen bislang undenkbar gewesen. Und plötzlich interessieren sich auch Sternwarten und Planetarien für UFO-spezielle Vorträge, weil sie das Publikumsinteresse endlich bemerkten und natürlich immer auch darauf aus sind, faszinierende Themen für ihre Programmangebote zu finden. Genau in dieser Epoche werden wir von Pro7 mit der X-Akte beglückt, zur besten Sendezeit (20:15 h) und nicht irgendwo auf dem 24 h- Sendeplatz verdammt. Anfang Dezember 1995 kam ein Hochglanz-Magazin namens SPACE VIEW auf dem deutschen Markt, im Untertitel "Das Sci-Fi Magazin" genannt - als mir der Titel am Kiosk ins Auge stach, musste ich es mir sofort holen. Ich denke, es wird sich in dieser Zeit bewähren und bestehen können. Zunächst wurde ich davon überrascht, dass die Sparte "Bücher & Videos"ein neues Buch namens UFO: Die Chronik aller Begegnungen mit unbekannten Flugobjekten aus dem SPACE VIEW-Verlag HEEL, Königswinter, vorstellte, geschrieben von dem Engländer Peter Brookesmith. Das Werk ist großformatig gehalten und kostet gerade mal 29,80 DM, Sie können es garantiert bei großen Buchhändlern oder Medienhäusern bekommen. Und weiter: Roswell, der Spielfilm wird uns hier erstmals als Video vorgestellt .
Und dann die Bombe, ganz unauffällig zunächst. Im Intro erfahren wir durch Chefredakteur Dirk Bartolomae, dass das Magazin deswegen auch startete, weil die SF mittlerweile in Deutschland salonfähig geworden ist (genauso wie es mit dem UFO-Thema inzwischen "Dank der ARD-Sendung vom Oktober 1994" geschehen ist) und Sekundärliteratur aus dem Boden schießt, "wie noch vor wenigen Jahren undenkbar!". Ja, es stimmt eine SPACE-Welle überrollt uns auf allen Kanälen! Deswegen gibt es nun, ganz logisch, auch SPACE VIEW. Soweit also diese Sache. Nun aber zurück zum eigentlichen Kern unseres Beitrages. Ausgerechnet in Mannheim fand vor einigen Monaten eine Star Trek-Convention statt, die den Rahmen alles bisher da gewesenen sprengte. Federführend waren Star Trek-Fans aus dem Rhein-Neckar-Dreieck, die selbst Amateur-SF-Filme nach dem Star Trek-Motiv drehen und für 3.000 läppische DM sogar einen kleinen Film abdrehten, der letzthin auch kurz von Hans Meiser auf RTL vorgestellt wurde. Enthusiasten können also schon etwas leisten, was uns staunen lässt. Und was ist, wenn es ein bisserl kommerzieller wird? Auch das gibt es, ich meine jetzt nicht die umstrittenen Laserdromes, sondern muss wieder den Blick nach Österreich werfen. Wien, die Hauptstadt, beherbergte eine ganz besondere Ausstellung - Invasion der Außerirdischen. (Es handelt sich scheinbar um eine Wanderausstellung, da diese inzwischen auch in München zu Gast war.) Hier werden SF-Motive in Szenarien umgesetzt und Original-Dekor aus bekannten SF-Streifen gezeigt, Devotionalien der SF-Kultur gewissermaßen. Und, jetzt kommt's: Zwei UFO-Landungen a la Close Encounters werden szenarisch umgesetzt und als Höhepunkt sehen wir die "aufgebahrte Ufo-Besatzung im CIA-Labor" (siehe Foto). Kein Wunder, wenn neben all diesen Szenarien auch Informations- und Verkaufsstände vertreten sind, besetzt vom einschlägigen Fachhandel "sowie diverser Astronomie- und Ufo-Forschungsgruppen". Während im Alien-Basar also auch ganz irdische Geschäfte gemacht werden, läuft einige Meter weiter auf einer Großbildprojektion eine "Dokumentation" über Personen, die angeblich von Fliegenden Untertassen-Insassen entführt worden sein sollen (wahrscheinlich Bauer's ZDF-Beitrag "Von Ufos entführt")! Einen solchen Überschneidungspunkt zwischen UFO-Paranoia und SF-Fandom gab es bisweilen nicht, jetzt ergibt sich ein neues Spiel-Spektrum, welches in dieser Dimension auf breiter Palette bisher undenkbar war - gut, PR-Fans waren gute Abnehmer von Literatur des EvD, aber mit UFO-Inhalten waren sie bisweilen nicht zu ködern gewesen.
Bestenfalls kommen nun neue Gruppen ins ufologische Lager, denen man etwas bieten muss (und leider auch hinsichtlich aller Akte X-üblichen Verschwörungs-Themen rund um Roswell oder Area 51 auch kann); schlimmstens werden SF-Freaks mit Film- und Fotokenntnissen uns mit neuen "Beweisen" konfrontieren, weil sie die UFOlogie als Spielfeld eines sonderbaren Humors missverstehen könnten. Kommen dann noch mehr tote Aliens in Umlauf - und dies nicht nur in Old Germany? Wie auch immer, während es deutlich SF-Enthusiasten der ORION, X-Akte und von STAR TREK sowie Perry Rhodan gibt und sich hier offiziell ein Fandom ausbildete, welches lebhaft untereinander kommuniziert und auch nach außen hin sich bekennt, muss man sich einmal überlegen, ob die "UFO-Freunde" nicht am selben Ende mitspielen und UFOlogie das Fandom der UFO-Bewegung ist. Auffallend oft fällt ja auch das Wort "UFO-Fan" in der breiten Mediendarstellung und UFOlogen werden als "Hobbyisten" verstanden (und viele sehen sich auch so), also warum sollte man den UFO-Kult nicht auf die Stufe wie z.B. den STAR TREK-Kult stellen?

Überall X-Akten-Paranoia

"The truth is out there" wird zum sprachlichen Inbegriff einer neuen UFO-Generation werden, die in Zeiten der Paranoia auf der verzweifelten und gleichsam seligmachenden Suche nach einer hidden agenda (einem verborgenen Plan). Die X-files sind hierfür ein hervorragendes Beispiels ob ihres Erfolgs und impacts auf das Kulturereignis Fernsehen und Weltschau namens Kino. Von hier ist es natürlich nicht mehr weit weg, um auch das Verständnis der Menschen von unseren Welt und ihren sozialen, gesellschaftlichen und politischen Vorgängen zu prägen. Bedachtsamkeit kann hier nur allen Beteiligten angeraten werden! Im US-Fernsehen kracht es derweilen gewaltig: Überall sind Elemente der Paranoia in Serie zu finden. Selbst vom Ansatz her klar erkennbare und als solche ausgelegte SF-Serien wie "Deep Space Nine" oder "Babylon 5" bis hin zu "Space: 2063" kommen ohne Mystery-Touch nicht mehr aus und werden von real-life-Mystery-Serien wie "Strange Luck", "X-Files" oder "The Outer Limits" geprägt. Mit dem Mystery-Element wird quasi eine Brücke zwischen uns im JETZT zu den FERNEN Inhalten der SF geschlagen und dem Konsumenten das Leinwandgeschehen nahe gebracht, dies ist ein Rückkoppelungs- Effekt, den man seit den Soap-Operas wie Dallas, Denver-Clan oder Lindenstraße beobachten kann - die Zuschauer leben quasi die Storys durch und leiden mit. In den Mystery- Verschnitten geht es natürlich neben dem Schicksal der Akteure auch um die zu lüftenden Geheimnisse, die uns alle neugierig machen. Und diese Geheimnisse sind es ja wieder, die die UFOlogie so vital am Leben erhält.

Die X-Akten und die Realität des UFO-Barons

Auch wenn wir mit unserem CR für eine gewisse Zeit den X-Akten huldigen, so verlieren wir dennoch nicht den Boden unter den Füßen. Die Serie nimmt sich unseren Generalthema in fiktionalisierter und überaus dramatisierter Form an, so dass sie eine gewisse Faszination ausübt. Ihre unheimliche, bedrückende Atmosphäre mit ihren aktuellen und zeitkritischen Themen macht einen großen Teil der Anziehungskraft der Serie aus, zudem entspricht vieles aus der Akte X unserer eigenen Phantasie. Die X-Akten spiegeln den Zeitgeist wieder und dies ist ein Punkt der uns beschäftigen sollte. Auch die X-Akten-Fans draußen sollten die Inhalte und Aussagen der Mystery-Reihe nicht allzu ernst nehmen. Man darf nie vergessen, dass die Figuren Fox Mulder & Dana Scully die Projektionsflächen für unser eigenes gespaltenes Ich sind, wenn es um all jene Para-Phänomene geht, welche Hollywood-mäßig uns in der Serie vorgestellt werden. Ein Teil von uns möchte daran glauben, ein Teil hält alles für Phantasie. Dies gilt für Sie, dies gilt für mich. Chris Carter: "Ich glaube, wir geben der Regierungs-Paranoia neue Nahrung. Regierungsfeindliche Paranioa? Nein. Es geht darum, 'niemanden zu vertrauen'; Autoritäten in Frage zu stellen, und nicht, sie zu beseitigen." Außerdem sind wir alle Skeptiker, die doch glauben wollen.
Das erfolgreiche Kunstmittel der X-Akten ist jene der Pseudo-Dokumentation und der Spiegel der amerikanischen Gesellschaft, wenn Mulder sich solche wichtige Fragen wie "Ich versuche zu entscheiden, welche Lüge ich glauben soll" stellt. Die nüchternen Schreibmaschinenlettern, die bei einem Schauplatzwechsel eingeblendet werden und sachlich Ort und Zeit der Handlung angeben, dienen diesem Zweck - es sind filmische Stilmittel genauso wie die beklemmend realistische Atmosphäre in welcher die FBI- Agenten der Sonderabteilung wirken, gleiches gilt für die einzigartigen Figuren, die in der Wirklichkeit verwurzelt sind und die Serie glaubhaft machen, auch wenn sich alles um das Übernatürliche dreht.
Somit gewähren die X-Akten einen zeitgemäßen Blick hinter die Kulissen einer (wenn auch nur fiktiven) Welt des Paranormalen wie es die eigentlichen Phänomene für sich selbst niemals hergeben können - auch wenn die Schlagzeilen der Revolverblatt-Presse dies verspricht und die Para-Freaks sich genau jene Muster als Vorstellung hinsichtlich grenzwissenschaftlicher Phantome verinnerlicht haben. Metaphorisierte Paranoia und dokumentarische Aufmachung vereinen sich zu einer düster-beklemmenden Grundstimmung die uns anspricht. Unverbrauchte und nicht festgeschriebene Gesichter runden den Erfolg der Serie ab - wer kannte hier schon Gillian Anderson und David Duchovny? Carter: "Die Formel, um eine erfolgreiche Serie zu schaffen, ist wirklich recht einfach: Man nehme eine interessante Serie mit einem guten Drehbuch und interessanten Figuren, die von interessanten Schauspielern gespielt werden."

Mit dieser Mixtour fühlt sich der Zuschauer "dabei" - dafür sorgt das Konzept des dokumentarisch- unmittelbaren Erzählens - als ein Kämpfer in vorderster Front, ist sogar der Zuschauer aufgefordert, sich am paranormalen Rätselraten zu beteiligen. Hier findet eine seltene, unterschwellige Interaktion zwischen Glotzkasten und Publikum statt. Wahrscheinlich das Erfolgsgeheimnis schlechthin! Mulder & Scully stolpern durch eine im Grunde undurchsichtige und verrätselte Welt - und über allem scheinen geheimnisvolle sinistre Mächte zu wachen, unheimliche Verschwörungen in Politik und Verwaltung gehen vor sich, beängstigende Bedrohungen, die durch ominöse Figuren wie dem Zigarettenraucher oder dem Informanten X repräsentiert werden und denen die Helden der X-Akten ebenso hilflos ausgeliefert sind wie der Zuseher. Mulder & Scully irren durch eine aus den Fugen geratene, undurchschaubare Welt, die das gesellschaftliche Unwohlsein bis in Detail verkörpern. Mulder & Scully sind die Projektionen unseres gespaltenen Ichs in dieser düsteren und problembehafteten Welt selbst! Deshalb liebe ich diese den unheimlichen und beängstigenden Mächten ausgelieferten Agenten genauso wie Sie. Parallel einher ist es den Produzenten gelungen, so etwas wie Alltags-Feeling herüber zu bringen. Im Gegensatz zu vielen anderen Illusions-Stoffen, wo männliche und weibliche Protagonisten alsbald intime Beziehungen eingehen und damit Beziehungs-Probleme hochgekocht werden, ist die Basis zwischen Mulder & Scully einmal eine ganz andere - sie gehen privat getrennte Wege, waren nicht einmal zusammen im Bett und gehen geschäftlich-korrekt miteinander um: Sie sprechen sich mit Sie an. So wie ich es und so wie Sie es aus dem Berufsleben in aller Realität kennen. In einer Berufswelt mit Ellenbogen verkörpern Mulder & Scully außerdem ein Ideal: Sie können sich absolut aufeinander verlassen, fallen sich nicht gegenseitig in den Rücken und bilden das ideale Arbeitsteam gegen eine feindliche Arbeits-Umwelt. 
Im TeleVision-Sonderband Nr.1 der "Akte X" (erschienen im April 1996) kam ausgerechnet Johannes von Buttlar im Interview zu Worte. Überaus vernünftig gesteht jener ein, dass die Reihe natürlich mehr Fiction als Facts bietet. Er muss es wissen, weil er darüber hinaus eingesteht es wissen zu müssen, weil er selbst "Science Faction" schreibe. In Sachen UFOs erfahren wir, dass der Herr nur ganz wenige glaubwürdige UFO-Zwischenfälle akzeptiere - "etwa sieben bis acht Fälle, die für mich plausibel sind". Jeder, der seine Bücher gelesen hat, wird dort eine Unzahl von Fällen mehr erwähnt finden. Warum hat er sie erwähnt, wenn er nicht hinter ihnen stehen kann? Welche Fälle sind dies nun? Der Teheran- Zwischenfall von 1976, die Landegeschichte von Maurice Mass im französischen Valensol und der JAL-Fall von 1986 werden namentlich benannt. Und natürlich "Roswell", zu welchem er beim Gustav Luebbe Verlag gerade "Die Außerirdischen von Roswell - Protokoll einer Verschwörung" herausbrachte. Er ist davon überzeugt, weil "sogar der Vier-Sterne-General und Vizechef des Stabs, General George Marshall, die Aussage machte, dass dort ein außerirdisches Flugobjekt abstürzte und extraterrestrische Leichen geborgen wurden". Staun! Und nochmals kommt erstaunliches zu Tage:
Im Gegensatz zu Pulitzer-Preisträger John E. Mack ("mein Freund") ist JvB der Meinung, dass das meiste von diesen Entführungs-Erlebnissen aus dem Unterbewussten hinaus projiziert wird: "Für mich sind diese Projektionen aus dem menschlichen Unterbewusstsein, ohne Einwirkung von außen. Da kommen denen wohl die eigenen Ängste hoch."
Der "UFO-Baron" fiel in Nr.16/1996 des FOCUS auf, als er dort als Grenzwissenschaftsautor und als selbsternannter "Mann aus der Zukunft" in der Esoterik-Reihe zitiert wurde. von Buttlar, heute 56, praktiziert seit seinem 16.Lebensjahr eine Methode, um auf spirituellem Wege das Raum-Zeit-Kontinuum zu verlassen, um nach Belieben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu reisen - es ist die "Technik" der außerkörperlichen Erfahrung, die Astralreise. Für JvB steht fest, dass diese "Technik" nun "künftige Generationen wie selbstverständlich nutzen" werden. In einem spirituellen Internet können sich die Astralwanderer "auf sinnlich wahrnehmbare Weise virtuell kontaktieren." Zurück auf die Erde führt ihn dagegen Der Spiegel in seiner Nr.17/1996 mit der Reportage "Betrug - Plagiate aus Pretoria". Internes Material eines international operierenden Titelhändlers (Hans Herbert Hain) belegte ein Millionengeschäft mit falschen Doktortiteln, wenn es an "wissenschaftlicher Qualifikation" mangelt, aber ein "kleiner Förderbeitrag für die Wissenschaft" bereitgestellt wird. Und das Geschäft mit den käuflichen Doktortiteln foliert in Deutschland. Manager, Beamte, vor allem jedoch Freiberufler wie Heilpraktiker und Architekten schmücken sich unbefugt mit akademischen Graden. Die Scheckbuch-Doktoren treibt "Geltungssucht". Hain starb nun im August letzten Jahres und hinterließ eine Computerdatei mit 800 seiner Kunden in Deutschland. Bei den meisten der Möchtegern-Doktoren wurde akribisch festgehalten, wie viel Geld sie bezahlt und wann sie es überwiesen haben. 

"Unter den Käufern war auch der selbsternannte Astrophysiker und Autor Johannes von Buttlar, der nach den Unterlagen des Doktormachers für 9.490 Mark, bezahlt am 7.November 1990, den Titel Dr.rer.nat. kaufte - was Buttlar ein Verfahren wegen Titelmissbrauchs einbrachte. Denn wer einen falschen Doktortitel führt, macht sich strafbar", berichtete das Nachrichtenmagazin. Die damit verbundenen Urkunden stammen von solch klangvollen Studieneinrichtungen wie The Royal University of Hong Kong oder einer Phantasie-University of Prague. Es will scheinen, als habe der Herr von Buttlar bei seinen Astralreisen mal daneben gegriffen und im falschen spirituellen Internet eingeklingt. Nebenbei: Im Focus war von Buttlar als "gelernter Astronom und Physiker" vorgestellt worden. Ein merkwürdiger Freiherr: Er unterhält Zweckfreundschaften, reist Astral in der Gegend herum, machte sich wegen Titelschwindels strafbar, wurde vor einem Jahr als Scharlatan im SPIEGEL gebrandmarkt und nennt seine eigene Arbeit gerne Science Faction, wobei er sogar ein Romanbüchlein klipp und klar als Science fiction deklarierte, weswegen man ihm nicht böse sein wird.
Irgendwie ist es schon seltsam, wenn Hesemann's Magazin 2000 dann eine Kolumne mit dem Titel "Die Wahrheit ans Licht" trägt, ob er auch einmal über seinen Zweckfreund von Buttlar dort berichten wird?

Wenn sich Legende und Wirklichkeit mischen

Die Fans der X-Akten bauen ihr eigenes Fandom auf, letzthin gab es im Meadowlands Ausstellungscenter im Norden von New Jersey eine "Invasion der X-Philes". Zweitausend Anhänger der TV-gerechten Mystery-Serie fanden sich ein, um die berühmtesten FBI-Agenten unserer Tage zu feiern. TELEVISION fand für Ausgabe 5/96 Mitch, einen Postmann aus Brooklyn, der ein Sprecher des Zeitgeistes wurde: "Es geht hier um mehr, als es auf den ersten Blick scheint", und er bezieht sich auf die Vertuschungspraktiken der US-Regierung, die den Kern der Serie bilden. "Ich bin mir sicher, dass die Regierung nicht allzu glücklich über die X-Akten ist, weil sie einige unangenehme Dinge enthüllen. Trotz allem, es ist Propaganda, basierend auf den Ansichten und Betrachtungsweisen der Produzente", schließt Mitch ab. Lauren Sawicki, eine andere Convention-Besucherin: "Die Serie ist großartig für Leute, die sich mit UFOs beschäftigen." Auf die Frage, wie weit sich der typische X-Phile freiwillig in die Nähe eines echten Alien begeben würde, antwortete die Mutter: "Ich würde nicht gerne entführt werden. Mir gefällt die Idee nicht, meine Kinder allein zurückzulassen."
Unter diesen Vorzeichen wird es einmal Zeit, die ganze UFO-Affäre aufzuarbeiten und ins rechte Licht zu rücken.
Charlie Sheen stieg in die Rolle des Wissenschaftlers Zana Zaminski, um in dem Kino-Thriller "The Arrival" außerirdisches Leben auf der Erde zu entdecken. Alien, die heimlich zur Erde kommen sind uns wohlbekannt, aber das sie hier schon im verborgenen agieren, um die Erde zu übernehmen ist ziemlich neu. Im mexikanischen Dschungel findet der Wissenschaftler unterirdische Industrieanlagen, in welchen Aliens ihr Ziel vorantreiben, die Erde mittels Treibhaus-Effekt für ihre Lebensbedingungen umzuformen. Die Invasion der Außerirdischen hat also bereits stattgefunden und wird uns noch einige Aufreger bescheren. Dies wird auch schon dadurch sichtbar, wenn die April 1996- Ausgabe von CINESCAPE im Editorial den wechselseitigen Einfluss von UFO-Legenden und SF-Filminhalten feststellt, die demnächst in Filmen wie Mars Attacks!, Contact oder Men in Black weiterhin Einfluss auf das Denken der Zuschauer nehmen werden. Ganz im Stile von Spielbergs Close Encounters of the Third Kind anno 1977 und The Day the Earth Stood Still, The War of the Worlds und Earth vs.the Flying Saucers aus den goldenen 50ern. Dies alles zu einer Zeit, wo wir vor dem Jahrtausend-Sprung stehen, der uns heute schon zuflüstern mag, dass die Zeiten gegen allen Erwartungen nach Ende des Kalten Kriegs und den Einflüsterungen des New Age- und Esoterik-Booms doch nicht besser werden.
Neu erschienen ist jetzt im Juli 1995 "Akte X: Das Magazin zur Pro Sieben Erfolgsserie" aus dem Stuttgarter EHAPA-Verlag, Chefredaktion: George F.W.Tempel. Die Folgenummer soll am 16.Oktober am Kiosk greifbar sein. Einzelpreis: DM 6,80. Im Willkommen zu Akte X - Das Magazin, erfahren wir, dass die Serie selbst keine Darstellung über Moral und Sitte bedeutet, sondern nur ein Spiegel ist, der auf unterhaltende Weise Zeitströmungen widerspiegelt. Und das neue Magazin will den "unterhaltenden Aspekt unterstreichen", auch wenn es über wissenschaftliche Hintergründe berichten wird. Die Pilotnummer war jedoch hauptsächlich von amerikanischen Inhalten geprägt, mal sehen wie sich das Magazin weiterentwickelt und eigene Formen ausbilden kann.
Völlig daneben gegriffen hat die BILD WOCHE Nr.31 (25.Juli 1996), als sie auf dem Titel eine Schlagzeile namens "Die Wahrheit über AKTE X" versprach und auf den Seiten 10/11 nicht so recht einhalten konnte. Allein schon einmal das Bildmaterial und die dementsprechenden Texte fielen übel ins Auge. "Der falsche Außerirdische?" steht da und wir sehen den Alien aus dem Santilli-Autopsie-Film, welcher angeblich der erste Ufonaut sein soll, der beim UFO-Absturz vom 8.Juli 1947 in Roswell umkam. Weder ist dies der erste Ufonaut, noch das erste falsche Foto von einem solchem, noch geschah der Absturz am 8.Juli 1947. Dafür aber ist BILD WOCHE sicher mit der Wahrheit: "Der Außerirdische entpuppte sich letztes Jahr als Fälschung."

Den direkten Fälschungsbeweis haben wir dagegen aber noch nicht. "UFOs über Greifswald?" bekommen wir zu drei Aufnahmen erzählt, die der "UFO-Forscher Carsten Bretschneider in der Nähe von Braunschweig" knipste.
Das die eigenartig pulsierenden, gelb-orange leuchtende Kugeln inzwischen durch CENAP Aufklärung fanden, davon weiß BILD WOCHE nichts. Dagegen aber wird das "Bundesamt für Verfassungsschutz" (weswegen dieses?) abgebildet und man stellt die Frage "Gibt es auch in Deutschland geheime X-Akten? UFO-Forscher behaupten, dass auch deutsche Geheimdienste und das Militär von übernatürlichen Phänomenen wissen - sie aber geheimhalten. Die Öffentlichkeit erfährt nichts. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden zu BILD WOCHE: Wir wissen nichts von deutschen X-Akten." Ja, so stellt sich das Blatt die Frage: "Wie viel Wahrheit steckt hinter der AKTE X?"
Die Antwort gibt es sich selbst: "Dem TV-Produzenten Chris Carter gelang es beim FBI, die geheimen X-Akten einzusehen. Er stieß auf mysteriöse Kriminalfälle, die nie gelöst wurden. Daraus entstand die Serie AKTE X." BILD WOCHE fragte beim MUFON-CES nach: "Gibt es auch in Deutschland X-Fälle?" Klare Antwort in München: "60 unerklärliche Sichtungen werden jedes Jahr registriert." Sicher ist dagegen aber folgendes: Traue niemanden. Gerade dann, wenn er in derartigen Revolverblättern schreibt. Weder hat Carter beim FBI irgendwelche X-Akten eingesehen (er hat seine Einsichten aus den Schlagzeilen amerikanischer Revolverblätter), noch gibt es bei den deutschen Geheimdiensten und dem Militär geheime X-Akten mit 60 unerklärlichen Sichtungen (die gibt es nur bei den Privatleuten von MUFON-CES). Die BILD WOCHE-Suggestion hat zwar sicherlich bei Hunderttausenden gewirkt, aber wir enttarnten sie als warme Luft. Doch der Springer-Verlag hatte gleich noch einen Nachschieber via HÖR ZU Nr.31 vom darauffolgenden Tag. Allein schon die Titelschlagzeile "Forscher behauptet: UFOs: Die Anderen sind schon unter uns!" war vor Millionen Augen. Im Interview steht dann niemand anderes als Dr. Johannes Fiebag parat. Teilweise waren die Fragen an ihn recht interessant, aber teilweise sind die Antworten recht verklausuliert. Falsch dagegen bzw. recht verkürzt und deswegen falsch war auf jeden Fall Fiebag's Antwort, wonach wir derzeit in der längsten UFO-Welle aller Zeiten stecken. Fiebag hat seine Schwierigkeiten so direkt von Außerirdischen zu sprechen, viel lieber hat er es von einer "unfassbar weiterentwickelten Intelligenz" gleich Gott, die sich unter verschiedenen Bildern ausprägt und ansonsten unsichtbar ist.
Die Kontaktaufnahme der Anderen mit uns findet über den TRAUM statt. HÖR ZU nutzt die Gunst der Stunde und macht noch eine Kolumne auf, namens "Fernsehsendungen zum Thema". Die englische UFO-Serie, Raumschiff Enterprise und Voyager sollen dies sein, einen Versager nennen wir dies, alleinig Akte X kann hier ohne Zögern genannt werden. Wie man sieht - das Sommerloch fördert schon wundersame Seitenfüller zutage.

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