UFOs als Fernsehsensation

Das für das traditionelle, in Deutschland öffentlich-rechtliche Fernsehen charakteristische Prinzip der Trennung zwischen Berichterstattung und Unterhaltung gilt heute nicht mehr und es findet eine zunehmende Aufhebung der Trennung von realitätsbezogenen und fiktiven Medieninhalten statt, seit dem 24. Oktober 1994 und der Primetime-Reportage UFOs... und es gibt sie doch! hat es seine "Unschuld" verloren. Dadurch zerbröselt die Realitätskontrolle für die Verantwortlichen und jene, die von dieser TV-Wirtschaft betroffen sind, bleiben ohnmächtig diesem Missstand ausgeliefert zurück. Neue Mythen können so entstehen. Eine weitere Runde ist eingeläutet, um den Soziologen Gelegenheit zu geben, sich mit abweichenden Realitätswahrnehmungen zu beschäftigen. Waren früher die Themen der fiktionalen Sendungen und ihrem Deutungsmuster für den Konsumenten einer Realitätskontrolle zugänglich, weil dem Zuschauer offen ersichtlich wurde, dass die Handlung erdacht und erfunden ist und sich nicht um Tatsachenberichte handelte. Diese Möglichkeit zur Realitätskontrolle wird im heutigen Fernsehen, nicht zu vergessen das Leitmedium unserer Zeit, auf mindestens zweifache Weise unterlaufen:
Erstens werden fiktionale Serien inzwischen zeitlich mit dem traditionellen Prime Time-Posten der "ernst gemeinten" Berichterstattung verknüpft, darüber hinaus werden Magazinbeiträge unmittelbar vor oder nach Mystery-Serien gesetzt. Zweitens findet immer mehr der Journalismus eine Umwandlung seiner Moral und Ethik eine Ablösung durch das "Infotainment", vom Spiegel erst letzthin mit dem "UFOtainment"-Begriff erweitert, als sich 1995 hierfür im Santilli-Alien-Autopsiefilm der erste Niederschlag dieses Genres fand (ergänzt später [1998] durch eine vollständig gefälschte UFO-Reportage angeblicher geheimer KGB-UFO-Beweise durch den US-Sender TNT). Idealtypisch praktiziert wurde dies bereits in den Mystery-Shows von Jörg Dräger auf RTL, in denen frei erfundene Spielhandlungen, szenisch nachgestellte "wahre" Ereignisse, Sachberichterstattung und Interview mit Betroffenen und "Experten" vermischt wurden. 

Diese Vermischung macht es dem unbedarften und uninformierten Zuschauer unmöglich zu unterscheiden, wo die Tatsachenbehauptung aufhört und die Fiktion beginnt. Das Publikum muss es erst noch lernen, dass derartige Sendungen der puren Unterhaltung dienen, sie keine klassischen, gut recherchierten Reportagen oder gar Dokumentationen sind. Noch nicht einmal die im herbst 1994 gesendete ARD-"Dokumentation" UFOs:... und es gibt sie doch! gehört nach unserer Meinung in diesen Bereich, auch wenn sie so vorgestellt wurde! Die Gefahr solcher Produkte liegt darin, dass sie gleichzeitig aber das Publikum auffordern, Deutungen vorzunehmen, denen er sich nur schwer entziehen kann, weil der Realitätsstatus der jeweiligen Sendung unklar bleibt. Hierdurch setzen sich im Unter- wie auch Oberbewusstsein "sichere Daten" darauf basierend ab und fest; auf jeden Fall auch konzeptuelle Vorstellungen und UFO-Mythen-bestätigende Bilder bis hin zu modernen Archetypen-(Ein)Pflanzung über Inhalte "seriöser" UFO-Vorfälle. Der Zuschauer bekommt gesagt, was die "authentischen" UFOs sind und wie die "wahren" Aliens ausschauen.

Als Beweis hierfür dient die bereits erwähnte ARD-Sendung, die uns einen Dammbruch in Richtung von Meldungen über fehlgedeutete Lichtreflexe an Wolken, die mittels Lichteffektanlagen an Großveranstaltungsörtlichkeiten in den Himmel projiziert werden, einbrachten - weil man dort dies fälschlicher Weise als ein wahres UFO-Phänomen in einem Beispielsfall vorgaukelte. Über zwei Wochen lang klingelte die deutsche UFO-Hotline Sturm, weil Menschen aus ganz Deutschland nach dem Betrachten der genannten Sendung nun endlich auch über ihre UFO-Erfahrungen mit diesem lichternen Nachtalp sprechen wollten. Im Fernsehen wurde dies ja offiziell nun als UFO-Phänomen vorgestellt! Einzig und allein wegen dem Versagen der verantwortlichen Produzenten und des Autors dieses Films kam es zu einer kleinen Massenhysterie der völlig unnötigen Art. Doch der Skandal um diese Sendung ist wieder eine Story für sich. Etwas ohnmächtig gab es eine Gesprächssondersendung drei Tage später, zu der tatsächlich auch der WDR-Wissenschaftsredakteur Rangha Yogeshwar sowie Dr. Harald Lesch vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn eingeladen wurden, um die wissenschaftliche Seite aufzumachen. Wie in manch anderer UFO-Sendung ebenfalls "Alibi-Wissenschaftler" zu Worte kommen, die kaum Wissen über das komplexe Phänomen namens UFO haben, mühten sie sich redlich, verharrten aber sichtlich in dem Glauben, es auf der "Pro-UFO-Seite" nur mit ein paar "Spinnern" zu tun zu haben, die man ohne große Mühe aushebeln und widerlegen könne. Wieder mal ein Irrtum, wie im konkreten Fall Lesch und Yogeshwar erfahren mussten angesichts der geschlossenen und nur mit fundiertem Detailwissen zu widerlegenden Theoriengebäude ihrer ufologischen Kontrahenten. Was bleibt ist dann ein weiterer Punkt für die Vertreter des phantastischen UFO-Phänomens. Es scheint gelegentlich noch nicht zu den Verantwortlichen durchgedrungen zu sein, dass die UFOs für die reale Wissenschaft kein Thema sind und somit von ihr auch nur Allgemeinplätze vorgetragen werden können. Sachkundiges Detailwissen können nur Insider haben, von denen die besten als informierte UFO-Kritiker durchaus bekannt sind und nur angesprochen werden müssen, wenn man es nur will.

Mit den spöttischen Fliegenden Untertassen fing es an

Heutzutage wird schnell übersehen, dass das UFO-Problem aus der Fliegenden Untertassen-Gestalt erwächst. Während UFO für unidentifiziertes fliegendes Objekt ziemlich anonym steht und eigentlich ziemlich objektiv und neutral eine Himmelserscheinung beschreibt, kommt die UFO-Konzeption aber historisch gewachsen aus dem geradezu hollywoodgrandiosen Bild der Fliegenden Untertasse vom Adamski-Typ. Begonnen hatte es bekanntlich mit Arnold's Sichtung, deren Objekte (obwohl sichelförmig) dann in der Schlagzeile die Idee von der Fliegenden Untertasse setzten. Damit verbunden waren sofort apparative Objekte als Raumschiffe vom anderen Planeten. Damit fing die "kleine grüne Männchen"-Story an, wodurch das UFO-Thema eine eher abgehobene Richtung nahm. Während selbst die "Untertassen"-Geschichten eher witzig und ironisch von der Öffentlichkeit genommen wurden, waren doch die scharfen Fliegenden Untertassen- Detailaufnahmen des George Adamski trotz seiner abgedrehten Welterrettungs- Story eine mediale Wohltat gewesen. Die meisten Menschen die an UFOs denken, haben dann vor ihrem inneren "dritten Auge" genau die Adamski-Scoutship- Untertasse als Konzept für das Phänomen - obwohl das UFO-Phänomen im realen Alltag mit solchen Objekten nichts zu tun hat, was sicherlich die meisten Leser verblüffen wird!
Ohne Zweifel - wenn es um Feature-Artikel in den Medien geht oder um UFO-Artikel- Serien, das Bild vom Adamski-Scoutship (einem Raumschiff von der Venus auf der es seiner Behauptungen nach ausschauen soll wie bei uns im Schwarzwald) ist geradezu der Archetypus für die öffentliche UFO-Idealbild-Vorstellung - oder für das falsche Bild vom UFO-Phänomen!

Die Fliegende Untertassen-Story hat viele Wirrheiten in Gang gesetzt und ne Menge Spott produziert, aber die Medien müssen dankbar ob solcher Geschichten sein, weil sie die Würze auf Seite 3 darstellen. Gute Untertassen-Storys haben das Potential als Medienhammer durchzuschlagen.
Damit wird das Alien-Bild von außerirdischen Besuchern geprägt, genauso wie weiße Betttuchlaken- Gestalten als Gespenster durchgehen. Die Kette ist banal: Fliegende Untertassen, Außerirdische, UFOs. Daraus ergibt sich auch das öffentliche Vorstellungsbild (the image) in Sachen UFOs der heutigen Zeit. Bereits der Physiker Dr. E. U. Condon hatte festgestellt: "Es ist zu folgern, dass eine befriedigende Analyse der Presse- und Fernsehberichterstattung über UFOs sehr interessante Daten für den Sozial-Wissenschaftler und den Kommunikations- Spezialisten erbringen wird."
Bereits am 28. Juli 1968 fasste Dr. J. Allen Hynek, Berater der US-Luftwaffe bei deren UFO-Untersuchungs-Projekt Blaubuch, in Sachen UFO-Medienberichterstattung kurzgebunden erklärt, dass die Journalisten "Opportunisten" sind, die das Thema als humorige schnelle Nummer sehen und unter diesem Blickwinkel es auch vortragen. Tatsächlich sind die meisten UFO-Interessierten völlig unzufrieden mit der Aufarbeitung des Themas in den Medien, damals wie heute. Na ja, die meisten UFOlogen sind unerfreut über den oftmals spöttisch gehaltenen Charakter in der Darstellung. Ich dagegen habe einen anderen Ansatzpunkt: Die unkritische, ja gar jene förderliche Darstellung von Sensationen in den Boulevardmedien, wodurch große Teile der Öffentlichkeit neben der "Lächerlichmachung" in den ernsthafteren Medien doch überzogene Vorstellungen von den UFOs bekommen und damit den Machenschaften der UFO-Promoter ausgeliefert sind, die die Irrlehre der UFOlogie verbreiten (und dabei ihren Schnitt mit fantastischen Geschichten machen). Aber da beisst sich die Katze wieder in ihren eigenen Schwanz.

Bei der Ausbreitung des UFO-Aberglaubens (nicht das es unidentifizierte fliegende Objekt- Wahrnehmungen gibt, sondern das die besagten Objekte Raumschiffe kosmischer Besucher sind!) spielen die Massenmedien eine ganz große, signifikante Rolle. Dr. Philip Morrison, Physiker am Massachusetts Institut of Technology (MIT), erkannte einmal in Sachen UFO-Phänomen: "Es ist ein soziales Phänomen des Journalismus und des Fernsehens." Doc Morrison hat damit völlig recht, da die Rolle der Medien ganz wichtig ist bei der Verbreitung ganz bestimmter Vorstellungen über das eigentlich unscheinbare Phänomen der UFOs. Es sind zunächst einmal die Medien, die aus ureigenen Interessen das Phänomen aufpumpen und aus einer Mücke den Elefanten machen. Dadurch entsteht eine neue Wirklichkeit, wie in einem Drogen-Tripp. Während der führende Begriff "Fliegende Untertasse" seit 1947 weitverbreitet wurde ist das anonymisierte Kürzel vom UFO erst seit 1956 so wirklich im Umlauf um die Untertasse langsam abzulösen, auch wenn die Begriffe öffentlich austauschbar sind, ja fest miteinander verwachsen erscheinen. Unterschwellig blieb jedoch die Untertassen-Vorstellung vorhanden - und am Leben weil beide Begriffe für scheinbar fremde Objekte am Himmel stehen. Dazu sind die Aliens in den Tassen einfach im medialen Sinne zu gut. Anekdoten, Faszination und Satire lassen sich darunter als gemeinsames Dach im Space Age zusammenfügen. Losgelöste Träume und zeitaktuelle Vorstellungen finden hier eine gemeinsame Kulmination in einem Zauberland. 
Ein Aspekt der Presse-Berichterstattung über Fliegende Untertassen und UFOs berührt ein vitales Randelement, welches populär mit "Verrückten" gleichgesetzt wird. Dieses Label wird allgemein UFO-Zeugen zugeschoben oder Menschen, die irgendwie am UFO-Phänomen motiviert sind und denen man primär psychologische Probleme nachsagt. Dieses Ruch hält sich, obwohl z.B. die Statistik der US-Luftwaffe zu Zeiten des Projekt Blaubuch ausweist, das nur 3,6 % aller UFO- Meldungen als Schwindel und Halluzinationen anzusehen sind oder mit psychologischen Ursachen zu tun haben. Dennoch gibt es darüber hinaus das Element der UFO-Kulte und der Alien-Liebhaber, der Kontaktler, heutzutage kommen noch die Entführten dazu. Sicher ist, dass seitdem die Berichterstattung zu diesem Themenkreis läuft die Medien ihre Aufmerksamkeit vorgeblich auf bizarre Facetten des Phänomens richten. Im Mai 1968 gestand so James McGartney als Herausgeber der The Chicago Daily News ein, dass die Untertassen-Geschichten für ihn nur deswegen interessant sind, weil er glaube es sei für die Leser interessant Geschichten zu hören über das was andere Leute glauben am Himmel gesehen zu haben. Wenn seine Zeitung solche Untertassen-Geschichten abdrucke, heiße dies noch lange nicht, das er oder seine Journalisten selbst daran glauben. Es gehört zur Kunst des Journalisten dann solche Storys interessant anzubieten. Dazu zählt auch der Kniff eine Nachrichtenmeldung dadurch interessant zu machen, indem man nicht sagt "Hallo, hier ist jemand, der glaubt eine Fliegende Untertasse gesehen zu haben", sondern "Hier ist Herr X der eine Fliegende Untertasse gesehen hat". So gesehen sind die Fliegenden Untertassen für die Menschen da.
Fliegende Untertassen stehen seit Jahrzehnten als Symbol für das UFO-Phänomen, sie sind eine mystifizierte Legende, die für den Außenstehenden wie auch Insider alles und nichts bedeutet, in die jedoch Wünsche und Hoffnungen projiziert werden.
Tatsache ist, dass die "Wirklichkeiten der Medien" in immer stärkerem Masse unsere Weltbilder bestimmen, gerade auch die Bilder des Fernsehens.

Dabei darf man nicht vergessen, dass das kommerzielle Fernsehsystem, macht was es will: Geld verdienen und sonst nichts. Es ummantelt sich damit mit dem Suggestionsmittel der journalistischen Glaubwürdigkeit, auch wenn es sich um Boulevardsendungen handelt. In den letzten Jahren erfuhren wir einen neuen "TV-Journalismus", jenen der die Präsentation von Journalismus als pures Showbusiness versteht. Es sind immer öfter Seifenopern zu begutachten, die als Journalismus verkauft werden. Infotainment und UFOtainment geben sich dabei die Klinke in die Hand: Journalismus wird durch Entertainment sowie stark fiktionalen Elementen ersetzt, ohne dass dies dem Publikum bewusst wird. Es ist nur eine Frage der Abmischung, wie wir im Fall Mühldorf gesehen haben. Eine immer weiter um sich greifende Journalisten-Spezies vermittelt keine Fakten, sondern nur das Gefühl, dass sie die Menschen über diese Welt auf dem laufenden halten - womöglich mit dem Effekt, beide Seiten ohne viel Aufwand an intellektueller Hirnschmalz-Leistung das zu geben, was sie haben wollen. Quoten und Auflage für die Produzenten und Zufriedenheit und Glückseligkeit beim Konsumenten. Kasse macht dabei auch und vor allem der journalistische Entertainer: Wenn er aus seinem kleinen Fenster auf die Welt schaut, verstellt ihm ein großer Sack Geld den Blick. Es gibt inzwischen kritische Medienbeobachter, die hierfür das Wort Schreinemakerisierung der Mediengesellschaft fanden. Hierzu zählt auch der neue Sat1-Skandal, "ihr Kuschelsender" (lt. Harald Schmidt), als Ende März 1998 der Chef des Senders, Fred Kogel, beschloss, beliebte TV-Serien wie "Der Bergdoktor" allein aus dem Grund zu kappen, weil ihre Zuschauer in großen Teilen älter als 50 Jahre sind und die Werbewirtschaft nur eine Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren akzeptiert! Man muss es sich nochmals auf der Zunge zergehen lassen: TV-Sendungen auch mit guter Quote werden gekippt, nur weil das Publikum "nicht stimmt", "zu alt ist"! Zynismus oder Verletzung der Menschenwürde? Wie würden Sie entscheiden...? Die Leserbriefkolumne der Bild-am-Sonntag vom 5. April 1998 war ein einziger Aufschrei des Publikums. Herta Meinold aus Hamburg brachte es auf den Punkt: "Es geht nur ums Geld!" Diese 'Werbebotschaft-Zielgruppen-Orientiertheit' geht sogar soweit, dass die Sender auch ihre Moderatoren und Schauspieler auf jung trimmen und selbst bei öffentlich-rechtlichen Anstalten Nachrichten-Moderatorinnen abgeschoben werden, um jüngeren Damen die Nachrichten verlesen zu lassen. Zugegeben, hier steht nicht die Werbeindustrie im Vordergrund, sondern der Wunsch der Sender junges, frisches Publikum von den Privatkanälen herüberzulocken. Zudem interessiert sich dieses Publikum mehr für Sensationen wie "Hirsch erschießt Jäger" als "Jäger schießt Hirsch". In unserem UFO-Fall bedeutet es: Schlagzeilen wie "UFO von Polizei verfolgt" finden eher eine Chance zur Breitenveröffentlichung als später die Erkenntnis "UFO war Miniatur-Heißluftballon".
Was wir da u.a. auf der Mattscheibe geboten bekommen, lässt uns dazu an, sich irgendwie einen Reim darauf zu machen. Und wir sind es auch, die üblicherweise dafür sorgen, dass die dortigen Inhalte irgendwie mit unserer Vorstellung von Wirklichkeit konform gehen. Interessanter Weise gilt dies sowohl für die Zuschauer als auch für die Macher, die bereits einer Generation angehören, die mit genau dieser bunten Bilderwelt erzogen wurde. So beißen sich nicht immer jene Interessengruppe vor und hinter dem Glotzkasten. Für alle (es gibt sicherlich aber auch Minderheiten als Ausnahme) gilt: Wahr ist, was als wahr gilt, was wahr wirkt - Hauptsache, es bringt den erwünschten Effekt für alle Teilnehmer des großen Spiels.
Wir merken also langsam, dass es auf den Eindruck ankommt, nicht auf 'die Wirklichkeit'. Und wenn dies schon für das allgemeine Leben gilt, dann insbesondere aber erst recht für die UFO-Darbietungen der Medien. Kein Wunder also, dass der Mensch von heute mehr denn je recht selbstverständlich und unkritisch mit der konstruierten Medienwelt und ihren bleiernen Gesetzen umgeht. Kaum jemand weiß, dass vieles von dem, was an unsere Sinnesorgane dringt, eigenes zu diesem Zweck produziert worden ist. Produziert von Medien, die zwar behaupten, nur zu informieren und zu transportieren, die tatsächlich aber vieles inszenieren, auf jeden Fall aber konstruieren. Es ist ein Märchen zu behaupten, in Deutschland habe knallharter Recherchenjournalismus Konjunktur, egal wie lange Recherchenzeiten auf dem Abrechnungszettel stehen. Der Fall Mühldorf ist dafür die Faust aufs mediale Auge im Hier und Jetzt. 1994 war es eine Pseudodokumentation des NDR, die als Quotenhit in der ARD unter dem Titel UFOs: Und es gibt sie doch... lief.
Das Info- oder UFOtainment ist keineswegs eine natürliche Dichotomie, sondern das Ergebnis eines sozialen und kulturellen Konsenses eines Großteils der Bevölkerung, welcher vom UFO-Aberglauben befallen ist. Die Medien-Darbietungen sind so gesehen nur ein Spiegel dessen. So gesehen erweist sich die UFO-Berichterstattung oftmals als sichtbares Ergebnis von Interaktion und nicht von Abbildung von oder zu Gegebenheiten. Der UFO-Mythos konnte sich deswegen entspinnen, weil sich hauptsächlich die Revolverblattpresse mit ihren Massenauflagen zunächst darum 'kümmerte' und durch unsaubere Untersuchungen (wenn solche überhaupt stattfanden) fördertet. Dies begann schon mit der Erfindung des Begriff "Fliegende Untertasse", wodurch eine bildliche Konzeption der frühen UFOs im Hollywood-Stil entstand. Während der Privatflieger Kenneth Arnold im Sommer 1947 seine Erscheinung "like a saucer would if you skipped it across the water" in der Bewegungsdynamik beschrieb, wurde daraus die berühmte flying saucer als gestalterische Beschreibung des Phänomens. Als Arnold von einem Journalisten darum gebeten wurde, die sonderbaren Objekte zu beschreiben, sagte er, sie hätten sich so verhalten, wie wenn man eine Untertasse über eine glatte Wasseroberfläche schlittern lässt. Daraus wurde dann der weltberühmte Begriff der flying saucers, die Fliegenden Untertassen, deren imaginäre Suggestions-Kraft allein als Metapher ausreicht, um einen modernen Mythos zu nähren. Diesen Begriff erfand der Zeitungs-Reporter Bill Bequette vom East Oregonian in Pendleton, Oregon, als er in seiner Zeitung am 25.Juni 1947 den Vorfall schilderte und nach Worten suchte, um die von Arnold ausgemachte Erscheinung besser umschreiben zu können. Nebenbei: Von der Form hier schilderte Arnold seine "Untertassen" als sichelförmig. Binnen 24 Stunden spekulierte die Presse über Marsianer und außerirdische Raumfahrzeuge in diesen "Fliegenden Untertassen" während Arnold gar nicht in diese Richtung gedacht hatte und glaubte "ungewöhnliche Jet-Flugzeuge" gesehen zu haben, also militärische Geheimmaschinen. Darauf achtete man aber in der Presse nicht, um das Sommerloch mit einer spektakulären Sensation über die ETs füllen zu können. Und seither haben oftmals die originalen UFO-Sichtungsberichte wenig mit dem Hollywood-Bild zu tun, was die Boulevardpresse verbreitet.
Irgendwelche Lichtgebilde am Nachthimmel sind eben weniger spektakulär und attraktiv als metallische, utopisch-phantastische Fluggeräte wie aus einem SF-Designer- Studio. Hinzu kommen natürlich noch die wie aus einem SF-Genre-Film entspringenden Grafiken, "nach Zeugenangaben", von Redaktionszeichnern, die hier ihrer freien Phantasie ihren Lauf ließen und das falsche Bild vom UFO-Phänomen ins öffentliche Bewusstsein pflanzten.
Insgesamt kam so eine grobe Schieflage in der öffentlichen Gewahrwerdung der UFOs, der Phantome des Himmels als Space Age-Folklore, zustande. 
Deswegen ist immer wieder die Forderung zu stellen: Die Journalisten sollten wissen, was sie tun, wenn sie ihren Job machen - und wir, das Publikum, sollten wissen, was wir von denen da hinter der Glotze erwarten können, und was nicht. TV-Kritiker sagen es immer wieder: Millionen Menschen bauen ihre Meinungen auf Lügen auf und treffen ihre Entscheidungen aufgrund von Unwahrheiten. Dies kann klappen, weil Lügen nicht strafbar sind (im allgemeinen). Wir UFO-Kritiker können aufgrund unserer Beobachtungen und Erfahrungen dem nur voll zustimmen. Wie heißt es doch schon immer: Die Medien - Zeitungen und Fernsehen - gehen über Leichen, damit sie ihre Story kriegen und damit die Show weitergeht. Einige von uns, die es immer wieder mit dem Fernsehen zu tun bekommen wissen doch ganz genau, dass die Mehrheit der Produzenten und Macher vor der Umsetzung einer Idee bereits feste Vorstellungen haben, wie der Beitrag am Schluss auszusehen hat, für den vorgegebenen Inhalt wird nur Füllmaterial gebraucht. Noch bevor die Kamera läuft, sind die Beiträge schon im Kopf der Autoren festgeschrieben - und kaum einer lässt sich belehren, dass die gedachte Angehensweise so nicht richtig ist und ein Umdenken notwendig wäre. So ist es auch im Fall Mühldorf geschehen: Egal, was der Zeuge sagte, seine persönliche Erfahrung wurde entsprechend der Autoren-Vorgabe umgestrickt und passte dann schließlich wieder für jene vor und jene hinter dem schwarzen Kasten im Wohnzimmer. So haben wir einen Beleg dafür, um zu sehen, wie der UFO-Mythos künstlich gezeugt und mit falschen Bildern aufgebaut wird.

Die Macht und der Einfluss der Massenmedien

An dieser Stelle sollte allen Machern im Mediengeschäft einmal vorgeführt werden, welchen Einfluss sie mit ihren Angeboten ans Publikum haben, gerade dann wenn sie populäre Konzepte aufgreifen und phantastisch-fiktive Inhalte mit einer Dosis "Pseudo-Realismus" als Stilmittel aufmotzen, um das Publikum zu locken. Zunächst sei an das archetypische Beispiel erinnert, welches den meisten Menschen aus dem Jahr 1938 noch bekannt ist. Am 30. Oktober 1938 wurde das CBS-Hörspiel The War of the Worlds von Orson Welles ausgestrahlt - inszeniert und basierend auf den Roman von Herbert George Wells, in dessen Zuge die Menschen rund um New York und New Jersey in Panik verfielen, weil sie es durchaus für möglich hielten, dass es Invasoren vom Mars gab! Immerhin ging ein Fünftel der sechs Millionen Hörer von der Echtheit der Nachrichten aus; Medienwissenschaftler wiesen darauf hin, dass diese Ereignisse zeigen, dass Erdbewohner durch Medienereignisse und Autoritäten dazu gebracht werden können, sich in völlig irrationaler Weise zu verhalten. Das Hörspiel und die Reaktionen darauf zeigt aber auch, dass die Annahme, Außerirdische existieren wirklich, inzwischen so stark im Bewusstsein vieler Menschen verwurzelt war, dass sie eine angebliche Invasion der fernen Planetenbewohner für völlig glaubhaft hielten.
Kaum jemand merkte, dass dies nur ein ganz besonderer Halloween-Spaß gewesen war, der der in die Historie der Rundfunkgeschichte und der Medien-Irreführung einging. Folgende Anekdote soll uns illustrieren, was sich damals abgespielt haben soll. Eine Frau in Indianapolis, Indiana, hörte gerade Radio als sie die Sendung mitbekam. Voller Angst stürmte sie in eine Kirche und schrie: "New York ist zerstört worden! Wir stehen vor dem Ende der Welt! Geht nach Hause und bereitete auch auf den Tod vor!" In Providence, Rhode Island, erhielt die Polizei angeblich über 4.000 Telefonanrufe von verschreckten Radiohörern, die wissen wollten, was nun zu tun sei. In Newark, New Jerssey, stiegen Menschen auf die Dächer von Hochhäusern und schauten über den Hudson River in die Gegend von New York rüber. Sie sahen Rauchwolken über Brooklyn und der Bronx, was ihnen bestätigte, dass die Marsianer inzwischen den Big Apple in Schutt und Asche legten, in Wirklichkeit waren es am Horizont aufsteigende Regenwolken gewesen. Gerüchte über "Giftgas-Einsätze der Marsianer" sprangen wie ein Buschfeuer um sich und Hunderte von Automobilisten versuchten aus Newark zu fliehen, wobei sie alle Straßen verstopften und versperrten - ein heilloses Verkehrschaos war an Ort die Folge. Und in Grover's Mill, New Jersey, drehten sieben Entenjäger aufgrund der CBS-Sendung in ihrem Autoradio mitten im Wald durch und legten ihre Jagdgewehre auf eine düstere, hochaufragende Gestalt am Waldrand an und feuerten Salve auf Salve darauf auf. Ein auf der nahen Straße vorbeifahrender Staate Trooper hörte den Lärm des Feuergefechts und wollte sich in die Schlacht werfen.
Inzwischen schien das Marsianer-Invasionsgerät getroffen worden zu sein und ein Marsianer verwundet, dessen herumspritzendes Blut hatte einen der Entenjäger getroffen. Als der Staats-Polizist sich nun die Blutflecken mit seiner Stabtaschenlampe anschaute, stellten sie sich als Wasser heraus und da dämmerte ihm was hier lief: "He, ihr seit alles Arschlöcher, hört sofort zu schießen auf!" Nun lief der Polizist mit eingeschalteter Taschenlampe auf die marsianische Kampfmaschine zu und sie entpuppte sich als grob fehlgedeuteter Wasserturm am Waldesrand, aus dem inzwischen Gallonen von Wasser in langen Fontänen hervorschossen, nachdem die Jäger mit ihren Browning Automatic Rifle's ihn durchsiebt hatten. Jeder Jäger hatte mindestens drei volle Ladungen in ihn hineingejagt. 
In New York selbst bekam die Polizei inzwischen das Durcheinander mit und Detektive nahmen nun selbst eine Invasion bei CBS vor und erklärten den Verantwortlichen die durch ihre Sendung ausgelöste panikartige Situation rund um die Stadt. Darauf schritt Orson Welles selbst ans Mikrofon und unterbrach das Hörspiel, um die Zuhörer aufzuklären, worauf sie am Halloween-Abend unerwarteter Weise hereingefallen waren. Am Tag nach der Sendung erlebte dann CBS-Präsident William S. Paley eine weitaus furchtbarere Invasion als die von Marsianern in seinem Büro: Die von Rechtsanwälten... Noch Wochen später beschäftigten sich Zeitungen und Radiokommentatoren mit der "Martian broadcast" und die Londoner Times spürten den alten Herbert George Wells auf, um ihn zur Panik in Amerika zu interviewen. Sein Kommentar: "Oh, wie verrückt!" (Nach UFO Roundup Nr. 43 vom 26. Oktober 1998) Verzweifelte UFO-Freunde des Phantastischen, die an der Wand stehen und mit ihrer objektiven Argumentation nicht mehr weiterkommen und in einer Sackgasse angelangt sind, haben schon seit langer Zeit eine Ausflucht (eine Hintertüre) aufgebaut. Sie behaupten, dass aufgrund der Mars-Panik zum genannten Hörspiel die US-Regierung sich veranlasst sieht, die "Wahrheit über den außerirdischen Besuch" nicht kundzutun, weil man eine totale Panik unter der Menschheit befürchtet, wenn diese monumentale Wahrheit bekannt wird. Dass dies hinten und vorne in der SF-durchwucherten Zivilisation des Space Age hinkt, wird dabei übersehen. Allzu viele Menschen sehnen die Aliens bereits herbei! Die Welt ist sozusagen "alienated". Und im Weltraumfahrt- Zeitalter lebt der Mensch unter dem Eindruck einer "kosmischen Perspektive".
BILD am Sonntag vom 5. Dezember 1982 meldete auf Seite 1: Panik! UFO-Alarm durch deutsches Fernsehen! Auf S. 6 wurde im Nachrichtenteil dann durch Ludger Hunder bekannt: "Unbekanntes Flugobjekt" bestürzte ZDF-Zuschauer/Makabrer Scherz während der Krimi-Sendung "Kottan ermittelt": Über diesen merkwürdigen Scherz konnten viele Menschen im Ruhrgebiet überhaupt nicht lachen: Mitten in der Krimifolge "Kottan ermittelt" blendete am Freitagabend gegen 20:30 h das ZDF eine Laufschrift ein: "Unbekannte Flugobjekte bei Duisburg gelandet. Sondersendung nach diesem Beitrag." Zuschauer waren erschreckt, bestürzt, verwirrt. Hunderte meldeten sich sofort beim ZDF. Mehr als 500 riefen die Duisburger Polizei an: "Was ist da los? Stimmt das mit den UFOs?" Die vier Polizisten in der Duisburger Einsatzzentrale reagierten ratlos: "Wir wussten nicht, was wir den Leuten sagen sollten. UFOs waren uns unbekannt." Da die Gespräche über den Notruf 110 gingen, waren die Leitungen für längere Zeit blockiert. Kurz nach 21 h blendete das ZDF die "Entwarnung" ein: "UFOs sind nicht gelandet... Keine Sondersendung". Und wieder meldeten sich etwa 500 Anrufer bei der Polizei. "Wo sind sie denn?" Die Anrufer hatten für den Scherz kein Verständnis: "Makaber, verrückt, idiotisch, die wollen uns wohl auf den Arm nehmen und - da hört der Spaß aber auf" waren die Kommentare. Das ZDF hat sich bei der Duisburger Polizei entschuldigt. So ein "Jux" soll nicht mehr vorkommen.

 

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