Die Hör Zu griff in Nr.51 (17. 12. 1982) in einem Kommentar die Affäre auf:
Da hört der Kottan-Spaß auf: "Unbekanntes Flugobjekt bei Duisburg gelandet. Sondersendung folgt!" Urplötzlich wurde diese Zeile bei "Kottan ermittelt" eingeblendet. Dort, wo das ZDF oft offiziell mitteilt, dass z.B. das "Sport-Studio" später beginnt oder was sonst Sache ist. UFO gelandet!
- es sollte ein Kottan-Jux sein. Weil die Nachrichten keinerlei Bezug zur laufenden Sendung hatte, erreichten die Wiener Galgenvögel, was sie kaum beabsichtigten: Duisburgs Polizei-Telefone waren blockiert! Ein Spaß?
Nein! Das ZDF sollte sich diese Nachrichtenmöglichkeit für ernsthafte Informationen sauber halten. Vor allen in einer Zeit, in der Unmögliches jederzeit möglich scheint.
Auch Hör Zu-Leser Markus Tull, Dortmund, reagierte in einem Leserbrief:
Damit sollte man nicht spaßen: Geschmacklos fand ich den Gag mit dem UFO, das in Duisburg gelandet sein sollte. Der Zuschauer wurde auf den Arm genommen und für dumm verkauft. Und am Ende teilte einem die Ansagerin freundlich lächelnd mit, alles gehöre zur Serie, und es werde gebeten, von Anrufen an die Sendeanstalt abzusehen. Eine Unverschämtheit! Außerdem bin ich als echter Däniken-Fan der Meinung, dass man mit so etwas nicht spaßen sollte, sondern, dass es sich im Gegenteil um eine ernst zu nehmende Sache handelt, über die es sich nachzudenken lohnt.
Fernsehfilm löst Panik aus - Angebliche Nachrichtensendung über Asteroideneinschläge, so der Titel einer AP-Meldung aus Los Angeles, die am 1. November 1994 im Tagesspiegel erschien. Ein am 30. Oktober 1994 von dem großen Fernsehsender CBS in den USA ausgestrahlter Spielfilm über den Aufprall von Himmelskörpern auf der Erde war offenbar derart realistisch geraten, dass er bei nicht wenigen Zuschauern Panik auslöste. Hunderte verwirrter Personen - einige sollen geweint haben - riefen an und wollten Näheres wissen. In dem Fernsehfilm "Without Warning" (Ohne Warnung) berichtet eine erfundene "Abendnachrichten"-Sendung in angeblichen Live- Übertragungen über den Einschlag von Asteroiden im Gebiet des US-Bundesstaats Wyoming sowie in Frankreich und China. Während des Films wurde wiederholt das Wort "Live" eingeblendet. Viele Rollen wurden von echten Moderatoren aus lokalen und überregionalen Fernsehsendern gespielt.
In dem Film erhält die Stadt Cheyenne in Wyoming einen Asteroiden-Volltreffer. Asteroiden, auch Planetoiden genannt, sind Miniplaneten, die, soweit bekannt, zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter die Sonne umkreisen. Die Sendung löste eine Flut von Anrufen bei Fernsehstationen in den Städten Minneapolis, Los Angeles und Las Vegas sowie in den Staaten Wyoming, Tennessee und Louisiana aus. Auch bei Behörden, Nachrichtenagenturen und anderen Redaktionen in New York, Atlanta und Chicago gingen Anfragen ein. Jill Cummer von der CBS-Station in Cheyenne berichtete: "Ich musste die ganze Nacht über Anrufe beantworten und den Leuten sagen, dass es nur ein Film war." Am Anfang der Sendung wurde zwar der Hinweis gegeben, dass die Vorgänge frei erfunden seien, jedoch blieb eine Wiederholung dieses Hinweises während der dramatischsten ersten Viertelstunde des Films aus. Die an CBS angeschlossene Fernsehstation WCCO-TV in Minneapolis entschuldigte sich während ihrer echten Abendnachrichtensendung bei den Zuschauern für die angerichtete Verwirrung. In Los Angeles erhielt die Fernsehstation KCBS-TV einen Protestanruf von der Konkurrent, deren Zuschauer sich beschwert hatten, weil sie nicht über das "Jahrhundertereignis" berichtete.
Sie sehen, nun erhält die "Objektivität" auch im TV-Journalismus eine ganz eigene Wertigkeit. Die Objektivität ist bestimmt von professionellen und institutionellen Verfahrensweisen des TV-Handwerks, welches sich an Formalien, Organisationsstrukturen und 'gesundem Menschenverstand' orientiert. In der Flut der Informationen würden Leute immer wichtiger, die mit ihrem guten Namen für Auswahl und Bewertung stünden; Journalisten also, die Zugänge zum Wissen schaffen und die Informationsangebote sortieren. Wir sehen es so: Die oft bemühte "Informationsgesellschaft" leidet nicht am Mangel von Verpackungskünstlern, sondern an verantwortungsbewussten Journalisten, die Informationspakete aufschnüren und ihren Inhalt prüfen und erklären können, ohne Schnickschnack. Und es geht hierbei auch um die Anbindung der redaktionellen Verfahrensweise an die Politik des Mediums, welches zum Beispiel gerne sich das Image als Mystery-Sender gibt und deswegen gerade auch Mysterien aufrecht erhält.
Dummer Weise hat dieses spezielle Medium auch noch Erfolg damit und wird deswegen neidisch von den Mitspielern im Kabel- und Satelliten-Netz beäugt. Der Mystery-Sender hat's ihnen allen gezeigt und sie lernen nun begierig davon. Der Erfolg gibt recht und nichts anderes als der Erfolg ist die Maxime. Bescheidenheit und Augenmaß sind es auch bei UFO-Beiträgen jedenfalls nicht. Ein Hochspielen dieses brisanten und explosiven Themas der Medienwirkung ist aus eigennützlichen Gründen gar nicht im Interesse der Journalisten, würde der angeblich mündige Bürger sich dann doch dagegen wehren. Aber nicht so, wie aufgescheuchte UFO-Fans, die gar nicht genug von der hier kritisierten Fehlleistung bekommen können, als sie dies ihr persönliches Opium, welches man ihnen zu bestimmten Zeitpunkten einfach drücken muss.
In Magazin 2000 vom Februar 1998 fand man einen Leserbrief von einem irgend jemand, der aufgrund von zwei im Juli 1997 im Videotext angekündigten UFO-Beiträgen, die dann zum angesagten Termin aus redaktionstechnischen Gründen doch nicht ausgestrahlt wurden, sofort das Mysterien-Spiel für sich entnervt aufmachte, weil er die angekündigte und versprochene Dosis 'UFO' für den angekündigten Zeitpunkt nicht bekam:
"Dieses Geschehen zeigt wieder deutlich, dass mit aller Wahrscheinlichkeit auf unsere Sendeanstalten -von welcher Seite auch immer- Druck ausgeübt wird, keine derartigen Sendungen auszustrahlen! Es zeigt auch, dass der Öffentlichkeit interessantes, brisantes Material vorenthalten wird, und dass die Sendeanstalten nicht den Mut aufgebracht haben, diese Beiträge zu senden." Dieses Extremmuster zeigt uns auf, wie der UFO-Aberglaube bereits sich in den Seelenströmungen bestimmten Menschen als Weltbild-Orientierung verfestigt hat und wie begierig, und daher blindlings und ohne Vernunft, die Abhängigkeitsdroge 'UFOs im Fernsehen' von den zur Sucht animierten Konsumenten erwartungsvoll entgegengefiebert wird. Wird die Droge dann nicht wie angekündigt verabreicht, dreht der TV-Pusher oder -Zapper ab.
Übrigens ist auch dies ein schönes Beispiel für die getrübte Wirklichkeitssicht, die inzwischen schon ufologisches Programm ist: In beiden monierten Fällen kamen die ausgeschriebenen Beiträge zu einem späteren Zeitpunkt doch. Es war also nichts mit dem vorgeblichen Druck auf die Sender von außen durch geheimnisvolle Mächte des Unfasslichen. Wie ein Faust aufs Auge kommt da die März 1998-Ausgabe des Magazin 2000 daher, wo wir den Kurzbeitrag "Fernsehen beeinflusst UFO-Glauben" (S.7) nachlesen können: Prof. Glenn Sparks von der Purdue University führte eine soziologische Untersuchung von 120 Amerikanern durch, um festzustellen, inwieweit die TV-Berichterstattung auch den Glauben an UFOs, Außerirdische, Engeln, Geistern etc. beeinflusst. Natürlich spielt hierbei auch das Alter sowie die familiäre sowie religiöse Prägung der Betroffenen dabei eine Rolle. Das Fernsehen wirkt so stark auf das Glaubens-System ein. Skeptisch eingestellte Menschen oder Unentschlossene werden durch diese dauerhafte Berieselung dem Übernatürlich gegenüber geöffnet, geknackt!
Man darf nicht vergessen, dass die medienerzeugte öffentliche Meinung so etwas wie eine "soziale Haut" unserer Gesellschaft darstellt, womit der Journalismus auch ein Geschäft der sozialen Kontrolle betreibt und die Journalisten als solche einen besonders großen Einfluss durch ihre Berichterstattung nehmen. Wenn man will, kann man die Journalisten so zusagen die Meteorologen der gesellschaftlichen Kommunikation nennen: Sie überwachen normaler Weise das Meinungsklima und steuern damit schließlich auch die Politik in einer "Wachhund"-Funktion. Die Medien, und vor allem das Fernsehen, sind immer rund überall so wirksam, dass sie sogar Wähler bewegen und Wahlen entscheiden können! Auf dem UFO-Sektor dagegen hat der Journalismus sich selbst aber ein abenteuerliches Spielfeld damit aufgetan, um mittels des faszinierenden Abenteuers "UFO" immer wieder Schlagzeilen erhalten zu können, indem allein schon begrifflich nicht mit unidentifizierten, sondern mit unbekannten oder unidentifizierbaren Flug-Objekten gehandelt wird. Machen Sie doch selbst mal eine Analyse über zehn Jahre Zeitungsberichterstattung hinweg, da geht Ihnen dies schnell auf, wie allein durch eine falsche Begriffsgebung der Sinn und Inhalt im Gesamtkontext des Phänomens verändert wird - und allein dadurch schon falsche Konzepte, Ideen und Vorstellungen so etwas wie "Bodenhaftung" gewinnen. Prima Klima für jegliche Art von Kult und Sektiererei, für wissenschaftliche Abenteuerraubzüge und kaum zu stoppende Wahnwelten in den unterschiedlichsten Überraschungs-Eiern verpackt. Und das Fernsehen hat mit Einzug der Privaten hauptsächlich UFOs in einer ganze bestimmten Richtung dargestellt, und dies so oft wie nie zuvor bei den bis dahin sich zurückhaltend gebenden öffentlich-rechtlichen Anstalten. Die Geschichte eines Themas blockiert gleichsam seine neue Angehensweise, weil damit betonierte Vorstellungen eingerissen werden müssten und der Grenzüberschritt ist immer problematisch. Und das Dauer-Thema UFO ist für die Medienwelt nur dann reizvoll, wenn es nicht den Nimbus des Unerklärlichen verliert, den man jahrzehntelang gepflegt hat. Natürlich gab es immer wieder Abschlaffungs- und Ermüdungserscheinungen, verlor seine werbende Kraft und stand zur Disposition, aber schlussendlich kehrte das Thema immer wieder nach einer latenten Phase, in der es Kräfte sammelte, mit neuen Aspekten auf die Agenda zurück und setzte sich durch.
Untersuchungen zeigen, wie erfolgreich Medien sein können, wenn sie bei der Thematisierung nicht auf den Widerstand eines schon richtig vorinformierten und damit immunisierten Publikums treffen. Dies gilt insbesondere auch für die UFO-Aufarbeitung der letzten Jahre durch das öffentlich-rechtliche wie auch das kommerzielle Fernsehen - und dies, obwohl sich in Deutschland die Zahl der journalistisch arbeitenden Personen sich in den letzten 20 Jahren etwa verdoppelte und immer mehr Akademiker in den deutschen Redaktionen arbeiten. Damit haben die Medien als solche einen langfristigen sozialen und kulturellen Einfluss auf die Mehrheit nicht nur des deutschen Volkes genommen. Die Meinungsumfragen, die wir bereits schon vorstellten, sind dafür der Beleg - es werden immer mehr jener, die an außerirdische UFO-Raumschiffe glauben. Eines deutlicheren Beweis des Einflusses der Medien auf die Einstellung von Lesern, Hörern und Zuschauern gibt es kaum noch, gerade auch in Anbetracht des Beispiels "Mühldorf". Damit wurden "Schubladen" auf- und zugemacht und Weltbilder auch bereits historisch zurückreichend in den Köpfen "konstruiert" und im aktuellen Fall bestätigt. Immer entlang des Gesetzen des Medienmarktes, zu dem freilich auch der Buch-, der Video- und Zeitschriftenmarkt gehört, welcher unter der medialen Aufarbeitung bereits in der Vergangenheit nur jubeln konnte. Wechselseitig haben sich hier UFO-Promoter, UFO-Enthusiasten und die Medien die Stange gehalten. Hier haben sich wechselseitige Strukturen gebildet, weswegen auch das Fernsehen (fast) alles kann, nur eines nicht: 'Die Realität' zeigen, wie sie ist, hier sieht man nur auf gearbeitete Ereignisse, die mit den vorgegebenen Strukturen vereinbar sind. Die Katze beisst sich in den Schwanz.
Mit der neuen Bilderwelt gelang es nicht, einen neuen Journalistentypen herauszubilden, sondern es kam zu vielerlei geistige Brandstiftung als Verneigung vor dem Homo Zappiens. Daher geht es uns hier auch um die Frage, ob sich die Medien und hier insbesondere das TV verabschieden sollten mit ihrem alten Anspruch, nützliche, glaubwürdige, orientierende Angebote zu machen, deren Rezeption vielleicht sogar auch ein wenig Anstrengung erfordert - von beiden Seiten vor und hinter dem Guckapparat eingebracht.
Aber aus kommerziellen Überlegungen wird durchaus vermieden, den Konsumenten darüber nachzudenken lassen, was Fernsehen ist, wenn es nur noch einen grenzenlosen Brei von Ereignissen und Fiktionen, Unterhaltung und Informationen, von Offiziellem und Privatem in Magazinen mit pseudoauthentischen Filmen und in Talkshows mit zwielichtigen Gästen präsentiert. So geht es auch, mit anderen Worten, in dieser Analyse um die Weltbilder, die das Fernsehen anbietet. Überaus deutlich wurde dies ja im Herbst 1994, als die unrühmliche und völlig unkritische ARD-Sendung von Heinz Rohde über die Bildschirme flimmerte und damit einen Dammbruch verursachte, wie er wohl für dieses Jahrzehnt in der UFO-Historie einmalig war. Damit wurde gezeigt, was der Journalismus von morgen im heute schon ist. Auch wenn es die Zuschauer verlangen, dass die Medien-Macher Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein für die Orientierungsbedürfnisse des Publikums bitteschön zeigen sollen, gehandelt wird danach in den wenigsten Fällen, allein schon aus ökonomischer Sicht, da das TV inzwischen auch schon auf "schlank" getrimmt wurde, damit u.a. Aktionäre wunderbare Jahresergebnisse erwarten können. Will also heißen: Kosten für gutes Personal vermeiden und billig-flott produzieren, "knackig" zu verpacken und vor allen Dingen ja nicht den "Spannungsbogen" in Sachen UFO-Abenteuer zerstören! Da bleibt kaum Zeit für Hintergrund-Recherche. Recherche heißt zumindest in den Boulevardmagazinen nur mehr: Wie komme ich an meine Schaufenster-Figuren heran. Dies so erlebt im aktuellen Fall "Mühldorf", wo ein Redakteur von Brisant uns nur kontaktierte, um den Zeugen für eine TV-Nummer erreichen zu können und gar keine Luft mehr hatte, nachzufragen, was wir als Experten zum gemeldeten UFO zu sagen haben - das interessierte schon gar nicht mehr. Nur der Show- und Blendeffekt war einzig und allein wichtig. In der Branche nennt man es übrigens einen "MacGuffin", wenn irgendeine Fiktion als scheinbarer roter Faden die Handlung ausmacht und dies nur dem Zweck dient, das Publikum zu unterhalten. Frei nach dem Motto: Der Zweck heiligt dieses trickreiche Mittel (wenn man z.B. SF-artige Fliegende Untertassen-Maschinen durch die computergenerierte Twilight-Zone Bayern gleiten lässt, während der Zeuge nur Opfer einer Illusions mittels Disco-Lichteffektgerät wurde), bei dem facts and fiction zu einem optischen Brei verrührt werden. In unserem Fall hat die interne Kontrolle versagt, die Kritik war aus dem Auge verloren, als die "Infotainment"-Ansprüche die Grenzen zum Fiktionalen überschritten. 
Unter solchen Voraussetzungen kann man RTL-Chef Helmut Thoma gut verstehen, wenn er keine Nachrichtensendungen liebt, "weil die zu teuer sind", qualifizierter Journalismus ist dabei längst zu einer Subventionsbranche geworden, genau wie die Herausgabe Ihres CENAP REPORTs. Der wahre Journalismus von Journalistinnen und Journalisten versteht sich nicht darin, einfach nur irgendwelche Informationen in irgendeiner Weise aufzuarbeiten, sondern sie nach spezifischen professionellen Regeln
heranzunehmen, als bestimmte Umweltereignisse zu sehen, die dann einen Ablass für wirkliche "Nachrichten" sind. Ideal wäre es dabei, wenn die getroffenen Entscheidungen darüber, was eine "Nachricht" ist in Hinblick auf die Qualität von Informationen gälte und sich die Orientierung in erster Linie an den Relevanzkriterien ihres Berufs und ihres Mediums festmachte. Bedenke: Nachrichten sind journalistische Konstruktionen, die dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie glaubwürdig und nützlich sind. Dass der Anspruch von der "Wirklichkeit der Medien" heutzutage sich zunehmend selbst widerlegt ist das Kernproblem. Und dies liegt schlichtweg daran, dass die Segmentierung des Medienangebots nicht vom Himmel gefallen ist, sondern auf Markterfahrungen beruht. Viele verschiedene Gruppen sind heute Abnehmer der Medienprodukte, viele verschiedene Milieus mit unterschiedlichsten Merkmalen und Interesse müssen bedient werden. Ein ganzes Heer von Analysten wird zu diesem Zwecke beschäftigt und die Nürnberger GfK ist schlussendlich auch nur ein Ende dieser Eruierungen des Marktes.
Der RTL-Chef klopft den rasanten Entwicklungen den Weg frei
Auch an den Kulturauftrag des Musikdampfers TV glaubt Thoma nicht, nur an Quote und Werbeclip-Verkaufszahlen. Bereits die Clinton-Lewinksy-Affäre (die uns das Jahr 1998 über begleitete) hat uns gezeigt, dass die Medien für Quoten und Auflagenzahlen alles tun und hierbei auch alle journalistischen Grundsätze in den Wind schlagen. Kein Wunder also, wenn der richtige Journalismus zu einer Art "Unterabteilung der Unterhaltungsindustrie" wird, wie es Peter Glotz (SPD) einmal sagte. Deswegen fällt es immer schwerer, in einer zunehmend kommerzialisierten globalen Medienszene neue Konzepte zu entwickeln, die den Sozialverantwortungspostulaten gerecht werden. Der Doppelcharakter der Medien, sozusagen ihre "eingebaute Schizophrenie", kommt hier durch: Einerseits als Industrie den ökonomischen Mechanismen unterworfen zu sein und andererseits als so etwas wie soziale Institution einem bildungspolitischen und kulturellen Auftrag gerecht werden zu müssen; ob man will oder nicht, es macht sich beim Publikum immer gut, wenn man Nachrichten und New-Magazine im Programm hat - der Zuschauer verlangt danach. Professionalität und Glaubwürdigkeit werden in der hochkommerzialisierten und mehr und mehr segmentierten "Mediengesellschaft" des "Informationszeitalters" überall offensichtlich nicht so gut gratifiziert wie die schnellen Reichweitenmacher. Viel lieber setzt man, wie im Fall "Mühldorf" auf vordergründige Effekte. In den Medien von heute steht das Geschäft vor der Moral. Dummer Weise muss man um die Werbeinseln noch ein Programm liefern, welches Attraktivität verspricht.
Übrigens steht RTL mit seinen drei Buchstaben medienintern-spöttisch als Abkürzung für 'Rammeln', 'Töten', 'Lallen'.
TV-Infotainment als Selbstinszenierung zwischen den geldeintreibenden Werbeblöcken also, entscheiden Sie selbst. Dennoch lechzt das Publikum zunehmend nach den lt. Thoma teuren Newsshows, also jenen Magazinen, die Informationen und Nachrichten bieten. So kann man sich dem also nicht ganz erwehren, auch wenn man es gerne anders hätte und lieber TV-Massenkonserven von der Stange rund um die Uhr in die Videorekorder im Sendehaus schieben würde. Das Nachrichtengeschäft, ja es ist ein Geschäft, ist hart geworden - gerade auch weil es mehr Sendeplätze als Themen gibt. Ein ständiges Ringen um Themen und Inhalte findet hier statt.
Es gibt heute nicht mehr Stoff, aber immer mehr Druck; die Kommerzialisierung des Fernsehsystems verschärft den Konkurrenzkampf und begünstigt nicht das Nachdenken über journalistisches Handeln. So ist das nun einmal, und aus dieser Grundstimmung heraus erwächst jenes Teufelskraut, welches uns umnebeln soll. Immer wieder findet man aus dieser Situation heraus geboren mediale Wirklichkeitskonstruktionen, die UFOs geben dazu wohl einiges her, ist ihr bildhafter Fondus der Phantasie und der Irreführung reich bestückt und somit lassen sich vorgegebene Ideenwelten schnell, wie gehabt, abfüttern. Auch wenn es Probleme mit der Realität gibt, aber diese Realität gilt es so zu übertünchen, dass dem Zuschauer es nicht auffällt und er sogar diese Tünche akzeptiert. Mittels des Kniffs von schneller Schnitte, grellen Bildern und vor allem kurzer Sendezeit werden die "Löcher im Käse" leicht übersehen. Direkt angeschlossen an den Problemkreis der unterhaltenden Effekte ist natürlich für uns die bedenkens- und bedauernswerte Lage, in der der sorgfältige, nachdenkliche Journalist keine Konjunktur mehr hat, weil er in dieser hektischen Gesellschaft allzu schnell langweilen könnte. Genauso langweilig ist übrigens analog die sorgsame, kritische UFO-Phänomen- Untersuchung, weil sie immer wieder aus aufregenden Schlagzeilen banale Hintergründe macht. 
Beim TV ist man, wie selbst Günther Jauch zugesteht (er fiel ja auch auf den Fälscher Michael Born herein) "immer auf die Bilder angewiesen, und das ist das Gefährliche am Fernsehen: Der Zwang, immer die Bilder haben zu müssen, die man zugegebener- maßen ja nicht immer hat". Da steckt sehr viel Wahrheit drin, aber diese Wahrheit ist Gift für die Glotzkiste - auch weil die Geschichte der Täuschungen und Fälschungen in den Medien schon lange vor der Geburtsstunde des Fernsehens begonnen hat, also ein Basisproblem (oder gar, zynisch gesprochen, eine grundlegende Lösung der Probleme bilderloser Inhalte ist) darstellt. Hinzu kommt der Umstand, den der Wired- Medienkritiker Jon Katz erkannte: "Technologie erlaubt es Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern, uns Worte und Bilder schneller, klarer und überwältigender denn je zu bringen, aber der Journalismus hat den Willen verloren, uns zu erzählen, was diese Bilder bedeuten." Alle Medien füllen unsere Köpfe mit künstlichen Wahrnehmungen und willkürlichen Werten, dies sollten wir nie vergessen. Ereignisse in diversen TV- spezifischen Formaten werden ganz anders wahrgenommen als in den Ära vor dem TV, also in Büchern, Zeitungen, historischen Spielfilmen, Wochenschauen oder Radiofeatures. Neue Präsentationsformen schaffen neue Wahrnehmungserlebnisse. Wieder kommen wir zum Muster "Mühldorf" zurück, wo sich dieses Kernproblem exemplarisch zeigte. Wir wollen dies mal eine Entwicklung vom investigativen zum inspirativen Bildjournalismus nennen, wobei leider hierzulande der investigative Journalismus sowieso nicht gerade in Blüte steht. Und die Ansätze von jenem Elite-Journalismus sich erst dann zu zeigen, wenn das Kind ins Wasser gefallen ist, es also bereits gebarschelt hat, ist kaum weniger als Augenwischerei. So gilt es auch für den Fall der Treuen um Fittkau-Garthe. Der reale investigative Journalismus wäre bereits vor dem medialen Fall darauf gestoßen und haette vielleicht genauso entgegensteuern können, wie bei dem weitaus krasserem Beispiel der Heaven's Gate-Sekte, die auch erst im Nachhinein für Schlagzeilen und Betroffenheit (wenn auch 'nur' in den unbetroffenen Kreisen der Gesellschaft) sorgte, um dann die Finger auf die Spinner zu richten und den Kopf zu schütteln. 
Wie auch immer, durch den Fall Born wurde ein ganzes "fragwürdiges System der standardisierten Herstellung journalistischer Beiträge" geoutet, was mancher Kritiker als "die Verluderung der journalistischen Sitten als Folge des Siegesfeldzugs der kommerziellen Sender" bezeichnet. Dies hat uns ein Monster aus Schein und Sein zur Welt gebracht, welches von der ZEIT sogar einmal als "Infofiction" bezeichnet wurde, eine Wortwahl die durch den Fall "Mühldorf" nicht mehr zu den Worthülsen zählt, die man ansonsten gerne in den Medien aufbläht. Der Unterschied zwischen Journalist und Entertainer ist längst verwischt und Werner A. Perger von der Zeit hat es einmal "die mutwillige Zerstörung klassischer Standards des seriösen Fernsehjournalismus durch die Unterhaltungsindustrie des Kommerzfernsehens" genannt, als er sich der Verlotterung der Sitten annahm. Schade, er vergaß dabei das geradezu ideale Beispiel vom Herbst 1994 und der UFO-Reportage auf der ARD zu nennen, welches uns heute noch unangenehm aufstößt.
Bereits der Watergate-Enthüller Carl Bernstein hatte als investigativer Journalist bedauert, dass sich der Boulevardjournalismus überall im Fernsehen sich breit macht und dabei den "anständigen Journalismus" vernichtet, sowie die zynischen Standards dieses Genres eine "Idiotenkultur" fördern, wobei er ganz sicher nicht die ufologische Kultur meinte, sie aber damit ebenfalls abwatschte, weil sie auf die Medien-Fakes als modernes Märchen hereinfällt. Aber wer will sich darüber schon wundern, wenn die UFOlogen bereits auf ihrem ureigenen Feld fortlaufend auf UFO-Fakes hereinfallen, zudem noch nicht einmal IFOs von UFOs scheiden können und dann noch aufgrund dieser Fehlleistungen merkwürdige Glaubenssystem errichten, die die Ausbildung von Kultgemeinschaften und Sekten wie von Heavens Gate oder Fittkau-Garthe geradezu befruchten und fördern. Die Promoter dieser 'Nährlösung' weisen solches natürlich strikt von sich und waschen ihre Hände in Unschuld, kaum werden sie zugestehen, mit ihren Irrlehren die Sache auf die Spitze getrieben zu haben. Unter ihnen findet man dann auch solche, die mit dem großen Wehgeschrei und Jammern ansetzen, sobald mal TV-Journalisten großer Nachrichten-Magazine sich ihrer spöttisch Annehmen und von ihren Veranstaltungen mit Entsetzen reportieren, um sich ausnahmsweise einmal auf ihre "Wachhund-Rolle" zu besinnen. Aber dies sind Ausnahmefälle, in denen die UFOlogie grundsätzlich in der Schublade "Absurdheiten" abgehandelt wird.

Auch in Zukunft dürfte das Fernsehen als das Einfallstor für Löffel- und Balkenbieger aller Art bleiben, über denen die phantastischsten UFO-Gebilde das Sahnestückchen bilden. Bleibt zum Schluss nur folgender, nachdenkenswerter Satz für den bedauernswerten fehlverinformierten Zuschauer: "Wir ertrinken in Informationen, aber hungern nach Wissen". In Sachen UFOs hat das Fernsehen weltweit versagt und einen modernen medialen Selbstläufer-Mythos miterzeugt, der dem Homo Zappiens gefällt. Die Welt liebt eben den Verrat, aber nicht die Verräter; sie liebt den Mythos und nicht die Fakten. Hier sieht man, dass es die menschliche Natur mit sich bringt, sich selbst tausendfach zu betrügen. Dies erinnert uns an ein Wort des Physikers George Christoph Lichtenberg: "Vom Wahrsagen lässt sich's wohl leben in der Welt, aber nicht vom Wahrheitsagen." Schuld daran sind hauptsächlich jene Medienmenschen, die gleichsam Abenteurer, große Kinder und geschickte Bild- (und damit Meinungs-) Jongleure sind. Wie sagte Moderator Jonathan Frakes am 3. März 1999 zur Einleitung seiner RTL2-Sendung X-Factor - Das Unfassbare? "Jeden Tag scheint uns der Begriff der Wahrheit immer weiter zu entgleiten, zu entrücken und zu verschwimmen." Wie wahr.
Und das Fernsehen trägt maßgeblich dazu bei.

* Zur weiteren Aufarbeitung des Themas "Verantwortung der Medien" und "Blick hinter die Kulissen des UFO-Geschäfts raten wir Ihnen, unsere Dokumentararbeit UFOs: Am Ende des Regenbogens! UFOs - Ein schwer zu fassendes "Phänomen" aufzugreifen, wo wir in verschiedenen Kapiteln genau das Problem der "UFO-Medienarbeit" darlegten. Für jene, die den mehr als 150 Seiten umfassenden Din-a-4-Band noch nicht besitzen: Sie können ihn für DM 35,-- Vorkasse (Scheck) ebenfalls bei Rudolf Henke (Grosse Ringstr.11, 69207 Sandhausen) bestellen. 
* Mit UFOs - Und es gibt sie doch nicht! legte Rudolf Henke eine kritische Dokumentation zum ARD-Film vom Herbst 1994 vor, die sehr augenöffnend ist und in diesem neuen Kontext Wiederbelebung und Beachtung verdient. Für DM 25,-- Vorkasse von ihm zu bestellen. 

* Zusätzlich sei das Buch von Siegfried Weischenberg, Neues vom Tage - Die Schreinemakerisierung unserer Medienwelt, aus dem Verlag Rasch und Roehring (Hamburg, 1997), zur Studie angeraten.

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