Um Deutschlands Jugend auf die UFOs einzustimmen, eine ideale Zielgruppe für die UFO-Industrie übrigens, griff BRAVO mit Nr. 3/1974 den außerirdischen Faden (oder eine Zuendschnur zum Herzen des Publikums?) in einem auffälligen Feature-Artikel "Geheimnis des Himmels – Geheimnisvolle Besucher aus dem Weltall - UFO: Hirngespinst oder Wirklichkeit?" (derartige Titelschlagzeilen ermüden nie, wie wir später noch sehen werden) auf, um "dem Geheimnis der UFOs nachzugehen" (garniert mit Bildern aus der gerade populär gewordenen
Nagora-Fotoserie). Und hier wurde auf die Pauke gehauen, um jugendgerecht von "UFO-Detektiven" vom amerikanischen "UFO-Erkennungsdienst" der US-Luftwaffe zu sprechen. Diese "Weltraum-Kriminaler" bekamen fast schon überirdische Fähigkeiten und Qualitäten zugesprochen, Natürlich wird auch der Schweizer Erich von Däniken reingeschoben, um auf seinen Welt-Bestseller "Erinnerungen an die Zukunft" hinzuweisen, wonach Außerirdische die Wege der Irdischen kreuzten (und sich mit ihnen paarten, was aber trotz dem recht freizügigen Dr. Sommer nicht so benannt wurde). Um das Thema abzurunden, wurden den Lesern natürlich ihre Stars ans Herz gelegt, die ebenfalls UFOs gesehen haben: Maria Schell (zwei Lichter im Tal des Todes schweben gesehen), Glenn Ford und Roy Thinnes (von "Invasion von der Wega" und der durch Bravo damals einen Kultstatus wie heute David Duchovny aus der "Akte X" erreichte). Schließlich machte das Jugendblatt doch einen verantwortungsbewussten Rückzieher: "Die Beweise für die Existenz von UFOs scheinen manchmal fast überzeugend zu sein. Aber eben nur fast. Der endgültig eindeutige Beweis fehlt."
"Russen reißen sich um den Däniken-Film - Verleih wagt neuen deutschen Start", so die Headline am 27. April 1974 im Kölner Massenblatt Express. Der Text: "In Deutschland verleiht ihm die Kritik das Etikett 'Trivial-Filmer', im Ausland kommt er zu großen Ehren: Spielfilm-Regisseur Dr. Harald Reinl erntet mit seinem bisher ersten und einzigen Dokumentarfilm in Amerika und der Sowjetunion gleichermaßen Ruhm. Seine vier Jahre alte Verfilmung des Erich von Däniken-Bestsellers 'Erinnerungen an die Zukunft' brachte in Amerika allein in vier Wochen mehr als fünf Millionen Dollar in die Kinokassen. In der Sowjetunion läuft der Streifen in sage und schreibe 1.700 Kinos. Bei uns fiel der Film vor vier Jahren - trotz der riesigen Däniken-Anhängerschaft - durch. Jetzt will der Constantin-Verleih es noch einmal wagen. Regisseur Reinl dreht derweil einen neuen Ganghofer-Film: 'Der Jäger von Fall.'"
In der BILD-am-Sonntag vom 5. Mai 1974 wurde die Leserfrage "Glauben Sie an UFOs, Herr
Däniken?" von dem Erfolgsschriftsteller, der ein paar Jahre vorher mit "Erinnerungen an die Zukunft" neue Spekulativ-Impulse setzte, selbst beantwortet: Im NASA-Zentrum Huntsville nahm er den Bericht von der Entdeckung unbekannter Flugobjekte auf Tonband auf. Damals war er auf einer Vortragsreise in den Vereinigten Staaten gewesen, um sein präastronautische Götter-Theorie zu vermarkten. So hatte er auch im Space-Center der NASA gesprochen - vor einem bis auf den letzten Platz gefüllten Auditorium, wohlgemerkt. Alle NASA-Größen waren erschienen, sodass er mit seinen neuen Freund Josef Blumrich voller Stolz in dessen Heim sich einige Whiskys hinter die Binde kippte. Im TV gab es gerade eine Talkshow, in der es um UFOs ging. Dr. Sagan vertrat das Contra, Dr. Hynek das Pro. Und der Pilot eines amerikanischen Armeehelikopters schilderte sein UFO-Erlebnis (Fall Coyne). Dessen Schilderung nahm EvD in der privaten Wohnung von Blum via Tonband vom Fernsehgerät her auf. Und nicht wie in der Unterschlagzeile zu vermuten, direkt im NASA-Zentrum selbst während einer Funkübertragung einer laufenden Mission aus dem Weltraum. Dies ist schon qualitativ ein Unterschied. Genauso wenn Hesemann berichtet, in der UNO UFO-Vorträge gehalten zu haben. Auch hier hat Hesemann nicht vor der UNO-Hauptversammlung oder so gesprochen, sondern in einem Raum im UNO-Gebäude vor einem interessierten kleinen Kreis von
auch-UNO-Mitarbeitern, die sich auch für UFOs privat interessieren. EvD, der sich heute immer wieder als
"nicht-UFO-Mann" ausgibt, aber laufend herzlich gerne vor die TV-Kameras wegen UFOs tritt und auch in der Presse gerne als UFO-Experte zitiert wird, verzerrt und verstümmelt den Coyne-Zwischenfall in seinen originalen Details bei der BamS völlig und datiert ihn sogar falsch auf 1972, obwohl er 1973 passierte.
Zudem darf man nicht vergessen, dass die junge Generation damals unter dem historisch-prägenden Eindruck der amerikanischen, bemannten Mondlandungen stand und damit so etwas wie einen 'Kultur-Schock' damit erfuhr. Man vergegenwärtige sich: Dem seit Zehntausenden von Jahren auf Erden verwurzelten Homo sapiens war es erstmals gelungen, die irdische Schwere zu überbrücken und auf einem anderen Himmelskörper zu gelangen. Dies sollte man nicht zu gering schätzen, wenn man sich mit der Psychologie des Menschen auseinandersetzt, um verstehen zu lernen, wieso die UFO-Idee zu einem ganz bestimmten historischen Zeitpunkt besonders gut greifen konnte und ihren Weg für die UFOlogie von heute beschritt und freimachte.
An dieser Stelle wird es zeithistorisch bedeutsam, wenn wir darauf aufmerksam machen, dass die nationale UFO-Debatte am 9. September 1974 durch eine bisher immer noch einmalige TV-Sendung im öffentlich-rechtlichen Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF), die seltsamer Weise ansonsten nie wieder gezeigt wurde, angeheizt worden ist. Hoimar von Ditfurth hatte zur besten Sendezeit, 20:15 h, seine Querschnitt-Sendung "Warum ich nicht an UFOs glaube" im Programm. Wir erinnern uns noch, damals vor der Glotze (es gab leider noch keine Videorekorder) gesessen und als begeisterte UFO-Enthusiasten fast schon wütend die nächsten 45 Minuten verfolgt zu haben. Allein schon der Titel wird nicht nur uns aus dem Häuschen gebracht haben. Der TV-Beitrag des populären TV-Professors wurde damals von den Presse-Medien in einer heute kaum noch vorstellbaren Art und Weise gefördert, da alle TV-Zeitschriften in Extra-Beiträgen darüber berichteten und darauf aufmerksam machten. Da es damals noch keinerlei Quotenerhebung (und kein Privat-Fernsehen, als mangelte es an Konkurrenz) gab, ist leider unbekannt geblieben, wie viele Deutsche von Ditfurth anschauten. Da von Ditfurth sehr beliebt war, der Sendezeitpunkt ideal und es kaum andere attraktive Programme gab, können durchaus zehn oder weit mehr Millionen Menschen diese Sendung verfolgt haben.
Die Funk Uhr Nr. 36/1974 hatte die Titelschlagzeile "Gibt es UFO – oder nicht?" und hatte einen Hintergrundbericht im Heftinnern einzubringen. Hoimar von Ditfurth betonte bereits hier, das es in diesem Beitrag nicht um die Frage nach außerirdischen Lebewesen geht, welches er nicht anzweifelte, sondern um die Frage, ob diese tatsächlich bereits seit Jahrzehnten hier über den Globus düsen. Das Bedürfnis nach den außerirdischen Besuchern packte er so zusammen: "Es gibt kein schöneres Gefühl, als dass Überirdische uns ständig beaufsichtigen und eingreifen, wenn wir uns zu blöd anstellen." Die Erde als kosmischer Kindergarten und die Aliens als die schützende Mutterbrust. Auch Erich von Däniken wurde hier zu Worte gelassen: "Warum soll es sie [die
UFOs] nicht geben? Obwohl ich dem Ganzen skeptisch mit einer Toleranz ins Positive gegenüberstehe." Die Zeitschrift fragte auf der Straße nach der Meinung des Volkes. Glaser Günter Herrmann auf die Frage "Glauben Sie an Fliegende Untertassen?": "Noch nicht!" Friedrich George, Rentner: "Nee! Das ist wie mit dem Ungeheuer von Loch Ness." Student Jürgen Schilling: "Ja. Es sind überirdische Wesen, die aus unbekannten Fernen zu uns kommen. Sie kommen zum Wohl der Menschheit, wie Engel!" Die Angestellte Irmgard Kuhlmann: "Ich habe noch keine gesehen. Deshalb kann ich auch nicht daran glauben. Ja, wenn so 'n Ding vor meinen Augen landen würde." Diese vier Meinungen aus dem Jahr 1974 sind sicherlich auch heute, fast 25 Jahre später, noch ebenso als bestimmte öffentliche Meinung in Sachen UFOs gültig, wie sie fünfundzwanzig Jahre vorher die Diskussion bestimmten.
Die Fernsehwoche brachte die Reportage zur "Sendung der Woche" (!) ein: "Nachts locken sie UFOs mit Taschenlampen - doch als das Fernsehen kam, tat sich nichts." Prof. von Ditfurth's Assistent Volker Arzt reiste zum "UFO-Studio
Mayen" in die Eifel, um dort die UFOlogen rund um August Wörner zu besuchen: Karl Krins (Autolackierer) und den Elektriker Dieter
Kung. Sie haben nämlich den Dreh rausgefunden, wie man die fremden Wesen vom anderen Stern anlockt: Man nehme eine Taschenlampe mit zwei Farbfiltern, blinke zehnmal rot, zehnmal grün, zehnmal weiß - und jage dann Morse-Zeichen in den Himmel. Wörner vor der Kamera auf die Frage, weshalb die UFOs bei ihm so oft auftauchen: "Die reparieren ein Gerät zur Stabilisierung der kosmischen Strahlen!" Das war nämlich während einer kosmischen Schlacht (und dies weit vor dem "Krieg der Sterne") kaputtgegangen - und nun hausen sie im Himalaja, bauen daran herum und machen zwischendurch mal Probleflüge zum UFO-Studio
Mayen, meistens über die Autolackiererei des Karl Krins. Hier konnte dann auch das Audio-Material von Exzel Tobbuk abgehört werden, der lt. Wörner "nicht irgendeiner" ist. Doch das ZDF-Team hatte aus unerfindlichen Gründen Pech, die UFO-Locker versagten. Und von Ditfurth klärte auch das Rätsel auf, was es mit der Tonbandaufnahme des Telefonanrufs vom Außerirdischen Exzel Tobbuk auf sich hatte: Ein Düsseldorfer Reporter hat ihn als Jux erfunden und sprach die Alien-Botschaft Wörner auf Band. Eine angekündigte UFO-Landestelle, die Wörner's Team nach einer kosmischen Einweisung fand, war mittels Unkrautvernichtungsmitteln präpariert worden.
BILD + FUNK hatte den Titel "Haben Sie Angst vor UFOs? BILD + FUNK befragte Prominente" einzubringen. Damals schon hatte lt. Gallup die Mehrheit der US-Bürger an die Existenz von UFOs geglaubt, kein Wunder in Anbetracht der gerade dort abgelaufenen UFO-Welle
sondersgleichen. So wurde der Fall Pascagoula (Hickson/Parker) als Muster vorgestellt und Dr. Hynek zitiert, sogar als "Astronom und wissenschaftlicher Berater der UFO-Untersuchungskommission der US-Luftwaffe" (Ex-Berater der inzwischen eingestellten UFO-Untersuchungskommission wäre exakt gewesen, so wurde der Eindruck vermittelt, als wäre nachfolgende Aussage eine offizielle Stellungsnahme durch die US-Regierung): "Die Tatsache, dass hier fremde Lebewesen auf diesem Planeten waren, steht über jedem vernünftigen Zweifel." In aller Welt gibt es UFO-Clubs, UFO-Studiengruppen und sektierende
UFO-"Forscher", "ihre Phantasie treibt oft grandiose Blüten" - gut, damit muss man leben, wenn man die Gegebenheiten kennt. Dieses "Phantasie-Element" ist leider nicht zu leugnen, auch wenn jetzt mancher UFO-Dickhäuter vor Wut kocht. Nun, die Zeitschrift nahm sich einen vorher stattgefundenen DUIST-Welt-Kongress vor, in einer ironischen Art und Weise freilich, wie es einer derartigen Veranstaltung gebührt und wie es die zwanzig Jahre später abgelaufenen DU-Kongresse Hesemann's genauso erfuhren. Anstelle den qualitativen Inhalt derartiger Veranstaltung nicht nur durch neue Namen mit alten Geschichten zu ersetzen, sondern tatsächlich andere Wege hin zur Wissenschaftlichkeit zu beschreiten, wundert sich Hesemann dann über die Medien-Schelte ob solchen Unfugs. Kein Wunder, wenn wir zurückschauen, dass die BILD + FUNK die UFO-Forschung als "Sandkastenspiele" brandmarkte - und sich die UFO-Jüngelchen der heutigen UFOlogen-Generation aufregen, wenn wir inzwischen von einer Kindergarten-UFOlogie sprechen. Tja, es hat sich nichts verändert.
Und nun die Prominenten und ihre Meinung zu UFOs. Rudi Carrel, Showmaster: "So einen Quatsch kann ich nicht glauben." (Und das bei einem fortschrittlichen Holländer!) Heinrich
Schiemann, ZDF-Raumfahrt-Experte: "Nein, ich glaube nicht an UFOs." Dr. Heinz Haber, ein weiterer beliebter Fernseh-Professor aus der damaligen Ära: "Nein, an UFOs glaube ich nicht." Hellmut Lange, Schauspieler: "Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass
interplanetare, also aus dem fernen Weltraum kommende, vernunftbegabte Wesen uns besuchen. Ich glaube nicht, dass sich erfahrene Flugkapitäne durch einen Wetterballon derart täuschen lassen." (Was er nicht weiß und
darum seinen Glauben darauf aufbaut: Doch die Piloten lassen sich durch Ballone narren.) Glenn Ford, Schauspieler: "Mit Sicherheit gibt es
UFOs. Ich glaube ganz fest daran und bin überzeugt, dass es auch außerhalb der Erde intelligentes Leben gibt und dass man dort vielleicht auch ungewöhnliche Transportmittel kennt." (Er ist Opfer der amerikanischen UFO-Popkultur, die ganz anders verlief als hierzulande und deswegen auch entsprechende Meinungen ausbilden konnte.) Edgar Mitchell, US-Astronaut: "Es hat genug Sichtungen gegeben, dass man annehmen kann, dass irgendetwas da draußen ist. Aber es könnten Wetter-Phänomene sein oder kosmische Strahlen. Angst habe ich vor UFOs nicht. Ich betrachte sie nur als eine wissenschaftliche Herausforderung." Letzterer Zeitzeuge ist ob seiner Aussage anno 1974 von besonderem Interesse, da er heute als Haupt-UFO-Belastungszeuge auftritt. Mitchell der 1974 gerade seine NASA-Karriere erfuhr und seine Arbeit dort machte, nahm damals eine weitaus pragmatischere Position und Haltung ein, als er es jetzt im Rentenalter tut, um nochmals aufzufallen. Natürlich sind mehr als zwei Jahrzehnte der US-amerikanischen UFO-Medien-Berieselung für Mitchell erfolgt, er ist ferner der NASA als vorher und hat das alte Astronauten-Problem aller Mondfahrer: Nur der allererste Mann auf dem Mond, Neil Armstrong, schrieb sich ins Geschichtsbuch ein und blieb in Erinnerung, alle anderen müssen damit fertig werden, eben nur die Zweiten gewesen zu sein. Der Verdacht drängt sich direkt auf, dass der Mann heute nach Aufmerksamkeit heischt, um sein "Mond-Problem" zu kompensieren und noch etwas Schwung in sein Rentner-Dasein zu bringen.
TV - Hören und Sehen: "Die Stimme aus dem Weltall war nur ein Bluff". Die Zeitschrift konzentriert sich zunächst auf Kamp-Lintfort, wo eines von Wörner's Beobachtungsteams werkelt. Auch hier morst man mit Autoscheinwerfern in den Himmel - stundenlang. Leider, auch hier, ohne Erfolg. Während von Ditfurth seine klare Position in der Sendung vorstellte, hatte er sich dem demokratischen Gedanken verpflichtet und ließ auch Verfechter der Theorie der Fliegenden Untertassen zu Worte kommen, ein Lehrbeispiel für Heinz Rhode vom NDR ob seiner ARD-UFO-Show vom Oktober 1994, dem es einfach nicht gelang, in seiner pro-gestimmten UFO-Sendung,
"UFOs - Und es gibt sie doch", einen Skeptiker (schließlich verpflichtet sich auch die ARD den Minderheiten gegenüber!) vor die Kamera zu holen. Auch der Düssseldorfer Journalist Klaus
Rangette, der sich den telefonischen Spaß mit Wörner erlaubte, war Teilnehmer des ZDF-Besuchs in Kamp-Lintfort.
Die Szene war ob der ZDF-Sendung empört, was bereits die TV-Kritikerin der Ludwigshafener Rheinpfalz am 11. September 1974 damit vorausschauend erklärte: "Dem Querschnitt-Skeptiker ging es allein um die Argumente, die gegen UFOs sprechen. Er behandelte das Thema rein wissenschaftlich und klar verständlich, führte Experimente vor und unterstützte die menschliche Vorstellungskraft anhand von Modellen. Letztlich konnte er seine Contra-Einstellung überzeugend begründen. Was jedoch gewiss nicht heißt, dass er alle verbissenen Verfechter der UFO-Theorie bekehren konnte." In der BILD + FUNK Nr. 40/1974 gab es Leserstimmen zum TV-Beitrag, vorneweg die von Werner Walter, damals noch Private UFO-Forschungsgruppe Mannheim: "Ihr Bericht war sachlich, die Sendung jedoch war für ernsthafte Forscher deprimierend. Das spinnöse Beispiel des UFOlogen Wörner war wohl von keinem Fernsehzuschauer ernst zu nehmen, jedoch wird durch diesen Mann ein schiefes Licht auf die UFO-Forschung geworfen." Und dann kam da noch Dipl.-Phys. I. Brand (von
Ludwiger), Deutsche Sektion Mutual UFO Network in Feldkirchen-Westerham: "Hoimar von Ditfurths mäßige Kenntnis der Materie lassen den Schluss zu, dass ihm die wissenschaftliche Fachliteratur über das UFO-Phänomen unbekannt ist." Tja, so war das damals - und, so staunen selbst wir, ist es noch heute.
1975 sah die Gründung des Klubs "Freunde der Fantastik", welcher von Walter A. Fuchs und Johann Bernauer aus Salzburg in Gang gehalten wurde und eine breite Palette von grenzwissenschaftlichen Themen auch in der gleichnamigen Din-a-4-Zeitschrift aufarbeitete. Viele der heute bekannten Namen aus der Prä-Astronautik etc. verdienten hier ihre ersten schriftstellerischen Sporen und die AAS fand hier ein Forum.
Das Neue Zeitalter Nr. 5 für 1975 erklärt: "Besuch aus dem Weltraum: Weltraumwesen geben Pressekonferenz Ende 1976. Innerhalb von 1 1/2 bis 3 Jahren werden Weltraumwesen auf der Erde landen und damit den entgültigen Beweis liefern."
Die UFO-Nachrichten Nr. 223, April 1975, hielten sich kaum zurück: "UFOs landen ab Herbst 1977. Innerhalb der nächsten 12 Monate werden Supermenschen aus dem Kosmos in ihren Superschiffen hier auf der geplagten Erde landen und das Heil bringen."
Im Jahre 1975 ging auch eine neue ufologische Aktion an den Start: Mysteria (Herausgeber Axel
Ertelt) als Vereinszeitschrift der DAFG, von der Werner Walter von der damaligen "priv. UFO-Forschungsgruppe Mannheim" gleich zwei Exemplare pro Ausgabe bestellte, "ohne die Qualität vorher zu kennen. Wir danken ihm für sein Vertrauen und hoffen ihn nicht zu enttäuschen." Die Privatzeitschrift unter Ertelt und Hans-Werner Sachmann wollte unbedingt die Bereiche "UFO-Forschung" und
"Prä-Astronautik" zusammenführen, während Erich von Däniken auf der 2. AAS-Konferenz in Zürich (1975) sich strikt dagegen stellte, genauso wie es Ulrich Dopatka und Walter-Joerg Langbein taten. Kein Wunder, wenn sie ein paar Jahre später mit dem Untertitel "Fachzeitschrift für UFO-Forschung und
Prä-Astronautik" herauskam. Wie auch immer, dieses Journal erschien zunächst in sogenannten "Spiritus-Umdruck-Verfahren" und wurde per Seite auf Wachsmatritzen geschrieben, das Verfahren ist auch als Hektographie bekannt (?). Hier verdienten Leute wie Ulrich Dopatka bzw. Johannes Fiebag ihre ersten Sporen, auch UFO-Interessierte wie Karlheinz Räther (Köln) oder Egon Lüthgen (Neustadt) fanden hier ihr Betätigungsfeld jenseits des
Mainstreams. Hier fiel Lüthgen als NICAP-Mitglied besonders auf, der einige recht vernünftige Ansätze in die Szene einbrachte. U.a. erklärte er: "Über AVRO-Flugscheiben und über die (angeblichen) Flugscheiben der USA habe ich bereits ausführlich im Briefverkehr mit Herrn Ertelt argumentiert. Gäbe es irdische Flugkörper mit solch überwältigenden Eigenschaften, wie sie mancherorts geschildert werden, müssten sie doch den Platz einnehmen, der heute von den Düsenflugzeugen eingenommen wird oder von den Raketen. Es würde sich hier um eine der größten Geldverschwendungen handeln, die es gibt. UFO-Forschung ist schön und erweitert einem das Blickfeld für das Unbekannte und Unerforschte um uns herum. Man muss dieses aber mit einer großen Portion Skepsis und gesundem Menschenverstand tun. Viele die sich mit UFOs und anderem Unerforschten beschäftigen nehmen jeden Artikel und jede Aussage hierzu als wahren Sachverhalt und sind dabei
aber andererseits (wohl überwiegend) über die negativen Seiten unterrichtet. Dennoch passiert es, dass bestehende Begebenheiten hingenommen werden!
UFO-Forschung heißt auch, den Weizen vom Spreu zu trennen. Daher sollte dem Leser klar werden, dass dieser oder jener UFO-Report falsch ist und dieses und jenes Foto auch." Neben den genannten Personen waren fast so ziemlich alle heutigen 'Oldies' der Szene in der Mysteria vertreten:
Hesemann, Appel, Dieter von Reeken, Bernd Brasser oder Walter Hain. Ende der 70er Jahre hatte ein aus Wien stammender Kontaktler namens Josef Wanderka weiten Raum in der Mysteria zugesprochen bekommen, weswegen Michael Hesemann aus Neuss am 6.3.1980 einen Leserbrief in dem Heft einbrachte und sich hier schon als recht junger Bursche als Kontakt-Gläubiger entpuppte: "Der Kontaktfall Wanderka macht wirklich einen guten Eindruck. Ich verstehe die negativen Kritiken nicht. Die Realität von Kontakten mit Planetariern müsste doch auch der letzte MYSTERIA-Leser erkannt haben." Und das Hesemann schon immer die größten Lobesreden auf seine eigenen Werke ansetzte, erfuhr der Leser bereits damals: "Meinen Palenque-Artikel habt Ihr großartig gebracht! Danke!"
In der November 1975-Ausgabe der Mysteria musste Ertelt in dem Artikel "UFO-Forschung heute" eine "traurige Bilanz zu einer nicht arbeitsfähigen UFO-Forschung" ziehen. Ertelt erkannte schon hier, dass die Aktivisten der UFO-Forschung eine zu vernachlässigende Minderheit sind und jene dazu noch unter erschwerten persönlichen oder beruflichen Bedingungen ihren Freizeit-Interessen nachgehen. Trotzdem die Mysteria "recht billig hergestellt werden kann, steht die DAFG tief in den roten Zahlen". Ruckzuck ging die Aktion DAFG unter und wurde durch das SOE ersetzt, bei der wieder die Mysteria durch Ertelt redigiert wurde, UFOs übernahm Ertelt selbst, die AAS-Thematik wurde von Jo Fiebag redaktionell betreut. Eine Dauerserie namens "Die UFO-Wirren" von Werner Walter begleitete die Schrift weiterhin. Die Redaktion wurde weiterhin unterhalten von Peter
Fiebag, Herbert Mohren (der von der kritischen Reihe "UFO-Wirren" selbst verwirrt wurde) und Frank Bruns. Doch schon im Mai 1976 war auch die halbwegs mysteriöse SOE erledigt, die sich in erster Linie mit der Erforschung der sogenannten UFO-Forschungsgruppen beschäftigte und aus völligen Laien bestand. Ja, diese Albernheit gab es tatsächlich damals. Wie auch immer, die selbsternannten SOEler erklärten abschließend: "In der BRD ist keine UFO-Forschung möglich, die meisten Forschungsgruppen sind nicht in der Lage, Forschung durchzuführen." SOE hatte die Nase voll, auch wenn nie wirklich geklärt wurde, was hinter SOE wirklich steckt und ob diese kurzlebige Vereinigung nichts mehr als eine Seifenblase selbst war. Rückblickend scheint es sich um nichts mehr als einen gedanklichen Furz in Sachen eigener Überhöhung von jugendlichen Schwärmern gehandelt zu haben.
In den Perry Rhodan-Heften vom September 1975 versuchte sich Reinhard Schrutzki aus Norderstedt mit einem Leseraufruf, um einen Verein anzuregen, der "sich ausschließlich mit der Behandlung des UFO-Problems auf der Basis der exakten Wissenschaften beschäftigt. Dieser Verein soll ein Gegenstück zur Deutschen UFO/IFO-Studiengesellschaft
(DUIST) e.V. sein, deren Publikationen dem Ansehen all derer schaden, die sich ernsthaft mit UFOs beschäftigen. Ich halte es für nicht mit den Zielen einer exakten wissenschaftlichen Arbeit vereinbar, wenn eine Organisation nach wie vor behauptet, dass 'Fliegende Untertassen' vom Mars, Jupiter oder Uranus kommen. Ziel des von mir vorgeschlagenen Vereines soll weiterhin sein, alle unrichtigen Darstellungen, die von der DUIST oder irgendeiner anderen Organisation gegeben werden, richtig zustellen oder zu widerlegen."
[Zugegeben, dieser Brief war auch fuer uns in Mannheim Anlass, genau in dieser Richtung bereits zu denken, aber als wir versuchten mit Schrutzki in Kontakt zu treten, reagierte dieser aus unerfindlichen Gründen nicht, sodass wir im März 1976 das CENAP ausriefen. Die von Schrutzki hervorragende Idee wurde scheinbar von ihm auch nie weiterverfolgt, da die Szene nie etwas von ihm hörte.]
Sie sind über uns berichtete am 25. Oktober 1975 die Frankfurter Rundschau: Wenn den Normalverbraucher im gut gepolsterten Fernsehstuhl angenehmes Gruseln bei den Abenteuern der TV-Raumpatrouillen der
"Orion"-Besatzung befällt, steht möglicherweise exakt über seinem Wohnhaus ein Flugobjekt einer außerirdischen Macht. Die Intergalaktischen sind wenn schon nicht unter uns, so doch zumindest massenhaft über uns. Sie sind Wesen von höherer Intelligenz und mit, natürlich, höherentwickelter Moral, und treiben es die vergleichsweise intellektuell unterentwickelten Menschen hier auf Erden immer toller, dann schlagen sie eines Tages noch unbarmherzig zu. Kaum zu glauben, aber wahr, vertraut man zumindest der UFO-Studiengruppe Frankfurt. Diese Woche hatte die Glaubensgemeinschaft, die es mit den kleinen grünen Männchen aus dem Weltraum hält, ins Kolpinghaus eingeladen, und ein kleiner Zirkel Eingeweihter erfuhr aus dem Mund des Frankfurter Diplom-Volkswirts Hans Vogel, dass die Lage noch nie so ernst war. Gleichzeitig erfuhren die Zuhörer von zahllosen wundersamen Begegnungen zwischen UFO-Besatzungen mit Menschen in Brasilien. Die Intergalaktischen, so berichtete Vogel, sind nicht nur klein und grün, sondern gelegentlich auch 1,80 Meter groß, blaugewandet, blond oder kahlköpfig, einäugig. Sie tragen kleine Kästchen mit geheimnisvoll blinkenden Lämpchen vor der Brust, ihre Sprache ist wie das Winseln von Hunden oder sie sagen
"Abaura, Abaura" oder aber "Alamo". Erstaunlich oder nicht, die Begegnungen und Raumschiffspartien, zu denen hier und da ein auserwählter Erdenbewohner eingeladen wurde, fanden immer in abgelegenen Gegenden statt. Die Menschen denen die UFO-Besatzungen meist freundlich entgegentraten, sind, wie der Zufall so spielt, meist von der unverbildeten Art. So der 23jährige brasilianische Bauernsohn Antonio, der mit einer blonden Raumfrau von außerirdischer Schönheit eine intergalaktische geschlechtliche Begegnung hatte. Folge: tagelange heftige Kopfschmerzen.
Warum es hierzulande so wenig Kontakte mit UFO-Besatzungen zu melden gibt, machte Ilse von Jacobi, Vorsitzende der Frankfurter Studiengruppe, klar: Die Wesen aus dem Weltraum eröffnen sich vorwiegend Menschen mit telepathischen Fähigkeiten und außergewöhnlicher Sensitivität; Qualitäten, die in unserer vorwiegend nüchternen Umgebung wenig verbreitet sind.
Der 11. Interkontinentale interne Kongress der UFO-Forscher, Wiesbaden 1975 fand vom 31. Oktober bis zum 2. November 1975 einmal unter dem Generalthema "Interstellare Raumfahrt" im Casino Wiesbaden statt und wurde ausgerufen von der "freiwissenschaftlichen Akademie für
UFOlogie", also der DUIST. Gewidmet war die Veranstaltung der Ehrenpräsidenten der
DUIST, Frau Claere Müller, die sich als Fabrikantin bereits 25 Jahre lang "große Verdienste erwarb". In den Monaten zuvor waren gerade die Werke "Sind außerirdische Weltraumschiffe gelandet?" und "Wissenschaftler des Uranus testen Erdvölker" erschienen, die als Vorgeschmack auf den Kongress dienten und die allen DUIST-Mitgliedern bereits, nach alten Gepflogenheiten, automatisch zugestellt bekamen. Auch diese Veranstaltung war interner Natur, da man die Kontaktler auch dieses Mal nicht den Massenmedien zum Fraß vorwerfen wollte, da diese derartige Themen in der Öffentlichkeit fragwürdig machen - wobei insbesondere an die "Pressekampagne gegen den größten UFO-Pionier George Adamski" erinnert wurde... Dennoch, auch bei dieser Veranstaltung leuchtete der Beginn des "Kosmischen Zeitalters" durch, was als Vorzug für die DUIST-Mitglieder dargeboten wurde. Ach, was wird dies die "Freunde im All" gefreut haben. Und für die irdischen DUIST-Mitglieder wurde versprochen, dass sich der weiteste Weg lohnen würde, da die Veranstaltung wieder einmal prall voller "Tatsachen über neue Begegnungen mit
UFOs/IFOs" sein würde, da die "Veit's und ihre UFOlogie" bereits zu einem weltweiten Gütesiegel (?) geworden waren.
Die Anhängerschaft der DUIST hatte teilweise ganz obskure Ideen. So hatte Rolf
Zedlitz, Düsseldorf, als Mittel der "Propaganda für die UFOlogie" zwischen dem Worringerplatz und Kölner Strasse 114 eine Plakatwand angemietet, um die allseits beliebte DUIST-Autoplakette im Superformat 2,10 x 2,70 m anzuschlagen und darunter die jeweils aktuelle Ausgabe der UFO-Nachrichten vorzustellen. Bereits im Vorfeld der Konferenz gab es
zahlreiche Grußbotschaften, wie jene von Peter Romaniuk aus Buenos Aires. Er erwartete das Kommen der Fliegenden Untertassen zur Rettung für jene, "die den lauteren Teil der Menschheit" darstellen, jenen Teil der gläubigen UFOlogen also, der "denkt und handelt gemäß den Einflüssen seines eigenen Gewissens". Oder nehmen wir das Telegramm von Colman von
Keviczky, der die Menschheit bereits wieder am Vorabend eines dritten Weltkriegs sah, weswegen uns die "Galaktischen Mächte strengstens beobachten und kontrollieren". Von ihnen sei klar, dass sie unter Mithilfe der Gläubigengemeinschaft den Weltraumkrieg verhindern werden und "den
totalen Zusammenbruch unserer Zivilisation verhindern werden bevor es zu spät ist". Kein Wunder also, wenn auch Irmgard Farrell schrieb: "Ich warte auf ein baldiges Kommen unserer
Spacebrüder."
H.C. Petersen stand aus Dänemark nochmals für sein Idol ein, "denn G. Adamski ist und bleibt was er ist, trotz der verbreiteten Lügen".
Brinsley Le Poer Trench meldete sich aus England und entschuldigte sich, nicht nach Wiesbaden zu seinen beiden Freunden Anny und Karl reisen zu können, da gerade sein Bruder verstorben war und er nun dessen Ehrentitel Graf von Clancarty erhielt, weshalb er sich ab sofort Brinsley Earl of Clancarty nannte. Heinrich Ragaz aus der Schweiz verkündete: "Eine Sensation wird Amerika und die gesamte Welt 1980 in Schrecken und dann in
atemloses Staunen versetzen. Die ersten außerplanetarischen Wesen werden nahe der Grenze USA/Kanada landen. Es werden Menschen von einem uns nicht unbekannten Planeten sein, der im Aufbau dem unseren sehr ähnlich ist." Und selbst Werner Walter schrieb überaus enthusiastisch im jugendlichen Fanatismus: "Zum 11. Interkontinentalen Kongress der UFO-Forscher in Wiesbaden 1975 darf ich Ihnen im Namen der Mannheimer Gruppe viel Glück und einen großen Erfolg für die globale UFOlogie wünschen."
Einen der ersten Vorträge hielt Dipl.-Chem. Michael von Klimo unter dem Titel 100.000 Jahre Runenschrift. Wir lernten den in Heidelberg lebenden Lebenskünstler und seine ihn eher akzeptierenden Familie bald darauf persönlich durch mehrere Besuche kennen und waren über seine phantastische Sichtweise und über sein zusammengestückeltes Weltbild erstaunt. Als er dann aber anfing von unterirdischen UFO-Basen im Odenwald zu spinnen und alle am nächtlichen Sommerhimmel durchziehenden Satelliten als Fliegende Untertassen bezeichnete, die aus der naheliegenden Basis stammten, brachen wir recht schnell den Kontakt wieder ab. Auch die DUIST-Schriftführerin Trude Kern aus Mannheim lernten wir in dieser Zeit kennen und hörten ganz wilde, gerade wirre Geschichten von ihr, weswegen wir auch schnell wieder Reißaus nahmen. Geradezu verblüfft nahm die Gemeinde den Vortrag von Dr. Jürgen Blunck, Leben und Überleben im Weltraum, an, der die neuestes Venus-Forschungsergebnisse der Planetenforschung vorstellte und damit die Venus von der Kandidatenliste der belebten Planeten in unserem Sonnensystem nahm. Der Hamburger gehörte übrigens dem Wissenschafts-Beirat der DUIST an, der selben Truppe, die die Kontaktler-Behauptungen über die belebte Venus (glückliche Kühe auf
saftigen, grünen Weiden) anhimmelte. Auch die Mars-Kanäle verwies er hier auf ganz einfache optische Täuschungen. Leider ist uns nie bekannt geworden, was die internen Folgen dieses Großangriffs aus den eigenen Reihen waren. Jedenfalls wurde in den sogenannten "Nachklängen aus dem Aus- und Inland" kein Sterbenswörtchen darauf eingegangen - auch wenn die Teilnehmer angeblich "beglückt waren von der Verkündung und Vermittlung kosmischen Wissens im begonnenen Neuen Zeitalter".
Ing. Adolf Geigenthaler stellte in einem Dia-Vortrag "Die
Nagora-UFO-Farbfotoserie" vor, welche bereits als UFOs – außerirdische Weltraumschiffe existieren wirklich in Buchform den beweiskräftigen Fall allen Teilnehmern des Spiels bekannt war. Einen weiteren wissenschaftlichen Vortrag hielt Dipl.-Ing. Enrique Castillo unter dem Titel Reisen in außerirdischen Flugobjekten. Er musste es schließlich wissen, war er doch ein Kontaktler mit Marsbewohnern, die in Mexiko leben, sowie Wesen von Andromeda, mit denen er telepathisch kommunizierte. Dennoch kam er auch mit den Brüdern von den Plejaden zusammen. Und schließlich kam sie, die vielumjubelte Elizabeth Klarer, um über die Geheimnisse des Lichts im Schatten ihrer eigenen Kontakterfahrungen in Südafrika zu berichten. Wie bekannt, hatte sie sogar Sex mit einem wunderschönen Raumkommander und hat in fremden Welten sogar einen Sohn. Ihr DUIST-Buch "Jenseits der Lichtmauer" war lange Jahre so etwas wie ein MUSS gewesen. Horst Raps (Jahrgang 1929, Sohn eines Schulrektors aus
Gumpertsreuth, der dann 1948 nach Lampertheim zog wo er bei einer befreundeten Familie lebte), der bekanntlich selbst "Raumreisen in extraterrestrischen Flugkörpern" nach Alpha-Centauri von Frankenthal aus, vor den Toren Mannheims, ab 1959 unternahm, referierte dieses Mal über die Auswanderung der
Atlantiden.
Auch über diesen Herrn in unserer Nachbarschaft hatten wir direkten Kontakt ein paar Jahre darauf und er war uns gar nicht geheuer, da er fortlaufend der Polizei in Frankenthal UFO-Sichtungen, Außerirdische und sogar Yetis in seinem Hintergarten meldete... Später kam er wegen Unzucht mit Kindern in die
Klappsmühle. Offenbar waren die Liebesvibrationen der Aliens ihm nicht bekommen und lenkten ihn in die falsche Richtung - so kann es jemanden gehen, der im Selbstverständnis der UFOlogen zur "Menschheitselite" zählt. Dies hätten aber die Außerirdischen merken müssen, sind sie doch darauf erpicht nur mit "moralisch hochstehenden" Menschen und freiem Geist in Kontakt zu treten und solche zu ihren Botschaftern zu machen. Am 13. April 1985 berichtete der Bergsträßer Anzeiger unter der Schlagzeile "Allemal ein Fall für den Psychiater - Lampertheimer in Darmstadt vor Gericht/Jugendliche unsittliche berührt?" von dem Fall eines damals "56 Jahre alten Rentners", der "einige Kinder beiderlei Geschlechts sexuell missbraucht" und "sich vor ihnen in exhibitionistischer Weise dargestellt habe". Aufgrund der persönlichen Historie und den "merkwürdigen Lebensauffassungen" des Frührentners (dazu zählen "parapsychologische Kontakte mit exorbitalen Lebewesen" sowie telekinetische Fähigkeiten die sich aufgrund der Alpha Centaurier-Strahlen und einer damit verbundenen "Gehirnmutation" ab 1959 entwickelten), der als Filmvorführer gearbeitet hatte, wurde untersucht ob er in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht werden solle. Leider erfuhren weder UN-Leser noch DUIST-Mitglieder etwas über die Entwicklung eines der ihren, weil man es ihnen verschwieg.
Über 250 Teilnehmer hatten sich die Nummer angetan, wie man über die Jahre hinweg betrachtet erkennen kann,
fiel die Zahl der Besucher immer geringer aus. Scheinbar verlor sich mehr und mehr das Interesse, trotz aller Versprechungen und Verlockungen. Die UFO-Bewegung erfährt immer wieder Wellenbewegungen mit Peaks und Talsohlen, dies ist ein altes Gesetz. Die Reaktionen nach dem Kongress waren wie immer Hurra- und Jubelrufe auf die tollen Tage von Wiesbaden - immer unter der Prämisse: "Die Wahrheitsfront siegt!"
"Schwerkraftgenerator: UFO-Forscher konstruierten angeblich neue revolutionäre Energiequelle", so die Meldung in Nr. 11/1975 der
Esotera. Zwei Amateur-Erfinder und UFOlogen aus Kamp-Lintfort, der 38jährige Starkstromelektriker Dieter Kung und der 68jährige Karl Krins behaupteten, eine revolutionäre Energiequelle entdeckt zu haben. Es handelt sich hierbei um einen sogenannten "Schwerkraft-Flug-Generator", der die Schwerkraft aufheben und Strom liefern könne. Den beiden Männer, die vorgeblich seit Jahren sich mit UFO-Forschung beschäftigten, wollen die Anleitung zum Bau des Geräts von den Insassen eines UFO direkt erhalten haben. Die UFOnauten hätten einen Code zurückgelassen, den Dieter Kung entschlüsselt habe. Über die genauen Einzelheiten ihres Schwerkraft-Motors, der angeblich dem Antriebsaggregat der UFOs entspricht, schwiegen sich die beiden Konstrukteure bis dahin (und darüber hinaus sogar bis heute) aus. Sie verrieten damals nur soviel, dass der Generator, der "den Menschen nicht vorenthalten werden soll" und "dessen Nutzen Deutschland zugute kommen wird", jetzt schon imstande sei, die Schwerkraft in einem Umkreis von zwei Metern aufzuheben. Die beiden genannten Herren gehörten dem Kreis um August Wörner an und fielen vorher schon damit auf, die Taschenlampe als Lichthupe zum Anlocken von Aliens entdeckt zu haben. Nach dieser letzten Meldung aber verschwanden sie völlig aus der Szene.
Mitte der Siebziger gab auch der Pabel-Verlag in Rastatt (der Perry
Rhodan-Verlag!) seinen UFO-Senf dazu und brachte in Massenauflage sogenannte UFO-Jahrbuecher heraus, deren übersensationalisierter Inhalt zwar viel Leser anzog, uns aber damals schon abstieß.
Am 21. März 1976 startete die BILD-am-Sonntag eine neue UFO-Reportage: Sie kommen! Die Besucher aus dem All. Wolfgang Will zeichnete hierfür verantwortlich, was er den neuen großen BILD-am-Sonntag-Report nannte: "Sie kommen! Die Besucher von fremden Sternen. Wie wir uns verhalten sollen, wenn plötzlich die 'grünen Männchen' vor uns stehen?" Begleitet wurde die Reihe immer wieder von einer
Alien-Skizze, die uns auf die Greys vorzubereiten wusste: "So könnten sie aussehen, die Besucher vom anderen Stern, nur ein bisschen freundlicher! Hervorstechendes Merkmal ist nach Ansicht der Wissenschaftler ihr überentwickeltes Gehirn - sie sind an Intelligenz um Generationen voraus!" In der ersten Folge wurde das Taorminia-Foto großflächig abgedruckt und bekam den Text: "Geheime militärische Objekte oder Flugkörper aus dem Weltall? Seit Jahren diskutieren Fachleute über solche Fotos wie dieses hier aus Sizilien. Die Antwort wird vielleicht schon die nahe Zukunft bringen; vielleicht die nächsten drei Jahre." US-Professor Richard Yinger ist es, der diese Versprechungen machte, ganz ernst - und dabei ist er nicht "irgendwer" und er habe seine Thesen "soziologisch untermauert, plausibel und verständlich" gemacht. Angeblich werde er "zum großen Teil zudem von anderen namhaften Wissenschaftlern und Technikern unterstützt". Da kann ja nichts mehr schief gehen. Wie wir wissen, die drei Jahre gingen um, Prof. Yinger verstummte und die Untertassen landeten einmal mehr nicht. Eine Woche später ging es dann in die Vollen: "Oh Gott - die schnappen uns!" riefen Betty und Barney Hill auf ihrer Heimfahrt aus, als sie ihr denkwürdiges Erlebnis Anfang der 60er Jahren hatten. Ja, "führende US-Wissenschaftler sind nach eingehenden Untersuchungen überzeugt: Das Ehepaar Betty und Barney Hill war auf dem Heimweg aus dem Urlaub zwei Stunden in den Händen außerirdischer Lebewesen vom Stern Zeta
Reticuli." Die zig Millionen Leser bekamen die Hill-Story dargestellt und erfuhren von "Zeitverschiebungen", von gelöschten Erinnerungen und telepathischen Befehlen durch die Außerirdischen. Geheimnisvolle Kräfte, so
BamS, hätten das Auto der Hills um 50 Kilometer versetzt. Und dann Prof. Dr. J. Hynek von der Universität Chicago "war maßgebend an den
Untersuchungen des Falles Hill beteiligt. Er kennt den Inhalt der geheimen Tonband-Protokolle". Und das Salem-UFO-Formations-Foto wird abgedruckt um zu behaupten:
"UFOs, wie sie auch von Betty und Barney Hill beschrieben wurden." Der Hypnose-Arzt Dr. Simon sei überrascht gewesen, wie gleich die Aussagen der beiden waren, "wie übereinstimmend in Details. 'Das kann nicht abgesprochen sein', ist seine Meinung". Seither habe er über UFOs nicht mehr gelacht, er kam zu der Überzeugung: "Was die beiden da aussagen, hat sich entweder wahrhaftig so zugetragen, oder ein wirkliches Ereignis im Leben der beiden wird mit Illusionen und auch Missdeutungen vermischt." Das Tonbandmaterial über die Hypnose-Sitzungen (Hypnose wird hier übrigens als der Weg zur Wahrheit verkauft) sei unter strenger Geheimhaltung gestellt und in der Kongress-Bibliothek "unter striktem Verschluss gehalten" - nur Dr. Hynek hat sie angehört. Sie seien sie beängstigend außergewöhnlich, dass "sie vorläufig nicht für die Öffentlichkeit freigegeben werden" können. Dr.
Hynek: "Was der Film The Exorcist zeigte, ist dagegen harmlos." Welchen Horror erfuhren da die Hills? Etwa jenen fürchterlichen Vorgangs, als die Aliens an Barney herum manipulierten: "Mir nahmen sie mein Gebiss heraus."
Hinten und vorne bekamen die Leser auf der Kerngeschichte aufbauend eine übersensationalisierte Darstellungen geboten, die in vielen Punkten glattgebügelt gehörte. Das eigentlich vernichtende Urteil von Dr. Simon wurde umschrieben. Hynek eine Bedeutung zugemessen, die er im konkreten Fall gar nicht hatte. Den ärztlichen Tonbandmitschnitten der Hypnosesitzung eine dramatische Bedeutung gegeben, während sie nur als ärztliche Unterlagen der ärztlichen Schweigepflicht unterlagen, alles barer Unfug über die strikt-weggeschlossenen Bänder und dem Vergleich mit dem Exorzisten-Film.
Nochmals eine Woche später der Titel "Plötzlich schwebten drei Gestalten auf uns zu!". "Alle Verhöre - selbst durch einen US-Astronauten - und auch der Test mit dem Lügendetektor brachten keinen Zweifel an der unglaublichen Geschichte zweier amerikanischer Fischer". Wieder ging es zunächst um den Fall Hill, ihrer Sternkarte und die Herkunft der Außerirdischen vom "30 Lichtjahre entfernten Sternsystem Zeta
Reticuli".
So kommt man auch zu "Nuklear-Physiker Stanton Friedman, ein anerkannter Raumfahrt-Wissenschaftler", der Berechnungen im Zusammenhang mit dem Fall anstellte, unter Berücksichtigung von "Einsteins Zeitwechsel-Faktor". So kam er zur Folgerung, dass die Hill-Entführer nur "20 Monate" unterwegs waren. Von da aus war es dann ein kleiner Schritt hin nach
Pascagoula, wo am 12. Oktober 1973 eine "klassische Szenerie" zustande kam, die bereits in der UFO-Literatur oftmals beschrieben wurde. Die beiden Werftarbeiter Parker & Hickson überraschten die Nation mit ihrer Geschichte und Professor Hynek war binnen Stunden nach bekannt werden des neuen rätselhaften Zwischenfalls am Schauplatz: "Diese beiden Männer lügen nicht." Ja, zu diesem Urteil stehe auch 1976 Hynek noch. So bestürzend diese Vorgänge auch sind, noch bestürzender sei das Eingeständnis der Wissenschaft "vor Rätseln zu stehen". Und schon ist die BamS beim Fall von Pfarrer Gill auf Neuguniea angelangt, um Prof. Hynek zu zitieren, wie ernsthaft der Zeuge zu nehmen sei.
In der nächsten Folge ging es dann um die "politisch-militärische Seite" des UFO-Rätsels: Rotes Licht im schnellen Anflug von links! Hierbei ging es um die unheimliche Begegnung einer Hubschrauber-Besatzung rund um Captain Larry Coyne vom 18. Oktober 1973. Der Fall wurde von der FAA unter A. J. Vollmer untersucht und habe zu folgender offizieller Erklärung geführt: "Dieser UFO-Zwischenfall ist etwas, was wir nie zuvor hatten." BamS verwies auf "hundert ähnlich dramatische Fälle" ohne Erklärung, wie sie bereits bei der UFO-Fahndung im Projekt Blaubuch festgehalten wurden, welches "unter strikten Geheimhaltungsvorschriften" lief. Autor Will nahm Bezug auf Robert
Galley, französischer Verteidigungsminister, dem am 21. Februar 1974 in einem Rundfunkinterview gesagt hatte: "Wir haben es mit einer äußerst eindrucksvollen Zunahme von leuchtenden Phänomenen zu tun.... Ich bin persönlich felsenfest davon überzeugt, dass es erforderlich ist, diesen Phänomenen aufgeschlossen gegenüberzutreten.
Schließlich hat die Menschheit Fortschritte deshalb gemacht, weil sie versuchte, das Unerklärliche zu erklären." BamS erklärt deshalb: "Das UFO-Phänomen, daran ist kein Zweifel, wird zunehmend ernster genommen...
So erscheint es nur logisch, dass nunmehr auch von der amerikanischen Weltraumbehörde NASA die Suche nach den Unbekannten aus dem Weltraum aufgenommen wurde: Chef eines Fahndungs-Teams im Ames-Forschungszentrum ist Dr. John
Billingham. Ihm unterstehen zwoelf Physiker, Astronomen und Planetenexperten. Die NASA hat zunächst 450.000 Dollar bereitgestellt, um das einmalige Forschungsprojekt auf die Beine zu stellen. Erste Aufgabe der Wissenschaftlergruppe ist es, Geräte und Methoden zu entwickeln, um nach Lebensspuren im Universum zu suchen... Mit der NASA-Entscheidung, sich der Problematik anzunehmen, muss die Frage gestellt werden, weshalb dann die Luftwaffe ihr Project Blue Book eingestellt hat." Und "Lesen Sie am nächsten Sonntag: Gefahr aus dem Weltraum - Verschweigt die US-Luftwaffe Tatsachen, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen?"
Was verschweigt die Luftwaffe? So wurden Zeugenaussagen manipuliert - Befehl aus Washington - UFO-Zentrale bald in Deutschland? hieß es so am 18. April 1976 in der
BILD-am-Sonntag: Zunächst wird uns breit der Vorfall aus Portage County in Ohio vom frühen Morgen des 16. April 1966 nahegebracht, als die Polizeibeamten Dale F. Spaur und Wilburg Neff eine vorgebliche "Fliegende Untertasse" jagten, die dann von der US Air Force als Sichtung der Venus erklärt wurde. Hierzu wird Professor Hynek zitiert: "Das ist typisch. Das Verteidigungsministerium hatte den Befehl gegeben, für alles eine Erklärung zu finden. Ich habe es doch immer wieder erlebt: Wann immer ein Fall problematisch wurde, wann immer etwas hinter einem solchen Fall zu sein schien, musste über ihn geschrieben werden 'psychologischer Fall' - und damit wurde er zu den Akten gelegt." [Hierbei wurde scheinbar von Autor Wolfgang Will zusammengestückelt und gestreckt wie es nur geht: Weil, was hat die Fehldeutung der Venus mit einem Fall der Kategorie 'psychologischer Fall' zu tun, worunter man reine Phantasien ablegte? Außerdem dem deutlichen Versuch durch den Autor hier Stimmung und Suggestion zu erzeugen, kann man dahinter nichts anderes entdecken.] Nur weil die Portage County-Sichtung auf die Venus zurückging, stellte sich der Autor auch folgende, unsinnige Fragen: Verschweigt die US-Luftwaffe Tatsachen? Soll die Öffentlichkeit nichts beunruhigt werden? Weiß Washington, wissen die Regierungen mehr, als sie zugeben wollen? Wie auch immer, Professor Hynek wird nochmals zitiert: "Ich hoffe, dass wir bald auch ein UFO-Zentrum in Europa haben, das Beobachtungen registriert und untersucht, das dann mit uns zusammenarbeitet. Ich würde die Schaffung einer solchen Zentrale in Deutschland begrüßen, an ihr sollten auch Wissenschaftler mitarbeiten, Astronomen etwa wie ich." [Aus diesem Traum wurde nichts.] Wolfgang Will schließt seine Serie also so mit netten Worten ab: "Fliegende Untertassen": Auch derjenige, der nicht an die "kleinen grünen Männchen" zu glauben vermag, wird - wenn er sich ernsthaft und objektiv mit der Materie beschäftigt - zugeben müssen, dass es "unbekannte Flugobjekte" gibt. Müssten, sollten wir nicht alle ein Interesse daran haben, dieses Phänomen zu erklären?
Am 18. April 1976 gab es auch ersten Leserzuschriften, die BamS unter "UFOs - heißes Eisen unserer Zeit" abdruckte: Herbert Mang, DUIST-UFOloge aus Immenstadt: "Hut ab! Es ist ja fast nicht zu glauben, dass sich eine deutsche Zeitung an das Thema UFOs wagt. Diese Serie wird zweifellos eine Sturmflut mit sich bringen. Es geht um das heißeste Thema unserer Zeit. Wie sehr hat man gerade in den letzten 10 Jahren versucht, dieses Thema herunterzuspielen. Aber Gott sei Dank gibt es ja noch Menschen auf dieser Welt, die über dem Alltagsgequassel stehen und sich den Aufgaben widmen, die - wie Wolfgang Will anführt - in drei bis vier Jahren akut sein könnten." Axel
Ertelt, Prä-Astronautiker aus Halver: "Mit Erstaunen las ich den ersten Teil Ihrer Artikel-Serie. Mit Erstaunen deshalb, weil eine der führenden deutschen Sonntagszeitungen über dieses brisante und heiße Eisen berichtet. Auch der zweite Teil war ein hervorragender Bericht – für meine Begriffe sogar der beste. Ich kann nur hoffen, dass die folgenden Teile im gleichen Stil und genauso objektiv geschrieben werden. Ich hoffe, dass dieser Serie in Zukunft weitere Reportagen über das gleiche Thema folgen werden." Na dann, wenn dies eine rein objektive Berichterstattung war, konnten ja Millionen Leser zufrieden sein und bekamen Hoffnungen
untergejubelt, die sich als unberechtigt herausstellten. Inzwischen sind mehr als zwanzig Jahre vergangen und wir wissen es besser. Dennoch haben in ihrer Zeit derartige Artikel-Serien, auch schon wegen ihres Umfangs, einen suggestiven Einfluss auf das Publikum und prägen die Vorstellungen der Öffentlichkeit in eine ganz bestimmte Richtung aus. Dies war in den 50ern so, in den 70ern und in den 90ern.
"Das Ding war riesengroß, lautlos und hell beleuchtet", so der Aufmacher in der BamS vom 13. Juni 1976. Nahezu zwei Drittel aller Amerikaner mit überdurchschnittlicher Intelligenz sind davon überzeugt, dass die seit Jahrzehnten immer wieder beobachteten hyperschnellen Himmelsrätsel nichts anderes als "Raumschiffe von anderen Planeten" sind. Das ist das überraschende Ergebnis einer Umfrage unter Mitgliedern der US-Organisation MENSA, der nur Menschen mit einem Intelligenzquotienten über 140 angehören. 140-Plus-Intelligenzler aber gelten als "die gescheitesten Köpfe der Welt". Über fünf Millionen Amerikaner glauben UFOs begegnet zu sein. Zehntausende dieser "Alarmmeldungen werden gegenwärtig in einem Zentrum für UFO-Studien, dem Wissenschaftler mehrerer amerikanischen Universitäten angehören, untersucht". Auch dies hört sich alles dramatisch an und ist voller Übertreibungen. Das Zentrum für UFO-Studien (Center for UFO
Studies) ist eine private Einrichtung im Hause des Ehepaars Allen und Mimi Hynek, dies wird hierbei 'übersehen'. Tatsächlich gehören als Mitglieder der privaten UFO-Forschungsgruppe CUFOS verschiedene Wissenschaftler an amerikanischen Fakultäten an, die hier ebenfalls ihrem Privatvergnügen, eben UFO-Forschung, nachgehen. Sicher dagegen sind Umfrageergebnisse aus jener Zeit, wonach hochgerechnet etwa 5 Millionen Amerikaner irgendwann in ihrem Leben ein UFO-Phänomen gesehen haben könnten, von denen selbst traditionellen Einschätzungen nach aber 90 Prozent auf IFOs zurückgehen. "Alarmmeldungen" dies zu nennen ist übertrieben und schon gar nicht wurden "Zehntausende" solcher "gegenwärtig untersucht".
BamS weiter: "UFOs sind aber auch in Europa gesichtet worden: von US-Aufklärungsflugzeugen, die die rätselhaften Gebilde sogar auf ihre hochempfindlichen Spezialfilme gebannt haben [?]. Oder von der Hamburgerin Sophia Föllmer (45) und ihrer 70jährigen Tante beispielsweise. Sophia
Föllmer, Mutter von drei Kindern, ist Steuerexepertin und hatte sich vor ihrer Begegnung mit dem 'unglaublichen Ding' weder mit UFOs noch mit Astrologie, mit Gespenstern oder sonstigen über- oder außerirdischen Erscheinungen beschäftigt. Ihr Bericht ist ein lesenswerter, vielsagender Beitrag zum vielbelächelten, heißumstrittenen ungeklärten Phänomen der Fliegenden Untertassen. In der Nacht zum 31. Dezember 1973 ist die Urlauberin Sophia Föllmer nebst Tante auf dem Weg zu ihrem Hotel, das außerhalb der 420-Einwohner-Gemeinde Gras-Ellenbach bei Michelstadt (Odenwald) liegt. Die Nacht ist diesig und mondlos, alle Straßenlaternen sind abgeschaltet. Es ist die Zeit der Energiekrise! Frau Föllmer kann 'die Hand nicht vor den Augen sehen' - bis es überraschend sehr hell wird: 'Plötzlich schwebte sie bei uns. Eine mächtige, runde Scheibe - wie von Tausenden Glühbirnen erleuchtet. Ihre Kuppel war riesengroß und leuchtete noch heller als der Rumpf. Das Ding war etwa so hoch wie ein vierstöckiges
Haus und völlig geräuschlos. Die Entfernung betrug etwa 200 bis 300 Meter. Lautlos fuhr die leuchtende Scheibe vorwärts und rückwärts, stieg und senkte sich wieder...' Frau Föllmers Tante reagierte auf die plötzliche Erscheinung mit einem Ausruf, der die geübte Fernsehseherin verrät: 'Mein Gott, wie die Enterprise!' Urlauberin Föllmer ('wir hatten Angst, unbedingt!') denkt weiter: 'Wenn die jetzt landen, wenn wir verschwinden, was dann?' Die gelblich leuchtende Scheibe manövriert weiter hin und her und plötzlich senkrecht hoch. Frau Föllmer rennt ins 800 Meter entfernte Hotel. trommelt ihren Mann aus dem Schlaf. Beide stürzen ins Freie - aber der leuchtende Apparat ist abgeflogen, verschwunden, hat sich im Nichts aufgelöst. Ihr Mann versichert ihr immer wieder: 'Ich glaube dir; denn du bist ein kühler, sachlicher, stocknüchterner Mensch!' Am nächsten Morgen untersucht das Ehepaar Föllmer die Talsenke, in der das unbekannte Flugobjekt manoevriert hat. Keine Spuren - nichts!"
Begleitet wird die Darstellung von einer Zeichnung des Grafikers Gerd Werner, die einmal mehr direkt wie aus einem Science Fiction-Film kommend wirkt: Eine mächtige Fliegende Untertasse über einem Tal des Odenwalds. Und die BamS-Berichterstattung klopft den Fall fest: In jenem Jahr von Frau Föllmer's Sichtung gab es bei der "amerikanischen UFO-Registratur" 1.500 Sichtungsmeldungen, "ein Rekord". Und im gleichen Jahr hatten zwei Astronauten des SKYLAB-Unternehmens ein "Rendezvous mit einem geheimnisvollen rötlichen Objekt, das heller war als alle Planeten", und weiter: "Selbst nach schärfster Prüfung durch Wissenschaftler bleiben immer wieder Dutzende UFO-Sichtungen übrig, die nicht als Sinnestäuschung, Irrtümer oder Spekulationen abgetan werden können." Damit ist Frau Föllmer geholfen worden, ihre eigene Sichtung im indirekten Beweisen einer Indizienkette zu zementieren - ein vielgenutztes Spiel in diesem Minenfeld namens
UFOlogie. BILD-am-Sonntag kämpft für die UFO-Beobachter und bringt es durch Frau Föllmer auf den selbstentschiedenen Punkt: "Sie stellt die Frage: Werde ich automatisch zur Lügnerin oder Phantastin, weil es den Wissenschaftlern nicht möglich ist, Natur und Herkunft der Fliegenden Untertassen zu erklären? Ist eine solche Schlussfolgerung eigentlich erlaubt, fair und intelligent? Womit sie genau den Kernpunkt der UFO-Affäre getroffen hat."
Der Kernpunkt der Affäre UFO ist bei genauerer Begutachtung des Falls weitaus banaler: Die ganze BamS-Story ist genauso übertrieben wie die SF-Grafik zu den Fall, außer einem rot-orangen-pulsierenden und eratisch dahinschwebenden Feuerball von unbestimmbarer Groesse war nichts gesehen worden, schon gar keine Fliegende Untertasse, die Gerd Werner "nach Schilderungen der Augenzeuginnen" ins Blatt malte. Ausgang der ganzen Story ist nichts weiter als ein kleiner Silvester-Spaß namens Miniatur-Heißluftballon gewesen, den irgendjemand in der Nähe der beiden Frauen hoch ließ. Natürlich ist den Betrachtern solcher UFO-Stimuli unheimlich zumute, wenn sie derartiges Fluggerät sehen, was sie noch nie sehen und was sie auch gar nicht kennen. Bedauerlich ist es natürlich, wenn die von Frau Föllmer angesprochenen Wissenschaftler die Natur derartiger Erscheinungen nicht kennen und deswegen nicht nur die UFOs die Erdbewohner narren. Was die Zeugen zumeist beschreiben ist tatsächlich die vielleicht etwas subjektiv gefärbte Erfahrung mit einem objektiv vorhandenen Objekt, welches sie sich nicht erklären können, erstaunlich dagegen ist oftmals aber das, was bestimmte Presse-Organe dann daraus auf Kosten der Betroffenen (Zeugen und Leserschaft!) machen.
Auch Roland Horn nahm sich für Nr. 5/1980 der Pegap-Information des Vorfalls an, da die Örtlichkeit der Sichtung quasi vor seiner damaligen Haustüre in Erbach liegt. Frau Föllmer hatte sich zumindest derweilen zu einer Quasi-UFOlogin entwickelt und freute sich über ihre kurzfristige Berühmtheit, war sie mit ihrem Sichtungs-Erlebnis sogar beim ORF im März 1977 zwei Stunden lang auf Sendung gewesen. Derweilen entpuppte sich die Zeugin als DUIST-Mitglied und zeichnete Ihre Briefe mit "Herzliche Grüße an alle UFO-Anhänger..." ab. Dabei machte Horn bemerkenswerte Erfahrungen, weil die Dame sich empört zeigte, dass man ihre UFO-Sichtung als authentisches UFO anzweifelte. Sie war sich sicher, was sie gesehen hatte: "Ein Riesenraumschiff", dies versicherten ihr schließlich auch Experten aus Amerika, die sie extra in Hamburg besucht hatten und "sehr viel über UFOs wissen", aha.
Der große Schweizer Boulevardzeitung BLICK brachte am 24. August 1976 die fette Schlagzeile Fliegende Untertassen bringen zwei Experten vor Gericht! und Ursula Wolfarth berichtete aus Wiesbaden: Ungreifbar Außerirdisches wird demnächst handfeste weltliche Gerichte beschäftigen: In einem Streit um Fliegende Untertassen sind die beiden führenden deutschen UFO-Experten einander in die Haare geraten und haben sich gegenseitig vor den Kadizitiert. Jahrelang hatten der Wiesbadener Verleger Karl Veit (69), Herausgeber der Monatszeitschrift "UFO-Nachrichten" sowie Leiter der "Deutschen UFO-Forschungsgesellschaft", und Extraterrestrier-Spezialist August Wörner (60), im bürgerlichen Beruf Steuerberater, aus Mayen (Eifel) einträchtig zusammengearbeitet: Einer wachsenden Schar von Fans kleiner grüner Männchen predigten sie die Lehre von der Existenz unbekannter Flugobjekte
(UFOs) und ihrer rätselhaften Insassen. Bis es 1972 zu einem sozusagen dogmatischen Bruch kam: Während Veit nach wie vor verkündete, die Lenker Fliegender Untertassen kämen aus dem Weltraum, seien der Menschheit freundlich gesinnt und wollten die Erdbewohner davon abhalten, durch unüberlegte Atomversuche und Vorstöße ins All kosmisches Unheil zu stiften, behauptete Wörner plötzlich das Gegenteil. Die UFO-Flieger seien darauf aus, die Menschen zu einem Atomkrieg anzustacheln und unseren leergefegten Planeten anschließend zu vereinnahmen. Überdies, so Wörner, stammten die Unbekannten gar nicht aus dem All, sondern lebten in riesigen Hohlräumen tief im Erdinnern. Ihre "Fluglöcher", von denen aus sie zu ihrer bizarren Himmelsakrobatik starten, lägen in den Gebirgen von Tibet. In der Folge forderte Wörner seinen Ex-Intimus Veit ultimativ auf, nicht mehr als "Sprecher der satanischen Mächte" aufzutreten – und klagte ihn wegen "Hochverrats" als "Spion einer feindlichen Macht" an. Das mag sich Veit nicht gefallen lassen: Er will jetzt Gegenklage wegen "Beleidigung und Verleumdung" einreichen. Die geplagten Richter raufen sich schon jetzt die Haare. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft: "Wir hätten weiß Gott Gescheiteres zu tun..."