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10.06.2009


    
Die UFO-Saga und die historische Entwicklung des Boulevard-Journalismus

Boulevardpresse-Futter: Marsgesicht II - Totenkopf auf dem Roten Planeten + Seltsamer Kubus, hat Sonde außerirdisches Artefakt entdeckt? - Alles eine Frage der Perspektive und des Blickwinkels

Mittwoch, der 10.Juni 2009. Fronleichnam steht an, ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche, mit dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Offiziell "Hochfest des Leibes und Blutes Christi."

Wann gibt es eigentlich ein ´Hochfest´ für die UFOlogie? Ist es der Jahrestag am 24.Juni des ´Arnold-Phänomens´, welches jetzt in 14 Tagen 62 Jahre alt wird? Man weiß es nicht, weil praktisch in der Szene selbst dies meist irgendwie seltsam negiert wird. Eigenartig, dafür - an diesem Meilenstein des ´Fliegenden Untertassen´-Mythos - gibt es kein Traditionsbewusstsein. Naja, die UFOlogie war ja immer schon heikel wegen ihrem Mangel an Realitätsbeziehungen auf verschiedenen Ebenen. Naja, ich dagegen entschloß mich meine Videocassetten der Aufnahmen zu ´Jack Bauers´ fünften längsten ´24´-Stunden-Tag bereitzulegen, um mir dies nochmals für die nächsten Abenden zu geben. Sie wissen ja Bescheid, hier noch ein paar Erinnerungsschübe: http://www.youtube.com/watch?v=NidX... / http://www.youtube.com/watch?v=Igkj... / http://www.youtube.com/watch?v=vwEv... . WAS soll da noch an diesen Tagen spannenderes aus der ´Kindergarten-UFO-Welt´ kommen...? Lassen Sie uns sehen..., aber Sie glauben ja selbst nicht daran...

Kunst und Kultur - und Himmelslaternen

´Kothes laden erneut zur Glas-Nacht ein´ - so der ´Uckermark Kurier´/die ´Templiner Zeitung´ ( http://www.nordkurier.de/lokal.php?... ):

>Annenwalde. "Ich lade gern mir Gäste ein..." ist am kommenden Sonnabend, dem 13. Juni, das Motto der nunmehr dritten Glas-Nacht in Annenwalde. "Wie in jedem Jahr können sich die Besucher auf Neues, Überraschendes und Interessantes freuen", versprach die Vorsitzende des Vereins Glashütte Annenwalde, Christa Kothe. Diesmal hat ihr Mann, der Bildhauer und Glasgestalter Werner Kothe, einen Kollegen eingeladen. ... "Um 20 Uhr eröffnet der Kreistagsvorsitzende und Schirmherr der Glas-Nacht, Roland Resch, die Ausstellung zur Glas-Nacht. Die musikalische Umrahmung hat wie immer der Musiker Jörg Hartzsch aus Lychen übernommen. Die Gäste können sich auf eine Uraufführung und einige Überraschungen freuen", verriet Christa Kothe. Und ab 21.30 Uhr locken schließlich hunderte Lichter, Fackeln und Himmelslaternen hoffentlich zahlreiche Besucher in den Park. Das Wechselspiel zwischen Licht, Feuer, Musik und Glasobjekten übten immer wieder einen ganz besonderen Zauber aus. "Der Abend und die Nacht in dem illuminierten Park, bei einem Glas regionalen Weines und vegetarischen Köstlichkeiten aus dem Templiner Naturkostladen Mautschke/Köstlin sowie interessanten Gästen und guten Gesprächen werden den Besuchern gewiss in guter Erinnerung bleiben und für die Region Uckermark werben", wünschen sich die Veranstalter.<

UFO-Erhellung über Brisbane/Australien?

Toller Skytracker-Effekt nennen es aber Sachkundige: http://www.youtube.com/watch?v=r8aE...

´Marsgesicht II´... Boulevard-Medien-Langeweile und dann kommt eine skurille Mars-Menschen-Totenkopf-Geschichte daher...

So berichtet u.a. der EXPRESS ( http://www.express.de/nachrichten/f... ):

>Täuschung oder Wirklichkeit? - Marssonde entdeckt menschlichen Totenkopf

Mars - Es ist eines der größten Rätsel der Astronomie: Ist menschliches Leben auf dem Mars möglich? Ein australischer UFO-Forscher sagt: JA! Er will auf einer NASA-Aufnahme vom Mars einen menschlichen Schädel erkannt haben! Aus der Distanz sieht der mysteriöse Gesteinsbrocken nicht allzu spektakulär aus. Und tatsächlich: Die Aufnahme der Sonde ´Spirit´ zeigt auf der Marsoberfläche einen Gesteinsbrocken, der einem menschlichen Totenkopf ähnelt.

Wissenschaftler haben für das Phänomen bisher noch keine Lösung gefunden. Denkbar ist, dass ein Schatten auf dem Gestein liegt und das vertraute Bild entstehen lässt. Ein ähnlicher Vorgang wurde auch zur Erklärung des ´Marsgesichts´, einer berühmten Felsformation auf dem Roten Planeten, angeführt. Ob die Marssonde ´Spirit´ auch in Zukunft solch faszinierende Aufnahmen liefern wird, ist äußerst ungewiss. Denn: Der Rover hat sich im Marssand festgefahren und kann sich aus eigener Kraft wohl auch nicht mehr aus dieser misslichen Lage befreien. Für die Experten von der NASA ist diese Aufgabe jetzt erst einmal das größte Rätsel, das es zu lösen gilt.

Auch im Kölner Dom wurde ein geheimnisvolles Gesicht entdeckt - gleich das Video ansehen.<

Zugestanden, dies drehte bei mir gar nichts in den marsianisch-roten Bereich. Den Reigen mit dieser Boulevardgeschichte eröffnete BILD.de - siehe: http://www.bild.de/BILD/news/2009/0... . Außerirdisch angesteckt wurde aber auch davon der ´Augsburger Allgemeine´ - siehe http://www.augsburger-allgemeine.de... . Die ´Basler Zeitung´ aus der Schweiz griff dann auch danach, um diesen ´Krieg der Worte-Welten´ um den marsianischen Totenkopf weiterzuführen, siehe: http://bazonline.ch/wissen/natur/Is... . Hmm, komisch nur, dass das international nirgends ein Thema ist und so gesehen wirkt, als habe BILD diese Geschichte entweder der Mars-Kuh aus dem After gezogen oder durchs ´Kreative Writing´ im globalen I-Net und seiner obskuren Mist-ery/Mystery-Garküche gefunden, wie z.B. bereits am 1.Mai 09 in britischen ´Telegraph´ ( http://www.telegraph.co.uk/sciencea... ), wo der ´Alien-Skull´ bereits Thema war (´Alien skull´ spotted on Mars*). Was man dann wohl neoliberal ´Aktualisierung´ nennt, wenn eine ´neue´ Sensation bereits 6 Wochen auf dem Presse-Mars-Buckel hat. Die Aufnahme aber solche ist echt, siehe http://marsrover.nasa.gov/gallery/a... .

*= Ich schwitze mir da deswegen eine Fantasie schnell mal bei einem Glas fettarmer Milch und ein Stück ´Zitronen´-Rührkuchen (der nie den Hauch einer Zitrone mitbekam) aus und sehe darin den Überrest eines Laserschwert-abgesäbelten Stormtropper-Kopfs nach der Schlacht ´Krieg der Welten´, Version 2.0. Basta. Da brauch ich gar nicht einmal Richard Hoagland zu Rate ziehen!

Eigenwilliges Österreich: Auch im Nachbarland Österreich kam das Klatschblatt KRONE ( http://www.krone.at/krone/S2/object... ) marsianisch-inspiriert im wechselseitig sich ansteckende Kreativitäts-Effekt des Fantastischen daher, um das vom Alltag ablenkende ´Akte X´-Spielchen als ´Satire´ auf Frohnleichnam zu machen, fand aber eine eigene Mars-Story zu einer weiteren marsianischen und ungewöhnlichen Oberflächenstruktur:

>Seltsamer Kubus - Hat Nasa-Sonde außerirdisches Artefakt entdeckt?

Der Mars hat es nicht nur der Nasa angetan - auch Hobbyastronomen und vollkommene Laien erfreuen sich immer wieder an den Fotos, die von diversen Sonden auf dem roten Planeten aufgenommen werden. Vor allem die neueste Mars-Besucherin, die Sonde "Rover Spirit", hat mit ihren Bildern eine neue Qualität der optischen marsianischen Genüsse eröffnet. Ganz findige und aufmerksame Beobachter wollen nun auf topaktuellen Fotos sogar ein außerirdisches Artefakt entdeckt haben...

Wie auf dem Bild zu sehen ist, erscheint das besagte Objekt aus dem Blickwinkel der Mars-Sonde außergewöhnlich ebenmäßig und rechtwinkelig. Das Gestein in der unmittelbaren Nähe bzw. im weiteren Bildausschnitt weist derartige Formen aber ansonsten nicht auf, man könnte also tatsächlich meinen, dass dieser Würfel nicht von dieser - marsianischen - Welt wäre.

Auf natürlichem Weg entstanden? Doch bevor man in den kommenden Tagen und Wochen mit der endgültigen Entdeckung von außerirdischem Leben, das diesen Stein zurechtgeklopft haben könnte, rechnet, sollte man beachten, dass auch auf der Erde ähnliche Gesteinsformen durch diverse geologische und physikalische Prozesse entstehen können - ohne menschlichen Einfluss.

Täuscht der Blickwinkel auf dem Foto? Des Weiteren könnte freilich auch bloß der Blickwinkel von "Rover Spirit" aus täuschen. Vielleicht ist der Würfel auf dem Bild also in Wirklichkeit ganz und gar nicht rechteckig und eben und im rückwärtigen Bereich vielmehr spitz zulaufend oder anders verunstaltet. Fakt ist, dass weder die Nasa noch die Hobbyforscher genau sagen können, was das Bild tatsächlich zeigt. Wie heißt es so schön: Die Wahrheit liegt irgendwo da draußen...<

Kurzum: Bisher aber alles nur wärmende ufologische Theorie oder exologische Hoffnung - bewiesen ist nichts. Aber die Presse-Heinis haben ihren Spass gehabt, wollen sie ja auch mal haben.

Imer und imer wieder: UFOs über England...

Aber erst einmal ein filmischer Einstieg mit einer weiteren ´UFO-Formation´ der bekannten Art aus Großbritannien, mal wieder amazing ´Objects In The Dark Sky´: http://www.youtube.com/watch?v=w6nu... .

´Exclusive: UFO sighting in the skies above Burnham-On-Sea´ hieß die Headline zu dieser Story:

>A mystery UFO has been spotted in the skies over Burnham-On-Sea by a group of youngsters, who filmed it on a mobile phone. Jordan Gilroy and several friends watched the unidentified orange ball in the sky while they were outside Burnham Area Youth Centre on Saturday May 30th at 10.20pm. Jordan told Burnham-On-Sea.com: "It was getting pretty dark and we noticed a strange orange blob in the sky. It got lower and brighter over time - it seemed like it was on fire. As it came into more focus, it was quite large in size and circular." It hovered over us, but made no noise or anything, so we ruled out it being any kind of aircraft. It hovered for a while, then drifted off until is was no longer in sight."

Jordan says he and several friends are still baffled by the sighting: "It shook me and my friends up for a couple days and we have had heated discussions on what it was. The video quality from my mobile phone was bad and didn´t do it justice." Several sightings of similar orange lights were reported in Cambridgeshire by The Daily Telegraph during the same week. Burnham-On-Sea.com also reported on an object spotted over Brean, near Burnham, last summer.

Did you see the UFO in the skies above Burnham-On-Sea or know what the object was?<

Nach: http://www.burnham-on-sea.com/news/...

Nachgedanken der Roten Jacke:

Vor genau einer Woche hatte sich das ZDF in der Harald Lesch-Sendung ´Abenteuer Forschung´ um die meist-gesehenen ´UFOs´ unserer Tage aufklärend darum gekümmert, das diese nur nicht-erkannte IFOs (Himmelslaternen in dem Fall) sind... - knapp 3 Millionen Menschen sahen zu und schnappten diese wichtige Information im laufenden Bild und mit erklärendem Ton überrascht und ohne Vorankündigung auf. Und seither haben wir praktisch gesehen Ruhe vor UFO-Meldungen aufgrund nicht-erkannter MHBs. Lesch, der ´UFO-Terminator´ wirkt sich noch aus, aber die wahre Bewährungsprobe erfahren wir wohl erst an diesem Wochenende in Sachen Langzeit-Wirkung. Wenn wir Glück haben, bleiben wir verschont! Es ist aber weitaus aufregender zu sehen, was da deswegen auf der großen Insel vor der Euro-Küste abgeht, wo ja zum vergangenen Wochenende hin auch in Sachen UFOs durch Skylanterns aufgeklärt wurde und dies in weitaus größerem Umfang, quasi durch die ganze Massenpresse sowie bei einem großen TV-Sender als eines der Tagesthemen in allen dortigen Nachrichtensendungen! Aber es hat nicht wirklich etwas gebracht, weil die Engländer durch ihre ufologisierte Presse schon seit Jahren geeicht und geprägt sind und die ´UFO-Invasion´ einfach haben wollen. Wir haben es eben mit zwei unterschiedliche Nationen zu tun, die jede für sich signifikant differente öffentliche ´UFO-Kulturen´ besitzen - wir praktisch keine, und England eine stark ausgeprägte gleich nach den USA, dem eigentlichen Mutterland der UFO-Legende, an zweitem Platz. Kurzum und es ist kein ´Wunder´: Die Medien können einen Mythos künstlich als moderner ´Schöpfer-Gott der Mythen´ wie die ´Flying Saucer-Saga´ erschaffen, sie sind aber auch imstande ihn auszubremsen, sie müssen nur verantwortungsbewusst es auch wollen und nicht wie in England zu sehen ihn nur weiterhin aufpumpent fördern! So wie wir sehen müssen ist ja die große Aufklärungsaktion vor ein paar Tagen nur eine Feigenblatt-Funktion gewesen, wenn man danach so weitermacht als sei nix gewesen! Dazu fällt mir nur dies ein:

"Es geht ihnen doch nicht um die Wahrheit oder soetwas, sondern sie wollen nur Sensationen erzeugen." - Ex-Kanzler Helmut Kohl am 20.Januar 2000 gegenüber den Vertretern der Vierten Gewalt in der Demokratie - der Presse.

Vielleicht sollten wir uns an diesem wunden Punkt angekommen einmal um ein spezielles Thema kümmern, nämlich um

...Mist-ery: Die historische Entwicklung des Boulevard-Journalismus...

In den 1950er bis 1980er Jahren waren es ganz bestimmte Gazetten der erfolgreichen Massenpresse, die mit ihren sich überschlagenden Schlagzeilen die UFOs vom Himmel herunterjubelten und überall außerirdische Invasoren landen ließen. Die BILD-Zeitung erschien erstmals am 24.Juni 1952, sie wurde seitdem zum Synonym für Boulevard-Journalismus hierzulande (in der Schweiz ist es der BLICK und in Österreich wohl Die Krone). Nach der Konzeption von Herausgeber Axel Springer sollte sie jedoch mehr sein als ein Groschenblatt: Ihm schwebte eine Tagesillustrierte vor, die Nachrichten in Form von Aktionsfotos vermittelte; BILD zielte auf den neuen optischen Menschen, wie ihm der Verleger vorschwebte, einem modernen Analphabeten, begierig nach immer mehr Augenreizen. Es sollte eine Art Fernsehen in starren Bildern sein, eine Konkurrenz zum richtigen Fernsehen, welches unmittelbar bevorstand. Bereits seit Weihnachten 1951 gab es ein Versuchsfernsehen des NWDR im Hochbunker des Heiligen Geist-Felds Hamburgs mit einem Vorläufer des Tagesschau (die noch stark an die Wochenschauen angelegt war). BILD stand als erklärte Konkurrenz dazu, der Wettkampf der starren und bewegten Bilder setzte um die Olympischen Sommerspiele in Helsinki 1952 ein. Den wenigen ersten BILD-Reportern wurde jedoch nach Helsinki klar, daß der Wettlauf der Medien für sie verloren schien, da eine Tagesillustrierte mit dem Medium TV nicht mithalten kann. Selbst bei höchstem Produktionstempo der Presse würde man nie mit den aktuellen Bildern des Fernsehen mithalten können. Die Berichterstattung im Fernsehen ist immer schneller und eindrucksvoller. Und die anvisierte Zielgruppe der sogenannten "optischen Menschen" reagierte ebenso. BILD wurde in dieser Form nicht zur erwarteten Attraktion, ein Flop. BILD kam über die Startauflage von 225.000 Exemplaren nicht hinaus. Doch Springer hielt an seinem "Kind" fest, weil er den einfachen Mann auf der Straße erreichen wollte, die untere Klasse eben. Diesen interessiert nicht so sehr die große Politik in aller Breite, sondern ihm interessiert mehr das menschliche, das allzu Menschliche. Kleine, große Sensationen. BILD geht auf die verborgenen Wünsche und Antriebe der Leser ein, indem dort ein gewißes Maß an Sensation und Sex, an Berichten über Unglücksfällen und Verbrechen vorgestellt wird. BILD hilft über das Unvermögen des Menschen hinweg mit der Welt, die einem umgibt, etwas vernünftiges anzufangen. Dies ist ein Strickmuster, welches sich Springer selbst auf den Leib schrieb und seinen Reportern mit ins Feld gab.

So ist z.B. aus diesen Anfangsjahren heraus das Bild der Welt in BILD kein politisches gewesen. Es ist überhaupt nicht rekonstruierbar was in diesen Jahren wirklich geschehen ist, was diese Jahre ausmachte. Wollte sich ein "außerirdischer Historiker" nach dem Weltuntergang z.B. im verbliebenen einzigen deutschen Zeitungsarchiv anhand der BILD-Zeitung orientieren, was auf der Welt damals geschehen war, bekäme er ein ganz schräges Vorstellungsbild davon vermittelt und müßte so zu ganz falschen Einschätzungen kommen. So hatte das Bilderblatt tatsächlich wenig mit den Ansprüchen des zeitbegleitenden Chronisten zu tun, als was sich normaler Weise ein Journalist auch versteht. Hieraus entwickelte sich aber ein besonderes inneres Einstellungsbild der dort beschäftigten Journalisten, welches nicht immer mit der allgemeinen Mentalität des Journalismus kompatibel ist - und zu Schwierigkeiten führt, zu Problemen, die der Leser zunächst gar nicht durchschaut. Für viele Menschen ist das gedruckte Wort schlichtweg schon immer heilig gewesen und ob BILD oder ´Frankfurter Rundschau´, beide sind Print-Produkte und damit soetwas wie Bibeln. Genauso different wie die Angehensweise und der Vortrag der Inhalte z.B. bei beiden Presseorganen ist, genauso unterschiedlich ist auch die gepflegte Redaktions-Kultur nebst Anspruch beim heutigen Boulevardjournalismus sowie dem seriösen investigativen Journalismus (der seinen Namen erst durch den Watergate-Skandal bekam) z.B. des öffentlich-rechtlichem Fernsehen. Jedenfalls sollte es so sein, Überschnitte oder gar Übergriffe gibt es im Konkurrenzkampf immer mal wieder, je nach ernst des Themas. Und bei BILD stimmte die Mischung der "knalligen" Themen über Katastrophen und den Skandalen an Königshöfen, sowie den üblichen Gangster-Storys. Es wurden nicht nur Millionen mit BILD gemacht, sondern auch Millionen durch die BILD-Wahrheiten beeinflußt. Während im Fernsehen deutsche Politik umfangreich als erster Beitrag traditionell abgehandelt wird, kann es schon passieren, daß der Leser der Gazetten tagelang nur in Minimeldungen nebenbei mit irgendwelchen Oberflächlichkeiten abgespeißt wird. Erst Mitte der 50er Jahre wurdeBILD politisch und Springers eigene Philosophie von der Welt wurde zur Seite-1-Thematik unter dem agressiven Chefredakteur Hagen, der einen rigiden Anti-Kommunismus predigte und von Historikern heute sogar als hochgradig demokratiegefährtend angesehen wird. BILD wurde zum Propaganda-Blatt mit der Wirkung der Massenbeeinflussung.

Zum Jahreswechsel 1953 erschien BILD im neuen Gewand, die Bilderseiten auf dem Titel und der Rückseite verschwanden schlagartig und mehr und mehr Text floß in die Zeitung ein. Damit kam das, was bis heute dem BILD-Leser ins Auge sticht: Die sensationelle, geifernde, zupackende Titelschlagzeile mit der sich das Blatt verkauft und das eigentliche Erfolgsrezept ausmacht, welches analog zu den grellen TV-Bildern in Konkurrenz steht. Damit waren auch die Themen im Journalismus neu gemischt worden, da das Boulevard andere Ansprüche stellt, als die intellektuelle Welt. Themen, die im TV undenkbar waren, wurden hier zu einer Art BILDenden Kunstform und sind das bis heute gültige Erfolgsrezept, an dem sich andere zwar orientieren, aber nie an das Hamburger Massenblatt herankamen. BILD ist somit einmalig. Die Formulierungen der Überschriften und die Mischung der Punktgröße der Buchstaben ist bis heute erhalten und sorgt mit diesem Layout für Einzigartigkeit. Eingepackt in der konservativen Ideologie von Springer und seinem Chef-Berater Hans Zehrer wurde BILD lange Zeit zum heimlichen Führer des Volkes. BILD konnte Menschen nach oben spülten, dort halten oder von oben herab in die Gosse schiessen. Und so ist es auch geschehen. Was BILD sagt ist Allmachts-Wort, das Motto "BILD sagt wie es ist" zog sich von Anfang an durch das Groschenblatt, ganze Generationen von Zeitungslesern haben dies verinnerlicht. Gerade auch weil Sex & Crime die Auflage flott steigerten, entstand auch ein neuer Typ von Journalist, der skrupellose Reporter - immer hinter "heißen Storys" her, koste es was es wolle, auch die Seele des Berichterstatters selbst. Das journalistische Selbstverständnis richtet sich hier nach verkaufter Auflage, weswegen es einige bittere Schicksale unter den BILD-Reportern selbst gibt, weil Rücksichtslosigkeit auf dem von immer mehr Wölfen beherrschten Markt ausbrach.

Wie oft haben wir schon von UFO-Freunden des Phantastischen diesen Satz gehört: "Nur in BILD steht die Wahrheit über UFOs, da erfährt man wenigstens was!"? Auch wenn Verleger Springer mal sagte, er leide bei den Schlagzeilen der BILD wie ein Hund, so war mit ihm an der Spitze des Blatt immer konservativ-populistisch ausgelegt und erst die Linken setzten mit dem Leitspruch "BILD lügt wie gedruckt" dem etwas entgegen. Und bei dieser Zeitung lernten viele ihr Handwerk im anbrechenden Zeitalter der Massen-Kommunikation - und damit bestimmen sie auch das Denken der Massen. Der Boulevardjournalismus des gedruckten Wortes beeinflußte auch die spätere Arbeit beim Kommerz-Fernsehen, wo das gesamte Angebot rund um die Uhr heimlich unter der Prämisse der puren Unterhaltung steht. Dies sorgte dafür, daß das deutsche Privatfernsehen inzwischen erkannte, daß die sogenannte "Info-Schiene" zu kurz geraden ist und man überall inzwischen verzweifelt versucht, gute Leute zu finden, die diesen bewußt über zehn Jahre lang wenig beachteten Sektor auszubauen, was inzwischen sich schon durch einige Korrespondentenbüros in den Großstädten der Welt niederschlägt.

Paranormale Themen und die UFOs bieten sich als Spielwiese des Absurden geradezu an und diese Bereiche sind bestens geeignet um Opium unters Volk zu bringen. Liebten die Menschen nicht schon immer eine gute Geister-Grusel-Geschichte? Heutzutage wurde diese durch den Grusel der UFOs als extraterrestrische Besucher abgelöst und erst durch den Hauch von Aliens wird ein UFO-Bericht zu einer guten Story. Journalisten verdienen die Butter aufs Brot durch gute Geschichten und ihr Job ist es Quellen für gute Geschichten aufzumachen und dann eine interessante Story zu schreiben, die "farbenfroh" den Leser begeistert. Dabei ist nicht immer die volle Untersuchung und Überprüfung einer Geschichte gefragt, weil man erfahrungsgemäß weiß, dass eine tiefergehende Überprüfung das Ende der Story bedeuten kann, was dem Leser dann nichts bringt. In einer schnelllebigen Gesellschaft ist man zudem immer der Gefahr ausgesetzt, dass die Konkurrenz schneller mit einer Meldung draußen am Kiosk ist. Zur farbenfrohen Ausgestaltung gehören natürlich auch entsprechende Formulieren, die verbindern sollen, das der Inhalt nicht allzuschnell wieder "abgeschossen" wird. Die UFOlogie ist nicht umsonst für viele Menschen auf diesem Sektor soetwas wie eine ´bewußtseinsverändernte Droge´, um es mal hart zu formulieren. Diese Droge wird von den UFO-Dealern feilgeboten, an fast jedem Kiosk, im Zeitschriftenhandel, im Buchhandel, auf Video und im Fernsehen. Wer einmal in die UFOlogie mit ihren diversen Themenbereichen des Phantastischen abgetaucht ist, wird an eine zauberhafte Wunderwelt erinnert in der nichts so ist, wie im grauen Alltag. Es manchen sich falsche Weltbilder auf, die beständig genährt werden und von anderen UFO-Junkies besiedelt sind.

Den Verstand gibt man im Nebelland namens Magonia ab und ist beglückt, wenn der ufologische Zauberer oder Großmeister mal vorbeihuscht und neue Drogen für den sanften UFO-Wahn abliefert. Seit ewigen Zeiten scheint dieses Spiel zu laufen - und zu funktionieren, weil den Köpfen dieser ´UFO-Mafia´ noch nie jemand allzu nahe trat. Bisher lebte die ufologische Glückseligkeit davon, daß die wissenschaftliche Welt (vorneweg die Astronomie) wegsah, wenn am Straßenrand der Gesellschaft die UFOlogen beisammenstanden und sich ihren Lieblings-Joint reinpfiffen. Gelegentlich gab es auch tragische Opfer, aber dies ist ja bei jeder Drogensucht so. Doch inzwischen wird weltweit das Feld aufgemischt, weil die UFO-Anti-Drogen-´Polizisten´ von der "Inneren Abteilung" zuschlagen und präsent sind - die Cops heißen hier aber ´Debunker´ und sind die natürlichen Feinde der UFO-Infotainment-Dealer. Wer etwas zu verkaufen hat, wer die öffentliche Meinung beeinflussen will, ja wer die Macht hat, hat ein persönliches Interesse daran, jede aufkeimende Skepsis abzuwehren. Totschweigen der Kritik ist eine Möglichkeit um seiner eigenen Agenda gerecht zu werden. Natürlich, viele Menschen unterliegen der Faszination am "Übernatürlichen" und dies verschafft denjenigen, die kritiklos darüber berichten und damit den Aberglauben fördern, problemlos ein großes Forum in den Medien und entsprechende Publizität. Eine kritische Berichterstattung hingegen beinhaltet die Gefahr, daß aus dem vermeintlichen übernatürlichen Phänomenen natürliche und banale Ereignisse werden, denen die Faszination des Publikums plötzlich abhanden kommt. Siehe so auch die Kritik, die Reinhold Messner wegstecken mußte, als er Anfang Oktober 1998 den sagenhaften Yeti als falsch-gedeuteten und mit Legenden besetzten Bären enthüllte. Dann ist plötzlich die Luft raus und das Interesse weg. Ja, die Konsumenten bleiben weg, ohne Konsumenten keinen Umsatz und damit keinen Profit! Das ist eine ganz schlichte kaufmännische Basis-Erkenntnis, die einige von uns als professionelle Händler bestens verstehen werden.

Die populärwissenschaftliche Monats-Zeitschrift GEO griff so in einem Leitartikel im April 1992 die UFOs auf ("UFOs: Wraum es sie gibt"), Autoren: Dr.Hania Luczak und Wolfgang Volz. Da wir gewichtig im Hintergrund an diesem Beitrag mitwirkten kann an dieser Stelle verraten werden, daß zwei Hauptursachen zu diesem Feature-Artikel führten: a. der aufkommende UFO-Boom hierzulande (der nicht wenig durch eben die neuen Medien gefördert wurde) und b. die strenge esoterische Note darin (was wegen dem New Age-Boom wieder für die Redaktion interessant war). Beides sollte 1) ausgeleuchtet und 2) als unbegründeter Unfug gebrandmarkt werden. Hierbei wurde auch verdeutlicht, daß die Medien das Thema für sich aufsogen und aufblähten. Obwohl wir es im Vorfeld schon sahen, waren Verlag und Redaktion doch verblüfft, als die entsprechende Ausgabe zu einem Verkaufshit wurde und nie geahnte Leser-Reaktionen durch Leserbriefe " Zwischen UFOlogie und UFOmanie" stattfanden. Das Interessen-Potential zeigte sich hier auf (weswegen der Artikel auch sofort an zwei ausländische Ausgaben der Zeitschrift verkauft wurden). In zwei Folge-Ausgaben platzten die Leserbrief-Kolumnen aus dem Rahmen. So erklärte dort ein Bernhard Dörries, die "Postille" GEO nur wegen dem UFO-Titel gekauft zu haben und dann "weisgemacht zu bekommen, dass es die UFOs nicht gibt". Ralf Heinrich dagegen hoffte, dass die Zeitschrift "nicht an der weltweiten Meinungsmanipulation beteiligt ist". Illobrand von Ludwiger beklagte den Mangel an "Grundkenntnissen" des Autorenteams und dem Fehlen von Kenntnissen zum "Stand der wissenschaftlichen UFO-Forschung". Rudolf Jagusch fehlten schlichtweg die Worte, weil mit dem Geo-Artikel "nicht nur die UFOlogie lächerlich gemacht wurde, sondern in erster Linie" das Blatt sich selbst. Hans-Jörg Schumacher: "Kein Bericht in GEO hat mich dermaßen enttäuscht wie die Reportage über UFOs..." Jürgen Zimmermann: "Ich hoffe, dass die Reportage über UFOs nur ein Ausrutscher war und man irgendwann wieder Vertrauen in Ihre Berichte bekommt."

Zumeist waren es genervte UFO-Freunde des Fantastischen, die gegen den kritischen Inhalt Feuer spuckten. GEO hatte also in seiner Auslotung eines Teilspektrums ins Wespennest gegriffen. Aber nur ein Leser, Christian Schnabel, bat darum "mehr von dem Stoff" wie ihn GEO in Sachen UFOs geboten hatte. Damit bekam die Medienlandschaft zwei heiße Tips durch die GEO-Erfahrung vermittelt: a) UFOs sind eine plakative Zugnummer und b) wer "Lieb-Kind" spielen möchte, geht das Thema bitteschön unkritisch an. Die Synthese daraus ist sehr wichtig: Während GEO grundsätzlich eine andere Zielgruppe anspricht und es sich daher leisten kann, mal den UFO-Fans eines auszuwischen und damit sogar in Kreisen der scientific community an weiterer Reputation gewinnt, gilt dies freilich nicht für jene Organe, die dauerhaft Fans an sich binden wollen. Wer den UFO-Markt als Nische für sich erobern will, muß zuckersüße Versprechungen dort machen und auf puren Sensationalismus setzen. Dann findet man Freunde (= Käufer und Zuschauer) fürs Leben. Schließlich kauft auf dem Markt auch niemand angefaulte Äpfel oder angegrautes Fleisch. Will man etwas verkaufen, dann muß es wohlfein ausschauen und als wohlschmeckend verkauft werden... Dies ist auch die Grundlage des UFO-Geschäfts. Bereits 1954 stellte der spanische Astronom und Wissenschaftsautor Mateu Sancho in einer Artikelserie für die populäre spanische Zeitschrift ´Destino´ fest: "Ein Buch über die fliegenden Scheiben, welches nicht davon ausgeht, das sie von Mars oder Venus stammen ist zum Scheitern verurteilt, denn ohne dieses Element verliert es 90 % seiner Anziehungskraft. Deshalb braucht es uns nicht zu verwundern, wenn sich fast die Gesamtheit der Veröffentlichungen über diese Affäre auf Besuche beziehen, die uns die Marsianer abstatten."

Wie sehr dieses Geschäft gerade damals bommte zeigt auf, dass die russische Nachrichtenagentur TASS im Sommer 1992 einen neuen Pressedienst für "Übernatürliches" herausbrachte. Unter dem Titel "Anomaly" berichtet sie nun laufend über rätselhafte Erscheinungen wie beispielsweise UFOs, Poltergeister, Bermuda-Dreieck und dem Yeti. "Die Idee dazu kam uns, nachdem das öffentliche Interesse an derartigen Phänomenen immer weiter zunahm", erklärte der verantwortliche Redakteur Sergey Bulantsev vom Moskauer TASS-Büro. Im Westen war dieses Geschäft schon geraume Zeit Bestandteil des Tagesablaufs. Wie Dr. Herbert Strentz, heute Dean an der School of Journalism and Mass-Communication an der Drake-Universität in Des Moines, Iowa, in seiner Doktorarbeit "A Survey of Press Coverage of Unidentified Flying Objects, 1947 - 1966" (an der er zwischen 1966 und 1968 arbeitete) feststellte, ist das Thema UFO für Wissenschaftsjournalisten von der Qualität irgendeines Comic-Strips, dem man keine besondere Tiefe beimißt, auch wenn man kolumnenlange Leitartikel dazu schreibt. Manchmal dient es auch dazu, einfach sich nur die Zeit in der Redaktion oder an der Schreibmaschine todzuschlagen. Man kann also auch von dieser Seite her den Notwendigkeiten des Broterwerbs nicht entfliehen, ganz unbestritten. Aber es zeigt sich hier einmal mehr, daß die UFOs halt eben doch nicht die Butter auf dem Brot der Wissenschaft sind - gleichzeitig aber den kleinen Happen Kaviar auf dem Toastbrot bedeuten können, den man zwischendurch liebt. In beiden Fällen muß man die UFOs deswegen immer noch nicht ernst nehmen. Dies ist im Großen wie im Kleinen so:

Strentz stellte in seiner Analyse fest, dass das UFO-Thema fast immer ohne große journalistische Untersuchung abgehandelt wird und UFO-Storys schon immer als Hingucker-Thema dienten, weil man in den Redaktionen weiß, das man damit einen größeren Leserkreis erreicht. Unter der Hand wissen viele Journalisten, daß das öffentliche UFO-Interesse erst durch die Medienberichterstattung erzeugt wurde: "Die Tatsache des Leser-Interesses, geschaffen durch die Presse-Berichterstattung, macht einen besonderen Teil dessen aus, warum überhaupt solche Storys abgedruckt werden." So gesehen haben wir es hier mit einem perfektem medialen Perpetuum mobile zu tun, weswegen die Aussagen mancher soziologisch-orientierter UFO-Forscher zu unterstreichen ist, wonach das UFO-Phänomen ein in den Medien gezeugter Mythos ist, der sich zum Selbstläufer entwickelte. Versteckt oder ganz offen kann man schon immer feststellen, daß die Zeitungen der Tendenz sich zuwenden, phantastische Aspekte zu betonen, also sich auf den "Show-Teil" zu konzentrieren, da UFOs nicht langweilig sein dürfen und immer spannend zu sein sind. UFOs sind immer ein Ausbruch aus dem Alltag von Journalisten und Lesern. Strentz knallhart: "Die Zeitungen fordern bei UFO-Berichten immer die Trennung von Spreu und Weizen - und berichten selbst ausführlich über die Spreu."

Strentz stellte fest, daß die Niederungen der amerikanischen Presse-Beachtung immer dann erreicht wurden, wenn sie Flaps und Wellen ausgelöst hatte, so war es 1947, 1952 und 1966 ganz klar zu beobachten gewesen. Grenzen- und hemmungslos verhielten sie die Zeitungen in jener Zeit und waren mit dafür verantwortlich, daß die UFOs zum Thema gemacht wurden. Und: UFO-Wellen laufen nur solange bis es den Zeitungen zu langweilig wird, bald danach bricht jede Welle zusammen. "Während die Berichte verdeutlichen, daß die UFO-Aktivitäts-Rate derzeiten höher als gewöhnlich ist, sorgt die Zeitungsberichterstattung gleichsam selbst dafür, das weitere UFOs gemeldet werden", beobachtete Kommunikationswissenschaftler Strentz. In dieser Situation eines Flaps oder Welle drehen alle durch und alltäglichste Ereignisse, die auch nur ein bißchen seltsam erscheinen und über die sonst nie berichtet werden würde, werden als besondere Erscheinungen vermeldet. So schaukeln sich lokale wie nationale UFO-Flaps und -Wellen auf, weil es eine besondere Empfindlichkeit hierfür gibt.

Es wäre nun leicht, wenn wir in unserer Medienkritik fortfahren, anzuzeigen, dass sich die Medien erst durch eine ganz bestimmte Art der Betrachtungs- und Vorstellungsweiße ein exotisches Phänomen aufbauen, die Menschen damit wirr machen und ins Abseits führen, um schließlich wie Parasiden über ihre selbstgezeugten Opfer herzufallen, wenn sie sich gesellschaftlich und sozial ganz besonders exponiert haben. Sicher ist nur, daß der UFO-Komplex auch ein medialer Selbstläufer ist, der sich auf den diversen Levels der Medienwelt bestens und immer wieder hervorragend eignet, um billige Schlagzeilen zu liefern, die einem der geistigen Mobilität inzwischen enthoben und bequem gewordenen Publikum mit einem Media-Brei abfüttern. Wir können immer wieder sehen, daß der sanfte Wahn auch aus der Glotzkiste entsteigt und uns von dort aus erfassen kann. Auch wenn wir vom Journalismus eine Informationsvermittlung verlangen, haben wir es doch längst akzeptiert, daß gewisse unterhaltende Elemente als Schmiermittel für die "Übertragung von Botschaften" (= Medienkommunikation) herbeigeholt werden. Dabei läuft man jedoch sehr schnell Gefahr, daß die absoluten Kriterien, die man so gerne im Ethos des journalistischen Selbstverständnis anklingen läßt, wie die Abbildung von Wirklichkeit durch die Medien, sowie wahre und objektive Aussagen, wegrutschen. Ironisch könnte man sogar sagen: Die Wirklichkeit da draußen kann schließlich so verwirrend sein, daß sie beim Schreiben und Produzieren irgendwie stört.

Die Massenkommunikationsmedien sind die Voraussetzung für Information, doch sie beeinflussen in erster Linie die Denkweise der Öffentlichkeit und sind somit Meinungsmacher. Das unverantwortliche Handeln bestimmter Massenmedien stich dabei ins Auge, wenn sie dem öffentlichen Geschmack gierig entsprechen, um Nonsens zu fördern. Um Nonsens, der aufgrund der Irrationalität in der Weltsicht vieler Menschen Erfolg verspricht, Auflage und Einschaltquote. Die Massenmedien stellen logischerweise den Hauptverbindungskanal dar, über den die unterschiedlichen Nachrichten zum Thema UFO die breite Öffentlichkeit erreichen. In gewisser Hinsicht ist gerade das Fernsehen eigentlich sogar eines der größten Hinternisse, das öfters eine notwendige Bewertung in wissenschaftlicher, abgeklärter und objektiver Art des UFO-Phänomens und seiner vielseitigen Problemstellungen verhindert. Dafür werden vollkommen irrelevante Aspekte des Geschehens überbetont, anstellte dem Publikum ein genaues, umfassendes und vollständiges Bild der behaupteten Ereignisse zu geben; ein Bild nämlich, über das man verfügen muß, um zu einer eigenen Einschätzung des Phänomens gelangen zu können. Es ist in Ordnung, wenn der menschlichen Neugier auf Geheimnisvolles entsprochen wird, dagegen kann niemand etwas haben. Doch es waren breits Journalisten, die den Ausdruck "Fliegende Untertassen" prägten, wobei sie dem Phänomene an eine bildliche Vorstellung koppelten, die bereits aus der Welt der SF und der Comic´s aus der Vorkriegs-Ära populär war. 1947 stiegen die Untertassen mit Kenneth Arnold´s Bericht nur vom Papier oder der Kinoleinwand in die Welt der Wirklichkeit hinüber. Es war eine Ära, in welcher erstmals aufregende Himmelserscheinungen als eigenständiges Phänomen betrachtet wurden. Erst von jenen Tagen an setzte ein außerordentliches öffentliches Interesse ein und damit begann auch die von Hassliebe geprägte Beziehung der Medien zum Thema UFOs, die bis heute ungebrochen ist. Die Medien heizten die Gerüchteküche zum Thema "Fliegende Untertassen" sofort tüchtig an und waren mehr als nur unschuldige Berichterstatter. Die UFOs wurden erst durch die Zeitungen zur (journalistisch-gezeugten) Problematik. Es waren die Journalisten und Schreiber, welche die Massen mit ihren Schlüsselschlagzeilen vereinnahmten und damit aktiv mithalfen, dass die Untertassen in der Zukunft zu einem Drama wurden, welches eine überragende Bedeutung erfuhr. Kein Wunder also, wenn sich jedermann fragte, ob das nun wahr sei oder nicht, was da plötzlich zum Nachrichteninhalt der Medien geworden war (und was aktiv mithalf das "ufologische Absurdistan" auszubilden). Es waren ebenfalls Journalisten, die einige der absurdesten Geschichten über dieses Thema "zusammenschrieben" und Verrücktheiten großen Raum gaben. Heute ist dies nicht anders, als vor Jahrzehnten. Um es kurz zu fassen: Durch Journalisten sind UFO-Vorstellungen zu einem Medienthema geworden, vielleicht UFOs als solche überhaupt. Sie alle suchen nach dem Scoop, dem journalistischen Knüller - und mit UFO-Storys haben sie sogar Erfolg. Egal, ob es nun "echte UFOs" gibt oder nicht, hre Legende hat sich durch die Medien auf jeden Fall in den Köpfen der Menschen festgesetzt. Was das Thema UFOs angeht, geschieht das oftmals auf Kosten der Objektivität der Reportagen, besonders bei denen im Fernsehen. Oberflächlichkeit und leichtsinnige Improvisationen zeichnen einen gewissen Fernsehjournalismus aus. Medien dienen als zeitgenössische Vermittler volkstümlicher Vorstellungen.

Marcello Truzzi, Soziologe an der Eastern Michigan-Universität, erklärte deswegen: "Wir neigen nun mal zur Tendenz, lieber den wilden Leuten mit ihren wackeligen Behauptungen zuzuhören - also den Damen mit blauem Haar, die behaupten von der Venus zu kommen. Weitaus weniger Beachtung erhalten dagegen Darstellungen von Skeptikern wie (einst) Phil Klass, die alles auf eine rationale Ebene drücken und die selbst harte Männer weinen lassen, wenn man ihnen ihr phantastisches Spielzeug wegnimmt. das Problem ist, daß die Presse vornehmlich die erstere Position liebt und dann die Sache so stehen läßt, die Auseinandersetzung zwischen Pro und Kontra ist nicht beliebt. Hauptsache man kommt über die Runden und dann ist die Sache auch schon erledigt." Dabei ist es egal, dass die fachkundigen Skeptiker "oftmals bessere Karten haben und richtig stechen können. Zumeist haben sich auch recht, aber die Zeitungsleute wollen lieber um den heißen Brei herumreden und lassen gerade einmal rhetorische Auseinandersetzungen zu - schlußendlich will man das UFO-Thema für die Zukunft weiter für sich behalten." Als Folge daraus entwickelte sich eine Regression, aus der eine mittelalterliche, irrationale und ans Übernatürliche ausgerichtete Vorstellungswelt entstand und im metaphysischen New Age-Trend sich manifestierte, beklagte bereits Paul Kurtz als Leiter von CSICOP. Die alten metaphysischen Ideen werden mit der semantischen wissenschaftlichen Rhetorik verquickt und finden sich im technischen UFO-Aberglauben wieder.

Mit den spöttischen ´Fliegenden Untertassen´ fing es an

Heutzutage wird schnell übersehen, dass das UFO-Problem aus der ´Fliegenden Untertassen´-Gestalt erwächst. Während UFO für unidentifiziertes fliegendes Objekt ziemlich anonym steht und eigentlich ziemlich objektiv und neutral eine Himmelserscheinung beschreibt, kommt die UFO-Konzeption aber historisch gewachsen aus dem geradezu hollywoodgrandiosen Bild der Fliegenden Untertasse vom Adamski-Typ. Begonnen hatte es bekanntlich mit Arnold´s Sichtung, deren Objekte (obwohl sichelförmig) dann in der Schlagzeile die Idee von der Fliegenden Untertasse setzten. Damit verbunden waren sofort apparative Objekte als Raumschiffe vom anderen Planeten. Damit fing die "kleine grüne Männchen"-Story an, wodurch das UFO-Thema eine eher abgehobene Richtung nahm. Während selbst die "Untertassen"-Geschichten eher witzig und ironisch von der Öffentlichkeit genommen wurden, waren doch die scharfen Fliegenden Untertassen-Detailaufnahmen des George Adamski trotz seiner abgedrehten Welterrettungs-Story eine mediale Wohltat gewesen. Die meisten Menschen die an UFOs denken, haben dann vor ihrem inneren "dritten Auge" genau die Adamski-Scoutship-Untertasse als Konzept für das Phänomen vor Augen - obwohl das UFO-Phänomen im realen Alltag mit solchen Objekten nichts zu tun hat, was sicherlich die meisten Leser verblüffen wird!

Ohne Zweifel - wenn es um Feature-Artikel in den Medien geht oder um UFO-Artikel-Serien, das Bild vom Adamski-Scoutship (einem Raumschiff von der Venus auf der es seiner Behauptungen nach ausschauen soll wie bei uns im Schwarzwald) ist geradezu der Archetypus für die öffentliche UFO-Idealbild-Vorstellung - oder für das falsche Bild vom UFO-Phänomen! Die Fliegende Untertassen-Story hat viele Wirrheiten in Gang gesetzt und ne Menge Spott produziert, aber die Medien müßen dankbar ob solcher Geschichten sein, weil sie die Würze auf Seite 3 darstellen. Gute Untertassen-Storys haben das Potential als Medienhammer durchzuschlagen. Damit wird das Alien-Bild von außerirdischen Besuchern geprägt, genauso wie weiße Betttuchlaken-Gestalten als Gespenster durchgehen. Die Kette ist banal: Fliegende Untertassen, Außerirdische, UFOs. Daraus ergibt sich auch das öffentliche Vorstellungsbild (´the image´) in Sachen UFOs der heutigen Zeit. Bereits der Physiker Dr.E.U.Condon hatte festgestellt: "Es ist zu folgern, dass eine befriedigende Analyse der Presse- und Fernsehberichterstattung über UFOs sehr interessante Daten für den Sozial-Wissenschaftler und den Kommunikations-Spezialisten erbringen wird." Bereits am 28.Juli 1968 fasste Dr.J.Allen Hynek, Berater der US-Luftwaffe bei deren UFO-Untersuchungs-Projekt Blaubuch, in Sachen UFO-Medienberichterstattung kurzgebunden erklärt, dass die Journalisten "Opportunisten" sind, die das Thema als humorige schnelle Nummer sehen und unter diesem Blickwinkel es auch vortragen. Tatsächlich sind die meisten UFO-Interessierten völlig unzufrieden mit der Aufarbeitung des Themas in den Medien, damals wie heute. Naja, die meisten UFOlogen sind unerfreut über den oftmals spöttisch gehaltenen Charakter in der Darstellung. Ich dagegen habe einen anderen Ansatzpunkt: Die unkritische, ja gar jene förderliche Darstellung von Sensationen in den Boulevardmedien, wodurch große Teile der Öffentlichkeit neben der "Lächerlichmachung" in den ernsthafteren Medien doch überzogene Vorstellungen von den UFOs bekommen und damit den Machenschaften der UFO-Promoter ausgeliefert sind, die die Irrlehre der UFOlogie verbreiten (und dabei ihren Schnitt mit fantastischen Geschichten machen). Aber da beisst sich die Katze wieder in ihren eigenen Schwanz.

Bei der Ausbreitung des UFO-Aberglaubens (nicht das es unidentifizierte fliegende Objekt-Wahrnehmungen gibt, sondern das die besagten Objekte Raumschiffe kosmischer Besucher sind!) spielen die Massenmedien eine ganz große, signifikante Rolle. Dr.Philip Morrison, Physiker am Massachusetts Institut of Technology (MIT), erkannte einmal in Sachen UFO-Phänomen: "Es ist ein soziales Phänomen des Journalismus und des Fernsehens." Doc Morrison hat damit völlig recht, da die Rolle der Medien ganz wichtig ist bei der Verbreitung ganz bestimmter Vorstellungen über das eigentlich unscheinbare Phänomen der UFOs. Es sind zunächst einmal die Medien, die aus ureigenen Interessen das Phänomen aufpumpen und aus einer Mücke den Elefanten machen. Dadurch entsteht eine neue Wirklichkeit, wie in einem Drogen-Tripp. Während der führende Begriff "Fliegende Untertasse" seit 1947 weitverbreitet wurde ist das anonymisierende Kürzel vom U.F.O. erst seit 1956 so wirklich im Umlauf, um die Untertasse langsam abzulösen, auch wenn die Begriffe öffentlich austauschbar sind, ja fest miteinander verwachsen erscheinen. Unterschwellig blieb jedoch die Untertassen-Vorstellung vorhanden - und am Leben weil beide Begriffe für scheinbar fremde Objekte am Himmel stehen. Dazu sind die Aliens in den Tassen einfach im medialen Sinne zu gut. Anekdoten, Faszination und Satire lassen sich darunter als gemeinsames Dach im Space Age zusammenfügen. Losgelöste Träume und zeitaktuelle Vorstellungen finden hier eine gemeinsame Kulmination in einem Zauberland.

Ein Aspekt der Presse-Berichterstattung über ´Fliegende Untertassen´ und UFOs berührt ein vitales Randelement, welches populär mit "Verrückten" gleichgesetzt wird. Dieses Label wird allgemein UFO-Zeugen zugeschoben oder Menschen, die irgendwie am UFO-Phänomen motiviert sind und denen man primär psychologische Probleme nachsagt. Dieser Ruch hält sich, obwohl z.B. die Statistik der US-Luftwaffe zu Zeiten des Projekt Blaubuch ausweist, das nur 3,6 % aller UFO-Meldungen als Schwindel und Halluzinationen anzusehen sind oder mit psychologischen Ursachen zu tun haben. Dennoch gibt es darüber hinaus das Element der UFO-Kulte und der Alien-Liebhaber, der Kontaktler, heutzutage kommen noch die Entführten dazu. Sicher ist, dass seitdem die Berichterstattung zu diesem Themenkreis läuft die Medien ihre Aufmerksamkeit vorgeblich auf bizarre Facetten des Phänomens richten. Im Mai 1968 gestand so James McGartney als Herausgeber der ´The Chicago Daily News´ ein, dass die Untertassen-Geschichten für ihn nur deswegen interessant sind, weil er glaube es sei für die Leser interessant Geschichten zu hören über das was andere Leute glauben am Himmel gesehen zu haben. Wenn seine Zeitung solche Untertassen-Geschichten abdrucke, heiße dies noch lange nicht, das er oder seine Journalisten selbst daran glauben. Es gehört zur Kunst des Journalisten dann solche Storys interessant anzubieten. Dazu zählt auch der Kniff eine Nachtrichtenmeldung dadurch interessant zu machen, indem man nicht sagt "Hallo, hier ist jemand, der glaubt eine Fliegende Untertasse gesehen zu haben", sondern "Hier ist Herr X der eine Fliegende Untertasse gesehen hat". So gesehen sind die Fliegenden Untertassen für die Menschen da. Fliegende Untertassen stehen seit Jahrzehnten als Symbol für das UFO-Phänomen, sie sind eine mystifizierte Legende, die für den Außenstehenden wie auch Insider alles und nichts bedeutet, in die jedoch Wünsche und Hoffnungen projiziert werden.

Tatsache ist, dass die "Wirklichkeiten der Medien" in immer stärkerem Maße unsere Weltbilder bestimmen, gerade auch die Bilder des Fernsehens. Dabei darf man nicht vergessen, daß das kommerzielle Fernsehsystem, macht was es will: Geld verdienen und sonst nichts. Es ummantelt sich damit mit dem Suggestionsmittel der journalistischen Glaubwürdigkeit, auch wenn es sich um Boulevardsendungen handelt. In den letzten Jahren erfuhren wir einen neuen "TV-Journalismus", jenen der die Präsentation von Journalismus als pures Showbusineß versteht. Es sind immer öfters Seifenopern zu begutachten, die als Journalismus verkauft werden. Infotainment und UFOtainment geben sich dabei die Klinke in die Hand: Journalismus wird durch Entertainment sowie stark fiktionalen Elementen ersetzt, ohne daß dies dem Publikum bewußt wird. Es ist nur eine Frage der Abmischung. Eine immer weiter um sich greifende Journalisten-Spezies vermittelt keine Fakten, sondern nur das Gefühl, dass sie die Menschen über diese Welt auf dem laufenden halten - womöglich mit dem Effekt, beide Seiten ohne viel Aufwand an intellektueller Hirnschmalz-Leistung das zu geben, was sie haben wollen. Qutoten und Auflage für die Produzenten und Zufriedenheit und Glückseligkeit beim Konsumenten. Kasse macht dabei auch und vor allem der journalistische Entertainer: Wenn er aus seinem kleinen Fenster auf die Welt schaut, verstellt ihm ein großer Sack Geld den Blick. Es gibt inzwischen kritische Medienbeobachter, die hierfür das Wort ´Schreinemakerisierung der Mediengesellschaft´ fanden. Diese ´Werbebotschaft-Zielgruppen-Orientiertheit´ geht sogar soweit, daß die Sender auch ihre Moderatoren und Schauspieler auf jung trimmen und selbst bei öffentlich-rechtlichen Anstalten Nachrichten-Moderatorinnen abgeschoben werden, um jüngeren Damen die Nachrichten verlesen zu lassen. Zugegeben, hier steht nicht die Werbeindustrie im Vordergrund, sondern der Wunsch der Sender junges, frisches Publikum von den Privatkanälen herüberzulocken. Zudem interessiert sich dieses Publikum mehr für Sensationen wie "Hirsch erschiesst Jäger" als "Jäger schiesst Hirsch". In unserem UFO-Fall bedeutet es: Schlagzeilen wie "UFO von Polizei verfolgt" finden eher eine Chance zur Breitenveröffentlichung als später die Erkenntnis "UFO war Miniatur-Heißluftballon".

Was wir da u.a. auf der Mattscheibe geboten bekommen, läßt uns dazu an, sich irgendwie einen Reim darauf zu machen. Und wir sind es auch, die üblicherweise dafür sorgen, daß die dortigen Inhalte irgendwie mit unserer Vorstellung von Wirklichkeit konform gehen. Interessanter Weise gilt dies sowohl für die Zuschauer als auch für die Macher, die bereits einer Generation angehören, die mit genau dieser bunten Bilderwelt erzogen wurde. So beißen sich nicht immer jene Interessengruppe vor und hinter dem Glotzkasten. Für alle (es gibt sicherlich aber auch Minderheiten als Ausnahme) gilt: Wahr ist, was als wahr gilt, was wahr wirkt - Hauptsache, es bringt den erwünschten Effekt für alle Teilnehmer des großen Spiels. Wir merken also langsam, daß es auf den Eindruck ankommt, nicht auf ´die Wirklichkeit´. Und wenn dies schon für das allgemeine Leben gilt, dann insbesondere aber erst recht für die UFO-Darbietungen der Medien. Kein Wunder also, daß der Mensch von heute mehr denn ja recht selbstverständlich und unkritisch mit der konstruierten Medienwelt und ihren bleiernen Gesetzen umgeht. Kaum jemand weiß, daß vieles von dem, was an unsere Sinnesorgane dringt, eigenes zu diesem Zweck produziert worden ist. Produziert von Medien, die zwar behaupten, nur zu informieren und zu transportieren, die tatsächlich aber vieles inszenieren, auf jeden Fall aber konstruieren. Es ist ein Märchen zu behaupten, in Deutschland habe knallharter Recherchenjournalismus Konjunktur, egal wie lange Recherchenzeiten auf dem Abrechnungszettel stehen. 1994 war es eine UFOlogie-effektive Pseudodokumentation des NDR, die als Qutotenhit in der ARD unter dem "Titel UFOs: Und es gibt sie doch..." lief (und zu der ich bis heute nich begreifen kann, wie dass die ARD durchlassen konte, da müssen etliche Verantwortliche im totalen ´Akte X-Küstennebel´ der Twilight Zone knapp nahe den Outer Limits damals durch die MUFON-CES-Blendung herumgeirrt sein, was Ende 2008 Pro7 mit der ´UFO-Uri-Loser-Show´ abzog - wenigstens als Show auch ausgewiesen! - ging bei der ARD als Reportage durch!!! - fiel aber genauso schon durch meine Kritik auf die Schnauze).

Das Info- oder UFOtainment ist keineswegs eine natürliche Dichotomie, sondern das Ergebnis eines sozialen und kulturellen Konsenses eines Großteils der Bevölkerung, welcher vom UFO-Aberglauben befallen ist. Die Medien-Darbietungen sind so gesehen nur ein Spiegel dessen. So gesehen erweist sich die UFO-Berichterstattung oftmals als sichtbares Ergebnis von Interaktion und nicht von Abbildung von oder zu Gegebenheiten. Der UFO-Mythos konnte sich deswegen entspinnen, weil sich hauptsächlich die Revolverblattpresse mit ihren Massenauflagen zunächst darum ´kümmerte´ und durch unsaubere Untersuchungen (wenn solche überhaupt stattfanden) fördertet. Dies begann schon mit der Erfindung des Begriff "Fliegende Untertasse", wodurch eine bildliche Konzeption der frühen UFOs im Hollywood-Stil entstand. Während der Privatflieger Kenneth Arnold im Sommer 1947 seine Erscheinung "like a saucer would if you skipped it across the water" in der Bewegungsdynamik beschrieb, wurde daraus die berühmte ?flying saucer? als gestalterische Beschreibung des Phänomens. Festhalten möchte ich hier einmal, dass schon der Begriff "flying saucer" nichts weiter als schon eine vorgefasste Erklärung des UFO-Phänomens beinhaltet, weil er in einer beschreibenden Maskerade auftritt. Als Arnold von einem Journalisten darum gebeten wurde, die sonderbaren Objekte zu beschreiben, sagte er, sie hätten sich so verhalten, wie wenn man eine Untertasse über eine glatte Wasseroberfläche schlittern läßt. Daraus wurde dann der weltberühmte Begriff der flying saucers, die Fliegenden Untertassen, deren imaginäre Suggestions-Kraft allein als Metapher ausreicht, um einen modernen Mythos zu nähren. Diesen Begriff erfand der Zeitungs-Reporter Bill Bequette vom East Oregonian in Pendleton, Oregon, als er in seiner Zeitung am 25.Juni 1947 den Vorfall schilderte und nach Worten suchte, um die von Arnold ausgemachte Erscheinung besser umschreiben zu können. Nebenbei: Von der Form hier schilderte Arnold seine "Untertassen" als sichelförmig. Binnen 24 Stunden spekulierte die Presse über Marsianer und ausserirdische Raumfahrzeuge in diesen "Fliegenden Untertassen" während Arnold gar nicht in diese Richtung gedacht hatte und glaubte "ungewöhnliche Jet-Flugzeuge" gesehen zu haben, also militärische Geheimmaschinen. Darauf achtete man aber in der Presse nicht, um das Sommerloch mit einer spektakulären Sensation über die ETs füllen zu können. Und seither haben oftmals die originalen UFO-Sichtungsberichte wenig mit dem Hollywood-Bild zu tun, was die Boulevardpresse verbreitet. Irgendwelche Lichtgebilde am Nachthimmel sind eben weniger spektakulär und attraktiv als metallische, utopisch-phantastische Fluggeräte wie aus einem SF-Designer-Studio. Hinzu kommen natürlich noch die wie aus einem SF-Genre-Film entspringenden Grafiken, "nach Zeugenangaben", von Redaktionszeichnern, die hier ihrer freien Phantasie ihren Lauf ließen und das falsche Bild vom UFO-Phänomen ins öffentliche Bewußtsein pflanzten. Insgesamt kam so eine grobe Schieflage in der öffentlichen Gewahrwerdung der UFOs, der Phantome des Himmels als Space Age-Folklore, zustande.

Der Punkt "UFOs und Gesellschaft" ist hier natürlich einzubringen. Egal, was UFOs nun sein mögen, sie haben in unserer Gesellschaft massiv eingeschlagen und formen unsere aktuellen Mythologien aus. Auch wenn sich UFOs schließlich ohne jegliche physikalische Realität herausstellen sollten, werden sie als Idee überleben, genauso wie die zeitgenössischen populären Ideen über Hexerei, trotz der Tatsache, dass es Hexen niemals wirklich dem Sinne und ihrer populären Bedeutung nach gab. Voltaire sagte über Gott, dass wenn es ihn nicht gäbe, wir die Notwendigkeit verspürten, ihn zu erfinden. Hinsichtlich Fliegenden Untertassen kann man also sagen, dass unsere Gesellschaft sie als solche zu brauchen scheint.

Kein Wunder also, wenn besonders in den 1950ern und frühen 1960ern SF-Filme und TV-Serien sich stark an das UFO-Problem anlehnten und in vielen Fällen sich wechselseitig diese beiden Bereiche vitalisierten. Bereits die erfolgreiche und populäre amerikanische "Flash Gordon"-TV-Serie hatte einige spätere UFO-Konzepte in den 30ern und 40ern vorweggenommen. Nach der Arnold-Sichtung gab es eine wahre "Invasion" der typischen Fliegenden Untertassen auf der Kinoleinwand, natürlich in Amerika und von dort aus in einem Siegeszug um die Welt. Einige Titel: ´Man from Planet X´ (1951), ´The day the Earth stood still´ (1951), ´The thing from another world´ (1951), ´War of the worlds´ (1953), ´It came from outer space´ (1953), ´Invaders from mars´ (1953), ´This Island Earth´ (1955), ´Forbidden Planet´ (1956) und ´Earth versus the Flying Saucers´ (1956). Als Konsequenz daraus, war die Öffentlichkeit selbstverständlich auf diese Konzepte sensibilisiert und von den Fliegenden Untertassen- und Aliens-Bildern im besonderen fasziniert. Dieser kulturelle Einflußdarf nicht übersehen werden. Dieser griff zu einer Zeit, als sich das moderne UFO-Bild festigte und von der Kinoidee Hollywoods in unsere Basisrealität übersprang und sich als "Quasi-Realität" manifestierte, wie es bereits die Engländer John Spencer & Nigel Watson in UFOs 1947-1987 festmachten.

In der TV-Serie ´Bruce Gentry - Daredevil of the Skies´ hatten die Akteure bereits 1948 Fliegende Diskuse verwendet, um zu versuchen, den Panama-Kanal zu verstören. 1950 bereits kam ein Film namens ´The Flying Saucer´ von Mikel Conrad heraus, welcher einen besonderen Inhalt aufwies: Russische Agenten versuchen eine Fliegende Untertasse aus den Händen eines Wissenschaftlers in Alaska zu rauben; doch dieser fiese Plan scheidert zum Glück der freien Welt, da die Maschine mitten in der Luft explodiert und der Wissenschaftler seine Geheimnisse der US-Regierung weitergeben kann. Ohne Zweifel war 1951 ein gutes Jahr für Saucer-Filme, die dann 1952 angeblich in einer realen Welle von Fliegenden Untertassen-Sichtungen materialisierten. ´The Flying Saucer´ besaß schon Elemente der heutigen ufologischen Paranoia rund um Verschwörungen, UFO-Abstürzen und -Bergungen etc, der nachfolgende Erfolgsfilm machte sie perfekt: ´The Thing from Another World´ wurde von Christian Nyby und dem berühmten Howard Hawks 1951 produziert. Ein unidentifizierte Luftobjekt stürzt in der Arktis ab, als die Soldaten einer nahen US-Militär-Basis herbeikommen, finden sie ein Gebilde von fremder Beschaffenheit im Eis steckend vor. Geigerzähler-Werte sind hoch, als sie sich dem gebilde nähern, welches sich als Fliegende Untertasse herausstellt. Eine Person ruft erstaunt aus: "Wir haben eine Fliegende Untertasse gefunden." Das heute klassische Szenario von Roswell wurde in die Eiswüste projiziert! In einem anderen Szenario der klassischen UFOlogie finden wir uns zeitvorversetzt mit dem filmischen Megahit ´The Day the Earth Stood Still´ von Robert Wise, 1951. Die Erde stellt sich selbst als unfreundlicher Planet dar und bedroht das umgebende Universum mit ihren Atombomben. Dies führt zur Landung von Klaatu und seinem Roboter Gort inmitten von Washington, DC in ihrer ´Fliegenden Untertasse´. Ihre Mission ist es, unsere aggressive Politik zu stopen, aber am Ende werden sie doch gezwungen ihre technologische Überlegenheit zu demonstrieren indem sie irdische Maschinen zum Halt bringen - übrigens ein weiteres Element der späteren UFOlogie (EM-Effekte). Klar ist, dass die Ängste und Befürchtungen im Kalten Krieg zwischen Ost & West hier ihren Niederschlag fanden und sich spiegelten. Kein Wunder also, wenn dieser Hollywood-Film-Erfolg mit seinen konzeptuellen Inhalten bald darauf eine Adaption durch Kontaktler und UFOlogen fand (Adamski). In ´The Man from Planet X´ (Regie: Edgar G.Ulmer, 1951) kommt ein Alien zur Erde, um uns helfen zu wollen, wir aber schlagen ihn mit Bazookas zurück. Das ET-Hilfsangebot wird von uns nicht angenommen, der Bewußtseinssprung scheidert und zurück bleibt nur die selbstgefällige und elitäre Mannschaft für das Neue Zeitalter (New Age), welches mit der Flower Power-Bewegung zwei Jahrzehnte später ausbrechen wird.

1967 wurde sogar ein UFO-Film basierend auf einer zurückliegenden UFO-Story gedreht. Es handelt sich um ´The Bamboo Saucer´ von Frank Telford, welcher sich angeblich an dem vermeintlichen UFO-Crash 1952 auf Spitzbergen orientieren soll. Der englische UFO-Soziologe Watson ist dementsprechend "skeptisch über die Existenz von Aliens, die mit Menschen der Erde in Kontakt stehen sollen. Die Berichte von Begegnungen und die Storys von Kontaktlern beinhalten Botschaften, die ihre Zuhörer zu hören wünschen. Sie sind Vokalisierungen von inneren Befürchtungen und Fantasien. Daraus bildete sich die UFO-Mythologie - diese Mythologie begann schlicht und einfach mit Sichtungen von ´Fliegenden Untertassen´, die dann auf unsere Gesellschaft und Kultur Einfluß nahmen. Die Visionen der Filmemacher und der der UFO-Zeugen haben, bewußt oder unbewußt, sich auf verschiedenen Niveaus erfolgreich im Unterbewußtsein der Menschheit festgesetzt. Hollywood-Filme und UFO-Sichtungen beeinflußen sich wechselseitig. Leider tendieren die UFOlogen in ihrer allgemeinen Ignoranz auch dazu, diese Querverbindungen mit dem UFO-Phänomen anzuerkennen. Das Kino hat unsere Wahrnehmung vom UFO-Phänomen visualisiert, während die Filmemacher selbst viele Elemente der UFOlogie bis Dato nur schwer umsetzten".

Deswegen ist immer wieder die Forderung zu stellen: Die Journalisten sollten wissen, was sie tun, wenn sie ihren Job machen - und wir, das Publikum, sollten wissen, was wir von denen da hinter der Glotze erwarten können, und was nicht. TV-Kritiker sagen es immer wieder: Millionen Menschen bauen ihre Meinungen auf Lügen auf und treffen ihre Entscheidungen aufgrund von Unwahrheiten. Dies kann klappen, weil Lügen nicht strafbar sind (im allgemeinen). Wir UFO-Kritiker können aufgrund unserer Beobachtungen und Erfahrungen dem nur voll zustimmen. Wie heißt es doch schon immer: Die Medien - Zeitungen und Fernsehen - gehen über Leichen, damit sie ihre Story kriegen und damit die Show weitergeht. Einige von uns, die es immer wieder mit dem Fernsehen zu tun bekommen wissen doch ganz genau, daß die Mehrheit der Produzenten und Macher vor der Umsetzung einer Idee bereits feste Vorstellungen haben, wie der Beitrag am Schluß auszusehen hat, für den vorgegebenen Inhalt wird nur Füllmaterial gebraucht. Noch bevor die Kamera läuft, sind die Beiträge schon im Kopf der Autoren festgeschrieben - und kaum einer läßt sich belehren, dass die gedachte Angehensweise so nicht richtig ist und ein Umdenken notwendig wäre. So ist es auch im Fall Mühldorf geschehen: Egal, was der Zeuge sagte, seine persönliche Erfahrung wurde entsprechend der Autoren-Vorgabe umgestrickt und paßte dann schließlich wieder für jene vor und jene hinter dem schwarzen Kasten im Wohnzimmer. So haben wir einen Beleg dafür, um zu sehen, wie der UFO-Mythos künstlich gezeugt und mit falschen Bildern aufgebaut wird.

Auf gehts zur Feiertagsentspannung, airshowmäßig:

http://www.youtube.com/watch?v=7Qrx... .

Externe Links

http://www.youtube.com/watch?v=NidXZQUqNnw
http://www.youtube.com/watch?v=IgkjV_KxWUc
http://www.youtube.com/watch?v=vwEvO6ktSpo
http://www.nordkurier.de/lokal.php?objekt=nk.lokales.templin&id=547277
http://www.youtube.com/watch?v=r8aESdP_LmQ
http://www.express.de/nachrichten/funexpress/marssonde-entdeckt-menschlichen-totenkopf_...
http://www.bild.de/BILD/news/2009/06/10/schaedel-auf-dem-mars/von-nasa-sonde-spirit-ent...
http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Aus-aller-Welt/Artikel,-Schaedel-a...
http://bazonline.ch/wissen/natur/Ist-das-der-Schaedel-eines-Marsmenschen/story/14405658
http://www.telegraph.co.uk/scienceandtechnology/science/sciencenews/5255394/Alien-skull...
http://marsrover.nasa.gov/gallery/all/2/p/513/2P171912249EFFAAL4P2425R1M1.JPG
http://www.krone.at/krone/S2/object_id__148406/hxcms/
http://www.youtube.com/watch?v=w6nuAkF8qE8
http://www.burnham-on-sea.com/news/2009/ufo-sighting-burnham-09-06-09.php
http://www.youtube.com/watch?v=7QrxwN1j59Y

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