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08.11.2007


    
Historische Noten der UFOlogie aus dem CENAP-Archiv:

November-UFO-Meldungen vor 55 bis vor 20 Jahren: Fliegende Untertassen in der Presse - Teil III

Wer die Gegenwart des UFO-Phänomens verstehen will, der muss seine Vergangenheit kennen...

BILD am 4.November 1967 meldete groß aufgemotzt: >Der Präsident der UFO-Forscher: "Die Venus-Menschen sind wie du und ich". Vom Mainzer "17.Weltkongreß der UFO-Forscher"< berichteten Hans W.Lenhard und Claus Dieter Chowanetz: Wir wissen genau, wie ein Weltraummutterschiff der Außerirdischen aussieht. Wir kennen auch durch Beobachtungen und Berechnungen die Form der bemannten Aufklärer aus dem All. Wir wissen außerdem: An Bord sind Menschen wie du und ich. - Das erklärte gestern Karl Ludwig Veit, Präsident der "Deutschen Studiengemeinschaft für Verbreitung der Wahrheit über Weltraumschiffe" [sic]. Er eröffnete in Mainz den 17.Weltkongreß der UFO-Forscher. Auch der Mannheimer Spezialist für unbekannte Flugobjekte UFOs), Dr.Wilhelm Martin, bekräftigte: "Die Venus ist bewohnt. Auf dem Abendstern leben menschenähnliche Geschöpfe. Die sowjetische Raumsonde VENUS IV hat lediglich falsche Meßdaten zur Erde gefunkt." Etwa 500 deutsche und ausländische Freunde der sagenhaften außerirdischen Lebewesen schlugen alle Bedenken ernsthafter [sic!] Wissenschaftler in den Wind, als Dr.Martin weiter erklärte: "Nicht nur auf der Venus, auch auf den übrigen Planeten unseres Sonnensystems existieren Menschen. Ihr Lebensraum ist allerdings durch große Hitze oder durch große Kälte eingeschränkt. Aber schließlich leben auich die Eskimos unter ähnlichen Bedingungen." Die "Planetarier" sind nach Absicht von Dr.Martin Geschöpfe mit hoher Intelligenz. Sie sollen über sie hochentwickelte interplanetarische Fahrzuge verfügen, daß sich die Erdbewohner mit ihren eigenen Raumschiffen schämen müßten. "Das ist einer der Gründe, warum die amerikanische Luftwaffe Nachrichten über Fliegende Untertassen ganz einfach unterdrückt", behauptete Dr.Martin. Und Präsident Veit: "Wir suchen den Weg zur interplanetarischen Bruderschaft. Zur Freundschaft mit den uns zwar überlegenen, dabei aber wohlgesonnenen Planetariern." Die Hoffnung vieler UFO-Anhänger, Marsmenschen würden jetzt zum Kongreß in Mainz landen, hat sich allerdings bisher nicht erfüllt...

Die ´Abendzeitung´ meldete am 6.November 1967, unter Bezugnahme auf eine UPI-Agenturmeldung: "...und fliegen und fliegen und fliegen..." Die Welt erlebte da gerade das stärkste Auftreten von UFOs seit 1957. In den vorausgegangenen zwei Wochen seien mindestens 20 Fliegende Untertassen in vielen Teilen der Welt beobachtet worden, teilte ein Sprecher der amerikanischen Forschungsbehörde für Lufterscheinungen in Washington mit. Das letzte Auftreten einer Fliegenden Untertasse wurde über den Azoren beobachtet: ein weißes zylindrisches Objekt habe in 10.000 Meter Höhe die Azoren überquert, es sei etwa 45 Minuten lang sichtbar gewesen. Zuvor waren UFOs über Argentinien, Uruguay und der Antarktis gesichtet worden. Die Beschreibungen der Erscheinungen waren alle gleichlautend. Argentinische und britische Wissenschaftler in der Antarktis teilten mit, daß ihre Instrumente während des Erscheinens des unbekannten Objektes beeinflußt wurden. Der Leiter der amerikanischen Forschungsbehörde, Richard Hall, betonte: Es sei jetzt an der Zeit, daß die amerikanische Regierung die wirkliche Geschichte über diese Erscheinungen mitteilt. Soweit also UPI, zu ergänzen ist hier, daß die genannte "Forschungsbehörde" mit Richard Hall keine offizielle Wissenschaftseinrichtung ist, wie man es sich vielleicht denken mag, sondern die private UFOlogen-Vereinigung NICAP von Donald Keyhoe.

Das ZDF strahlte am 6.November 1967 die Sendung "Wahrheit über Fliegende Scheiben - Invasion aus dem All?" zum besten Sendezeitpunkt 20.15 bis 21 h in der Primetime aus. Am selben Abend brachte sogar die ARD in der "Tagesschau" einen aktuellen Beitrag zum UFO-Kongreß! Besondere Aufregung brachte die ZDF-Sendung mit sich, die mit dem Text begann: "Vom 3.bis 6.November fand in Mainz die Tagung einer internationalen Gesellschaft von Amateuren statt, die glauben, daß es Fliegende Untertassen gibt." Deshalb wurde die Sendung auch ein "läppischer Mißdeutungsversuch" bezichtigt und stieß in den UFOlogen-Reihen auf "radikale Ablehnung" ob dieser "Geschmacklosigkeit" mit einer "arffiniert boshaften Tendenz". Telegramme und viele sogenannte "Spontanzuschriften" an das ZDF drückten die Empörung der Enthusiasten aus. Am Vormittag des 7.November 1967 fuhren Prof.Oberth, VonKeviczky, Fabrikant Mees und das Ehepaar Veit als "Kongreßabordnung" sogar nach Mainz, um in Anwesenheit von Prof.Holzamer ihren Protest auszudrücken. In den UN Nr.136 vom Dezember 1967 wurde vermerkt: "Gegen verleumderische Pressemeldungen und Sendung des ZDF wurde in Zuschriften, Telegrammen, Telefonaten, Einschreiben und Expreßbriefen aus vielen Teilen Deutschlands protestiert. Besonderen Dank allen, die in erstaunlicher Anzahl unserer Initiative in objektiv und fachlich begründeter Form Folge geleistet und ihrer Empörung Nachdruck gegeben haben." Wieder einmal waren die Freunde der Planetarier gegen die "Vehemenz der UFO-Gegner" angetreten, die sich wegen ihres sterbenden Materialismus aufbäumten, wie Karl Veit träumte.

"Vereinte Nationen als Weltraum-Polizei: Mainzer UFO-Kongreß endet mit Resolutionen und Mißklang", so der Titel einer Meldung aus dem ´Wiesbadener Kurier´ vom 7.November 1967. Die versammelten UFOlogen hatten die UFOs "zu einer lebenswichtigen, weltweiten Aufgabe erkklärt. Sie forderten alle Nationen in einem Beschluß auf, sich zu firedlicher und gemeinschaftlicher Zusammenarbeit zu vereinigen, um diese Aufgabe zur allgemeinen Zufriedenheit zu untersuchen und zu lösen. Dieser Beschluß erging an 130 rechtmäßige Regierungen der Erde, an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, U Thant, an die Vollversammlung der Vereinten Nationen, an die Unesco und an den österreichischen Gesandten bei der UNO, Dr.Kurt Waldheim, der Vorsitzender des Ausschusses für Weltraumangelegenheiten ist". Dennoch, auch dieser UFO-Kongreß hatte schräge Töne: Der Schweizer UFO-Forscher Dr.Kurt Kauffmann (Montagnola) bezeichnete unter dem Gemurre seiner Zuhörer die Behauptung, mit den UFOs kämen außerirdische Wesen auf die Welt, als "unverantwortlich und verfrüht". Der Präsident der deutschen UFO-Organisation, Karl Veit, versuchte vergeblich, das Referat des Ketzers aus der Schweiz zu unterbrechen. Der Schweizer bezeichnete die auf dem Kongreß bekanntgegebene "Tatsache", in den USA würden die Leichen von 16 Interplanetariern versteckt gehalten, als "Latrinengerücht".

Ebenfalls am 7.November 1967 brachte die ´Abendpost´ ein "60 Sekunden Interview" mit Prof.Hermann Oberth aufgrund des Internationalen Weltkongreß der UFO-Forscher. Hier das vollständige Interview zu Ihrer geneigten Kenntnisnahme: "Herr Professor Oberth, Sie haben anläßlich des UFOlogen-Kongresses in Mainz erklärt, daß es etwa 10.000 bewohnbare Planeten im Weltraum gibt. Worauf stützen Sie diese Annahme?" - "Auf die Green-Bank-Formel. An dem großen Radioteleskop im amerikanischen Forschungszentrum Green Bank arbeiten elf Experten, die dies feststellten. Sie stützen sich dabei auf eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, die allerdings von wissenschaftlich belegbaren Tatsachen untermauert ist." - "Halten Sie es auch für möglich, daß auf diesen Planeten bereits intelligente, menschenähnliche Lebewesen existieren?" - "Durchaus. Wie sie aussehen, weiß ich allerdings nicht. Es ist jedoch anzunehmen, daß auf allen Planeten, auf denen Leben möglich ist, dieses in immer kompliziertere Formen übergeht und in eine Entwicklung wie auf unserer Erde kommt." - "Glauben Sie, daß diese Lebewesen mit dennoch nicht identifizierten fliegenden Objekten, den UFOs, im Weltraum herumgondeln?" - "Ich halte die UFO-Realität für erwiesen und wahrscheinlich, auch wenn es sich herausstellen sollte, daß es sich nicht um fliegende Objekte handelt, die von den über 10.000 Augenzeugen gesichtet wurden." - "Haben Sie selbst während Ihrer langen Laufbahn als Raketenforscher und Wissenschaftler jemals UFOs gesichtet?" - "Ich habe nie etwas gesehen, von dem ich hundertprozentig überzeugt bin, daß es eine Fliegende Untertasse war. Nur zweimal sah ich Leuchterscheinungen am Himmel, die möglicherweise UFOs gewesen sein können." - "Sind UFOlogen Ihrer Meinung nach erstzunehmende Leute?" - "Teils, teils. Die jetzt in Mainz tagenden UFOlogen haben nur das gemeinsam, daß sie sich für UFOs interessieren. Es gibt solche, die eine Religion daraus machen, andere, die als Forscher die Wahrheit feststellen möchten." - "Warum nehmen Sie an dem Kongreß teil?" - "Weil mich das Thema interessiert und um zu hören, welche Ansichten und Begründungen zur Sprache kommen." - "Herzlichen Dank. Auf Wiederhören."

>Milch und Honig zum Empfang/Wie man "Planetariern" begegnet/Weltweite Untersuchung gefordert< hieß es am 7.November 1967 im ´Mannheimer Morgen´: UFO-Forscher aus 18 Ländern der Erde haben zum Abschluß ihres siebten Internationalen Weltkongreß am Montag in Mainz die Frage der unidentifizierten fliegenden Objekte (UFOs) und der identifizierten Raumfahrzeuge (IFOs) zu einer lebenswichtigen und längst fälligen weltweiten Aufgabe erklärt. Sie forderten alle Nationen in einem Beschluß auf, "sich zu friedlicher und gemeinschaftlicher Zusammenarbeit zu vereinigen, um diese Aufgabe zur allgemeinen Zufriedenheit zu untersuchen und zu lösen". Dieser Beschluß erging an 130 rechtsmäßige Regierungen der Erde, an den Generalsekretär der Vereinten Nationen, U Thant, die Vollversammlung der Vereinten Nationen, die UNESCO und an den österreichischen Gesandten bei der UNO, Dr.Karl Waldheim, in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Ausschusses für Weltraumangelegenheiten. Die globale UFO-Forschung müsse über allen zeitweiligen Feindseligkeiten zwischen den Ländern stehen sowie über allen Streitigkeiten aus rassischen, religiösen oder politischen Gründen, heißt es weiter. "Zum Zweck einer staatlichen und wissenschaftlichen Kontrolle der UFO-Tätigkeit und offizieller Kontakte mit Vertretungen außerirdischer Mächte müssen die Länder sobald wie möglich ein internationales Institut schaffen, das genau abgrenzt und von den Ländern zum exterritorialen Gebiet erklärt wird." UFO-Forscher aus den USA und mehreren europäischen Ländern, unter ihnen der 73jährige Raketenforscher Professor Dr.Hermann Oberth, unterzeichneten einen weiteren Kongreßbeschluß, die "Mainzer UFO-Proklamation". Sie stellen darin fest, in 25 Referaten des siebten Internationalen Kongresses sei die reale Existenz außerirdischer Weltraumfahrzeuge nachgewiesen worden. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, ein europäisches Forschungszentrum ins Leben zu rufen. Als ein "Latrinen-Gerücht" bezeichnete Dr.Kurt Kauffmann (Montagnola/Schweiz) vor dem Kongreß die Behauptung, im Pentagon befänden sich die Leichen von 16 Planetariern, die mit ihrem UFO verunglückt seien. Es sei auch"unverantwortlich und verfrüht", davon zu sprechen, daß UFOs mit Sicherheit außerirdische Objekte seien. Der Redner empfahl, Planetariern, vorausgesetzt es gäbe sie und sie würden auf der Erde landen, freundlich entgegenzutreten. Als Geste der Friedfertigkeit könne man ihnen beispielsweise Obst, Milch und Honig anbieten. Da die Landung von Planetariern nicht vorausgesehen werden könne, solle schon heute eine Art "Willkommens-Büchlein für Außerirdische" geschaffen werden, in dem mit Symbolen die Friedfertigkeit der Erdenmenschen bedeutet werde.

Am 8.November 1967 brachte die ARD einen Beitrag in der Sendung "Wissenschaft und Technik" zum Mainzer UFO-Kongreß. Blicken wir auf weitere Kommentare der Presse zurück: Die Stuttgarter Zeitung vom 6.November 1967 sprach von "einem Kongreß der Phantasmagorie"; die Kieler Zeitung vom 6.November 1967 erklärte, daß "der Lehrer Wernher von Brauns als Schild gegen Lächerlichkeit verwendet wird" und der Rheinische Merkur vom 15.Dezember 1967 sprach gar von einer "zweifelhaften Gesellschaft von Sektierern, Psychopathen und Spekulanten" (was den Rechtsanwalt der Vereinigung, Dr.Herrmann in Balingen, auf den Plan rief). Natürlich wurden die Redaktionen mit Briefen der aufgescheuchten UFO-Freunde eingedeckt.

´Frankfurter Rundschau´, 8.November 1967: >Jesuitenpater: Die Planetarier sind von aller Erbsünde frei< Es berichtete Gerhard Rietz: Mit einem Mißklang endete am Montag in Mainz der Siebte Internationale Weltkongreß der UFO-Forscher. Die rund 400 UFO-Forscher, nach deren festem Glauben es sich bei den Erscheinungen "unidentifizierbarer Flugobjekte (UFOs) um außerirdische Raumfahrzeuge handelt, mußten sich ausgerechnet von einem der Ihren Leichtgläubigkeit vorwerfen lassen. Der Schweizer UFO-Forscher Dr.Kurt Kauffmann bezeichnete unter dem Gemurre seiner Zuhörer die Behauptung, mit den UFOs kämen außerirdische Wesen auf die Welt, als "unverantwortlich und verfrüht". Die außerirdische Herkunft könne lediglich als wahrscheinlich angenommen werden. Dies freilich erschien den meisten UFO-Gläubigen als Verrat an ihrer großen Sache. Der Präsident der deutschen UFO-Organisation, Karl L.Veit, versuchte vergeblich, das Referat des Ketzers aus der Schweiz zu unterbrechen. Unbeeindruckt von der Mahnung Veits, in sein Referat "Dinge einzustreuen, die unseren Freundeskreis sprengen wollen", rüttelte der Schweizer weiter an den Glaubensgrundsätzen der UFO-Forscher aus 18 Ländern, die an dem Kongreß teilnahmen. 300 bis 400 echte UFO-Gläubige und einige Neugierige, die die Fastnachtskampagne 1968 bereits für gekommen hielten, waren erschienen, um den Referaten von sogenannten Experten der UFOlogie und den wundersamen Erzählungen über Kontakte mit kleinen und großen Mond- und Marsbewohnern zu lauschen. Zumeist gutgläubige Zeitgenosssen, normal ausschauende Phantasten jeden Alters, vorherrschend das weibliche Geschlecht zwischen 60 und 80, aber auch obskure Geschäftemacher, die keine Gelegenheit ungenutzt ließen, ihre Bücher und "Dokumentationen" über Fliegende Untertassen als Realität und Begegnungen mit menschenähnlichen Lebewesen von einem anderen Stern anzupreisen. Seltsame Dinge konnte man in den Vorträgen, aber auch am Rande des viertägigen Kongresses hören: "Sie, die Venus vom anderen Stern, war blond und saß auf einem Diwan. Ihre glänzenden, seidenen Haare reichten bis zum Gürtel. Sie hatte einen ganz reinen Teint, blaue Augen und einen Juwel um den Hals." So begann das Erlebnis des Amerikaners Karl Anderson mit der interplanetarischen Schönheit, über das ein Kongreßteilnehmer in kosmischer Begeisterung bei einem privaten Gespräch berichtete. Der Diwan, auf dem die Schönheit saß, stand in einem runden Zimmer, in dessen Mitte sich ein magnetischer Pol, so etwas wie ein Akkumulator oder Antriebsaggregat, befand. Ein weicher Teppich in Türkisfarbe bedeckte den Boden dieses UFO- und Gesellschaftssalons, den der gute Karl Anderson -nicht zu verwechseln mit dem um das Jahr 1875 verstorbenen dänischen Märchenerzähler Hans Christian Andersen- angeblich betreten haben will.

Am Rockaufschlag eine Fliegende Untertasse als Kongreßabzeichen und mit einem "UFO-Autoschlüßel" spielend, den er am Eingang des Foyers für zwölf Mark in bar erworben hatte, versetzte sich mein Gesprächspartner offenbar gar in die geschilderte Situation und beschrieb den Marmensch Kumar, 1,70 Meter groß, sonnenverbrannt, mit braunen Augen, der sich unsichtbar machen und das Auto des Kontaktlers, ohne selbst darin zu sitzen, anhalten und wieder in Gang setzen konnte. Karlchens erste Begegnung hat schon im Jahre 1954 stattgefunden. Die vierköpfige Familie dieses Amerikaners hat angeblich eines Nachts, beim Camping irgendwo in Amewrika, die Landung einer Fliegenden Untertasse miterlebt. Ein Schwager, der sich bemerkbar machen wollte, schwenkte eine Fackel und hat sich dabei durch das tropfende Licht am Daumen verletzt. Jedoch ein Strahl aus der Untertasse heilte diesen Daumen sofort. Ein Kollege des Karl Anderson hat mit Saturn-Menschen, vier männlichen und zwei weiblichen, 20 Minuten lang gesprochen. Einer dieser Männer ist übrigens später in einem Hotelfoyer vor einem Fernsehschirm wiederkannt worden. "Englisch mit deutschem Akzent" ist offenbar die Umgangssprache der Interplanetarier bei ihren Gesprächen mit "Erdlingen", wie die Männlein und Weiblein dieser Welt von denen da droben genannt werden. Während einer dreitägigen Fahrt des Kollegen mit dem Raumschiff aus dem Weltall gab es pro Tag "drei Tabletten in der Größe eines Fünfmarkstücks". Zu den Höhepunkten dieses zweifellos ungewöhnlichen Kongresses, der am Montag zu Ende ging, zählen die "mit wissenschaftler Exaktheit" vorgetragenen Forschungsergebnisse eines Naturwissenschaftlers, eines ehemaligen US-Kriminalbeamten und eines Schweizer Archäologen. Der erste hob mit seinen Erkenntnissen Einsteins Theorien aus den Angeln und möchte mit seinen zehn wissenschaftlichen Thesen und als Nebenprodukt erfundenen drei Krebsheilmitteln "auf Grund einer großen Inspiration" das Ansehen Deutschlands um 100 Prozent steigern. Der zweite zeigte ein von einem UFO abgestoßenes Engelshaar in einer lichtdicht abgeschlossenen Hülle vor und wußte von einem Fremden, angeblich von der Venus, im Pentagon zu berichten. Der Dritte eröffnet ganz neue "Aspekte", als er Kontakte der Eiszeitmenschen auf dieser Erde mit Bewohnern des Alls "schlüssig" bewies und dabei seinen UFO-Mitstreitern die freudige Mitteilung machte: "Das, was unsere Vorfahren als Götter bezeichneten, waren in wenigen Fällen fremde Astronauten von fernen Planeten, weiter nichts."

Zur möglichen Existenz von "Sternenmneschen", die in Raumschiffen auf die Erde kommen, nahmen zwei besonders prominente Forscher Stellung: Hermann Oberth, Raketenexperte und Ehrenmitglied der Deutschen UFO-Studiengemeinschaft, und Jesuitenpater prof.Dominico Grasso aus Rom, Leiter des Institutes für höhere theologische Laienbildung an der Päpstlichen Universität Gregoriana. Die UFOs seien heute noch eine außerwissenschaftliche Frage, die weder mit ja noch mit nein beantwortet werden könne, erklärte Oberth. Sie seien nicht hundertprozentig als Raumschiffe fremder Welten identifiziert, wenn auch eine große Wahrscheinlichkeit dafür spreche. Viele seriöse Forscher lehnten sie ab. Wissenschaftler, die von der Existenz der UFOs überzeugt seien, müßten aber wie Helden und Heilige bereit sein, sich für ihren Glauben verbrennen zu lassen oder aber ihre Meinung zu ändern, wenn sie sich als falsch herausstelle. Oft genug in der Geschichte habe ein wissenschaftlicher Forscherglaube, der nicht ernst genommen wurde, später als richtig bewiesen werden können. Oberth hält es für denkbar, daß Hunderte von Planeten im Weltall bewohnbar sind. Auch Professor Grasso, der am Erscheinen verhindert war und sein manuskript vorlesen ließ, betonte, man könne nicht die Wahrscheinlichkeit der Behauptung von der Existenz außerirdischer Lebewesen graduell fixieren. Jedoch könne man sie nicht von vorneherein ablehnen. Die katholischen Dogmatiker hätten zu dieser Frage noch nicht Stellung genommen. Wenn jedoch außerirdische Lebewesen existierten, so würden die Dogmen der Katholischen Kirche davon nicht berührt. Professor Grasso, der sich seit Jahren mit diesen Fragen befaßt und in dem Jesuitenblatt "Civila Cattolica" darüber Fachreferate veröffentlicht hat, untersuchte in seinem in Mainz verlesenen Manuskript verschiedene Thesen über die Art solcher außerirdischer Lebewesen: Wenn sie etwa vernunftbegabte Tiere seien, stammten sie nicht von Adam ab und wären demnach auch nicht mit der Erbsünde belastet und nicht von Christus erlöst. Damit stünden sie außerhalb der Schöpfungsordnung. Wären sie andererseits Menschen ohne Erbsünde, so könnten sie ein Beispiel dafür bieten, wie sich Gott ursprünglich die Menschen gedacht habe. In jedem Falle könne ein Zusammentreffen mit "Sternenmneschen" religiös fruchtbar sein. Das UFO-zeitalter ist angebrochen und fordert: "Wach auf, o Mensch, eh´ es zu spät. Es ruft zur Pflicht unser Planet. Den Weltenraum möchte dein Geist erspüren, und die Sterne schnell mobilisieren..." (Erster Vers der UFO-Hymne, die der gegenüber fragenden Journalisten etwas nervöse deutsche UFO-Präsident, Veit, seinen Gästen zum Gruß entbot.)

+ Doch Trost, Linderung und Genugtuung erfuhr die ufologische Gemeinde durch die "Aufklärungsaktion" des Buches ("das großartigste Tatsachenbuch" genannt) von Frank Edwards - "Fliegende Untertassen - Eine Realität!" Der große Durchbruch der europäischen UFO-Forschung wurde damit verkündet! Allein 23 Zeitungsredaktionen wurden mit dem druckfrischen Band beglückt, scheinbar erhoffte man sich einen ähnlichen Erfolg wie ehemals Keyhoe mit Der Weltraum rückt uns näher hierzulande und anderswo hatte. Doch dieses Mal spielten die Journalisten nicht mit, wieder einmal. Edwards, den man in einem Nachruf aufgrund seines Todes am 24.Juni 1967, den "ersten Kämpfer für vorurteilslose Erforschung der Luftphänomene" nannte, kam nicht an, konnte in der Medienwelt keinen Hit landen, auch wenn der Ventla-Verlag sich drei Anzeigen in der Mainzer Allgemeinen Zeitung, im Börsenblatt und in der Flieger-Zeitschrift Aero leistete. Die 24.November 1967-Ausgabe von Christ und Welt soll als Muster dienen: "Eine gruselige Sammlung moderner Märchen, bei deren Lektüre den Leser unversehens das Gefühl beschleicht, daß es im Grund eben doch keine Märchen sind." Ohnmächtig konnte Veit nur vom "Minigeist" der Verantwortlichen sprechen, die Edwards nur als "Zwerggestalt" sahen und degradierten. Er überlegte laut in Richtung "einer zentral gelenkten Unterdrückung des Themas" nach.

"Sowjets untersuchen UFOs", meldete AP aus Moskau und die ´Hamburger Morgenpost´ berichtete so am 13.November 1967: Die sowjetische Regierung hat, wie informierte Kreise berichten, eine Sonderkommission zur Untersuchung von Berichten über Beobachtungen von "unbekannten Flugobjekten" (UFOs) in der Sowjetunion gebildet. Die Kommission soll von Luftwaffengeneral Anatoli Stoljerow geleitet werden. Seit den ersten Meldungen über "UFOs" in der Weltpresse hatten sowjetische Stellen solche Berichte stets als "Unsinn" gewertet. Gerüchte über entsprechende Beobachtungen im Kaukasus und in Sibirien waren von der sowjetischen Presse nicht gebracht worden. Erst im April dieses Jahres enthüllte der sowjetische Wissenschaftler F.Siegel in einem Zeitschriftenartikel, auf sowjetischen Radarschirmen würden seit zwanzig Jahren unbekannte Flugobjekte beobachtet. Zwar sei die Theorie, daß es sich um Besucher von fremden Sternen handle, äußerst spekulativ, doch andererseits gebe es für die Beobachtungen keine befriedigende Erklärung.

Die ´Frankfurter Allgemeine Zeitung´ vom 14.November 1967 schrieb zudem in Bezug auf UPI in Moskau: In der Sowjetunion ist nach einem Bericht des Moskauer Fernsehens eine amtliche Kommission gebildet worden, die feststellen soll, ob "unidentifizierte Flugobjekte" (UFOs), die in der Sowjetunion gesehen worden seien, tatsächlich "Fliegende Untertassen" sind oder lediglich Naturerscheinungen. Zu den Erscheinungen sollen Meteorologen und Flugzeugpiloten gehört werden. In der Sowjetunion waren früher Berichte über UFO-Erscheinungen, die aus dem Westen kamen, als "Erfindung der kapitalistischen Sensationspresse" abgetan worden.

"Signale aus dem All" hieß es am 24.November 1967 in der ´Frankfurter Rundschau´: Amerikanische Wissenschaftler sind der Auffassung, daß sie Kontakt mit Lebewesen im All haben. Das Gestirn, auf dem diese Lebewesen vermutet werden, heißt W3. Von ihm aus wurden mit Hilfe eines Riesenmasers Strahlen bestimmter Frequenzen ausgesnadt. In Massachusetts (USA) wurden sie aufgenommen und untersucht. Die Frequenz dieser Strahlen ist bekannt (18 cm). Aus dieser Frequenz und aus der Intensität der aufgefangenen Signale schließen die Astrophysiker - wie die ernst zu nehmende amerikanische Zeitschrift Science mitteilt -, daß es sich nicht um natürliche Strahlenquellen handelt, sondern daß sie künstlich sein müssen.

1966/1967 hatte die österreichische ´Neue Illustrierte Wochenschau´ das Thema für sich aufgegriffen und mit ungewohnt (pseudo)skeptischen Untertönen berichterstattet. Am 19.November 1967 (Nr.47) gab es hier die frohlockende Schlagzeile "Wird das große Rätsel in Österreich gelöst? Das bemerkenswerte Treffen der internationale UFO-Experten in Mainz - Was ist Forschung, was ist Spekulation?" Es ging um den österr.Vertreter beim 7.Internationalen Weltkongreß der UFO-Forscher, der vom 3.bis 6.November abgehalten wurde, den Ingenieur Erich Halik aus Wien, von Beruf Konsulent für Wehrtechnik und im speziellen Fall als Präsident der "Studiengesellschaft zur Erforschung unbekannter Flugphänomene" (Interplanetarik Austria) nach Deutschland delegiert, dies als Nachfolger von Dr.Hermann Weyß, welcher ehemals 1959 die "Gesellschaft für Interplanetarik zur Erforschung unbekannnter Himmelserscheinungen auf wissenschaftlicher Grundlage" gründete und woraus die neue Formation gebildet wurde. Im Gegensatz zu früher wurde hier nun der sogenannte "harte Kurs" großgeschrieben, will heißen, daß die Betonung bei allen Tätigkeiten auf der Anwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und Möglichkeiten liegt. Man nannte es den "Hang zum Realen". Woraus bestand dieser eigentlich? Auf den neuen Erkenntnissen der Antriebsmechanik von UFOs, a-ha! Halik war von den 25 Referaten zu Mainz wenig begeistert, nur zwei gefielen ihm, weil sie "ernsthafte Diskussionsgrundlagen darstellten": Sein eigener Vortrag und jener von Erich von Däniken aus Davos in der Schweiz, weil dieser als "Archäologe" sprach und damit sich "streng an naturwissenschaftliche Grundsätze hielt". "Allen anderen Vorträgen mangelte es an der erforderlichen wissenschaftlichen Exaktheit", berichtete der Wehrtechniker enttäuscht. Diese wissenschaftliche Exaktheit ließ auch Dr.Wilhelm Martin aus Mannheim [sic!] vermißen, welcher davon sprach, daß die Venus und auch die anderen Planeten unseres Sonnensystems von menschen bewohnt sind und die angeblich gewonnenen wissenschaftlichen Erkennntisse über die Unbewohnbarkeit dieser Planeten falsch sind. Und dies sei auch der Grund, weshalb die US-Luftwaffe Nachrichten über UFOs verschweigt.

Verschwiegen hatte Halik aber auch etwas, nämlich den Lesern der ´Neue Illustrierte Wochenschau´ jenseits der Schlagzeile zu sagen, was nun exakt er auf den neuen "harten Kurs" der ufologischen Wissenschaft in Mainz vortrug und inwieweit es sich nun mit den neuen Erkenntnissen der UFO-Antriebe antut. Als sorgsam arbeitende UFO-Studenten haben wir natürlich sofort den Dokumentarbericht hierzu aufgeschlagen und auch Sie können dort ab S.134 nachlesen, daß die Elektrostatik das UFO-Patent sei, für welchen sich auch NICAP-Gründer Brown aussprach. Die eigene Grundlage von Halik und seinem UFO-´Bautrupp´ war aber dann doch ein bißerl enttäuscht, weil sie nur aus der "technischen Realisierung in der Dokumentation der Literatur zu dieser Technik" besteht und die "Prüfung der physikalischen Effekte auf Eingaben bei Patentämter" ausmacht. Ansonsten bestand die Erkenntnis darin, daß Halik´s Leute erst einmal ein Großlabor mit einem elektrostatischen Generator benötigen, um am Modell den UFO-Effekt besser kennenzulernen. Ansonsten sei alles bereits "wirklich eine physikalische Realität". Auch wenn der Redner es nicht ganz so aussprach, schlußendlich ging es aber auch um den Aufruf, die Resourcen durch die UFOlogen herbeizuschaffen, damit endlich das elektrostatische Antriebssystem der Halik-Gruppe praktisch erprobt werden kann.

"Untertassen fliegen wieder: UFO - aus der Seele, aus dem All oder aus den Machtblöcken der Erde" war der Titel eines Beitrags des Heftes Nr.48/1967. Hier sprach man von den Untertassen als vom "umstrittensten Massenphänomen der Nachkriegszeit", weil sich Physiker, Piloten, Radartechniker, Okkultisten, Parapsychologen und Psychologen bereits damit beschäftigten und beschäftigen mußten. Bewiesen sei jedoch nur, daß noch niemand beweisen konnte, daß die Untertassen tatsächlich nur eine Ausgeburt kranker Phantasie und als deren Folge nur eine Art epidemischer Massenhysterie sind - alles andere ist noch offen, was freilich Platz für das beliebte Spekulieren läßt und den Reiz des Themas wohl auch grundsätzlich ausmacht. Das Blatt verwies aber auch an Major Hector Quintanilla, Leiter von Projekt Blaubuch in diesen Tagen, der feststellte: "Es gibt nichts, was darauf hinweisen würde, daß irgendwelche Erscheinungen dieser Art außerirdischer Natur wären." Dies, obwohl es weiße Stellen im Blaubuch gab: Rund drei Prozent der Fälle können nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden.

Dies war freilich der UFO-verfolgenden Öffentlichkeit bereits seit geraumer Zeit auch bewußt geworden: Ein (wenn auch kleiner) Teil der Observationen können nicht erklärt werden, also ist doch was dran am Phänomen. Hier hat die PR-Arbeit des Pentagon über Jahrzehnte versagt, weil man nur nebenbei darauf achtete auszuweisen, warum und weshalb diese Fälle unter "unidentifiziert" (der korrekte Ausdruck, weil er beinhaltete, daß für die Fälle einfach nach dem soweit vorherrschenden Erkenntnisstand keine Erklärung gefunden wurde) fielen. Presse und UFOlogie machten (und machen) daraus völlig unerklärliche Fälle, die nicht zu erklären sind, weil sie jenseits menschlicher Vorstellungskraft und natürlichen Wirkens ständen. UFOlogen ziehen diesen und von ihnen ganz speziell verstandenen/interpretierten "Restanteil" der UFO-Statistik gerne aus dem Zauberhut hoch und tun so, als seien ihre in Massen vorgebrachten UFO-Darstellungen genau diesem verbleibenden Rest ungeklärter Erscheinungen entsprungen. Was jedoch schon damals nicht richtig war, weil das ufologische "Spielmaterial" kaum auf dem Datenmaterial der Blue Book-Akten basiert, sondern eigene, zumeist nicht überprüfte und nur leichtsinnig sowie naiv entgegengenommene Beobachtungsberichte enthält. Bereits Jenny Randles hatte ´in unserer Zeit festgestellt, daß die UFOlogie weltweit bis in die siebziger Jahre in diesem Punkt wirklich blind war. Die individuelle Untersuchung, Recherche und Analyse von Einzelmeldungen war ´damals´ nicht gerade das Aushängeschild der UFO-Bewegung gewesen - und ist es selbst heute oftmals genug nicht.

Es gibt noch etwas bemerkenswertes festzustellen: Die hier genannte österr. Zeitschrift bezog sich kurz auch auf den Besuch von Robert Low am 31.August 1967 in Wien. Low war zu dieser Zeit noch Geschäftsführer der Condon-Kommission an der Colorado-Universität in Boulder. Hierbei fielen Worte, die die Position von Low als späterer ufologisch bejubelten ´Chefankläger´ von Projekt-Leiter Prof.E.U.Condon, mit einem schweren Schlagschatten belegen. In Wien hatte Low einiges vom Stapel gelassen, was der wahren wissenschaftlichen Denkweise nicht würdig ist: Noch während des laufenden Untersuchungsprojektes erklärte er, daß die Amerikaner bei der UFO-Frage "passen" müßten und von ihrer Seite aus "keine glaubwürdige Deutung der Vorgänge" kennen und nur die "Sauberhaltung unseres Luftraums" im Sinn haben. Der zu erwartende Condon-Report sei nichts anderes als das Bemühen, "das Prestige der Wissenschaft ebenso zu schonen, wie die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Luftraumverteidigung". "Deshalb werden die Wissenschaftler um Prof.Condon erst gar nicht den Eindruck aufkommen lassen, daß es ein Problem gibt, das nach den Empfehlungen des Militärausschusses des amerikanischen Repräsentantenhauses einer wissenschaftlichen Untersuchung zugeführt werden könne. In diese Richtung weist der kürzlich in den USA vielpublizierte Skandal um das vorgefaßte Konzept der Condon-Kommission. Einige Mitglieder der Kommission hatten das Politikum der Sache nicht verstanden, wollten frei wissenschaftlich untersuchen und wurden gefeuert. Durch eine gezielte Indiskretion wurde vorher doch noch die in Boulder angewande Idoelogie bekannt."

Was sich oben so dramatisch anhört ist in Wirklichkeit eine Farce. Low, so muß gesagt werden, wurde kurz nach seiner Rückkehr von seinem kurzen Europa-Trip auf Kosten der Condon-Kommission gefeuert. Das was Low in den USA und in Wien so beklagte, eben das berühmt-berüchtige "Trick-Memorandum", hatte niemand anderes als er selbst geschrieben und war damit auf die Schnautze geflogen, als dieses bekannt wurde. Mit allen Mitteln versuchte sich Low nun eine Reputation aufzubauen, um fein aus diesem selbstverursachten Skandal herauszukommen. Der sich in Wien als "Saubermann" gebende Low war selbst ein Schlawiner, als er die Schuld anderen zuschob und sich dann noch als großer Aufklärer auf den Schultern klopfen ließ. Den starken Worten von Low in Wien folgte schließlich die Wahrheit: Weder waren die frei wissenschaftlich untersuchenden Forscher gefeuert worden, sondern Low, noch wußten Condon und aktive und nie in ihrer Arbeit behinderte Untersucher wie Roy Craig etwas von dem "Low-Memorandum", welches dieser als administrativer Verwalter in einer dunklen Ecke für sich selbst geschrieben und als offizielles Papier in den Condon-Akten verwahrte. Diesen realen Hintergrund werden Sie vielleicht erstmals an dieser Stelle erfahren. Bedeutsam für die UFOlogie und dem von ihr gezeugten sowie geförderten Mythos ist jedoch die Tatsache, daß die falsche Darstellung von Low soetwas wie eine kräftige Vitamin-Spritze zur Ausbildung des Mythos namens "UFO-Vertuschung" hierzulande wurde.

Der Artikel der ´Neue Illustrierte Wochenschau´ beinhaltete schließlich noch einen Hinweis, der später einen eigenen Mythos nährte: Die Zentralstelle für Meteorologie und Geodynamik auf der Hohen Warte in Wien beschäftige sich mit UFOs, wenn auch nur "im Endeffekt als Privatsache" von dort Beschäftigten. Die österr. Bevölkerung wurde aufgerufen, diesem "permanenten Meldedienst" zu unterstützen, damit die UFO-Berichte in fachgerechte Hände kommen. "Im Zentrum des Interesses stehen jedoch Photos von solchen Ereignissen und fliegenden Gegenständen, gleichgültig, ob sie gezielt oder zufällig zustande kommen", war zu lesen, gepaart mit der Aufforderung, auch an die Kopieranstalten, sich bei entsprechenden Aufnahmen verdächtiger Erscheinungen auf Bildmaterial zu melden, auch wenn es nur nach Fotofehler ausschaut. Zurück bleibt der Eindruck: "Ja, wenn sich schon unsere Wissenschaftler mit UFOs beschäftigen..."

>Kontakt mit intelligenten Lebewesen auf "W3" - Seriöse Mitteilung über interessante Strahlungsquelle/Raumfahrt-Vehikel für Übergang?< hieß es Artikel von Wolfgang Bartsch am 25.November 1967 in der ´Frankfurter Rundschau´: Seit neun Jahren bemühen sich die Radioastronomen, nicht nur die in den USA, darum, außer den natürlichen Strahlenquellen, beispielsweise den Quasars, auch künstliche Signale aufzufangen. Signale also, die von intelligenten außerirdischen Lebewesen ausgesandt werden. Bislang war all dieses Bemühen vergebens. Nun hat Professor Alan Barrett vom Massachusetts Institute of Technology offenbar als erster Erfolg gehabt. Wie er in der angesehenen amerikanischen Zeitschrift Science mitteilte, hat Barrett in der Milchstraße eine hochinteressante Strahlenquelle entdeckt, die "W3" genannt wird. Die 18-cm-Wellen, die Professor Barrett empfangen hat, sind mit größter Wahrscheinlichkeit das Ergebnis von Kontaktversuchen. Bei dem technischen Mittel, dessen man sich auf "W3" bedient, handelt es sich um einen Riesenmaser, also um eine besonders leistungsfähige Version des Masers, und der entspricht auf dem Gebiet der Mikrowellen genau dem, was wir bei den Lichtquellen Laser nennen. Daß es sich bei der Veröffentlichung des Massachusetts-Professors, der übrigens kein Astronom ist, sondern ein Physiker, nicht um ein Hirngespinst handelt, läßt sich durch zwei Tatsachen belegen: Einmal ist Science, wie die Naturwissenschaftler in aller Welt wissen, nicht die Zeitschrift, die sich mit Hirngespinsten befaß´t. Zum anderen haben bedeutende Kollegen Barretts mittlerweile die Erklärung, die er für die 18-cm-Wellen vorgebracht hat, bestätigt. Der in Europa prominenteste Astrophysiker, der Brite Fred Hoyle (Cambridge), hat das sogar im englischen Fernsehen getan.

Seit dem "Projekt Ozma", das 1959 von dem Astronomen Frank D.Drake im damals neu erbauten National Radio Astronomy Observatory in Green Bank (West Virginia) geplant und durchgeführt wurde, letztlich aber erfolglos blieb, befassen sich die Astronomen unablässig mit dem Versuch, Signale aus dem All zu empfangen; sie haben auch schon Signale selber in den Kosmos gesendet, und zwar auf der 21-cm-Welle, also der Wasserstoff-Frequenz, die für derartige Forschungen von einer internationalen Frequenzverteilungskonferenz freigehalten worden ist. Derselbe Grund, der für die irdischen Radioastronomen ausschlaggebend war, mit der Wasserstoff-Frequenz zu senden, mag für "W3" den Grund geliefert haben, die Hydroxol-(HO)-Frequenz (18 cm) zu benutzen. Drake war noch einigermaßen optimistisch, als er meinte, von so relativ nahen Gestirnen wie Epsilon Eridiani und Tau Ceti ein Echo empfangen zu können. Der berühmte -mittlerweise verstorben- amerikanische (in Rußland geborene) Astronom Otto Struve, der Chef von Green Bank, argumentierte damals so: "Ein an sich unwahrscheinliches Einzelergebnis kann durchaus wahrscheinlich werden, wenn die Anzahl dieser Ereignisse sehr groß ist." Nach dieser zutreffenden mathematischen Bemerkung fährt er fort: "Wenn die Wahrscheinlichkeit, auf einem Planeten zu einer bestimmten Zeit intelligentes Leben zu finden, wesentlich mehr als ein zu zehn Milliarden ist, dann ist es wahrscheinlich, daß eine große Zahl der Milliarden Planeten der Milchstraße intelligente Lebensformen trägt." Andere Forscher, beispielsweise die Schweizer Strahlenbiologin Hedi Fritz-Niggli, meinen, daß es in unserem Milchstraßensyste, Millionen Gestirne geben müsse, die Bedingungen aufweisen dürften, die Leben gestatten. Durch die Erfahrungen in unserem Jahrhundert gewitzigt, nehmen die Radioastronomen an, daß die Zeitspanne von der beginnenden Technisierung bis zur Tüchtigkeit der Radioastronomie sehr kurz ist. Da aber unsere Erde noch eine Lebenserwartung von vielen Millionen Jahren hat, rechnen diese Radioastronomen damit, daß ihre "Kollegen" auf anderen Gestirnen, auch außerhalb der Milchstraße, in ihrem Fach sehr viel weiter fortgeschritten sind als sie selber.

Barrett hat festgestellt, daß sich die Radioquellen von "W3" in der Nähe von heißen Sternen mit intensiver Strahlung befinden. Dennoch "übertönt" die Quelle von "W3" die Sternstrahlung. Der Riesenmaser wird von 18-cm-Wellen beschickt, das sind Wellen der Hydroxyl-, also der HO-Frequenz. HO gibt es zwar als Hydroxylwolken im Kosmos reichlich - unter normalen Bedingungen, als ohne einen Maser, wären für die "W3"-Strahlung aber ganze Ozeane nötig, und so groß ist der Bereich, aus dem die Strahlung stammt, bei weitem nicht. Haben also unsere "UFOlogen" recht - daß es doch intelligente Lebewesen im All gibt, daß wir also "nicht allein" sind? Ganz gewiß nicht. Denn einmal ist die Entfernung von "W3" zur Erde einfach zu groß, als daß eine Reise zu uns nach den auch im Kosmos gültigen physikalischen Gesetzen denkbar wäre. Astronomen wie Professor Fred Hoyle gehen aber gleich noch einen Schritt weiter. Sie halten so viel von der Radioastronomie, daß sie die einleuchtende These vertreten, Raumfahrt sei nichts als ein Durchgangsstadium. Sie halten alle die enormen Raumfahrtinvestitionen für verfehlt, weil per Raumfahrzeug ja doch nur relativ winzige Entfernungen überwunden werden können. Astronomisch seien sie jedenfalls uninteressant, denn unser Planetensystem zu verlassen, ist vorderhand und wohl auf immer unmöglich. Und mit den Entfernungen, mit denen die Radioastronomen zu rechnen gewöhnt sind, kann die Raumfahrt ja schließlich wirklich bei weitem nicht konkurrieren. Deshalb, so folgern die Radioastronomen, benötigen intelligente außerirdische Lebewesen, wie die, die offenbar "W3" bewohnen, keine Raumfahrzeuge oder doch wenigstens nur im allerengsten Bereich. Schließlich haben sie eine Radioastronomie und einen Riesenmaser, dessen Leistungsfähigkeit für uns noch schwer vorstellbar ist (allerdings kennen wir seine Arbeitsweise). Man sollte dem noch hinzufügen, daß Fred Hoyle solche Thesen ganz gewiß nicht aufstellt, weil er neidisch wäre auf die mit so viel Geld ausgerüsteten Raumfahrtprojekte in aller Welt.


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