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30.06.2007


    
Roswell-Untertassen-Karneval 2007, die "Stimme Amerikas" schaltet sich ein

Medien und UFOs, ein weiterer Beitrag zu 60 Jahre UFO-Spuk am Himmel

Zur vorbereitendenden Einstimmung sehen Sie diesen Clip: http://www.youtube.com/watch?v=aBe8...

Am ersten Juli-Wochenende feiert das Städtchen Roswell (Neu-Mexiko) auch 2007 ihr eigenes zurechtgezimmertes Weltraum-Märchen als ´urbanen Großstadt-Mythos: Den Absturz einer kosmischen >Fliegenden Untertasse< nebst aufgefundenen Außerirdischen - was aber erst ab dem späten Ende der 1970er Jahre aufkam und von phantasiebegabten Menschen 30 Jahre zurückprojiziert wurde. Und zunächst ´Dank´ der amerikanischen Medienwelt in der neuen Version weltweit hinausposaunt worden ist und seither als das angebliche "Geburtsdatum" der UFO-Legende wie festzementiert gilt. Weder gab es einen echten Absturz einer außerirdischen Raumschiffs in Roswell, sondern der eines zu Spionagezwecken umgerüsteten Startosphären-Testballon, noch hat in Roswell die Geburtsstunde des Themas wirklich geschlagen. Macht nichts, die Geschichte tut dem Ort Roswell gut und auch 2007 sind lt. ´The Roswell Daily Record´ vom 29.Juni (´No Vacancy: Roswell Booked For UFO Fest´*) alle Fremdenzimmer ausgebucht, um die Roswell-Lüge abzufeiern. Was ja schon vor genau zehn Jahren, zum 50zigsten bestens unter Live-Berichterstattung selbst von CNN sehr gut lief. Da sind wir schnell wieder beim Medien-getragenen Hype - was für die ganze Historie der Untertassen-Legende gilt und sehr gerne von den Medien selbst verheimlicht wird, weil eigentlich eine Art ´Ursünde´ dahintersteht und ein Eingeständnis keineswegs konfliktfrei wäre. Allein darin liegt schon eine Vertuschung vor, und nicht um die Lüge von Roswell als solche. Seit zig Jahren teile ich genau dies in Grundsatzgesprächen mit Journalisten auch aus, keiner wagt es aber dann in der Folgeberichterstattung weiterzugeben.

*= "The UFO Festival is attracting visitors from all over the universe, filling hotels and RV parks with reservations weeks in advance of the event."

Nun schaltete sich auch die ´Voice Of America´ - a trusted source of news and information since 1942 - ein, um am 29.Juni 07 sich mit dem Beitrag "Supposed Flying Saucer Incident Marks 60th Anniversary" von Greg Flakus zu melden. Flakus berichtete so direkt aus Roswell, dass die Leute in der Stadt selbst die inszenierte Alien-Story lieben und vertreten, "much to their profit". So macht die Stadtverwaltung auch gerne mit, um von der Attraktion sich Einnahmen zu versprechen. Bevor die neue Roswell-Geschichte sich verbreitete, war die Stadt schließlich recht arm an Touristen und Besuchern, aber nachdem die Geschichte auch Dank der nationalen und internationalen Medien einschlug, reibt man sich gerne die Hände und zählt die Dollarscheine. Deswegen machen auch alle gerne mit - und stehen zum erst seit 30 Jahren sich weiter aufbauenden Märchen. Mehr als 10 % der Stadtbevölkerung lebt heute direkt vom Geschäft mir der Roswell-Saga im neuen utopischen Kleid. Guy Malone, der das diesjährige Festival organisiert gibt zu: " A decade ago that figure was zero-point-something percent." Doch es gibt in der Stadt genug Anwohner die den "Alien-Vorfall" als "a bunch of nonsense" betrachten und denken, dass die Geschichte nur aufgezogen wurde, um den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Natürlich, wollen das die Geschäftsleute an Ort so nicht hören und stellen sich so unisono hinter dem UFO-Crash for Cash hinter die Story. Nach: http://www.voanews.com/english/2007...

Bereits am 19.Juni 07 hatte sich ´Die Stimme Amerikas´ durch einen Beitrag von Victor Morales gefragt: "Are Flying Saucers Real?" Er setzte damit an: "The next few weeks mark a major anniversary in America´s history with unidentified flying objects." Und nannte eindeutig und klar den 24.Juni 1947 als den Tag, an welchem die moderne Ära der UFOs begann - und führte unter Berufung auf Mark Rodeghier vom CUFOs aus: "That´s the day when Kenneth Arnold reported seeing nine disc-shaped objects... His report got immediate publicity, worldwide. And it began what people have called the ´flying saucer craze´." Leider fällt auch Morales auf die Medien-Legende herein und er erklärt, dass der Untertassen-Crash nahe Roswell "for six dacades" in der Kontroverse stehe, was eindeutig nicht der Fall ist. Nochmals, die neue Version von Roswell, wie sie die Menschen kennen, begann erst vor 30 Jahren als ufologischer Medien-Mutant das Licht der Welt zu sehen.

´This Is London´ berichtete am 30.Juni 07 ebenso nochmals daran erinnernd, womit der UFO-Hype begann: Mit dem Fall Arnold fand "the birth of a phenomenon" statt. Und schloß ab: "So what is it about UFOs that continues to excite our imaginations? To some people, the subject has become almost a religion and perhaps that gets to the heart of it." Trotzdem: auch dieses Jahr wird alles wieder schiefgehen, weil der (falsche) Mythos sitzt und scheinbar unverrückbar ist. So berichtete am 30.Juni 07 ´The Rocky Mountain News´ aus Denver, Colorado, in einem Artikel von Mike Pearson (Titel ´They Came In Peace To Start Trend´):

"This summer marks several significant cultural anniversaries:

30 years since the arrival of Star Wars

40 years since the Summer of Love

the 40th anniversary of Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band

And there´s another milestone of note: Sixty years ago, on July 2, 1947, a UFO did (or did not) crash in the countryside near Roswell, N.M., where the bodies of several aliens were spirited away by the U.S. government. Why does this matter in pop culture? Because without Roswell we wouldn´t have the fascination with aliens that has manifested itself in hundreds of films and TV shows over the years and enough books to replant a rain forest."

Pearson meint sogar, dass das Konzept über die kleinen grünen Männchen ohne die Augenzeugendarstellungen von Roswell gar nicht existieren würde. Die Männchen-Witze gab es längst vor Roswell in der neuen Version und begleiteten seit Arnold´s ´echtem´ Fall das Thema der >Fliegenden Scheiben<, genauso wie seither das Thema "a conversation starter" war. Genauso wie von Anfang an, dass die Menschen über einen U.F.O.-Berichterstatter schnell denken, er berichtete vom Geschirr aus dem All inklsuive Aliens drinnen und er automatisch deswegen ein bisserl neben der Kappe laufen müsse. Fälschungen von Untertassen-Bildern und Spinnereien über Alien-Begegnungen bis hin zu Sektierertum in der Esoterik-UFOlogie gehören ja ebenso dazu, um den Kicher-Faktor zum Thema aufzumachen. Es hat schon alles seinen Grund, da beisst die Maus keinen Faden ab und UFOlogen können versuchen dies schönzufärben wie sie wollen. Auch der laufende Flucht-Bezug auf "Wissenschafter, die an Fliegende Untertassen glauben" gehört ja wegen eigenem Versagen dazu - genauso wie das Verschließen der Augen in Anbetracht der langen Liste dieser "Akademiker-UFOlogen" in Sachen Pleiten, Pech und Pannen, die jene wiederum schönreden wollen bzw ungern erst erwähnen, um den ´Heiligenschin´ zu bewahren.

Schauen wir also zu, wie die ganze Medienwelt alsbald in der roswellschen Zirkusatmosphäre eintaucht, um mal was anderes als Paris Hilton in den Blickpunkt zu stellen, wobei es schon jetzt Journalisten gibt, die bei Hilton´s Nummer nicht mehr mitmachen. Wenn Sie auf 3Sat am Freitag, den 29.Juni 07, die Sendung ´Kulturzeit´ sahen, brachte man dort in der Moderation von Dieter Mohr einen Beitrag ein, in dem tatsächlich Ausschnitte aus US-Nachrichtensendungen gezeigt wurden, in denen der nächste Beitrag ´Hilton nach Larry King´ sein sollte und mutige Moderatoren in der laufenden Live-Nachrichtensendung ihres Manuskripte zerrissen und in die Kamera warfen - dabei sinngemäß erklärten: "Ich mach den Käse mit dem Mädel nicht mehr mit, Regie wir streichen den vorbereiteten Beitrag! Ich bin Moderatorin einer seriösen Nachrichtensendung und nicht bei der GALA!" Dies ist meines Erachtens nach für die Medienforschung ein wichtiges Ereignis gewesen. Und dies insbesondere, weil man kurz nach der Haftentlassung von Hilton auch Korrespondenten-Kommentare hierzulande hören konnte, wonach "jetzt Paris Hilton für uns zurück ist, um sich weiter selbst zu inszenieren". Genau dies ist nämlich nicht wirklich der Fall, weil ohne ´Publikum´ (in dem Fall die Kameras!) auch keine Inszenierung! Die Medien haben das Partygirl nämlich selbst in den Blickpunkt gestellt und verfolgen sie wie eine ´Vogelfreie´. So schaut´s nämlich wirklich aus. Genauso ist es mit den verrückten UFO-Geschichten, wie letzthin beim Fall über den ´Entführten´ aus Dresden, den die BILD inszenierte. Hier gilt es MYSTERY zu erhalten und nicht wirklich AUFKLÄRUNG zu betreiben.

Update:

Und schon berichtete der ´Berliner Kurier´ ( http://www.berlinonline.de/berliner... ) am Sonntag, den 1.Juli 2007, unter der Schlagzeile "´UFO-Welthauptstadt´ - Besuch aus dem All" in einem Artikel von Uwe Wolff:

>Roswell, eine Stadt in New Mexiko: Vor 60 Jahren soll hier ein UFO abgestürzt sein. Viele Menschen glauben seitdem an Außerirdische. Ein Glaube, mit dem sich viel Geld machen lässt.

Wenn Becky Escamilla inmitten ihres heruntergewirtschafteten Gehöfts steht und in den strahlend blauen Himmel New Mexicos schaut, dann sieht sie UFOs. "Jeden Tag, jederzeit und jede Menge", behauptet die 43-Jährige. Um Beweise ist sie nicht verlegen: Mehr als 1000 Stunden Videomaterial hat sie zu bieten, denn sie und ihr Bruder José filmen täglich 16 Stunden lang den Himmel, wo sie Dinge sehen, die andere nicht sehen ... Angefangen hatte alles am 5. März 1995. Inmitten der Bretterhütten des kleinen Örtchens Midway, einer ehemaligen Geisterstadt in New Mexico, war Becky gerade dabei, im Hof die Wäsche zu waschen, als ihr Rücken zu schmerzen begann. "Ich musste mich für einen Moment lang auf den Boden legen und starrte in den Himmel", erinnert sie sich. Was sie dort sah, konnte sie sich nur mit drei Buchstaben erklären: U.F.O. - Unbekanntes Flug-Objekt. Seitdem kommen Menschen aus der ganzen Welt, um die so genannten "Midway-Sightings" selbst zu beobachten, bezahlen Eintritt und kaufen Souvenire. "Wir behandeln das als Geschäft", sagt Becky unverblümt.

Nur zehn Autominuten von Midway entfernt liegt die Stadt Roswell, der Heilige Gral aller UFO-Forscher und Zentrum einer modernen Religion, die sich UFOlogie nennt. Hier soll vor 60 Jahren, im Sommer 1947, ein UFO vom Himmel gefallen sein. Über Jahre hinweg hatten sich die Stadtväter von Roswell geweigert, den obskuren Titel der "UFO-Welthauptstadt" anzunehmen. Bis Tom Jennings, ein diplomierter Marketingfachmann, Bürgermeister des drögen 49000-Einwohner-Städtchens wurde, das bis dahin nur zwei grenzwertige Attraktionen aufbieten konnte: Die größte Mozzarellafabrik der USA und den strunzhässlichen Trailerpark, in dessen Elend die Schauspielerin Demi Moore zur Welt gekommen ist. Bürgermeister Tom Jennings erkannte die Goldmine am Himmel und versprach seinen Bürgern zum 50. Jahrestag des heruntergefallenen UFOs ein "Woodstock von New Mexico". Er sollte dabei (fast) Recht behalten: Rund 50 000 Menschen aus allen Ländern kamen, feierten, hörten Vorträge. Vor allem aber ließen die Besucher der Roswell-Feiertage Geld liegen - viel Geld.

Das war vor zehn Jahren. Jetzt, zum 60. Jahrestag, erwartet Sam La Grone, Nachfolger von Ex-Bürgermeister Jennings, noch mehr Besucher und noch mehr Geld. In dem Wüstenstädtchen, in dem es inzwischen fünf UFO-Museen und 45 Restaurants gibt, wird alles versilbert, was sich nur irgendwie mit Außerirdischen in Verbindung bringen lässt: T-Shirts, Baseballkappen, Postkarten, Bücher, Gürtel, Kekse, Lutscher, Mousepads, Küchenschürzen, Fußabtreter - alles, auf das sich die Visage eines Aliens draufdrucken, einbrennen oder einritzen lässt. Eine Verkäuferin, die silbern bemalte Kieselsteine zum Stückpreis von zwei Dollar anbietet: "Selbst die werden gekauft. Ich lach´ mich tot!" Dazu spielen Rockbands, halten UFOlogen Reden mit Titeln wie "Das UFO-Geheimnis und der Tod von Marilyn Monroe". Flossen zum 50. Jahrestag zehn Millionen Dollar in die Gemeinde, sollen es zum 60. Jahrestag mindestens 15 Millionen Dollar sein. Kein Wunder, dass Roswell sich jetzt den Traum leisten kann, in den kommenden Jahren einen gigantischen UFO-Vergnügungspark zu bauen.

Die Party von Roswell trifft den Nerv der Zeit. Laut Umfrage glauben 34 Prozent aller Amerikaner, dass Außerirdische die Erde besucht haben (in Deutschland sind es zehn Prozent). Und 80 Prozent sind der Ansicht, dass die US-Regierung mehr über Außerirdische weiß, als sie zugeben will. John Price, Direktor des UFO Enigma-Museums, der älteren, weniger schönen und ernsthafteren Schwester des konkurrierenden UFO-Museums an der Main Street, ist über das Spektakel seiner Heimatstadt nicht glücklich. "Jeder versucht, am UFO-Phänomen zu verdienen. Keiner kümmert sich mehr um die ernsthafte Erforschung." Angewidert von der Kommerzialisierung, hat er sein Museum verkauft. Das Konkurrenzmuseum an der Main Street bezeichnet er als "Touristenfalle", das nur wenig mit Forschung zu tun habe.

Dabei ist bisher nichts, aber auch rein nichts bewiesen. Fest steht nur, dass im Juli 1947 in der Gegend von Roswell etwas vom Himmel gefallen sein muss, für das sich das Militär stark interessierte. Der Rancher William "Mac" Brazel fand die Überreste dieses Himmelskörpers, sah Material, das er noch nie zuvor gesehen hatte und berichtete davon den Militärs - und der Bevölkerung. Aus welchem Grund auch immer verbreitete die Armee im ersten Anlauf eine Mitteilung, in der sie von einer "fliegenden Untertasse" sprach, um gleich darauf von einer anderen Militärstelle in Texas korrigiert zu werden, die das abgestürzte Objekt als "Wetterballon" klassifizierte.

Roswell und seine Bewohner schliefen 30 Jahre weiter, bis der kanadische Physiker und UFOloge Stanton Friedman mit seinen Kohorten die alte Geschichte von Mac Brazels Ranch mitbekam und über das Wüstenstädtchen herfiel, wie sonst nur die Marsmännchen in schlechten SciFi-Filmen. Sie erklärten Roswell kurzerhand zum Zentrum ihrer neuen Religion. Trotz aller Forschungen, Zeugenbefragungen und Bücher sind die UFOlogen in Sachen Roswell heute genauso schlau wie früher. Weder das genaue Datum des angeblichen UFO-Absturzes ist bekannt noch auf welchen US-Air-Force-Stützpunkt das angebliche Raumschiff und die angeblichen Außerirdischen geschafft worden sein sollen. Es ist nicht einmal klar, wo die genaue UFO-Absturzstelle liegen soll, denn immerhin schlagen sich gleich drei Orte im Raum Roswell um den Orden, die originale Absturzstelle zu sein. Das vom Militär weggeschaffte Raumschiff, die beim Unfall ums Leben gekommenen Aliens - für nichts gibt es brauchbare Beweise.

Nach jahrelangen Forschungen kam UFOloge Karl Pflock zu dem Schluß: "Ich bin mir sehr sicher, daß in Roswell kein UFO heruntergekommen ist." Kaum machte Pflock seinen Bericht öffentlich, wurde er von den UFOlogen als "Ketzer" gebrandmarkt. Glenn Campbell, UFOloge aus Nevada: "Sich gegen Roswell auszusprechen, kommt Religionsverunglimpfung gleich, denn Roswell ist der Eckstein für die UFO-Gläubigen."

Benson Saler und Charles Ziegler, Anthropologie-Professoren der Brandeis-Universität, haben den Mythos Roswell untersucht und ihm "religionsartige" Elemente zugesprochen. Dabei, so die Professoren in ihrer Studie, handle es sich um eine Art "sozialen Protest" gegen die US-Regierung, die nach Vietnam, Watergate und CIA-Skandalen für jede nur erdenkliche Konspirationstheorie der UFOlogen herhalten muss. Auf der anderen Seite, so die Professoren, werde durch den Roswell-Mythos auch wieder versucht, "der Natur die Kraft der Wunder zurückzugeben", die von Atomphysikern und Gentechnologen so grausam entzaubert wurde. Professor Saler: "UFOlogen benutzen die Idiome der Wissenschaft und zeigen dabei allerdings ein sehr romantisches Vorgehen."<

Externe Links

http://www.youtube.com/watch?v=aBe8XmW2o18
http://www.voanews.com/english/2007-06-29-voa30.cfm
http://www.berlinonline.de/berliner-kurier/print/nachrichten/177315.html

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