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17.04.2007

    
Es geht weiter: Astronomie-Freunde reiben sich die Augen...

Was ist da nur alles am Himmel los? Ein lichternes Himmelsphänomen nach dem anderen wird gemeldet - und verblüffende Fragen kommen auf

Wie Sie bereits wissen ist jetzt im April 2007 quasi der ´Teufel´ am Himmel los. Schon wieder gab es ausgerechnet in Astronomie-Foren verblüffende Beobachtungsmeldungen nach dem vorausgegangenen heißen, ersten großen "UFO-Wochenende"* welches insgesamt aufgrund der Vielzahl unterschiederllicher Himmelserscheinungen ein Bild hergab, wie in der Eröffnungsszene zum Kinofilm "Unheimliche Begegnung...". Am 16.April 07 berichtete so ein Neu-User bei Astrotreff.de unter dem Betreff ´Sehr helles Objekt im Nordosten´: "...habe eine Frage, die mir unter den ´Nägeln´ brennt. Habe heute am nordöstlichen Himmel ein sehr helles Objekt beobachten können. So gegen 20:10 Uhr ist es mir aufgefallen. Es war noch taghell, die Sonne fast untergegangen und noch keine Sterne zu sehen. Mein Vater meinte, es sei Jupiter, dann wurde er stutzig, weil es für Jupiter zu hell und zu ´weit oben´ am Himmel stehe. Nur ein profaner, von der Sonne angeleuchteter Wetterballon oder gleich eine Supernova, wie Vater meinte? Wetterballons bewegen sich, das Objekt ist fix. Also großes Rätselraten. Der Blick durch den Feldstecher brachte nichts, ein sehr heller Punkt. Wäre schön, wenn einer von Euch eine Idee hätte." Die daraus entstehende Debatte war bemerkenswert für mich, weil man derartige Erfahrungswerte 1:1 für die UFO-Phänomen-Erforschung übernehmen kann, gerade auch weil es in diesem Fall deutlich wurde, dass der Berichterstatter ein junger, astronomischer Laie ist, aber auch wieder keineswegs ´unbeleckt´ - und damit grundsätzlich genauso gut oder schlecht wie ein erwachsener Mensch mit z.B. 50 Lebensjahren auf dem Buckel und der sich nie im Leben mit Astronomie beschäftigte und keine Ahung vom nächtlichen Himmel hat und er ihn auch nie interessierte. Diese Leute gibt es wirklich, so gebildet und klever sonst auch sein mögen. Nehmen Sie Günter Jauch aus ´Wird wird Millioär?´ - der stellt immer wieder so im 500 Euro-Bereich mal astronomische Fragen an seine Kandidaten und gibt zu: "Gucken Sie mich nicht so an, ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen, ich habe von solchen Sachen überhaupt keine Ahung und kenne auch bloß Mond und Sonne!":

Ein User zur Meldung: "Ist bei euch in der Nähe ein Flugplatz ? Das könnte ein Flieger sein mit Landescheinwerfern", die genau in deine Richtung zeigten bzw. der Flieger genau in deine Richtung flog...Ich weiß aber nicht, ob die Dinger bei Dämmerung eingeschaltet werden..." Der Berichterstatter dazu: "Bei uns gibt es nur einen Hobby-Flugplatz und das Objekt war nach einer 3/4 Stunde nicht einen Zentimeter weiter. Möglicherweise ein BGS-Hubschrauber, ich wohne in Sachsen nah der tschechischen Grenze, aber so helle und so lange?" Ein anderer User dazu: "Um Missverständnisse auszuschliessen - war es wirklich Nordost? und nicht etwa Nordwest? Die Venus ist derzeit so hell, daß sie auch bei Sonne noch sichtbar ist. Sie steht aber im Nordwesten. Als mögliche Erklärung bietet sich ein Partyballon an, der evtl als Fesselballon gehalten wurde; d.h. an einer Leine fixiert war. Jupiter war es definitiv nicht, da er noch unter dem Horzont steht. Möglich wäre auch ein Flugzeug, was sich im Landeanflug direkt auf Deiner Sichtlinie befunden hat. Die Landescheinwerfer sind da längere Zeit (evtl mehrere Minuten) an ein und dem selben Punkt zu sehen. Auch ein Wetterballon scheidet nicht grundsätzlich aus, da er bei Windstille nur an Höhe gewinnt, aber nicht seitlich wegdriftet. Auch kann man bei großer Entfernung die Bewegung nicht genau feststellen." Ein anderer ebenso: "Bist Du ganz sicher, dass das Objekt ´am nordöstlichen Himmel´ war? Wenns nämlich doch eher Westen (da wo die Sonne untergegangen ist) oder WestNordWest war, dann war es die Venus, die steht nämlich da zur von Dir angegebenen Zeit auffallend und sehr hell, genau wie von Dir beschrieben. Ist nicht geschwätzig, in den Himmelsrichtungen darf man sich mal täuschen."

Und das Ende vom Lied war jenes: "Die Himmelsrichtung war wohl doch mehr nordwestlich, dass tut mir leid. Bin eben nochmal rausgeflitzt und siehe da, es ist immer noch zu sehen: schräg links unter der Cassiopeia. Und heller als alle anderen Sterne. Wohl die Venus?" Und: "Also die Venus ist jetzt, 22.15 h, immer noch schön hell, viel heller als alle anderen Sterne, im Nordwesten zu sehen, aber nicht ´schräg links unter der Cassiopeia´. Bist Du da mit Cassiopeia sicher ? Cassiopeia steht zur Zeit ziemlich genau im Norden in Horizontnähe. Ich bin mir sicher, Du siehts die Venus!" Schließlich: "Also, jetzt bin ich mir ziemlich sicher: Es ist die Venus. Auf Himmelsrichtungsschätzungen lasse ich mich mal nicht mehr ein. ;) Mein Vater steht gerade ziemlich betreten und traurig neben mir, die Supernova-Theorie hat ihm wohl besser gefallen. An die Venus hat er gar nicht erst gedacht. Manchmal sieht man eben den Himmel vor lauter Sternen nicht... Danke für Eure Mithilfe, so wären wir zwei allein dem ´Objekt´ wohl nicht auf die Spur gekommen." Und damit wäre ein unidentifiziertes Flug-Objekt zu notieren gewesen. So einfach ist es, und genau deswegen darf man sich eben NICHT wundern, wenn immer und immer wieder simple astronomische Körper an unserem Himmel für Rätselraten sorgen und schlußendlich auch als UFO gemeldet werden. Und es ist ebenso leicht zu verstehen, wie schnell man aufgrund falscher Himmelsrichtungsangaben ´stolpern´ kann, quasi wie über die eigenen Beine. Die Leute haben es einfach ´schwer´ - und dies noch direkt nach der Beobachtung, wo es ja keine Erinnerungsverluste geben kann. Es ist doch auch Alltag der UFO-Forschung, das viele Meldungen erst nach längerer Zeit an uns herangetragen werden, wie müssen dann die Informationen ausschauen? Denken Sie einfach darüber nach, auch weil die Menschen dennoch ehrliche Berichterstatter sind.

*= Wie bekannt, hatte ich am Sonntag die Pressemitteilung >"UFO-Alarm über Deutschland" - Zwei Feuerball-Meteore rasten durch den Himmel!< ausgegeben, die in der Medienwelt nicht ´ansprang´. Nachdem sich die gesamte Perspektive der Ereignisse später sich zu meiner eigenen Überraschung abgezeichnet hatte, gab ich am Montag nochmals eine PM aus: >"Erstmals großes ´UFO-Wochenende´ in Deutschland" - Zahlreiche außergewöhnliche Himmelsphänomene sorgten für eine Show wie im Film "Unheimliche Begegnung der Dritten Art"<. Doch auch die zog aus unverständlichen Gründen nicht. Was natürlich auch zur hauptsächlichen Folge hat, das da draußen in unserem Land wieder einmal zahlreiche Menschen herumlaufen, die über die Natur ihrer selbst gesehenen Himmels-Phänomene im Unklaren blieben. Und wieder und wieder kann man sehen, dass die Leute schon selbst ganz gerne dringlich wünschen zu erfahren, was da los war - und sie dies weitaus mehr interessiert, als was mit Eisbärchen Knut im Berliner Zoo los ist, auch wenn die Medien so tun, als sei der wirklich wichtig - und jetzt ist er ´wirklich´ wichtig geworden, einfach weil die Medien dafür als eigenen Selbstläufer daraus ein Thema künstlich aufzogen, um nette Abschlußthemen zu haben! Eisbärchen-Babys in deutschen Zoos gab´s doch schon immer - und die sehen alle so nett aus, wowie auch jeder um ihre Natur weiß und nicht noch eine Extra-Aufklärung und -Information durch die Medien dazu braucht; also wo ist da die NEWS? Aber die Himmelsereignisse vom Wochende ´jucken´ dann in der Medienwelt niemand, obwohl sie Rätselraten quer durchs Land verursachen und nur die allerwenigsten Beobachter sich jemals melden. Solch ein Medien-Verhalten fördert nur den UFO-Mythos (mit). So schaut´s aus. Soviel mal wieder in Sachen: Neues aus der Anstalt...

Neuer Feuerkugel-Incident nach den Osterferien und in der Arbeitswoche! Genau zur Mitternacht von Montag auf Dienstag, 16. auf 17.April 07, war wieder ein tolles Teil unterwegs. Bei Astroinfo.de wurde unter dem Betreff ´Meteorid 4 Sekunden sichtbar über Bonn?´ bekannt: "Habe gerade gegen 0 Uhr etwas südlich von Bonn eine etwa 4 Sekunden andauerende Lichterscheinung gesehen. Zuerst dachte ich an eine Sternschnuppe, aber dann hörte dieses Ding überhaupt nicht auf. Es war ein sehr heller Lichtpunkt aus dem Herkules kommend, ging quer durch den Zenit und lief noch ca. 30 Grad weiter. Es schien mir etwas langsamer als ´gewöhnliche´ Meteoroiden, aber das mag auch daran liegen, daß ich es so lange verfolgen konnte. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich einen Meteoroiden, der so lange leuchtet, gesehen zu haben? Aber wenn es keiner war, was war es dann? Hat jemand dieselbe Erscheinung gesehen? Würde mich freuen, etwas zu hören." Also auch hier wieder Rätselraten - und die bekannte Frage nach weiteren Beobachtern, um selbst Sicherheit über die unglaublich-wirkende Eigenerfahrung zu erhalten. Auch bei Astronomie.de kam das Thema ´Sternschnuppe gegen 0.01 Uhr´ von einem Sichter aus Thüringen auf: "Hallo, natürlich würde ich nicht jede dieser Beobachtungen ins Forum schreiben, aber diese war wirklich sehenswert. Das Objekt ist mir etwa 45 Grad überm Horizont in ONO ins Auge ´gestochen´, flog etwa zwischen Polaris und Zenit hindurch in Richtung WSW, wobei ich das Objekt bis fast 30 Grad überm Horizont beobachten konnte. Das ganze dauerte etwa 5 Sekunden. Die Flughöhe erschien mir fast gleich zu bleiben, soweit man das überhaupt einschätzen kann. Eine Art Kondensstreifen war auch wahrzunehmen. Die Helligkeit war fast gleichbleibend." Ich verbreitete diese Meldungen dann über die Foren, um zu sehen, was sich daraus ergibt. Beim Astrotreff.de kam daher dies zustande: "Eindeutig das gleiche gesehen.War gerade in eine kurze Pause vom Beobachten beim Teleskop. Meine Position: ca. 5km westlich von Aachen in den Niederlanden. Richtung stimmt: ONO-WSW, Helligkeit des Meteor war nicht sehr gross, bewegte sich auffallend träge. Die nachleuchtende Spur war deutlich zu sehen, was ich sehr besonders fand, da die Helligkeit des Meteor selbst nicht so gross war."

Zwischenzeitlich rief mich Thomas Grau vom Feuerkugel-Netzwerk an, der auch recht erstaunt sich zeigte, was da an Aktivitäten jenseits aller erwarteten Meteor-Ströme ablief und auch darauf aufmerksam machte, wie isoliert die Ereignisse Deutschland getroffen haben. Bisher waren so ´ringsum´ noch keine Meldungen hierzu aufgelaufen, was aber auch damit zu tun hat, dass die deutsche FK-Szene noch zu den ´aktivsten´ der Welt zählt - und dabei selbst noch eher im Winterschlaf liegt. Trotzdem war es schon seltsam, dass bei bestem Europa-Wetter solche Zwischenfälle nicht zu ähnlichen ´Hämmern´ im Ausland führten bzw auch durch Internet-Nutzung überall die Informationen nur so zäh fließen. Was wohl mit daran liegt, dass die Astronomie selbst zu stiefmütterlich eingeordnet ist und sie selbst auch Probleme hat, nach außen zu gelangen. Was meines Erachtens eindeutig auch in modernen ´Highspeed-Zeiten´ daran liegt, wie verschlafen man dort gewohnheitsmäßig reagiert (von agieren mal noch ganz zu schweigen) und noch nicht im 21.Jahrhundert so gesehen angekommen ist.

Auf der anderen Seite ist nicht zu leugnen, dass die Öffentlichkeit in aller Regel schon Schwierigkeiten hat, zwischen Astronomie und ´Astrologie´ zu unterscheiden. Ende Januar 2007 wurde bei Astronomie.de das Thema "Wenn Otto-Normalos am Teleskop sind" aufgemacht: http://forum.astronomie.de/phpapps/... .Hier wurde nett beschrieben, wie der Mensch so im Alltag mit dem Thema umgeht - eher verwirrt. Jemand, der sich mit Astronomie aktiv am Teleskop daheim beschäftigt, der wird selbst eher als ´Doofdepp´ angeschaut. Genauso scheinen sich nicht wenige Amateurastronomen zu fühlen, wenn sie so z.B. Abends bei Regenwetter in die Kneipe unterwegs sind und ein Bekannter sie dann auf der Strasse frägt: "Hallo, schauen Sie denn heute nicht in die Sterne?" Inzwischen ist es übrigens auch ´In´ nachzufragen: "War die Mondlandung echt?"* Dabei ist die total echt - siehe das Gemälde "Mondlandung" von Hans-Werner Sahm hier! ;-)

*= Nachfolgendes Video sagt alles aus: http://www.kunstzeit.com/bilder/moo...

Hinzu kommt noch der Umstand, dass bei öffentlichen Beobachtungschancen für die Öffentlichkeit - wie z.B. beim Tag der Astronomie - die Enttäuschungen bei den ´Erstmals-durchs-Rohr-Guckern´ groß sind, wenn die optischen Instrumente (Teleskope) dann bei Weitem nicht die kosmischen Bilder hergeben, wie man sie dann durch z.B. das Raumteleskop Hubble aus TV oder Zeitschriften her kennt. Dabei sind die, was die wenigsten Menschen wissen, meistens dermaßen computerbearbeitet das sie bald nicht mehr echt aussehen, sondern eher wie Gemälde. Die Aufnahmen z.B. bei Hubble werden deshalb so bearbeitet, damit die Forscher sich ein besseren Bild von den Zuständen im Universum machen können. Die ´Originale´ dagegen sind schon nicht mehr so toll und würden wohl viele Betrachter enttäuschen. Durch die Bildbearbeitung kann man versteckte Informationen herausholen. Deswegen macht man es, und um nicht nur ´pretty pictures´ zeigen zu können. So kunderbunt wie ein Specht ist der Kosmos gar nicht - er wird nur für unser Auge so auf Ästhetik optimiert. Aber auch in interplanetaren Raum sieht man mit dem Instrument die Planeten und Monde nicht so, wie sie später auf langzeitbelichteten Fotos erscheinen.

Mit der allgemeinen astronomischen Bildung ist es bekanntlich nicht weit her, weshalb sich auch niemand wirklich wundern braucht, wenn z.B. die Venus als UFO angesehen wird - siehe den Fall Jimmy Carter.

Externe Links

http://forum.astronomie.de/phpapps/ubbthreads/showflat.php/Cat/0/Number/483932/page/0/f...
http://www.kunstzeit.com/bilder/moontrue.mpeg

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