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10.08.1999

    
UFO-Jagdszenen in Oberbayern

Die ersten "Sommerloch-UFOs" schwirren umher

Es begann am frühen Abend des 5.August 1999. Unser Kollege und regionaler UFO-Sichtungsermittler Josef Schedel hatte gegen 20 h ein hell leuchtendes Objekt am Himmel gesehen, welches sich langsam bewegte. Daraufhin alarmierte er Chris Dimperl von der UFO-Nachrichten-Redaktion in Bayern in Töging am Inn, der auch das "Alien Abduction Research Center Germany" betreibt und für das "Independent Alien Network" (IAN) von W.Raab aktiv ist. Dimperl sah dann das Objekt "vertikal über mir". Um ca 20:45 h verlor sich seine Leuchtkraft: "Dieser Effekt ist zu vergleichen mit einer Lampe im Dunkeln und man schaltet den Lichtschalter aus." Die schwammigen Details: Es war noch hell, die Dämmerung hatte noch nicht eingesetzt. Das Objekt war der Sinne im Westen zugewandt, "es konnte also von meiner Position aus nicht von der Sonne angestrahlt werden" hieß es dann orakelhaft auf der IAN-Webseite. Darüber hinaus wurde festgestellt: "Es muß sich also um ein selbstleuchtendes Objekt mit einem Antrieb gehandelt haben, da es sich definitiv bewegte... Wetterballons scheiden als Erklärungsversuch ebenso aus (da die Flugbahn des Objektes regelmäßig war)..."

Dimperl rief daraufhin den Militärflughafen Erding an (warum eigentlich?), wo der zuständige Offizier die Sichtung ironisch zu Protokoll nahm: "Erst als er merkte, dass er es nicht wie üblich mit hysterischen Anrufern oder Spinnern zu tun hatte, war er mir durch die Blume zu verstehen gab, notierte er sich Dauer, Zeugen, Namen, Telefonnummer von mir, meine Beschreibung und den Namen der Organisation für das ich ermittle, das Independent Alien Network." Ähm, wer sich als Independent Alien Network meldet, wird sicherlich ganz oben in der Vertrauenswürdigkeits-Rangordnung gehandelt. Josef Schedel wiederum fiel nichts besseres ein, als Ingrid Schlotterbeck vom Magazin 2000 zu informieren, "die sofort in der selben Sache zu recherchieren begann". Dimperl verfiel dann sofort in eine Verschwörungsmania, weil a) die "US Air Force" seine Homepage besuchte und b) Schedel in Erding bei seinem Anruf dort gesagt bekam, es habe sich niemand sonst als er hier gemeldet, obwohl Dimperl dort vorher schon vorgesprochen hatte. Dimperl rief nun die ufologische Gemeinde auf in Erding anrufen, um "die Probe aufs Exempel zu machen". Tatsächlich rief ich auch um 21:30 h des 7.August dort an und der diensthabende Offizier von der Sicherheitsabteilung machte auf dumm. Er wußte von nix.

Dimperl: "Was unsere Sichtung angeht können wir Ihnen hier noch keine eindeutige Erklärung anbieten. Wir wissen nun, dass die Sichtung offiziell in Erding gemeldet wurde und diese auch protokolliert wurde. Die Sichtung ist wohl auf Interesse der zuständigen Behörden gefallen." Ich hatte dagegen keineswegs den Eindruck, als wäre das Spektakel von Interesse bei der Sicherheitsabteilung in Erding, ganz im Gegenteil - es ging ihr am Arsch vorbei. Hier gleich Desinteresse als "verleugnerische Haltung" zu etikettieren ist wohl problematisch. Dimperl auf der IAN-Seite: "Auffallend bleibt die Tatsache, dass sich die UFO-Aktivitäten derzeit wieder sprunghaft häufen. Ob dies in irgendeinem Zusammenhang mit der bevorstehenden Sonnenfinsternis steht, bleibt spekulativ." Warum dann aber diese (künstliche) Bezugnahme???

Am 6.August 1999 sah Josef Schedel das Objekt wieder und quasi zur selben Uhrzeit. Für Dimperl ist klar: "Wetterballone scheiden nun entgüldig als Erklärungversuche aus." Die Redaktion von Unknown Reality stellte uns den Internet-Bericht des IAN nochmals als Fax zur Verfügung. Leider waren die direkten sichtungsrelevanten Fakten wie Örtlichkeiten der Sichtungen, Richtung sowie Höhe in Grad nicht bekanntgemacht worden, noch nicht einmal die genaueren Sichtungselemente der Objekterscheinung. Mit dem, was bis dahin vorgestellt worden war, konnte kein erfahrener UFO-Sichtungsermittler etwas anfangen. Um so schwieriger ist es sicherlich für einen unbedarften Ermittler, um es ganz dezent zu sagen. Wiederkehrende "UFOs" dagegen sind empirisch (die meisten UFO-Forscher werden ja eingestehen, dass die UFO-Forschung eine erfahrungswissenschaftliche Arbeit ist) auf zwei Objekte zurückzuführen: a) astronomische Objekte und b) Wetterballone. Zumindest helle Planeten waren wegen des vorherrschenden Tageslichthimmels völlig auszuschließen.

Josef Schedel nannte die Erscheinung als Originalzeuge "ein sehr helles Licht das gegen 20:15 h auftaucht und gegend 20:45 h wieder verschwindet nachdem es am Himmel sich langsam bewegt hatte und allgemein vertikal [also aufsteigend] erschienen ist". Mit Kamera und Videoausrüstung legte er sich nun auf die Lauer. Und hatte Erfolg! Wieder erschien es von neuem. Schedel tat das einzig richtige in so einem Fall: Er rief via Handy sofort zur Konsultation in Mannheim an und berichtete von der neuerlichen Observation, aber auch um Ratschläge einzuholen. Hierbei kamen besondere Effekte zustande, wie sie auch zuvor schon ausgemacht worden waren, aber in dem völlig unzureichenden IAN-Bericht nicht angegeben worden waren, wo viel lieber ein "Vertuschungs-Szenario" aufgebaut werden sollte, anstelle sich faktisch der Geschichte hin anzunähern. Während die wenigen Hinweise zum eigentlichen Sichtungsgeschehen uns an einen Wetterballon denken ließen, wurde ein solcher kategorisch von Chris Dimperl ausgeschlossen. Was verschwiegen worden war sind die Begleitumstände auch des Verschwindens des wiederkehrenden UFOs. Das Objekt verging nämlich in einer Art "Rauchsäule" oder ähnlichem. Über die CENAP-Mailing-Liste sowie telefonisch bekam so Josef Schedel weitere Informationen über unsere Erfahrungen im Umgang mit Wetterballon-"UFOs" vermittelt und somit kam am 9.August 1999 unser regionaler Sichtungsermittler zur einzigen logischen, nachvollziehbaren Einsicht: Das UFO war ein Wetterballon gewesen. In seinem Bericht "Bayerische UFO-Hysterie von CENAP-Sichtungsermittler Josef Schedel aufgeklärt" wurden dann endlich auch weitere Details bekannt, die vorbei bei IAN nicht anzutreffen gewesen waren.

Am 5.August 1999 hatten verschiedene Leute am wolkenlosen Himmel über Gars (50 km östlich von München) einen hellen Lichtpunkt bemerkt, der sich langsam aber stetig von Norden kommend in Richtung Südwest bewegte und plötzlich verschwand. Das Verschwinden wurde bezeichnet, "als wenn man einen Lichtschalter betätigte". Einige der Beobachter sahen bei dem Verschwinden der Erscheinung Blitzlichter und eine Art wie Kondensstreifen- oder Rauchsäulen-Ausbildung. Das wiederkehrende Objekte konnte dann von verschiedenen Punkten aus mehrfach gesehen, fotografiert und auf Video aufgenommen werden. Hierauf ist auch das Vergehen der Erscheinung genau auszumachen. Der Ballon platzte in seiner Scheidelhöhe und aus dem zerplatzenden Ballonkörper entwich seine Heliumgasfüllung, wodurch sich dieser "Kondensationseffekt" ausbildete. Die Blinkeffekte entstanden durch die herabfallenden Ballonfetzen, die sich in der untergehenden Sonne reflektierten.

Was also gleich zwei Mal als "es kann kein Wetterballon" sein von einem unerfahrenen UFO-Freund des Phantastischen deklariert wurde, war dennoch genau dies gewesen! Einmal mehr zeigt sich die alte Problematik wieder, die seit über 50 Jahren die UFOlogie begleitet: Die UFOlogen selbst haben zwar viele spinnerte Gedanken im Hirnkasten, aber von praktischer Feld-Forschung und von den diversen IFO-Stimulis haben sie keine Ahnung. Hier ist einmal mehr der Beweis erbracht. Dabei gehört zum kleinen "A,B, C" der realen UFO-Forschung die Kenntnis über jene Erscheinungen und Objekte im Luftraum, die als Stimulis für UFO-Berichte dienen (in diesem Fall eben die Parameter eines Wetterballons/Ballonsonde). Wer diese Grundlagen der seriösen UFO-Forschung nicht kennt (oder sich der IFO-Herausforderung verweigert) versagt sonach in dem notwendigen Prozess, "die Spreu vom Weizen zu trennen". Dann schwirren natürlich überall Fliegende Untertassen durch die Lüfte und durch die Köpfe.


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