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01.05.2006


    
"Sakrileg" als Höhepunkt der Konspirations-Paranoia...

...aber auch "die mentale Revolution der Unzufriedenen dieser Welt gegen das Establishment"

Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene, CENAP

30 Jahre CENAP: 1976 - 2006

"Sakrileg" als Höhepunkt der Konspirations-Paranoia, aber auch "die mentale Revolution der Unzufriedenen dieser Welt gegen das Establishment"

Mannheim. Im Vorfeld des am 18.Mai in die Kinos kommenden Kirchen-Krimis "Sakrileg" nach dem Roman-Bestseller "Da Vinci Code" von Dan Brown (bisher 40 Millionen mal verkauft) gibt es vielerlei Aufregungen und auch kirchlichen Widerstand. Für den Mannheimer UFO-Skeptiker und Amateurastronom Werner Walter ist die ganze Geschichte dagegen nur der aktuelle Höhepunkt einer Konspirations-Paranoia die sich global seit vielen Jahren aufbaut und nun entlädt. Geheimnisse, Rätsel der Welt und Phänomene aller Art sind für ihn schon immer von "besonderem menschlichen Interesse" gewesen - und "dabei ist es zunächst einmal völlig egal ob wirklich so etwas dahintersteht oder etwas dran ist".

Von der Wegstrecke der Verschwörungs-Hysterie...

Seit Walter vor 33 Jahren und als junger Enthusiast begann sich mit den angeblich mysteriösen Himmelserscheinungen der >Fliegenden Untertassen< und dem UFO-Kult zu beschäftigen, begleitete ihn das heimliche Raunen in den Alien-Fan-Kreisen über die "Schweigegruppe", welche den Spekulationen nach eine "multinationale Geheimregierung" der Erde sei und den Menschen die Wahrheit über außerirdische Besucher verheimliche. Angeblich um die Geldmärkte, die Kirchen und die irdische Politik "zu retten". "Doch in den 70er Jahren war davon nur in den Hinterzimmern und bei vorgehaltener Hand was zu vernehmen", so beobachtete er und jene die darüber so spekulierten waren seiner Einschätzung nach "selbst komische Kauze". Selbst in der Fangemeinde um "Götter-Astronauten-Papst" Erich von Däniken fanden sich Menschen, die überall zwar gelandete Aliens in der Vorzeit sahen, aber in der römisch-katholischen Kirche selbst jene Macht erblickten, die diese antiken Besuche von Außerirdischen in den "geheimen Vatikan-Bibliotheken" verberge um ihren "Jesus Christus als Sohn Gottes" zu retten. Mittels der später aufkommenden und an Science Fiction erinnernden Legende um den UFO-Absturz bei Roswell und den heimlichen UFO-Testflügen über der Area 51 in Nevada wurde die Verschwörungsidee plötzlich immer populärer und nachdem die Mysterie-TV-Serie "Akte X" dieses Thema ausgerechnet konspirativ gehalten auf allen Mattscheiben der Welt enthüllte, "brach ein Damm". Dies begründete auch den unglaublichen Erfolg des Hollywood-Spiels mit der Wirklichkeit.

In den 70ern bereits hatte die Parapsychologie ihr Vertuschungsthema, welches ihr große Beachtung einbrachte: Die geheimen Menschenversuche von amerikanischen und sowjetischen Spezialtruppen um sich der außersinnlichen Macht namens PSI aus der menschlichen Seele heraus zu bemächtigen. Dumm war nur, dass die später nach Ende des Kalten Kriegs zu solchen ehemals von Geheimdiensten betriebenen Untersuchungen in Pleiten endeten. Genauso wie sich herausstellte, das in Roswell nur ein zu militärischen Zwecken umfunktionierter Wetterforschungsballon platze und für das utopische Märchen vom Untertassen-Absturz bediente. Hier wie dort ist aber die Gemeinde der "Anomalistik-Forscher" nach wie vor lautstark davon überzeugt, es gäbe trotzdem all diese wunderlichen Rätsel und sie würden nur im Verborgenen gehalten. Das Wort von der "Desinformation" ging um. Auch jenseits der Fankurve hat sich dies inzwischen bei vielen normalen Menschen in der Öffentlichtkeit so festgesetzt. "Und damit begann die moderne Form des neuen Aberglaubens", so Walter welcher beobachtet das "Mystery" gleich "geheime Vorgänge und verborgen-gehaltenes Wissen" gesetzt wird.

Die Ähren welche auf diesem nährstoffreichen Untergrund erwuchsen nannten sich dann "Kornkreise" (angeblich von Alien-UFOs in Feld gebeamt), obwohl die nur Kunstprojekte von menschlichen Künstlern wie Harald Hoos aus Landau sind. Darüber kann man noch lachen, aber ab Mitte der 90er Jahre nahm "der Vertuschungsunfug gefährliche Züge an, als plötzlich Hitler´s Reichsflugscheiben und die jüdische Weltverschwörung" durch ´Jan van Helsing´ und CoKG die ganze "paranormale Welt und Esoterik" durcheinanderbrachte und die Staatsanwaltschaft auf den Plan rief. Van Helsing´s Weltverschwörungsbuch "Geheimgesellschaften" mit den Illuminaten im Mittelpunkt wurde zwar auf den Index gesetzt, aber genau damit zum heimlichen Klassiker und Lehrbuch einer neuen Szene am Rande des ganzen "grenzwissenschaftlichen Graubereichs": Die früheren Puristen-Freunde des Fantastischen wie UFOs, Uri Geller und Ungeheuer von Loch Ness bekamen unerwartete Kinder die sich überall unruhig tummeln. Diese Bewegung sieht sich selbst als Anhänger der Weltverschwörung um sie aufzudecken, und spätestens nach den Terroranschlägen zum "9/11" (11.September 2001) stiegen auch diverse Intellektuelle auf diesen bereits losgefahrenen Zug auf und sorgten neben der "Mondlandelüge" (Behauptung: die Amerikaner waren mit Apollo-11 nie auf dem Mond und spielten dies nur in der Wüste Nevadas der Weltöffentlichkeit vor, Armstrong war nur ein zweitklassiger Schauspieler) für ein rundes Bild auf dem blauen Planeten, den sie mit Ecken und Kanten ansehen. Nebenbei: Es gibt so immer noch Menschen die glauben, dass die Erde eine flache Scheibe ist und all jenen Verschwörungen vorwerfen, die die Welt als Kugel sehen. Verrückt genug.

...bis hin zur Psychologie dahinter

"Ich habe mich 3 Jahrzehnte mit all dem auseinandersetzen müssen und wunderte mich deswegen am heutigen Tag nicht, wenn alles jetzt bei ´Sakrileg´ kulminiert, seinen Höhepunkt findet. Für mich ist dies ein folgerichtiger Schritt auf einem längeren evolutionären Weg für solche Konzepte", stellt Walter jetzt fest. Immer geht es bei den Anhängern kruder Weltbildvorstellungen um einen Tabubruch gegenüber der Gesellschaft, "damit wehren sie sich mental gegen die Welt wie sie ist und die sie so nicht mehr verstehen". Es macht diesen Menschen sogar regelrecht Spaß ein "Sakrileg" zu begehen - weswegen der aktuelle Kinofilmtitel ja sogar besonders reizvoll sowie bewusst gewählt wurde. Dahiner steht selbstverständlich auch ein eigenes "Geheimwissen" zu besitzen, was jeden einzelnen dieser Weltgeschichtsrevisionisten selbst von der grauen Maus zum Gralshüter erhebt - ohne gefordert zu sein irgendwelche Schulbildung nachzuweisen und zudem PISA dumm dastehen zu lassen. Walter weiter: "Seit jeher erlebe ich in dieser speziellen Fangemeinde einen gemeinsamen Punkt. Sie alle sind weitgehend in einer mentalen Revolution der Unzufriedenen dieser Welt gegen das Establishment. Viele haben sich politisch längst zurückgezogen, weile sie glauben sowieso nicht hier verändern zu können. Ihre geistige Fluchtzone sind nun diese Konspirations-Fantasien um die ´Schuldigen´ indirekt anklagen zu können. Alles auf der Hoffnung aufbauend, so etwas in der Welt doch noch bewegen zu können."

So gesehen, glaubt Walter, ist die zeitgenössische "Weltverschwörungsbewegung" eine unerwartete Neuauflage der 68er-Bewegung. Doch anstelle auf die Pflasterstein-Strassen zu gehen, sind ihre heutigen Strassen die Verbindungen des Internets. Wenn nun christlich-fundamentalistische Kreise antreten um gegen den Kirchen-Krimi "Sakrileg" zu wettern und ihn "des Teufels sehen", muss man ihnen auch vorhalten welchen eigenen wissenschaftsfeindlichen Weg einige ihrer Brüder z.B. in den USA mittels dem Kreationismus (Stichwort: Intelligentes Design der Welt) gehen und dies im Grunde nur die andere Seite der selben Medaille ist. "Ich will ja gerne glauben, dass die kath. Kirche ein Eigen-Interesse daran hat, Aberglauben zu bekämpfen. Aber da hat sie schon in Sachen Esoterik den Kürzen gezogen und kam gegen Sektenbildungen nicht wirklich an. Und nun schaut sie dem Treiben der Kreationisten wenig interessiert zu um das theologische Schöpfungsmodell vor der Wissenschaft zu retten", bedauert er. Ingesamt aber gesehen ist es für ihn eine unterschwellige Gefahr sich dem allem hinzugeben, weil die Menschen dadurch "immer mehr den Glauben an alles verlieren und sich damit selbst, wenn sie nur noch Orientierung in ihren eigenen fantastischen Glaubenswelten suchen was ihnen schlußendlich aber auch nichts nutzt um im Alltag zu bestehen." Es ist nicht darauf zu bauen, dass das so gut wie in Mel Gibson´s Verschwörungs-Paranoia-Film "Fletcher´s Visionen" hollywoodglücklich ausgeht. Eher das Gegenteil.

Werner Walter bekommt selbst schon seit seinem aufklärerischen Wirken im "abgehobenen UFO-Universum" von den UFO-Gläubigen vorgeworfen ein gewissenloser Intrigant zu sein und als Schattenmann im bezahlten Auftrag von entweder CIA oder KGB "die höhere UFO-Wahrheit" vertuschen zu wollen. Bevor nun die "paranormale und weltverschwörerische" Glaubensbekenner-Gemeinschaft wieder losheult, erklärt er nun augenzwinkernd: "Ich selbst bin in religiösen Fragen ein amüsierter Agnostiker und auch nicht auf irgendeinem von einem Kirchenfürsten einberufenen Kreuzzug unterwegs. Ganz ehrlich, ob man es glaubt - oder nicht!" Für Walter ist klar: "Wir leben nach dem Jahrtausendwechsel in einer verrückten Zeit und die Spinnereien der Moderne manifestieren sich auch in den Szenarien, die heimliche Weltverbesserer mit ihrer eigenen Paranoia in Umlauf bringen." Trotz allem Tamtam zum Filmstart von "Sakrileg" glaubt der Krimi- und Thriller-Fan Walter selbst nicht, deswegen ins Lichtspielhaus gehen zu müssen: "Eigentlicht ist das Thema ja langweilig..." Er schaut sich da lieber Tom Cruise und seine aktuelle "unmögliche Mission" an. Und für alle Freunde der Verschwörung: Achtung - hier gab es ein "kodiertes" Wortspiel von ihm!

Vorsicht, Glosse: Als Heinz Rühmann noch als "Pater Brown" die Ganoven jagte und Heinz Drache in den Edgar Wallace-Krimi-Verfilmungen noch manchem Kirchendiener die Handschellen anlegte, war alles um einiges leichter....

Ende?


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