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17.06.2005


    
UFOlogische Blütenträume in Phoenix, Arizona?

Seltsames Videomaterial in der Kritik ob Glaubwürdigkeit

Am Sonntagabend des 5.Juni 05, gegen 22 h, will jemand (wer wurde nie wirklich klar) vom Parkplatz des Wal-Mart in Phoenix die "clearest and most amazing sequence of strange lights in the skies" mit der Videokamera aufgenommen haben. Die auffallend lichtstarke von weißen runden Lichtern (zudem "a huge formation of lights") in sich aufbauend seltsamer "Blumenblüten"-Formation sei über den gegenüberliegenden Hügeln erschienen und sogar herabgekommen. Der Beobachter (ein ´Brian Bessent´ und Betreiber von Ufotheatre.com) ist offenkundig selbst UFO-Fan und ärgert sich darüber, dass die weltberühmten Phoenix-Lights (als Doppel von Greifswald 1990, wenn man so will) von 1997 als Signal-Leuchtfackeln identifiziert wurden, erklärt so selbst bewusst, dass seine Aufnahme garantiert keine solche Signalfackeln zeigen. Magere Angaben, außer das am Anfang die Erscheinung auf einem Kamera-Stativ aufgenommen wurde.

Auch bei Rense.com ( http://www.rense.com/general65/aamz... ) wurde rasch der Fall aufgegriffen. "Amazing UFO Footage", mal wieder. Ein 12 MB-MPEG-Videoclip kann hier runtergeholt werden. Natürlicht schaut dies Material zunächst mal wieder interessant aus, wenn auch weitesgehend unscharf die weißen Lichter sind. Die Kameraführung ist auch seltsam, dieses hin und her. Die Schärfe wurde offenbar auf den Vordergrund (Büsche) gestellt. War dies eine Nightvision-Aufnahme? Niemand erklärt es uns. Irgendwie wirkte es gleich CGI-aufbereitet. International wurde der Fall diskutiert, erstaunt hat mich dabei, dass die meisten Diskutanten dabei gar nicht weiter auf den Zeugen eingingen oder bei ihm nachfragten (z.B. welche Kamera er überhaupt verwendete und warum er Sonntagabend am Wal-Mart war etc), sondern sich sofort auf das Bild- bzw Videomaterial stürzten. An J.A.Hynek sei erinnert, der mal sagte: "Es ist wichtig, dass bei UFO-Aufnahmen die Fotografie nicht verlässlicher ist als der Fototograf."

Auch bei CENAP gab es zum Film eine Diskussion. So warf Jörg Böhme ein, bassierend auf ein Update bei Rense.com:

"Ein Filmemacher (David Sereda) und sein Freund der sich mit Special Effects in Hollywood beschäftigt, haben sich mit dem Phoenix UFO-Video auseinandergesetzt und sagen, dass es äußerst schwierig zu fälschen wäre. Denn:

1. Das UFO bewegt sich im Videoframe in Einklang mit der Handbewegung der Videokamera.

2. Um ein Fake-UFO zu schaffen, müßte über den realen Background eine Video-Effektebene hinzugefügt werden.

3. Wenn das eine Hand-Kamera ist, macht sie auch sprunghafte Bewegungen, die zusätzliche UFO-Ebene muss sich genau und konsistent mit jenen Bewegungen bewegen. Das ist äußerst schwierig zu machen.

4. Dann zoomt die Kamera das UFO heran. Während des Heranzoomens müßte die zweite Ebene ebenfalls synchron mit der Kamerabewegung gezoomt werden. Dies ist sehr schwierig für einen ´special effects Guru´ nachzumachen.

5. Wenn der Wind weht, gibt es aufgrund des Staubes in der Atmosphäre ein leichtes Pulsieren des UFOs: aus dieselben Grund funkeln die Sterne.

6. Als der Autofokus der Kamera aus dem Fokus gerät, wird das UFO auch unscharf. Das bedeutet, dass man auch zu diesem Effekt sich anzupassen muß.

Weil es so viele Faktoren in diesem Amateur-Video zu synchronisieren sind, und so wenige Leute gibt, die wissen, wie dies zu tun ist, und die meisten ´special effects Gurus´ meiden Multilayering zu schlechten Kamerabewegung zu machen, denkt er dass wir hier ein Objekt (UFO) ansehen, das tatsächlich im Himmel war, als das Video geschossen wurde."

Norbert Esser, zu dessen tägliches Brot gehört mit dem Rechner glaubwürdig-wirkende visuelle Effekte für die Werbung zu produzieren, daraufhin:

Zu 1) "Tracking" ist eine einfache Methode das zu erreichen. Die Experten scheinen keine zu sein. (F.T.: Richtig,man kann es mittlerweile sogar kombinieren, in dem man das Objekt bspw. an die Äste "bindet". Dadurch erhält man doppelte Synchronizität.)

Zu 2) Macht schon Software die Umsonst auf der Computer-Bild enthalten ist. (Bei Final Cut, mit dem ich gelegentlich arbeite, hat man 99 Ebenen standardmäßig zur Auswahl.)

Zu 3) Nein, sehr simpel.

Zu 4) Nein, Bezierkurvenorientierte Effektebenen sind schon seit langem simpler Standard.

Zu 5) ??? Ich dachte das hat mit der wechselnden Dichte der Atmosphäre zu tun. (Ich denke, das hat mit der Nachtsicht Funktion der Kamera zu tun. Der ist immerhin permanent beschäftigt, durch das Restlicht scharf zu stellen. Dass es da flackert, ist also völlig normal.)

Zu 6) Kein Ding, dauert 5 Minuten. Adobe Premiere ist 4 Millionen mal verkauft worden. Plus der anderen Software-Produkte die sowas können. Meine Meinung: Fake, da Kammscherrungen (Interlacing/Zeilensprung) des Objektes nicht mit dem des Videos übereinstimmen. Auch an der Kompressionen gibt es einiges was auf eine nachträgliche Bearbeitung schliessen läßt. Desweiteren ist ein Detail wichtig. Der erste Punkt der an das Große heranfliegt ist von Anfang an knackescharf. Leider aber das andere Objekt und die Umgebung nicht. Es gibt dafür keine mir ersichtliche optische Erklärung und darraus schließe ich das es ein sehr fantasievoller Videofreak war. Ich vermute die Lichter sind 3D Objekte oder eine Leuchtreklamme die aus einem anderen Layer extrahiert wurde. Die gezoomte Gruppe ist geclont. Bedeutet das es kopierte "Jupiter" sind. Bewegliche Stempel gibt es bei Avid FinalCut und AfterEffects als Tools aber nur AfterEffects hat beides. Also Clonen in der Bewegung und Tracking. Der mittlere Punkt ist im Video wohl echt, die restlichen Lichter sind synthetisch und reinkopiert. Alle Schärfe/Farb/Zoom und bewegungsrelevanten Daten sind sehr gut bei dem mittleren Klecks. Das andere ist nicht konsistent. Ich gehe von einem Stern oder so was wie dem Jupiter aus. Es kann aber auch ein Lichtquelle am hinteren Berg sein. Gut gemacht. Viel Mühe und nette Idee.

Ferhat Talayan (F.T.), der ebenso ob seines Jobs mit Computer-Animationen etc zu tun hat schloß sich dem an. Seine Kommentare sind in Klammer direkt nach Esser´s Ausführungen oben gesetzt. Sein Fazit: "Ich kann nicht sicher sagen, dass es sich um einen Fake handelt, auch wenn das zugegebenermaßen mein erster Gedanke war. Aufgefallen ist mir, dass obwohl die Äste im Vordergrund recht schwach beleuchtet sind, das UFO im Hintergrund doch sehr scharf und hell zu sehen ist. Aus eigener Erfahrung sage ich, dass das ungewöhnlich ist. Normalerweise reicht die Nachtsicht Funktion 3 Meter weit, danach nimmt sie stark ab. Es müsste also umgekehrt sein, die Äste müssten sehr hell und knallgrün sein, und das UFO unscharf. Stattdessen ist es umgekehrt. Sehr merkwürdig."

Externe Links

http://www.rense.com/general65/aamz.htm

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