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21.06.2004

    
"SpaceShipOne" startete von alten Untertassen-Landeplatz

Am 21.Juni 2004 wurde Historie geschrieben: Erster privater Raumflug!

Nicht der vorgebliche UFO-Incident von Mexiko im März 2004 wird in die Geschichtsbücher eingehen, sondern der Flug mit "SpaceShipOne" am Montagmorgen des 21.Juni 04. Das ungewöhnliche Raumfluggefährt wurde von dem Luftfahrt-Pionier Burt Rutan gebaut und finanziert, Paul Allen von Microsoft war dabei einer der Hauptgeldgeber für dieses private Raumflugunternehmen von etwa einer Stunde Gesamtdauer. Der seltsam anmutende kleine "bratwurstartige" Raumgleiter mit Raketenmotor und angesetzten Flügeln (im Trägergespann mit dem ungewöhnlich ausschauenden "White Knight"-Trägerflugzeug, von welchem es sich in 15 km Höhe löste und dann hochschoß) "SpaceShipOne" erreichte die physikalisch definierte Grenze zum Weltraum in 100 km Höhe, hielt drei Minuten seinen Kurs dort und kehrte sicher mit seinem 62-jährigen Test-Piloten Mike Melvill in die kalifornische Mojave-Wüste zurück. Eine halbwegs komplette Erdumkreisung ist mit dem Gerät nicht möglich, sondern nur ein kurzer Hüpfer an die Atmosphärengrenze mit baldiger Rückkehr aus dem "Weltraum" (der nie wirklich mit diesem Konzept erreicht wird). Damit wurde für den "normalen" Menschen erstmals möglich einen rein privaten Raumflug vorzunehmen. Damit wurde mittelfristig wohl eine neue Ära der Raumfahrt - unabhängig von den staatlichen Weltraumbehörden - eingeläutet. Der Jungernflug dieser "privaten X-15" (mehr ist ja das ganze Projekt technisch nicht) gelang ohne Schwierigkeiten. Melvill startete als Pilot - und kam als Astronaut überglücklich zurück. Wie es heißt kostete das über vier Jahre hinweg vorangetriebene Projekt bis dahin nicht mehr als 30 Millionen Dollar. Der aktuelle Flug schlug gerade mal mit ca 100.000 Dollar zu Buche.

Was sich daraus entwickeln mag ist quasi ein neues Jahrmarkts-"Fahrgeschäft" für den Augenblick in den Weltraum, mit wirklichem Weltraumflug oder gar Wissenschaft hat dies alles nichts zu tun - muss man einfach so sehen (und ist auch nicht schlimm). Doch die Visionen der Geldgeber für das Projekt "SpaceShipOne" mit Flügen zu anderen Planeten in weiterer Zukunft durch Privatmenschen sind einfach nur unerfüllbare Träume und ferne SF. Für die Wirklichkeit des echten Raumflugs braucht es eine aufwändige Infrastruktur und machtvolle Technologie, die nur die diversen staatlichen Weltraumfahrtbehörden milliardenschwer aufbringen können und damit schon genug Probleme wegen der Mittel und Möglichkeiten haben. Mit dem "Weltraum-Tourismus" ist das also so eine Sache, auch wenn es wohl genug Menschen gibt, die sich diesen Trip bei attraktiven Preisen für ein "Massentourismus"-Unternehmen bei 10.000 Euro in einigen Jahren leisten werden wollen. Der Weltraum ist einfach "sexy".

UFO-Historien-Kenner werden zusammengezuckt sein. Der heutige Mojave Airport (100 Meilen nördlich von Los Angeles), der nun zum Spaceport wurde, ist bestens bekannt als DIE alte "open air"-UFOlogie-Massenveranstaltungs-Kultstätte der 50er Jahre. Der Name "Giant Rock Airport" wird jenen dabei mehr sagen. Alien-Kontaktler die was auf sich hielten sprachen damals hier vor Zehntausenden Fans der Fliegenden Untertassen. Seit Jahren dagegen ist dieser Ort zum führenden zivilen Testflug-Zentrum geworden. Und darin liegt die Ironie. Während vor 50 Jahren die UFO-Fans die Aliens dort herbeibeteten und allerlei verrückte Geschichten der unsubstanziellen Art über "Raumflüge" in Untertassen vortrugen, geschah nun ausgerechnet hier der erste wirkliche private Raumflug. So wurde schlußendlich der Mojave-Airport am großen Felsen doch zum "spaceport". Während vor 50 Jahren dort unter relativ primitiven Umständen das Publikum versorgt wurde, ist heutzutage die Lage natürlich verkommerzialisiert. Am Giant Rock gibt es nun das "Voyager Restaurant", welches Hamburger namens "The White Knight" oder "SpaceShipOne" anbietet. Aber auch Gerichte wie "The Blackbird" sowie "The Hangar Queen" bzw "Crash Landing" werden hier in Erinnerung an ganz alte Zeiten angeboten.


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