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06.01.2004


    
„Bad Staffelstein ist heimliche UFO-Hauptstadt“

Firma „Schorr Aviation“ sorgte mit ihren Miniatur-Heißluftballons deutschlandweit für große Aufregung

BAD STAFFELSTEIN. Manch einer traute in der Silvesternacht seinen Augen nicht: In etlichen Städten schwebten unbekannte Flugobjekte (kurz: UFOs) durch den Nachthimmel und versetzten die Leute in helle Aufregung. „Schuld“ am Tumult war ein Produkt, das von einer Staffelsteiner Firma vertrieben wird. Landsberg am Lech, am 31. Dezember 2003, kurz vor Mitternacht: Etliche Partygäste machten sich gerade bereit, um von der warmen Wohnung, in der man bislang gefeiert hatte, ins Freie zu gehen, um das Feuerwerk besser beobachten zu können und selbst einige Raketen und Böller zu zünden. Der Sohn des Gastgebers sah durch das Panoramafenster schon die ersten Neujahrsraketen aufsteigen, als plötzlich eine glühende Kugel heran schwebte. Immer größer wurde das seltsame Objekt – und keiner der Partygäste konnte sich erklären, was dieses Ding sein sollte, das so lautlos dahinschwebte. Vielleicht Neujahrsgrüße von einem fernen Planeten? Man entschied sich, die UFO-Hotline anzurufen und die Ufologen über die mysteriöse Beobachtung zu informieren.

Rötlich-glühender Körper. Ortswechsel: Wertheim, Baden-Württemberg, ebenfalls während der Jahreswende: Familie K. schaute sich vom Balkon aus das bunte Feuerwerk am Himmel an, als gegen 0.15 Uhr in Richtung Osten „etwas langsam hochstieg". In drei oder vier Minuten hatte es, so die Protokolle, „mehr als halbe Höhe erreicht und flog dann nach rechts weg". Es sei ein rötlich-glühender Körper gewesen, „heller als die Funken von einer zerplatzenden Silvesterrakete" – und „fast kugelrund“ . Als es sehr langsam davonflog, habe es so etwas wie einen gelben Schein darum gegeben. In ihrer Ratlosigkeit versuchten einige, das unbekannte Flugobjekt mit Leuchtraketen zu beschießen – doch keiner traf es. Aber nicht nur in Landsberg und Wertheim, sondern auch in anderen deutschen Städten kam es zum Jahreswechsel zu UFO-Sichtungen: So wurde in Bad Tölz über dem See ein „Kugelblitz“ gesichtet, in Ballweiler in der Nähe von Saarbrücken schwebte plötzlich eine leuchtende Kugel vom Wald her durch die stille Nacht und versetzte ein Pärchen, das mit dem Auto unterwegs war, in helle Aufregung. Ähnliches im hessischen Heinsberg. Aus Bergkamen kamen ebenfalls Hilferufe: Man habe „einen rot-orange-farbenen, glühenden Globus von der halben Größe des Vollmondes“ beobachtet.

UFO-Hotline lief heiß. Die Folge: Die Telefone der UFO-Hotline standen nicht mehr still, sie klingelten unaufhörlich. Selbst über dpa ging die Meldung buchstäblich um die Welt. Ufologe Werner Walter aus Mannheim, der vom FT befragt wurde, konnte über diese Sichtungen jedoch nur schmunzeln. Er kennt das Phänomen genau – und er weiß, worauf diese Erscheinungen zurückzuführen sind: „Schuld am UFO-Alarm sind Miniatur-Heißluftballons aus Bad Staffelstein“, erklärt er. „Es war Silvester 1980, als ich auf diese Ballons aufmerksam wurde“, erinnert sich der Mannheimer. Damals habe er selbst seinen Augen nicht getraut, denn er konnte nicht glauben, was er am Firmament entdeckte: Über den Häusern schwebte in niedriger Höhe eine Feuerkugel daher – und noch dazu völlig geräuschlos. „Sie war sehr ausgeprägt, leuchtete orange-rot und flackerte“, das weiß er heute noch genau. „Sie wirkte wie intelligent gelenkt, umkreiste einen Wasserturm und entschwand nach etwa acht Minuten in den Wolken“. Werner Walter war damals geplättet, er wollte unbedingt die Ursache finden, diesem außergewöhnlichen Phänomen auf die Schliche kommen. Fündig wurde er beim Mannheimer Regionalflughafen: „Die Flieger hatten schon damals den Partyspaß aus Bad Staffelstein für sich entdeckt“, erzählte er dem FT. Der „Fränkische Tag“ besuchte daraufhin Hermann Heinrich Schorr von „Schorr Aviation Multimedia“ in seiner Staffelsteiner Firma. „Wir vertreiben die Miniatur-Heißluftballons mittlerweile schon seit über 20 Jahren“, erklärte der Firmeninhaber und konnte sich das Schmunzeln nicht verkneifen. Natürlich wusste er längst, dass seine Produkte immer wieder zu UFO-Sichtungen führen. „Auch ich hatte schon spaßige Erlebnisse mit den Ballonen“, verriet er.

Mit ausgebreiteten Armen. So hatte er beispielsweise vor vielen Jahren an der Taufe seines Neffen als Party-Gag einen der Musterexemplare steigen lassen – „damals war der Ballon erst kurz vor der Serienreife“. Vom Restaurant in der Angerstraße schwebte die rot-weiße Konstruktion aus Seidenpapier in Richtung Kloster Banz – und Herrmann Heinrich Schorr raste am Boden mit dem Auto hinterher. „Als der Ballon dann an Höhe verlor, wollte ich ihn auffangen, ich stand mit weit ausgebreiteten Armen auf einem Feld und blickte gen Himmel – und das muss die Autofahrer so irritiert haben, dass es sogar zu einem kleinen Auffahrunfall kam“. Je nach Außentemperatur dauert die Fahrt eines solchen Miniatur-Heißluftballons bis zu einer halben Stunde – im Sommer halten sich die Ballone allerdings etwas kürzer am Himmel. „Der Ballon lebt von der Temperaturdifferenz zwischen innen und außen“, erklärte Schorr. Und eigentlich wird der Heißluftballon ja auch mit einer 30 Meter langen Drachenschnur geliefert – „doch viele schneiden das Seil kurzerhand durch und lassen dem Ballon freie Fahrt“, berichtete der Staffelsteiner.

Bis zu 500 Meter Flughöhe. Dann steige der Ballon bis auf 500 Meter Flughöhe. „Also schnipp-schnapp, Schnürle ab“, brachte es der Ufologe Werner Walter auf den Punkt. Natürlich ist es bei Nacht extrem schwierig, den Ballon wieder zu finden, doch den meisten Menschen dürfte das egal sein – und damit auch die Tatsache, dass es beim Staffelstener Vertrieb einen Reservebrenner für weniger als fünf Euro gibt. Angemerkt sei, dass man gemäß geltender Luftfahrtgesetze den Ballon nicht frei schweben lassen darf. Doch selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass ein Ballon mit einem tieffliegenden Flugzeug kollidieren sollte, dürfte keinerlei Schaden am Flugzeug entstehen: „Das Ding wiegt gerade einmal 150 Gramm“, erläuterte Schorr. Und außerdem fliegen wohl die allermeisten Flugzeuge viel höher. „Bad Staffelstein ist Deutschlands heimliche UFO-Hauptstadt“, formulierte es der Ufologe, der allen UFO-Sichtungen zunächst sehr kritisch gegenüber steht und stets versucht, die Phänomene wissenschaftlich zu erklären. Ganz so weit möchte „Charly“ Schorr dann doch nicht gehen: „Es ist eben ein Party-Gag, den zuerst die Flieger genutzt haben“, so Schorr. Mittlerweile liefere er seine Ballons in die ganze Welt, er habe Stammkunden in Texas und auch Bestellungen aus Australien. „Ich mag dieses Gefühl, wenn man nachtseinen solchen Ballon steigen lässt und sich selbst quasi einen Stern ans Himmelszelt setzt“, unterstrich Herrmann Heinrich Schorr seine Leidenschaft für die Mini-UFOs. Es sei jedesmal ein emotional bewegender Moment. „Und es ist amüsant, wenn es dann immer wieder zu UFO-Sichtungen kommt“, ergänzte er. „Wenn ich davon höre, grinse ich mir immer eins“.

In diesem Jahr seien die Ballons aus Bad Staffelstein besonders stark gefragt gewesen – so stark, dass nach Silvester der komplette Lagerbestand verkauft war. Doch die nächste Lieferung ist bereits geordert – „Schorr Aviation Multimedia“ vertreibt den Miniatur-Heißluftballon exklusiv und bezieht die Ware aus dem Ruhrpott von einem Grafik-Designer.

„Auslöser Nummer eins“. „Statistisch gesehen sind die Heißluftballons aus Bad Staffelstein der Auslöser Nummer eins für UFO-Beobachtungen“, unterstrich der UFO-Sachverständige Werner Walter. Auf Platz zwei rangieren Sterne und Planeten wie beispielsweise der Mars im vergangenen August oder momentan die Venus, die in der Dämmerung sehr deutlich und sehr hell zu sehen ist. Und wer nun glaubt, dass er sich selbst nicht irritieren lassen würde, der irrt: „Da sind Ingenieure, Polizeibeamte oder Angehörige anderer Berufsgruppen ebenso unter den Sichtern“, urteilte der Ufologe aus Erfahrung. „Man kann sich eben nicht vorstellen, welch große Wirkung dieses schlichte Produkt hat.“

Wer selbst einmal für UFO-Sichtungen sorgen möchte – oder wer einfach nur einen ausgefallenen Party-Gag für die nächste Feier sucht, kann den Miniatur-Heißluftballon mit 1,30 Metern Durchmesser für 29,95 Euro pro Stück per Telefon unter 09573/9690-12 oder per Mail unter [email protected] bestellen. Allerdings dürften jetzt zumindest die FT-Leser im Staffelsteiner Land gewarnt sein und nicht mehr vor Außerirdischen erschrecken. el

Quelle: Fränkischer Tag, 6.Januar 2004

Schorrs MHBs im I-Net-Angebot unter:

http://www.schorr-aviation-multimed...

Die Seite läuft unter der Schlagzeile "Der Partystern! Und ab und zu die nächste UFO-Meldung!"

Externe Links

http://www.schorr-aviation-multimedia.de/heissluftballon.html

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