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28.12.2002


    
Falsche UFOs überall in Deutschland zur Silvesternacht erwartet

"Verpackte Heißluft" irritiert wie ein himmlischer "Lampion" wieder und wieder die Menschen

So hektisch wie letztes Jahr für die Mannheimer UFO-Meldestelle (Telefon: 0621-701370) ausgeklungen ist, erwartet ihr Betreiber Werner Walter, nun auch den Jahresabschluss 2002 mit einem neuen Höhepunkt an Pseudo-UFO-Meldungen in der Silvesternacht. "Spielt das Wetter mit und es gibt keine starken Winde oder intensive Niederschläge, kann sicherlich an vielen Orten gegen Schlag 24 h jenseits der üblichen Silvesterraketen auch ein merkwürdig-anmutendes Lichtspektakel ausgemacht werden", ahnt Amateurastronom Walter schon die nahe Zukunft voraus. Aus mehr als 3 1/2 Dutzend Örtlichkeiten meldeten ihm vor knapp einem Jahr Menschen minutenlange Observationen von "orange-roten Leuchtgebilden in Kugelgestalt", mancher sprach von "Feuerquallen am Himmel", einige auch von "Himmelslampions". Es gab sogar Leute die genug Zeit hatten um mit ihrer Videokamera solche Erscheinungen aufzunehmen und sie dann stolz als "UFO-Beweise" zu präsentieren.

Doch jene Körper, die immer wieder einmal irgendwo in Deutschland beobachtet und als UFOs gemeldet werden, kommen nicht aus dem Weltraum oder sind seltsame Naturkapriolen wie der "Kugelblitz", wie mancher vielleicht mutmaßen mag, wenn er soetwas unerwartet sieht. Der Mannheimer UFO-Forscher Werner Walter hat schon längst die Quelle für diese himmlische Schauspiele und UFO-Irritationen ausgemacht. Die "UFO-Fachwerkstatt" sitzt im fränkischen Bad Staffelstein bei einer Flugbedarfsfirma*. Dort werden Miniatur-Modell-Heißluftballone aus rot-weißem Drachenpapier zum Einzelpreis von knapp 30 Euro (Artikelnr.11-4043) angeboten, die 150 cm und etwa 130 cm breit sind, innen sorgt ein kleiner Brenner für den Auftrieb und für die notwendige Aufhellung der Ballonhülle in der Nacht mit einem gespenstisch rot-orangenen Schein. Gerne genutzt wird dieses Objekt als Party-Spaß. Seine Flughöhe beträgt 500 Meter und ab einer Distanz von nur 100 Meter ist die eigentliche Ursache für die geräuschlos dahinziehende Lichtkugel der besonderen Art nicht mehr zu erkennen. Gleiches gilt natürlich auch für derartige Miniatur-Heißluftballone die aus heimischen Bastlerwerkstätten für nen Appel und nen Ei produziert stammen und "Sonderausstattungen" wie angehängte Lametta-Streifen etc haben können.

*= Schorr-Flugbedarf. Im Internet unter http://www.schorr-aviation-multimed...

"Dieser Silvester-Raketen-Ersatzartikel ist der breiten Bevölkerung so gut wie unbekannt, daher auch wieder und wieder die diesbezüglich basierenden falschen UFO-Meldungen", erklärt der kritische UFO-Experte weshalb ein eigentlich banaler Spaß um "verpackte Heißluft" die Menschen massenhaft verschaukeln kann. Da das Objekt auch quer über das Jahr erworben werden kann, ist es nicht verwunderlich, wenn auch gerne im Sommer diese Spaß-Objekte freien Lauf bekommen und bei einer Grillparty im Freien ein "Akte X"-Feeling mit sich bringen. Wie ein Sprecher der Flugbedarfs-Firma erklärte, wurde auch zu diesem Silvester hin der Miniatur-Heißluftballon "stark nachgefragt". Mit diesem Partyknüller setzt man wahrlich einen neuen Stern an den Himmel. Aufgrund unterschiedlicher Luftströmungen, plötzlichen Böen und der balloneigenen Drift kommen dabei erstaunlich-anmutende Bewegungen und Dynamiken zustande, die schon viele Menschen an alles möglich, aber nicht an das richtige denken ließen. Am spektakulärsten ist die Schau auf jenen von innen heraus beleuchteten, dann wie pulsierend wirkenden Körper, wenn er bei niedriger Wolkendecke zunächst unterhalb der Wolken dahinschwebt und dann nach einigen Minuten immer kleiner werden von den Wolken verschluckt wird. Die typische Größeneindrucksbeschreibung ist dann irgendwo zwischen "einem zweiten Mond am Himmel" und einem großen Stern angesiedelt. Die maximale Brenndauer des inwändig liegenden Kunst-UFO-"Antriebs" (ein watteähnlicher Trockenbrennstoff, der auf einer pizzatellergroßen Aluschale aufgebracht ist) ist 15-20 Minuten.

Als Walter selbst vor vielen Jahren zufällig auf einer Silvesterparty erstmals einen solchen besonderen Flug- und Leuchtkörper beobachtete, stand auch ihm der Mund offen und er rieb sich die Augen ob eines schier "intelligent-gesteuert wirkenden Horizontal-Flugs über die Hausdächer hinweg" bis das Leuchtgebilde in die Nähe eines alten Wasserturms kam, ihn halbwegs umrundete und dann "wie von der Leine gelassen" in den Himmel hochscwebte um zwischen Wolkenbänken zu entschwinden. Walter heute: "Für mich war dies wie eine Begegnung aus einer anderen Welt, daher kann ich gut verstehen, wenn andere Zufallszeugen soetwas wahrnehmen und ihnen fast das Herz stehen bleibt..."

Mehr über den weltweiten Spaß mit Modell-Heißluftballonen und ihrer (Kultur-)Geschichte auch als UFO-Erzeuger finden Sie hier mit erstem eindrucksvollem Bildmaterial (in Wirklichkeit aber sind die gezeigten Bilder nur ein müder Abklatsch dessen, was ein "live" durch die Nacht ziehender Ballon dieser Klasse hergibt): http://www.overflight.com/

Externe Links

http://www.schorr-aviation-multimedia.de
http://www.overflight.com/

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