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30.11.2002 |
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Über die Suche nach außerirdischer Intelligenz Ein Gesprächsausschnitt mit Seth Shostak vom SETI-Institut - von Hans-Arthur Marsiske, 27.11.2002 Seth Shostak arbeitet als Senior Astronomer am SETI-Institut (Search for Extraterrestrial Intelligence) in Mountain View, Kalifornien. Er war Mitglied einer Arbeitsgruppe, die sich in den vergangenen zweieinhalb Jahren mit der Entwicklung einer Suchstrategie für die nächsten 20 Jahre beschäftigt hat. Diese neue Strategie ist jetzt in Form eines 551-seitigen Buches erschienen, das direkt vom SETI-Institut vertrieben wird: »SETI 2020: A Roadmap for the Search for Extraterrestrial Intelligence«. Im Interview erläutert Shostak die Schwerpunkte der neuen Strategie. "Herr Shostak, im Grunde genommen bedeutet die Suche nach außerirdischer Intelligenz doch, ins All zu lauschen, ohne genau zu wissen, wonach man eigentlich lauscht. Wie lässt sich für eine solche Tätigkeit ein 20-Jahres-Plan entwickeln?" - Seth Shostak: "Zum Teil ist das richtig. Wir suchen nach etwas, dessen Merkmale wir erst kennen werden, wenn wir es gefunden haben. Gleichwohl können wir Strategien entwickeln, wie wir unsere begrenzten Mittel am besten für diese Suche einsetzen. Dazu gehört, dass wir uns überlegen, wie außerirdische Intelligenzen sich wohl verhalten würden. Dabei bleiben wir aber im Rahmen von Physik und Astronomie. Die Physik sagt uns, dass Radiowellen eine gute Möglichkeit sind, um Informationen von einem Sternsystem zum anderen zu übermitteln. Daher beobachten wir Radiowellen. Eine andere Möglichkeit sind kurze, starke Lichtblitze, auf die wir ebenfalls achten sollten. Es ist sogar denkbar, wenn auch bislang kaum erforscht, dass hochentwickelte Zivilisationen gigantische Bauwerke im All errichtet haben, die wir sehen könnten. Es gibt also eine sehr breite Palette möglicher Aktivitäten. Wir müssen sehen, was wir davon tatsächlich realisieren können." "Woran erkennen Sie Intelligenz in Radiosignalen? "Seth Shostak: "Das ist eine gute Frage, über die in der Öffentlichkeit viel Verwirrung herrscht. Wir suchen nicht nach komplizierten Botschaften oder exotischer, außerirdischer Musik. Es ist viel einfacher: Wir suchen nach einem schmalbandigen Signal, also einem Signal, das nur in einem sehr engen Bereich des Frequenzspektrums ausgestrahlt wird. Jeder Rundfunk- oder Fernsehsender produziert so ein spezifisches Signal. Es ist die Trägerfrequenz, auf der das eigentliche Programm transportiert wird und auf die Sie Ihr Empfangsgerät mit den Kanalwahltasten einstellen. Solche schmalbandigen Signale entstehen, so weit wir wissen, nicht durch natürliche Prozesse." ... "Was passiert, wenn ein Signal außerirdischer Intelligenz empfangen und zweifelsfrei identifiziert wird? Glauben Sie, dass unsere Gesellschaft darauf vorbereitet ist?" - Seth Shostak: "Ich denke schon. Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung in den USA und wahrscheinlich auch in Europa glaubt ja ohnehin, dass die Außerirdischen längst hier sind und von der Regierung versteckt werden. Ich habe oft Gelegenheit, darüber zu reden und frage dann immer, warum die Regierung so etwas geheim halten sollte. Die Antwort lautet jedes Mal: Die Öffentlichkeit würde so eine Nachricht nicht verkraften, die Menschen würden verrückt werden. Aber das ist nicht wahr. Die meisten sind jetzt schon überzeugt, dass es Außerirdische gibt und zetteln trotzdem keine Krawalle an." ... "Haben Sie im Kino oder im Fernsehen jemals überzeugende Außerirdische gesehen?" - Seth Shostak: "Nicht viele. Ich bedaure das sehr, denn ich bin ein großer Science-Fiction-Fan. Aber Hollywood entwickelt da nicht sehr viel Fantasie. Es gibt gute Aliens und böse Aliens, aber kaum etwas dazwischen. Die Außerirdischen haben keine Haustiere, keine Persönlichkeiten, häufig nicht einmal Kleidung. Aber meistens sind sie sehr menschenähnlich. Es sei denn, es handelt sich um böse Aliens, dann sehen sie eher aus wie Reptilien oder Insekten. Allerdings müssen sich die Filmemacher auch an die Regeln des Geschichtenerzählens halten und Akteure präsentieren, mit denen die Zuschauer sich identifizieren können." "Wie stellen Sie sich Außerirdische vor? Halten Sie es für möglich, dass interstellare Kommunikation von biologischen Lebewesen ausgeführt wird oder ist es nicht wahrscheinlicher, dass es sich dabei eher um Cyborgs oder andere eher technische Lebensformen handeln wird?" - Seth Shostak: "Ich denke, dass die Intelligenz im Universum wahrscheinlich überwiegend maschinelle Intelligenz ist. Das ist die Richtung, in die wir selbst uns entwickeln. Die Cyborg-Idee, so ausgeklügelt sie ist, halte ich dagegen für eine vorübergehende Erscheinung. Was haben wir davon, Menschen zu verbessern? Das wäre so, als würde man einem Pferd einen Sechs-Zylinder-Motor einpflanzen. Warum nicht gleich einen Ferrari bauen? Gewiss werden wir die Biotechnik weiter verbessern, aber Systeme künstlicher Intelligenz werden sich weitaus schneller entwickeln. Ich bin überzeugt, dass das im Universum schon oft passiert ist." "Dann könnte es aber auch sein, dass wir die kognitiven Fähigkeiten zum Erkennen und Verstehen interstellarer Botschaften noch gar nicht entwickelt haben. Vielleicht ist der Zugang zum galaktischen Chatroom nur für Gehirne von planetaren Ausmaßen?" - Seth Shostak: "Ja, es könnte sein, dass uns etwas Wichtiges entgeht. Aber die Idee, interstellare Kommunikation mit Radiowellen zu betreiben, beruht auf gut gesicherten physikalischen Erkenntnissen. Es ist sehr leicht umzusetzen und erfordert wenig Energie. Vielleicht verfügen die Aliens über den Warp-Antrieb oder schweben als große Maschinen zwischen den Sternen und machen das, was Maschinen halt so machen. Dennoch bleiben Radiowellen das effektivste Mittel der Kommunikation. Ich bin daher einigermaßen optimistisch, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Natürlich können wir auch sagen, wir tun gar nichts, weil wir noch nicht genug wissen. Ich denke, das wäre der falsche Ansatz." Original unter: http://www.heise.de/tp/deutsch/spec... Externe Linkshttp://www.heise.de/tp/deutsch/special/raum/13650/1.html |
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