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13.11.2002


    
Letzte Chance: Leoniden sollen tausende Sternschnuppen bringen

Wenn das Wetter mitspielt, erleben wir vielleicht ein himmlisches Feuerwerk sondersgleichen - auch wenn frühere Prognosen leicht daneben gingen

Von Till Mundzeck, dpa-Hamburg - Dieses Himmelsspektakel kommt so bald nicht wieder: Zum vorerst letzten Mal für viele Jahrzehnte soll der Sternschnuppenstrom der Leoniden in diesem Jahr noch einmal ein großes Feuerwerk am Himmel entfachen. Bis zu 6000 Meteore pro Stunde werden den Prognosen zufolge am Morgen des 19. November aufflammen. "Nach jetzigem Kenntnisstand wird kaum einer der heute Lebenden ein solches Leoniden-Schauspiel noch einmal erleben können", sagt Jost Jahn, Uelzener Meteor-Experte der Vereinigung der Sternenfreunde (VdS). Allerdings stört das Mondlicht in diesem Jahr das Spektakel erheblich. Schon vom 14. November an werden Schätzungen zufolge mehrere Dutzend Leoniden pro Stunde über den Morgenhimmel ziehen. Für Laien bleibt der etwa eine Woche anhaltende Sternschnuppen-Regen anfänglich vergleichsweise unspektakulär. Mit zwei regelrechten Meteor-Stürmen rechnen die Astronomen aber am kommenden Dienstag (19. November). "Die Vorhersagen lassen zwar erwarten, dass die diesjährigen Leoniden-Stürme rein rechnerisch die des Vorjahrs übertreffen", sagt der Präsident der Internationalen Meteor-Organisation (IMO), Jürgen Rendtel vom Astrophysikalischen Institut Potsdam. "Für den Beobachter sieht es dennoch nicht so gut aus, weil wir praktisch Vollmond haben." Das helle Mondlicht überstrahlt zahlreiche dunklere Meteore, so dass Laien nach Jahns Schätzung am Dienstagmorgen von etwa 04.30 Uhr an bis zu 500 Sternschnuppen pro Stunde erspähen können. Vorausgesetzt das Wetter spielt mit.

Ursprung der Leoniden ist der Komet 55P/Tempel-Tuttle, der auf seiner ellipsenförmigen Umlaufbahn alle 33 Jahre ins innere Sonnensystem vorstößt. Bei seiner Annäherung an die Sonne taut der "schmutzige Schneeball" an und hinterlässt eine Staubspur. Kreuzt die Erde diese Spur, verglühen die meist unter einem Zentimeter kleinen und rund 250 000 Kilometer pro Stunde schnellen Kometenreste in der Atmosphäre und regen die Luftmoleküle zum Leuchten an. Diese Meteore, die sich über den gesamten Himmel verteilen, scheinen wegen der Lage der Staubspur alle aus dem Sternbild Löwe zu kommen, wodurch die Leoniden ihren Namen erhielten. "Die Erde fliegt in diesem Jahr durch zwei Staubwolken, die der Komet 1767 und 1866 ausgestoßen hat", erläutert Jahn. Die erste Wolke verursacht einen Meteor-Sturm, der um kurz vor 05.00 Uhr sein Maximum entfalten und von ganz Westeuropa zu sehen sein soll. Der zweite reiche Sternschnuppen-Schauer ergießt sich knapp sechs Stunden später über den Nachthimmel von Nordamerika. Von Europa aus sind die Meteore dieses zweiten Sturms nicht zu sehen. Mit dem diesjährigen Sternschnuppen-Spektakel endet eine mehrjährige aktive Phase der Leoniden, die Forscher und Hobby-Astronomen seit 1998 mit reichen Meteor-Stürmen begeistert hat. Die nächsten Leoniden-Stürme erwarten NASA-Astronomen nicht vor dem Jahr 2099. Erst dann soll die Erde wieder auf eine größere Staubwolke des Kometen Temple-Tuttle treffen.

In der Vergangenheit müssen die Leoniden in manchen Jahren noch deutlich reichhaltiger ausgefallen sein als in der nun zu Ende gehenden Aktivitätsphase. Einen besonders spektakulären Meteor-Sturm hatte bereits der deutsche Universalgelehrte Alexander von Humboldt 1799 gemeinsam mit dem französischen Botaniker Aimé Bonpland in Venezuela beobachtet: "Tausende von Feuerkugeln und Sternschnuppen fielen hintereinander, vier Stunden lang. (...) Nach Bonplands Aussage war gleich zu Anfang der Erscheinung kein Stück am Himmel so groß als drei Monddurchmesser das nicht jeden Augenblick von Feuerkugeln und Sternschnuppen gewimmelt hätte."

Quellen im Internet:

Deutsche Leoniden-Seite von VdS-Meteor-Experte Jost Jahn: http://www.leoniden.de/

Hintergrundinformationen des NASA zu den Leoniden: http://leonid.arc.nasa.gov/meteor.h... sowie http://science.nasa.gov/headlines/y...

Nachsatz CENAP: Meteoriten-Hagel wie die Perseiden im August oder die aktuellen Leoniden bringen selbst in ihrer Kernzeit eher kaum UFO-Fehldeutungsberichte von Meteoriten mit sich. Dies liegt einfach daran, dass die Medien extra darauf aufmerksam machen und viele Menschen deswegen auch bewusst sich auf Meteoriten-Lauer sich legen. Sie also wissen, was ihnen da am Himmel zu vorausgesagten Zeiten begegnen kann. Meteoriten als solche, besser die großen Feuerball-Boliden wie im Fall von Süddeutschland vom späten Abend des 6.April 02, sind nur als kosmische Einzelgänger der unerwarteten und unvorausgesehenen Art ´gut´ für UFO-Deutungen. Siehe so auch den jüngsten Fall vom Morgen des 1.November über der Türkei als ´Vorbote´ der Leoniden.

Externe Links

http://www.leoniden.de/
http://leonid.arc.nasa.gov/meteor.html
http://science.nasa.gov/headlines/y2002/09oct_leonidsforecast.htm)

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