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01.11.2002


    
Schummeln bei der Alien-Jagd

Millionen Menschen suchen mit dem Bildschirmschoner von seti@home Außerirdische. Manche treibt allerdings irdischer Ehrgeiz

Seti@home gerät unter Beschuss von unerwarteter Seite. Teilnehmer beschweren sich, dass es bei einigen Ergebnissen nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Die Projektleiter von der Universität Berkeley ignorieren die Vorwürfe. Hunderttausende von Menschen überlassen ihren Computer den Alienjägern von Seti@home. Sie müssen dafür nichts anderes tun, als einen Bildschirmschoner installieren, der Daten aus dem Radioteleskop in Arecibo, Puerto Rico, nach außerirdischen Signalen durchsucht. Auffällige Ergebnisse aus Holland und Deutschland: Irdische Leidenschaften bleiben den Alien-Jägern nicht fremd. Es gibt Teams, die untereinander darum kämpfen, wer die meisten fertigen Datenpakete ausliefert. Manche Teammitglieder greifen dabei zu extremen Mitteln und schummeln. Das geschieht angeblich in großem Maßstab. Der Programmierer Max Nealon hat das Projekt von Anfang an verfolgt und schon früher mit den Wissenschaftlern aus Berkeley daran gearbeitet, Schummeleien aufzudecken. Er kritisierte gegenüber dem IT-Newsdienst «ZDnet», dass das niederländische und das deutsche Team in den letzen Monaten auffällig viele Resultate abgeliefert habe. Auf der Suche nach Intelligenz im All 06. Nov 2001 13:51Ein Gigahertz-PC, der nichts anderes tut als den seti@home-Bildschirmschoner laufen zu lassen, braucht etwa sechs Stunden um eines der Datenpakete durchzurechnen. Manche Gruppenmitglieder liefern täglich 5000 fertige Pakete ab. Die Betrügereien würden ein schlechtes Licht auf eines der prominentesten Projekte für verteiltes Rechnen werfen und stellten die bisher erzielten Ergebnisse in Frage, meint Nealon.

Auch die Leiter der betroffenen Teams sind sich bewusst, dass es bei den Ergebnissen nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Aber sie haben wenig Handhabe, dagegen einzuschreiten. Jeder kann sich bei dem Team seiner Wahl anmelden. Wieso die Leute schummeln, ist schleierhaft: Es gibt keinerlei finanzielle Vorteile für die Fälscher. Mehr Geld für neue DatenDie Projektleitung in Berkeley ignoriert bisher die Vorwürfe. Möglicherweise hat sie andere Sorgen: die weitere Finanzierung ist nicht gesichert, neue Sponsoren werden gesucht. Seti@home soll Anfang nächsten Jahres in die zweite Phase gehen: ein Radioteleskop in Australien liefert zusätzliche Rohdaten von der Südhalbkugel, ein neues effizienteres Programm für die Analyse wurde entwickelt. Ob geschummelt oder nicht: Bisher hat sich noch kein Außerirdischer gemeldet. Trotz mehr als einer Million Jahre Rechenzeit gab es bisher noch nicht die erhoffte Nachricht von fremden Planeten.

Quelle, RG: http://www.netzeitung.de/servlets/p... am 1.November 2002

Externe Links

http://www.netzeitung.de/servlets/page?section=926&item=213579

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