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17.09.2002


    
SIGNS erobert Deutschland (auch wenn angezweifelt werden kann, ob dies dauerhaft ist)

Einspielrekord und kleine Filmkritik zu einem Kinofilm, der eigentlich den falschen Namen hat

Der "Kornkreis"-Spielfilm SIGNS mit Mel Gibson in der Hauptrolle zählt zu den diesjährigen Rennern im Kino. Laut Yahoo-News eroberte SIGNS soeben den Platz 1 in den Kinocharts und verbuchte zwischen Donnerstag und Sonntag 580.000 Besucher bundesweit. Werner Walter selbst schaute am 17.September sich auf dem ´big screen´ in den Film rein.

Dem unaufwändigen Film entsprechend sind die schönen Bilder im Feld (hier im Maisfeld) auf außerirdische Einwirkungen zurückzuführen - soetwas wie "Koordinationspunkte" in der Landschaft von Voraustruppen außerirdischer Besucher. Doch der ganze Film ist ein "Kammerspiel" und wenn nicht Gibson (der nach "Wir waren Helden..." etwas Ruhe braucht) die Hauptrolle spielen würde, wäre die ganze Nummer wohl nur etwas für die Videothek gewesen. SIGNS ist dennoch ein raffiniert gemachter "suspense thriller" und wenn er in Schwarz-Weiß sowie längeren Schnittsequenzen gedreht worden wäre, vielleicht als moderner Hitchcook-Film ´durchgegangen´. Für ´Star Wars´-Fans, ´MIB´-Enthuasisten oder ´Spidermänner´ ist der Film sicherlich NICHTS. SIGNS kommt weitaus ruhiger und ohne spektakuläre SFX-Sequenzen daher und ob die Genre-Kategorisierung Sci-Fi-Drama korrekt ist, kann bezweifelt werden. "Psycho-Drama" passt da eher. Die Erwartungen der Akte X-Gemeinde dürften enttäuscht werden.

Passieren tut nicht viel auf der Leinwand, aber der Gesamtaufbau des Films zielt auch woanders hin - auf die dunkle Seite des ZUSCHAUERS. Auf unsere verborgenen Ängste und Albträume. Der Zuschauer interagiert über die Leinwandfigur von Gibson mit seinen eigenen Urängsten, die Zeichen im Maisfeld sind da nur die populäre, aktuelle Verpackung - zudem, jeder der die Trailer gesehen hat wird auch im Kino nicht mehr über die SIGNS sehen - es wird sogar ausgeklammert wie die "Außerirdischen" (die irgendwie pharaonenhaft daherkommen, und dies auch nur spärlich) die Zeichen legten. Ach ja, die "außerirdische Invasion" - die ist kaum aufregender angelegt als eine besonders aufwändige TATORT-Folge mit Action-Szenen. Davon bekommt man auch nur als Ersatz-TV-Zuschauer etwas durch Fernseh-Nachrichtenbeiträge im Film mit. Und die Alien-Invasion der Erde "verschläft" Gibson eigentlich, abgesehen von einer eigenen Horror-Nacht wo die "Aliens" das Heim von Gibson "angreifen". Davon sieht man eigentlich auch nichts, sondern man HÖRT es nur, wie die Fremden auf dem Dach, dem Dachboden und im Haus rummachen. Ähnlich wie im klassischen "UFO-Fall" Kelly-Hopkinsville vom August 1955 in Kentucky. Als damals eine Bauernfamilie durch außerirdische Gnome die ganze Nacht über verängstigt wurde, als diese sich rund um das Haus und auf dessen Dach zu schaffen machten. Und dies ist weitaus länger Bestandteil des Films als die Kornkreise - es ist davon auszugehen, dass der Drehbuchautor sich aus der Kelly-Hopkinsville-Story kräftig bediente.

WW: "Obwohl ich eigentlich ein ´actioner´ bin, hat mich SIGNS trotzdem irgendwie angesprochen, auch wenn der Film in den langsameren Gängen daherkommt und logische Alien-Löcher groß wie Kornkreise hat. Andererseits brauchts auch nichts mehr aus dieser Kategorie wenn da nicht mehr ´action´ auch in Bildern reinkommt - schließlich erwartet man dies vom Kino. Deswegen bezweifle ich ob der Streifen sich wirklich lange am Markt halten wird, wenn immer mehr Zuschauer auch erkennen müssen, dass das was ihnen versprochen wurde nicht eingehalten wurde. Die Erwartungen werden nicht gerecht." Niemand wird es daher auch wundern, wenn aus PR-Gründen es noch nicht einmal ein TV-"Making of SIGNS" gab - sonst wäre die Luft noch schneller rausgenommen.


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