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25.05.2002 |
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Teil III: Wenn außerirdische Erscheinungen wie Venus & Jupiter am Nachthimmel zu UFOs werden Beispielsfall: Deutschland, Europa und die Welt am 23.Februar 1999 - einer der größten UFO-"Hämmerfälle" überhaupt Auch die Sternwarte Neanderhöhe hatte auf ihrer schönen Homepage eine aktuelle Meldung einzubringen gewußt. Stefan Wallentowitz berichtete unter "UFOs über Deutschland?" gleich trendy, dass die seltene Planetenkonstellation auch dort für "viel Furore" gesorgt hatte. Viele Anrufe hatten das dortige Observatorium erreicht. "Hallo, hier ist Herr Müller aus Mettmann und ich sehe etwas seltsames im Westen. Was ist das?" So fingen an diesem Abend die fast 100 Anrufe an, die die Sternwarte im 30-Sekunden-Takt erreichten. "So etwas habe ich noch nie gesehen", hieß es wieder und wieder. Und: "Sind das UFOs?" war immer wieder zu hören. Besorgte Menschen sahen in dieser "außergewöhnlichen Erscheinung" gar apokalyptische Zusammenbrüche heraufkommen. Der verwirrende Effekt entlockte sogar den Astronomen "Boah"-Rufe, weswegen es durchaus zu verstehen ist, wenn auch Laien ihre Augen rieben. Wie uns Otto Fargo vom Schwäbischen Observatorium in Stuttgart mitteilte, wurde auch dort pausenlos angerufen: "Der UFO-Alarm über Polizei, Medien und Deutsche Flugsicherung ist in Stuttgart erwartungsgemäß auch eingetroffen." Wie wir später erfuhren, berichtete auch die Nordsee-Zeitung vom 24.Februar 1999 über den "UFO-Alarm durch Planeten", nachdem zwei strahlende helle Lichter über der Weser zu sehen waren und die Spekulationen darüber ins Kraut schossen. Bei der Wetterwarte, bei der Zeitung selbst, am Flughafen - überall klingelte von 18:30 h an das Telefon, weil diese Erscheinung "nicht nur Neugier hervorrief, sondern auch Wissensdurst und manchmal auch Sorge". Selbst der Flugleiter am Luneort, Rüdiger Hennig, dachte in Anbetracht der Erscheinung der beiden astronomischen Objekte an ein in der Luft geschlepptes Flugzeug oder an ein Luftbetankungsmanöver, als er die beiden hellen Lichtpunkte am Himmel über Nordenham vom Tower aus sah. Selbst die Feuerwehr war dort verblüfft und dachte an eine "außergewöhnliche Situation zweier Flugzeuge". Wie wir anhand des vorhergehenden Berichts von Flugleiter Hennig erkennen können, interpretiert selbst erfahrenes Tower-Personal in ungewöhnlichen Situationen wie dem Erscheinen zweier befremdlich-wirkender Objekte entsprechend des Erfahrungsschatzes und versucht sich entsprechend dieser Empirie einen Reim zu machen - und der kann, wie gesehen, total falsch sein. Das altbacken daherkommente ufologische Argument "erfahrener Zeuge", "in einem Beruf wo er das korrekte Beobachten gewöhnt" und "zudem weiß was Sache ist" zerschmilzt damit wie Eis in der Mittagssonne von Nevada. Die Norddeutsche Rundschau vom 25.Februar schrieb die Schlagzeile "UFOs entpuppen sich als Planeten" nieder. An jenem berühmten Dienstagabend waren die Telefone bei der Glückstädter Polizei und vor allem in der Einsatzleitstelle Stade nicht mehr stillgestanden. Vermutungen um "ein Bundeswehrexperiment" (also Geheimwaffen!), "zwei UFOs" bis hin zu in "Warteschleife befindlichen Hubschraubern" kamen auf. Insbesondere die Vermutung, daß die beiden astronomischen Körper auf ein militärisches Experiment und damit auf Geheimwaffen zurückgehen mögen, zeigt auf, wie breit die Palette der Interpretationen aufgrund eines in seiner Natur eigentlich harmlosen Ereignisses ausfällt! So unglaublich es in Anbetracht des realen Auslösers auch ist... Am 26.Februar 1999 hieß es dann in der Nürnberger Zeitung: "Bei der Sternwarte standen in den letzten Tagen die Telefone nicht mehr still - Zwei ´UFOs´ am Gaswerk gesichtet!" »Ich bin ja sonst ein sachlicher Mensch«, sagte Inge Bayerlei aus dem Nürnberger Ortsteil Steinbühl. Als sie am Dienstag- und am Mittwochabend jedoch am Himmel zwei sich schnell bewegende Lichtpunkte sah, war die überzeugt: »Das müssen UFOs sein. Die waren zwischen Gaswerk und Müllverbrennung« erzählte sie. Da sich die hellen Flecke (»die waren viel größer als Sterne« [was sogar stimmt!]) so schnell bewegt haben, konnte Inge Bayerlei ihrem Mann, der schon längst annimmt, daß es außerirdische Existenzen gibt, bald keine rationalen Argumente mehr entgegensetzen. Vielmehr ließ die Südstädtlerin das Himmelsphänomen kaum mehr los: »Ich habe mein Fernglas ausgepackt und dauernd raufgeschaut, da kann man doch fernsehen und alles andere vergessen.« Am Dienstagabend waren die beiden "Erscheinungen" noch waagerecht nebeneinander, am Mittwoch standen sie übereineinander am Nürnberger Nachthimmel. Auch Jan Willem Nienhuys aus Holland meldete sich und berichtete, daß diese Erscheinung in der Mitte und im Süden der Niederlande bei Polizei, Flughäfen und Sternwarten für eine Meldeflut sondersgleichen gesorgt hatte, weswegen gar die Polizei den "Teletext" (Videotext bei uns) des Fernsehens einschaltete, um nach Bekanntwerden des Auslösers ´Entwarnung´ an die Öffentlichkeit zu geben. Auch in Italien gab es deswegen eine große UFO-Welle. Wie Maurizio Baiata vom Journal Notiziario UFO meldete gab es einen UFO-Sichtungsflap auch in verschiedenen Regionen des nördlichen Teils Italiens am Abend des 23.Februar. Wieder waren am Westhimmel gegen Sonnenuntergang zwei stillstehende Leuchtkörper aufgetaucht, die nichts weiter als Venus/Jupiter waren. Die Meldungen kamen gleichfalls aus Bologna, Turin, San Giovanni Valdarno, Cuneo, Vendig, Genua, Ravenna, Novara, Pescara, Gualdo Tadino, Lucca und Rom. Die italienische UFO-Hotline stand die ganze Nacht nicht mehr still. Unter den Beobachtern waren manche, die darin "eine perfekt geometrische Formation künstlicher Natur sahen" und jegliche natürliche Erklärung streng von sich wiesen. Einige Leute, die mit dem PKW versuchten der Erscheinung zu folgen, erklärten, daß die "Objekte intelligent gesteuert waren und sich vor uns immer zurückzogen, sodaß wir sie nicht erreichen konnten". Die Telefonzentralen der Polizei wurden mit Meldungen überschüttet und stundenlang blockiert. Die Militärstützpunkte in Istrana und Tessera sowie Veneto wurden angeblich deswegen schon mal in Bereitschaftsalarm versetzt, weil auch bei ihnen zahllose Meldungen und Anfragen aus der Bevölkerung wie auch von der Polizei aufliefen. Mindestens drei Leute nahmen das Geschehen via Video auf und schickten diese zur Untersuchung als UFO-Phänomen ein. Auch Edoardo Russo vom Centro Italiano Studi Ufologici (CISU) konnte meldeten, dass die Gruppe von UFO-Berichten überschwemmt wurde, drei Tage lang standen hier die Telefone nicht mehr still. Zwischen "zwei Objekten wie Halogen-Lampen" bis zu "einem am Himmel geparkten Wagen mit eingeschalteten Scheinwerfern" wurde alles mögliche in die beiden Planeten unseren Sonnensystems hineininterpretiert. Journalisten, Polizisten auf Streife, Piloten in ihren Maschinen auf dem Flug, Carabinieri-Posten an Flughäfen und sogar eine Hafenmeisterei riefen bei CISU-Leuten an, um in Erfahrung zu bringen, was da "seltsames am Himmel" sei und was sie besorgten Anrufern deswegen weitergeben konnten! Die Ereignisse vom Februar 1999 glichen denen vom Neujahrstag 1979 in Italien, als ebenso Venus & Jupiter in ganz Italien für UFO-Wirbel sorgten und diverse Polizei- wie Carabinieri-Einheiten die Erscheinung am Himmel verfolgten und Fotomaterial dieser Konjunktion als UFO-Bilder in der Presse kursierten. Ähnliches lief bereits in Italien im Dezember 1978 ab und vorher schon am 17.Februar 1975.
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