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14.04.2002


    
UFO-Hafen in Bocaiuva: Bürgermeister Berti schlägt wieder zu

Neuer Touristen-Gag in Planung - der gar nicht so neu ist und geradezu schon "Altbacken"

Von Emilio Rappold, dpa =Rio de Janeiro (dpa), 14.April 2002 - Elcio Berti schlägt wieder zu. Der für seine ungewöhnlichen Initiativen gefürchtete Bürgermeister der 10 000-Einwohner-Gemeinde Bocaiuva do Sul will einen "Flughafen für Unbekannte Fliegende Objekte" bauen lassen - mit Steuergeldern. Von den brasilianischen Medien wird Berti schon seit geraumer Zeit als "verrückt" bezeichnet. "Wir wollen Leute aus dem gesamten Universum empfangen, sind für alles offen", erklärte der 40-jährige Bürgermeister in einem Gespräch mit der Internet-Zeitung "Tudo Parana" das ungewöhnliche Projekt, das am Freitag anlässlich des 131. Gründungstages von Bocaiuva im südbrasilianischen Staat Parana offiziell verkündet werden sollte. Über die Kosten des "UFO-Hafens" wurde vorerst nichts bekannt.

Wer Berti nicht kennt, der könnte an einen verspäteten Aprilscherz denken. Der Mann hat aber eine Vorgeschichte: Im Jahr 2000 verbot er einfach drei Tage vor Weihnachten den Verkauf von Tabakprodukten. Mit der Maßnahme wollte er "der Bevölkerung bessere Lebensbedingungen bieten". Kontrolleure der Stadtverwaltung gehen seitdem regelmäßig auf die Straßen, um über die Einhaltung des Verbots zu wachen. "Wer früher sterben will, der soll früher sterben. Aber Bocaiuva wird nicht Komplize des Selbstmords, wir verbieten einfach dieses verdammte Kraut, das Menschen zerstört", meinte er damals. In die Schlagzeilen der brasilianischen Medien war Berti aber schon früher gekommen. Bereits 1998 sorgte er im südamerikanischen Land für Aufsehen, als er in seiner Stadt den Verkauf von Verhütungsmitteln untersagte und die kostenlose Verteilung des Potenzmittels Viagra versprach, um die Einwohnerzahl Bocaiuvas zu erhöhen und so mehr Finanzmittel vom Bund zu bekommen. Die Aktion wurde damals aber schon nach wenigen Tagen abgeblasen, weil Ärzte ihn bald von den Gefahren des Vorhabens hatten überzeugen können. Ungeachtet seiner allzu beherzten Vorhaben ist Berti in seiner Gemeinde äußerst beliebt. Ende 2000 wurde er mit großer Mehrheit der Stimmen für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Ein Kettenraucher, der Berti seine Stimme gab, bereute seine Wahl-Entscheidung nicht. "Unser Bürgermeister ist zwar ein bisschen verrückt, aber er will nur unser Bestes." Anders denkt Bertis politischer Rivale und Stadtratspräsident Antonio Barros. "Der Mann hat einfach zu viel Zeit", versichert er immer wieder.

Solche PR-Gag-Ideen sind keineswegs neu. Hier einige Muster: Zum Jubiläum ein Landeplatz für die UFOs hieß es laut AP aus Lake City und in der Frankfurter Rundschau konnte man am 26.Januar 1976 lesen: Bürger von Lake City im Bundesstaat Pennsylvania wollen die Feiern zum 200-jährigen Bestehen der Vereinigten Staaten in diesem Jahr mit einer Besonderheit garnieren: Sie bauen einen landeplatz für Raumfahrzeuge unbekannter Wesen aus dem All. Diese Idee ist durchaus ernst gemeint, auch wenn dafür keine Steuergelder ausgegeben werden. Die Kosten in Höhe von rund 6.000 Dollar sollen durch Spenden und Sammlungen aufgebracht werden. "Wir wollten etwas anderes machen", erläuterte Jim Meeder, der Organisator dieses Projekts. "Alle andere blicken 200 Jahre zurück und restaurieren Gebäude und schreiben Bücher. Wir wollen in die andere Richtung sehen - in die Zukunft." Über der Stadt am Erie-See sollen in der jüngeren Vergangenheit schon mehrmals unbekannte Flugobjekte - UFOs - aufgetaucht sein. deshalb ist mancher Bürger der Meinung, daß diese Gegend für Außerirdische attraktiv sein könnte. "Niemand weiß genau, was das für Dinge waren", sagte Meeder." Aber wir dachten uns, wenn es wirklich UFOs waren, dann könnten wir ihnen auch einen Landeplatz anlegen." Er hat ein Grundstück am See zur Verfügung gestellt, das nach seiner und seiner Helfer Meinung groß genug ist, ein Raumfahrzeug von einem anderen Stern aufzunehmen. Der Landeplatz wird von drei Ketten roter, weißer und blauer Scheinwerfer umgeben sein.

Landepiste für UFOs gebaut meldeten dpa/UPI aus Bordeaux und die Frankfurter Rundschau vom 17.August 1976: Der erste "UFOport" - eine Landepiste für "Fliegende Untertassen" oder unbekannte fliegende Objekte (UFOs) - ist in Ares in der Region von Bordeaux in Frankreich eröffnet worden. Der "UFOport" war die Idee eines Flughafentechnikers namens Robert Cotten, der erklärte: "Wenn UFOs so selten landen, dann, weil es nirgends eine Landemöglichkeit für sie gibt." Cotten beschloß, das wettzumachen, was er "das Versagen der staatlichen behörden" auf diesem Gebiet nennt. Er richtete deshalb mit Unterstützung des Bürgermeisters von Ares seinen "UFOport" ein, komplett mit Windsäcken und Pistenbeleuchtung. Der "UFOport" wurde am vergangenen Wochenende mit großem Pomp eröffnet. In seiner Rede kündigte der Bürgermeister an, daß für die ersten den "UFO-Landeplatz" benutzenden "Fliegenden Untertassen" keine Landegebühren erhoben würden. Anwesend bei der Einweihungsfeier war außer den Mitgliedern des Stadtrates auch ein Vertreter der französischen Luftwaffe.

Ein Landeplatz für Fliegende Untertassen soll in Syrgenstein eingerichtet werden. Erster Bürgermeister Karl Schmidt informierte die Gemeinderäte kürzlich bei einer Ortsbesichtung über das Projekt, das vom Bundesministerium für Forschung und Technologie unterstützt wird. Auf unserem Bild deutet Schmidt auf die Stelle, wo UFOs, wie Fliegende Untertassen in der Fachsprache genannt werden, einmal landen sollen. Um die Eignung des Platzes oberhalb von Syregenstein zu testen, wurde ein ferngesteuertes Modell einer Fliegenden Untertasse eingesetzt, das einige Landeanflüge absolvierte, die befriedigend verliefen. Die Schaffung des Landeplatzes hatte ein UFO-Kongress empfohlen, der, wie seinerzeit berichtet, im August 1980 im Restaurant Syrgenstein tagte. Veranstaltet worden war der Fachkongress von CENAP, dem "Centralen Erforschungsnetz für außergewöhnliche Phänomene". BM Schmidt hatte den Vorschlag von CENAP gerne aufgegriffen, da er sich von dem Landeplatz eine weitere Belebung des Fremdenverkehrs in der Gemeinde erhofft. (Donau Kurier, 1.April 1982)


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