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07.04.2002

    
Deutschlands-"Super-UFO" 2002 und was dahinter steckt

Die Samstag-Nacht des Feuerballs: 6.April 2002

Nach all den Aufregungen rund um die Entwarnung zum "Oster-UFO-20002", der Venus, ging ich in der Erwartung einer ruhigen Nachfolgezeit ins erste April-Wochenende. Doch es kommt gelegentlich anders als man denkt. Seit einer halben Stunde schaute ich auf Pro7 "Stirb langsam II". Gegen 22:45 h klingelte das Telefon und ein Herr aus Darmstadt berichtete mir aufgeregt von "einer hellen, grün-weißen, mondgroßen Feuerkugel" die "gerade eben" schier horizontal über den Himmel gegen Süden geschossen sei. Sie besaß einen kurzen Schweif und irgendwie lag beim 3 - 5 Sekunde dauernden Durchgang eine Art "Grollen" in der Luft, dann verschwand sie sich scheinbar aufspaltend am Horizont. Uhrzeit der Observation genau 22:20 h. Der Mann war "super-beeindruckt" und "wußte gar nicht was er denken sollte". Da er sich noch an die dpa-Meldung über die "UFOs zu ostern" in seiner Zeitung erinnerte, wühlte er sofort seine alten Zeitungen durch und fand dort schnell den entsprechenden Artikel, machte sich ans Telefon und rief die Auskunft an und schon meldete er sich in Mannheim. Ich dachte gleich an eine große Sternschnuppe, klärte den Mann auf und dachte, dass damit die Sache erledigt sei.

Doch Pustekuchen. Eine halbe Stunde später war der Spielfilm im Fernsehen für mich endgültig erledigt und die Anrufe landeten bei mir Schlag auf Schlag in dieser Reihenfolge. Menschen aus Miltenberg, Mosbach, Bad Mergentheim, Würzburg, Offenbach, Lichtenfels, Haßloch, Lahr, Krumbach, Gengenbach, Augsburg, Ulm, Donauwörth und nahe Oberndorf erreichten mich. Alle beschrieben im Kern ein und das selbe Phänomen zur selben Uhrzeit ausgemacht zu haben. Manche hörten Geräusche wie "fernen Donner", andere wieder gar nichts. Fast alle berichteten, dass sie darauf aufmerksam wurden, weil es "plötzlich taghell um sie herum" war oder "ein greller Lichtschein vom Himmel ins Zimmer fiel" - für Sekundenbruchteile, dann sahen die Leute "ein glühendes Ding über den Himmel schießen". Die Bahnbewegung ging wegen Unkenntnis von Himmelsrichtungen in den verschiedenen Meldungen etwas konfus durcheinander und waren widersprüchlich, aber im Kern war die Bewegung gegen Süden bzw Südosten gerichtet. Gelgentlich wurde auch aus dem "Grün-Weiß" ein "Blau-Weiß". Und je weiter die Meldungen nach Süden hin gingen, je eher wurde auch berichtet, wie das "Originalobjekt" zerbrach und dann "zwei" oder "drei" "Kugeln fangen spielten und wie hintereinander her jagten" wie ein Herr aus Donauwörth es formulierte. Das "Zerplatzen" oder "Zerteilen" wurde oftmals als "rot-weißer Vorgang" beschrieben, genauso wie das Vergehen. Es gab nur einen Ausreißer in der Darstellung der Zeitdauer. Eine ältere Dame aus Lahr meinte, "dass das Ding eine halbe Minute lang quer über den Himmel dahinzog und Funken schlug".

Gegen 1:30 h schaute ich in der Beobachtungssparte von www.astronomie.de nach, ob auch Astro-Leute davon etwas bemerkt haben. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass offenkundig das superschöne Wetter viele Himmelsbegeisterte verlockt hatten, sich einen "Spechtelabend" zu leisten - der neue Komet mit dem Namen ähnlicher einer nordischen Möbelhauskette machte diese Leute neugierig. Gleich als erste Meldung meldete sich Stephan Psy, der in Oberösterreich auf Himmelsschau gewesen war und mit Blick Südwesten "einen Meteor wie ein Feuerwerk, blendend hell, von Vollmondgröße, grünlich-blau und orange" gesehen hatte, der dann in mehrere Stücke zerbrach und in einer hellen Rauchwolke verging, die "noch einige Sekunden nachglühte". Ein Kometenjäger aus Bad Tölz bestätigte daraufhin die Meldung und berichtete nach der Beobachtung von genau 22:20 h nach ein paar Minuten eine Art "doppelten Donnerschlag" vernommen zu haben und aufgrund der Schallgeschwindigkeit berechnete, dass das Durchgangsobjekt wohl 80 km hoch war. Er beobachtete auch wie die "Feuerkugel im Zenit in 3 helle, grüne Lichtkugeln zerbrach". Weitere Observer hatten sich hier mit ihren aktuellen Beobachtungen eingetragen.

Kaum hatte ich mich aus dem I-Net zurückgezogen klingelte schon wieder das Telefon und Leute aus Schwäbisch Gmünd, Auerbach, Aschaffenburg sowie Ruppertshofen waren "endlich" zu mir durchgekommen. Alle berichteten eindeutig das selbe Phänomen. So "aufgedreht" einige dieser Leute auch waren, in Anbetracht meiner langen Erfahrung auch als Amateurastronom waren die Meldeeingänge "komischer Objekte", "Mega-UFOs" und "ungewöhnliche Flugkörper" dieser Art für mich eher langweilig, dennoch widmete ich mich den ernsthaften Anliegen der Leute, die einfach nur wissen wollten was da los gewesen war. Etwa 8 % aller hierzulande gemeldeten UFO-Erscheinungen dieser Natur sind - Feuerball-Boliden, "der große Bruder der Sternschnuppe" (größere Meteore). Dieses kosmische Spektakel in der deutschen Lufthülle ist so "neu" nicht - schon etliche Male war in der Vergangenheit, genau soetwas wie jetzt aktuell geschehen, passiert und löste den gleichen Wirbel aus. Um 3 h hängte ich den Telefonhörer aus und ging endlich zu Bett - sonst hätte dies wohl kaum ein Ende gefunden.

Weitere (Vergleichs-)Berichte dieser Natur finden Sie unter http://www.alien.de/kirstein/idf.html im Projekt UFO-Identifizierung.

Externe Links

http://www.alien.de/kirstein/idf.html

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