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13.11.2001 |
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In Sachen UFO-Sektenunwesen gibt es News Berchtesgaden: Von UFOs, Engeln und Geistigen Welten Mitglieder der inzwischen aufgelösten Vereinigung "Metharia e.V." haben sich in Marktschellenberg niedergelassen. In Eckernförde in Schleswig-Holstein wollten sie ein "Geistchristliches Zentrum" aufbauen und Kontakt zu Außerirdischen herstellen. Die Vereinigung wurde als Sekte eingestuft. In Schellenberg veranstalten sie Seminare und Gesprächskreise. Kinder und ältere Leute sollen gezielt angesprochen worden sein. Auf dem Planeten Metharia geht es sehr friedlich zu. Üppige Vegetation bedeckt das Festland und die Bewohner, die Santiner, leben in vollkommener Harmonie. Jeder Santiner hat genug zum Leben. Neid und Missgunst kennen sie nicht. Diese paradiesischen Zustände soll es 40 Billionen Kilometer von unserer Erde entfernt im Sonnensystem Alpha Centauri auf Metharia geben. Ihre Bewohner haben uns anscheinend einiges voraus, so sind sie in ihrer Entwicklung so weit fortgeschritten, dass sie die materielle Ebene größtenteils hinter sich gelassen haben und auf ätherischen und astralen Ebenen über dem fruchtbaren Planeten herumschweben. Sie sind ein reiselustiges Völkchen, diese Santiner und ihre ausgedehnten Weltraumreisen mit Überlichtgeschwindigkeit betätigten sie durch Dematerialisation. Hilfsbereit wie sie sind, würden die Santiner gerne sich auch zu uns hin materialisieren. Aber irgendwie kam der Kontakt nicht so recht zu Stande. Von Außerirdischen entführt? Dem abzuhelfen hatte sich Mitte der 90er- Jahre eine Gruppe von Menschen in Eckernförde in Schleswig-Holstein zum Ziel gesetzt. Nun ist es eine nicht unbedingt alltägliche Idee, außerplanetarische Bekanntschaften zu fördern. Edeltraut Schröder hatte sie. Denn ihr war angeblich ein "Santiner" erschienen und hatte Kontakt mit ihr aufgenommen. Damit sie sich wohl mit den Außerirdischen vertraut machen konnte, kümmerten sich die Bewohner von Metharia um eine "Fortbildung" ihres ausgewählten Mediums Edeltraut Schröder. Mittels "Beamstrahl", berichtet Frau Schröder, wurde sie von der Straße weg vom Raumschiff der Santiner abgeholt und auf die Venus gebracht. Denn bei ihren Freunden, den Venusianern, unterhalten die Santiner einen Stützpunkt. Auf der Venus machte Edeltraut Schröder einige Erfahrungen. Ihre Aufgabe sei es nun, so berichtet sie, den Menschen von den Santinern zu erzählen, den wahren Glauben zu verkünden, Menschen um sich zu sammeln und mit ihnen ein "Geistchristliches Zentrum Metharia" auf der Erde zu gründen. Tatkräftig ging Edeltraut Schröder ans Werk. Unterstützt durch ihren täglichen Kontakt mit den Santinern rief sie einen Verein ins Leben, Metharia e.V. Die Zeit drängte, denn laut Santiner sollte damals, Ende der 90er-Jahre die Welt vor einer großen Katastrophe stehen. Sektenzuwachs zum Jahrtausendwechsel: Der Jahrtausendwechsel brachte den Ufosekten, wie Metharia e.V. eine war, regen Zuwachs. Nur jene Auserwählten bräuchten sich nicht fürchten, denn die Santiner stünden mit ihren Raumschiffen bereit, ausgerüstet mit Saugrüsseln, die Gläubigen aufzusaugen und vor der drohenden Katastrophe zu retten. Die Schleswig-Holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis warnte in einer Rede vor dem Kieler Landtag vor den diversen Aktivitäten der Sekte. "Sekten wie die esoterisch-okkulte Ufo-Sekte Metharia in Eckernförde nutzen den bevorstehenden Jahreswechsel und die damit verbundenen emotionalen Unsicherheiten in der Bevölkerung aus, um intensiv neue Mitglieder zu werben." Auch die Informations- und Dokumentationsstelle "Sekten und sektenähnliche Vereinigungen" der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein warnte vor Metharia e.V. "Unabhängig von der bereits angeregten Prüfung, ob Straftaten verfolgt werden müssen, sollte die Öffentlichkeit offiziell vor den Aktivitäten dieser neuen Sekte gewarnt werden." Der Jahrtausendwechsel nahte, nun hätte die Stunde der hilfreichen Santiner schlagen können. Aber was dann passierte, wissen wir alle nämlich nichts. Die Katastrophe blieb aus, die Santiner mussten ihre Saugrüssel wieder einpacken und der Verein von Edeltraut Schröder Konkurs anmelden. Das "Vollgeistmedium" und ihr engster Kreis suchten ein neues Betätigungsfeld. Vom Norden zogen sie ganz in den Süden, nach Marktschellenberg. Hier gingen ihre Tätigkeiten weiter. In Ettenberg und in der Schönau versuchten sie, Meditationsabende in den Kirchen abzuhalten, was aber von den zuständigen Pfarrern untersagt wurde. In Unterstein eröffnete die Gruppe ein Geschäft namens "Edel-Weiß" - "Edel" ist der Medium-Name von Edeltraut Schröder. Engel, Edelsteine, Elemente: Man warb mit dem Slogan "Bei uns können Sie ihr Herz ausschütten" für die Lebensschule, bei der so etwas wie psychologische Beratung stattfinden sollte. Daneben fanden Seminare satt, die den gesamten esoterischen Bauchladen im Angebot hatten: Farben als Hilfe, Klangschalen, mit Engeln leben, Edelsteine, Elemente und Aura, Chakrenlehre. Für Kinder wurden Mandala-Malnachmittage veranstaltet. Die meisten Dienste der Lebensschule Edel-Weiß basierten auf Spendenbasis. Denn Edeltraut Schröder hat keinerlei anerkannte Heilausbildung. Nur wenn sie auf Spendenbasis arbeitet, kann sie verhindern, mit dem Heilpraktikergesetz in Konflikt zu geraten. Das Geschäft hielt sich nicht lange, und Anfang dieses Jahres wurde das Gewerbe in der Schönau abgemeldet. Die Aktivitäten des Kreises hörten damit allerdings nicht auf. Nach wie vor finden in einem gemieteten Raum in Schellenberg Seminare statt. Auf mit strahlenden Gestalten bunt bebilderten Faltblättern wirbt Schröder für ihre "Seminare in den Bergen Seminare ganz besonderer Art". Fragt man in Schellenberg herum, so erzählen die Leute, dass ältere Mitbürger von Mitgliedern des Kreises um Edeltraut Schröder herum angesprochen wurden, ob man ihnen nicht helfen könne. "Hilfe zur Selbsthilfe" nennen sie es. Auch allein erziehende Mütter sollen aufgefordert worden sein, ihre Kinder zu den Mandala-Malnachmittagen zu schicken. Dort werden allerdings nicht nur Mandalas gemalt. Den Kindern wird so "nebenbei" anscheinend auch einiges von der mit christlichen Elementen verbrämten Weltsicht des Kreises vermittelt. "Mögen unsere Herzen sich in Liebe verbinden". So endet ein Info-Brief von Edeltraut Schröder. Es kann jeder selbst entscheiden, ob er das möchte. CGM (Quelle: Berchtesgadener Anzeiger, 13.November 2001)
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