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27.10.2001


    
Die "Okkult-Ecke" von Gerald Hofmann

Heute: Zu Halloween (31. Oktober) das Thema: Geister und Gespenster

Wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen einem „Geist“ und einem „Gespenst“? Im normalen Sprachgebrauch werden beide Begriffe eigentlich für ein- und dasselbe verwendet: Nämlich sogenannte „Spukerscheinungen“. Der Begriff „Geist“ steht im Okkulten jedoch für die menschliche Seele, die angeblich zur Erde zurückkehren kann (oder dieselbe gar nicht erst verlässt) und dann zum „Gespenst“ wird, das ahnungslose Zeitgenossen mit seinem Erscheinen erschreckt.

Wie hängen die geisterhaften Spukerscheinungen und andere okkulte Begriffe wie das Gedankenlesen, die Jenseitsstimmen, Poltergeister usw. eigentlich zusammen? Im Okkultismus greifen alle diese Erscheinungen ineinander und geben ein einheitliches Bild ab, das, sehr grob geschildert, von einer Parallelwelt ausgeht und alle „übernatürlichen“ Erscheinungen dem Kontakt zwischen der diesseitigen Welt und der jenseitigen Welt zuordnet. Diesem „Glaubensbild“ wendet sich auch in letzter Zeit verstärkt die Ufologie zu. Grundsätzlich kann man sozialgeschichtlich anmerken, dass die Erscheinung von Geistern und Gespenstern einen direkten Zusammenhang mit der jeweiligen Volksreligion hat. So sind in Japan zum Beispiel die Geister der Verstorbenen eine grundsätzliche Realität. Sie leben unmittelbar mit und bei den Lebenden in einer eigenen Welt und beide Welten greifen ineinander. Deswegen werden dort z. B. vor schwierigen Entscheidungen die Geister der Ahnen um Rat gefragt und auch regelmäßig Opfer dargebracht um die Geister zu besänftigen. Bei uns hingegen hat der Begriff „Geist“ einen etwas unheimlichen Beigeschmack, da es sich bei diesem nach christlicher Vorstellung um Seelen von Verstorbenen handelt, die zu Lebzeiten entweder schlimme Taten vollbracht haben und deswegen nicht in den Himmel dürfen (z. B. Mörder, Grenzsteinversetzer, Diebe usw.) oder direkt aus der Hölle als Dämonen auf die Erde geschickt wurden.

Was ist denn nun dran an den „Gespenstern“? Gibt es da womöglich einen wahren Kern? Nun, Gespenster sind eine Glaubenssache wie viele andere „unnormale“ Dinge auch. Aber es gibt genug seriöse Untersuchungen und Erklärungsversuche, von denen ich nachstehend einige anführen möchte:

HAMBURGER ABENDBLATT VOM 29.07.1998: SAD London. Britische Wissenschaftler haben eine Erklärung für geisterhafte Erscheinungen gefunden: Infraschall – nicht hörbare Tonwellen im niederen Frequenzbereich. Zuerst standen Vic Tandy, einem Computerexperten an der Coventry-Universität, die Haare zu Berge, als er neben seinem Schreibtisch eine furchterregende Figur entdeckte: „Grau, verschwommen und an der äußersten Sichtgrenze.“ Tags darauf ließ Tandy, ein leidenschaftlicher Fechter, im selben Raum sein Florett liegen und sah, wie das Ende der Klinge ohne erkennbaren Grund vibrierte. Die Erklärung: Eine unhörbare Tonwelle, die von einem Gebläse des Labors ausging. Als es entfernt wurde, verschwand der „Geist“. Die Gesundheitsabteilung der Universität forschte weiter und fand heraus: Infraschall, der unter anderem durch Wind, Erdbeben, Meeresbrandung und Fahrzeuge erzeugt wird, stehe auch im Zusammenhang mit Angst, Atemlosigkeit und Zittern. Mehr noch: Die Frequenz des Infraschalls liegt bei etwa 16 Hertz (Schwingungen pro Sekunde). Der menschliche Augapfel hat eine Resonanzfrequenz von 18 Zyklen pro Sekunde und könne mit dem Infraschall mitschwingen. „Dies löst die verschwommenen Visionen aus“, sagt Forschungsleiter Tony Lawrence. So fand Tandy auch eine Erklärung für weitere Geister, die er sah: „Eine Erscheinung war in einem Korridor, unter dem im Keller ein Windkanal ist, der ebenfalls niederfrequente Schallwellen erzeugt“. Er hörte Laute, als wenn jemand auf einem Flaschenhals bläst. „Es wäre interessant, alle Berichte von Spukhäusern zu untersuchen, um herauszufinden, ob die ‚Geister’ in langen, windigen Fluren erscheinen“.

COBURGER TAGEBLATT VOM 30.03.2001:

London. Ein Gespenst, das angeblich in einem Schloss von König Heinrich VIII (1491 – 1547) bei London umgeht, ist nur kalte Luft. Zu diesem Ergebnis ist der Gespensterjäger Dr. Richard Wiseman, Psychologe an der Universität Hertfordshire, gekommen. Wiseman hatte 450 Besucher des Schlosses Hampton Court Palace über ihre Eindrücke beim Durchwandeln einer besonders unheimlichen Galerie befragt und den zugigen Gang voller Geheimtüren mit Kameras überwachen lassen. In der „Spukgalerie“ soll der Legende zufolge Catherine Howard umgehen, die fünfte Frau des Königs, die er nach zwei Jahren Ehe 1542 enthaupten ließ.

Gibt es noch andere Erklärungsmöglichkeiten? Ja. So besagt eine weitere Theorie, dass bei kurzzeitiger Belichtung von Fenstern bei einem Gewitter durch bestimmte Chemikalien, die sich über die Jahre auf dem Fensterglas abgelagert haben, diese wie eine photographische Lösung wirken und durch die Belichtung ein Bild der Menschen auf den Fensterscheiben entstehen kann, die sich zum Zeitpunkt des Blitzes gerade in dem Raum aufhalten. Solche photographischen Chemikalien können sich natürlich auf jeder unbelebten Fläche ablagern und bei Belichtung entsprechend reagieren.

Ganz objektiv gefragt: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es wirklich Geister und Gespenster gibt? Meines Erachtens sehr gering. Insbesondere, wenn man sich klarmacht, dass hauptsächlich der Volksglaube die „Vermehrung“ und Erhaltung von Geisterlegenden fördert. Denn nicht umsonst sind die britischen Inseln ein „Hort“ der Geister und Gespenster, da die dort lebende Bevölkerung sehr traditions- und geschichtsbewusst ist. Auch das Klima dort ist dem Geisterglauben sehr zugetan, denn gerade in der regnerischen und dunklen Jahreszeit sieht man Dinge, die man bei Licht betrachtet, ganz anders beurteilt. Deshalb werden dort auch die Geister und Gespenster in den Sagen und Legenden weiterleben und es wird auch das eine oder andere „neue“ Gespenst auftauchen und sich den traditionellen Schlossgeistern zugesellen.

Literaturhinweise:

Hamburger Abendblatt vom 29.07.98

Coburger Tageblatt vom 30.03.2001

Marsden, Simon; Geistersuche; Eulen-Verlag; Freiburg 1994


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