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31.08.2001


    
Österreichs größte Tageszeitung warnt vor Bluff des Jahres

"Unsolved Mysteries: Die Welt des Unerklärlichen" - eine Ausstellung und ihre vernichtende Kritik

Vorsicht: Der Bluff des Jahres hieß eine Meldung im österr.Massenblatt KURIER vom 21.August: Als "Sensation des Jahres" wird die Ausstellung "Unsolved Mysteries: Die Welt des Unerklärlichen" im Vienna Art Center angepriesen. Unter den mehr als 250 Objekten ist aber allzu viel Zweifelhaftes und Falsches! Richtiger wäre: "Der Bluff des Jahres". Vorsicht! Der Marketingmann Klaus Dona hat bisher einige Ausstellungen wie "Glanz des Hauses Habsburg" und "Rubens und seine Zeit" organisiert, dafür standen ihm beste Materialien aus Österreichs Museen und der Akademie-Galerie sowie gute Fachleute zur Verfügung. Jetzt hat Dona es mit "Ungeklärten Rätseln" einmal versucht - und ist dabei kläglich gescheidert. Natürlich gibt es "Dinge zwischen Himmel und Erde" über denen Wissenschaftler schon lange grübeln. Aber wegen eines in weichen Stein "eingebackenen" alten Hammers werden wir doch nicht gleich die ganze Evolutionstheorie über Bord werfen! Ganz zu schweigen von so genannten "Menschenspuren" in Stein, einem versteinerten "Finger" (wohl ein Zapfen aus einer Tropfsteinhöhle). Darüber sollen wir staunen? Im Katalog steht, woher all diese "Wunder" stammen, dann löst sich das angebliche "Rätsel" von selbst: aus einem "Creation Evidence Museum" ("Schöpfungs-Beweis-Museum) in texas. Also aus dem berüchtigten Bibel-Gürtel der USA, wo die radikalsten Fundamentalisten sitzen und bis heute verhindern, dass an vielen Schulen Darwins Evolutions-Theorie auch nur erwähnt wird! Hat man diese unglaubwürdige "Wunderkammer" passiert, wird´s noch skurriler: Da will man uns die Nomoli-Steinfiguren aus Sierra Leone, die man in jedem Sothebys-Katalog findet, als großes Rätsel der Menschheit "verkaufen". Dieses Rätsels Lösung: Man weiß eben noch nicht allzu viel über Nomolis, genau wie über andere Dinge. Dort hat die Archäologie noch viel zu tun. Weiteres ist eingach nur von schwacher Qualität und reinster Touristen-Kitsch. Und die angeblich wichtigen Stücke sind sowieso nur als Kopien da. Die vielen Tonfigürchen von Sauriern und Fantasiewesen ohne jede Patine erscheinen genauso zweifelhaft wie glatt polierte, schwarzen Steinobjekte und die Steinreliefs von Christus, Römern, Irokesen usw aus einer "Burrows-Höhle" in Illinois. Da hat sich wohl jemand einen Scherz erlaubt! Da staunen nur leichtgläubige Besucher. Wie über die Reliefs und Knochenschnitzereien aus der bekannten Sammlung Pater Crespis: Dieser angebliche "Schatz uralter, unbekannter Kulturen" ist schon in den 60er Jahren durch alle Illustrierten gegeistert, bis er sich als rezenter Kitsch entpuppte!

Es ist auch Echtes unter dem Falschen: eine schöne Olmeken-Figur, alte Valdivia-Figürchen, manche präkolumbische Keramik. Wenn aber etwas sichtlich echt ist, wird oft ein "geheimnisvoller", unsinniger Text dazugedichtet: Weil ein Kopf aus Kolumbien eine hohe Haube trägt, wird er gleich mit dem bekannten Kopf der Nofretete aus Ägypten verglichen. Aus bloß formalen Ähnlichkeiten werden vorschnell Kulturkontakte konstruiert. Das ist einfach unzulässig! Bei so vielen "Rätseln" dürfen Hinweise auf den ganten UFO-, Atlantis- und Esoterik-Unsinn sowie eine "Däniken-Abteilung" nicht fehlen: Jedes Figürchen mit Feder- oder Helm-Maske (wie sie z.B. Azteken-Krieger trugen) wird da zum möglichen Astronauten oder "Außerirdischen". "Wir haben viele große Museen um Leihgaben gebeten. Aber sie haben alle abgelehnt", lüftet Klaus Dona selbst das Rätsel, wie soviel Dubioses nach Wien gekommen ist: "Wir mußten zuletzt nehmen, was wir von irgendwo bekommen haben." So sieht es auch aus! Denn das einzige wirkliche Rätsel in der Ausstellung über "Ungeklärte Rätsel" ist: Wie kommt das sonst so honorige Wiener Naturhistorische Museum dazu, so einem zweifelhaften Sammelsurium einen ganzen Raum mit gutem Material aus seinen eigenen Sammlungen zur Verfügung zu stellen?


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