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19.07.2001 |
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Musiker und UFO-Autor Luc Bürgin fiel auf Ente herein Schweizer Zeitung: Ungeahnte Folgen einer Rorschacher «Ente» In der Sommerferienzeit ist leider fast nichts mehr los. Trotzdem muss der Redaktor eines Lokalteils seine Seiten täglich mit aktuellen Meldungen füllen. Was tun? Da ist Fantasie gefragt! «Aus dem Daumen gesogen» Es war im Juli des Jahres 1965, als ein Redaktor-Stellvertreter im Büro des «Ostschweizer Tagblatts» in Rorschach sass und sich verzweifelt nach einer aufregenden Story sehnte. Alle Baustellen hatte er bereits abgeklappert, die Hobby-Fischer an der Ufer-Promenade interviewt, das Wetter kommentiert ... Da brachten ihn die damals grassierenden Meldungen von überall gesichteten Ufos (Unidentifizierte fliegende Objekte) auf die Idee, einen entsprechenden «Leserbrief» zu bestellen. Ein Freund übernahm diese Arbeit und berichtete, «total aus dem Daumen gesogen»: «Es war gegen drei Uhr morgens, die letzten Gäste hatten uns soeben verlassen. Meine Frau bat mich, die Fenster zu öffnen, damit der Zigarettenrauch abziehen könne. Die Fenster unserer Wohnung gehen nach der Seeseite hinaus. Ich kam dem Wunsch meiner Frau nach. Als ich einen prüfenden Blick über den See warf, um das Wetter zu bestimmen, entdeckte ich plötzlich hoch über dem Wasser ein starkes Leuchten. Ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen, denn das konnte doch nicht die Sonne sein, um diese Zeit und in dieser Himmelsrichtung. Doch auch nach starkem Ausreiben der Augen verschwand die merkwürdige Erscheinung nicht, sondern gewann noch an Leuchtkraft. Ich muss aber betonen, dass ich durchaus nüchtern war. Darauf fixierte ich die Erscheinung noch stärker und vermochte nunmehr zu erkennen, dass es sich um einen scheibenartigen Körper handelte, der zuerst langsam, dann aber immer schneller Richtung Lindau entschwebte.» Das schlechte Gewissen Diese «Ente» wurde also im Juli 1965 von einem mutwilligen Redaktor auf oder über den Bodensee entlassen. Aber inzwischen kann man sie sogar nachlesen im Buch «Ufos über der Schweiz» des heute 31-jährigen Baslers Luc Bürgin (erschienen im Dezember 1999 im deutschen Jochen-Kopp-Verlag). Wer konnte damals schon ahnen, dass ein fleissiger Ufo-Nachrichtensammler auch diese «Ente» gewissenhaft archivierte und dass sie dann 34 Jahre später in einem durchaus seriös recherchierten Buch wieder auftauchte. Peinlich! Der «Verbrecher» jener Falschmeldung, der sich das genannte Buch vorher nichtsahnend als Rezensionsexemplar hatte kommen lassen, wurde natürlich vom schlechten Gewissen gepackt, entschuldigte sich schriftlich und wortreich beim Verfasser und fügte bei: «Ich kann ja nur hoffen, dass Sie nicht noch weiteren solchen Falschmeldungen aufgesessen sind.» Und: «Hoffentlich ändert das nichts an der Glaubwürdigkeit Ihres Buches.» «Soweit möglich überprüft» Luc Bürgin, Autor auch von Büchern wie «Irrtümer der Wissenschaft», «Mondblitze» und «Geheimakte Archäologie», trug es mit Fassung. Er faxte prompt zurück: «Haben Sie besten Dank für Ihr Schreiben - über das ich herrlich schmunzeln konnte.» Und er stellte ausserdem fest: «Beinahe alle Berichte im Buch sind - soweit noch möglich - überprüft. Einen Grossteil der Zeugen habe ich persönlich befragt, alle anderen ´Protokollführer´ sind mir persönlich bekannt. Wer vermutet die Zeitungsente schon in einem Leserbrief?» Mit Vorsicht geniessen Wie sagte doch schon Goethe (im Zweifelsfalle ist es fast immer von Goethe, und hier sogar aus dessen «Faust»): «Denn was man schwarz auf weiss besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.» Tja, aber manchmal sollte man es ausserdem noch mit Vorsicht geniessen, nicht wahr? Ralph A. Ottinger St. Galler Tagblatt, 18.7.2001 (RG) |
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