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19.04.2001


    
(Schlechte) UFOlogie-News aus aller Welt

Update: Carlos Diaz in der Klemme

Bleiben wir noch in Mexico und kommen über Maussan zu dem Kontaktler sowie Profifotograf Carlos Diaz, der von Maussan und anderen in den Himmel gehoben wird (gerade auch wegen Foto- und Videoaufnahmen über ein angebliches "Plasma-Schiff"). Wie UFO Magazine ebenso in der Ausgabe berichtete, gab es bereits im mexikanischen Fernsehen (auf einem Konkurrenzkanal zu dem wo Maussan arbeitet) eine Dokumentation zum Fall Diaz, in welcher gezeigt wurde wie örtliche Glasbläser ein "Plasma-Schiff" mit allen Details kurzerhand erschufen, welches genau dem von Diaz bevorzugten Modell glich. Man zeigte sogar wie ein "Lichtstrahl" darauf projiziert wurde, wodurch der selbe Effekt entstand wie in einem der Videos von Diaz zu sehen ist, wo das "Plasma-Schiff" einen "Laser" abstrahlt. Maussan ist aber nicht der einzige "weltbekannte UFO-Forscher", der dabei versagte mal bei den örtlichen Glasbläsern vorbeizuschauen, auch Hesemann zählt dazu. Offenbar kamen sie erst gar nicht auf den Gedanken, weil Diaz ja so ein nettter und sympathischer Herr ist. Hesemann bekam für seine beiden neuerlichen Videos namens "Schiffe aus Licht" (je DM 88,-) zu diesem "bestdokumentierten UFO-Kontaktfall" (nach Billy Meier aus der Schweiz) in den USA freilich gerade wieder einen "Publikumspreis", den EBE-Award der UFOlogen, den sie sich selbst gegenseitig verleihen. Ausgerechnet jenes Magazin in England, welches ehemals Hesemann als "Deutschlands führenden UFO-Experten" (siehe die verkaufswirksame Buchdeckel-Werbung von »Geheimsache U.F.O.«) bezeichnete, hat mal wieder einen Fall verbrannt, den dieser "Experte" hochhält. Bereits nach dem MJ-12-Flop hatte es Spannungen zwischen Hesemann und seinen britschen Freunden (die Birdsall-Brothers als Herausgeber vom UFO Magazine, ehemals Quest, hatten die "Akten" genauso wie den Santilli-Alien-Autopsie-Film in deren Folge als Fälschungen verbrannt während Hesemann weiterhin an ihnen als "Beweise" festhielt) gegeben, weswegen sie sich dann auch nicht mehr wechselseitig auf ihren Kongressen einluden und nicht mehr erlaubten wechselseitig Artikel in den Zeitschriften zu übernehmen.

Das Rätsel von Cape Cod, Massachusetts, 1953. Barry Greenwood´s Newsletter U.F.O.Historical Revue vom Februar 2001 hatte ebenso eine Überraschung parat. Und zwar über einen alten UFO-Klassiker, der in den 70er Jahren aufkam, als ein Gentleman namens Clarence Dargie behauptete in seiner Dienstzeit als Sicherheitsoffizier 1953 auf der US-Luftwaffenbasis Otis bei Cape Cod mitbekommen zu haben wie eine speziell-ausgerüstete F-94C (ein Allwetter-Abfangjäger mit elektronischer Ausrüstung) nach einem UFO-Radarkontakt nächtlings aufstieg, um das geortete Objekt aufzuklären- er selbst habe die Untersuchung des Geschehens bald darauf begleitet und wisse daher alles aus erster Hand. Doch direkt nach dem Start gab es eine elektromagnetische Einwirkung auf das Flugzeug und nach und nach versagten alle Instrumente. Wie Dargie erklärte sei die zweiköpfige Crew dann nach Absprengen der Kanzel im Fallschirm abgesprungen. Doch, und jetzt kommt das eigentliche Wunder, nur der Pilot der Maschine, ein Captain Suggs, kam zu Boden - Maschine und Navigator Robert Markhoff seien nicht abgestürzt, sondern einfach in der Luft am Himmel verschwunden. Suggerierend, dass das UFO Mann und Maschine irgendwie aufgesogen habe. Der Öffentlichkeit habe man über den PIO gesagt, dass die Maschine ins Meer vor Cape Cod gestürzt sei, aber in Wirklichkeit sei dies eine Cover-Story gewesen. Seither wurde diese Geschichte immer wieder ungeprüft in den US-UFO-Medien genauso abgedruckt. Was für eine Geschichte!

Greenwood nahm sich des Falls an und überprüfte ihn. Erstens stellte er anhand der alten Personalakten fest, dass es einen Captain Suggs dort niemals an der Otis AFB gab, genausowenig wie den Navigator Markhoff, zudem der UFO-Fall auch nirgends in den Blaubuchakten verzeichnet ist. Zweitens überprüfte er die alten Ausgaben der regionalen Cape Cod Times und fand auch da keinerlei Hinweis zwecks einem UFO-Einsatz, sondern zwei Zeitungsberichte vom 14.August 1952 und Juni 1953 über zwei Flugzeugunfälle mit F-94ern ohne jeglichen UFO-Bezug. Beide Berichte zweigten auf, dass der angebliche Zufallszeuge diese beiden Ereignisse miteinander vermischt hatte und das UFO dazu erfand oder hier Erinnerungen an einen anderen Fall einbrachte (in beiden Fällen waren aber die Crash-Maschinen einwandfrei abgestürzt, wie entsprechende Trümmerfelder und Augenzeugenberichte zu den Unfällen auswiesen). Auf jeden Fall sind dabei zwei Punkte entscheidend: 1) Die Story des Mannes stimmte so oder so nicht und 2) wurde sie bisher noch nie überprüft, obwohl drei Jahrzehnte ins Land gingen. Und dies obwohl es damals noch vier mächtige UFO-Forschungsorganisationen wie APRO, CUFOS, MUFON und NICAP gab (so ihr Selbstverständnis). Alle schrieben zwar darüber, aber untersucht und recherchiert hatte niemand.

Die Lehre ist wieder einmal, das man jeden Stein umdrehen sollte bevor man angeblich dramatische und sensationelle UFO-Fälle öffentlich macht. Weiß man selbst nicht weiter, sollte man auch mal einen fallerfahrenen und praktisch arbeitenden UFO-Skeptiker zu Rate ziehen. Zudem sollte man sich immer versichern, dass die "Fakten" eines UFO-Falls auch wirklich ihn unterstützen (und nicht nur durch die rosarote Brille so erscheinen!), sonst graben irgendwann recherchefreudige UFOlogie-Kritiker die "Leichen im Keller" aus, weswegen es dann zum Himmel hoch stinkt und die UFOs vertrieben werden. Und das Märchenerzähler immer wieder gerade auf diesem Nebel-Teppich der Grenz- oder Parawissenschaften unterwegs sind, auch solche die angeblich mal in Uniform umhermarschierten, ist ja auch nichts Neues. Was man darüber hinaus noch mitnehmen kann ist die Einsicht, dass man in der ufologischen Spekulativszene nichts als gegeben akzeptieren darf - egal mit welchen zunächst gut-klingenden und überzeugend-wirkenden Hohlformeln dies verpackt wurde. Denn wer sich darauf verläßt ist wirklich verlassen und läuft Gefahr die Bodenhaftung zu verlieren und auf falsche Propheten hereinzufallen, die ihnen ein falsches Weltbild mit einer daraus erwachsenden Irrlehre einimpfen.


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