. Zurück C E N A P

17.03.2001


    
Weser: UFO abgestürzt hieß es am 12.Januar 1979 in BILD

Fortsetzung des deutschen Re-Entry-Falls

Schubdüse einer Rakete stürzte auf einen Acker meldete die Hannoversche Allgemeine Zeitung am 13.Januar 1979: Bei dem etwa 1,10 Meter langen und zehn Kilogramm schweren, teilweise verglühten Metallkegel, der in der Neujahrsnacht in Bruchhagen bei Nienburg auf einem Acker gestürzt ist, handelt es sich nach Angaben des Luftfahrtbundesamtes in Braunschweig um einen Teil einer Schubdüse. Derartige Düsen befinden sich - so das B raunschweiger Amt - an "jeder normalen Rakete". Deshalb könnte über den Typ der Rakete und ihre Herkunft noch nichts gesagt werden. Der Metallkegel war zunächst als Teil eines unbekannten Flugobjekts (UFO) angesehen worden. Er befindet sich gegenwärtig im Bundesverteidigungsministerium, wo er genau analysiert wird. In Nienburg und Umgebung wird damit gerechnet, dass nach der Schneeschmelze weitere Raketenteile im südlichen Kreisgebiet und im angrenzenden Nordrhein-Westfalen gefunden werden.

Keiner weiß, wohin das UFO entschwand meldete Niels N.von Haken (Reuter) am 15.Januar 1979 in der Frankfurter Rundschau: Glaubt man Augenzeugen, so haben zur Jahreswende bei Nienburg an der Weser Außerirdische den Weg zu unseren Planeten gefunden. "Da geben wir nicht so gern Auskunft", bescheidet die Polizei in Stolzenau neugierige Frager. Indes haben mehrere Bewohner umliegender Ortschaften von dem Ding berichtet, das da vom Himmel gefallen war. Der kegelförmige Weltraumfindling geistert seit Tagen von einer Behörde zur nächsten. ... Spezialisten einer in Stolzenau stationierten niederländischen NATO-Einheit rückten vorsichtshalber zur Strahlenmessung an - kein Befund. Eine erste Untersuchung ergab, dass der Kegelkörper aus einem Stück gegossen sein mußte. Am unteren Ende wurde ein Durchmesser von 77 Zentimetern, an der Spitze von 30 Zentimetern gemessen. Die doppelte, geriffelte Wandung wies einen Durchmesser von fünf Millimetern auf. Zur Identifizierung wurde das UFO, rund zehn Kilogramm schwer, dem Luftfahrtbundesamt in Braunschweig* überstellt. Damit setzte der unbekannte Flugkörper seinen geheimnisvollen Weg fort. In Braunschweig wurde zwar klar, so Max Brandenburg von der Flugunfalluntersuchung, "das Ding stammt nicht von einem Flugzeug". Aber ob es nun von einer Rakete oder von einer verglühten Raumsonde kam, blieb ungewiß. Brandeburg: "Das Ding trug leider keine Typen- oder Serienbezeichnung." Wohin genau das UFO kam, weiß angeblich niemand. Weder der Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums noch das Braunschweiger Bundesluftfahrtamt kann oder will den Verbleib des UFO klären. Beide Sprecher wissen nur, "das Ding ist nicht mehr in Niedersachsen". Brandenburg weiß noch etwas von einer interministeriellen Arbeitsgruppe in Bonn, die nun den Weltraumfindling unter die Lupe nehme. Unter Federführung des Bundesinnenministers befaßt sich eine Bund-Länder--Arbeitsgruppe mit der Gefahrenabwehr von Unfällen von Raumflugkörpern. Hier sollte das UFO gelandet sein. Doch der Sprecher des Bonner Innenministeriums meldet Fehlanzeige: "Uns ist nichts bekannt." Auch beim Bundesforschungsminister ist die Auskunft negativ. Aber irgendwo kreist das UFO nun auf der Bonner interministeriellen Umlaufbahn.

Dann am 16.Januar 1979 die dpa-Meldung UFO war Raketendüse in der Frankfurter Rundschau: Braunschweig. Das "UFO", das am Silvesterabend auf einem Feld bei Nienburg/Weser niedergegangen war, stellte sich als ein ausgeglühtes Düsenteil einer Rakete heraus. Max Brandenburg vom Luftfahrtbundesamt in Braunschweig erklärte am Montag, dass man durch eine genaue Untersuchung der rund zehn Kilogramm schweren Metallhülse Einzelheiten und die genaue Herkunft des Objektes ergründen wolle.

*= Dass das Bundesamt mit derartigem Material immer wieder mal versorgt wird, geht auch aus folgender Meldung vom 22.Juni 1993 in der Offenbach-Post hervor: Hausfassade von "UFO" beschädigt. Ein unbekanntes Flugobjekt (UFO) fiel gestern morgen in Nieder-Rodenbach (Main-Kinzig-Kreis) vom Himmel. Ein pfeifendes Geräusch und ein Knall schreckten gegen 8:40 h Anwohner auf. Bei der Suche nach der Ursache fanden Nachbarn auf einem Grundstück mit Reihenhaus, dessen Bewohner nicht anwesend waren, ein 500 Gramm schweres tellerförmiges Gebilde, das einen Durchmesser von etwa zehn Zentimetern hat. Das gußeiserne Teil hatte die Dachrinne und das Rohr sowie die Hausfassade bei seinem Sturzflug leicht beschädigt. Die Polizei vermutet, dass es sich um ein Teil eines Flugzeuges handelt. Sie hat das Bundesamt für Flugsicherheit eingeschaltet, das nun die Herkunft des "UFOs" klären will. - Auf US-Boden wäre für die Bergung eines ´durchgekommenen´ Re-Entry-Körpers die Foreign Technology Division auf der Wright-Patterson AFB in Ohio zuständig, da dieses natürlich gerade auch an den technischen Materialdaten interessiert ist. Über Jahrzehnte hinweg waren in Zeiten des Kalten Kriegs gerade auch Materialproben von Re-Entrys z.B. aus der UdSSR sehr wichtig für das Pentagon, das US-Außenministerium und der NASA gewesen, um deren Fähigkeiten und Möglichkeiten einzuschätzen.


Views: 1746