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11.03.2001


    
Die MIR und die UFOs

Adieu MIR, der Countdown des Niedergangs

Die Welt fieberte um das Ende des liebgewordenen russischen Weltraum-Stations-Dinosauriers MIR, auch wenn in Russland selbst mancher ob des "nationalen Symbols" heftig trauerte und es lieber erhalten sehen wüßte, als bei der drei Mal so großen International Space Station (ISS) die Raumstationszukunft zu sehen. In den letzten Jahren aber machte sich das Bild einer eher wracken Weltraumbaustelle breit, gerade auch wenn zahlende ausländische Gäste der Station einen Besuch abstatten, auf der es einen immerdaudernden Geräuschpegel eines nimmermüden Staubsaugers gab. Die Station war unter Hammer und Sichel gestartet und verglühte nun unter der russischen Trikolore. Auch wenn es in den letzten zwei Jahren vor dem Ende immer wieder Gerüchte gab, dass die russischen Weltraumbehörde durchhalten werde und neue Investoren zum Erhalt der MIR gefunden habe - selbst die NASA gab schließlich auf Dollars nachzuschießen. Angesichts der letzten Tage der MIR vergießt so mancher Russe eine Träne und stolze Nationalisten und Patrioten nutzten die Chance, um vor dem russischen Parlament in vollem Wams und Wichs der alten Kriegs-Veteranen gegen den Niedergang der MIR als Symbol des Niedergangs der Sowjetunion zu demonstrieren. "Die MIR ist unser Heiligtum", predigte ein Dauerredner in Fantastie-Uniform zwischen dem ehemaligen Lenin-Musueum und dem Roten Platz. Mit einem MIR-Bühnenspektakel und MIR-Musik-Videoclip stemmte sich die ultra-patriotische Jugend gegen den vom Kreml abgesegneten Absturz. Von stiller Trauer also bis zu heller Empörung reicht die Skala der Gefühle der Menschen in Russland angesichts des letzten Akts für die MIR - kosmischer Schwanengesang umspielte ihn. Der Mannheimer Morgen vom 8.März 01 zitierte eine Marktfrau am Kiewer Bahn in Moskau: "Wir verlieren das letzten Symbol unserer Würde..." Wie sie jammern viele Moskowiter, vermutlich aber noch weit mehr Provinzler über den weltweit sichtbaren Verzicht auf die kosmische Vormacht, welche mit der Aufgabe der MIR selbst aufgegeben wurde - einfach auch weil die russische Raumfahrt kein Geld mehr in dem Maße zur Verfügung steht, wie sie es sich gerne wünscht. Ein Russland-Fond zur MIR-Rettung brachte umgerechnet nur 20.000 Dollar zusammen und Russlands Neureiche zeigten sich geizig. Schließlich wird der MIR-Untergang auch mehrerer tausend Arbeitsplätze von Spezialisten kosten.

Die Bordprotokolle der MIR füllen Bücherregale und teils sind sie nach wie vor unter Verschluß - ausreichend Raum also auch für Klatschreporter, um in Zukunft abenteuerliche Dinge in Umlauf bringen zu können. Hinter der Hand wurde schon lange vermutet, dass es der Bodenstation schon immer schwer fiel, die MIR-Besatzungen sinnvoll zu beschäftigen - warum sollten daher nicht auch Ex-MIR-Kosmonauten auf fantastische Ideen a) gekommen sein und/oder b) noch kommen, wenn sie jetzt nicht mehr gefragt sind? Die MIR wird so ganz sicher auch über Jahrzehnte hinaus zur populären Legendenbildung Anlass geben - diverses Filmmaterial im Umfeld von Space Shuttle-Manövern an der MIR etc sollten ja bereits "UFOs" schon Ende der Neunziger Jahre zeigen und ein paar MIR-Veteranen berichteten bereits von "UFO-Sichtungen"... Da sind also noch ein paar weitere "space operas" darüber hinaus zu erwarten, gerade auch wenn man die Lage der UFOlogie in Russland sieht und der Dollar nach wie vor die beliebteste Landeswährung für die meisten Russen ist.

Für uns war die Sache wegen des damit verbundenen Wiedereintritts-Phänomens (Re-Entry) sondersgleichen spannend gewesen, weil kaum vergleichbares Filmmaterial über ein solches Spektakel vorliegt. Wir kennen ja Filmaufnahmen von spektakulären Himmelsbesuchern in Form von Feuerball-Boliden, die sind aber nur Sekundenaffären. Ein künstlicher Feuerball aufgrund eines Re-Entry-Körpers mit seiner flachen Flugbahn in die Atmosphäre ist hingegen als außergewöhnliches Himmelsphänomen von bis zu drei Minuten Dauer mit dauerhaftem UFO-Sichtungs-Potential darin. Allein in Deutschland gab es seit 1967 acht Mal UFO-Flotten-Alarm diesbezüglich:

Juli 1967 - "Rätselhafte Flugkörper am nächtlichen Himmel

März 1972 - "AUA-Pilot berichtet: UFO überholte uns"

Dezember 1978 - "Teil eines unbekannten Flugkörpers abgestürzt" (sozusagen ein deutsches Roswell!)

April 1979 - "8 UFOs: Hunderte sehen sie"

Januar 1986 - "Sechs rote UFOs griffen Urlauberjet an"

November 1990 - "Spektakel am Sternenhimmel: UFO-Alarm über Europa"

April 1993 - "Marsmännchen in Frankreich"

Dezember 1999 - "Mysteriöser Lichtschein am Himmel"

Der letzte international bekanntgeworde Re-Entry-Körper als UFO wurde im November 2000 bekannt, als angeblich ein "Gigantisches Leucht-UFO über dem Kaukasus flog". Und nachdem eine Luft-Expedition den MIR-Niedergang begleiten sollte, war natürlich die Chance gegeben, das erhoffte Bildmaterial zu erhalten. Zwischenzeitlich aber zeigte das ZDF am 28.Februar 2001 in der Discovery-Reihe die Folge "Satelliten" und hatte dort eine Überraschung parat! Man zeigte hervorragendes und von mir noch niemals zuvor gesehenes Filmmaterial über den Re-Entry von 1979 des amerikanischen Weltraumlabors Skylab über Australien, welches damals zufällig aufgenommen werden konnte. Hier waren atemberaubende Squenzen zu sehen: zunächst ein gewaltiger Feuerball, der dann in drei oder vier kleinere Stücke zerbricht und aus denen sich wieder kleinere Teile ablösen - um dann als schauderlich anzusehende Gesamtformation wie ein »Fliegender Weihnachtsbaum« recht gemächlich dahinzuziehen.


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