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16.07.2000


    
Und wieder "geisterhaftes Leuchten" über Deutschland

Aurora-Alarm trotz Wolken in Old Germany

Nachdem wir im April bereits ein geradezu sensationelles Polarlicht erleben konnten (ich nicht, habe es verpasst) und es zwischenzeitlich immer wieder Nordlicht-Alarm-Ankündigungen auch in den Medien gab (und nichts passierte), gab es in der Nacht von Samstag auf Sonntag (15.auf 16.Juli) wieder eine Polarlichterscheinung in Old Germany - jedenfalls in Gebieten wo es nicht ganz wolkenverhangen war (und regnete) waren die Astronomen aus dem Häuschen. Über die astronomische Internet-Liste des NAA-Net (Nürnberger Astronomische Arbeitsgemeinschaft) kam von Rudi Roth aus Wegberg (Nordrhein-Westfalen) um 1:27 h die erste Meldung, da er ab 0:20 h Zeuge der Erscheinung wurde, die sich hier "östlich bis zum Zenit und nordwestlich bis in den Zenit" zog. Peter Warkus aus dem Fichtelgebirge meldete die nächste Observation. Und dann ging es Schlag auf Schlag:

Christian Harder aus Fintel sah es bis 0:40 h am Himmel glimmen, nachdem die erste Begegnung durch einen schwachen grünlichen Bogen im Norden sich gegen 23:20 h ankündigte - danach war unter Arktur ein roter Schein auszumachen gewesen bei dem weiße Strahlen durchkamen. Um Punkt Mitternacht war hier der halbe Himmel konstant durchwoben und strake weiße Strahlen bündelten sich im Zenit. Hier bildete sich eine Polarlicht-Krone aus, die der Beobachter "als einen Hammer" bezeichnete, so beeindruckend war das Schauspiel gewesen. Kurz nach 2 h kam es hier nochmals zu drei weißen Strahlen am Himmel und gegen 2:15 h breitete sich ein kontrastarmes Band flach über dem Nordhimmel aus. Um 2:40 h erschien nochmals ein richtiger "push" - der Himmel war in grünliche Schlieren getaucht und der Große Wagen von hier aus mit weißen Strahlen durchzogen. Auch hier waren die intensivsten Wahrnehmungen, sobald der Mond durch Wolken verdeckt war. Jürgen Liesmann aus Ehrenburg (40 km südlich von Bremen) machte grünliche Erscheinungen bis 1 h aus, die um 2:30 h wieder einsetzten. An der Volkssternwarte Hannover gab es eine Geburtstagsfeier, die auch Michael Theuser besuchte. Die Leute schauten zwar immer wieder hoch, aber die Wolken versauten jegliche himmlische Lightshow - bis um 1:50 h sich die ersten Lücken im Norden zeigten und das grünliche Leuchten sich hierdurch bemerkbar machte. Bis 2:30 h riß der Himmel immer mehr auf und grünliche Strahlen war bis in 60° Höhe auszumachen. Fünf Minuten später war der Himmel dort violett eingefärbt, aber um 2:40 h forderten die Wolken ihr Opfer und raubten den Hannoveranern das schönste Geburtstagsgeschenk.

Auch über Darmstadt war ab 0:17 h mit einbem breiten roten Strahlenvorhang bis in 60° Höhe der Nordhimmel kosmisch "beseelt". Die Strahlen waren erst weißlich, so meldete es Gunnar Glitscher, wurden dann heller und zeigten dann die typische rote Färbung - bis auch hier Wolken aufzogen. Der Beobachter fuhr dann via PKW zu einem beobachtungspunkt 10 km östlich von Darmstadt, wo er ab 1:45 h mittelhelle blassrote Strahlen rechts unterhalb des Großen Wagens ausmachte, die bald wieder verschwanden. Um 2:32 h erschien links des Fuhrmann wieder ein heller Strahlenvorhang, durchsetzt von einem Strahl der sogar eine dünne Wolkenschicht durchdrang. Wie überall war auch hier die Polarlicht-Aktivität nicht durchgehend auszumachen, da die Wolken immer wieder ihren Vorhang vorzogen. Glitscher blieb bis 3:15 h im Freien und konnte dabei immer wieder schwach sichtbare Strahlen am Himmelsgewölbe ausmachen bis schließlich der Himmel völlig bewölkt war. Hans Dannhoff vom Fynn-Observatorium konnte zwischen 0:15 und 0:40 h Zeuge der Phänomene zuschauen, als sich in nordöstlicher Richtung ein breitflächiges schalgrünes Polarlicht leicht über dem Horizont erhob und ein zweites Polarlicht dazugesellte, welches sich vom Zenit her ausbreitete. Die Wega wurde dabei in tiefrote Farben gehüllt, "unglaublich". Im Nordwesten waren gradlinig abgegrenzte Lichtstreifen in den Farben hellgrün bis rotviolett zu sehen gewesen - leider wurde die weitere Himmelsschau durch dicke Wolken verdorben. Andre Wulff war "nach einer starken Nacht" in Bad Segeberg imstande, am Sonntag-Vormittag eine Meldung rauszuschicken. Zusammen mit einem Kollegen beobachtete er kurz vor Mitternacht "einen schönen grünen Vorhang am Himmel erscheinen" als er auf der A1 fuhr. Immer wieder tauchten auch weiße Lichtstrahlen auf während Radio Hamburg von Schauern in den Nachrichten berichtete. Gegen 1:30 h fuhren die beiden nach Hamburg zurück, weil der Himmel zugezogen ware. Dort konnten sie dann ab 2:15 h wieder "steigende Aktivitäten" ausmachen und der Himmel erschien jetzt "violett mit weißen Streifen und das mitten in der Stadt bei Vollmond". Das Schauspiel hielt bis 3 h an.

Auch Arno Hesse in Schüttdorf sah um 0:10 h bei 6/8-Bedeckung einen rötlichen Schein mit Einschlägen nach violett durch ein Wolkenloch ausmachen, welcher strukturlos war und in ca 60-70° Höhe in östlicher Richtung für 3-4 Minuten sichtbar wurde bis die Wolken vorzogen. Die Flächenausdehnung muß also recht groß gewesen sein, wenn durch einen freien Fetzen am Himmel eine Format-füllende Erscheinung durchschimmern konnte.

Sicherlich wäre bei mondlosem, klaren Himmel das Schauspiel sehr nahe an die Polarlichter vom 6./7.April herangekommen.

Stand: 12:45 h. In den Medien habe ich davon noch nichts mitbekommen, weder auf N-TV, noch im Radio noch auf den Vidoetextseiten der Sender.


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