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14.07.2000


    
Erich von Dänikens Mystery Park

Gefeuerter Chef war Hochstapler

Die "Berner Zeitung" vom 12.Juli berichtete:

Jetzt ist klar, weshalb der Mystery Park Geschaeftsfuehrer Frank Wenzinger noch in der Probezeit entlassen hat: Wenzingers Arbeitszeugnis war gefaelscht. Der Hochstapler hat auch schon andere Firmen geschaedigt.

Andreas Windlinger

Am Wochenende hatte Oskar Schaerz noch herumgedruckst. Der

Verwaltungsratspraesident des in Interlaken geplanten Mystery Park wollte nicht sagen, warum er Geschaeftsfuehrer Frank Wenzinger noch in der Probezeit freigestellt hatte (BZ vom Montag). Inzwischen hat Schaerz aber seinen Anwalt konsultiert und sich rechtlich abgesichert. Gestern

lieferte er die Begruendung fuer den raschen Abgang von Wenzinger nach. Die Vorwuerfe sind happig. Wenzinger habe dem Verwaltungsrat des Mystery Park ein falsches Zeugnis von einer unter der angegebenen Adresse nicht existierenden Firma vorgelegt, laesst Schaerz in einer Medienmitteilung

verlauten. Gemaess Schaerz hatte der geschasste Geschaeftsfuehrer im Anstellungsgespraech angegeben, von 1985 bis 1998 bei einer im Sicherheitsbereich taetigen Firma in den USA gearbeitet zu haben. Das Arbeitszeugnis war so gut, dass einem fast die Traenen kommen, sagt

Schaerz.

Schweiz statt USA

Leider war das Zeugnis aber nicht echt. Die eingeleitete Abklaerung habe ergeben, dass Wenzinger waehrend einem grossen Teil dieser Zeitspanne fuer jeweils kurze Anstellungszeiten in den verschiedensten

Firmen der Schweiz beschaeftigt war, heisst es im Communique des Mystery Park. Ein zweites Zeugnis, gemaess dem Wenzinger in den fruehen 80er-Jahren als Generalunternehmer - angeblich im Auftrag einer Zuercher Firma - Freizeitparks in den USA erstellt hat, zweifelt Schaerz ebenfalls

an. Allerdings gibt es hier noch keinen sicheren Beweis dafuer, dass es sich um eine Faelschung handelt.

Das Zeugnis fuer die Zeit zwischen 1985 und 1998 wird dagegen durch zahlreiche Dokumente klar widerlegt. Diese hat ein ehemaliger Schweizer Arbeitgeber Wenzingers aus dieser Zeit im Rahmen einer rechtlichen Auseinandersetzung vorgelegt. Um welche Firma es sich dabei handelt,

will Schaerz nicht sagen. Neben dem Mystery Park weitere von Wenzinger geschaedigte Firmen auszumachen, ist allerdings nicht allzu schwierig.

Im Uhrensektor taetig

Zu den weiteren Opfern gehoert beispielsweise die Bieler Uhrenfirma Movado. Dort hatte der heute 53-Jaehrige in der Marketingabteilung gearbeitet, ehe es zu einem abrupten Abgang kam. Eine offizielle Stellungnahme von Movado war gestern nicht erhaeltlich. Auch bei der Firma Lomb-Art in Pfaeffikon (SZ), welche im Bereich Warenpraesentation fuer Uhren- und Brillenhersteller taetig ist, hat man

schlechte Erinnerungen an Wenzinger. Dieser hatte mit Lomb-Art die gemeinsame Firma Eco-Art betrieben und sollte eine neuartige Uhren-Verpackung aus Seife auf den Markt bringen. Statt die Verpackungen zu verkaufen, habe Wenzinger versucht, das bestehende Patent unter seinem Namen weiterzuverkaufen, sagt Lomb-Art-Mitinhaber Claude Lombard.

Die Zusammenarbeit habe dann ein Ende gefunden. Dabei seien

betraechtliche Investitionen in Produktionsanlagen blockiert worden. Weil er privat in Konkurs gegangen sei, habe Wenzinger die Schulden nicht mehr beglichen, sagt Lombard.

Doch damit nicht genug. Wenzingers Spur fuehrt bis nach Richmond an der kanadischen Westkueste. Vor knapp drei Jahren hatte der Hochstapler eine ihm gehoerende Firma namens Safety Concepts and Technologies (SCT) mit

Sitz in Wagen (SG) an die dort im Sicherheitsbereich taetige Firma Con-Space Communications verkauft. Dieser Deal duerfte Wenzinger bei der Faelschung seines Arbeitszeugnisses inspiriert haben. Weniger inspirierend fand man die Zusammenarbeit allerdings bei der Con-Space. Wenzinger sei auch in Kanada schon nach einem Monat entlassen

worden, sagt Geschaeftsfuehrer Terry Ibbetson. Sein Unternehmen habe danach die Polizei in der Schweiz eingeschaltet, um die Aktien zurueckzuerhalten, mit welchen es Wenzinger fuer seine Firma bezahlt hatte.

Wenzinger selber war gestern fuer eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Laut seinem privaten Telefonbeantworter befindet er sich bis Ende Juli in den Ferien.

VR schiebt Schuld ab

Auch fuer den Mystery-Park-Verwaltungsrat ist die ganze Angelegenheit aber kein Ruhmesblatt. Erst als sich verschiedene Personen nach der Bekanntmachung von Wenzingers Engagement bei Schaerz oder Mystery-Park-Promotor Erich von Daeniken gemeldet hatten, holte Schaerz erste Erkundigungen zu Wenzinger ein. Im gestrigen Communique schiebt

Schaerz die Schuld am Schlamassel auf das mit der Personalauswahl betraute Consultingbuero ab. Dieses habe keine einzige Rueckfrage bei frueheren Arbeitgebern eingeholt. Dabei haette es doch so viel zu

erfahren gegeben.


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