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30.01.2000


    
Soeben neu erschienen, unser Buchtipp:

Phantastische Wissenschaft/Über Erich v.Däniken und Johannes v.Buttlar

Ein dickes Ding steht uns da ins Haus. Der rororo-Verlag brachte soeben das umfassende Taschenbuch "Phantastische Wissenschaft - Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar" von Markus Pössel heraus. Die knapp 20 Mark sind der 400seitige Band wert, mehr als das sogar. Der 1972 geborne Pössel ist Physiker am Albert-Einstein-Institut und Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Golm bei Potsdam und arbeitet seit 1997 an seiner Promotion im bereich Quantengravitation und Stringtheorie. Seit geraumer Zeit beschäftigt er sich mit den "grenzwissenschaftlichen" Behauptungen der beiden Galionsfiguren der Anomalistik.

Markus Pösssel schrieb als Einleitung Buches nieder, "dass die systematische Erforschung etwa des Weltalls, unserer Vergangenheit und der uns umgebenden Lebensformen auch Menschen interessiert, die sich nicht professionell mit den zuständigen Wissenschaften beschäftigen". Er hat völlig recht: Die Nachfrage zu populär-geschriebenen Sachbüchern zu all den Themen im "grenzwissenschaftlichen Bereich bis hin zur Anomalitsik" weist diese Faszination auf. Wichtig ist aber auch Pössel´s Feststellung und sozusagen `Manöverkritik`, wonach es auffällt, "dass ein großer Teil dieser Literatur - darunter sehr erfolgreiche Titel - keineswegs nur den Ergebnissen der Forschung gewidmet ist, wie sie etwa an Universitäten betrieben wird, sondern vor allem weit spektakuläreren Theorien, Hypothesen und Tatsachenbehauptungen, die, träfe alles zu, was dort behauptet wird, von der Archäologie bis zur Physik nahezu das gesamte Weltbild der herkömmlichen Wissenschaften revolutionieren müßten: Unter anderem geht es um das UFO-Phänomen, das Bermudadreieck, um Außerirdische und ihre Eingriffe in die menschliche Geschichte, um unerklärbare archäologische Funde. beispiele sind die Bücher von Erich von Däniken und Johannes von Buttlar, die, den Verkaufszahlen nach zu urteilen, auf viele Menschen eine gewisse Faszination ausüben...während man von Experten der betroffenen Wissenschaftsgebiete, also etwa Archäologen, Orientalisten, Biologen oder Physikern, allerdings in der Regel die Auskunft erhält, was in diesen Büchern über ihr Fachgebiet behauptet werde, sei unhaltbar, abstrus und naiv." Wir sehen also, dass die Darlegung von phantastischen Behauptungen uns einfach emotional ergreift, eine romantische Stimmung in uns erzeugt und wenn die grenzwissenschaftlichen Behauptungen dann uns noch plausibel erscheinen, wir sie gerne wie Seemannsgarn akzeptieren. Der dahinterliegende Grund ist einfach und banal: Wir lassen uns von der Faszinationskraft mitreißen weil wir schlichtweg nicht über genügend Hintergrundwissen verfügen, um zu erkennen, wie viel Unsinn da geschrieben wird. Kaum jemand frägt sich doch, ob all die von Dänikens und Buttlars die Fakten richtig wiedergeben, ob ihre Argumente stimmig sind und ob sie auch alle relevanten Tatsachen und Erkenntnisse berücksichtigen. Deswegen klappt es auch mit den "phantastischen Wissenschaften" der UFOlogie, Prä-Astronautik, Parapsychologie und Kryptozoologie etc. Die Vertreter dieser phantastischen Wissenschaften zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie Hypothesen beschreiben, die sich zwar großartig anhören, sich aber "als unwirklich, überspannt und nicht gerade realitätsbezogen herausstellen". Pössel, klagt so abschließend, dass es gerade jene modernen Geschichtenerzähler sind, die "die Grundregeln der Wissenschaftlichkeit mißachten, indem sie nicht wirklich folgerichtig argumentieren, relevante Umstände vernachlässigen oder die Aussagen von Quellen verzerrt darstellen". So wird aus phantastischen Wissenschaften schnell eine Pseudowissenschaft. Dabei können die echten Wissenschaften schon ganz phantastisch sein.

In Sachen Erich von Däniken nimmt sich Pössel breit dem Thema "Die Elektrizität der alten Ägypter" sowie dem "Sirius-Rätsel" an, beschäftigt sich mit "Evolution und Kreatonismus" und "Von Menschen und Affen und Arten". Manches mag dabei zu breit ausgelegt sein und wer sich nicht wirklich damit beschäftigt, dem ist die Abhandlung hier etwas zu intensiv. Johannes von Buttlar wird das ihm zugewiesene Kapitel auch nicht gefallen, wo es heißt "Verschollen im Bermudadreieck", "UFOs und Augenzeugen" sowie "Buttlar und die Physik". In allen Fällen zieht Pössel nun die reale Wissenschaft ohne Phantastik hinzu und knackt die "Beweise" sowie Behauptungen der Autoren, auf die er sich eingeschworen hat, um zu zeigen, dass diese sich wirklich mehr auf Phantasie als auf Wissenschaft eingelassen haben. Was Däniken/Buttlar weggelassen haben, bringt Pössel als "fehlendes Informationsglied" ein und zieht dazu alle Register der wissenschaftlichen Informationen, die dazu notwendig sind, um den Interessenten mit genügend Hintergrundwissen auszustatten, wodurch aber die einst exotischen Überlegungen und Hypothesen der Spekulativ-Schriftsteller zusammenbrechen. Von liebgewonnen Vorstellungen wird also mancher UFOloge und Prä-Astronautik-Anhänger also Abstand nehmen müßen und ein schaler Geschmack über die Gurus der Szene bleibt zurück. Gerade auch weil sie es geschickt verstehen, "Expertenmeinungen" zu diesem oder jenem Sachgegenstand so darzustellen, als wüßten diese nicht so recht, um was es wirklich geht. Doch dies ist geschäftliches Kalkül um "Wunder" künstlich zu erhalten. Wie Pössel zeigt, hat dies keine Berechtigung! Während das wenig-informierte Publikum sich bei den Sensationsautoren hofft Faszination wie bei dem Erzählen von Seemannsgarn zu erfahren bewegen sich die Reaktionen der Wissenschaftler aus den jeweiligen Fachgebieten "in der Regel zwischen Nichtbeachtung und scharfer Kritik".


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