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25.01.2000


    
Sat1 AEON-Miniserie durchgefallen

Wenige Chancen des Phantastischen neben Akte X?

Die am Sonntag, den 23.Januar 2000, gestartete "Aeon"-Reihe mit dem Untertitel "Countdown im All", ist kein großer Hit geworden. Trotzdem die Werbetrommel von Sat1 kräftig geschwungen wurde und diverse TV-Zeitschriften in Berichten darauf aufmerksam machten, zog die "deutsche SF-Saga" nicht so recht die kosmisch-irdischen Zuseher bei. Am Sonntag holte Sat1 zur Primetime 2,68 Millionen Zaungäste ob des sicherlich für deutsche TV-Verhältnisse aufwendigen Spektakels bei, am Montag mußte sich AEON gegen "Akte X" auf Pro7 bewähren und bekam 2,62 Mio Zuseher ab (nur 8,2 Marktanteil bei einem durchschnittlichen MA von des Senders!). Dies ging einzig auf Kosten des Mystery-Senders Pro7, dessen "Akte X" an diesem Montag nur noch 2,40 Mio Quote (MA 7,2 %, Durchschnitt 13,9 %!) abbekam, was normalerweise bis zu 1,5 Mio Zuschauer mehr anzieht! RTL dagegen hatte im Trio der drei großen Privatsender die Nase vorn und fuhr 5 Millionen Zuschauer mit der deutschen Arztserie "Dr.Stefan Frank" ein.

Einzig und allein hatte sich also die "Akte X"-Gemeindeden nicht ganz so unendlichen Weiten der Sat1-Miniserie zugewendet, wobei sich dieser Tage sicherlich mancher Programmverantwortlicher fragen wird, wie die Kosten-Nutzen-Relation ausschaut. Das Ergebnis müßte da sein: "Akte X" als kostengünstige amerikanische TV-Serien-Produktion vom Fließband holt für nur einen Teil der Sat1-Kosten zu Aeon mehr Zuschauer an den Guckkasten. Schlechte Chancen für künftige eigene SF-Produktionen also, auch wenn man den LEXX- und "Raumstation Unity"-Flop berücksichtigt. Hinzu kommt, dass die Deutschen einfach hierzulande nicht das richtige Gefühl aufbringen auch richtige SF-Kost dem Fan zu bieten. Aeon ist mal wieder ein Beispiel dafür. Die drei Teile á 90 Minuten netto sind einfach zu sehr gestreckt und mit Füllmaterial "irdischer Probleme" übersättigt, um ja alles irgendwo `breitenwirksam` anzulegen - und genau daran scheiderte Aeon schließlich. Bei den Special Effects hat man selbst in "2063" und "Babylon 5" schon ausgefeiltere `kosmische` Bilder gesehen gehabt, vom großen Kino erst gar nicht zu sprechen. Hier wurden bereits Standards gesetzt, von denen das Sat1-Produktionsteam offenbar noch nichts wußte.

Sicher, Aeon ist in seiner Qualität jenseits von "First Wave" oder "Mission Erde" angesiedelt, aber kommt uns irgendwie "Helicops"-mäßig daher. Wie gewollt und nicht gekonnt. Die Sets, die Locations und teilweise die Protagonisten waren typisch miefig-deutsch ausgefallen, an Größe war gar nicht zu denken und manches wirkte so als sei es irgendwo in der vergrößteren Abstellkammer gedreht worden. Den Enthusiasmus, den z.B. die Zeitschrift TV-HIGHLIGHTS zur 3er-Pseudo-Space-Opera mit Halbsätzen wie, "dass die Effekte aus deutschen Landen international längst mithalten können, wird in dem in München produzierten Mammutwerk ebenfalls deutlich". Bereits vor knapp 15 Jahren drehte Roland Emmerich für schlappe 500.000 Mark "Moon 44" in seiner Sindelfinger Garage als Abschlußarbeit für sein Filmstudium - für weit weniger gab Sat1 angeblich zwischen 12 und 15 Millionen Mark aus. Kaum zu vergleichen die FX-Szenen in `Moon` und die bei Aeon. Auch eine Etikette wie "Garant für spannende und vor allem visuelle Unterhaltung" scheint mir fehl am Platze zu sein, weil die alle 15 Minuten geschalteten 5-6minütigen Werbeblocks das alles kaputt machten!

Im im Space Shuttle durchgeschüttelter Charly Huber macht eben noch keinen Bruce Willis aus, so ernst Charly auch noch dahinblicken mag.


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