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21.01.2000


    
UFOs bei RTL: Die Geheimnisse des Militärs

Irgendwo zwischen BILD und Frankfurter Rundschau angesiedelt

Der zweite Teil der britisch-deutschen Dokumentarserie "UFOs 2000" lief am späten Abend des 20.Januar 2000 mit insgesamt 1,35 Mio Zuschauern (Ma = 11 %), wobei die Zielgruppe der 14-49jährigen bei 0,77 Mio (Ma = 13,9 %) lag. Lt. Videotext zur Ausstrahlung wollte RTL also mal wieder "Licht ins Dunkel" bringen und "Augenzeugen zu Wort kommen lassen, die nicht aus der oft belächelten UFO-Szene stammen". Dies kostete fast 200.000 Zuschauer, auch wenn die Quote auch dieses Mal stimmte, da sie über allen anderen Privatkanälen lag.

Der Beitrag lag wieder genau auf der Linie des Schattenbereichs zwischen BILD und Frankfurter Rundschau. Klassisches Patt, auch für Edgar Fouche mit seiner TR3-B-Story. Ein dreieckiges Fluggerät mit einem "Kreiselantrieb": "Sie müßen sich einen Kreis in einem Dreieck vorstellen, der auf Quecksilberplasma rotiert - mit 60.000 Umdrehungen in der der Minute, zusammengepreßt auf 250.000 Atmosphären und supergekühlt auf 150 Grad Kelvin." Diese neuen "Flugzeuge" sind eher SF-Raumschiffe, kein Wunder stammen sie doch als Kopie von Aliens ab. Fouche´s Ansicht nach sind alle gesichteten dreieckigen UFOs unter amerikanischer Kontrolle, es sitzen also Leute wie Dan Cooper darin (und nicht die Grauen). Der RTL-Kommentar: UFO-Anhänger, zu denen auch Fouche gehört, behaupten zwar viel, aber es ist immer noch kein Beweis.

Als nächstes wurde der Fall Belgien breitgewalzt, der aber längst seine Dynamik verloren hat, siehe hierzu die "wahren X-Akten" auf der CENAP-Kern-URL bei alien.de. Bemerkenswert war jedoch nochmals die Vorstellung des Videos von Geschäftsmann Marcel Alfarano, der auch erklärte: "Ich sah in der Ferne zwei große Scheinwerfer, größer als bei Autos. Und sie kamen langsam auf mich zu. Als es näher kam bemerkte ich ein drittes Licht hinter ihnen." Dies ist genau die Beschreibung, wie man sie von einem Airliner erwartet, was insbesondere deswegen interessant ist, weil der Videograf unter der Einflugschneise des großen Regionalflughafens lebt! Es ist dagegen eine Lüge des Mannes, wenn er jetzt behauptet, dass ihn bald nach der Aufnahme Unbekannte von der Regierung angerufen haben um ihn zu warnen, den Film ja niemanden zu zeigen.

"Besucher von fernen Sternen oder Bomber im Tarngewand? Diese Frage ist schwer zu beantworten", so der übergeordnete Kommentar zu all dem (und insbesondere zu den nicht erkannten Signalfackeln von St.Petersburg) durch den Sprecher. Natürlich kann man hypothetisch eine solche Frage stellen, sie ist aber in Anbetracht der realen Auslöser im Einzelfall falsch angesetzt, weil weder ein kommerzieller Airliner noch Signalfackeln zu beiden Frageinhalten passen. Hier zeigte sich einmal mehr das Problem, dass die Bilder alleine dazu da sind, um sich irgendetwas zusammenzustricken und mittels Suggestion zu arbeiten. Die Realitäten hinter dem Text hätten die schönen Bilder kaputtgemacht. Frei nach dem Motto: Erst die Bilder und dann schaun mer mal ob die Wahrheit dazu paßt. Das ist UFOtainment, auch wenn durch die Äußerungen des Sprechers wieder die Luft aus dem Reifen genommen wurde. dennoch, jeder Fachmann weiß, dass die Bilder am meisten haften bleiben - "ein Bild sagt mehr als 1000 Worte".

Und schon war man in Hitler-Deutschland angelangt, wo Nazi-Ingenieure "seltsame Geräten bauten" (zu sehen ist eine V-2). Natürlich gab es viele Pläne damals und "konventionell ziemlich ungewöhnliche Entwicklungen" wie Prof.Dr.Harry Ruppe (Vorwortschreiber zu meinem Erstling "UFOs: Die Wahrheit") eingestand. Real ist, dass die Nazi-Ingenieure viele Vorläufer-Entwicklungen des späten US-Tarnkappen-Flugzeugprogramms leisteten. Von da aus war es kurzer Schritt bis hin zu Johannes von Buttlar, der keine Zweifel daran hatte, dass die Nazis "versucht haben, scheibenförmige Flugkörper zu entwickeln". Gezeigt wird dazu ein Bild der Arthur Sachs-"Untertasse" (der sogenannten "Fliegende Bierdeckel"), die aber eine rein private Entwicklung eines Enthusiasten war und nicht "von den Nazis" gebaut wurde. Der Luftfahrt-Historiker Hans-Justus Meier (mit dem ich ausführlich korrespondierte und der mich entscheidend in der "V-7-Affäre" weiterbrachte) wird kurz eingeschnitten, um aus einem Interview heraus Satzfetzen einzumontieren, in denen er darauf hinweist, dass dieses Objekt niemals "flog, sondern nur kurze Hoppser machte". In Sachen Schriever-Miethe-Flugscheibe wird klar gemacht, dass es keine Beweise hierfür gibt, dass das sagenumwobene Objekt jemals existierte.

Real dagegen war der "Fliegende Pfannkuchen" (übrigens kein "Düsenflugzeug" wie sich ein US-Ingenieur erinnerte, sondern ein Propeller-Flugzeug, wie auch auf dem gezeigten Fotomaterial deutlich zu sehen!) der US-Marine, ein Propeller-Flugzeug mit runder Tragfläche, aber immer noch ein herkömmliches Flugzeug. Der Pfannkuchen war auch kein "Geheimprojekt" wie behauptet, sondern ein ganz populäres Flugzeug, welches schon im Mai 1947 auf dem Titelbild der Mechanix Illustrated als Privatflugzeug namens "Flying Saucer" (noch ehe Arnold indirekt den Begriff im nachfolgenden Juni als begeisterter Flieger für die UFOs als solche kreierte!) für die heimische Garage vorgestellt wurde. Project Silver Bug dagegen war der hochfliegende Traum der US-Ingenieure im Pentagon, um eine Fliegende Untertasse mit den Hyprid-Eigenschaften aus Flugzeug und Hubschrauber zu entwickeln. Doch auch diese Maschine flog nie wirklich, später wurde aber daraus der sogenannte Avro-Car, dem man ebenso nie das gesteuerte und kontrollierte Fliegen beibringen konnte. Hier wurde suggestiv falsch etwas Richtiges durch John Pike nachgeschnitten. Während er bei seiner Aussage "die Geheimdienste wußten, dass die meisten Berichte von UFOs auf Spionage-Ballons und Geheimflugzeuge zurückgingen" die U-2 und SR-71 meinte, wirkte es auf den Zuschauer aber so, als bezug sich dies auf scheibenförmige Flugzeuge - und dies ist einfach falsch dargestellt. Eine geheime militärische Technologie mittels »Fliegenden Untertassen« gibt es einfach nicht.

UFOs bei den Sowjets. Diese sechsminütige Sequenz war zum Schluß hin der vielleicht interessantes Beitrag. Zuerst sahen wir den russischen `Phil Klass` Yuri Platov der gleich zugestand, dass bei den meisten UFO-Berichten die Akademie der Wissenschaften nicht wußte, was die Leute im weiten Reich des Roten Bären einst als UFOs gemeldet hatten. Deswegen sollte jeder offiziell gemeldete UFO-Vorfall auch untersucht werden. Heute sind übrigens die ehemals geheimen UFO-Berichte des KGB, des Militärs und der Akademie frei erhältlich und in den Bibliotheken des Landes gerne gelesen. Darunter auch der Fotofall aus Tver, einer Kleinstadt außerhalb von Moskau: Am hellichten Tage des 4.November 1991 haben hier zwei Buben insgesamt zwölf Schwarz-Weiß-Aufnahmen von einer zweidimensionalen, relativ großen schwarzen "Fliegenden Untertasse" an einem breiten Fluß (in dem es zwar alle sonstigen Spiegelungen gibt - aber nicht die des fraglichen Objektes, welches auf den Aufnahmen seine Form verändert!) angefertigt. Der Fall wurde offiziell durch Major Viacheslav Buloichek für die UFO-Kommission "untersucht". Der brave Major "hat diese Aufnahmen genau unter die Lupe genommen" und nichts verdächtiges gesehen, deswegen zeigte er sie "Experten in Moskau". Das Resultat dieser offiziellen Studie: "Die Sichtung wird als echt eingestuft." Tragisch dabei ist einmal mehr, dass die russischen Experten offenbar genauso wenig praktische Ahnung wie MUFON-CES im Herbst 1994 hatten, als in Deutschland zwei Buben diese Spezialisten mit einer Farbfotoserie um ein Modell-UFO narrten. Was man auf den Tver-Bildern sieht ist nichts weiter als der älteste und billigste Untertassen-Fototrick aller Zeiten: Ein auf eine Fensterscheibe entweder aufgemaltes Objekt oder ein aus schwarzem Papier bestehendes aufgeklebtes Gebilde. Deswegen auch die Zweidimensionalität.

Natürlich, auch die Russen wollten ihre UFOlogie auf "einer seriösen wissenschaftlichen Ebene" betreiben, aber was kam dabei heraus, wenn man obiges Beispiel sieht? Wichtig wäre es zudem gewesen festzustellen, aufgrund welchen aufsehenerregenden Zwischenfall überhaupt im Herbst 1977 diese UFO-Kommission gebildet wurde - nämlich dem als solchen nicht-erkannten Start einer regulären Rakete mit Spionagesatellit vom geheimen Cosmodrome Plesetzk aus! Dies hat nichts mit "neuen Geheimwaffen" zu tun, sondern mit relativ alten. Da nützt es auch nichts wenn der ranghöchste militärische UFO-Forscher Russlands, General Vasili Alexejew, erklärt: "Wir haben festgestellt, das keine geheimen Waffentests dahinterstecken..." und sich "vielleicht" an die extraterrestrische Hypothese klammert. Der RTL-Kommentar: "Vielleicht beuten die Russen wie die Amerikaner das UFO-Phänomen nur aus, um dahinter einige ihrer sensibelsten militärischen Geheimnisse zu verstecken." Ich bin sicher, dies ist tatsächlich der Fall, aber wegen weitaus weniger dramatischen Technologien als UFO-Freunde des Phantastischen sich darunter vorstellen.


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