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18.03.2000


    
Uganda: Neues Sektendrama

Ohne Bilder keine News - die Regularien des TV-Zeitalters

Gegen Mittag des 18.März 2000 berichteten ziemlich alle Videotextseiten der großen Fernsehsender über ein Sektendrama im afrikanischen Uganda. Zunächst meldete es CNN, dann kamen die Berichte auch in Deutschland durch. Hier das, was der ARD-Videotext auf S.136 zu melden wußte: 235 Sektenmitglieder verbrannt - Mindestens 235 Mitglieder einer Weltuntergangssekte sind in einer Kirche im Südwesten Ugandas verbrannt. In einem rituellen Massenselbstmord hätten sie sich nach mehreren Stunden Gebet und Gesang selbst angezündet, hieß es in Presseberichten. Der Führer der Kultgruppe "Die zehn Gebote Gottes" habe zuvor seine Anhänger aufgefordert, ihre Besitztümer zu verkaufen. Pro7´s Videotext machte daraus ein "Top-Thema" und dort erfahren wir auf S.131, dass sogar bis zu 300 Opfer zu erwarten seien, die sich in Kanungu, etwa 350 Kilometer von der Hauptstadt Kampala entfernt das Leben nahmen um in den Himmel zu kommen. Bei dem Vorfall handelt es sich um den größten bekannten Massenselbstmord nach 1978 - damals hatten sich in Guyana 914 Sektenmitglieder auf Anweisung ihres Anführers umgebracht.

Leider, weder in den aktuellen Boulevard-Magazinen "Bristant" oder "Explosiv" noch in den Nachrichten der "Tagesschau", "heute", "RTL aktuell", "Tagesthemen" oder "heute-journal" wurde dazu ein Wort verloren. Trotz den Zeichen des "Informationszeitalters" mit Internet, Kommunikationssatelliten-Flotten und mächtigen Nachrichten-Organisationen war selbst CNN in den "World News" nicht imstande bis Mitternacht hierzu tiefergehende Informationen zu liefern. Dies läßt sich nur durch den Mangel an Bildern aus Afrika erklären - und auf ein gewaltiges Loch im weltweiten Informationsnetz schließen. Andererseits will ich hoffen, dass die Nachrichten-Mächtigen nicht nach dem "kleinen Massenselbstmord" der Himmelstor-Sekte aus den USA zu "abgestumpft" sind, um über dieses Drama des fehlgeleiteten Aberglaubens zu berichten. Fehlende Bilder sind keine Entschuldigung in Anbetracht dieses bedeutsamen Vorfalls.


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