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08.11.1999

    
UFOs:Ein zwanzigjähriges Geheimnis gelüftet

Ein weiterer UFO-Klassiker fand seine Aufklärung

Am 2.November 1999 erreichte uns über die EuroUFOList die Meldung Manises case solved. Zum 20.Jahrestag einer berühmten spanischen UFO-Sichtung, geradezu in Spanien ein Klassiker, erklärte die "Spanish Anomaly Foundation" den Vorfall als aufgeklärt. Ingenieur Juan A.Fernández Peris aus Valencia hatte sich sehr lange mit diesem ehemals für Schlagzeilen sorgenden Zwischenfall vom 11.November 1979 über dem Mittelmeer beschäftigt und viele Recherchen durchgeführt. Aufgrund dieser Untersuchung kann der sogenannte Manises-UFO-Fall als gelöst zu den Akten gelegt werden, nachdem auch entsprechende Unterlagen der Spanischen Luftwaffe zur Verfügung standen und nun auch einige private Dinge vom Hauptzeugen veröffentlicht werden können.

Am Sonntag, den 11.November 1979, mußte ein Super-Caravelle-Flug von Palma des Majorca kommend der heute nicht mehr existierenden TAE-Fluggesellschaft mit 109 Leuten (deutsche und österreichische Touristen, die aber nichts gesehen hatten, auch weil zu jenem Zeitpunkt gerade das Essen serviert wurde und der Pilot ebenso niemanden in der Passagierkabine darauf aufmerksam machte) an Bord eine Notlandung auf dem Manises-Airport im spanischen Valencia durchführen. Der Pilot der Maschine sah sich nach der Begegnung mit zwei gespenstischen roten Lichtern ("sie waren rot wie das Licht eines Küstenwacht-Turmlichts") vor seiner Maschine dazu gezwungen, die er vom Cockpitfenster aus gesehen hatte und die er einem nicht erkennbaren Hauptobjekt ("mindestens so groß wie ein Jumbo") dazwischen zuordnete. Laut den Statements der Crew im Cockpit wurden die Lichter erstmals um 23:05 h ausgemacht, aber als dann die Lichter scheinbar sich dem Flugzeug annäherten wurden seine Piloten sehr nervös, auch wenn das Luftkontroll-Zentrum in Barcelona keinerlei weitere Maschinen im Luftraum feststellen konnte, fürchteten die Flieger eine Kollision weshalb Pilot Francisco-Javier Lerdo de Tejada beschloß den Flug zu unterbrechen und eine Notlandung in Manises zu machen, wo er um 23:45 h niederging, nachdem man einige Kreise gezogen hatte um Treibstoff abzulassen. Wichtig zu wissen ist auch, dass die Lichter außer Sicht zogen, als er auf Manisses beidrehte und Höhe verlor. Hierbei wurde geschätzt, dass das "UFO" mit seinen beiden "Seitenlichtern" in 30 Sekunden um 9000 ft absackte und deswegen außer Sicht verschwand. Das Bordradar selbst nahm nichts wahr.

Inzwischen war das Militär-Radar überprüft worden, aber auch dort konnte man keinerlei anomalen Verkehr in der Umgebung der TAE-Maschine ausmachen. Behauptungen von Juan-Jose Benitez über eine von Valencia bestätigte achtminütige Radarortung von einem UFO vor der Super-Caravelle, die er im Juli 1980 nach seiner "Untersuchung" des Vorfalls u.a. in der französischen Zeitschrift Hypotheses Extraterrestres vorstellte, stimmten nicht. Beobachter am Boden und nahe dem Airport berichteten eine Reihe von seltsamen Lichtern am Himmel gesehen zu haben, die aber offenkundig und objektiv nichts mit den beiden von Kapitän de Tejada gesehenen zu tun haben können, auch wenn in der aufgekommenen Hektik und Hysterie dies als selbstverständlich angenommen wurde. Auch was Benitez behauptete, wonach das Bodenpersonal teilweise gesehen hätte, wie das Flugzeug von dem UFO "verfolgt" wurde stimmte nicht und ist einmal mehr eine sensationsheischende, journalistische Übertreibung. Zu den Zeugen zählten in diesem Fall die Flug-Kontroller und Führungspersonal (darunter Herr Morlan, Direktor des Flughafens) des Flughafens, die ein geräuschloses Licht "in hellen Farben" am Ende der Rollbahn am Himmel stehen sahen und dann sich weiter umschauten und da natürlich weitere helle Objekte am Himmel ausmachten. Aufgrund der damit verbundenen Aufregungen startete um 0:40 h des neuen Tags eine Mirage F1 der Spanischen Luftwaffe von der Los Llanos Air Force Base um herauszufinden was hier vor sich ging und durchstreife die ganze Levant-Küstenlinie. Der Kampfjäger-Pilot beobachtete verschiedene unbekannte Lichter, die er mit seiner Maschine über eine längere Zeit hinweg zu verfolgen suchte. Obgleich er nicht imstande war sich irgendeinem der Lichter am Himmel zu nähern, weil sie immer vor ihm in gleicher Distanz `flogen`, erlebte der Pilot einige elektromagnetische Störungen in seiner Funkkommunikation und im Waffensystem seines Jets.

Juan A.Fernández Peris hatte sich den Fall in einer langanhaltenden Recherche angenommen und konnte nun erst einen 200seitigen Untersuchungs-Bericht über seine Analyse der Ereignisse vorlegen, wodurch sich auch das Phänomen aufklären ließ. Die ursprünmglichen zwei Lichter, die von Bord der TAE-Maschine aus gesehen wurden waren nichts weiter als die lodernden Fackeln über zwei Abfackelungskaminen der Ölraffinierie von Escombreras nahe Cartagena gewesen. Ausrichtung des Flugzeugs, Richtung der Erscheinung, Höhe der Erscheinung und scheinbare Winkelgröße der beiden "Lichter" stimmten exakt mit den Fackeln an den Schornsteinen dieses gewaltigen Chemiewerkes am Boden überein, dessen Steam-Cacker in dieser Nacht tatsächlich auch feuerte. Die Helligkeit der Fackeln und ihr besonderes Verhalten sorgten für eine optische Fehleinschätzung, aber der Hauptverursacher war eine sich in dieser Nacht entwickelnde kräftige Temperatur-Inversion die zusätzlich von einer ausgesprochen guten Fernsicht begleitet wurde, wodurch die beiden Fackeln als Lichter über dem Horizont ausgemacht wurden. Das Verhalten und Erscheinen solcher mächtiger Feuergebilde ist zweifelsohne beeindruckend. All diese Faktoren zusammengenommen ergaben eine verzerrende Sicht auf die ansonsten ungewohnten Fackeln über den Kaminen.

Ein wichtiger persönlicher Umstand konnte erst jetzt, nachdem Pilot Francisco-Javier Lerdo de Tejada in Pension ging, bekanntgemacht werden und wurde vorher nur vertraulich behandelt: Er hatte schwache Nerven in dieser Zeit und schwerwiegende Ehe- und Familienprobleme, die ihm ans Nervenkostüm gingen und die er nicht bekanntmachen wollte, da er sonst vom Flugdienst abberufen worden wäre. Er hatte seine Besonnenheit verloren und durchgedreht, als er die fernen Lichter sah, als seltsam einstufte und als Angriff wertete. Und als das Kontrollzentrum von Barcelona keinerlei Erklärung anbot, beschloß der Mann den Flug sofort zu unterbrechen und den Weiterflug zu stoppen, um am Manises-Flughafen notzulanden. Der Hintergrund ist klar, wenn man weiß, dass damals in den spanischen Medien eine UFO-Manie herrschte und viele Berichte den Eindruck aufkommen ließen, als wären außerirdische Maschinen im dortigen Luftraum unterwegs, davon ließ sich schließlich auch Francisco-Javier Lerdo de Tejada anstecken.

Aufgrund der Meldung des Piloten über eine UFO-Begegnung, die sich auf Radar nicht bestätigen ließ, schauten sich natürlich die Kontrolleure und das Flughafenpersonal nach seltsamen Lichtern am Himmel um, die sich dann aber als besonders helle Planeten und Sterne entpuppten, deren Erscheinen in der Inversionswetterlage verzerrt wurde.

Der Miragepilot kehrte um 2:07 h zu seiner Basis zurück, nachdem er ohne Erfolg einige nicht näher beschreibare und definierbare helle Lichter am Himmel verfolgte, die keinerlei Verbindung mit den beiden Lichtern hatten, die von dem TAE-Airliner aus gesehen worden waren. Der erschreckende Teil in diesem Fall sind jedoch die EM-Interferenzen, die die Mirage ereilten als sie über Valencia flog. Inzwischen ist auch in diesem speziellen Fall klargeworden, wodurch diese Störungen entstanden. Sie wurden von elektronischen Abwehrmaßnamen an Bord des US-Navy-Hubschrauberträgers "Iwo-Jima" (Teil der 6.US-Flotte) hervorgerufen, der gerade vor den Columbretes-Inseln kreuzte. Zu jener Zeit war die 6.US-Flotte in den höchsten Alarmzustand versetzt, weil sich gerade im Iran die bekannte Geiselkrise an der US-Botschaft abspielte, aus diesem Grund waren die elektronischen Abwehrmaßnahmen auch auf den Hubschrauberträger in dieser Nacht geschaltet, da man die Mirage dort als nicht gemeldetes Kampfflugzeug erkannte, wodurch sie selbst zum "UFO" für die US-Marine wurde.

Alle Elemente für sich genommen haben jeweils eine andere Ursache, in ihrem Zusammenspiel aber wurden sie zu einem UFO-Drama voller Überzeichnungen und Verzerrung der Ereignisse in einer dramatischen Epoche.


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