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01.12.2010


    
Wie immer jeden Monatsanfang - Historische Noten der UFOlogie aus dem CENAP-Archiv:

Gegen das Vergessen in der UFOlogie: Dezember-UFO-Meldungen vor 55 bis vor 20 Jahren: ´Fliegende Untertassen´ in der Presse

Heute können wir es kurz machen, weil für den genannten Zeitraum einfach nicht viel los war.

+ dpa faßte UFO-Meldungen zusammen und die ´Rhein-Neckar-Zeitung´ hatte am 7.Dezember 1955 daher die Schlagzeile "Marsmensch und Zopfjäger aus USA" im Blatt:

>Die Pariser lachten am Dienstag wieder einmal über die amerikanischen Soldaten, die für sie immer wieder Gegenstand der Verwunderung und Erheiterung sind. Einer von ihnen wurde in dem gebirgigen südfranzösischen Departement Correze als "Marsmensch" verhaftet. Als der riesige, fremdartig aussehende Mann aus einer der zahlreichen Höhlen in der Nähe des Dorfes Seilhac herauskroch, erschreckte er aufs höchste mehrere Bauern. Er trug nicht nur Kopfhörer und seltsam geformte Apparate, sondern auch noch eine ungewöhnliche Montur und sprach eine völlig fremde Sprache. Die Gendarmerie machte Jagd auf ihn und identifizierte ihn als einen in Shanghai geborenen amerikanischen Staatsbürger, der als amerikanischer Soldat in Deutschland stationiert ist und in Südfrankreich während seines Urlaubs auf eigene Faust Uran sucht. Ein zweiter Amerikaner erschreckte am Dienstagmorgen um zwei Uhr einen französischen Chauffeur, als er aus der ersten Etage eines Hauses in der Nähe des Place Pigalle auf die Plane seines Lastwagens sprang und von dort aus federnd den Bürgersteig erreichte. Bei seiner Reise durch die Luft hielt er, frühlich "Souvenir, Souvenir" schreiend, einen dicken blonden Zopf in der Hand. Nach ihren Haaren jammernd erschien eine spärlichst bekleidete Schöne im Fensterrahmen, die sich jedoch der Polizei gegenüber weigerte, Klage gegen den Zopfräuber zu erheben.<

"Rätselhafte Himmelserscheinung" hieß es am 15.Dezember 1955 in der ´Rhein-Neckar-Zeitung´: Strassenpassanten in Frankfurt beobachteten am Dienstagabend um 18:25 h am Himmel über der Stadt einen glühenden Körper, der nach Sekunden wieder verschwand. Auch die meteorologische Beobachtungsstelle auf dem kleinen Feldberg registrierte um diese Zeit einen außergewöhnlichen Lichtschein in großer Höhe. Augenzeugen schildern, dass die Erscheinung in einer "feuerroten Spitze" bestanden habe, die einen grün, blau und rot sprühenden Schweif nach sich zog. Die Erscheinung habe sich in Richtung Erde bewegt.

+ 1955 war auch eines jener frühen Jahren, in welchem die modernen utopischen Romane ihren Siegeszug in Deutschland begannen. Der SF-Schriftsteller Walter Ernsting alias Clark Darlton veröffentlichte seinen Romanerstling unter dem Titel "UFOs am Nachthimmel" und gründete den ´Science Fiction Club Deutschland´ (SFCD), seither gilt er als Vater des deutschen SF-Fandoms. Einige der Gründungsmitglieder waren vorher schon Mitglied der "Gesellschaft für Weltraumforschung" gewesen und über diese kam übrigens auch Jesco von Puttkamer auch in den Freundeskreis um Ernsting, als Puttkamer noch in Bonn und Aachen Ingenieurswissenschaft studierte. Der SFCD hatte so in seiner Satzung bereits als § 3 notiert: "Der Gedanke Raumfahrt und ausserirdisches Leben soll dem Aufbau eines weiteren und grösseren Weltbildes dienen." Der Erkennungsgruß damals war bereits schon AD ASTRA (Zu den Sternen!) gewesen. Darlton bekam von Hugo Gernsback dafür 1957 den ersten deutschen HUGO verliehen. Einer der ersten SF-Romane dieser neuen Generation, der Deutschland erreichte, hieß "Asteroid Forma" (erschien 1951 in England bereits und nahm damit a) die Filmidee von Der Tag, an dem die Erde stillstand und b) die Adamski-Konzeption bereits vorweg) und handelte (ausgerechnet) von "mehreren menschenähnlichen Völkern, die man im Kosmos entdeckt und die sich zu einer galaktischen Friedensförderation zusammengeschlossen haben" - der Band kam 1958 hierzulande als UTOPIA-Großband heraus, um das klassische Sujet der SF zu setzen während parallel einher die hier gezeigte SF-Idee durch die in Wiesbaden gerade gegründete Deutsche UFO/IFO-Studiengesellschaft (DUIST) unter Ehepaar Veit über die ´Adamski-Doktrin´ verbreitet wurde. Interessant, nicht wahr? Einer der nächsten Bände hieß dann bereits "Invasion aus dem Weltraum". Und man feierte Wernher von Braun als Wegbereiter einer künftigen Raumfahrt überall nachdem der erfolgreiche Start des ersten amerikanischen Satelliten Explorer I am 31.Januar 1958 gelungen war, um die Sputnik-Pleite wieder wettt zu machen. Mit neuem Selbstbewußtsein in der westlichen Welt richteten viele Menschen den Blick nun in die Zukunft, in der es Raumfahrt mit bemannten Missionen und Reisen zu den Planeten unseres Sonnensystems geben würde, wie sich bereits abzeichnete. Insbesondere auch in Deutschland und so begegneten sich auch Ernsting und von Braun (den man "die menschliche Verkörperung unserer Ziele" nannte) im Herbst 1958, wobei Braun durchblicken ließ den SFCD zu kennen und zu schätzen, da die "gute SF-Literatur in großem Maße dazu beitragen kann, das Interesse an technischen Problemen der wissenschaftlichen Forschungsaufgaben anzuregen". Und in dieser Ära erblühte auch in Deutschland (wie überall auf dem Globus) die UFOlogie, als Glaube an Besucher aus dem Weltraum in den Fliegenden Untertassen. Dies läßt sich nicht leugnen. Insgesamt gesehen war es der Beginn der "Eroberung des Weltraums" auf drei Ebenen und gleichzeitg: 1) in der Realität, 2) im Science-Fiction-Fantum (Fandom) und schließlich 3) in den Erwartungen an das UFO-Phänomen durch die ´ufologische Bewegung´. Sicherlich hatte auch jene Literaturgattung, jenes neue Genre mit vielen Zehntausend Anhängern eine subtile Auswirkung auf die Vorstellungen der Menschen über das Leben im Kosmos, der Eroberung des Weltall und die Frage nach Außerirdischen. Nicht umsonst gibt Ernsting in seinem Vorwort zum am 20.Januar 1998 erschienen Perry Rhodan Magazin zu, damals das "Potential der Science Fiction" für Deutschland erkannt zu haben, nachdem das deutsche Publikum aufgrund der bitteren Kriegserfahrungen allen technischen Utopien mit äußerstem Mißstrauen und großer Ablehnung gegenüber gestanden hatte. Natürlich hatte utopische Literatur bereits vor dem Krieg in Deutschland existiert, war aber mit häßlichen Bezeichnungen wie "wissenschaftliche Utopie" oder "Zukunftsroman" im Zuge einer gewissen Deutschtümelei nicht so sehr rübergekommen.

"Seltsame Erscheinung am Himalaja", meldete das ´Hamburger Echo´ vom 9.Dezember 1960: Über ein "Phänomen" im Gebiet des Mount Everest, das "alles sei könne, auch eine chinesische Rakete", berichtete jetzt in der nepalesischen Hauptstadt der neuseeländische Forscher Sir Edmund Hillary. Nach Angaben Sir Edmunds, der als Bergsteiger einen Ruf besitzt und seit einigen Wochen im Himalaja nach dem sagenhaften Schneemenschen jagt, sei am Himmel ein feuriger Blitz im Zick-Zack-Kurs und einem langen anschließenden Kondensstreifen aufgetaucht. Das amerikanische Expeditionsmitglied, der Verhaltensforscher (Soziologe) Tom Nevison glaubt fest, eine chinesische Rakete gesehen zu haben.

"´Untertassen´ werden unmodern" meldete UPI aus Washington und am 22.Dezember 1960 las man in der ´Frankfurter Rundschau´: "Das Zeitalter der ´Fliegenden Untertassen´ ist nach Ansicht des amerikanischen Oberstleutnants der Luftwaffe Lawrence Tacker vorüber. In einer Rundfunksendung sagte er am Dienstag: "Die Ära der Fliegenden Untertassen ist vergleichbar mit der des Spiritismus an der Jahrhundertwende. Meiner Ansicht nach werden die Menschen nun andere romantische Dinge finden, an denen sie sich begeistern." Tacker hat in einem Buch die vergeblichen Versuche der US-Luftwaffe geschildert, Beweise für die Existenz ´Fliegender Untertassen´ zu finden.

[Tacker sollte sich bitter getäuscht haben, die Untertassen als Thema öffentlicher Debatte kamen bis heute immer wieder zurück. Zudem ist es doch geschönigte Propaganda, wenn erklärt wird, daß die USAF vergeblich versuchte Untertassen-Beweise zu finden.]

"Der Traum vom Besuch aus dem All: UFO-Glaube in Deutschland", so die Schlagzeile einer Berichterstattung durch Hans-Joachim Noack in der ´Frankfurter Rundschau´ vom 31.Dezember 1970. Hier sein Bericht:

>Im Juli 1946, während der Zeit seiner Kriegsgefangenschaft, entdeckte der Steuerbevollmächtigte August Wörner aus Pillig bei Koblenz ein seltsames Flugobjekt über den Dächern von Moskau. Der Körper, der einige Minuten am Firmament verharrte, ehe er sich in rasender Geschwindigkeit davonmachte, wurde für den deutschen Landser zum Schlüsselerlebnis. Seither hat er nicht mehr aufgehört, den Himmel nach wundersamen Erscheinungen abzusuchen; und, wie er behauptet, mit rauschendem Erfolg: Er registrierte im Laufe der Jahre Undefinierbares ´in Massen´." Fast ein Vierteljahrhundert danach hat sich die Beschäftigung mit der möglicherweise sichtbar gewordenen, aber immer noch nicht bewiesenen quicklebendigen "Über-Welt" in drei erkennbare, wenngleich sehr oft ineinander zerfließende Strömungen kanalsiert. Die einen, sehr wahrscheinlich die meisten, sind im Gestrüpp der mittlerweile unüberschaubar gewordenen Science-fiction-Literatur hängengeblieben und empfinden etwa die Televisions-"Invasion von der Wega" lediglich als spannende Abendunterhaltung. Die anderen, und unter ihnen ernst zu nehmende Wissenschaftler wie der Raketenforscher Hermann Oberth, frönen der Wahrscheinlichkeitstheorie, nach der die Annahme, ausgerechnet das Staubkorn mit Namen Erde sei Mittelpunkt des Universums, als vermessen gilt. Die dritten, die von diesem "realen Denkansatz" ausgehen, sind zu bisher wenig beachteten und allenfalls belächelten Jüngern einer neuen Religion gewsachsen, die eine Art interplanetarische Theologie mit festen Glaubensgrundsätzen entwickelt hat.

Untertassen sind nun die feste Überzeugung beispielsweise jenes Steuerbevollmächtigten, die August Wörner´s sind unter uns und überall. Ihrer Logik nach werden die UFOs als eine Realität die Welt verändern, wie kein anderes Ereignis in der Menschheitsgeschichte zuvor. Wörner zählt die UFOs in der Vordereifel quasi vor seiner Haustüre aus durch. Gerade im Juli und August 1970 hatte er seine letzten Sichtungen. Wörner: "Die UFOs sind selbst hierzulande zu häufig erschienen, als daß man sie nich als Rarität gelten lassen könnte." Zuhauf erhalte er Meldungen aus dem Raum Ludwigshafen/Mannheim und der Pfalz (?). Über Ramstein AFB soll eine "riesige Zigarre" die dortigen Aktivitäten beobachtet haben. Derweilen mehrten sich auch Berichte von Observationen aus dem Schwarzwald, Harz, von der Waterkant und aus Südhessen, die von Wörner´s Außen-Posten hereinkämen. Die Eifel-UFOs sorgten sogar dafür, das im Sommer 1970 TV-Übertragungswagen des Südwestfunks und des Saarländischen Rundfunks bei Wörner postiert wurden, weil dieser deutliche UFO-Manifestationen vorausgesagt hatte, die leider nicht zustandekamen. Kein Wunder, wenn die Welt borniert über die sonst nur von UFO-Fans beobachteten himmlischen Erleuchtungen schwieg. Dies bedauern gerade die "UFO-Nachrichten" in ihrer September 1970-Ausgabe sehr, weil die Welt immer noch nicht wahrhaben wolle, daß es das universelle Problem der UFOs gäbe, welches eine Welle des Verständnisses zu uns auf Erden trägt und immer mehr Menschen infiziert. Der Kunstmaler Karl Ludwig Veit ist als Chefredakteur für die UN verantwortlich, er hat sich zum Ziel gesetzt, "beharrlich die Wahrheit über eine immer wieder verketzerte Wissenschaft zu verbreiten" - seine inniggeliebte und verfochtene UFOlogie ist mit der "verketzerten Wissenschaft" gemeint. Dennoch ist er bewunderswert selbstsicher in seiner Einschätzung, daß die "UFOlogie" dereinst vielleicht die Mutter aller anderen Wissenschaften sein werde! Und der Kosmos-Journalist verweist auf seine enge Zusammenarbeit mit Hermann Oberth und auf "aufmunternde Worte" in Briefen von Filmstar O.W.Fischer oder Schauspieler Wolf Schmidt (Kultfigur: "Babba Hesselbach"), welche Leser der Ventla-Publikationen und der UN sind. Ja, dies korrespondiert mit einer Umfrage der TV-Zeitschrift TV Hören und Sehen vom Juni 1970, die feststellte, daß die UFO-Gläubigkeit auch unter dem Prominenten des Showgeschäfts grasiert und dort eine grundsätzliche Anfälligkeit für Mystifikationen vorherrscht. Geoutete UFO-Fans: Joachim Fuchsberger, Hellmut Lange, Inge Meysel, Eva Pflug (vom Raumschiff "Orion"), Maria Schell, Roy Thinnes, Cassius Clay und die Sängerin Margit Schramm.

Ob der UFOs und ihrer "lebenswichtigen These für eine Glaubensgemeinschaft" ergäbe dies eine Formel, wonach das lebendige Universum als erwiesen anzusehen ist. Folglich müße der Mensch zu einer "viel größeren Vorstellung von Gott kommen". Er argumentiert so am liebsten mit der Offenbarung des alt-testamentarischen Johannes und dem Schlußkapitel der biblischen Apokalypse, wenn er über die "Entfaltung eines praktischen und esoterischen Christentums sowie die Evolution einer echten, erleuchteten Wissenschaft" namens UFOlogie schwelgt. Kein Wunder, wenn er zugibt, daß genauso wie beim Gottesglaube auch bei der interplanetarischen Theologie kein schlußendlicher Beweis zu erbringen ist, auch in Sachen UFOs sei der Realitätsbeweis nur schwer auszumachen. Genauso scheinen seine Leser zu denken, die in die "Tausende" gehen und als "fromm" und "frei" zu betrachten sind. In Balingen bestätigte Ortgruppen-Leiter Reinhold Herrmann, promovierter Jurist und praktizierender Rechtsanwalt, den theologischen Hintergrund, aber darüber mag er nicht so recht sprechen, nur soviel: "UFOlogie geht über die Dimensionen des Christenglaubens weit hinaus." Der FR-Mann besuchte offenbar in Balingen die UFOlogen-Gemeinschaft: "Der Eindruck drängt sich auf, daß die Studiengruppe neben Männern und Frauen mit gestanden, nüchternen Berufen von leuten beherrscht wird, die von jeher zwischen Himmel und Erde mehr zu entdecken glaubten, als er gewöhnliche Sterbliche mit durchschnittlicher PÜhantasie und beschränktem Sehvermögen: Es sind Kreative aller Gattungen, Angehörige freier Berufe, Schauspieler und Werbemanger, Bildhauer und Heilpraktiker. In Balingen hängt eine ganze Reihe von UFOlogen einem Herrn namens Lorber an, der sich als Seher im 19.Jahrhundert einen Namen machte.<

[Nicht nur Herrmann´s Truppe hing übrigens dem österr.Visionär Lorber an, auch die DUIST-Führungsspitze in Wiesbaden sah sich fast schon als Reinkarnationen dieses pseudoreligiösen Spinners, auf jeden Fall widmeten Karl und seine Frau Anny, übrigens ein ehemaliges Berliner Schreibmedium, sich dem Propheten Jakol Lorber: "Durch diesen Propheten wurde unser Lebensweg bestimmt zuzm Dienste für den HERRN und die Menschen. Dazu wurden wir freiwillig auf die Erde gesandt." UFOlogie als versteckte Mission für pseudoreligiösen Fanatismus? Wie auch immer, von Mitte der 50er bis Mitte der 70er Jahre konnten die Veits das öffentliche Vorstellungsbild betreffs UFOs hierzulande alleinig und weitgehend ungestört prägen - und das ist ein wichtiger Punkt, wenn man die Nährboden deutscher UFOlogie kennenlernen will.]

FR-Journalist Noack vermerkte also so die "Merkmale einer Sekte". In den deutschen Zirkeln, wo sich die UFOlogen treffen wird der Gott des Universums machmal beim Namen hinter vorgehaltener Hand genannt: Ashtar Sheran, der alte Alien-Sack. Diese Zirkeln geben sich genauso exotische Namen wie ihre Weltraum-Oberhäupter: "Space Club" in Heilbronn oder "Universeller Freundeskreis" in Salzburg. Die Fans treffen sich in Hinterstübchen von Gaststätten oder Kaffeehäusern. Wörner trommelt gar soviele Leute zusammen, das eine ganze Gastwirtschaft nur von UFO-Begeisterten übernommen werden kann, von wo aus im Sommer "eifrig Ausschau nach Himmelsflitzern gehalten und über die Ergebnisse Protokoll geführt wird". Noack: "Auch wenn die UFOlogen es nicht wahrhaben wollen: sie tragen alle Merkmale einer Sekte, in der Arroganz und Demut nahe beieinander wohnen - Arroganz und zugleich märtyrerhafte Demut gegenüber den Ungläubigen, Verstiegenheit in der Beurteilung vermeintlich engstirniger Wissenschaftler wie Albert Einstein, den der Naturforscher Wilhelm Martin aus Mannheim auf dem letzten UFO-Weltkongreß in Mainz einen ´armen Irren´ nannte, betonte Unterwürfigkeit im Verhalten zu den ´höheren Wesen´ in den Raumschiffen, von denen die Erlösung aus dem irdischen Jammertal erhofft wird. Diese Heilserwartung ist es insbesondere, die die versteiften Anhänger der Fliegenden Untertassen und der ihnen unterschobenen Bedeutung alle Anfechtungen ertragen läßt. Innerhalb der Zirkel blüht indessen die Toleranz in einem Maße, die Science-fiction aus der untersten Schublade ebenso ernsthaft zur Kenntnis nimmt wie das ´Ringen´ mancher distanzierter Mitglieder ´mit dem Zweifel´. UFOlogie ist ein weites Feld, auf dem sich mit den unsicheren Schritten eines gealterten Mannes der seriöse Raketenforscher Oberth in gleicher Weise bewegt wie jener Mister Keel aus Südamerika, der in Mainz als gefeierte Kontaktperson detailliert über sein Treffen mit Wesen vom Gestirn GOI berichtete." UFOlogie ist ein spektakulärer Zusammenfluß von "halber Wissenschaft und halber Religiosität", bestehend aus Elementen die so bunt zusammengewürfelt sind, wie die Menschen, die ihr huldigen. Die UFO-Funktionäre erliegen ihren unterschwellig selbsteingebrachten Verlockungen, die sie jenen Personen weitervermitteln, die dieser neuen Sache wegen sie zu unterstützen versuchen.

Diese Gruppe benötigt personifizierte Alibis wie Hermann Oberth für den wissenschaftlichen und den Pater Grasso für den theologischen Zweig. Sie klotzen, wenn jener Herr Grasso um die ´Erweiterung des irdischen Jesusbildes in den kosmischen Christus-Begriff´ kämpft, als sei damit schon alles bestätigt - und sie kleckern und unterschlagen, wenn irrwitzige Positionen wie die Behauptung von leben auf dem Mond aufgegeben werden müßen. Die Lehrer des Universellen haben kleinkarierte Probleme: Sie haben den Generationen-Konflikt wie Vereinigungen von dieser Welt, weil nicht zu übersehen ist, daß vornehmlich Damen von sechzig an aufwärts zum avantgardistischen Kerntrupp gehören. Bereits C.G.Jung hatte kurz vor seinem Tode die UFOs einen "modernen Mythos" genannt, spontane Phantasiegebilde, die auftauchen, wenn der Mensch eine emotionale Krise durchmacht. Für den Tiefenpsychologen Dr.Gerhard Bartning von Starnberger MPI spielt "die Sehnsucht nach einem Kontakt mit der Mächtigkeitsaura" die tragende Rolle im ufologischen Aberglauben, während für ihn gleichsam die UFOLogie "die Quittung auf ein Versäumnis der christlichen Theologie" ist, "die ihre kosmische Relevanz durch die Jahrhunderte vernachläßigt hat".

+ Rückblickend war 1970 ein ufologisch-durchsetztes Jahr in der deutschen Medienlandschaft, da die Fliegenden Untertassen auf breiter Front zum TV-Einsatz bliesen, nachdem der erste Mensch im Sommer 1969 seinen Fuß auf den Mond gesetzt hatte und damit sowieso eine neue Bewußtseins-Ära für die Menschheit angebrochen war. ´Hör Zu´ (Nr.25/1970 unter der Schlagzeile "Gibt es Leben im Weltall?": "Binden Sie Ihren Fernsehapparat fest, damit er nicht mit den vielen Fliegenden Untertassen in die Luft geht! Eine Welle von Weltraum-Fahrzeugen überflutet die Bildschirme. Nach Invasion von der Wega und Professor Habers Brüder im All werden bald weitere Herren vom anderen Stern auf der Mattscheibe landen. Zum Beispiel in den Fernsehspielen UFO, Die Delegation, Im Auftrag von Ikarus, Besuch auf einem kleinen Planeten. Damit die Flut nicht abreißt, wurde bei der Münchner Bavaria, die schon das RAUMSCHIFF ORION zu fremden Sternen schickte, gerade eine Spezialabteilung für Science fiction, also für utopische Film- und Fernseh-Produktionen, gegründet."Ja, am 9.September 1970 lief die fiktive Reportage von Autor und Regisseur Rainer Erler im ZDF, welche Spiel und Wirklichkeit, Phantastisches und technisch Mögliches vermischte - auf der Jagd nach außerirdischen Astronauten und ihren UFOs in allen Teilen der Welt. Die Sendung machte damals soviel Wirbel, weshalb sie alsbald nochmals wiederholt worden ist. In dieser Zeit wurde immer wieder die UFO-Frage in Deutschland öffentlich debattiert, sie wurde hier richtig populär gemacht und als Folge hieraus erhielt Rainer Erler sogar die Publikumsauszeichnung "Goldene Kamera" für Die Delegation, weil er eine neue Form des Fernsehspiels fand: Die utopische Reportage, ein pseudoreport als raffinierte Mischung aus Spiel und Fernseh-Magazin. Der Mann bediente sich aller Möglichkeiten, die ihm das Medium bot. Wirklichkeit und Phantastik, echte und manipulierte Dokumentation verwob er zu einer Einheit. Durch Moderator, Reporter und Experten täuschte er eine Glaubhaftigkeit vor, der nicht nur UFO-Gläubige unterlagen. Wenn man so will: Die Akte X-Stilmittel wurden bereits mehr als 20 Jahre vorher erfunden!

"Mit Erich von Däniken auf Schiffsreise" verkündete die "Ancient Skies" in ihrer deutschen Ausgabe. Vom 30.November bis zum 21.Dezember 1980 konnten auf dem Hapag-Lloyd-Flagschiff MS EUROPA der Prä-Astronautik-Fan seinem Götter-Astronauten-Helden EvD auf dem Indischen Ozean begleiten, wo jener auch zwei Vorträge hielt.

Die ´Ruhr-Nachrichten´ hatten eine dpa-Depesche aus London aufzugreifen und berichteten so am 29.Dezember 1980: "Hunderte vom UFO-Fieber erfaßt":

>Hunderte von Menschen wollen UFOs gesehen haben, die angeblich über Frankreich und Großbritannien flogen. Das Institut zur Erforschung unbekannter Flugobjekte [gibt und gab es in England mit diesem Namen nicht] in der Nähe von London erhielt zahlreiche Anrufe aus Süd- und Südwestengland. Die Augenzeugen berichteten von einem gleißenden Licht am Himmel, das sich anschließend in viele kleinere Leuchtpunkte auflöste. Der Vorfall ereignete sich, als gerade ein Film über eine Flugzeugkatastrophe im Fernsehen lief. Ähnliche Erscheinungen waren schon in Frankreich beobachtet worden. Zahlreiche Anrufer berichteten Zeitungsredaktionen von einer Garbe leuchtender Punkte.<

[Tatsächlich gab es einen sogenannten Wiedereintritts-Körper eines russischen Raumschiffes über England zu dieser Zeit, der diesen Spuk verursachte.]

"Kein Blatt bewegte sich, kein Vogel sang - und mein Hund lag am Boden und rührte sich nicht - Ein sardischer Bauer berichtet von einer unheimlichen Begegnung" meldete die BZ am 31.Dezember 1980: Eine unheimliche Begegnung mit einem UFO will ein sardischer Bauer aus der Gegend von Sassari gehabt haben. Der 50 Jahre alte Giacomo Piu erzählte: "Das unsichtbare [sic!] Fahrzeug kreiste mich mit seinem Krach ein. Ich konnte nicht weglaufen. Kein Blatt der Olivenbäume bewegte sich, kein Vogel sang - und auch mein Hund lag wie tot am Boden." Der Bauer will das Geräusch zuerst gehört haben, als er in seinem Schuppen in dem hügeligen Landstück "Filigheddu" arbeitete. Giacomo Piu: "Zuerst krachte es, als ob auf dem entfernten Hügel eine Mauer einstürzte. Dann hörte ich ein lautes metallenes Klingen, das immer näher kam. Aber obwohl es ein klarer sonniger Tag war, sah ich das UFO nicht." Piu bekam es mit der Angst zu tun. Er versuchte, zu seinem Auto zu kommen. Als ihm das gelang, konnte er aber die Tür nicht öffnen. Anderhalb Stunden soll das unheimliche Spektakel gedauert haben. Dann dann war es plötzlich vorbei. Zwei Tage später will Giacomo Piu wieder zu seinem Schuppen gegangen sein. Der sardische Bauer: "Wieder hörte ich das Geräusch. Doch diesmal fehlte mir der Nerv zum Bleiben. Ich raste mit meinem Auto davon."

[Weshalb die Sache etwas mit einem UFO zu tun haben muss ist uns nicht verständlich und ein lokales Geräuschphänomen sollte dafür verantwortlich zu sein.]


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