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29.11.2010

    
+++ Damals vor 20 Jahren: Die UFO-Lichter von Greifswald +++

Keine Naturwunder, keine außerirdischen Besucher - Flares des Warschauer Paktes an Fallschirmen als ´Fliegende Christbäume´ oder ´Feuertöpfe´ waren es

"Strange. What on earth is happening in our skys these days?"

Es ist schlichtweg DER UFO-Fall der deutschen Geschichte bis 1990 gewesen - und auch bis heute noch, 20 Jahre später. DIE GREIFSWALDER-UFO-Lichter.

Aus der ferneren Historie in der CENAP-UFO-Phänomen-Erforschungs-Timeline:

+ "Leuchtbomben über süddeutschen Städten" meldete die ´Rhein-Neckar-Zeitung´ am 20.Januar 1954 aus Stuttgart: Die zwölfte amerikanische Luftflotte, deren Hauptquartier sich in Ramstein bei Landstuhl in der Pfalz befindet, veranstaltete in der Nacht zum Dienstag Übungen, in deren Verlauf über Städten in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern Leuchtbomben abgeworfen wurden. 20 Minuten später wurde den Hörern über den Rundfunk mitgeteilt, dass es sich um Nachtübungen der amerikanischen Luftwaffe handle und dass kein Grund zur Beunruhigung bestehe. In der Zwischenzeit wurden der Flughafen Echterdingen, die Redaktionen der Zeitungen und die Agenturen mit Anrufen "bombardiert", die wissen wollten, was in der Luft los ist.

+ Am 22.Januar 1954 meldete die ´Rhein-Neckar-Zeitung´ deswegen vorab: Neue Leuchtbombenabwürfe. Das Hauptquartier der 12 amerikanischen Luftflotte in Ramstein (Pfalz), hat für die nächsten zwei Wochen neue Leuchtbombenabwürfe über verschiedenen Städten des amerikanischen Besatzungsgebietes angekündigt. Die Bomben werden nach Angaben des Hauptquartiers von Aufklärungsflugzeugen abgeworfen, die das Licht für Nachtphotographien benötigen.

+ Eine unheimliche UFO-Formation. Ein lange Zeit unidentifiziertes fliegendes Objekt beschäftigte die europäische UFO-Phänomen-Untersuchung; besser noch, es ist eigentlich eine ganze Formation von merkwürdigen Lichtgebilden die am Freitagabend des 24.August 1990 über der Ostsee-Region auftauchten. Doch, es handelt sich nicht um eine typische ´Fliegende Untertasse´, sondern um leuchtende Gebilde am Abendhimmel der Ostsee, um nicht so leicht zu identifizierende Objekte. Vier Jahre brauchte es, um den "besten UFO-Fall Deutschlands" zu knacken. Vielleicht kennen Sie den Vorfall? Immer wieder werden irgendwo auf dem Globus sogenannte unidentifizierte Flug-Objekte (UFOs) beobachtet, deren Natur und Herkunft dem Betrachter verschlossen bleiben. Manche Vorfälle dieser Art sind so spektakulär, dass sie zu Dauerbrennern (sogenannten Klassikern) der "UFO-Beweisführung" werden und eine gewisse ´Unsterblichkeit´ erlangen. Tatsächlich hat Deutschland auch ein paar solcher Ereignisse zu bieten, doch ganz vorne steht eine abendliche Himmelserscheinung vom 24.August 1990 im Ostseeraum über dem sogenannten ´Greifswalder Bodden´ nahe der polnischen Grenze. Über eine halbe Stunde und mehr hinweg waren Lichterformationen geräuschlos erschienen, die sich gemächlich dahinbewegten und rötlich-gelb am Himmel glühten. Als die Greifswald-UFOs wurde dieses Phantom der Lüfte weltweit bekannt und Mecklenburg-Vorpommern tauchte ertsmals auf der paranormalen Landkarte auf...

Entlang der Festlandlinie (sowie tiefer ins Festland bis nach Greifswald hinein) und auf der Ferieninsel Rügen sahen unzählige Menschen diese "Lichtertrauben" plötzlich am Himmel auftauchen und dann gemächlich dahinwackelnd herabsinken. Begonnen hatte alles mit einer BILD-Schlagzeile vom 1.September 1990: "Atomphysiker filmten UFOs - Leuchtendweiße Teller im Formationsflug". Sieben leuchtende Kugeln schwebten vorbei, angeordnet "wie eine Traube" und verschwanden lautlos zwischen Rostock und Usedom in den neuen Bundesländern, Zeitpunkt 20 bis 20:30 h. Hiernach sollen 50 Bewohner der Ostseeküste das Phantom der Lüfte ausgemacht und der Polizei gemeldet haben. Der Fachautor und UFO-Forscher "Dr." Johannes von Buttlar heizte die Stimmung auf, weil er gerade sein Buch "Drachenwege" herausbrachte: "Die Sichtungen werden immer konkreter. Außerirdische beobachten uns. In ein paar Monaten werden sie mit uns Kontakt aufnehmen." Diese Gebilde wurden auch vom Ferienheim SOLIDARITÄT nahe Rostock aus gesehen. Das Ehepaar L. & N.Iwanowa filmte aus Greifswald heraus das phantastische Ereignis, wodurch das Geschehen zum ´Greifswald´-UFO gestempelt wurde und weltberühmt wurde. Erste Nachfragen verliefen jedoch im Sand und wir kamen nicht weiter, die Volkspolizei in Rostock wußte angeblich von nichts! Kollege Hans-Jörg Vogel aus Berlin versuchte es selbst noch einmal bei der VoPo und erhielt am 24.September 1990 nochmals die Erklärung aus Rostock, dass es dort keine UFO-Meldungen gegeben hatte. Trotzdem ich mit meinen Kollegen seit 1973 im UFO-Feld tätig waren und ab 1976 konkret UFO-Sichtungen zu überprüfen begann - soetwas hatten wir noch nicht gehört. Als wir dann eine Videokopie der Aufnahmen von den Iwanowa´s durch den Hamburger UFO-Interessierten Detlef Menningmann erhielten, staunten wir noch mehr...

Was war auf dem Film der russischen Ärzte in Greifswald zu sehen? Eine relativ enggepackte Formation von rötlich-weißen Lichtern schwankt da leicht am dunklen Himmel dahin und immer wieder mal funkten links abgesetzt Lichtblitze* auf, die aber scheinbar nichts mit dem Phänomen an sich zu tun hatten. Untereinander verschoben sich die Lichter leicht. Dann berichtete die Zeitung ´Der Demokrat´ aus Rostock am 25.Januar 1991, dass der sowjetische Dolmetscher Waleri Winogradow in Richtung Eldena in der Abenddämmerung sieben leuchtende Kugeln gefilmt hatte, die scheinbar regungslos etwa mittelhoch am Himmel erschienen. Durch den Sucher gesehen bewegten sie sich ganz leicht: "Eine Seite hatte Licht, die Rückseite blieb dunkel." Die individuellen Lichter bildeten immer neue Formationen. Von Rostock aus gesehen, befand sich das Phantom der Lüfte nach Schätzung etwa 2 bis 3 Km entfernt; der Abschluß: "Allmählich ließ das Schimmern der Kugeln nach und plötzlich verschwanden sie. Es sah so aus, als ob sie sich im Himmel aufgelöst hätten." Ein weiterer Anwohner im Hause von Winogradow habe es ebenso videografiert. Dennoch wies die Zeitung darauf hin: "UFO heißt Unbekannte Flugobjekte und ist eine wertfreie Bezeichnung für Erscheinungen, die sich zweifelsfrei nicht klären lassen. Ob es sich dann um Meteoriten, Flugzeuge oder andere Flugobjekte handelt, sei dahingestellt."

* = Am 9.November 1993 berichtete das ´Neue Deutschland´ vom II.Ungarischen UFO-Weltkongreß in Budapest, wo auch Michael Hesemann emsig zugange war und sich der ADN zum gespräch stellte: "Führender europäischer UFOloge ist überzeugt: Stasi bespitzelte auch Außerirdische". Hierbei ging er auch auf den Fall Greifswald ein, bei dem gefilmt worden war "wie Geschosse von der NVA auf diese Objekte abgefeuert wurden. Damit haben wir einen hervorragenden UFO-Fall auch mit NVA-Involvement". Dies ist für die spätere CENAP-Feststellung schon einmal interessant!

Bestseller-UFO-Baron "Dr." von Buttlar (übrigens als "ein anerkannter Wissenschaftler" und "der größte UFO-Spezialist" vorgestellt) deswegen im geschwellten Brustton blauäugiger Überzeugung in dem Sensationsblatt SUPER ILLU Nr.6 vom 31. Januar 1991 für den Beitrag "100 sahen es: UFOs über Greifswald": "Außerirdische sind unter uns." Hier waren es schon 100 Zeugen gewesen, die einen Pulk silbrig leuchtender Flugkörper sahen. Dem Greifswalder Franz Klien sollen Fotoaufnahmen der Erscheinung gelungen sein, alle Bemühungen mit ihm in Kontakt zu treten scheiderten jedoch. Überhaupt war es zu jenen Tagen so gut wie unmöglich in das Gebiet hinein Kontakte von Mannheim aus zu schaffen, die Infrastruktur der Telekommunikation war einfach nicht da und an Telefonbücher zu denken war ein Traum. Schlechte Aussichten um eine Untersuchung bzw Recherche aus der Ferne durchzuführen, wenn man keine Anlaufstellen kennt und mangels Verzeichnisse ausfindig machen kann. Jedenfalls zu diesem Zeitpunkt.

Das von Adolf Schneider (ehemals MUFON-CES) ehemals herausgegebene ´Jupiter Journal´ Nr.34, März 1991, S.28/29, hatte einen Beitrag von CENAP-Korrespondent Uwe H.Bergmann aus Röbel anzubieten, der sich unserem Fall angenommen hatte und aufgrund eines direkten Kontakts mit den bekannten Greifswalder Zeugen zu reportieren wußte, dass die Sichtung um 20:41 h begonnen hatte und in Richtung NO über der Ostsee ablief. Die Zeugen äußerten sich hier: Die Objekte stellten zwei Gruppen von unbewegten, nebeneinanderstehenden Leuchten dar. Dabei drehten sich die Leuchten in beiden Gruppen im Uhrzeigersinn um die eigenen Achsen. Zuerst war die linke Gruppe klar sichtbar gewesen, dann war sie völlig verschwunden, und die rechte Gruppe wurde scharf und deutlich. Sie bildeten sich also nach und nach aus. Einige Sekunden später war am Standort der linken Gruppe ein kurzer Lichtblitz zu sehen. Die Leuchten der rechten Gruppe wurde immer schwächer, und man konnte sieben einzelne ballförmige Leuchten erkennen. Die Abmessung der Leuchten scheinen sehr groß zu sein. Dann gingen die Leuchten aus, eine nach der anderen.

Gegen Ende November 1991 verschickten wir dann an etwa 30 Zeitungen in den neuen Bundesländern Pressemitteilungen via Fax, um die dortigen Menschen aufzurufen, uns UFO-Fälle einzureichen, um zu sehen, ob es einen etwaig kulturell-geprägten Unterschied zwischen UFOs im Osten und Westen gab (und auch um zu versuchen, im aktuellen Fall weiterzukommen). So berichtete ´Der Neue Weg´ aus Halle am 23.November 1991:

"Rätselhafte Himmelserscheinung gesehen? Bitte melden: UFO-Jagd in ganz Deutschland - Forscher bitten um Mitarbeit an nationalem Studienobjekt":

>Seit 1976 ist der 34-jährige Einzelhandelskaufmann Werner Walter mit seinen Kollegen der privat-wissenschaftlichen Forschungsgruppe CENAP unterwegs, um dem Spuk der Himmels-Phantome namens UFOs nachzujagen. Bisher wurde in Westdeutschland, Österreich und der Schweiz etwa 240 Meldungen merkwürdiger Erscheinungen am Nachthimmel nachgegangen. Nun ruft die Untersuchungs-Organisation CENAP zum wissenschaftlichen Vergleich der Qualität der gemeldeten UFO-Erscheinungen in Ostdeutschland auf, wozu Meldungen und Berichte, Fotos und Videos eingereicht werden können - auf Wunsch vertraulich. "Nachdem wir im Oktober rund um Magdeburg Zeitungsberichte erhielten, wonach seltsame Erscheinungen dort den Himmel frequentieren sollten, möchten wir die Bevölkerung aufrufen, uns alle seltsamen Geschehnisse am Himmel aus der Vergangenheit und Gegenwart zu melden. Wir möchten dann in einer wissenschaftlichen Analyse eine Dokumentation erstellen, wozu wir den Beobachtern spezielle Fragebögen ausgeben, um alle Fakten und Daten festzumachen", erklärte Projektleiter Walter. Am besten wäre für die Registrierung der Erfahrungen die Übermittlung eines umfangreichen Darstellungsberichtes mit Skizzen der gesehenen UFO-Manifestation. UFO-Jäger Werner Walter bittet ausdrücklich nur um ernsthafte Darstellungen merkwürdiger bzw rätselhafter Himmelserscheinungen und keinerlei Scherz-Behauptungen oder Schabernack-Berichte, "da die UFO-Frage bereits von ihrem Kern her oftmals von blühendem Unsinn durchsetzt ist und womögliche reale unbekannte Naturerscheinungen dadurch verborgen bleiben". Wer also nun irgendwann einmal Erfahrungen mit unbekannten fliegenden Objekten oder seltsamen nächtlichen Himmelsschauspielen machte, wende sich an: CENAP, Werner Walter, Eisenacher Weg 16, Mannheim, oder rufe unter der UFO-Rufnummer 03621-701370 [falsche Vorwahl!] direkt an.<

Die ´Brandenburgische Neueste Nachrichten´ vom 25.November 1991 hatte daraus die Schlagzeile UFOs in Ostdeutschland: "CENAP ist ihnen auf der Spur/Nur ernsthafte Berichte gemacht", hier wurde die richtige Rufnummer abgedruckt. Auch andere Zeitungen waren imstande die richtige Nummer abzudrucken. Insgesamt wurden etwa zehn Meldungen in Zeitungen mit unserem Aufruf abgedruckt, aber kaum mehr als zehn Berichte gingen insgeheim bei uns ein - und darunter war leider niemand, der uns aktuelle Informationen über die Greifswald-Ereignisse geben konnte. Die meisten Beobachtungen gingen auf wahrscheinlich selbstgebastelten Miniatur-Heißluftballone zurück, die scheinbar schon in den 60er Jahren auf dem Gebiet der DDR fliegen gelassen wurden und für UFO-Sichtungen sorgten.

Michael Hesemann, Chefredakteur der esoterischen UFO-Zeitschrift ´Magazin 2000´, enthüllte in Ausgabe Nr.1/1992 so die Wahrheit, dass dieser UFO-Fall die "bestbezeugte UFO-Sichtung in Deutschland" sei. Von Buttlar (geborener Busacker und später im Spiegel als "Scharlatan" geoutet) war sicher, dass die hier zu sehenden Objekt "eindeutig" keine Satelliten sind und "offensichtlich gesteuerte Objekte in intelligenter Formation." Ja, fand da eine "außerirdische Inspektion über dem berühmt-berüchtigten AKW Greifswald statt?" fragte sich Hesemann. Und im Zuge der Zeit tauchten immer mehr Zeugen auf, die die Erscheinungen aus verschiedenen Positionen filmen konnten, mehr als die Hälfte davon entlang der Küstenlinie und damit defintiv weit über der Ostsee draußen. Seltsam nur, dass dies fast alles Wessis waren, die erstmals an der Ostsee 1990 gewesen waren, um dort preiswerten Urlaub zu machen. Nach und nach kamen wir auch an verschiedene dieser Filmaufnahmen heran, die das Geschehen aus verschiedener Perspektive zeigten und seine objektive Realität nachwiesen. Sollten dies Heißluftballone gewesen sein? Aber in der alten DDR war private Luftfahrt aus verständlichen Gründen verboten, und das sich so schnell nach dem Mauerfall im November 1989 ein gut gerüsteter Ballonfahrer-Klub organisieren und ausstatten konnte zweifelten wir doch an, auch entsprechende Nachfragen bei Ballonfahrer-Klubs zeigten dies an.

+ Am 5.November 1992 strahlte BR3-TV die Talksendung "Check-in live" aus. Auf Anregung Illobrand von Ludwigers (Chef der MUFON-CES-UFO-Gruppe) wurde dann Greifswald-UFO-Videomaterial vorgeführt: "Die Leute möchten doch mal sehen, wie so was aussieht." Er betonte hierbei, dass es sich hier nicht um Leuchtspurmunition und auch nicht um Luftspiegelungen handelte.

+ Am 17.Juni 1993 strahlte SAT1 seine "Phantastischen Phänomene" in der Moderation von Rainer Holbe hinsichtlich UFOs aus, hierbei fand auch ein neuer Videoclip zu dem uns hier beschäftigenden Ereignis seine Ausstrahlung. Aufgenommen wurde das Dokument von Familie Irmgard und Ingo Kaiser aus Ennepetal, mit welchen wir am 3.Oktober 1993 telefonieren konnten. Sie befaden sich damals auf Rügen auf Urlaub (Standort nicht mehr erinnerlich, Rügen ist groß!) und filmten kurz die zehn Minuten über der Ostsee gesehenen Phantome, die "plötzlich am Himmel verschwanden, wie nach hinten weggehende helle Punkte". Weitere Informationen wollte man uns nicht geben, da seit sechs Monate der Wissenschaftler von Ludwiger die Materialien untersuchte und durchblicken ließ, dass die einzelnen Objekte oder Lichter 18 m im Durchmesser hatten, vom Sichtungspunkt 25 km entfernt waren und "ein eigenes Kraftfeld aufgebaut hatten". Leider wurde der Vorgang des Verlöschens der Leuchtkugeln von den Kaisers auf ihrem Videoband leider selbst gelöscht und weiteres wollte man uns nicht mitteilen, weder eine Kopie des Videos ziehen noch weitere Auskünfte geben. MUFON-CES hatte die Finger drauf. Auch ein Angebot des wissenschaftlichen Informationsaustausch zwischen CENAP und MUFON-CES durch meine Seite, blieb dort ausgeschlagen. Merkwürdige Haltungsweise von "UFO-Wissenschaftlern", da es eigentlich zum real-wissenschaftlichen Selbstverständnis gehört, sich auszutauschen und sich zu informieren. Bedauerlich, wenn die akademische Freiheit so ausgenutzt wird und ´Forschung´ nach dem Prinzip der Einigelung betrieben wird, das kann auf Dauer nicht gutgehen.

Inzwischen gingen von mir in den Ostseebereich und speziell zur Insel Rügen fast zwei Dutzend Briefe an einzelne Polizeidienststellen, Flugsicherungseinrichtungen, Hafenämter, Notrufzentralen, Küstenschutzeinrichtungen, Wasserpolizei, Seenotrettungsstellen und Leuchttürme hinaus (deren Adressen ich im dünnen Telefonbuch der Region fand, welches auch nur im Ludwigshafener Hauptpostamt zu jener Zeit auslag, die Mannheimer hatten für Mecklenburg-Vorpommern noch keines), um jene Einrichtungen darum zu bitten, uns ihre Erkenntnisse und Feststellungen zu diesem auffälligen Phänomen mitzuteilen und mit der Bitte um Aushang dieser Briefe ans "Schwarze Brett" für das Personal. Leider erhielten wir darauf keinerlei Antwort.

Ein neuer Versuch das Rätsel zu lüften

Wissend, dass die Ostseeregion ein beliebtes Urlaubsziel der Bürger in den neuen Bundesländern ist, versprachen wir uns mit einem Aufruf in den dortigen Medien (Tageszeitungen, Rundfunk- und Fernsehsender) ein Echo, da allen bisherigen Erkenntnissen nach diese Lichterformation bei Greifswald recht auffällig gewesen sein mußte und sicherlich von weitaus mehr Menschen gesehen wurde, als es bisher bekannt gemacht wurde. Am 27.Juli 1993 verfaxte ich so etwa zwei Dutzend Pressemitteilung in die neuen Bundesländer. BILD-Rostock reagierte sofort und brachte am 29.Juli eine Meldung in den BILD-Ausgaben aller neuen Bundesländer. Ebenso brachte die NNN am 28.Juli einen Aufruf ins Blatt, dümmlich überschrieben mit "Jagd auf kleine grüne Männchen". Obwohl in der NNN die vollständige Kontaktadresse in Mannheim abgedruckt wurde, reagierten deren Leser überhaupt nicht. Der BILD-Reißer brachte leider nur den Abdruck unserer nationale UFO-Hotline-Telefonnummer ein (obwohl dies immer schon etwas ist), was sich im weiteren als großes Handikap herausstellte! Bedauerlicher Weise war nämlich das Telefonnetz in den neuen Bundesländern zu jenem Zeitpunkt noch unter aller Sau, sodass kaum jemand ein Telefon selbst besaß oder wie mancher Anrufer am einzigen Münzfernsprecher des Ortes sich in der Warteschlange einreihen muß, um dann einmal selbst ranzukommen, wobei man sich als Fernsprecher leicht im bereitgehaltenen Münzgeld verschätzt und eigentlich fast alle Telefonzellenanrufer mitten im Gespräch aus der langen Leitung geworfen wurden (was besonders peinlich ist, wenn man gerade die Adresse in Mannheim notieren will, um seinen Bericht nebst Skizzen einzuschicken) und dann nicht noch einmal anriefen! Hier gingen viele Informationen schon verloren, auf immer und ewig - schade, bedauerlich, ärgerlich. Aber hier wurde uns einmal mehr bewußt, wie allzu selbstverständlich wir im modernen Westen (dem gelobten Land) bereits mit den modernen Kommunikationsmitteln umgingen. Ostdeutschland rüstete in diesem Bereich erst auf, gewaltige Anstrengungen leistete hier die Telekom bis heute.

"Die UFO-Lichter aus dem Ostseeraum" wucherten zum allergrößten deutschen UFO-Rätsel wie keines zuvor aus, kaum eine UFO-Talkshow (auf RTL brachte man bei "Hans Meiser" am 22.Februar 1994 das UFO-Thema unter und hier wurde ein weiterer Greifswaldfilm vorgeführt), kaum ein neues Buchwerk ohne diesbezüglicher Aufmachung. MUFON-CES-Oberer von Ludwiger ist sich längst sicher, dass das Gebilde über der Ostsee auf "Plasma-Bällen" ähnlich wie vermeintliche Kugelblitze zurückgeht. Und Hesemann hatte in "Geheimsache U.F.O" (Silberschnur-Verlag) gleich sein erstes Kapitel mit dem Fall aufgemacht: "Das Jahr, das den Durchbruch brachte." Hierbei bezog er sich sofort auf "eine gründliche Analyse der Aufnahmen durch Foto-Experten der internationalen MUFON unter Leitung des Astrophysikers und DASA-Forschungsingenieur Illobrand von Ludwiger" (den er übrigens in seinem M2000 Nr.101 auf S.46 dann einen "selbsternannten UFO-Papst" titulierte während er dessen Computerfachmann Klein nun als "völlig unwissenschaftlich" hinstellte und damit schon wieder den eigenen großsprecherichen Worten den Atem nahm).

Über ein Jahr war vergangen, seitdem wir versuchten, dem Spuk auf die Spur zu kommen. Zwar hatten wir eine erstaunliche Zahl von Zeugen zusätzlich ausfindig machen gekonnt, aber die Aufklärung kam nicht in Greifnähe. Eine ungewohnte Situation. Bisher hatten wir nämlich eine andere Erfahrung gemacht: Je mehr Zeugen für ein und das selbe Phänomen, je schneller läßt es sich erklären. In diesem Fall war das sichtlich falsch gewesen. Oder lag es einfach nur daran, dass die UFO-Forschung die falsche Frage stellte? Es ist gang und gäbe, dass die UFO-Ermittler nach weiteren UFO-Zeugen einer Meldung Ausschau halten. Dem ist auch nichts kritisches anzufügen, oder doch? Festzustellen war, dass die einige bisher bekannten Zeugen Urlauber an der Ostseeküste waren und das Terrain und seine Besonderheiten nicht kannten, da eben erst die DDR gefallen war und unsere in diesem Fall interessante Zielzone erstmals von Westlern genutzt wurde. Alle bis dahin bekannten Filmaufnahmen wurden so oder so von ´Fremden´ und nicht wirklich Ortsansäßigen gemacht. Weiterhin ist sicher, dass das eigentliche Phänomen weit vor der Küste und weit oben am Himmel schwebte, um noch z.B. von Greifswald aus gesehen werden zu können. Warum hatte niemand auf See das Phänomen gemeldet?

Hmm, UFO-Phänomen-Untersuchung ist ja keine "Ruck-Zuck"-Boulevard-Affäre für den Tag. Es kann schon mal dauern, bis die Informationen soweit komplett sind, um eine abschließende Bewertung vorzunehmen. Genauso war es auch hier. Gut Ding, weill Weile haben. Aber dann ging es recht flott, bis die Lösung gefunden war, aufgebracht nicht von des aus dem Westen kommenden Urlaubern, sondern von Anwohnern! Im Nachhinein ist es natürlich schwierig z.B. Zeugen zu finden, die das vorher als UFO gemeldete Ereignis als z.B. Flugzeug erkannten. Wer merkt sich schon derart normale Begegnungen undkönnte sich im Nachhinein genau an Tag und Uhrzeit dieser Flugzeug-Sichtung erinnern? Außerdem: Die UFOlogen haben nie nach derartigen Zeugen zum aktuellen Zeitpunkt gesucht. Dieser ganze Sachverhalt ist ein Tabu. Für mich jedoch nicht, da er zwingend anliegt, nicht nur wegen dem Ostsee-Fall. So fand ich dann den neuen Ansatz, auch wenn vier Jahre ins Land gezogen waren.

Wie es der Zufall will, von N3-TV erhielt ich im Anfang September 1994 eine Einladung zur Live-Talkshow "UFOs & Außerirdische" in einer Hamburger Markthalle (ausgestrahlt am 27.9.1994). Sofort erkannte die die Chance, da ich wußte, dass der Sender ins "Zielgebiet" einstrahlte und ich so die Öffentlichkeit aufrufen konnte, um weitere Informationen zu erhalten. Es gelang mir sogar Frau Kaiser für die Redaktion mit ihrem Videofilm schmackhaft zu machen, damit die Sache auch "rund" wird. Die Ausstrahlung erfolgte am 27.September 1994, parallel einher verschickte ich eine ganze Anzahl von Pressemitteilungen an die Zeitungen im Ostseeraum, sodass drei große Blätter am Sendetag auch Artikel unterbrachten, um auf meinen Wunsch hinzuweisen. Besser konnte es eigentlich nicht laufen! Schon am nächsten Morgen schlug die Aktion voll durch. Selbst BILD half uns dieses Mal mit einem großen Artikel in der Rostocker Ausgabe wirklich weiter - "Experten baff: 4 Meter große UFOs an der Ostsee: Das größte Rätsel der Welt!" und druckte gleich ein Foto der Erscheinungen dazu ab, damit auch gleich jeder weiß, um was es ging! Sven Haden schrieb:

>Sie sorgen zur Zeit für Aufruhr in Amerika: UFOs, die über der Ostsee gesichtet wurden. geschehen am 24.August 1990, 20:40 h: Sieben gelbweiße Lichtbälle stehen traubenförmig am Himmel, wandern aufblitzend östlich, drehten sich. UFOs wie viel andere? Wohl nicht. Das Centrale Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) erklärte die Ostsee-Flugobjekte jetzt zum weltweit größten Rätsel. "Bei allen 400 UFO-Meldungen aus Deutschland, die wir seit 20 Jahren untersucht haben, stand nie ein besuch aus dem Kosmos dahinter. Meist handelte es sich um verglühende Meteoriten, Raketen, Lichter von Fliegern, Heißluftballons. Aber das Ostsee-UFO können wir uns absolut nicht erklären", sagt Werner Walter (35), Vorsitzender der CENAP in Mannheim. Die Lichterkombination, die man über Rostock, Greifswald, Rügen, Usedom sah, ist absonderlich: Die fast vier Meter großen Lichtbälle waren fast 20 Minuten zu sehen, standen ruhig, veränderen ihre Form. "Bislang bewegten sich aber alle UFOs sehr schnell, waren konstant, nur Sekunden sichtbar", sagt Walter. Auch auf dem gerade beendeten UFOlogen-Kongreß in Richmond (Virginia/USA) waren die Lichtbälle Hauptthema. "Im östlichen Raum wurde noch nie ein UFO gesichtet, es sorgt in Amerika für viel Aufsehen", sagt Walter. Die CENAP (70 Mitglieder), die mit Unis, Luftfahrtbundesämtern und Sternwarten kooperiert, will das Rätsel jetzt knacken. Walter: "UFO-Zeugen von damals bitte dringend melden - Telefon 0621/701370."<

Aus UFOs werden IFOs, den Stimuli "dingfest" gemacht

Viele Menschen riefen mich an (Gottlob hatte die Telekom in einer gewaltigen Anstrengung das Telefonnetz inzwischen radikal neu aufgezogen und mächtige Fortschritte dabei erzielt), die am 20.August 1990 das Phänomen ebenso gesehen hatten, aber es gab auch Leute wie das Ehepaar Katrin und Horst Fritz aus Karlsburg, die soetwas schon im Oktober 1986 auf halber Strecke zwischen Anklam und Greifswald an der B 109 beobachtet hatten (weitere Zeugen sollten sich später immer wieder melden, die zu unterschiedlichen Zeiten vorher und nachher genau das selbe im Gebiet sahen). Und: Nach etwa 14 Tagen oder drei Wochen sahen sie das Geschehen sich wiederholen, am gleichen Ort und in identischer Weise!

Ingolf Diense aus Zarndorf befand sich damals in Trappenheide, "gleich bei Usedom", als er die Formation von "sieben Kugeln" sah, die sehr hell erschienen, insgesamt größer als der Vollmond am Himmel standen und wie "Leuchtkugeln an Fallschirmen" aussahen. Er hatte sie zehn Minuten lang gesehen, "dann wurde es mir zu langweilig, da sich weiter nichts tat. Die standen reichlich weit über der See und kommen woanders her", erfuhr ich, als ich nachfragte, ob sie wohl von Deutschland aus aufgelassen worden waren.

Aus Strahlsund meldeten sich die Arbeitskollegen Friedrich Seide und Herr Lepnitz, welche an dem uns interessierenten Abend gerade aufbrachen, um via PKW nach Hamburg zu fahren, als sie unser Schauspiel vom PKW aus sahen. Hoch am Himmel stand eine Formation von für sie "großen, flackernden, weiß-orangenen Heißluftballons", so erklärten sie sich dies damals jedenfalls. Auch wenn wir sonst mehrfach UFO-Sichtungen als Miniatur-Heißluftballons erklären konnten, so ist in diesem Fall hiervon für uns keine Rede! (Und bemannte Heißluftballons, welche z.B. für einen Massenstart in Frage kämen, standen nach Expertenauskunft damals in der betroffenen Gegend nicht in Sicht, wie wir bereits recherchierten.)

Steffen Pichollek aus Greifswald war im August 1990 mit dem Segelboot mit seinen Eltern auf dem Greifswalder Bodden unterwegs gewesen und sie sahen diese Erscheinungen ebenso (und wollten sie fotografieren, aber die Bilder wurden nichts), aber er und seine Eltern hielten sie für "Leuchtziele von Peenemünde aus, die dann beschossen wurden. Solche Leuchtziele steigen ganz, ganz langsam herunter. Ich habe das nie als UFO angesehen." Auch Frau Peitersen, die heute in Berlin lebt, hatte vor Greifswald an jenem Abend die Lichter gesehen, aber sie als "Leuchtraketen der Armee" erkannt, die von Geschossen unter Feuer genommen wurden und scheinbar durch die Traube flogen und dann links abgesetzt explodierten. Als sie dann Holbe´s Sendung sah, konnte sie nur den Kopf "über solch einen UFO-Quatsch" schütteln. Schiffsführer Erwin Kollath war an besagten Abend mit seiner Fähre zwischen dem Festland und Rügen unterwegs, als er in Richtung Greifswalder Bodden schiffte, als er etwas hoch oben fast im Zenit sah, was er bereits von früher kannte: "An Fallschirmen hängende Leuchtbomben, vielleicht von schwedischen oder polnischen Einheiten, sowas haben wir hier doch schon immer gehabt. Ich weiß, dass die Zeitungen über UFOs schreiben, aber das ist alles Quatsch!" Die Dinger habe er schon vorher bis nahe Bornholm gesehen. Aufgrund seines Berufs kann Herr Kollath sehr wenig TV schauen und verläßt sich mehr aufs Radio, deswegen sind ihm die "UFO"-Meldungen dort entgangen und er hat die Sache deswegen nie aufklären gekonnt. Jetzt hatte er die Zeitung gelesen und bewußt am Abend ins Fernsehen geschaut und die Sache mitgekriegt, verwundert den Kopf geschüttelt. Da gibt es also wissende Menschen, die z.B. wegen ihres Berufs gar nichts vom größten UFO-Wirbel aller Zeiten mitkriegen und erst nach Jahren mit der Sache bei ihnen an Ort konfrontiert werden, um sie dann erst aufklären zu können. Sie können sich vorstellen, wie große unsere Augen wurden und unser Herz heftig pumpte, als wir diesen Schatz in die Hände bekamen.

+++ Schließlich der alles entscheidende Hinweis durch Herrn Dr.med. Lüder Stock aus Strahlsund um 13:30 h, der damals mit seiner Frau an jenem Freitagabend ebenfalls weit draußen auf dem Greifswalder Bodden, "vor dem Eiland Greifswalder Oie", mit seiner Jolle törnte.

Er bezeugte genau gesehen zu haben, wie von Seeseite her diese Leuchtkugeln zunächst mit Hilfe von kleinen Raketen an Bord eines Kriegsschiff hochgeschossen wurden, dann einzeln in einer groben Formation aufflammten und gemächlich an überdimensionalen Fallschirmen in der aufsteigenden Thermik der aufgeheiten Ostsee dahinsegelten, wodurch der Abstieg verzögert wurde und parallel ein Auftrieb entstand, wodurch im Endeffekt ein Schweben zustandekam. Dr.Stock gehörte auch zu jenen, die diese "UFO-Formationen" schon öfters dort gesehen hatten: "Diese Erscheinung ist dem Nachtsegler in unserem Review bekannt. Für mich sind das keine UFOs gewesen, nie und nimmer. Dazu habe ich sie schon zu oft da draußen gesehen. Außerdem habe ich als ehemaliger NVA-Offizier selbst mehrfach daran teilgenommen, wenn man diese bei uns im Insiderjargon ´Tannenbäume´ genannten Ziele hochschoß. Sie müßen wissen, dass diese Leuchtkugeln sehr hoch gelangen und dann als Übungsziele für Infrarotspürkopf-Boden-Luft-Raketen dienen, man kann ja schlecht am echten Flugzeug üben. Im aktuellen Fall kamen die eingesetzten Raketen eindeutig aus Richtung polnischem Gebiet. Auf einem Film kann man ja sogar die Explosionen - in Form kurzer Lichtblitze - solcher Raketen sehen. Sie werden mich fragen, warum nun der Raketenfeuerschweif der herankommenden Geschoße nicht sehen kann. Dies ist ganz einfach zu erklären. Während des Abschußes am Boden und whährend etwa der Hälfte der Flugzeug zum Himmel hoch sind diese Feuerschweife deutlich daran auszumachen, dann fliegt die Rakete allein vom Schub getragen noch ein gutes Stück weiter und nur ihre Abstrahldüse glüht hell nach. Dann verloschen die Leuchtziele etwa in umgekehrter Reihenfolge ihres Erscheinens. Ich hab das schon auf SAT1 gesehen gehabt, dachte aber, dass die Offiziellen die Sache schon klären würden, deswegen habe ich mich nicht gemeldet gehabt. Erst Ihr Aufruf machte mir klar, dass das immer noch als UFO gilt. Meines Erachtens nach ist es unsinnig, diese Erscheinung zu mystifizieren." +++

Also, viel heiße Luft (deswegen als Infrarot-Ziele suchende Boden-Luft-Raketen), welche das größte deutsche UFO-Rätsel produzierte und einen Bestseller-Autor vom Besuch der Außerirdischen träumen ließ während andere UFO-Freunde ´computergestützte´ Spekulationen über meteorologische Wundersamkeiten wie Kugelblitz-Abarten absonderten.

Die anderen werden es schon richten, so lautet das Fazit dieser Ermittlung. Da geistert jahrelang ein UFO-Traum durch die Medien und die ganze (?) UFO-Szene "müht" sich um Aufklärung, während gleichsam so mancher Wissende zu Hause sitzt und erst wachgerüttelt werden muß, um zu melden, was er weiß. Gewichtige Fragestellung: Wie oft kam die UFOlogie schon in diese Situation und hat nur deswegen noch ein paar ungelöste Geheimnisse im Koffer? Da entweicht die dünne Luft rund um das UFO-Phänomen gänzlich in den Weltraum und hinterläßt ein Vakuum für den Willen-zum-UFO-Glauben. Ich denke, dass das größte deutsche UFO-Rätsel einen entscheidenden Faktor einbrachte, um die ganze UFO-Diskussion neu zu überdenken. Meine Kollegen Köhler und Henke strengten sich weiter an, um die Aufklärung des Falls wassserdicht zu machen.

+++ Über die Zeitschrift ´Luftwaffen-Forum´ in Bonn erreichte Hansjürgen Köhler schließlich Herrn Franz-Lorenz Lill, ehemaliger Pressesprecher der ostdeutschen Luftwaffe. Dieser wußte Details zusätzlich einzubringen. Das Sichtungsgebiet über der Ostsee, östlich von Rügen und nördlich von Usedom hin zur polnischen Seite, war die ehemalige Luftschießzone II des Warschauer Pakts gewesen, wo militärische Übungen verschiedener Art durchgeführt wurden. Hierbei wurden entweder durch Jagdflugzeuge sogenannte FLG-Raketen mit Gefechtsfeldbeleuchtungen vom Himmel gelassen, die an Fallschirmen gebremst herabsegelten, oder eben von Kriegsschifen wurden Leuchtbombenziele als Targets für Infrarotspürkopf versehene Raketen in den Himmel geschoßen. Besonders die heute nicht mehr existierende Nordgruppe der Sowjetstreitkräfte, welche auf polnischem Boden bei Scheuna stationiert waren, verwendeten solches Material ausgiebig im genannten Raum. Rudolf Henke konnte schließlich beim Bonner Verteidigungs-Ministerium in der Luftwaffen-Pressestelle Oberstleutnant Booth überzeugen, sich einmal die zufällig gerade anstehende ARD-UFO-Sendung vom 24.Oktober 1994 anzuschauen, von der wir wussten, dass der Fall Greifswald dort mit neuen Filmbeweisen aufgegriffen würde, tatsächlich war hier von einem Zeugen gleich zwei Formationen auf einem Schlag fotografiert worden - eine weit oben und eine weitere schon ziemlich weit herabgekommen. Tags darauf bestätigte Booth, dass die gezeigten UFOs nichts weiter als "Signalbomben" (Fachjargon West: "Feuertöpfe") waren, die viele Minuten lang an Fallschirmen hängen und vor sich hinleuchten. Die einfliegenden Einzelobjekte seien nichts weiter als Raketen am Ende ihrer parabolischen Flugbahn, die auf diese Ziele abfeuert worden waren. Was braucht es noch für Bestätigungen zur Aufklärung eines solchen Phänomens? Dennoch auf der MUFON-Konferenz in Richmond stellte Herr von Ludwiger den Fall als größtes aller UFO-Rätsel vor...

Unter diesem Kenntnisstand schickten wir wieder eine Pressemeldung hinaus. Am 29.Oktober 1994 erschien dann in der BILD ein zusammengestauchter und teilweise verstümmelter Artikel, der halbswegs die Ereignisse aufklärte: Greifswald-UFOs waren nur NVA-Leuchtbomben: Die legendären "Greifswalder UFOs": Am Abend des 24.August 1990 sahen Dutzende Menschen unabhängig voneinander sieben leuchtende Kugeln über der Ostsee. Sogar Videoaufzeichnungen und Fotos gab´s. Jetzt kam raus: Alles Schwindel... Erst am Montag hatten in der ARD-Fernsehsendung "UFOs, es gibt sie doch" Forscher die Greifswalder UFOs als "echt" bezeichnet. Gestern löste der UFO-Wissenschaftler Werner Walter (37) aus Mannheim das Rätsel: "Die UFOs waren NVA-Übungs-Leuchtbomben an Fallschirmen."

Scheinbar erreichte dieser Artikel die ganze UFO-Szene und schockierte sie, teilweise müssen die Freunde des Phantastischen gelähmt gewesen sein, jedenfalls hörten zumindest wir zunächst nichts mehr aus der ´Szene´. Wir veröffentlichten im CENAP REPORT Nr.219 für Oktober/November 1994 unsere Feststellungen genauso wie hier.

+ Dann erreichte uns noch ein Schreiben von Lars Norrsell von der Schwedischen Botschaft, Verteidigungsabteilung des Marine- und Luftwaffenattachés, mit Datum des 8.November 1994, wonach es an jenem berühmten Abend Beobachtungen der schwedischen Streitkräfte gab, dass da "Flugstreitkräfte, wahrscheinlich russische, östlich von Rügen" Übungen "mit Lenkflugkörpern" (Raketen) durchführten. Die dabei auftauchenden Lichtern könnten also durchaus auf "Infrarot-Ziel-Fackeln" zurückgehen. Die Richtung der Observationen der schwedischen Einheiten stimmt jedenfalls "ziemlich gut mit den Ihrigen überein". Und mit Datum vom 14.November 1994 antwortete uns das "Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung" in Koblenz zwecks unserem "Amtshilfe-Ersuchen", dass entsprechende Recherchen des Amtes ergeben hatten, dass da tatsächlich "an diesem Tage entsprechende Versuche durchgeführt" wurden und das Präsidialbüro des Bundesamtes unter Herrn Müller unsere "Beobachtungen und die dazugehörigen Erklärungen" daher nur bestätigen konnte. Damit war der Deckel auf dem Faß und die Lüdenscheider Kollegen von der GEP konnten dann schließlich unabhängig den Faßdeckel zunageln, als sie in ihrem ´Journal für UFO-Forschung´ (JUFOF, Nr.1/1995) einen Ex-NVA-Soldaten berichten ließen, der bereits kurz nach der Wende nach Lüdenscheid gekommen war. Sein Bericht spricht für uns, nicht gegen uns: "In den Jahren 1976 und 1977 war ich als Soldat der Volksmarine auf der Insel Rügen stationiert. Auf dem nördlichsten Militärstützpunkt in Dranski, es handelte sich um einen Flottenstützpunkt auf dem Kriegsschiffe stationiert waren, war ich in einer Nachschub-Einheit beschäftigt. Sie regelte den gesamten Nachschub für raketentechnische Einheiten, d.h., Verpflegung/Küche, Raketen wurden zur Wartung abgeholt, wieder geliefert, Treibstofflieferungen usw. Dabei habe ich vom Festland aus mehrfach die und ähnliche Lichter beobachten können, wie sie mir kürzlich auf Video gezeigt worden sind. Es handelt sich hierbei um Leuchtziele, die vom Ufer aus oder von Schiffen hochgeschossen werden und dann an großen Fallschirmen schweben... Vom Schiff/Boden aus wurde dann optisch beobachtet, wie nahe die Granate etc am Leuchtziel explodiert... Diese Leuchtziele haben nicht nur die NVA verschossen, sondern auch Einheiten der Russen. Die haben möglicherweise auch eigene Arten von Leuchtzielen verwendet."

+ Im ´UFO-Report´ Nr.1/1996 nannte Herausgeber Wladislaw Raab die eindeutige Erklärung "Phantasien" und all unsere Bemühungen zur Erklärung abwerdend eine "Käse-Produktion", die "nicht einmal ansatzweise" durch Recherchen untermauert sei. Deswegen sei die Erklärung von Deutschland´s größtem UFO-Zwischenfall schlichtweg "Nonsens". Bereits im ´UR´ Nr.2/1995 hatte es heftige Schelte in der selben Angelegenheit gegeben. Die Erklärung von Greifswald sei "lächerlich" und "widersprüchlich", käme natürlich mal wieder ohne jegliche Feldforschung zustande. Der Herausgeber immunisierte sich und seine Leser gegenüber der konkreten Argumentation und setzt sich Scheuklappen auf, die er sich vorher schon einmal bei einer sogenannten "Buchbesprechung" zu unserem Dokumentarband "UFOs 2000 - Die Eskalation" leistete, worin wir haarscharfe Argumente gegen die belgischen UFOs einbrachten, ein paar von ihnen als Ultraleichtflugzeuge und den großen Rest als ganz gewöhnliche Flugzeuge bewerteten.

Mitte Juli 1996 bekamen wir den amerikanischen MUFON-UFO-Symposiums-Tagungsband für anno 1995 von der GEP zur Verfügung gestellt. In dem dieses Mal wenig interessanten Band der Vortragspapiere fanden wir aber Rolf-Dieter Klein´s Beitrag namens "Scientific Analysis of UFO material by MUFON-CES", die hier wieder als eine "Elite-Gruppe" von ausgewählten Ingenieuren, Akademikern und Wissenschaftlern vorgestellt wird.

Dipl.Ing.Klein, geboren 1957 in Tettnang, war übrigens 1994/1995 auch für die Umsetzung des OTTO-Katalogs auf CD-Rom zuständig. Vor der versammelten MUFON-Truppe erklärte er so, dass in der deutschen Regierung sich niemand für UFO-Phänomene interessiere, weil es keine Bedrohung durch UFOs für die militärische oder zivile Luftfahrt gibt, also wird das Phänomen ignoriert und ist außer Interesse. Für Klein "a strange opinion" gerade auch weil er für seine Kollegen hier den Fall Greifswald immer noch als einen der besten deutschen UFO-Fälle vorstellte. Dazu muß man wissen: Klein´s Spezialfach ist die Computer-Analyse von UFO-Bildmaterial in jeglicher Form und die "3D-Rekonstruktion" der auf zweidimensionalem Wege abgebildeten Objekte ufologischer Begierde: "Mit Hilfe der modernen Computer-Analyse erhält man die Gelegenheit Informationen zu visualisieren, die vorher für das menschliche Auge versteckt waren." Alles dient nur dazu, um zu sehen "ob Material echt oder falsch ist". Nun, der "Fehrenbach"-Fall wurde von ihm in Amerika vorgestellt und Klein erklärte, man habe beim MUFON-CES soweit keinerlei Probleme damit gehabt, auch wenn die Wahrheit anders ausschaute und ausgerechnet Klein das handtellergroße Realobjekt durch seinen Computer auf etwa 8 Metern Größe einschätzte. Es gab deswegen ganz erhebliche Probleme Glaubwürdigkeitsprobleme, nachdem die GEP-Kollegen herausgefunden hatten, dass das UFO nichts weiter als ein kleines Raumschiffs-Kinderspielzeug aus Plastik war.

+ Ich stellte meine Ergebnisse bis Dato 1996 in meinem im Heel-Verlag erschienen Bestseller-Buch "UFOs: Die Wahrheit" vor, doch die ufologische Gemeinde lehnte die mal wieder schlichte und simple Erklärung ab und spottete gehäßig. Ludwiger tauchte in späteren TV-Sendungen auf, um zu betonenen, dass die Skeptiker-Erklärungen alles Unfug seien, weil "Leuchtspurmunition" oder "Gefechtsfeldbeleuchtungskörper" dies ja nie und nimmer sein könne (was auch niemand behauptete und scheinbar nur als Deckerinnerung im Geiste des Herrn herumschwirrt, um sich gegenüber dem tatsächlich Auslöser zu immunisieren) und Leuchtsignalfackeln/Leuchtbomben niemals bis 45 Minuten leuchten können (was auch niemand im Lager der sachkundigen UFOlogie-Kritiker behauptete). Ein MUFON-CES-Mitglied erhielt am 15.März 1995 scheinbar das Schreiben von Hauptmann Kießling vom Luftwaffenamt in Köln, worin dieser sich auf einen MUFON-CES-Bericht bezog und deswegen angab, dass die dort dargestellten "Aussagen" nicht den Tatsachen von "militärischer Gefechtsfeldbeleuchtungs- bzw. Leuchtspurmunition" entsprechen, womit der Mann freilich auch recht hat, wenn er darauf angesprochen worden ist. Von MUFON-CES-Seite ist auch immer mal wieder ein Pseudo-Argument gegen unsere Lösung zu vernehmen, welches ´überzeugen´ soll: "Wäre der Chemielaborant Henke ein Naturwissenschaftler mit abgeschlossenem Hochschulstudium, so hätte ihm klar werden müssen, dass die angeblich in den Haufen einfliegenden Raketen nicht von einer hohen Geschwindigkeit abbremsen können, um darin zu verharren, sondern durch den Haufen hindurchfliegen müßten. Kollegen von MUFON-CES befragten Piloten und andere Fachleute, die sich diese Flugmanöver ebenfalls nicht erklären konnten." (Lammer/Sidla, "UFO-Nahbegegnungen", Herbig 1996, S.281) Tatsächlich würde die Ausführung stimmen, wenn tatsächlich auch das entsprechende Zeugenmaterial die Tatsache beinhalten würde, dass da Objekte mit großer Geschwindigkeit von außen in die Lichterformationen eindringen und dann in ihnen verharren würden. Doch wo sind die a) dafür die Filmaufnahmen und b) die Zeugenaussagen??? Uns jedenfalls liegen sie nicht vor, und ohne angeben zu wollen, will das schon was heißen. Gut, es ist wohl der Luchterhand-Film gemeint, dies kann man aufgrund des Videos zu "Zeugen und Zeichen" so ableiten, weil dort der Film zu sehen ist, wo ein weißes Licht auf die Formation zufliegt, kurz vor ihr aber vergeht während der Kommentar dazu aussagt, dass dieses "abrupt in der Formation abbremst und dort stehen bleibt" - was überhaupt nicht dem filmischen Nachweis entspricht! Diese Beweise müßen also in der Schatztruhe der MUFON-CES-Trutzburg noch verborgen sein... Um es zu sagen: Gerne lassen wir uns eines besseres belehren, wenn endlich einmal die Welt jene ominösen Beweise vorgelegt bekäme. Unser Wort drauf: An uns soll es nicht liegen, zuzugeben, einer Fehleinschätzung aufgrund der bisher vorliegenden Informationen und Fakten aufgesessen zu sein. Na, dies ist doch ein verlockendes Angebot meine Herren von MUFON-CES. Schade nur, dass die Lüdenscheider GEP-Kollegen gerade Anfang 1999 mal wieder versucht haben von sich aus dem MUFON-CES-Oberen von Ludwiger den wissenschaftlichen Informationsaustausch anzubieten und dieser jenen gegenüber uns Laien ablehnte. Ja, was könnte das MUFON-CES-Personal da alles lernen. So aber...

Statt die Scheuklappen abzulegen, wurden sich noch ganz dick festgezurrt und extra pechschwarz angemalt

Das Geheimnis liegt einfach darin, das während der militärischen Übung zwei solcher Formationen an den Himmel gebracht wurden und diese einzelnenen Formationen dann über einen Gesamtzeitraum von 45 Minuten gesehen werden konnten. Daher ist es auch kein Wunder, wenn die vorliegenden Videoaufnahmen immer nur ein paar Minuten lang sind. Und wo Feuer ist da ist auch Rauch. MUFON-CES-Vertreter treten zwar gerne im TV auf und zeigen gerne diverse Greifswald-Videos, sogar solche bei denen es verdächtig an der Basis der Objekte stark und erwartungsgemäß für Leuchtsignalfackeln glimmt, doch einen entlarvenden Film zeigen sie selbst nicht, was wir ein echtes Cover Up nennen. Interessant ist dagegen ein bisher nie öffentlich zugänglich gemachter "Geheim"-Film von MUFON-CES, der sogenannte Videofilm # 6 von Rügen, auf dem sogar Rauchschweife zu sehen sind. Der typische Abbrenn- oder Flackereffekt ist übrigens schon auf den Luchterhand-Szenen in der ARD-UFO-"Reportage" zu sehen! Auf einem MUFON-CES-Video # 5 ist übrigens zu sehen, wie die ganze Formation sich mit 15 km/h-Windgeschwindigkeit und diesen Wind ausnützend auf Richtung Peenemünde sich zubewegt. Also, was will man mehr an Informationen, um die Erklärung endlich akzeptieren zu können?

Ach ja, ehrlich gesagt - wir können es schon gar nicht mehr hören, was da immer noch rund um den Fall Greifswald vom 24.August 1990 in Umlauf gesetzt wird - trotz der Berichterstattung in unserem CR und der breiten Darstellung via TV und in dem Buch "UFOs: Die Wahrheit" weigern sich UFOlogen sich mit den Realitäten auseinanderzusetzen. Nehmen wir die ORF-Talkshow "Schiejok-täglich" vom 23.Mai 1997, wo Dr.Helmut Lammer als Vertreter von MUFON-CES diesen Fall aufgriff, weil WW als "der große Entlarver" den Fall knackte. Lammer geht dann auf "die Untersuchungsmethoden des Herrn Walter" ein, wodurch dieser einen Kronzeugen, "einen etwas älteren Herrn" (Dr. Stock soll damit diskreditiert werden), für das auslösende Phänomen gefunden hatte. Diese Untersuchungsmethode [auch nach Zeugen zu suchen, die wissen, um was es sich bei vorgeblichen UFOs handelt] scheint für Lammer befremdlich zu sein. Walter würde bei anderen Forschern derartige Leute als "unglaubwürdig" ausgeben, während er plötzlich für sich selbst in Anspruch nimmt, diesen älteren Herrn als "glaubwürdig" zu bezeichnen. Befremdet uns doch sehr, lieber Kollege Lammer, weil wir im MUFON-CES Fall den UFO-Spinner Walter Schilling als unglaubwürdig nicht nur ausgegeben, sondern wegen des Fallinhalts als solchen sogar klipp und klar als solch ein Spinner bezeichnet haben. Schilling, der sich ursprünglich 1977 als harmloser Wäschereifahrer ausgab und zufällig bei Wedel (Hamburg) eine Fliegende Untertasse fotografiert haben will, wurde mal wieder ob der uns inzwischen recht unheimlich vorkommenden wissenschaftlichen Analysemethoden von MUFON-CES als echter UFO-Fotograf vorgestellt der ein 10 Meter großes Objekt fotografiert habe, während der Mann selbst eingestand nur eine Trickaufnahme gemacht zu haben. Es gilt auch hier endlich einmal auch von MUFON-CES einzufordern, was die selbe Truppe immer wieder über ihre eigene Arbeit aussagt, dass dies eine empirische Forschungsarbeit sei. Würde man dies wirklich tun und mit vollem Herzen daran hängen, wäre von ihnen längst die bedeutsame Feststellung vom "Altmeister" der UFO-Forschung, J.A.Hynek aus dem Jahr 1978 verinnerlicht worden: "Es ist wichtig, zu bedenken, dass bei UFO-Aufnahmen die Fotografie nicht verläßlicher ist als der Fotograf." Doch all dies schon MUFON-CES weg, um dem Tagtraum von der Fliegenden Untertasse mit Schattenwurf (Wechselwirkung) zu träumen, obwohl der Fotograf selbst mit solch abstrusen Behauptungen wie Begegnungen mit Wesen aus der Andromeda-Galaxis auftrat und von sich behauptete, einen Intelligenzquotienten von 570 zu besitzen. Doch im Fall Greifswald und unserem "Kronzeugen" ist die Situation gänzlich anders gelagert, was jedermann eingängig ist.

+ Dr. Stock, einer unserer Zeugen aus der damals betroffenen Region, habe dann das Geschehen am Himmel nur verglichen und es sähe aus wie eben die bekannten/´unbekannten´ Leuchtfackeln - wenn es zwar so aussähe wie, dann muß es nach MUFON-CESscher Denkart also es nicht auch gleich und eher etwas ganz anderes sein. Aha, sieht also etwas aus wie eine Ente, watschelt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es bei CENAP, den UFO-Amateuren, zwar eine Ente, aber bei MUFON-CES dann ein Lama? Dies wäre nochmals befremdlich. Aber nun doch mal konkret: Uns scheint, als hätte sich Lammer nicht mit unseren Argumenten beschäftigt, weil er diese grundweg aus Standesdünkel ablehnt oder sich der unbewußten Gefahr ausgesetzt sehen mag, dann die korrekte Lösung zu akzeptieren, die für ihn eine "pseudowissenschaftliche Erklärung" ist, während seine Gruppe Kinderspielzeug (Fehrenbach auf 8 Meter Größe berechnete) oder Pappteller auf 4,3 Meter einschätzte und in einem anderen Fall gar eine ordinäre Dampfwolke (Viborg, Dänemark - siehe von Ludwigers "Der Stand der UFO-Forschung") als ein "unidentifizierbares Objekt" ausgab, dessen Oberfläche "offensichtlich" kühler als -180 Grad C war, "so dass sich die Luft der Umgebung verflüssigte und zu Boden floß, was der Erscheinung das Aussehen einer Qualle verlieh." Dies hat freilich mit Wissenschaft nichts zu tun und ist echte Pseudowissenschaft. Weitere ließen sich hier problemlos anfügen, um aufzuzeigen, wie fett die Flopp-Leistungen von MUFON-CES bisher ausgefallen sind und wie primitiv die dahinterstehenden UFO-Vorfälle waren. U.a. hatten wir auch in dem wirklich für jedermann verfügbaren Buch "UFOs: Die Wahrheit" (Heel, Verlag, Königswinter) den Bericht von Dr.Stock vollständig der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Der Mann, der ehemals selbst als Offizier der NVA bei Freisetzungen dieser Fackeln beteiligt war, hat nun in seinem Zivilleben als Segler in jener berühmten Nacht diese ihm vertrauten Erscheinungen wieder einmal gesehen, die zudem "dem Nachtsegler in unserem Revier bekannt" ist. Deswegen ist es für ihn "unsinnig, diese Erscheinung zu mystifizieren" (wie es eben u.a. auch MUFON-CES tut).

1997 brachte im Falken-Verlag Michael Hesemann "UFOs über Deutschland" als ein praktisches Handbuch heraus. Um es gleich vorweg zu sagen, an die inhaltliche Qualität des 1981 erschienen Bandes "The UFO Handbook" von A.Hendry kommt es bei weitem nicht heran. Auch hier taucht Greifswald wieder auf, als "einer der bestdokumentierten UFO-Sichtungsfälle in der Geschiche des Phänomens"! Der Grund: "Noch nie sind Unbekannte Flugobjekte von so vielen Zeugen gefilmt und fotografiert worden."

Tatsächlich stimmt dies in gewißer Weise sogar. Wow, aber dann wird erklärt, dass "eine Kugel nach der anderen in horizontaler Richtung aufs Meer hinaus davonschoss", was schon ein dicker Wauwau ist, weil dies einfach nicht mit der überwiegenden Mehrzahl der Zeugenaussagen und schon gar nicht mit den Filmdokumenten korrespondiert. Blanker Unfug ist zudem die weitere Ausführung, die sich da "Deutschlands größter UFO-Forscher" auf S.76 leistete: "Dieses auf sechs Videofilmen dokumentierte Flugverhalten widerlegt die Behauptung eines fanatischen UFO-Gegners [damit ist Werner Walter gemeint, den Hesemnn früher schon einen ´militanten Skeptiker´ nannte], es hätte sich bei den Greifswald-Lichtern um sowjetische Leuchtraketen gehandelt. Solche Raketen werden vertikal in die Höhe geschossen und verglühen nach einigen Minuten wieder in vertikaler Richtung..." Kein Wunder also, wenn Hesemann gar auf S.188/189 das Kapitel "UFO-Gegner" einbringt, wo er es wieder von einem "fanatischen UFO-Gegner" hat, frei nach dem Motto: "Lass mich in Ruhe mit den Fakten, ich habe mir meine Meinung schon gebildet." Ganz klar versucht "Walter, jeden UFO-Fall auf die eine oder andere oft hanebüchende Weise zu erklären". Aha, hanebüchend... Kikeriki!

+ 1999, noch zum Ende des alten Jahrtausends sollte der Fall im Mittelpunkt der UFO-Debatte stehen. Für den ´Skeptiker´ Nr.4/1999 verfasste ich nochmals einen abschließenden Artikel, "Das UFO-Phänomen von Greifswald", um den Fall zu Grabe zu tragen. Doch in der Reihe ´MaxQ´ des Bayerischen Fernsehens wurde in der Folge "Was ist dran an UFOs?" vom 17.Oktober 1999 nochmals "Lust auf Wissen" gemacht (ohne erfahrene und sachkundige Kritiker der UFOlogie und UFO-Skeptiker wirklich einzubeziehen). Hier konnten MUFON-CES-Vertreter für ihre Vorstellung Werbung machen und stellten auch die Lichter von Greifswald als authentische UFOs der B-Klasse vor, wozu auch ein paar Filmsequenzen kurz gezeigt werden. Drei verschiedene Sequenzen vom Dämmerungshimmel bis zur Dunkelheit des Abends hinein werden gezeigt - wobei auch drei unterschiedliche Formations-Gestalten mit jeweils differenter Geometrie im Gesamterscheinungsbild auftauchen. Und die letztgezeigte Sequenz zeigt sogar zwei Formationen, wobei eine schon fast herabgeseglt und ins Wasser gefallen ist. Allein dies zeigt schon auf, das das Greifswalder in seiner Gesamtdauer durch unterschiedliche Formationen bestand, was auch der MUFON-CES eigentlich aufgehen sollte.

+++ Am 2.Dezember 1999 gab es auf RTL eine neue UFO-Reportage unter dem Titel "UFOs 2000 - Jetzt kommen sie!". Und die Überraschung war groß. "Fälschern auf der Spur ist auch der deutsche UFO-Jäger Werner Walter. Er hat den größten UFO-Fall in der deutschen Geschichte untersucht: Das UFO von Usedom und Greifswald. Hunderte haben die leuchtenden Weihnachtskugeln gesehen...", heißt es da urplötzlich (und zu unserer eigenen Verblüffung!) unter den ersten Bildern der beiden Buben von Fehrenbach. Das nachfolgende Gespräch entstammte den RTL-Aufnahmen zu den "Größten Bluffs..." vom 1.Mai 1999 und wurde hier aufgenommen. Dazu müßen Sie wissen, dass dies problemlos vom Sender möglich ist, da bei jeden Aufnahmen Verträge abgeschlossen werden, mit denen man sich bereit erklärt, dass der Sender das einmal aufgenommene Filmmaterial beliebig weiterverwenden kann. Uns hatte niemand von RTL darüber eingeweiht, dass das ursprünglich für "Größte Bluffs..." verwendete Material auch noch in dieser Sendung einfliessen würde. Tatsächlich wurde die von Werner Walter gefundene Erklärung auch ausgestrahlt, wonach die Vorgänge auf nichts weiter zurückgingen, als auf Signalfackeln, die hochgeschossen worden sind, um als Simulations-Ziele für infrarotgesteuerte Raketen zu dienen! Und dann der Hammer:

RTL recherchierte in Moskau nach, ob diese Erscheinungen genau das sind was Walter als plausible Erklärung anbot.

+ Tatsächlich gelang es General Anatoli Tarasenko von der russischen Armee vor die Kamera zu bringen. Ja, das Sichtungsgebiet war die Luftschiesszone II unter russischer Kontrolle, wo die Warschauer Pakt-Streitkräfte (ind die Seeflotte hier zum letzten Mal bevor die UdSSR unterging) übten:

+++ "Dort haben alle auf solche Luftziele über der Ostsee geschosssen. Ja, es war Leuchtmunition." +++

Dies war die erste ganz offizielle vor der Kamera getragene Erklärung durch einen russischen General, eine Bestätigung nach der wir schon lange suchten und verschiedentlich schon TV-Sender ´scharf´ machten, diese für uns umzusetzen. Wir können uns ganz gut vorstellen, dass Illobrand von Ludwiger einen doppelten (mindestens) Weinbrand in dieser Nacht brauchte...


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