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16.03.2002 |
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Reisetipp für den Sommer 2002? Wilkommen im Schamanendorf Für Ufologen, Öko-Touristen und Großstadthippies ist das brasilianische Bergdorf São Tomé ein Urlaubsparadies. Die einen finden in der esoterischen Community Gleichgesinnte, die anderen genießen Wasserfälle und Wälder, die dritten suchen übersinnliche Kicks bei Vollmond. Von Eva-Maria Schreiner Am Himmel über São Tomé das Letras spukt es: In sternklaren Nächten rasen Ufos im Zickzack durch die Dunkelheit. Auch glühende Feuerbälle hat der 63-jährige Tatá angeblich schon gesehen. Viele Nächte im Monat hält der Hobby-Astronom Wache über sein Haus in dem 6000-Seelen-Dorf - die Außerirdischen könnten ja wiederkommen. Das brasilianische Bergdorf São Tomé liegt auf der Spitze eines Kegels, umgeben von menschenleeren Wäldern und der Weite des Himmels. "Unser Ort zieht fliegende Untertassen einfach an. Wir leben am Schnittpunkt zweier Welten", glaubt Ufogucker Tatá. Ihm gehört die Pension an der Straße "Zu den Wasserfällen des Mondes". An der Rezeption verkauft er Ufo-Bücher und abgefahrene Videofilme, die "authentische" Begegnungen mit fliegenden Untertassen zeigen. Von Tatá inszeniert und geschnitten? "Glaubt doch, was ihr wollt!", schnaubt der Sternenfilmer. Nach Ufogucker Tatá ist Dona Agnes die berühmteste Einwohnerin des Steindorfes mit den engen Gassen, das Weisheitssucher und Esoteriker aus allen Ecken Brasiliens anlockt. Wir treffen die 82-jährige Heilerin in ihrem Haus hoch auf den Felsen. Dort wird sie von Patienten mit Kreuz- und Gelenkschmerzen besucht. Denn Dona Agnes kuriert durch Handauflegen. Einst Tänzerin in Ungarn, siedelte sie sich vor 20 Jahren als erste Fremde in dem Dorf mit der mystischen Aura an. "Hier bin ich sicher vor dem 3. Weltkrieg", dachte sie damals. Und, "weil jede Hexe eine Katze braucht," kaufte sich die spindeldürre Kettenraucherin auch einen schwarzen Kater... Die esoterische Dorf-Community (zu der auch ein Künstler aus Japan gehört, der Außerirdische in Pastelltönen an Bar-Wände malt) lebt eingesponnen in die Welt der eigenen Träume. Doch der Himmel über diesem Stück Brasilien hat es tatsächlich in sich: Das Hügelland in Minas Gerais ist für Meteoriten-Schauer und grandioses Wetterleuchten bekannt. Das esoterische Dorf liegt nur etwa 300 Kilometer von Metropolen wie Rio de Janeiro oder São Paulo entfernt - und ist, so preisen es alternative Reiseführer, für Wochenendtrips ideal. Die fragwürdige Krönung des Esoterik-Wahns: Neuerdings hat auch die brasilianische Sekte "Gesellschaft für Eubiose" das Bergdorf heimgesucht, und einen weißen Tempel mit griechischen Säulen als Hauptsitz erbaut. Die Eubiose-Gurus verbreiten eine besonders haarsträubende Vision: São Tomé sei eine der sieben heiligen Städte der Welt und würde wegen seiner besonderen Aura und Lage beim jüngsten Gericht verschont bleiben. Immerhin: Zwanghaft bekehrt wird niemand. In São Tomé ist Toleranz groß geschrieben; jeder darf sich suchen, wie er meint, und glauben, was ihm gefällt. Nur die Storys und Legenden von Ufos und heilenden Händen bleiben immer die gleichen. Wer Geschichten über Begegnungen mit Außerirdischen hören will, findet inzwischen sogar im "Lonely Planet"-Reiseführer Brasilien eine Empfehlung. Dort steht auf Seite 272 ganz offiziell: "Die Bar All Days of Peace and Music Woodstock´ ist ein gutes Ziel, um Leute zu treffen, die schon ein Ufo gesehen haben." Auskunft: Von Rio de Janeiro oder São Paulo fahren täglich Busse nach São Tomé das Letras im Bundesstaat Minas Gerais (ca. acht Stunden Fahrt). 8 bis 26 Euro kostet ein Zimmer in einer Pension (z. B. Pousada do Tatá, Praça do Rosario 25). Besser noch: Eines der urigen Steinhäuser mieten. Ines (Tel. 035/32371318) vermietet ein Ferienhaus mit Fernblick. São Tomé im Internet: http://sites.uol.com.br/orientaltata/ Quelle: Frankfurter Rundschau,16.03.2002 Externe Linkshttp://sites.uol.com.br/orientaltata/ |
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