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25.11.2010 |
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UFO-Kunde, nächstes Kapitel: UFOs: Eine Studie zur US-UFO-Öffentlichkeitsarbeit Die Story hinter der Geschichte: Der CIA begegnet den UFOs - Dr.Condon begegnet den UFOs - Was sagt man der Welt, und wie? - Die Luftwaffen-Absichten - Was Prof.Condon wirklich über die UFOs dachte
Teil II und Abschluß dieser fazinierenden Geschichte als ´Story hinter der Story´:
... Der CIA begegnet den UFOs
Gegen Ende 1952 bekam die Central Intelligence ein offizielles Interesse an der Situation. Es ist schwierig zu sagen, ob tatsächlich nur der Zusammenbruch der Pentagon-Kommunikationskanäle im Zuge des Presseinteresses zu den Washington-Ereignissen hierfür verantwortlich ist, auch wenn dies am wahrscheinlichsten ausschaut. Tatsächlich existiert ein Memorandum von vier Seiten Umfang durch H.Marshall Chadwell, dem stellvertretenden Direktor der "Scientific Intelligence", an den CIA-Direktor General Walter Bedell Smith vom 24.September 1952: "Das Directorate of Intelligence der USAF hat die Zuständigkeit für die Untersuchung der UFO-Berichte an das Air Technical Intelligence Center übertragen. Die öffentliche Besorgnis über das Phänomen deutet darauf hin, dass ein recht hoher Bevölkerungsanteil innerlich bereit ist, das Unglaubliche zu akzeptieren. In dieser Tatsache liegt ein Potential für Massenhysterie und Panik. Um die Gefahr einer Panik zu minimieren, sollte eine einheitliche politische Linie festgelegt werden, was der Öffentlichkeit über dieses Phänomen zu sagen ist. Ich halte dieses Problem für so wichtig, dass es dem Nationalen Sicherheitsrat vorgelegt werden sollte."
Auf jeden Fall sponserte die CIA ein geheimes Forum von UFO-unabhängigen, unvorbelasteten Top-Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor H.P.Robertson vom "California Institute of Technology", damit man einen ersten wissenschaftlichen Überblick über die UFO-Lage erhalten könne. In dieser Folge wollte die US-Regierung vom geheimdienstlichen Standpunkt her mehr erfahren und brachte schließlich das Robertson-Forum in Gang. Hierzu gab es eine vorbereitende und einweisende aber informelle Sitzung des "Intelligence Advisory Committee" am 4.Dezember 1952 im Konferenz-Raum des CIA-Direktors unter der Leitung von Robert Amory jr. Besucht wurde die Sitzung, bei der es an erster Stelle um die "Bedingungen und Trends in Südamerika betreffs der amerikanischen Sicherheit" ging während UFOs am Ende der Agenda als Punkt 3 standen, W.Park Armstrong jr vom Nachrichtendienst des Außenministeriums, Brigadier General John M.Willems vom Geheimdienst der Armee und Assistent des Chief of Staff, Admiral Carl F.Espe als Direktor des Marine-Nachrichtendienstes, Major General John A.Samford als Geheimdienstdirektor im Hauptquartier der USAF, Dr.Walter F.Colby als Direktor des Geheimdienstes der Atomic Energy Commission, Brigadier General Edward H.Porter als stellvertretender Direktor des Geheimdienstes der vereinigten Stabschefs, Meffert W.Kuhrtz als stellvertretender Direktor des FBI. Begleitet wurde die Sitzung von Dr.Sherman Kent, Dr.H.Marshall Chadwell, Paul Borel, Ludwell L.Montague, Philip Strong und Joseph W.Smith als CIA-Vertreter sowie William C.Trueheart und Miron Burgin vom Außenministerium, die Lt.Col.s T.C.Anderson und Edgar H.Thomson jr vom Ministerium der Armee, den Cols.John J.Mottwo und Jack E.Thoms sowie Lt.Col.Thomas J.Grant von der USAF, Col.S.M.Lansing und Captain John A.Holbrook von den vereinigten Stabschefs. Im kurzen Sitzungsprotokoll IAC-M-90 von Sekretär Richard D.Drain wurde der Wunsch des CIA-Direktors betreffs "unidentifizierten Flug-Objekten" dargelegt, dass ausgewählte Wissenschaftler sich "den vorliegenden Beweis im Licht der aktuellsten wissenschaftlichen Theorien" anzuschauen haben. In der Diskussion trug Dr.Chadwell die Art der bisherigen Beweise vor, welche der ATIC zusammentragen konnte und die nun analysiert und werden sollten. General Samford versicherte herbei nochmals seine volle Unterstützung und wies darauf hin, dass das UFO-Problem direkt mit spezifischen Formen des Geheimdienstes und der Landesverteidigung verbunden ist. Daher sei es an der Zeit, dass sich führende Wissenschaftler alsbald mit dem Thema beschäftigen um die daraus sich ergebenden Resultate dem Nationalen Berater-Stab (des Präsidenten) übergeben zu können.
Das Forum kam im Januar 1953 in Washington, DC zusammen und betrachtete eine stolze Anzahl von auffälligen UFO-Meldungen sowie filmisches Beweismaterial. Auf dem Forum wurde auch Geheimdienstberichte betreffs dem Interesse in der UdSSR über UFO-Sichtungen in Amerika vorgelgt, ebenso wie bereits erwähnt Briefe von Bürgern an Ministerien und Artikel aus Zeitungschriften sowie Büchern betreffs UFOs, um aufzuzeigen, wie in der Öffentlichkeit über das Thema gedacht wurde, da die anwesenden Wissenschaftler diesbezüglich kaum eine Ahnung hatten. Die zwingenste Forderung der Wissenschaftler war deswegen, dass die Verantwortlichen von Geheimdienst und Militär in Sachen UFOs ein öffentliches Aufklärungsprogramm starten sollten, um dem Thema die "Aura des Geheimnisvollen" zu nehmen. Auch deswegen, weil man beim ATIC Kartenmaterial vorbereitet hatte um die unerklärten Meldungen aluminiumblitzender ´Fliegender Untertassen´ mit einem auffälligen Punkt zu verbinden - viele von ihnen kamen herein, als gerade hochreflektierende Polyethylen-Ballone sich in der Gegend befanden. Dies war scheinbar von besonderer Bedeutung, weil man daraufhin auch entsprechendes Film- und Dia-Material vorführte und sogar einen solchen Ballon an Ort vorführte. Dies ist ein Umstand, der in der bisherigen Berichterstattung leider immer unter den Tisch fiel. Und leider wurde hierzu selbst im Robertson-Bericht nichts weiter ausgeführt, da dieser nur sehr allgemein gehalten ist. Andererseits ist es sicherlich wichtig zu wissen, das ein ´kugelrunder´ Wetterballon zig Kilometer hoch vom Boden aus aber auch in der Luft von einem Flugzeug betrachtet nur von unten gesehen wird - und hierbei wie eine "Fliegende Scheibe" ausschaut, da man ja keine Seiteneinsicht hat.
Alsbald wurde das Robertson-Forum zur Zielscheibe von Verdächtigungen, Kontroversen und Kritiken. Hynek kritisierte am 17.Dezember 1966 in der Saturday Evening Post, dass das Forum nur 15 Fälle von 75 im Detail angehen konnte und die anderen nur rasch überflog. Andere kritisierten, dass das Robertson-Panel nur eine Vertuschungsaktion sei, um ausländische Geheimdienste zu verwirren und die amerikanische Öffentlichkeit in Sicherheit zu wiegen. Im Condon-Report wurde erstmals der Robertson-Bericht der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Condon selbst verteidigte seinen Kollegen Robertson, weil es sich kaum jemand anderes damals gefunden hätte, der a. ein Spitzenwissenschaftler und b. ein Objektivist war. Das Robertson-Forum fand nur wenig an den UFOs wert von der USAF mit Zeit, Geld und Beachtung beschenkt zu werden. Tatsächlich empfahl das Forum einen "Erziehungsplan" zur Geheimnislüftung [Debunking]. Dies war freilich eine unglückliche Wortgebung, da sich Kritiker darauf geradezu stürzten und darin eine zumindest unehrliche Darstellung der Fakten formulierten. Der Duden jedoch zeigt auf, was Geheimnislüftung wirklich ist: Die Wahrheit aufzeigen und/oder die Entfernung von falschen Vorstellungen. Ein sorgsames Studium des Robertson-Berichts macht aber klar, dass genau dies gemeint war - sonst nichts. Aufgrund der registrierter Hysterie sah man es für notwendig an, eine Reduzierung des öffentlichen Interesses mittels aktuellen Fall-Dokumentationen von ehemals als rätselhaft vorgestellten Ereignissen, die schließlich eine natürliche Erklärung fanden vorzunehmen, da die ´Fliegenden Untertassen´ "heute starke psychologische Reaktionen auslösen", wie man insbesondere im Sommer 1952 zu den Washington-Ereignissen sehen konnte! Hier hatten einige der besten Wissenschaftler der Nation zusammengearbeitet, um erstmals auf dieser Ebene das UFO-Problem zu analysieren. In der Substanz erzielten sie die selben Folgerungen wie 1949 das Projekt GROLL. Hätte das Robertson-Forum damals schon seine Feststellungen z.B. vor der "American Association for the Advancement of Science" präsentieren können, wäre die Luftwaffe 1953 bereits dazu aufgefordert worden, auszusteigen. Anstelle dessen wurde der Bericht mit geheim gestempelt, weswegen die "Aura des Geheimnisvollen" nurmehr verstärkt wurde. [Anzufügen ist ein wichtiger Aspekt: Die CIA bzw die USAF hat leider nie dieser wichtigen Empfehlung entsprechend gehandelt oder handeln können. Ganz im Gegenteil, man hat unverständlicher Weise von den angeblich verantwortungsbewußten Autoritäten zugelassen, dass das UFO-Fieber öffentlich immer weiter anstieg.]
Die Air Force, die das Phänomen zunächst skeptisch untersucht und in ihrem Umgang mit der Öffentlichkeit zwischen Aufrichtigkeit und Geheimnistuerei geschwankt hatte, entschied sich nun ganz eindeutig für die Geheimhaltung um Ruhe zu bewahren. Vom August 1953 an wurden alle UFO-Berichte nach Möglichkeit zurückgehalten und alle Informationen für geheimhaltungsbedürftig angesehen. Und im dezember gingen die Joint Chief of Staff, das Komitee der Stabschef, daran, alle undichten Stellen zu verstopfen, indem sie grundsätzlich jede unbefugte Veröffentlichung von militärisch-relevanten oder das Militär betreffende Informationen zu einem Verbrechen nach dem Spionagegesetz erklärten, auf das eine Strafe von $ 10.000 oder bis zu zehn Jahren Gefängnis stand (wichtiger Punkt: dies war kein Gesetz der Untertassen alleine wegen, sondern war allumfassend!). Dies sollte sich dann auch auf die Untertassen-Debatte auswirken, dachte man - aber mit dem Aufkommen von NICAP und Keyhoe brach dies alles wieder in sich zusammen bzw wurde doch nicht auf das Thema in letzter Konsequenz angesetzt. Doch entgegen der Empfehlung des Robertson-Gremiums wurde dem Projekt Blaubuch keine Aufklärungsfunktion zugestanden; es sank schließlich zu militärisch-internen Bedeutungslosigkeit im Apparat herab und wurde nurmehr als PR-Gaul hergenommen, wenn die Umstände es erforderten. Man könnte gar sagen, das nach dem Abgang von Ruppelt das Projekt nurmehr zu einem bloßen Archiv degradiert wurde. Doch die Entscheidung der Regierung, das Untertassen-Phänomen mit Gewalt aus der Welt zu schaffen, war jedoch kein voller Erfolg - die Öffentlichkeit, die Presse und die UFOlogen (ganz zu schweigen die Erscheinungen am Himmel) machten einfach nicht mit. Was man auch als eine Art der "Basis-Demokratie" ansehen kann. Das "Arnold-Phänomen" hielt sich konstant, auch wenn es das Pentagon nicht wollte und mochte.
SAB begegnet den UFOs
Weil die USAF fortgesetzt das neuentstandene Projekt Blaubuch mit Geheimhaltung belegte, wurde die Epoche 1953 bis 1965 zu einer Zeit des charakteristischen Widerstandes. Keyhoe´s zweiten Buch "Fliegende Untertassen aus dem Weltraum" erschien im Oktober 1953 und stieg rasch in den Bestseller-Listen empor, andere Schriftsteller entdeckten das Thema deswegen für sich und sprangen auf den fahrenden Zug mit ähnlichen Produkten auf. ´Fliegende Untertassen´ wurden deutlich zum Geschäft. Kein Wunder also, wenn in dieser Zeit unzählige sensationalisierte Berichte und Bücher erschienen, die ihren Einfluß auf die öffentliche Gewahrwerdung nahmen. Es war schlichtweg das Thema, dass a. die Untertassen aus dem Kosmos kommen und b. die USAF diese Wahrheit kennt und unterdrückt. Periodisch gab die Luftwaffe ihre Presse-Erklärungen heraus, die immer mehr nur aus trockenen Statistiken bestanden - weiterhin fuhr man dabei eine harte Linie gegen die Existenz der ´Fliegenden Untertassen´.
Die erste Blue Book-Presse-Mitteilung ("Air Force News Release 1053-55") stammt vom 25.Oktober 1955 und bezieht sich auf Luftwaffen-Minister Donald A.Quarles: "Wir glauben das keine Objekte, wie sie populär als ´Fliegende Untertassen´ beschrieben werden, die USA wirklich überflogen haben..." Ähnliche Aussagen kamen am 5.November 1957, 6.Oktober 1958, 22.Januar 1959, 15.Juli 1959, 29.Januar 1960 und 21.Juli 1960 heraus. Jede Meldung betonte den Mangel an Beweisen für Raumschiffe vom anderen Planeten und den absinkenden Anteil von "unidentifiziert" bleibenden Fällen. 1954 blieben 9 % der gemeldeten Fälle unidentifiziert und der ATIC-Brief vom August erklärte: "Die Luftwaffe möchte hiermit erklären, dass keinerlei Beweis aufzubringen ist, wonach es auch nur einen Hinweis darauf gibt, dass die Vereinigten Staaten durch Maschinen aus dem Weltraum oder von einer ausländischen Regierung observiert werden. Kein Objekt oder Partikel von einer unbekannten Natur oder Substanz liegt vor und gleichsam gibt es keine Fotografien mit besonderer Beweiskraft um vorige Mutmaßungen zu unterstützen".
Damit wurde klargemacht, dass die UFOs nur ein Mythos sind. 1955 fiel die Zahl auf 3 % hinab; 1957 waren es weniger als 2 % und nurmal 0,67 % in der ersten Hälfte von 1958. Im Schnitt war die Zahl der unidentifizierten Fälle zwischen 1947 und 1969 bei etwa fünf Prozent gelegen, wobei es in der Anfangszeit sogar Zahlen bei über 20 Prozent gab! [UFO-Quoten in großen Zahlenbereichen weisen auf Inkompetenz und Unwissen über das IFO-Spektrum hin, aber eine Quote von um 5 % ist sicherlich am glaubwürdigsten für alle ernsthaft meinenden Beteiligten, Zahlen gegen Null müßen dagegen kritisch hinterfragt werden.] Wie auch immer, bei den Air Force-Meldungen war immer das Problem gegeben, dass die Öffentlichkeit nicht wußte, ob sie diesen Aussagen glauben kann. Sehen wir uns die Mitteilung vom 21.Juli 1960 an: "Die Luftwaffe wird von vielen UFO-Gruppen angegriffen und man sagt, sie wäre im Besitz von geheimgehaltenen Informationen, die folgerten oder beweisen, dass da Raumschiffe von anderen Planeten existieren und uns besuchen. Nichts kann weiter von der Wahrheit entfernt sein, als dies. Die Luftwaffe besitzt keine Informationen, klassifiziert oder nicht-klassifiziert, welche darauf hindeuten. Viele Menschen bei diesen privaten UFO-Organisationen sind selbsternannte UFO-Spezialisten und manche nennen sich selbst inoffizielle Berater der Nachrichtendienst-Gemeinde in der amerikanischen Luftwaffe. In den letzten 13 Jahren haben solche Gruppen mehrfach erklärt, Dokumente zu besitzen, die beweisen würden, das es Raumschiffe von anderen Planeten gibt. Wie auch immer, wenn ein patriotischer Bürger nachfrägt, ob man diese Beweis der amerikanischen Luftwaffe oder einer anderen Regierungseinrichtung übergeben habe, dann muß man dies verneinen. Unsere deutliche Folgerung ist, dass diese Gruppen keinerlei Informationen oder Beweise besitzen, mit denen sie die Existenz von fremden Raumschiffen nachweisen können." [Was tatsächlich der Logik auch heute nicht entbehrt!]
Die "Air Force News Release 1053-55" brachte aber noch einen anderen Effekt mit sich, der sich in Sachen "Geheimwaffen" auswirken sollte. Hierin wurde nämlich vorab schon Stellung zur Entwicklung der neuen "AVRO-Untertasse" genommen und das sie einen Senkrechtstarter für die Zukunft darstelle. Zudem seien manche Neuentwicklungen zu erwarten, die mit einem völlig neuen Grundprinzip Flugzeuge antreiben und zum fliegen bringen, von radikal-neuen Entwicklungen war da in den Zeitungen zu lesen. Hier ein Beispiel aus der deutschen Presse:
´Der Tagesspiegel´ übernahm am 27.Oktober 1955 einen Bericht von UP aus Washington unter der Schlagzeile "Fliegende Untertassen - Illusion und Projekt - das Ergebnis der amerikanischen Untersuchung": Wie der amerikanische Minister für Luftstreitkräfte, Donald A.Quarles, am Dienstag vor der Presse berichtete, hat eine eingehende Untersuchung von fast 5.000 Berichten "kein Anzeichen für die Existenz der sogenannten ´Fliegenden Untertassen´ ergeben. Quarles übergab der Öffentlichkeit bei dieser Gelegenheit ein 316 Seiten dickes Buch, in dem die Ergebnisse dieser Untersuchungen zusammengefaßt werden. Er betonte jedoch, dass gegenwärtig verschiedene neue Flugzeugmodelle von neuartigem Aussehen entwickelt würden. "Wir treten soeben in eine neue Periode der Luftfahrttechnik ein, in der Flugzeuge von ungewöhnlichem Aussehen und ungewöhnlichen Flugeigenschaften erscheinen werden." Diese neuartigen Flugzeuge würden senkrecht starten und somit keine kostspieligen Startbahnen erfordern, sowie im Horizontalflug mit Überschallgeschwindigkeit davonfliegen. Quarles lüftete dabei zum erstenmal das Geheimnis über einem Auftrag der amerikanischen Luftstreitkräfte an die kanadische Firma Avro Ltd. zum Bau eines Flugobjektes, das man als ´Fliegende Untertasse´ bezeichnen könne, da es Scheibenform haben werde. Er betonte, diese neuen Militärmaschinen seien "weder übernatürlich noch mysteriös", vielmehr seien sie Weiterentwicklungen konventioneller Flugmaschinen.
"Sie werden auch weiterhin den natürlichen Gesetzen unterworfen sein, ihr charakteristisches Merkmal wird es nur sein, dass sie ohne kostspielige Startbahnen auskommen." Quarles veröffentlichte zur Unterstreichung seiner Worte eine Zeichnung des scheibenförmigen Flugobjektes, wie es wahrscheinlich von Avro in Kanada gebaut werden wird. Nach dieser Abbildung wirkt die Schubkraft von Düsenmotoren auf einen Kranz, der die kreisrunde Scheibe umgibt. Bei hoher Drehzahl dieses Kranzes soll die Flugmaschine senkrecht starten und landen können. Für den Horizontalflug soll der Kranz vermutlich nicht rotieren, die Schubkraft der Rotoren soll die lineare Fortbewegung bewirken. Amerikanische Flugzeugingenieure stehen dem Projekt mit einiger Skepsis gegenüber; sie bezweifeln, ob die kreisrunde Form des Flugappartes für senkrechten Start tüchtig ist und ob die Scheibe bei Überschallgeschwindigkeit flugstabil ist. Die kanadische Regierung hatte im vergangenen Jahr dieses Projekt der Firma Avro aufgegeben. Soweit also die genannte Berliner Tageszeitung. Daraus entstand für viele Menschen der Eindruck, als seien schon derartige ´Fliegende Untertassen´ im Einsatz! Aeronautik-Historiker erkannten zwar im AVRO-Car eines der unkonventionellsten Luftfahrzeuge, stuften es technisch aber in den Bereich der Luftkissenfahrzeuge wie den Hoovercraft ein. Dies betonte auch Edward J.Ruppelt in einem Beitrag für Max B.Miller´s Heft ´Saucers´ vom März 1956, weil insbesondere in den USA die Zeitungen ein falsches Bild lieferten und "Geheimflugzeuge" in Gestalt der Fliegenden Untertassen schon als die Antwort auf das UFO-Mysterium feilboten. Es ging nur darum, das einmal in mittlerer oder ferner Zukunft solche Maschinen in Rundbauweise an den Start gehen könnten und dann für UFO-Meldungen sorgen. Ruppelt führte aus, dass zu jenem Zeitpunkt als er den Bericht für Saucers schrieb, nur zwei Senkrechtstarter (´vertical take-off´/VTO-Flugzeuge) auf der Edwards AFB in Kalifornien existierten, die noch niemals das Gelände dort verlassen haben und selbst bei ungünstigen Sichtbedingungen keinerlei Fliegende Untertassen-Form hergeben. Darüber habe erstmals das ´Aviation Week´-Magazin berichtet und auch darauf hingewiesen, dass es noch viele Jahre dauern würde bis die AVRO-Scheibe tatsächlich fliegen mag. Nach den Gerüchten um die Nazi-Untertasse wurde die Geheimwaffen-Theorie durch die AVRO-Untertasse zusätzlich geschmiert.
Zurück zum aktuellen UFO-bezogenen Inhalt der "Air Force News Release 1053-55". Ja, diese Presse-Erklärung stellte als Teil der Öffentlichkeitsarbeit 1960 Lt.Col.Lawrence J.Tacker in dem Buch "Fliegende Untertassen und die US-Luftwaffe" vollständig vor, der darin mit USAF-Absegnung seine Sicht auf die Dinge ablieferte. Die "Air Force News Release 1053-55" basierte auf aufwendigen statistischen Auswertungen, die das "Battelle Memorial Institute" (BMI) unter dem "Kodenamen "Project Stork" für $ 100.000 anfertigte, zu denen Ruppelt im bereits erwähnten Saucers auch schrieb: "Die Antworten, die wir erhofften waren trotz einigem Aufwand, auch an Geld, nicht zu erbringen. Die einzige Antwort die wir fanden war, das mit statistischen Methoden in dieser Sache nicht viel zu gewinnen ist. Wir konnten damit weder feststellen, ob die UFOs irgendetwas Unbekanntes wie ein interplanetarisches Raumschiff oder ein unbekanntes Naturphänomen waren, damit konnten wir noch nicht einmal feststellen, ob sie ein Flugzeug aus einem Land dieser Erde etc waren. Sie bewiesen gar nichts. Man konnte in sie hineininterpretieren was man wollte." Dennoch wollte man in der PR-Abteilung mit dieser Veröffentlichung kaltes Wasser auf die heißgelaufenen Debatten rund um UFOs schütten.
Das Buch Tacker´s dagegen war ein versteckter Angriff auf Keyhoe, der zwar gerne exklusives USAF-Material aufgriff und veröffentlichte, gleichsam aber auch immer den Vertuschungs-Vorwurf gegenüber seinem Materiallieferanten führte. Auch andere Autoren ritten diesen kommerziell erfolgreichen Gaul, sie nahmen gerne Material von der Air Force entgegen, um ihr dann vorzuwerfen, sie würde vertuschen und solle gefälligst ihr Material freigeben. Die Reaktionen der Luftwaffe waren eher unglücklich zu nennen, weil sie immer darauf hoffte, endlich jemanden zu finden, der auf ihrer Linie lag. Es dauerte bis 1965 an bis man merkte, dass die UFOs ein Problem der Öffentlichkeitsarbeit sind und weniger eines für den Geheimdienst. Am 28.September schrieb USAF-Geheimdienst-Direktor Major General Ben LeBailly an den militärischen Direktor des luftwaffeneigenen wissenschaftlichen Beraterstabs (SAB), um nachzufragen, wie es denn nun mit Blue Book stehe. Diese Anfrage sorgte für Aktivität und fünf ausgezeichnete Wissenschaftler setzten sich für das "Ad Hoc-Komitee zur Betrachtung des Projekt Blaubuch" unter Dr.Brian O´Brien am 3.Februar 1966 zusammen, im März ging ihr Bericht ab. Erstaunlicher Weise wurde dieser Bericht nicht in die Schublade gelegt, sondern bald darauf der Presse übergeben. Ohne Zweifel ist dies der Einwirkung von General LeBailley zuzuschreiben.
Der O´Brien-Bericht stellte fest: "In den 19 Jahren seitdem das erste UFO gesichtet wurde, gibt es keinen Beweis, das unidentifizierte fliegende Objekte eine Bedrohung unserer nationalen Sicherheit darstellen. Nachdem der Ausschuß diese Folgerung erzielte, überlegten wir, wie die USAF den wissenschaftlichen Aspekt des UFO-Problems behandeln solle. Unübersehbar betrifft dies auch die PR-Arbeit der Air Force, aber darin sind wir keine Experten." Einerseits schmeichelte man die Blaubuch-Aktivität, andererseits sah man die Notwendigkeit für eine detailierte und in die Tiefe gehende, wissenschaftliche Untersuchung des Phänomens. So empfahl man: "Verträge mit einigen ausgesuchten Universitäten abzuschließen, wo wissenschaftliche Teams geschaffen werden, die prompt und in die Tiefe gehende Untersuchungen von UFO-Sichtungen durchführen. Jedes Team sollte so einen Psychologen, vielleicht aus dem Bereich der klinischen Psychologie, und einen Physiker, vielleicht ein Astronom oder Geologe mit Kenntnissen auf dem Gebiet der Atmosphären-Physik, beinhalten. Die Universitäten sollten nach einer geografischen Verteilung ausgesucht werden, zudem sollten sie im Umkreis einer Basis des ´Air Force Systems Command´ (AFSC) angesiedelt sein."
Während der O´Brien-Ausschuß letzte Hand an seinen Bericht anlegte, passierte eine Serie von UFO-Sichtungen nahe Dexter, Michigan. Dies war die berühmte "Sumpf-Gas"-Story, mit der die Luftwaffe und ihre Glaubwürdigkeit schweren Schaden nahm.
Mitte März 1966 sichtete eine Gruppe von Zeugen um Dexter und Hillsdale, Michigan, scheinbar glühende rote, grüne und gelbe Lichter, die aus den nahen Sümpfen kamen. Die Lichter schienen sich seitwärts zu bewegen und über kurze Entfernungen. Das öffentliche Interesse war derart groß, dass die USAF ihren bekannten UFO-Untersucher Dr.Hynek an Ort schickte. Hynek war unvorbereitet auf das, was auf ihn dort zukam. Die Presse war rund um ihn, überall. In der 17.Dezember 1966-Ausgabe der Saturday Evening Post erinnerte sich Hynek: "Inmitten dieser Verwirrung erhielt ich von der Luftwaffe die Nachricht, dass man eine Presse-Konferenz wolle und ich da eine Erklärung über die Ursache der Sichtungen abgeben sollte. Ich protestierte nicht und gab auch nicht an, das ich keinerlei Idee davon hatte, was die berichteten Sichtungen in den Sümpfen verursacht haben könnte. Ich hatte eine Presse-Konferenz abzugeben, ob ich dazu bereit war, oder ob nicht." Hier gibt es eine Differenz zur USAF. Major Hector Quintanilla, Chef des Projekt Blaubuch zu jener Zeit, erzählte mir später, das Hynek anrief und ihm die Sumpfgas-Erklärung mitteilte, woraufhin Quintanilla zu Hynek sagte, er solle eine Presse-Konferenz abhalten, wenn er dazu bereit sei. So kam es zu Hynek´s Presse-Konferenz, die Wellen schlagen sollte. Wie auch immer, nach Hynek eigener Aussage ging es an Ort drunter und drüber: "Die Fernsehleute wollten mich da haben, Reporter dort und für eine Weile zerrte man mich hin und her. Die Konferenz war der reinste Zirkus. Sie wollten eine spektakuläre Erklärung von mir hören, sie wollten kleine grüne Männchen. Als ich dann eine Erklärung abgab, um über Sumpf-Gas zu diskutieren, ignorierten viele einfach diesen Ansatz über eine MÖGLICHE, aber nicht endgültige Erklärung. Mit Horror sah ich, wie ein Reporter die Seite meiner Presseerklärung überflog, das Wort Sumpf-Gas fand, es unterstrich und zu einem Telefon rannte. Das machten viele andere in ähnlicher Weise. Kein Wunder, wenn am nächsten Tag Sumpf-Gas als definitive Ursache der Michigan-Lichter in dicken Schlagzeilen quer durch das Land ging. Ich haute aus der Stadt so schnell wie möglich ab, die Schlagzeilen holten mich aber wieder ein."
Betreffs PR-Affären bei der Luftwaffe lief dies schlecht, da Sache wurde übel gehandhabt, auch wenn spätere Untersuchungen tatsächlich darauf abzielten, dass die Sumpfgas-Erklärung wahrscheinlich doch die denkbarste Ursache für die Lichter war! Es scheint mir, dass die USAF besser daran getan hätte, Hynek nicht für diese Presse-Konferenz einzusetzen, überhaupt wäre es besser gewesen, erst weitere Untersuchungen abzuwarten und danach erst pressemäßig vielleicht im Pentagon und damit in einer kontrollierten Umgebung aufzutreten. Doch die Gefühle schlugen hoch und Journalisten suchten nach Schlagzeilen. Auch wenn aufgrund der Umstände die Hynek´sche Pressekonferenz an Ort notwendig wurde, ist es immer noch ein Geheimnis für mich, weshalb man Hynek nicht einen qualifizierten Informations-Offizier zur Seite stellte. Im April 1966 hatte die öffentliche Meinung zum "Sumpf-Gas"-Zwischenfall sowie die erfolgreiche NICAP-Arbeit dazu geführt, das eine Anhörung des UFO-Problems vor dem mächtigen House Armed Services Committee, geleitet vom inzwischen verstorbenen H.M.Rivers aus Süd-Karolina, erfolgte. Stimmung für diese Anhörung wurde durch den Kongreß-Abgeordneten William H.Bates aus Massachusetts gemacht, welcher einen Brief von Raymond Fowler, Leiter des NICAP-Büros für Massachusetts, einbrachte. Fowler hatte darin erklärt: "Ich denke, dass das amerikanische Volk imstande ist, die Probleme und Einwirkungen verstehen zu können, wenn die wahren Tatsachen über UFOs offiziell bekanntgemacht werden. Das USAF-PR-Programm und ihre Politik, geführt vom Pentagon, eine Unterbewertung der UFO-Bedeutung vorzunehmen und die mangelhafte Freigabe von echten, bestehenden Tatsachen über UFOs ist nicht nur ein schlechter Dienst am amerikanischen Volk, sondern auch eine schändliche Politik - es ist höchste Zeit, die realen Tatsachen über UFOs freizugeben. Ein PR-Programm sollte imstande sein, die derzeitigen Fakten darzustellen." Wieder einmal war damit der alte Geheimhaltungsverdacht hervorgebracht und neu präsentiert worden. Der Unterschied lag darin, dass dieser Verdacht nun zum ersten Mal vor dem Kongreß ausgesprochen wurde! In Beantwortung zu Fowler´s Stachel wiederholte Luftwaffen-Minister Harold Brown eine bekannte Aussage: "UFOs stellen keine Bedrohung der nationalen Sicherheit dar, zeigen keine Entwicklungen oder Prinzipien jenseits unseres wissenschaftlichen Kenntnisstandes und es gibt keinen Beweis für das Vorhandensein außerirdischer Fahrzeuge." Dr.Brown gab dann die erste öffentliche Verlautbarung betreffs dem O´Brien-Ausschuß-Bericht ab: "Empfehlungen des Ausschußes werden derzeit studiert und sie deuten auf eine kräftige Betonung der wissenschaftlichen Aspekte in der Untersuchung von Sichtungen hin, die eine ausführliche Analyse benötigen. Ich glaube, ich werde dies auch favoritisieren, aber ich will noch weiter die Natur für ein solches Forum ausloten und die Grundlagen dafür, bevor ich weiter dazu stehen werde. Ich will nicht, das eine Gruppe von Leuten sich eines Tags daran setzt und dann nur eine schwache Untersuchung durchführt. Sie sollen vorbereitet sein, um die Situation in die Tiefe betrachten zu können, so gut es eben geht." Kongreß-Vertreter Rivers sah nun ein, dass dieses Thema nicht an einem Tag abgehandelt werden kann und kam mit der Idee einer unabhängigen, zivilen Erhebung über das Fliegende Untertassen-Phänomen herbei. Die USAF erhielt nun mit Kongreß-Unterstützung die goldene Möglichkeit aus der UFO-Affäre auszusteigen: Eine Universitäts-Studie von völligen Außenseitern der Angelegenheit sollte wohl die Öffentlichkeit überzeugen, dass die Luftwaffe wahrheitsgemäß mit der Affäre umgegangen war. Und vielleicht, aber nur vielleicht, würde die USAF damit die Fliegenden Untertassen davonküssen können - ein für alle mal.
Dr.Condon begegnet den UFOs
Luftwaffen-Minister Brown brachte die Verantwortlichkeit der Ausführung der O´Brien-Ausschuß-Empfehlung zum Luftwaffen-Büro für wissenschaftliche Forschung (AFOSR), eine normale Sache, da dessen Aufgabe es war für Basisforschungen Verträge mit Hunderten von Universitäten in den USA auszuarbeiten. Dr.William J.Price, AFOSR-Direktor, führte eine kleine Studie durch, welche empfahl, dass das UFO-Projekt an einer einzelnen Universität durchgeführt werden sollte, noch eher als es auf verschiedene Universitäten zu verteilen. Als nächste Frage kam auf, welche Universität dies sein sollte. Erste Informationskontakte zum MIT und zu Harvard brachten negative Resultate. Es schien, als würden die Wissenschaftler an den führenden Instituten der Nation unwillig sein, sich mit Fliegenden Untertassen-Forschungen abzugeben. Dr.J.Thomas Ratchford, ein weiterer AFOSR-Wissenschaftler, griff ein. Ratchford hatte Kontakte zum regierungseigenen "National Center for Atmospheric Research" (NCAR) außerhalb von Boulder, Colorado. NCAR-Direktor Dr.Walter Orr Roberts riet nun Ratchford sich mit der Universität von Colorado in Verbindung zu setzen, die vielleicht interessiert sein könnte. Ratchford besuchte also am 31.Juli 1966 Boulder und sprach an der Universität mit den Verantwortlichen, unter ihnen befand sich an Dr.Edward U.Condon, Professor für Physik und Angehöriger des "Joint Institute for Laboratory Astrophysics".
Ratchford erinnerte sich an Condon´s Ruf als eminenter Wissenschaftler und an dessen unzweifelhafte Unabhängigkeit und Aufrichtigkeit. 1947 war Condon Direktor des nationalen Normungsamtes gewesen und stand unter Richard Nixon sogar vor dem HUAC, dem "House Un-American Activities Committee". HUAC verfolgte Condon als schwaches Glied in der nationalen Atomsicherheits-Kette, dagegen kämpfte Condon an und gewann. Unter all diesem Umständen sah Ratchford es begründet, der Universität von Colorado unter Führung von Condon das Projekt anzutragen. Das Problem war nur, wie Ratchford Condon und die Universität davon auch überzeugen sollte, die richtigen zu sein. Condon zeigte nämlich zunächst die kalte Schulter, da er gerade ein neues Buch über das Theorienfeld des atomaren Spektrums schrieb, zusätzlich arbeitete er als Herausgeber der Reviews of Modern Physics, diente im Beraterstab von zwei anderen Publikationen und war aktiv in der Kampagne zur Wahl des neuen Regenten in der Universitäts-Führung tätig. Dennoch griff Ratchford auf Condon zurück und packte ihn bei seinem Patriotismus und seinem Stolz. Will Kellog vom NCAR half Ratchford nun Condon zu überzeugen, weil nur unter Condon die Öffentlichkeit glauben würde, dass die Sache sauber lief. In Erinnerung an diese Gespräche sagte mir Condon später: "Damit hat man mich glatt überfahren..."
So wurde für den 10.August 1966 ein Meeting zwischen der Condon-Universität und AFOSR-Vertretern angesetzt. Der Termin brachte Erfolg und man betonte ein ausreichendes Fakultäts-Interesse an dem Projekt. Am 31.August 1966 fragte Colonel Ivan C.Atkinson, vertretender Ausführungsdirektor vom AFOSR, formell die Colorado-Universität, ob sie die Sache durchführen würde, wobei die "Wissenschaftler in völliger Freiheit sich entwickeln können, um die Untersuchung der verschiedenen physikalischen und psychologischen Fragen zu gewährleisten, die in Verbindung mit dem Phänomen aufkommen und diese mit ihren besten wissenschaftlichen Fähigkeiten begegnen". Die Universität sagte unter der Bedingung zu, "dass die Studie unter einem normalen wissenschaftlichen Forschungsprojekt laufe" und nur "der professionellen, wissenschaftlichen Leitung des Direktors und seiner Anordnungen untersteht. Die Freiheit vor Kontrolle durch die übertragende Behörde wird durch das Versprechen garantiert, dass der vollständige Bericht über die Feststellungen dieser Studie der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird." Die Vertragspunkte wurden im September und Oktober 1966 ausgearbeitet. Die Vertragssumme wurde auf $ 300.000 festgesetzt und die Dauer der Untersuchung auf 15 Monate festgeschrieben. (Der Vertrag wurde schließlich auf Bitten Condon´s auf 18 Monate erhöht.) Während der Vertragsausarbeitung gab es den Antrag, die "National Academy of Sciences" (NAS) einen abschließenden Blick auf den Bericht werfen zu lassen - und die Luftwaffe stimmte dem gar applaudierend zu. Kein Wunder, man erhoffte sich dadurch, dass die USAF durch die vielgelobte NAS endgültig weißgewaschen würde. Die Meldung der Vertragsabzeichnung mit der Colorado-Universität wurde in Washington, DC am 7.Oktober 1966 durch das "Office of the Assistant Secretary of Defense for Public Affairs" (OASD/PA) freigegeben. In der Erklärung betonte Minister Brown: "Wir sind mehr als zufrieden, diesen Vertrag mit respektierten Leuten an einer Universität abgeschlossen zu haben, die gutklingende Namen in der wissenschaftlichen Gemeinde tragen." Dr.Condon begann sofort einen Stab zusammenzustellen, der aus Dr.Stuart Cook (Professor und Leiter der Psychologie-Abteilung) und Dr.Franklin E.Roach (Physiker der sich auf Atmosphären-Physik bei der "Environmental Science Service Administration" spezialisierte) bestand. Assistant Dean Robert J.Low von der CU Graduate School wurde als Projekt-Koordinator bestimmt. Es war Low, der ein Memorandum am 9.August 1966 schrieb, welches dann Look erreichte und unrühmlich das ganze Projekt überschattete. Low´s Memo beinhaltete seinen Glauben an die Pro- und Kontra-Seiten des Projektes. Adressiert an E.James Archer, damals Dean der Graduate School, und T.E.Manning, Vizepräsident für akademische Angelegenheiten, liest sich im Memo es so: "Der Trick mag darin liegen, so denke ich, dass das Projekt so beschrieben wird, das es für die Öffentlichkeit so wirkt, als wäre dies eine völlig objektive Studie, aber in der wissenschaftlichen Gemeinde stellt es sich als Erscheinung von einer Gruppe Nichtgläubiger vor, die ihr bestes tut, um objektiv zu sein, aber fast Null tut um eine Untertassen einzufangen."
Es ist nicht notwendig zu sagen, das Low selbst gar nicht daran dachte, dass diese Denkschrift öffentlich gemacht wird, als er sie schrieb. Die obige Passage kann man so interpretieren, dass nach Low´s Ansicht die Universität von Colorado ihre Studie nur hypothetisch durchführen werden, mit vorgefaßten Ansichten. Dies war dann auch genau die groß herausgeputzte Interpretation von Look am 14.Mai 1968, als John Fuller den Artikel "Das Fliegende Untertassen-Fiasko" veröffentlichte. Fuller hatte eine Kopie des Low-Memorandums durch desillusioniertes Condon-Personal erhalten, welches es den Verwaltungsakten entnahm. Der Artikel im ´Look´ sorgte kurzfristig für Aufregung im "E"-Ring des Pentagon, darunter aufgebrachte Telefongespräche zwischen Luftwaffen-Minister Brown und Condon. Das Ergebnis war eine Erklärung von Low, wonach es eine reine Spekulation sei, wenn man ihm nun vorwerfe, er hatte mit Dean Archer und Manning ein Komplott durchgeführt, um negative Resultate zu erzielen - es sei das fernliegendste Ding, was ihm in den Sinn käme.
Als er die Denkschrift schrieb, galt diese rein als vorbereitendes, internes Entwurfs-Papier der Universität von Colorado und Überlegungen zu ihrem Stand in der wissenschaftlichen Welt; es wurden eine Reihe von zeitaktuellen Positionen und Einstellungen angeschnitten, die die wissenschaftliche Gemeine annehmen lassen könne, dass die Universität eine sonderliche Studie durchführe. Dem wollte er entgegenwirken. Und: Dies hatte nichts mit den persönlichen Ansichten von Low zur UFO-Frage zu tun. Es ging nur darum, die UFO-Studie der Universität einen guten Eindruck in der wissenschaftlichen Gemeinde gewinnen zu lassen, damit nicht den Eindruck erhalte, hier wären UFO-Verrückte am Werk.
Damals bereitete ich im Pentagon eine Presse-Mitteilung vor, bezugnehmend auf Minister Brown, um anzukündigen, dass die USAF zwar noch nicht den Condon-Report gesehen habe und wir dennoch keinen Grund zu Annahme hätten, das Dr.Condon und die Universität von Colorado den Paragraphen des Vertrags zuwiderlaufen würden. Das "Low-Memo" schockte uns ein bißchen, zugegeben. Als Konsequenz erklärte Minister Brown den ausführenden Kräften,
Luftwaffen General-Counsel John Streadman und General-Major William Garland (Direktor für Information), eine Art ´geschlossenes Auge´ auf das Projekt zu werfen.
Was sagt man der Welt, und wie?
Ausgenommen dem "Low-Memorandum"-Zwischenfall liefen die Aspekte der PR-Arbeit gut. Condon gab einige Presse-Interviews in den ersten Stufen der Studie und schloß diese dann weise ab. Am 16.Februar 1967 sagte er der Boulder Daily Camera: "Wir wollen keine weiteren Kommentare der Presse oder anderen geben bis der abschließende Bericht erscheint." Die USAF war zurückhaltend genug, um Dr.Condon keinen Rat betreffs jeglichen Aspekts der Studie zu geben, man hatte in Boulder wirklich freie Hand. Wir waren zufrieden damit, dass man dort keine Diskussion über die Studie wünschte, solange sie noch lief. Andererseits waren wir in der unglücklichen Lage, erst aus der Zeitung erfahren zu müßen, wie es dort lief.
Condon´s Untersuchungsphase endete am 1.Juni 1968 und die Arbeit zur Vorbereitung des abschließenden Berichts begann. Es war während dieser Zeit, als die Air Force begann sich wieder in viele Bereiche einzumischen, die die Vorstellung und Veröffentlichung des Condon-Berichts betrafen. So wurde für den 30.September 1968 ein Meeting an der Universität vereinbart. Das Air Force-Team bestand aus Führungs-Offizieren des AFOSR und dem Air Force General- Counsel J.Streadman; ich repräsentierte das "Secretary of the Air Force Office of Information" (SAFOI). Wir sprachen mit Dr.Condon, T.E.Manning (Vizepräsident für akademische Angelegenheiten), Scott Tyler (Universitäts-Verantwortlicher für öffentliche Information) und anderen. Condon berichtete uns, das er den Abschluß des Berichtes erwarte, welcher von dem Journalisten Daniel S.Gillmor bis zum 31.Oktober vorliegen solle, der die Reinfassung zur Veröffentlichung abfasste. Condon wollte wissen, ob Kopien des Berichts der Luftwaffe vorgelegt werden sollten, welche diese dann der NAS weitergeben würden. Ich riet aber, das es besser sei, wenn die Colorado-Universität direkt genug Kopien der NAS übermitteln würde und er die verbleibenden zurückhalten solle, bis die NAS-Übersicht vollkommen abgeschloßen sei. Ich begründete dies damit, dass die Air Force besser nicht in die Sache verwickelt werden sollte, bis der Bericht zur Freigabe zur Verfügung stand. Condon stimmten darin überein.
Als wir die Möglichkeit einer Presse-Konferenz diskutierten, die wir mit Dr.Condon in Boulder abhalten wollten sobald der Bericht der Luftwaffe übermittelt worden ist, stand Condon dieser Idee eher kühl gegenüber und lehnte sie schließlich ab während Scott Tyler mit mir darin übereinstimmte. Unser Grund war, dass seitdem die Universität von Colorado das Projekt durchführte, sie auch aktuelle Mitteilungen hierzu an die Presse weitergab. Vizepräsident Manning informierte uns, dass die Universität im Prinzip ein Angebot vom Verlag Bantam-Books akzeptiere, welche den Bericht in einer Paperback-Version publizieren wolle und auch angaben, das eine Hardcover-Version hiervon ebenso den Markt erreichen solle. Vorher schon hatte ich mich umgehört, ob ein kommerzieller Verlag bereit sein würde, ein Regierungs-Dokument zu veröffentlichen. Doch das sei schwierig, weil das Government Printing Office (GPO) sich immer das Recht vorbehielt, solche Sachen zu veröffentlichen. Doch bis zum Meeting in Boulder hatten wir noch nichts vom GPO erfahren, wonach dieses nun den Colorado- oder Condon-Report [im weiteren mit CR angekürzt] herausbringen wolle. Manning erwähnte, das Bantam sich mit dem Wissenschaftsredakteur Walter Sullivan von der New York Times bereits geeignet hatte, das er ein Vorwort und eine Einführung für den Condon-Bericht schreiben werde. Doch weder Bantam noch Sullivan würden Kopien des Berichts erhalten bevor nicht die USAF den Bericht gesehen habe. Bantam wollte 80 Stunden nach Eingang des Druck-Manuskripts schon mit dem Buch am Markt sein! Manning versicherte, dass die kommerzielle Version keinerlei sensationsheischende Aufmachung noch Inhalte Veränderungen erfahren würde, auch die Werbung hierfür solle angemessen stattfinden. Pat Shevre von unserem Luftwaffen-Team bat darum, einmal den Vertrag mit Bantam prüfen zu dürfen, da eine kommerzielle Auswertung bei allen Gesprächen bis dahin gar nicht ins Auge gefaßt worden war und es wohl ein schlechtes Licht auf das Projekt werfen könnte, wenn die Leute in Boulder mit der USAF-bezahlten Studie noch Geld machen würden. Dies habe die Universität ebenso gesehen und hatte einen speziellen Fond eingerichtet, der die eingehenden Honorare für Bildungszwecke verwende und sonst niemand persönlich irgendwelche Einnahmen entgegennehmen kann. Obgleich es uns zunächst unorthodox erschien, das Bantam-Books den CR herausbringen sollte, erschien uns die Idee schließlich geradezu wie ein Appell. Natürlich waren wir daran interessiert, dass der Bericht eine breite Verteilung findet und zu einem nice price erworben werden kann. Bantam versprach eine nationale Vorstellung des Buches am Markt und dies zu einem sensationell-günstigen Preis von $ 1.95. Wir erfuhren bald darauf, das eine GPO-Version wohl erst Monate nach Vorlage des Berichts ausgeliefert werden könnte und mindestens $ 5 kosten würde. Also bekam die Universität von Colorado von der USAF die Einwilligung für eine kommerzielle Veröffentlichung, auch wenn es der normale Weg gewesen wäre, daraus eine Regierungs-Veröffentlichung zu machen. Die Bantam-Veröffentlichung war faktisch somit keine Regierungspublikation mehr. Wir hießen dies schließlich willkommen, da wir meinten, das es besser sei, wenn wir uns da nicht einmischten und somit den zu erwartenden Vorwurf einer "Regierungs-Kontrolle" auswichen. Wie sich dann herausstellte, druckte Bantam 200.000 Exemplare und konnte hiervon schließlich auch die Hälfte verkaufen. Die ersten 40.000 Exemplare gingen schnell über die Ladentheke, der Rest wurde nach und nach abgestoßen. Der abschließende Bericht wurde am 15.November 1968 bei der "Akademie der Wissenschaften" von der Universität von Colorado vorgelegt und zu jener Zeit rief mich Scott Tyler an, um zu erklären, das Condon gegen eine Presse-Konferenz in Boulder immer noch sei. Der Ball kam also nun wieder zu uns zurück. Da der Vertrag uns nur 225 Kopien zusprach, waren wir mit einigen Problemen konfrontiert. Z.B., wie sollten wir eine Presse-Verteilung durchführen, wenn die USAF eine Presse-Konferenz ohne Dr.Condon durchziehen wollte? Diese Fragen riefen andere auf: Wie bald nach Erhalt sollten wir den Bericht herausgeben, wie sollten wir ihn freigeben? Mein Plan war, das Verteidigungs-Ministerium mit etwa 50 Kopien des Berichts für eine Versorgung des Pentagon-Presse-Corps zu betrauen und alle anderen Anfragen von dort abzulehnen. Das Problem war einfach, das wir zu wenige Kopien erhalten hatten, um allen gerecht werden zu können. Ich diskutierte die Sache mit Captain Marvin Braman, welcher der USAF-Vertreter beim Pressestab im Verteidigungs-Ministerium war. Braman war unglücklich, das nur 50 Kopien für die Presse erhältlich sein sollten. Er sagte, das Dan Partner von der Denver Post ebensoviel recht auf eine Kopie habe, wie natürlich sonstwer, der im Presseraum des Pentagon auftauchte. Während ich natürlich im Prinzip mit Braman übereinstimmte, konnte ich dennoch nur 50 Kopien ihm einräumen. Die 225 Kopien waren hinten und vorne unzureichend um den Ansprüchen der Presse gerecht zu werden.
Anfang Dezember 1968 drängte uns das Verteidigungs-Ministerium unsere Pläne bekanntzugeben, wie denn nun der Bericht freigegeben werde. Ich hatte erklärt, meine Überlegungen zum Thema in einer Denkschrift zur Vorlage niederzuschreiben. Davon ausgehend, dass die Akademie der Wissenschaften bald ihre Übersicht abgeschloßen haben werde, sprach ich mit General-Major Garland, USAF-Informations-Direktor, um mit ihm meinen Plan zu diskutieren. Ich umriß General Garland die verschiedenen Ansichten, die wir hatten, um den Bericht zu veröffentlichen und wir hatten daher die folgenden Punkte zu betonen:
+ 50 Kopien des Berichts sollten für die Presse zur Seite gelegt werden; drei Kopien für den Luftwaffen-Minister über das Office of Information (SAFOI); drei Kopien für die OASD/PA-Außenbüros in New York, Chicago und Los Angeles; eine Kopie je an die Universität von Colorado und für Projekt Blaubuch; und 42 Kopien für das Pentagon-Pressecorps. + Keine Kopien des Berichts sollten an Anfrager verschickt werden; dennoch bereiteten wir uns darauf vor, bei der Colorado-Universität anzufragen, ob man dort bereit sei, eine Presseerklärung basierend auf dem Bericht anzufertigen, die man dann an Nachfragen der Presse von außerhalb des Pentagon ausgeben könne. + Jegliche Anfragen nach einem Interview sollte an die Colorado-Universität oder an die NAS vermittelt werden.
Die Freigabe des Berichts sollte über Nacht erfolgen
Wir hatten ein paar Probleme mit der Zeittaktung der Freigabe. Die NAS wollte die Herausgabe verzögern bis eine vertretebare Zeitspanne vergangen war, damit die USAF die Kommentare von der Akademie aufgreifen könne. Tatsächlich wollten wir aber, dass die Herausgabe des Berichts und die Übersicht der Akademie direkt erfolgten, damit man uns keine Vorhaltungen machen konnte.
Gleich nach dem Neujahrstag 1969 rief Dr.Condon USAF-Minister Brown an, um ihn über den Verlauf der Arbeiten bei der NAS zu befragen. Aber es ging ihm nur darum, die Sache bald durchgeboxt zu haben, weil die baldige Präsidentschaft von Richard Nixon ihn aufwühlte und er aufgrund des HUAC-Fiaskos er den 50ern er Nixon nicht leiden konnte und deswegen wollte, dass der Bericht vor dessen Amtsantritt erschien, um zu vermeiden, das sich Nixon damit brüsten konnte. Tatsächlich rief Minister Brown NAS-Präsident Seitz an und erfuhr, dass man dort unter der Leitung von Gerald M.Clements von Yale inzwischen am letzten Kapitel hänge. Wir würden die NAS-Übersicht am 8.Januar 1969 erhalten. An diesem Tag waren wir eine glücke Menschengruppe im Pentagon geworden, nicht nur weil Condon zur gleichen Basisfolgerungen über UFOs wie die USAF gekommen war, sondern auch weil die Akademie der Wissenschaften dem CR eine glatte "Eins" mit auf den Weg gegeben hatte. NAS hatte auch jenseits des Condon-Berichts noch verschiedene wissenschaftliche Gesichtspunkte der UFOs betrachtet, die aus anderen Publikationen und Berichten bekannt waren. Somit bezog sich die Akademie nicht nur betreffs dem CR auf UFOs, sondern im großen und ganzen:
"Wir sind einstimmig der Ansicht, dass der CR die sehr glaubwürdige Bemühung ist, objektiv die relevanten Techniken der Wissenschaft zur Lösung des UFO-Problems einzusetzen. Der Bericht behält sich vor anzuerkennen, das es UFO-Sichtungen gibt, die nicht leicht erklärbar sind. Der Bericht weist darauf hin, wie auch immer, das es viele glaubwürdige und mögliche Richtungen gibt, in denen man nach Lösungen suchen kann, ohne dabei einen Grund zu sehen, diese Fälle einer außerirdischen Quelle zuzuordnen, da es hierzu auch keine überzeugenden Beweise gibt. Der Bericht zeigt ebenso auf, wie schwierig es ist, wissenschaftliche Methoden für die gelegentlich schwer-greifbaren Sichtungen einzusetzen. Während vielleicht weitere Studien von besonderen Aspekten des Themas (z.B. atmosphärische Phänomene) sinnvoll wären, verspricht eine Studie der UFOs im allgemeinen keinerlei Erweiterung des wissenschaftlichen Verständnisses hinsichtlich des Phänomens. Auf der Basis des derzeitigen Kenntnisstandes über typische UFO-Erklärungen wäre die entferntest denkbare Hypothese die über Besuche außerirdischer, intelligenter Wesen."
Nicht notwendig zu sagen, das wir ein bißchen Zeit brauchten, um Kopien der NAS-Übersicht für die Presse anzufertigen. Beladen mit 42 Kopien des CR und über 100 Kopien der NAS-Arbeit sowie der CU-Presseerklärung, machte ich mich auf den Weg zu Raum 2E756, wo eine begierige Gruppe von Journalisten auf das Wort über die "kleinen grünen Männchen" wartete.
Die Luftwaffen-Absichten
Condon hatte es der Presse relativ leicht gemacht. Die "Masse" seines Berichts wird in Sektion 1, "Folgerungen und Empfehlungen", und in Sektion 2, "Zusammenfassung der Studie", aufgegriffen - 69 Seiten von 1.465. Dies sind die Hauptpunkte von Condon:
* Es gibt keinen wissenschaftlichen und militärischen Zwang weiterhin die Studie über UFOs zu betreiben. * Es gibt keinen Grund, nicht mit den offiziellen Feststellungen übereinzustimmen; die ganze Klasse der UFO-Berichte bisher stellt keine Bedrohung der nationalen Sicherheit da. * Es gibt keinen Beweis der Geheimhaltung betreffs UFO-Berichten. Condon stellte seine Folgerung auf der Ebene der relativ offenen UFO-Informations-Politik während seiner Studie. Die frühere USAF-UFO-Story der Projekt SIGN und GRUDGE sind wieder eine andere Sache, Blaubuch dagegen war offen. * Die Fortführung von Projekt Blaubuch sei eine zweifelhafte Angelegenheit im Sinne eines USAF-Spezialbüros für solche Fragen. * Es existiert kein überzeugender Beweis von durchgreifender Natur für die Behauptung, dass da irgendwelche UFOs Raumschiffe darstellen, die die Erde als Vertreter einer anderen Zivilisation im Kosmos besuchen. * Es gibt kaum Differenzen zwischen den Feststellungen von Projekt Blaubuch und der Condon-Untersuchung.
Anmerkung: Die USAF sagte niemals aus, dass das UFO-Phänomen oder unidentifizierte fliegende Objekte nicht existieren oder das UFOs keine Raumschiffe sein können; die Air Force behielt sich nur vor, das es dafür keine konstruktiven Beweise gibt. Dieser kritische Punkt wird oftmals von Autoren sensationell-ausgelegter UFO-Bücher und -Artikel übersehen und geht in der Diskussion zum Thema unter.
Die Presse-Reaktion zum CR war zumeist so, wie wir es erhofft hatten. Zum Beispiel griff die Washington News, welche den Washington Airport-Zwischenfall noch 1952 fast hysterisch zum Thema gemacht hatte, in ihrem Editorial vom 18.Januar 1969 die Geschichte so auf: "Diejenigen, die sich der ´kleine grüne Männchen vom Mars´-Schule verschrieben haben, werden Zweifel mitbringen an dem was der CR darstellt und ihn als eine weitere diabolische Stufe der Wahrheits-Unterdrückung ansehen. Aber die meisten Amerikaner werden den Bericht wenig überraschend finden. Jenseits der vertanen Zeit mag eine fortgesetzte Studie auch das Geld des Steuerzahlers verschwenden." Innerhalb des Hauptquartiers der USAF war die verantwortliche Behörde des Air Force-Interesses an UFO nun das Büro für Wissenschaft und Technologie (AFOST). Major Bob Sigathy, AFOST-UFO-Projekt-Offizier, leitete im frühen März 1969 ein Treffen, um den CR zu bewerten und die Zukunft für Projekt Blaubuch zu bestimmen. Anwesend waren Vertreter des HQ Aerospace Defense Command/ADC, HQ Air Force Systems Command/AFSC, das Büro für Aerospace Research/OAR, das Büro für wissenschaftliche Forschung/AFOSR und von Projekt Blaubuch. Mr.Pat Shreve vertrat das General Counsel und ich war Sprecher des Büro für Information/SAFOI. Von dem Moment an, wo das Meeting eröffnet wurde, gab es keinen Zweifel mehr, dass das Projekt Blaubuch am Ende war. Jedermann stimmte darin überein.
Es gab eine bemerkenswerte Debatte über die Details, wie das Ministerium reagieren sollte und welchen Beschluß der Stabschef durchführen solle, aber auch darüber, wo man die Akten, Dokumente und Aufzeichnungen von Projekt Blaubuch archivieren sollte. Wir diskutierten auch, wie man jenen Leuten gegenübertreten sollte, die weiterhin ein UFO beobachteten und es weitergeben wollten. Nach allem, seit mehr als 20 Jahre, hatten wir die Öffentlichkeit darauf eingestimmt, jede Sichtung zur nächsten Luftwaffen-Basis weiterzumelden. Wenn aber die USAF nun nicht länger daran interessiert war, was dann? Zum Ende des Treffens hin hatten wir einiges zu tun: Die USAF-Kommandos mußten ihre Empfehlungen betreffs Blaubuch aufnotieren; ich arbeitete am Problem, wohin mit den Blue Book-Unterlagen; Shreve und ich entwickelten eine Leitlinie für Kommandeure und Informations-Offiziere betreffs der neuen USAF-UFO-Politik; und Major Sigathy hatte das Notwendige zu tun, um jene Schritte einzuleiten, um Projekt Blaubuch zu Ende zu führen.
Die Frage nach einem neuen Heim für die Projekt Blaubuch-Materialien war komplexer als zunächst gedacht. Wir waren uns bewußt, dass wenn es zu leicht sein würde die Unterlagen einzusehen, dann jedermann mit schlechten Absichten relativ leicht Wege finden könnte, um die ´Fliegende Untertassen´-Kontroverse neu anzuheizen, woran wir keinerlei Interesse für unsere Seiten hatten. Soweit wir betroffen waren, waren die UFOs für uns erledigt und wir wollten sie in ihrem Grab belassen, welches der CR ausgeschaufelt hatte. Auf der anderen Seite konnten wir die Unterlagen nicht in der Versenkung verschwinden lassen, es gab weiterhin legitimes Presse-, Öffentlichkeits- und Wissenschafts-Interesse an dem Thema und jeder Versuch die Aufzeichnungen wegschließen zu wollen, würde eine Neubelebung der alten Geheimhaltungsgerüchte bedeuten. So wurde eine Reihe von potentiellen Örtlichkeiten diskutiert. Dan Taylor, der AFOSR-Informations-Offizier, favoritisierte die Idee, jene UFO-Unterlagen zur "Federal Records Repository" nahe Washington, DC zu verbringen. Doch dies bringe Unannehmlichkeiten mit sich: Wir wollten die Aufzeichnungen nicht in Washington haben und wenn wir diese zu einer anderen Bundesbehörde brächten, würde die Luftwaffe die absolute Kontrolle über sie verlieren - und Kontrolle ist notwendig, da die Unterlagen Namen und Adressen von Menschen beinhalten, die uns UFO-Sichtungen vertrauensvoll weitergemeldet hatten.
Oberste Sicherheits-Verantwortung des Quellen-Schutzes und die Gewahrung der Anonymität der Zeugen für unsere Unterlagen oblag nur uns. Aus diesem Grunde lehnten wir es ab, die Blue Book-Akten dem "National Archives" oder dem "Smithsonian Institut" zu geben. Rasch zeichnete sich ab, dass die beste Unterbringung wohl auf einer US Air Force-Base vonstatten gehen würde. Da die UFOs nun einmal zur Historie der US-Luftwaffe zählten, riet ich an, die Unterlagen im Luftwaffen-Museum auf Wright-Patterson AFB unterzubringen, wo sich schließlich das Blue Book-Büro befand. Doch mein Chef, Colonel Bill Coleman, Chef für öffentliche Information, lehnte dies rundum ab, weil a. die Gefahr weiter bestand, dass die Vorwürfe in Sachen Manipulation in diesem Fall wieder aufkommen würden und b. schlichtweg das dortige Museum veraltet ist. Er schlug deswegen das US-Luftwaffen-Archiv auf der Maxwell AFB in Alabama vor. Das war eine gute Idee: Maxwell ist nicht gerade der Times Square, die Luftwaffe würde hervorragende Kontrolle über die Akten haben, es schien also durchaus empfehlenswert, diese Idee aufzugreifen. Col. Coleman bat mich so, bei der Luftwaffen-Universität nachzufragen, welches die Patenschaft über das Luftwaffen-Archiv inne hat. Ich erreichte Dr.Maurer, welcher das Archiv verwaltete. Er war nicht so erfreut über die Aussicht auf seine neue Rolle als ´UFO-Verwalter´, aber er konnte keinen berechtigten Grund dagegen angeben. Im Grunde wollte er nur keine zusätzliche Arbeit an den Hals bekommen, aber als ich ihn versicherte, das weiterhin alle Anfragen nach UFO-Informationen über das SAFOI liefen, entspannte er sich ein wenig. Dennoch bedurfte es des Eingriffs von General-Major H.L.Hogan III, der als neuberufener Luftwaffen-Direktor für Information, schlichtweg an Brigadier-General Ginsburg von der USAF-Universität den Befehl erteilte, das Material aufzunehmen.
Obgleich das Luftwaffen-Archiv die logischste Örtlichkeit als neues Zuhause für die UFO-Dokumente war, gab es einen deutlichen Nachteil: Jedermann der Forschungen durchführte und es aus irgendwelchen Gründen wünschte, die Akten einzusehen, mußte einer begrenzten Sicherheits-Überprüfung standhalten, da das Luftwaffenarchiv eine schränkte Zutrittszone ist und hier allerhand klassifiziertes Material neben unklassifiziertem Material gelagert ist. Um das Archiv aufsuchen zu können, muß ein Forscher mit SAFOI Kontakt aufnehmen und etwas sechs bis acht Wochen warten, während eine Sicherheitsüberprüfung vom Büro für Spezialuntersuchungen zu seiner Person durchgeführt wurde. Diese Prozedur hält tatsächlich aber jene auf, die ernsthafte Forschungen betreiben wollen, während gleichsam andere hier den Versuch einer Zensur konstruieren können. Colonel Coleman entgegnete daraufhin, dass es unsere Position nur sein kann, das UFO-Forscher nicht anders behandelt werden können, wie andere Menschen auch. Der Colonel gewann diesen Punkt und die 20 Jahre alten Arbeiten der USAF-UFO-Aufzeichnungen sich nun beim Luftwaffen-Archiv befinden. Es scheint als würde tatsächlich dieses Archiv die beste Örtlichkeit sein und bisher rief noch keiner nach "Zensur", wie ich es befürchtet habe. Vielleicht liegt es auch daran, das bemerkenswert wenige Leute Anstrengungen einleiteten, um das Archiv besuchen zu können.
Nun war das neue Heim für das UFO-Material gefunden und wir richteten unsere Aufmerksamkeit der Entwicklung von Öffentlichkeits-Affären-Richtlinien für Kommandeure und Informations-Offiziere hin. Das Problem war klar. Die Luftwaffe hatte nicht mehr länger ein offizielles Interesse an UFOs, dennoch wenn irgendjemand eine USAF-Basis anrief um ihr die Observation von einem UFO zu melden, wäre es schlecht im Sinne der PR-Arbeit ihm zu sagen, er solle es vergessen, weil die USAF bessere Dinge zu tun hat. So suchten wir nach einem Kompromiß. Wir rieten den Kommandeuren bei Eingang eines UFO-Berichts, sie ihre Arbeit diskret auf einem örtlichen Untersuchungs-Minimum beschränkt zu lassen. Wenn es unmöglich sei, die Quelle einer Sichtung direkt zu identifizieren, sollten die Kommandeure die Anrufer an die örtliche Polizei verweisen (ich wette, dass die Cops uns deswegen besonders lieben). Diese Politik zeigte sich als effektiv, da USAF-Basen daraufhin immer weniger mit dem Thema belastet wurden.
Es brauchte fast das ganze Jahr 1969 um alles in die Wege geleitet zu haben, damit Stabschef Ryan und Luftwaffen-Minister Seamans von der Terminierung von Blue Book unterrichtet werden konnten. Major Sigathy´s Dokument der Zusammenfassung für die Luftwaffen-Führung wurde so zu einem Beschluß an oberster Stelle. Gleichzeitig war eine Presseerklärung beigeheftet, die schon einmal vorbereitet worden war. General Ryan und Minister Seamans unterzeichneten als die neuen Männer von Nixon´s Administration rasch die Papiere, womit die Scheidung der USAF von den Fliegenden Untertassen amtlich wurde. Am 17.Dezember 1969 erklärten wir der Welt, dass das Projekt Blaubuch nicht mehr weiter existiert.
Nachwort
UFOs machen selten, wenn überhaupt noch Schlagzeilen heutzutage, wenn man dies in Relation zu früher sieht. Ich nehme an, das in unserem Raumfahrt-Zeitalter die Bürger auf die ´Fliegenden Untertassen´-Flaps der Vergangenheit wie auf eine amüsante Volkstümlichkeit zurückblicken. Jene von uns in der Luftwaffe, die jemals irgendetwas mit dem Phänomen zu tun hatten waren nun froh, schließlich waren die UFOs soetwas wie ein unnötiger, gigantischer Alptraum gewesen. Im verbleibenden Platz will ich versuchen, jene Gründe aufzuzeigen, weshalb die UFOs die USAF etwa 20 Jahre lang plagten. In der Hoffnung, dass diese Arbeit die PR-Tätigkeit bei anderen kontroversen Themen richtig lenken hilft, schreibe ich dies alles nieder.
Aufgrund der Luftverteidigungs-Verantwortung engagierte sich die US-Luftwaffe 1947 beim ´Fliegenden Untertassen´-Phänomen, als es zum ersten Mal die Vorstellungskraft der Öffentlichkeit ergriff. Die Untersuchungsarbeit war eine Nachrichtendienst-Aktivität, die nur ihre Berechtigung erfuhr, als die UFOs noch rätselhaft waren und möglicherweise wie eine eine potentielle Gefahr ausschauten. Im Februar 1949 waren die Verantwortlichen überzeugt, dass das Phänomen keinerlei weitere ernsthafte Beachtung vom Standpunkt der Verteidigung aus bedurfte. Nachdem diese Folgerung erreicht worden war, hätte die USAF die Verantwortlichkeit für UFOs vom Nachrichtendienst-Standpunkt her hin zur Forschungsfrage transformieren können. Anstelle dessen verfolgte die USAF weiterhin die UFO-Aktivitäten über ihre normalen Geheimdienst-Kanäle beim AMC und ATIC. Diese Entscheidung, wenn auch zweifelhaft, war nicht so fatal, wie man annehmen könnte. Katastrophal dagegen war die unnötige Geheimhaltung um das UFO-Projekt. Da es ein Geheimdienst-Ding war, behielten die Leute bei der Air Force ihre Karten dazu nahe an der Brust - auch wenn es dafür keinen realen Grund gegeben hatte. Bekannt ist ja, das Geheimdienstler oftmals militärische Geheimhaltung recht eigenartig definieren. Nun, ich zweifle nicht, das einige UFO-Sichtungen in Verbindung mit verschiedenen geheimen Projekten aus dieser Zeit standen, aber dies waren große Ausnahmen und dies reichte nicht aus, um das ganze Projekt mit verschloßenen Türen zu belegen. Auch wenn das UFO-Projekt stets amtlich als "nicht gesperrt" betrachtet wurde, gab es jedoch in den Unterlagen viele Vermerke wie "geheim" oder "vertraulich" und Bürger die versuchten Blaubuch-Unterlagen einzusehen, wurden weder auf höfliche Weise hingehalten oder micht unterschiedlicher Begründung rundheraus abgewiesen. Dies hatte im Grunde zwei Ursachen: 1) für den administrativen Aufwand stand kein Personal zur Verfügung und 2) enthielten die UFO-Unterlagen Informationen, die Geheimnisse über militärische Versuchsflugzeuge und Anlagen, neue verbesserte Radarausrüstung und ihren geheimen Örtlichkeiten sowie technischen Daten, Raketen und militärische Stützpunkte und Einrichtungen etc preisgeben könnten. Überzeugt davon das UFOs keinerlei ernsthafte Beachtung verdienen, ignorierte die Luftwaffe dennoch die öffentliche Meinung über deren ansteigenden Zweifel zur Natur des Phänomens. Zum Beispiel war anhand der Gallup-Umfrage vom August 1947 ersichtlich, das 90 % der amerikanischen Öffentlichkeit von ´Fliegenden Untertassen´ gehört hatte und 48 % der Befragten dachten, das sie kein Produkt der Vorstellung sind, sondern irgendetwas reales. Dies läßt jedoch nicht den Schluß zu, dass die Majorität glaubte, dass die UFOs Raumschiffe sind - da hätte die Luftwaffe mit einiger Vorsicht positive PR-Arbeit leisten können. Dies war jedoch zu einer Zeit als die Militärs sehr wenig noch über die Meinungen in der Öffentlichkeit nachdachten, so kam es, dass die USAF zwar wußte was lief, aber die Öffentlichkeit im Dunkeln stehen gelassen wurde. Dieses Vakuum füllten dann Sensationsschreiber aus und entfachten erst recht das ´UFO-Fieber´.
...Leider ist der Beitrag länger geraten als gedacht und wird nochmals fortgesetzt; heute dann im Tagesbeitrag... |
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