Science Fiction


Science Fiction (auch: Sciencefiction oder Science-Fiction, abgekürzt SF, Sci-Fi oder SciFi) ist eine Gattung innerhalb der Literatur und des Films aber auch anderer Disziplinen wie etwa der bildenden Kunst oder der Architektur. Science Fiction entwirft den Einzelnen, die Gesellschaft oder die Umwelt in zeitlich, räumlich sowie vor allem technologisch (oft radikal) alternativen Konstellationen und reichert dabei reale wissenschaftliche und technische Möglichkeiten mit fiktionalen Spekulationen an.

Das Wort Science Fiction stammt aus der englischen Sprache (science = (Natur-)Wissenschaft und fiction = Dichtung und darstellende Kunst). Im Bereich der Literatur gehören zur Gattung Romane, Erzählungen, Filme und andere Formen der Fiktion. Der Begriff hat sich seit den 1930er Jahren im professionellen Bereich und unter Liebhabern etabliert.

Die von einigen Sprach- und Literaturwissenschaftlern im deutschen Sprachraum synonym verwendete Benennung für einen Teilbereich lautet Zukunftsroman oder Zukunftsfilm. Weitere Bezeichnungen, die mehr oder weniger exakt als Synonyme verwendet werden, sind Wissenschaftliche Phantastik (eine Lehnübersetzung aus dem Russischen die vorrangig in der DDR üblich war), Utopische Literatur sowie Phantastische Literatur (nicht zu verwechseln mit Fantasy oder der romantischen Phantastik). Der Begriff Zukunftsliteratur wird ebenfalls manchmal als Synonym gebraucht; er stimmt aber nur für jenes Teilgebiet der Science Fiction, das sich mit der Zukunft beschäftigt. Die Kontroversen über die Bezeichnung des Genres sind kennzeichnend für seine Entwicklung und seine Themen und Motive, aber auch für politische Anschauungen.

Um die Einengung des Genres auf wissenschaftliche/technische Bereiche zu vermeiden, prägten SF-Schriftsteller wie Heinlein, Haldeman und Robinson als Begriff Speculative Fiction, ohne andererseits unter das anything goes der Fantasy zu fallen. Das Wort Science Fiction hat sich in vielen Sprachen direkt oder als Lehnübersetzung eingebürgert.

Science Fiction grenzt sich im Allgemeinen von Fantasy ab. Um Fantasy handelt es sich immer dann, wenn die gezeigten Phänomene dem Spirituellen entstammen und keinerlei Bezug zu einer wissenschaftlichen Ableitung behaupten. Wird beides gemischt, spricht man meist von Science Fiction/Fantasy bzw. von Science Fantasy. Beispiele hierfür sind die Star-Wars-Filme oder die Darkover-Romane. Häufig bedient man sich auch klassischer Fantasy-Elemente und interpretiert sie um. So werden die Magie der Fantasy in der Science Fiction häufig durch Psi-Kräfte, Götter oder Geister durch transzendente Lebensformen ausgetauscht; an ihrem Zweck ändert sich aber nichts.

Weitgehend Einigkeit herrscht darüber, dass sich Science Fiction durch ein oder mehrere Elemente auszeichnet, die in unserer normalen Alltagswelt nicht möglich erscheinen. Für dieses Element hat sich die Bezeichnung Novum (pl. Nova, lat. Neuerung) weitgehend durchgesetzt. Uneinigkeit herrscht darüber, inwiefern sich das Novum von typischen Elementen des Märchens bzw. der Fantasy unterscheidet. Befürworter der Hard-Science-Fiction argumentieren, das Novum müsse wissenschaftlich erklärbar und rational nachvollziehbar sein. Diese Position ist sehr umstritten, da in der Praxis die meisten Science-Fiction-Nova naturwissenschaftlich ungeklärt oder spekulativ sind bzw. es auch mitunter (wenn auch selten) vorkommt, dass wissenschaftliche Theorien hinfällig werden. Typische Nova wie Zeitreise oder Überschreiten der Lichtgeschwindigkeit entspringen oftmals reinem Wunschdenken und basieren kaum auf wissenschaftlichen Erklärungsversuchen. In ihrer Art von Plausibilität unterscheiden sie sich kaum von Elementen des Märchens wie fliegenden Besen oder magischen Tränken.

Schwierig wird die Definition auch durch Titel, die ein Thema nur suggerieren und zum Schwerpunkt ein anderes Thema wählen, etwa durch H. G. Wells` Roman Die Zeitmaschine, in dem die Zeitmaschine eher einen Nebenschauplatz darstellt, der in die Gattung der Science Fiction noch passt, während es in erster Linie aber um die Utopie der Morlocks und Eloi geht, die Fantasy-Symboliken sind. Die Abgrenzung zur Fantasy wird darüber hinaus dadurch erschwert, dass sich in der Science Fiction oft gesellschaftliche Kritik hinter allzu unwahrscheinlichen Gedankengebäuden zu verbergen sucht. Die am besten nachzuvollziehende Erklärung ist wohl, dass in der Science Fiction versucht wird, eine wissenschaftliche Erklärung zu liefern, auch wenn diese nicht der Realität entsprechen muss, während in der Fantasy die entsprechenden Elemente (z. B. große sprechende Spinnen in Harry Potter) schlicht hingenommen werden.

Zukunftsliteratur ist zum einen das Teilgebiet der Science Fiction, das sich mit der Zukunft der Menschen befasst und über die Weiterentwicklung der Menschheit spekuliert (vgl. Utopie und Dystopie). Zeitweise war es das Hauptgebiet der Science Fiction und wurde als Gattungsbezeichnung verwendet, wobei die Zukunft immer eng mit der Gegenwart verbunden war. Einige Autoren versuchten sich auf die nähere Zukunft zu beschränken. Ein Beispiel dafür ist das Konzept der Nahphantastik, das beispielsweise von Carlos Rasch vertreten wurde. Zum anderen kann man mit dem Begriff Zukunftsliteratur auch wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Arbeiten über die Zukunft bezeichnen. Die Fernsehsendung Die Zukunft ist wild nutzte dazu die Möglichkeiten der modernen Computeranimation.

Das Interesse an der Science Fiction bekam wieder einen Schub, zumal in Folge des Weltraum-Wettlaufs eine Reihe technischer Errungenschaften gemacht wurden, die bald darauf in den Wohnzimmern der Bevölkerung standen. Aber diese Fortschritte zogen nicht, wie erhofft, Frieden nach sich.

Science Fiction wurde erstmals ernst genommen, denn jeder potentielle Leser der Geschichten meinte, dass ihr Inhalt über kurz oder lang Realität werden könne. Die Probleme und ihre Lösungen, die im Weltraum angesiedelt waren, unterschieden sich nicht allzu sehr von denen auf der Erde. James Graham Ballard und Anthony Burgess stehen für eine Science Fiction, die der Gegenwart näher war, als ihr lieb sein konnte. Harry Harrison schrieb New York 1999, Philip K. Dick verfasste Das Orakel vom Berge über die USA, die den Zweiten Weltkrieg verloren, Thomas Michael Disch Die Feuerteufel.

Frank Herberts Wüstenplanet (Dune) war der Beginn eines mehrbändigen Zyklus, der ihm eine ähnlich fanatische Leserschaft einbrachte wie Tolkien mit Der Herr der Ringe. Herberts SF mit seiner Betonung von Regierungsformen, Menschen und weniger der Technik wurde deshalb als Soft-SF betrachtet.

Auch Raumschiff Enterprise, im Original Star Trek, dessen Debüt 1966 auf dem Höhepunkt des Weltraumfiebers erfolgte, kann als solche Soft-SF angesehen werden. Obwohl großer Wert auf die technischen Details und deren Stimmigkeit gelegt wurde (Asimov als Wissenschaftler fungierte einige Male als Berater), sind die Handlungen der Folgen nicht sehr SF-typisch. Trotzdem war es die erste weltweit erfolgreiche Serie des Genres, die für Universalismus und Humanismus eintrat, und warb z. B. durch die multiethnische Zusammensetzung der Hauptcharaktere für Völkerverständigung (so wurde u. a. erstmals ein Kuss zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau im US-Fernsehen gezeigt). Speziell die 1987 gestartete Nachfolgeserie Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert (Original: Star Trek: The Next Generation) griff in der Tradition des Vorgängers immer wieder brisante gesellschaftskritische Themen auf, wobei pazifistischen und humanistischen Elementen stärkeres Gewicht beigemessen wurde. Das gleiche gilt für einige der Star-Trek-Kinofilme.

In Deutschland liefen Mitte der 1960er sieben Folgen der Raumpatrouille mit dem Raumschiff Orion und seiner Mannschaft, die eine vergleichbare Zusammensetzung aufwies. Die Serie bekam später einige Fans, die ihr Kultstatus zusprechen. Die bisher langlebigste SF-Serie Doctor Who startete 1963 in Großbritannien und wurde dort eine der beliebtesten Fernsehserien überhaupt. Es ist die Geschichte eines Zeitreisenden und seiner Begleiter. Seit 2005 erscheinen nach mehrjähriger Unterbrechung wieder neue Folgen.

Grey Eine Weiterentwicklung im Film brachte die Science Fiction einem weiten Publikum näher: 2001: Odyssee im Weltraum (Regie: Stanley Kubrick, geschrieben von Arthur C. Clarke) und Planet der Affen (nach Pierre Boulle, beide 1968) zeigten, dass die bösen Außerirdischen das Publikum nicht mehr reizten. New Hollywood begann seine Revolution und erreichte auch das SF-Kino, nicht zuletzt mit Blockbustern wie Krieg der Sterne. Zwischen diesem Space-Märchen und der Unheimlichen Begegnung der dritten Art (beide 1977) liegen, auch im Stil und der Art, bereits Welten. Gleiches gilt für Alien (1978) und seinen ersten Nachfolger Aliens Die Rückkehr acht Jahre später. Die meisten folgenden SF-Filme waren bunte, teure Actionfilme, auf den Geschmack des jugendlichen Publikums zugeschnitten und kaum noch mit ernsthafter SF-Literatur vergleichbar.

Eine zunehmend gedanklich und gesellschaftlich geprägte SF fand sich seit den 1960ern auch außerhalb der USA. Insbesondere in den Ländern des Warschauer Pakts konnte die SF eine verdeckte Gesellschaftskritik üben. Bekannte Autoren sind beispielsweise der Pole Stanislaw Lem, der die ganze Bandbreite vom ernsthaften Zukunfts-Sachbuch über unwirkliche, teils kafkaeske Gegenwelten und satirische Weltraumromane bis zu Computermärchen und witzigen Eigenparodien des SF-Genres (Pilot Pirx, Professor Tarantoga) abdeckt, sowie die Brüder Arkadi und Boris Strugazki aus Russland.