Die Auswertung der Umfrage


Nach über drei Monaten Laufzeit sollte nun Schluss gemacht werden. Die Peaks der Rückmeldungen sind schnell aufgezählt: Immer in den ersten zwei Tagen nach dem Auftauchen und Ankündigen der Umfrage in den einzelnen Medien. Ziel und Zweck der im Internet durchgeführten Umfrage war es für mich, zu sehen a) in welcher Altersklasse die "Internet-UFO-Jünger" anzusiedeln sind, b) einen Hinweis auf die "Quantität" der UFO-Gemeinde in diesem Medium zu erhalten (gerade auch in Bezug auf die teilweise mehr als verblüffenden "Zähler-Stände" vieler UFO-Seiten), c) wie das Verhältnis im Nutzen von Internet- und sonstigen Informationsmedien (z.B. in Printform) bei diesen UFO-Freunden ist und schließlich d) eine Erhebung über den "UFO-Glauben". Darum sammelte ich einen kleinen Fragekatalog, der nicht so umfangreich sein sollte und auf die mir zehn wichtigsten Punkte insgesamt einging.
 
Am Sonntag, den 16. Juli 2000, schloss ich die Umfrage ab, welche auf der CENAP-Kern-URL, vom ET und UFO-Student sowie in diversen Mitteilungen beworben wurde. Auch auf der Magazin2000-URL war die Umfrage vertreten.
Insgesamt gab es hierzu 66 Rückmeldungen, von denen aber nur 59 verwertbar waren. Vier Mal wurden leere Frageboegen eingereicht, zwei waren doppelt eingereicht worden, die restlichen waren nur in zwei oder drei Punkten ausgearbeitet. Fünf eMails gingen von Kennern der Umfrage ein, die extra darauf verwiesen, daran "nicht teilzunehmen, weil ich damit der CENAP nicht in die Hände spielen will". Immerhin nicht ganz zehn Prozent, wenn man die Eingänge der Umfrage selbst berücksichtigt. Es gibt also auch ein bemerkenswertes "Verweigerungspotential". Die meisten Rückläufe kamen von mir völlig unbekannten Leuten.

 

Zunächst einmal war das (rechnerische) durchschnittliche Alter der 58 männlichen Teilnehmer (+ eine Frau) 32 Jahre. Der Jüngste war 13 Jahre alt und der Älteste brachte 52 Jahre mit (je eine Person). 36 % der Teilnehmer waren zwischen 21 und 30 Jahre alt (Schwerpunkt im Schnitt 28 Jahre); 30 % zwischen 41 bis 52 Jahre (Schwerpunkt im Schnitt 44 Jahre); 21 % von 13 bis 20 Jahre (Schwerpunkt im Schnitt 17 Jahre) und 12 % zwischen 31 und 40 Jahre (Schwerpunkt im Schnitt 32 Jahre). Erstaunlich war für mich festzustellen, dass es nicht die "typischen" Internet-User und die der "Akte X"-Generation sind, die an der Umfrage teilnahmen - dies sind sowohl als auch im öffentlichen Bild meistens die "Schüler und Studenten", also Jugendliche und junge Erwachsene. Das Hauptfeld wird von der Personengruppe 'danach' belegt, Platz Zwei nimmt gleich die 'ältere' Generation ein. In diesem Umfeld war für mich interessant zu sehen, wie lange sich die Teilnehmer schon mit UFOs beschäftigten. Zufallsbesucher auf den Netzseiten mit der Umfrage und sporatische Interessenten gab es bei dieser Umfrage wohl kaum. Die meisten waren echte UFO-Freunde, die sich entsprechend ihres Alters "schon Ewigkeiten" mit dem Thema beschäftigen, allein 26 Teilnehmer sprachen sich für eine Beschäftigungsdauer von "über 15 Jahren" aus, 16 davon konkretisierten sogar "um die 30 Jahre".
Der Jüngste war 1-2 Jahre dabei, der Älteste "über 30 Jahre". Nur eine Person gestand zu "sporatisch sich immer mal wieder für das Thema zu interessieren".

Wichtig ist zudem, dass die Hälfte der Teilnehmer eingestand "erst durch den Internetzugang wirklich intensiv sich mit den UFOs zu beschäftigen".
Offenbar hat dies a) mit dem Kostenfaktor zu tun und b) die Möglichkeit umfangreich ebenso kostengünstig und schnell zu kommunizieren. Weil das Internet eine öffentliche Plattform ist, kann man natürlich weitaus leichter Gesinnungsgenossen finden, als im normalen Leben. Zusätzlich ist das riesige Angebot des Netzes zu unserem Thema natürlich so etwas wie ein Schlaraffenland, welches sich hier einem sofort auftut und was man sich sofort auch zunutze machen kann.

Warum sich die Leute mit UFOs beschäftigen war eine meiner Fragen. Aus der Überzeugung heraus "nicht allein im Weltall zu sein" ("es kann doch nicht sein, dass nur wir...") waren es 16 Personen, 12 hielten das Thema für "interessant, faszinierend", elf Personen hatten ein allgemeines "Interesse am Unbekannten", immerhin 7 Menschen beschäftigten sich mit UFOs weil sie in ihr (mystisches) Weltbild voller Verschwörungen und Geheimistuerei passten, nur VIER hatten selbst entweder UFOs gesehen oder "gewisse Erfahrungen gemacht" (womit auch die Frage 4 gleichfalls beantwortet wurde). Ebenfalls nur 4 Personen nannten die "glaubwürdigen Berichte in den Medien" (namentlich wurden von Däniken, Rainer Holbe und Johannes Buttlar ausgewiesen) als Anlass für ihre UFO-Interessen. Die Vertreter der Extraterrestrischen Hypothese (ETH) waren in dieser Breite keine Überraschung, sondern wurden erwartet. Überraschend dagegen war in dieser Gruppe etwas anderes: Kaum einer sagte klipp und klar, dass die UFOs für ihn bewiesene außerirdische Raumschiffe sind, 3/4 der Leute vertraten eine Einstellung wie "aus der Überzeugung heraus, dass wir nicht die einzigen Menschen im Universum sein können".

Nun zu den UFO-Informationsquellen der Teilnehmerschaft. "Hauptsächlich Internet" (oder "jetzt nur noch Internet") meldeten 18 Personen. "Bücher, Zeitschriften und Internet" (Magazin2000 kannte sonach zumindest ein guter Teil - 21 Teilnehmer der Umfrage) sowie "nur Bücher und Internet" waren jeweils 14 x vertreten (drei Personen machten dabei erstaunliche Zahlenangaben: "schon 100 Stück", "mehr als 150" und "mindestens 350").
"Allgemeine Informationen" wie aus TV und der Presse bezogen 6 Personen zur UFO-Thematik bisher und weitere 6 Leute gaben an "alles was es gibt" zu beschaffen oder selbst zu unternehmen (wie Reisen nach Roswell, zur Area 51 oder zu Hesemann's UFO-Tagungen) was für sie möglich ist. In diesem Mix gaben nur zwei Personen an schon UFO-Informationen durch eigene Falluntersuchungen gewonnen zu haben (wobei auch die anderen Kombinationen vorausgingen). Wurden Buchtitel genannt (nur 11 Leute taten dies), dann waren es hauptsächlich jene aus dem Kopp-Verlag (einzige Auffälligkeit hier: Themen der Verschwörung waren bei neun dieser Leute vorrangig aufgezählt worden). Für mich interessant: sieben Leute nannten auch "UFOs: Die Wahrheit" namentlich... Wichtig: 17 Personen machten speziell Anmerkungen, dass sie "bisher Bücher, Zeitschriften" oder solche "bis zur Anschaffung von Internet" gelesen hatten, 12 von ihnen wiesen extra darauf hin, dass diese Quellen jetzt nicht mehr für sie angeschafft werden und sie nur noch vom Internet" bedient" werden. Elf Personen meinten in etwa ungefragt, "trotz Internet" "Bücher weiterhin zu lesen". Eine Antwort wie "nur Fernsehen" (und Internet) gab es dagegen nicht. Woraus ich im Gesamtumfeld den Schluss ziehe, dass die Teilnehmer der Umfrage a) gezielt UFO-Informationen im Net suchen und b) keine 'Zufalls-Interessenten' sind, die an dieser Stelle im Netz 'vorbeistolperten' und dann 'eben auch mal mitmachten`.

 

Speziell nach dem Lesen von (gedruckten) UFO-Zeitschriften fragte ich in Punkt 6, da dies für mich als Herausgeber des CENAP REPORT interessant ist. Bereits in der Informationsquellen-Frage waren dazu ganz allgemeine Angaben gemacht worden, wobei meistens "PM" oder "Faktor X" sowie unbestimmt "was es im Handel gibt" genannt wurden, wenn es dazu Ausführungen gab. Ich wollte auch wissen, welche namentlichen UFO-Zeitschriften dies sind und wie lange diese schon genutzt werden. Kurz und 'gut', die Mehrheit liest keine UFO-Zeitschriften (37 Leute), 5 sagten zwar "Ja", aber führten keine auf. Den CR und JUFOF nannten hier insgesamt 3 Leute, zwei von diesen lasen auch noch andere wie "Magazin 2000" und/oder "UFO-Kurier" etc. Dies scheint zunächst im Widerspruch zum Kenntnisstand über das Magazin2000 zu stehen, weil nämlich 21 Personen es auch als Informationsquelle sahen - doch das Rätsel löst sich dann auf, wenn man realisiert, dass diese Zeitschrift eben KEIN spezielle UFO-Magazin darstellt, was offenbar die Mehrheit der Teilnehmer auch genauso sah.
"Faktor X" und Magazin2000 wiesen immerhin als 'echte' UFO-Zeitschrift je acht Personen aus, die diese ehemals lasen oder noch lesen. Esotera nannten dagegen nur vier Teilnehmer. Sagenhafte Zeiten aus der Däniken-Ecke lasen vier Personen. Eine Person nannte nur amerikanische Titel wie das SSE, MUFON Journal, International UFO Reporter etc (die gleiche Person kannte an Büchern "nur die seriösen" von MUFON-CES). Fünfzehn Leute erklärten ungefragt keine UFO-Zeitschriften zu lesen, "weil ich doch Internet habe" oder "seit ich Internet habe". Bücher haben offenbar eher Bestand als Zeitschriften.
 
Unter 7 fragte ich speziell nach gelesenen UFO-Büchern. Diese Position wurde weitgehend unter "Informationsquellen" abgehandelt. Irgendein UFO-Buch hatten alle schon gelesen, unbestimmte "mehrere" immerhin 51 Leute. Während die Titel namentlich eigentlich nicht mehr so präsent waren, blieben aber die Autoren haften: die Von's führten dabei die Liste in dieser Reihung an - Däniken ([?] 32 x), Buttlar (26 x, namentlich "Das UFO-Phänomen" 9 x genannt), Retyi (15 x, namentlich "Das Alien-Imperium" 4 x erwähnt); 'Helsing' wagte keiner zu nennen, was im Medienwesen der 'Dolly Buster'-Effekt genannt wird - keiner kennt & nennt sie, aber ihre Videos werden am meisten verkauft. Hesemann und Meckelburg (?) bilden mit jeweils 9 bzw. 5 Nennungen die Mitte. Das letzte Drittel machten Einzelnamen oder beliebige Buchtitel aus. Ausländische UFO-Bücher wurden in der breiten Spanne nicht genannt. Elf Personen hatten sich offenbar spezialisiert: drei auf Area 51-Werke und zwei auf die von Entführungen, die restlichen sechs auf (natürlich) Roswell. In diesen Fällen schienen so absolut gut mit ihrem Thema 'versorgt' gewesen zu sein. So gesehen gab es hier keine 'explosiven' neuen Erkenntnisse.

 

Die Frage nach Interessen an anderen paranormalen, grenzwissenschaftlichen Gebieten stand nun an - und das Ergebnis wird auch kaum jemand unter den nun bekannten Vorgaben wirklich verblüffen. Der Natur der Sache nach waren hier automatisch Mehrfachnennungen möglich, was auch von gut der Hälfte genutzt wurde (29 Personen). Nur 6 Personen hatten keine weiteren Interessengebiete aus diesem Sektor. Und was für Gebiete sind es im Detail fragte ich zudem? Genau zwanzig (20) antworteten in etwa so: "Im Prinzip alles, was in den Bereich des Übernatürlichen geht." 18 x wurde direkt auf Parapsychologie verwiesen (wenn auch immer wieder umschrieben als "PSI-Phänomene, Geister, Dämonen, Poltergeister, Telepathie"), 15 x auf Kryptozoologie, 14 x auf (na endlich) Prä-Astronautik, 11 x kam dann Astrologie zur Sprache (5 x fiel der Name Nostradamus). Neun Personen nannten "Verschwörungen" als diesem Bereich zugeordnet und 8 Leute sahen "Zeitreisen" hier als Grenzgebiet an während ebenfalls 8 Menschen das Bermuda-Dreieck nannten (das Philadelphia-Experiment nannte nur eine Person). Damit wurde der ganze Bereich von urbanen Legenden abgedeckt. Aber es gab auch einen guten Teil religiöser Mystik: 19 Leute nannten so Themen wie "Leben nach dem Tot" (10 x), "Bibelcode" (5 x) und/oder "Fatima-Offenbarung" (4 x). Beim Nachschauen zeigte sich, das von diesen 19 Personen immerhin 14 das Magazin2000 entweder gelesen hatten oder noch lasen. Hier wird offenbar auch ein agenda-setting für die Gemeinde betrieben. Was dort vorgegeben wird, ist dann das Thema des 'Tages'. 

U.F.O. wurde von der überwältigenden Mehrheit (55) exakt als unidentifiziertes Flug-Objekt definiert. Zwei hatten es von "unbekanntes Flugobjekt" oder Formulierungen wie "unbekanntes, wissenschaftliches Objekt" bzw. "Fliegende Untertasse". Für mich war dieser Punkt mit seinen Antworten erstaunlich, weil im Alltagsgespräch und im Fachgespräch zwischen UFOlogen sowie in den Medien man es allgemein von "unbekannten" anstelle "unidentifizierten" Flugobjekten hat, was semantisch eine Differenz in der Ausdeutung hergibt.

 

Spannend wurde es dann um die Antworten zu Frage 10, danach was die Leute glauben, was hinter dem UFO-Phänomen steckt. Wer nun glaubte eine alles plattmachende Antwort wie "Ja, es sind außerirdische Besucher in Fliegenden Untertassen!" zu erhalten, muss enttäuscht werden. Natürlich, in vielen umschreibenden sowie einschränkenden Worten ("wahrscheinlich", "vielleicht doch") ging es schließlich doch bei 43 Leuten um außerirdische Besucher, auch wenn klar 21 Teilnehmer großflächig und langatmig Zuflucht in der modernen Kosmologie nahmen, um die ET-UFOs schließlich zu untermauern und ihre eigene Unsicherheit zu übertünchen. Dabei gab es viel Schwafelei und zusammengestückeltes Halbwissen, 13 Personen machten in Sachen Astronomie, Planetenforschung und Astrophysik einfach falsche Angaben (z.B. wurden "Eisbomben"-Fälle als Meteorite angesehen und die Mondrückseite als "mit einer Atmosphäre" versehen ausgegeben und immer noch das 'Marsgesicht' gleich drei Mal als Beweis für außerirdisches Wirken ausgegeben). Fast alle unter 20jährigen sprachen sich im Grunde dafür aus (nur einer war zu den Skeptikern zu zählen) während die "Alten" über 40 Jahre nur zur Hälfte dafür stand. Fünf Leute sahen das UFO-Phänomen als Auswirkung von Zeitreisen, drei nahmen es als PSI-Phänomene wahr - aber nur einer sah "Geheimwaffen" als Ursache für die UFOs an (wobei hier von der 'Aurora' gesprochen wurde, die der Alien-Technologie entsprang). Als Begründung nahmen 17 Leute explizit zur "Geheimhaltungspolitik" ausflüchtende Stellung, da "wenn es sie gibt, auch etwas dahintersteckt", sieben Personen sprachen orakelhaft von einer "geheimen Weltregierung" und fünf hatten es genauso von "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als die Schulweisheit träumen lässt" - ohne dies weiter auszuführen. Verblüffend ist für jeden UFO-Forscher die Feststellung, dass zumindest bei dieser Umfrage sich niemand für die Nazi-Flugscheiben-Theorie aussprach, während umgekehrt wir UFO-Forscher relativ oft deswegen angesprochen werden, weitaus mehr jedenfalls als z.B. zu Zeitreisende. Neun Leute gingen auch in Richtung psycho-soziale Erklärung des UFO-Phänomens, wofür sich insbesondere Menschen ab 40 zu begeistern scheinen (7 Leute). Fünf davon meinten "alles ist rational erklärbar".
Dreizehn Leute nutzten die Gelegenheit um auch an der UFOlogie Kritik zu üben, in der "aus jeder Wolke ein UFO gemacht wird", weil allzu viele das Thema "ausnutzen um damit Geld zu verdienen". Immer wieder war von "Geldgeiern" in nah und fern die Rede, die "Unbeliebtheitsliste" führt dabei Michael Hesemann an und manchen den er hierzulande groß herausbrachte. Deftige Wort fielen.

 

Fazit

 

Schade, das nur so wenige UFO-Interessierte an dieser Umfrage teilnahmen bzw. teilnehmen wollten. Trotzdem gab es einige für mich interessante Ergebnisse: Das UFO-Feld im Internet ist nicht so 'jung' wie man gemeinhin annimmt, wenn die Altersangaben stimmen. UFOlogen sind offenbar Langzeit-Hobbyisten. Die Bedeutung des ufologischen Internet-Angebots ist nicht zu verachten, was insbesondere Auswirkungen auf Zeitschriften-Herausgeber hat und noch weiter haben wird, je mehr Menschen ins Net einsteigen. Das traditionelle Buch dagegen scheint durch den Cyberspace keine Bedrohung zu erfahren.

Sollten Sie weitere Erkenntnisse aus der Umfrage ziehen, so lassen Sie es mich wissen.
Werner Walter, [email protected]