Wenn es um UFOs und die damit betriebene öffentliche Irreführung geht, dann ist Deutschland sicherlich nicht allein wenn es um die öffentliche Gehirnwäsche geht. Wie immer kommt alles aus den USA. So hatte NBC z.B. am 15. Dezember 1974 eine einstündige UFO-Dokumentation mit dem Titel "UFOs: Do you believe?" zur Primetime ausgestrahlt. Aufgrund der kontroversen Natur des Themas wollte NBC zunächst neben den UFO-Gläubigen auch -Skeptiker mit ihren Argumenten vorstellen. Schlussendlich aber wurden fast alle kritischen Stimmen herausgeschnitten und Klass bekam drei kleine Segmente mit noch nicht einmal jeweils einer Minute Dauer zugesprochen, obwohl er einen halben Tag lang vor der Kamera gestanden hatte. NBC stellte fast zehn Minuten lang Charles Hickson und Clavin Parker vor, die ihre UFO-Entführungsstory erzählten. Klass wurde gerade zwanzig Sekunden lang gegengeschnitten gezeigt, um den Fall als Schwindel zu deklarieren - ohne ausführen zu können, "warum" und "weshalb". Beim Coyne-Zwischenfall aus Mansfield bekam die Story mehr als drei Minuten, Klass wurde erst gar nicht gegenübergestellt, obwohl ihm einige wichtige Kritikpunkte hierzu einfielen. NBC stellte zahlreiche Fälle als authentische UFOs vor, die Klass (und wahrscheinlich sogar einige UFOlogen) leicht identifiziert hätten. Davon erfuhr der Zuschauer nichts, ihm blieb nur übrig, sich zu wundern, wie viele UFOs am Himmel ziehen und dass die vorgestellten Fälle als Muster für unerklärliche Ereignisse dienen. Der Sender ließ nur eine Folgerung zu: UFOs sind echte außerirdische Raumschiffe. Die berühmten "kleinen grünen Männchen" sind für die TV-Sender offenbar weitaus interessanter als nüchterne Statistiken über fehlgedeutete natürliche Objekte wie Sterne, Ballons oder Flugzeuge. So können sich "UFOlogen" neben "Voodoo-Hexer", "Wunderheiler" oder "Reinkarnationstherapeuten" zwischen "Fliege" bis "Schreinemakers" verbreiten. Der Obskurantismus, der Stoff des Aberglaubens, sitzt in der ersten Reihe. Für Kritiker bleiben zumeist nur die Hinterbänke. Derartiges ist in Deutschland ebenso mehrfach seit Anfang der 90er Jahre von uns beobachtet, scharf kritisiert und öffentlich gemacht worden.
Da nach der Welle von 1973 die USA im UFO-Fieber standen, gab es dann noch im Frühjahr 1975 die einstündige Dokumentar-Sendung "UFOs: Past, Present and Future" von Allan F. Sandler und Robert Emmenegger. Am 12. Mai 1975 interviewte so die Washington Post Sandler, der hier erklärte, "sich bemüht zu haben, Wissenschaftler und glaubwürdige Zeugen auszusuchen, um dem Film einen hohen Wert zu geben und dem Zuschauer einmal wirklich die Möglichkeit zu geben, das UFO-Phänomen zu bewerten". Diese Dokumentation wurde übrigens von Col. Bill Coleman, Chef der Public Information- Abteilung im Pentagon, in Auftrag gegeben und von der Militärnahen MacArthur Foundation finanziert. Da er, Coleman, nicht im Ansatz den Eindruck vermitteln wollte, die Finger manipulativ im Spiel zu haben, besprach er die Richtung des Films mit den beiden Machern und gab ihnen freie Hand.
Doch die hingen ihrer eigenen Agenda nach und ließen nicht einen Skeptiker zu Worte kommen, weswegen die Aufklärung in die berühmten Binsen ging. Coleman, der eine ganze Dokumentar-Reihe in Aussicht gestellt hatte, zog sich schmollend zurück und wurde bald darauf als Rentner selbst Co-Produzent einer NBC-UFO-Serie namens "Project UFO", die aber eher halbseiden aufgezogen wurde und sich den Erfordernissen des Fernsehens zuneigen musste. Zurück zum Sandler/Emmenegger-Film. Klass, der von der Produktion über seine Pentagon- Kontakte erfahren hatte, kontaktierte Sandler und bot sich als Gesprächspartner an, dieser aber erklärte ihm am 18. April 1974, dass der Film bereits weit fortgeschritten sei und es deswegen unmöglich sei, neue Sequenzen einzubringen. Tatsache aber ist: Zu jenem Zeitpunkt waren die Dreharbeiten noch gar nicht angelaufen. Dazu muss man wissen, das Hynek und Vallee dafür ausführlich zu Wort kamen. Hynek hatte seine Finger auch später noch im Spiel um Klass auszutricksen. Als der Fall Walton hochgekocht wurde, veranstalteten sowohl "Good Morning America" sowie "Good Night America" auf ABC Talkshows hierzu, bei denen Klass wieder auf Wirken von Hynek ausgeladen wurde. Genau das selbe Muster haben wir ebenso bereits mehrfach in Deutschland festgestellt und direkt erleben gekonnt. Die Vertreter der pro-gestimmten UFO-Lobby machen genauso Druck wie die New Age-Fraktion auf die Redaktionen. So weigerte sich der als "UFO-Baron" bekannte Schriftsteller Johannes von Buttlar, mit dem UFO-Kritiker Rudolf Henke vor der Kamera zu diskutieren; RTL gab nach und lud Henke kurzfristig wieder aus.

Tatsächlich besaß keiner der verbliebenen Diskutanten das Wissen, um den obskuren Thesen des "UFO-Barons" etwas entgegenhalten zu können. Oder erinnern wir uns an die ARD-Sendung "UFOs - und es gibt sie doch" vom 24. Oktober 1994, hier zeigte sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen überfordert, auch wenn der verantwortliche Autor über ein Jahr lang Recherchen an allen sachkundigen Skeptikern vorbeiführte und damit dem Sender wohl auch eine satte Produktionsrechnung erstellte. Wir fragen uns als Medienkritiker da schon, ob der TV-Journalismus seine Lehrjahre in Boulevardblättern verbrachte und somit ein Rummelplatz für Dilettanten oder geschickte Inszenieure geworden ist? Ob all der dortigen Ungereimtheiten, Verzerrungen und Falschdarstellungen gab es heftige Schelte durch Werner Walter via einer Agenturmeldung. Die ARD sah sich auch wegen des unerwarteten Quotenerfolgs veranlasst, eine Nachbearbeitung des Films via Sondersendung mit Studiogästen ein paar Tage später anzusetzen.
Doch auch wenn aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland Journalisten in Mannheim Sturm klingelten, um die zu erwarteten Statements von Walter abzufragen, der ARD fiel es überhaupt nicht ein, den Hauptkritiker einzuladen während der Rest der Medienlandschaft es als ganz selbstverständlich hielt, dass dieser in der Sondersendung zu Worte kommen werde. Die amerikanischen Verhältnisse sind also auch hier 1:1 übernommen worden. Siehe hierzu auch die Ausgabe Nr.12/1995 der Zeitschrift Journalist mit dem Beitrag "Hex und hopp" von Bernd Harder. Wer da hofft, dass der Journalismus von intelligenten, gebildeten, höflichen, nüchternen, bescheidenen, ehrlichen, mutigen, unbestechlichen, toleranten, unparteiischen, verantwortungsbewussten, wahrheitsliebenden Moralisten mit aufrechtem Gang durchgehend besetzt ist, wurde hier eines besseren belehrt.

Es kann schon der Verdacht aufkommen, dass da Journalistendarsteller die Helden der Moderne geworden sind, wenn es schon recht es zu TV-Moderator zu bringen, wenn man vom Telepromter ablesen kann. Verona Feldbusch kann noch nicht einmal richtig von ihren Karten ablesen und wird dennoch zum Kultstar... Früher war Journalismus ein Lernberuf, heute ein Auswendig-Lern-Beruf mit Blick auf die Quotengeilheit in der Managment-Etage.
Die ARD-UFO-Show war sogar Anlass für die Zeitschrift bild der wissenschaft Nr.6/1995 einen Disput zu führen: "Wissenschaft in Watte. Hat es Pseudo- Wissenschaft im Fernsehen leichter?" Hier diskutierten ARD-Programm-Direktor Dr. Günter Struve und Prof. Wolfgang Frühwald als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Interessant ist zu erfahren, dass die ARD-NDR-UFO-Show vom letzten Oktober immer noch Nachwirkungen zeigt. Struve: "Unsere Sendung UFOs: Und es gibt sie doch war keine Wissenschaftssendung. Aber sie ragt in der Einschaltquote über alles hinaus, was Wissenschaftssendungen erreichen können. Dieses Thema, das latent für viele Menschen immer interessant ist, wurde nicht von der Wissenschaftsredaktion angeboten." An anderer Stelle wird maximal drei Millionen Zuschauer genannt, wenn es um ein wissenschaftliches Top-Thema geht; man erinnere sich, dass die ARD-UFO-Show (unerwarteter Weise) fast 8 Millionen Zuschauer fesselte, eben weil sie wissenschaftlich verpackt war, wie übrigens auch Frühwald klagt: "Die Sendung über Ufos war zwar eine Unterhaltungssendung, aber im wissenschaftlichen Gewand. Und das macht sie problematisch. Da treten Informationsdefizite auf, die sich verheerend auswirken. Das bringt eine schiefe Perspektive in solche Sendungen." Er klagt mit uns unisono, dass vom Wissenschaftsjournalismus erwartet werden kann, in einer Sendung ein so problembehaftetes Thema zu erklären, "anstatt es journalistisch, problemorientiert, interessant und spannend anzupacken", nur weil Struve einbringt, dass der "Zuschauer enorm ungeduldig" sei und in Sekundenschnelle via Fernbedienung sonst wegschalten könne, "wenn ihm etwas nicht gefällt".
Künftig wird es jedoch in der ARD besser werden, verspricht deren Programmdirektor: "Ich habe empfohlen, diese Sendungen auf jeden Fall mit wissenschaftlichen Rat" begleiten zu lassen, aber sofort setzt er nach: "Fürs Verständliche müssen journalistische Fragestellung im Mittelpunkt stehen, die für Wissenschaftler häufig lächerlich erscheinen." Aber dies ist genau der Knackpunkt, den er scheinbar nicht erkennt. An anderer Stelle lässt er durchblicken, auch trotz der UFO-Erfahrung künftig "die Wissenschaft, nicht ganz ernst, etwas verspielt, als Unterhaltung transportiert" anbieten zu wollen. Da kommt also doch der Quotendruck auf, obwohl man dies für Wissenschaftssendung verneint. Prof. Frühwald erkennt es aber glasklar: "Fernsehen ist so stark bildprägend und damit weltbildprägend", dass die Verantwortung der Sender betont werden muss. Dabei ruft er auf: "Wir Wissenschaftler, wir Journalisten sitzen mit euch Zuschauern im gleichen Boot. Lasst uns unsere Ängste an dem konkreten Beispiel Ufo bereden - über die Ufo-Sendung waren wir so erbittert, weil sie Ängste geschürt hat, anstatt sie abzubauen. Ein Problemkreis wird auch deutlich gemacht: Redakteure fragen nicht bei ihren Wissenschafts-Kollegen im Haus nach, sondern recherchieren selbst und fragen "in der Regel ihre schlechter informierten Gewährsleute". Genauso haben wir es bei der fehlgeschlagenen UFO-Kampagne der ARD erlebt gehabt, wo dann die Rohde-Gewährsleute rund um Herrn von Ludwiger zu finden waren.

Roswell-Alien-Bilder auf RTL

Am 26. Juni 1995 saßen 3,7 Millionen Zuschauer vor den Fernsehgeräten, um die RTL-Boulevard- Magazin-Sendung EXTRA zu bewundern (und auch im Internet war vorher alles heiß auf den Beitrag, hinterher zeigten sich die meisten eher enttäuscht). Dies war ein neuer Zuschaltrekord für den Sender, der nach FOCUS Nr.26/95, S.169, normalerweise höchstens 3,45 Millionen Zuschauer fesseln kann und nicht ganz das Politik-Magazin SPIEGEL TV auf dem selben Sender (3,93 Millionen im besten Falle) einholen kann.
Hauptthema für 13 Minuten (ohne Werbeunterbrechung!) war der Roswell-Alien-Film, der sofort als Einsteiger in das Magazin diente.
Während UFO-spezifische Themen zumeist allerletzt angesetzt wurden, hat sich dies nach dem Super- Zuschauerrekord der ARD- Unterhaltungsshow UFOs: Und es gibt sie doch vom Oktober 1994 verändert und dies sorgte dafür, dass das UFO-Thema immer weiter nach vorne kommt. UFO-EXTRA wurde im Vorfeld gut promoted: Die drei großen Boulevard- Groschenblätter BILD, BZ und EXPRESS heizen in Millionen- auflagen das öffentliche Interesse am Sendetag mit Bild-Berichten zum Fall an. Während BILD und BZ etwas Zurückhaltung übten und den Außerirdischen mit einem Fragezeichen versehen hatten, war der EXPRESS da weniger pingelig und ließ keine Frage offen. Das angebotene Fotomaterial zeigt den Alien auf dem OP-Tisch, seine rechte Hand ist scharf am angedeuteten Handgelenk zu großen Teilen abgeschnitten, während die fünf Finger nach oben gekrümmt sind und der Daumen nur leicht erhaben über dem Tisch gereckt ist. Unter der Achsel des selben Armes (der übrigens menschlich-proportioniert in seiner Größe zum sichtbaren Körper wirkt) schien es einen Einschnitt gegeben zu haben. Ganz grob wird es natürlich mit dem rechten Alien-Bein, welches leicht seitlich liegt und wie aufgerissen wirkt. Eine Körperbehaarung scheint das Ding selbst im Vaginalbereich (es ist eine "Alien"!) nicht zu besitzen. Der Mund dagegen ist weit aufgerissen (was Rudolf Henke sofort an eine Sex-Puppe denken ließ und diesbezüglich sofort seine Nachforschungen im Fachhandel ansetzte) und wirkt so aus der sichtbaren Perspektive menschlich-normal, ebenso die kleine Nase (meinend, dass hier kein Mike Krüger-Zinken zu sehen ist) und die aufgerissenen Augen. Tatsächlich wirkt der Hinterkopf größer, als normal; die Ohren könnten tiefer sitzen.
Knapp zwei Wochen vor der Ausstrahlung war das RTL-Team unter Herrn Karlheinz König auch zum Dreh in Mannheim und bekam alle kritischen Informationen in einem längeren Interview vermittelt, man filmte auch fleißig echte US-Regierungsdokumente ab, die eindeutig gegen all die heutigen Roswell-Spinnereien sprechen. Herr König hatte kurz zuvor in London eine etwa 20minütige Videosequenz der Autopsie einsehen gekonnt, die ihn jedoch "nicht so ganz überzeugte" (es war nicht gerade tolles Bildmaterial hinsichtlich der Qualität), er sah auch klipp und klar, dass der heutige Vertreiber Santilli ein geschicktes Marketing-Konzept aufgezogen hatte, um die Preise in die Höhe zu treiben, "wo wir jedoch nicht mitmachen werden" (so König). Bildmaterial war zu diesem Zeitpunkt des Interviews mit Werner Walter leider noch nicht verfügbar.
Die Sendung selbst brachte außer den Bildern (jenes aus den Zeitungen und eine nur kurz gezeigte Aufnahme, wo eine sechsfingrige Alien-Hand in der Hand eines Schutzanzug-tragenden Individuums der Kamera gezeigt wird) nicht viel Neues. Der gebürtige Johannes Busacker (alias Johannes von Buttlar) erklärt uns: "Es wirkt alles unglaublich authentisch. Nach der Vorführung in London waren fast alle davon überzeugt, er (der Film) ist echt. Aber auch ich habe Angst zu sagen, er ist echt. Meine Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel." Er scheint vergessen zu haben, dass der SPIEGEL ihn unlängst einen Scharlatan nannte und damit JvB's Glaubwürdigkeit eh den Bach bereits runtergegangen ist. Besonders glaubwürdig macht er sich in der Diskussion um die Projekt MOGUL-Ballon-Erklärung für das bei Roswell niedergegangene Fundstück. Er wischt dieses Argument der Skeptiker einfach zur Seite und erklärt leichtfertig und falsch, es war "erst 1949"! Philip Mantle, der selbst nicht so recht an FUs und Aliens selbst als UFO-Forscher glauben will, ist ebenso beeindruckt und beschreibt das entnommene Gehirn als "nicht gewunden, wie bei unseren Gehirnen, es ist vollkommen glatt".
Santilli gibt zu, dass der Kameramann zwei Obduktionen gedreht hat und dann "bei all der Hysterie an der Roswell-Anlage", die Filmkopien "einfach" mit herausschmuggelte. Soweit also zur Sicherheitslage hinsichtlich des größten Geheimnisses der US-Regierung. Glenn Dennis wird herbeigeführt und er ist immer für eine Überraschung gut. Jetzt berichtet er, zu wissen, dass die Aliens jeweils "zwei Ohreneingänge" an jeder Kopfseite besaßen und ihre "Gesichter nicht nach außen gewölbt seien, sondern leicht nach innen". Weder das eine noch das andere "Faktum" hörten wir jemals zuvor und auf dem Bildmaterial ist dies eh nicht zu bestätigen.

Ansonsten griff die Redaktion zu ein paar optischen Schummeleien, um den Beitrag aufzumotzen: Um die UFO-Hysterie vom Sommer 1947 zu dokumentieren, zeigte man das Farbfoto der vermeintlichen UFO-Formation über dem Weißen Haus in Washington, DC und den deutschen Greifswald-Film einer russischen Ärztin von 1990. Beides hat nichts mit dem Roswell-Fall auch nur entfernt etwas zu tun. Um die Geheimdienst-Story für RTL so richtig rund zu machen, brachte man eine Erklärung ein, wonach das FBI eine Telegrafen-Übermittlung über Rundfunkstation in Albuquerque stoppte, damit nichts weiter über das Geschehen bekannt wird. Wie wirkungsvoll das angebliche FBI die Nachricht stoppte wissen wir alle: Es müssen naive Laien gewesen sein, da die Story bereits über AP rund um den Globus gegangen war. Egal, wir haben es hier ja wieder einmal mit einem Boulevard- Magazin zu tun und nicht mit einer Wissenschaftssendung - da können die Daten schon mal nicht exakt sein. Wie z.B. auch das im Film genannte Datum des 8. Juli als Tag des "Absturzes" oder die gezeigten Radioteleskope weit weg vom eigentlichen Fundort, die dem Film nach heute "exakt" da stehen sollen, wo der Absturz damals passierte. Der Tag des Fundes war am 14. Juni gewesen und die Absturzstelle ist, wie auf RTL-STERN- TV und bei VOX-STERN-TV-Thema kurz zuvor auch recht gezeigt, auch jetzt noch mitten in der Wildnis.

Aber wo war Ihr herzallerliebster CR-Herausgeber abgeblieben? Dieser war selbst am meisten überrascht (ja sogar frustriert), sich nicht auf der Flimmerscheibe bewundern zu dürfen. Ein Anruf beim verantwortlichen Redakteur tags darauf erklärte alles. Der böse Sendeleiter wollte den Beitrag "nicht so kritisch haben und den Spannungsbogen für den Zuschauer erhalten" wissen, wo dann allzu feste Argumente und Dokumente "alles zerstört hätten". Jetzt wissen wir also einmal mehr Bescheid: Es geht nicht um berechtigte und dokumentarisch belegbare Kritik, sondern um "Spannungsbögen" für die Zuschauer. W. Walter bekam dafür aber in Aussicht gestellt, dass die Redaktion das Thema "weiterverfolgen" und man "bei passender Gelegenheit" dann das Interview aus Mannheim einbringen werde. Wer's glaubt, der kann schon jetzt den Platz auf Wolke 7 buchen, um dort als arme Seele mit jener vom Alien einen netten Plausch abzuhalten.
Parallel einher wollen wir Sie jetzt ein bisserl ernüchtern. Folgend nun, zu Ihrer Orientierung, was im deutschen TV als Boulevard-Fernsehen, also visualisierte BILD-Zeitung und yellow press, anzusehen ist: EXPLOSIV, TAFF, BRISANT, EXTRA, Die REPORTER und HAUTNAH. Da ist es schon ein kleines Wunder, wenn ein Politik-Magazin wie "Spiegel TV" das Thema UFOs, zumeist vorzufinden unter "Buntes" oder "Vermischtes", aufgreift. Bedauerlich dagegen ist, dass die Wissenschafts-Redaktionen quasi die Finger von diesem grenzwissenschaftlichen Disput lassen wollen. Hier wird deutlich, dass die Angst vor der eigenen Courage (und vor einem Flop ob der eigenen mangelhaften Sachkundigkeit und Ohnmacht) die Geforderten vor diesem Massenphänomen zurückschrecken lässt. Ein Beispiel gefällig? Seit über 2 1/2 Jahren hat die GWUP einen interessanten Medienkontakt mit einem großen ARD-Sender aufgemacht, der sich dem Gesamt-Paranormalen in einzelnen Facetten nähern will, hierzu gab es bereits mehrfach Gespräche.
Wollte man den Versprechungen der Ausführenden glauben, wäre schon längst das Aufräumen mit dem Para-Spuk, inklusive UFOs, über die Bildschirme geflimmert - passiert ist natürlich gar nichts.
Die TV-Kritik des Südkurier vom 28. Juni 1995 nahm sich dem Fall dann auch unter der Schlagzeile Spekulanten ganz besonders scharf an: Großmäulig versprach RTL, Bilder eines Außerirdischen zu zeigen. Was dann in "Extra" als Reportage daherkam, war lediglich eines: extramies. Egal, ob man an UFOs glaubt oder nicht, unabhängig davon, ob man Boulevard-Magazine machen muss oder nicht, gibt es journalistische Prinzipien, die jeder lernt, bevor er die Redaktionsstube auskehren darf. Eines davon ist, die Quelle einer Information zu überprüfen. Was hier als journalistischer Beitrag daherkam, hatte allenfalls schalen Unterhaltungscharakter. Nein, man bekam nicht die angekündigten Bildes des angeblich vor 48 Jahren gefundenen Außerirdischen zu sehen. Nur ein schlechtes Foto rückte der geschäftstüchtige Musikvideoproduzent aus London heraus. Seine Sensation, einen Film über die Obduktion eines Außerirdischen, führte er selbsternannten UFO- Forschern statt Ärzten und Wissenschaftlern vor, die dann die Botschaft nach außen trugen. Deren Spekulationen wird dann, wie in der UFO-Szene üblich, mehr Glauben geschenkt als dem offiziellen Bericht, in diesem Fall der amerikanischen Regierung. Schließlich widersprechen sich auch noch die Beschreibungen der Filmbetrachter und der gezeigten Aufnahme. Ein kritisches Abwägen der Argumente findet nicht statt. Andere Interpretationen, zum Beispiel Versuche mit missgebildeten Menschen, werden nicht einmal angerissen. Nein, hier macht sich der Journalist zum Handlanger, lässt sich für ein Geschäft missbrauchen.
Nichts gegen UFO-Geschichten, nichts gegen Mythen und Menschheitsrätsel, aber viel gegen die Verquickung von Pseudowissenschaft und Pseudoaufklärung im Gewande des Journalismus. 
Das Fernsehen zeigte sich hier als ein tückisches Medium. Es verkehrt, angesichts des unermüdlichen Bilderstroms, die Informationen in den Bereich des Virtuellen und lässt sie zwischen Fiktion und Wirklichkeit flottieren. Wie eine "Schwarzwaldklink" für denen einen ebenso real (oder irreal) gehalten wird wie die Schreckensbilder aus den Krisengebieten, sackt ein solches Filmchen wie der der Santilli-Alien-Autopsie zurück in den trüben Bildersumpf und verliert blitzartige seine spekulative Einzigartigkeit, sobald man darüber etwas nachdenkt. Die Anstaltsherren von RTL müssen das geahnt haben, weshalb sie die Ausschnitte mit kommentierendem Fachgeschwafel flankierten, damit auch ja die Seriosität der Ausstrahlung gewahrt blieb. Der Effekt: Nicht der Film hinterließ Wirkung, sondern die Kommentare der Spezialisten, die - um sich nicht zu
blamieren - ein kleines Türchen offen halten. Der Rest, der bei aller Skepsis bleibt, zeigt Wirkung und verdichtet sich als irrationale Volksfürsorge. Und darauf, keine Frage, haben es die cineastischen Lausbuben auch abgesehen, um den nötigen Staub aufzuwirbeln und um die Meute anbeißen zu lassen. Das Medium braucht nur einen ungewöhnlichen Pupser zu lassen, und schon bläst er durch alle Kanäle. Wer Abenteuerliteratur und die amerikanische Unterhaltungs-Industrie nur halbwegs kennt, weiß, dass diese Show in ihrer Dramaturgie gang und gäbe ist.

Zurück in die USA

Ein Jahr später, am 20. Oktober 1975, strahlte NBC den Fernsehfilm "The UFO Incident" über die Betty und Barney Hill-Entführung aus (übrigens wurde aufgrund der guten Quoten dieser Fernsehfilm mehrfach auf nationaler Ebene im Zuge der Folgejahre wiederholt). Gut, dies war eine dramatisierte Version, aber der Schauspieler, der hier Dr. Ben Simson darstellte, erklärte im Gegensatz zur Wirklichkeit, dass er den Zwischenfall ohne jeden Zweifel als eine physikalische Realität betrachte. Der echte Dr. Simson dagegen nannte die Geschichte eine Traumphantasie, die sich erst durch die Hypnose-Rückführung manifestierte. Dies ist etwas ganz anderes und die TV-Aussage gibt der Story einen ganz anderen Drive. Ein paar Tage später, nachdem der Film einigen Wirbel in der Öffentlichkeit verursacht hatte, wurde Betty Hill in die beliebte NBC-Talkshow von Tom Snyder, "The Tomorrow Show", eingeladen. Anstelle von Dr. Simson lud man aber Stanton Friedman ein, der sein Leben als Pro-UFO-Vertreter verdingt und somit streng die vermeintliche UFO-Entführung unterstützte. Einige Tage später geschah dann der Fall Travis Walton, welch ein Zufall. Als Folge von "The UFO Incident" meldeten sich verschiedene UFO-Entführte wie Charles L. Moody und Betty Andreasson bei UFO-Forschern, was in weiterer Folge eine ganze UFO-Abductions- Hysterie auslöste. Dazu muss gesagt werden, dass am 17. Oktober 1975 in Forth Worth, Arkansas, eine vielbeachtete nationale UFO-Konferenz stattfand, auf der APRO-Chefin Coral Lorenzen öffentlich erstmals erklärte, dass die Zukunft der UFO-Forschung sich in "Landungen und Insassen-Fällen" spiegeln wird und man sich von diesen einen Durchbruch verspreche. Hier kam also mit der erfolgreichen Ausstrahlung von "The UFO Incident" ein wechselseitiger Einfluss auf die Öffentlichkeit zustande - die reine Förderung für die danach einsetzte Welle von Abductions-Geschichten! Dies ist in Deutschland ähnlich zu beobachten gewesen. Solange es auch solche Sendungen gibt, gerade auch jene die pseudo- dokumentarisch daherkommen, können wir sicher sein, dass die UFOs uns immer begleiten werden und nicht umzubringen sind. Die große Bedrohung des Geistes, die da über die Medien aus dem TV-Kasten steigt, ist längst in den USA zu beobachten gewesen und hätte für verantwortungsbewusste ausländische Medien-Anbieter als warnendes Beispiel dienen können.
Dennoch, sie folgten der amerikanischen Vorgabe mit hündischer Ergebenheit. Mittels der neuen kommerziellen TV-Medien wollen wir direkter dabei sein und die Welt plastischer, näher erleben und erfahren. Die Information in Krisen- und Spannungszeiten (siehe z.B. Golf-Krieg und Clinton's Sex-Skandal) schöpfen wir heute weniger vom Dampfradio ab, sondern hautsächlich durch unser Zapping- Verhalten vor der Glotzkiste. Wir erleben die Welt und den Kosmos sowie unser Verständnis darüber durch den uns gebotenen optischen Abdruck der medialen Wirklichkeit, aber es ist wie in der Golf-Kriegsberichterstattung gelernt u.U. nur eine Art Videogame-Realität, geschönt und auf gewisse Art dennoch unrealistisch.

Es gibt keine Probleme, solange man dies nicht merkt! Dahinter stehen Interessen: Interessen der Politik (Einflussnahme auf die öffentliche Meinung) und Interessen der Medien-Macher (möglichst viel Geld zu verdienen). Beide Arme des öffentlichen Lebens haben deswegen ein gemeinsames Interesse - möglichst viele Menschen zu erreichen (Stichworte: Auflagenhöhe und hohe Einschalt-Quoten), die Ausführung dieses Ziels dagegen kann je nach Inhalt unterschiedlich sein. Für den User oder Nutzer der Medien ist das Vollbild zunächst objektiv erscheinend und ohne Interpretation verstanden, auch wenn die Sicht in Wirklichkeit subjektiv stark verfärbt sein kann, indem man nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit zeigt und durch falsche Kommentierung des Bildes die Manipulation dennoch vorantreibt. Kein Heer, kein Geheimdienst und keine Waffe kann heutzutage mehr für Veränderung in der Welt sorgen, wie der Bildschirm. Die neuen Medien wurden zum Katalysator für gesellschaftliche Veränderungen: Der "Staatsstreich" in der alten DDR wäre ohne die Information der Bevölkerung über die Entwicklungen im Westen unmöglich gewesen; gleiches gilt für die "kleine Revolution" auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, als die Studenten aufstanden, um auf die veränderte politische Weltstimmung zu reagieren. Wenn man so will: CNN, Wallstreet Journal und Internet haben vielleicht mehr verändert, als CIA und NSA zusammen jemals träumten. Hier hat sich durch die pure Information und ihre "Sozialisierung" also in der Wahrnehmung viel getan, im Großen und Kleinen. Wir leben also inmitten einer unterschwelligen Kulturrevolution, in der in aller Regel die 'Leute' beim Fernsehen als elitäre Berufsgruppe in der Bevölkerung hoch angesehen sind. 

Nochmals klipp und klar 

Unser Bild und Verständnis von der Welt und den dortigen Geschehnissen wird geprägt vom Augenreiz Bildschirm, der ob seiner Inhalte schon immer umstritten war (man denke im öffentlich-rechtlichen TV an das Stichwort "Parteien-Fernsehen" und bei den Privaten an Schmuddel- und Gewalt-TV) - ob diese und andere Problemstellungen aber auch tatsächlich zu einem verschärft vorsichtigerem Umgang mit diesen Medien in der breiten Öffentlichkeit führte, mag man anzweifeln, wenn man sieht, dass die alten Kritikpunkte im Kern nach wie vor die Ätherausstrahlung ausmachen. So als sei nie etwas gewesen. Dies liegt auch daran, dass der Konsument diese neue Medienvielfalt (dabei ist doch deutlich zu sehen, dass die Programme untereinander eigentlich austauschbar sind und selbst das distanzierte öffentlich-rechtliche Fernsehen immer öfter Anleihen bei den kommerziellen Zielvorgaben machen) immer mehr als Unterhaltungs-Instrument sieht und sich mehr über unendliche Wiederholungen in der Kiste aufregt, als über inhaltliche Katastrophen von Geschmacksverirrung. Weitaus schlimmer ist die "Veramerikanisierung" unserer Zivilisation, ihrer Sitten und Kultur, was sich nicht nur in "McDonalds"- Läden und Bekleidungs-Kultur ausmacht. Das amerikanische, kommerzielle Fernsehen ist das Vorbild für das deutsche Angebot. Amerika und Hollywood sieht Deutschland als das Hauptgeschäftsfeld für die neuen Medien an! Allzu schnell haben die Sitten aus New York und Los Angeles hierzulande um sich gegriffen, siehe allein schon den absorbierten kommerziellen Sprachschatz in den Redaktionsstuben. "In" und "out", "trend" und "entertainment-factor" sind nur einige große Worte dort - nicht nur Worte, sondern auch verinnerlichte Werte und handlungsbestimmende Konzepte des Redaktions-Alltags. Hierbei geht, wie bereits gesagt, auch der journalistische Kodex verloren. Der Journalist sollte nicht kommentieren, sondern nur beide Seiten einer kontroversen Geschichte (wer würde zweifeln, dass UFOs nicht kontrovers sind?) darstellen. Doch unterschwellig wird schon durch das Weglassen von sachkundigen, facherfahrenen Kontra-Stimmen die Darstellung 'kommentiert'.
Zudem machen sie natürlich auch die Story u.U. kaputt. Dennoch, der bewusste und mündige Zuschauer hätte eigentlich das Recht darauf, die reinen Fakten auf sich einwirken zu lassen und dann selbst zu entscheiden, es ist niemals der Job des Berichterstatters eine Entscheidung für den Zuschauer zu fällen, indem er Selektion betreibt. Dennoch, gerade in Boulevardfernsehen wird dies in Sachen UFOs gerne getan, weswegen das Signum von "Information" (= beim Zuschauer 'Nachricht') oftmals nur Hohn sein kann. Gut, bei einer abschließenden Meldungen aus dem Kessel Bunten wie Mann beißt Hund ist allen beteiligten in diesem Spiel klar, was davon zu halten ist - im Bereich der UFOs jedoch geht es manchem Menschen um weit mehr - um Weltbilder, Konzeptionen der Wirklichkeit und seiner Stellung darin. Blauäugig könnte man sagen, dass die Programm-Verantwortlichen dies nicht wissen, weil sie nicht so in der UFO-Thematik stecken etc.
Doch dies wäre ein falsches Verständnis über die Medien-Profis und ihrer Tätigkeit, die davon auch bestimmt wird, den Markt zu beobachten und darauf zu reagieren. Ein UFO-Film oder eine UFO-Reportage kommt in aller Regel nicht zufällig ins Fernsehen oder wird als neugeborenes Kind vor der Tür des Programmverantwortlichen anonym abgelegt. Die Verantwortlichen wissen um den Wert und die Wirkung ihrer Ausstrahlungen auf ihrem Kanal, doch sie tun sich schwer, etwas besser zu machen, selbst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Wie solche Pseudo-Diskussionen und Dokumentationen auf die TV-Konsumenten wirken ist in den USA längst erforscht. Dort konnte ein erheblicher Einfluss des Fernsehens auf den Glauben der Zuschauer an "übersinnliche Phänomene" nachgewiesen werden.
Den deutschen Profis im TV-Gewerbe ist dies sicherlich nicht entgangen, gieren sie schließlich nach allen Daten der Medien-Industrie aus dem Mutterland des Fernsehens um hier alles nachzuäffen. Verwundern kann einen dann nur doch folgender Gipfel der blauäugigen Unschuldslamm-Positionierung: Arnd Mayer von Pro7 am 3. August 1998 gegenüber der Abendzeitung: "Für viele Fans ist Akte X schon ein Religionsersatz. Die rufen dauernd an, bieten alles Mögliche für interne Informationen und gleiten aus der Realität ab, erleben etwa Entführungen durch Außerirdische. Das macht uns manchmal richtig Angst." Pro7 machte es nicht Angst genug, um gleich am selben Tag ein UFO-Special beim Boulevard-Magazin Taff anzusetzen, wo es hinten und vorne nicht stimmte und eine souverän angesetzte kritische Begleitung (mal wieder und typischerweise) fehlte. Sicherlich gibt es Kurzschüsse quasi aus der Hüfte, die von den angeblichen "Markt-Erfordernissen" gelenkt werden, dies rechtfertigt aber keineswegs einen 'Flakdauerbeschuss', wenn man informieren will und wahrhaft journalistisch arbeitet. Dann käme es nämlich nicht vor, dass die Alternative, nämlich fachkundige und informierte Skeptiker bzw. Kritiker zu hören und ihre Argumente vorzustellen, wegfällt. Ganz geschickt sind jene Redaktionen, die dann in 30 Sekunden auf 30 Minuten Berichterstattung gerechnet einen Alibi-Skeptiker vorführen. "Nun sind die TV-Redaktionen sicherlich nicht mit esoterisch angehauchten Schwärmern durchsetzt. Vielmehr huldigt man bei den Sendern einem starr auf die Einschaltquote fixierten Pragmatismus, der indes zum Zynismus tendiert", stellte Bernd Harder einmal im Journalist fest. Der Astrologie- Kritiker und Soziologe Edgar Wunder erfuhr so von einem Redakteuren: "Wir wollen Leute mit persönlichen Erfahrungen sprechen lassen, nicht so sehr Wissenschaftler." So stehen subjektive Geschichten und Anekdoten im Mittelpunkt, die als der Wahrheit letzter Schluss verkauft werden, frei nach dem Motto: "Alles ist möglich..." Fakten und Argumente dagegen sind weder gefragt noch erwünscht. Es geht zumindest bei den Talkshows nicht so um Wahrheitsfindung, Informationsvermittlung oder auch nur um das Austauschen von Argumenten, sondern um die effekthascherische Präsentation verschiedener Meinungen, die aufgrund persönlicher Erfahrungen unverrückbar festgelegt werden. Je bizarrer, desto besser, auch wenn sich vielleicht zu falschen Aussagen genötigte Menschen sich später dafür zu Tode schämen mögen. Wie Harald Schmidt und Thomas Gottschalk am 18. Februar 1999 im Stern enthüllten, wird gerade in solchen nachmittäglichen Talkshows "gelogen, betrogen, getrickst und geschoben".
Genauso wenig wie man eigentlich die immer wieder im Kern harmlosen UFOs braucht, braucht der Mensch das Fernsehen, um beides aber für ein sensations- gieriges Publikum interessant zu machen, tischt man ihm Lügenwelten auf. Auch in Deutschland wird die UFO-Kontaktlerin, die nachts in einem Raumschiff zum Jupiter geflogen sein will, ausführlich zu Worte kommen gelassen. Dem kritischen Psychologen, der solche Phantasien leicht als Ausfluss der inneren Nöte einer seelisch belasteten Frau erklären kann, wird spätestens nach zwei Sätzen das Wort abgeschnitten - wenn er überhaupt eingeladen wird.
Bedenklich wird es da schon, wenn die Pro7-Media AG ab dem 1. Januar 1999 die bisher unabhängige Nachrichtenagentur ddp/ADN voll übernommen und in ihr Medien-Imperium aufgenommen hat. Der freie Journalismus einer Nachrichtenagentur wird nun den wirtschaftlichen Zielen des "Mystery"-Senders untergeordnet. Man mag gar nicht absehen, welche neue Sensationen auf dem Para-Sektor nun ddp/ADN feilbieten wird, um dem Geschäftsziel der Medien AG in München dienlich zu sein. Kritik muss man da nicht unbedingt an den Inhalten des Senders Pro7 auf 'unserem' Gebiet durch ddp/ADN erwarten. Und wie man hört wird die Pro7-Media AG im Jahr 2000 mit einem eigenen Nachrichtenkanal namens N-24 auf Sendung gehen.

 

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