Die "Planetarier" wissen alles: Der Mann hinter dem Mond - Das Geheimnis der Fliegenden Untertassen verkündeten am 22. März 1958 die Journalisten der Frankfurter Rundschau: Besuchen Planetenmenschen unsere Erde? So fragt die Wiesbadener UFO-Studiengemeinschaft (UFO: Unbekannte fliegende Objekte) auf ihren Einladungen zu Vortragsabenden, wie sie in diesen Tagen im Volksbildungsheim stattfanden. Die Dame in der weißen Bluse und dem feschen Halstuch ist wie alle Mitglieder der Studiengemeinschaft überzeugt davon. Darum trägt sie auch das Abzeichen mit der Fliegenden Untertasse, Symbol einer Kosmos-Sekte, der in den letzten Jahren höchst wunderliche Erlebnisse zuteil werden. Der gewöhnliche Sterbliche kommt da nicht mit. "Woher auch", fragt UFO-Mensch Karl Veit, Verleger und Kunstmaler, "sollen Journalisten ihre Informationen beziehen?" Die Planetarier, wie unsere Nachbarn im Raum genannt werden, haben sich Journalisten bisher nicht mitgeteilt, und um die irdischen Piloten, die dem Phänomen begegnen, wurden Schweigemauern errichtet. So kann unsereiner allenfalls auf die UFO-Nachrichten zurückgreifen, die unter einem stattlichen Stapel von Raumliteratur im Vortragssaal zu finden sind. "Die Erde steht weiter unter Beobachtung", wird da verkündet, und der Amerikaner George Adamski, dem wiederholt das Vergnügen kleiner Mondreisen von den Planetariern beschert wird, berichtet von den Ratschlägen eines Weisen der Venus, die ihm übermittelt worden sind. Auch sei nun Engelshaar zum erstenmal über Japan gefallen, "eine organische Substanz mit dem Aussehen glänzender Glasfasern, wie sie allgemein zum Schmuecken von Weihnachtsbäumen verwandt werden." Dem darüber unruhig werdenden Laien wird die Kette des UFO-Indizienbeweises um seine Zweifel gelegt. Der Vortragende holt weit aus. Über die Bekundungen römischer Geschichtsschreiber und mittelalterlicher Darstellungen von Himmelserscheinungen kommt er zum Schluss: Schon immer haben uns die Raummenschen beobachtet, sie kannten unsere prähistorischen Epochen und standen sogar mit der versunkenen atlantischen Kultur in Verbindung. Die Wissenschaft aber irrt sich, grollt Karl Veit, wenn sie Leben auf unseren Nachbarplaneten bezweifelt, sie bekam falsche Erkenntnisse durch unzulängliche Instrumente. In Wirklichkeit gibt es längst den Interplanetarischen Rat, in dem nur noch die Vertreter der unzulänglichen Erdenmenschen fehlen.

Dass in der letzten Zeit so viele Weltraumschiffe über der Erde kreisen, hat seinen besonderen Grund. Der Mensch ist dabei, durch die von ihm neu entdeckten Energien seinen Planeten zu zerstören. Davor wollen die Planetarier, die immer in guter Absicht kommen, warnen. Auch im eigenen Interesse; denn eine aus der Bahn geworfene Erde kann die anderen Planeten gefährden. Die Planetarier wissen das alles. Sie besitzen die unwahrscheinlichsten Apparaturen, mit denen sie sogar unsere Gedankenschwingungen messen können. Die geheimen Pläne unserer Politiker sind ihnen nicht fremd. Warum dann, um Gotteswillen, greifen sie nicht ein? will man wissen. Diese vornehmen Wesen wollen, so erfährt man, dass wir uns allein zu besserer und höherer Einsicht entwickeln. Erst im äußersten Notfall wird die Rettung aus dem All kommen. Inzwischen begnügen sich die Untertassenreisenden damit, ihre Zeichen am irdischen Himmel zu hinterlassen, die man auf vielen Diapositiven vorgeführt bekam. Das heißt, sie haben sich schon einen kleinen Stamm von Auguren gebildet, wie die Herren Adamski, Fry und Cihlar. Solchen Herrschaften (auch Damen sind darunter) widerfuhr es, dass ein Raumschiff zu ihren Füßen landete und sie einlud zur kosmischen Reise. Adamski, der ein Buch schrieb, "Das Erlebnis vom weißen Sand" [kam von Fry], wurde gar zum Mond mitgenommen und sah als erster Mensch die Rückseite des Trabanten. Der Mond sei längst von den Planetariern besetzt, und sie hätten dort ihre Stützpunkte. Ein Herr aus Wien ging eines Tages auf dem Hochwechsel spazieren, als ein Marsmensch zur Gipfelkonferenz erschien. "Wir sollten stets aufgeschlossen zu den Planetariern sein und sie nicht als Feinde empfangen", meinte er nach dieser Begegnung. Wie die Verständigung mit den Freunden aus dem Raum klappt? Ganz einfach und ganz ausgezeichnet. Sie sind so gebildet, dass sie sich mit jedem in seiner Landessprache unterhalten.
"So wie ältere Menschen sich in der Kindersprache anpassen, wenn sie mit Kindern reden", meint der Vortragende. Und wieder gibt er der Wissenschaft einen Seitenhieb. "Vögel, Meteore, Wolkenbildungen, hochgewirbelte Papierfetzen, Halluzinationen, das alles soll herhalten, um die UFOs zu leugnen." In der Pause beschwört mich eine Dame: "Glauben Sie mir, sie haben keine Krankheiten und keinen Krieg, sie werden sehr alt und sehen immer jung aus." Da gehe ich hinaus in die Nacht und sehe in den gestirnten Winterhimmel. Der Orion funkelt. Ich denke an den Spruch in den UFO-Nachrichten, den man auslegen kann, wie man will: "Das sind die Weisen, die vom Irrtum zur Wahrheit reisen: Das sind die Narren, die im Irrtum beharren."
 
 Die "Olympiade der Herzen" fand beim "8. Kongress der Ideale" im schwarzwäldischen Freudenstadt vom 8. bis 16. April 1958 unter der Leitung von Prof. Dr. h.c. Helm und Herrn Rall als Herausgeber des "Vegetar.Universums" statt. Dies war ein Stelldichein der Vertreter aller Richtungen der "Lebensreformbewegung". Auch der Redner Veit freute sich auf dem für ihn hochaktuellen Kongress seinen Lichtbildervortrag "Besuchen Planetenmenschen unsere Erde?" halten zu können. Er fand etwa 500 Zuhörer, die ob ihres Interesses für die "gesundheitlichen Vorzüge vegetarischer Lebensweise" und ihrer "sittlichen Haltung" bestens geeignet waren, um ein "Verständnis der interplanetarischen Probleme" zu entwickeln, da "die vegetarische Ernährung als Lebensweise der Zukunft (!)" diene und damit "in direktem Einklang mit der auf dieser höheren Ebene liegenden Ernaehrungs- sowie ethischen Verhaltungsweise der uns überlegenen Planetarier" stehe. "UFOlogie und Vegetarismus schwingen in eine freudigere und glücklichere Menschlichkeit hinein und hinauf", hieß es sodann in der UN Nr. 21 vom Mai 1958, S.2. Von den vegetarischen Planetarier-Schwingungen war auch ein Reporter des Südwestfunks Baden-Baden derart angetan, das er sofort Herrn Veit interviewte.
 
 Am 18. und 19. April 1958 gab es Lichtbildervorträge im Gewerbehaus von Salzburg (Österreich), veranstaltet von "Freund Rennhofer, Herausgeber des Geistigen Reich und Hausvater des Heims Das einfache Leben".

 Via Plakate wurde die Veranstaltung ebenfalls für den 26. und 27. April 1958 in Graz (Österreich) angekündigt.

 Ein plakatierter Doppel-Vortrag fand am 4. und 5. Mai 1958 in Erlangen und dort im Logensaal statt.

 Am 9. und 10. Mai 1958 ging es in der Mozartschule von Würzburg ran an die ufologischen Wunschwelten mittels Veit's Diavortrag.
 
 Auch bei den Ortsgruppen-Gründungen der DUIST gab es Neu-Einsteiger, nun gabs Zirkel in Gutmadingen (Ing. H. Lemmerzahl), Kassel (Heilpraktiker Georg zur Linde), Würzburg (Josef Pfeuffer).

Im Sekretariat der Fliegenden Untertassen: Mysteriöse Erscheinungen realistisch betrachtet - Was wir im UFO-Archiv von Lou Zinsstag, Basel, sahen und hörten hieß am 25. Juni 1958 eine große Story in der Die Tat. "Alle Menschen neigen zu mysteriösen Vorstellungen... aber schon die Bibel sagt, dass man glauben soll, auch ohne zu sehen", damit eröffnet der verantwortliche Reporter seine Ausführungen, hiermit beschrieb er vorzüglich das Kernelement der UFOlogie. "Zwar war es in der letzten Zeit ruhig um die sog. Fliegenden Untertassen, UFO genannt, abgeleitet von Unbekannten Flugobjekten. Sie beherrschen nicht mehr die Schlagzeilen, aber sie sind noch vorhanden. Die große Öffentlichkeit, der immer wieder neue Sensationen dargeboten werden, ist lediglich weniger aufmerksam als noch vor wenigen Jahren. Neue Probleme, neue Sorgend und neue Geschehnisse fesseln die Menschheit, wobei sie eine Sensation von gestern vorübergehend vergessen. Es ist daher auch nur wenig bekannt, dass in allen Ländern und Kontinenten der Luftraum nach Fliegenden Untertassen sorgfältig überwacht [sic] wird. Insgesamt haben sich etwa 1.500 UFO-Gruppen auf dem Erdball zusammengefunden, die ernsthaft [sic] an der Lösung aller noch schwebenden Fragen arbeiten. Jede Beobachtung wird registriert und weitergeleitet. Aus einer Angelegenheit, die einmal im Verdacht der Utopie stand, hat sich eine Wissenschaft entwickelt", las der staunende Leser der Zeitung und bekam damit das Gefühl vermittelt, dass die Untertassen tatsächlich eine ernsthafte Angelegenheit sind - wenn sich ob ihrer schon eine "Wissenschaft" ausbildete.
  
Ein Team hatte eine Schweizerin besucht, die "sich in den Dienst der UFO-Dokumente gestellt hat. In ihrer geradezu malerisch gelegenen Wohnung über den Dächern der Basler Altstadt lernten wir Frau Lou Zinsstag kennen, die offiziell ein UFO-Sekretariat und UFO-Archiv verwaltet. Ihr Archiv ist überaus vielseitig und gilt als das reichhaltigste und aufschlussreichste seiner Art in Europa... Lou Zinsstag denkt durchaus realistisch und würde sich keiner Schwarmgeisterei hingeben - hauptberuflich ist sie bei einer Versicherungsgesellschaft tätig. Die nicht unerhebliche Arbeit, die mit ihrem UFO-Sekretariat zusammenhängt, macht sie in ihrer Freizeit und selbstverständlich ehrenamtlich. Man könnte ihre Tätigkeit als eine Art Hobby bezeichnen, dem man die Achtung nicht versagen kann". Mehr oder weniger zufällig hatte sie über die UFOs gehört und gelesen. Sie war von den unglaublich erscheinenden und doch wieder verbürgten Flugkörpern aus anderen Welten fasziniert. In ihrem mit Timothy Good verfassten Buch George Adamski: The Untold Story gab sie aber zu 1954 Keyhoe's Flying Saucers from Outer Space als erstes gelesen zu haben: "Ich vergesse niemals die wunderbare August-Nacht als ich am Fenster stand zum ungewöhnlich klaren Sternhimmel aufschaute und in Gedanken bei Donald Keyhoe's Buch war, welches mein Leben veränderte. Es hatte es auf einmal durchgelesen und versuchte nun den Kopf kühl zu halten und die Füße auf dem Boden - aber es gelang mir nicht." Sie wandte sich an die inzwischen berühmt gewordenen Verfasser Leslie und Adamski, gleichsam sammelte sie alles, was ihr hierzu in die Hände gelangte. Dann entwickelte sich ein reger Schriftwechsel und Gedankenaustausch mit anderen Menschen und als Adamski seine ihn aus aller Welt erreichende Post nicht mehr allein bewältigen konnte, richtete er in ungefähr 20 Ländern Vertretungen ein, für die Schweiz übernahm Frau Zinsstag 1957 ein solches Sekretariat für das im kosmischen Auftrag einzuleitende "Get Acquainted Program" (GAP), jene Operation unter der die Botschaft der Außerirdischen bekannt gemacht werden soll (und was bis heute läuft). Überzeugt versah sie ihren Dienst und sie hatte aus den umfangreichen Unterlagen, "deren Echtheit nach jeder Richtung von unparteiischer Seite überprüft wurde" [sic!], die Überzeugung gewonnen, dass die Fliegenden Untertassen nicht nur von Adamski eine greifbare Wirklichkeit sind. Erst im September 1964 brach sie mit Adamski, weil es ihr zuviel wurde und in ihr Skepsis erwachte: "Ich glaubte niemals an die Person George Adamski, aber ich glaubte dem was er sagte. Aber viele seiner Anhänger glauben an ihn wie an einen Gott, dies ist etwas was ich nicht tun kann."
 
Es war vor allen Dingen der "Privatgelehrte" Leslie, ein Großneffe Churchills, der zunächst Zinsstag beeindruckte, da dieser beim Studium alter indischer Schriften bereits Berichte über merkwürdige Flugkörper gefunden hatte, die nichts mehr Meteoren, Meteoriten und sonstigen Erscheinungen zu tun haben konnten. Bald fielen ihm die Übereinstimmungen mit den zeitgenössischen Berichten über Fliegende Untertassen auf und zog seine Folgerungen, wonach seit Jahrtausenden diese Untertassen um uns herum sind. Von da ist es kein weiter Sprung zu den Fliegenden Untertassen- oder UFO-Spezialisten heutiger Zeit, hin zu ihren zahlreichen photographischen
Aufnahmen von Fliegenden Untertassen, die auch Frau Zinsstag sammelte. Das beste Material kam damals von dem "UFO-Fachmann George Adamski, einem Liebhaber-Astronom" und leidenschaftlicher Verfechter der Untertassen-Theorie, der selbst Untertassen sah und ablichtete: "Die Photos wurden von Fachleuten als echt bezeichnet, eine Trickaufnahme oder Photomontage gilt als ausgeschlossen." (Dies der Begleittext unter dem abgebildeten Konterfei von George Adamski, natürlich wurde auch das Scoutship abgedruckt.) Schnell erählt man hier die Geschichte von George bis zum damals aktuellen Zeitpunkt, da sei ne Story "vor allem in den Vereinigten Staaten beträchtliches Aufsehen erregte". George scheute "keinerlei Nachprüfungen. Er sandte das Negativ an das amerikanische Kriegsministerium und fragte an, ob er vielleicht unwissentlich ein geheimes Projekt photographiert habe. Er erhielt keine Antwort. mehr als 20 verschiedene andere Fachstellen untersuchten die Aufnahme, um festzustellen, inwiefern es sich um eine Fälschung handeln könne. Auch der Trickphotograph der berühmten Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer befasste sich mit der Aufnahme und meinte abschließend, man sollte Adamski, falls es sich tatsächlich um eine Fälschung handle, an seine Stelle setzen. Ein solches Meisterwerk könne durch keine Trickaufnahme geschaffen sein. Er selbst hielt die Aufnahme für echt und unverfälscht" - Herz, was willst Du mehr an selbsterzeugter Legendenbildung? Dr. J. Allen Hynek spielte als UFO-Forscher und astronomischer Berater des UFO-Projektes auf Wright-Patterson AFB beim ATIC zunächst keine Geige, auch wenn er Adamski inzwischen kennen gelernt hatte und ihn (so Omni vom Februar 1985) "einen der größten Schwindler aller Zeiten" nannte, der selbst noch seinem Ableben Tausende Gläubige in aller Welt an sich band. Einmal sprach Hynek mit Adamski und stellte ihm technische Fragen nach der Brennweite dessen Teleskop und er wollte von ihm gerne mal die Kamera gezeigt bekommen, durch die er seine berühmten Bilder machte, welche Hynek schlichtweg (als Astronom) für unmöglich hielt. Natürlich redete Adamski dummes Zeug und wollte so wenig wie möglich zur technischen Seite preisgeben. Hynek: "Seine Argumente waren völlig ohne Logik und sein Verständnis für Astronomie und Physik bei Null, wenn dies ihm seine außerirdischen Brüder vermittelt haben sollen, dann..."
 
Und weitere "dokumentarische Aufnahmen" finden sich im Zinsstag-Archiv, darunter die UFO-Dokumentarfotos, "die besten UFO-Bilder der Welt", des italienischen Ingenieur Monguzzi. Im Sommer 1950 befand er sich mit seiner Frau auf einer Tour im Bernuna-Massiv. Plötzlich, so berichtete er, sah er auf einem Gletscher ein kreisrundes, flaches Gebilde und in unmittelbarer Nähe davon gestalten. Monguzzi, der sich vorher nie für UFOs interessiert hatte, riss die umgehängte Kamera hoch und schoss seine Aufnahme. Auf dreien der Bilder erkennt man einen Mann mit einer Antenne auf dem Kopf, er umschreitet offenbar die Flugmaschine. "Auch hierbei kann es sich nachweislich weder um eine Fälschung noch um Montagen handeln", schrieb das Blatt und druckte gleich Eingangs ein Bild der Serie zur Einstimmung ab. (Bitter für die Zeitung und ihrer Reputation in Sachen Recherchen ist nur der Umstand, dass der Fotograf Monguzzi inzwischen schon seit ein paar Jahren den Schwindel seiner Fotoreihe eingestanden hatte! Bereits hier zeigte sich, dass das blinde Vertrauen auf Aussagen von UFO-Experten nurmehr in die Irre führen kann.) Frau Zinsstag erklärte darüber hinaus, dass die UFOs magnetische Strömungen über dem Erdball bevorzugen, die für sie "eine Art Autobahn sind, eine derartige Strömung gibt es über Mitteleuropa nicht, dagegen liegt eine deutlich über der italienischen Halbinsel, und zwar in der Längsrichtung. Über der Schweiz biegt sie ab nach Frankreich und England. Tatsächlich sind es auch Italien, Frankreich und England, die die meisten kontinentalen Sichtungen von UFOs zu verzeichnen haben. In der Nähe des Mount Palomar dagegen, dort, wo auch Adamski wohnt, gibt es eine Kreuzung der magnetischen Strömungen, sodass es erklärlich ist, warum ausgerechnet dort so viele UFOs auftauchen" und wir Mitteleuropäer nur an den Berichten darüber erfreuen dürfen, aber selbst die Untertassen nicht am Himmel dahingleiten sehen könnten. Und was setzten die Reporter dagegen? A.) "Man sollte an die Unermesslichkeit des Weltalls denken." B.) Shakespeare mit: "Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als eure Schulweisheit sich träumen lässt." C.) Landesbischof Hans Lilje, der im Evangelischen Sonntagsblatt von der Möglichkeit schrieb, "dass eines Tages von anderen Planeten her Menschen von höherer Intelligenz uns Erdenmenschen gegenübertreten könnten". Amen, und Gute Nacht, investigativer Journalismus.

 Am 13. September 1958 gab es im Südwestfunk II ein Rundgespräch zwischen Sendeleiter Hans Röll, Dr. George Hunt Williamson und Karl L. Veit in der Sendung "Was halten Sie davon?" Der damals 32jährige, mittelgroße und mit sympathischem Wesen vorgestellte Williamson war gerade auf Vortragstournee in Europa und hatte auch in Wiesbaden bei Fam. Veit Halt gemacht, um das neueste über sich und seinem Freund George Adamski zu berichten. Hierbei wurde freilich die "Seriosität" der DUIST, der DUIST-Führung und ihrer Mitglieder, aber auch insbesondere des Kontaktlertums hervorgehoben. Als Folge davon gab es eine konzertierte Aktion, in welcher in den UN Nr. 26, Oktober 1958, die Leser aufgerufen wurden "Dankschreiben an den Rundfunk nebst Aufforderung zu öfteren UFO-Sendungen" zu richten.
 
Das Phänomen der "Fliegenden Untertassen" griff sich am 17. Oktober 1958 Die Tat: "Wahrheit und Dichtung über die Fliegenden Untertassen/Lichtbildervortrag von Dr. med. Walter Bühler, Rio de Janeiro." - Mit dieser Ankündigung hatte am vergangenen Samstag der Zürcher Studienzirkel für Interplanetarische Flugobjekte (IFO) Mitglieder und Interessenten in das Volkshaus am Helvetiaplatz zu einem öffentlichen Vortragsabend mit anschließender Diskussion eingeladen. Die Organisatoren hatten wohl kaum mit einer so großen Beteiligung gerechnet, denn schon kurz nach 19 h war der Saal voll besetzt, und so mussten sich die später Anrückenden auf dem Podium und im Mittelgang etablieren oder Stehplätze einnehmen. Dieser große Zustrom breiter Volksmassen neben vereinzelten Intellektuellen, Wissenschaftlern und Militärs ist wohl in mehrfacher Hinsicht symptomatisch, wie das im Verlaufe des interessanten und weit ausgreifenden Vortrages, vor allem in der nachfolgenden Diskussion immer deutlicher fühlbar, in einzelnen bekenntnishaften Voten sogar auch deutlich hörbar wurde. Gewiss wird ein Thema von solcher Aktualität immer eine Schar Neugieriger anlocken, um ihren bloßen Sensationshunger zu befriedigen. Oder ist es die im heutigen nüchternen Alltag verdrängte romantisch-jugendliche Abenteuerlust, die hier mächtigen Auftrieb und reichlich Nahrung findet? Daneben scheint aber auch eine zahlreiche Gruppe vertreten zu sein, die wohl weniger nüchterne Belehrung und sachliche Aufklärung über diese rätselhaften Weltraumschiffe sucht, sondern nach Offenbarung dürstet. Und siehe da! Auch diese sollten trotz der erfolgten Ankündigung, dass den Hörern nur streng geprüfte und beglaubigte photographische Beweise und objektive Tatsachenberichte vorgelegt würden, nicht zu kurz kommen. Diesen Suchenden kam der Präsident der IFO, Paul Häusle, in seiner Begrüßungsansprache weit entgegen, als er versicherte, die bisher gelandeten Weltraummenschen hätten für unsere arme und gequälte Menschheit eine hohe Friedensmission zu erfüllen und wir stünden deshalb in einer noch nie dagewesenen geschichtlichen Zeitenwende.

Dem Wunschdenken dieser Gruppe, und sie muss ernst genommen werden, entspricht wohl die erschütternde psychologische Erkenntnis, dass dem heutigen materialistischen, vernunftgläubigen und von einer hochentwickelten Technik beherrschten, aber seelisch verarmten Zivilisationsmenschen der Zugang zu Fausts Müttern, nämlich zu jenem Urgrund des Seins, wo im dunklen Spiegel die Schicksalsbilder schlummern und heilende Kräfte wirken, verschüttet ist. Daraus resultiert seine Lebensangst, die sich im entnervenden west-östlichen Spannungsfeld erstarrter ideologischer Fronten und ständiger Kriegsdrohung noch steigert. In dieser Zerrissenheit und Bedrängnis blickt er hoffend und gläubig-vertrauend zu jenen Sternen auf, von wo ihm Botschaft und Hilfe verheißen wird. So war denn dem Hauptreferenten, Dr. med. Bühler, die nicht leichte Aufgabe überbunden, vielerlei Ansprüchen und Erwartungen in einer hochgespannten Atmosphäre gerecht zu werden. Er entledigte sich seiner delikaten Aufgabe trotz gewisser sprachlicher Ausdrucksschwierigkeiten mit betont sachlichem Ernst. Dr. Bühler ist Chefchirurg an einer Klinik in Rio, und die "UFOlogie" ist sein Hobby. Vor einigen Monaten beteiligte er sich in Rio an der Gründung einer Forschungsgruppe, bereiste darauf Europa, wo er Vorträge in Deutschland (Göttingen und München) und nun auch in der Schweiz gehalten hat. Sein klar gegliederter Vortrag befasste sich mit drei Gruppen von Zeugen, Beobachtern und Mitarbeitern, nämlich Sichtungszeugen, ferner Kontaktzeugen und zuletzt mit einer esoterischen Gruppe zur Auswertung und Propagierung aller Forschungsresultate. Diese Gruppe führt auch geheime Kongresse durch, wie den vom 1. bis 3. Mai 1958 stattgefundenen in Sao Paulo (Brasilien). Der größte Teil seiner Ausführungen, begleitet von zahlreichen Projektionen, die aber infolge der undeutlich projizierten Diapositive zum Teil recht unklar und verschwommen wirkten, war der erste Gruppe gewidmet, den Sichtungszeugen. Brasilien scheint in jüngster Zeit ganz besonders für Überfliegungen und auch Landungen der "Raumfreunde" bevorzugt zu sein, so dass man nebst vielen bereits schon auch in der Weltpresse publizierten und bekannten Erscheinungen von Fliegenden Untertassen und größeren Raum- oder Mutterschiffen (auf der Projektionswand hell leuchtend und zigarrenförmig in einer geschätzten Länge bis zu zirka 800 m) zahlreiche neue Dokumentationen aus dem Jahre 1958 zur Kenntnis nahm.
 
So berichtete u.a. Dino Kraspeden, dass in Praia im Staate Sao Paulo zwei Soldaten von der Hitzewelle, die eine tief fliegende Untertasse ausstrahlte, erfasst und ohnmächtig wurden, worauf sie nach Rio in Spitalpflege übergeben werden mussten. Eine andere Untertasse wurde in der Nähe der Stadt Tupancireta im Südstaate Rio Grande do Sul von einem Zugführer gesichtet. Er ließ den Zug für einige Minuten anhalten, damit die Fahrgäste das ebenfalls sehr tief fliegende fremde Objekt besichtigen konnten, das dann übereinstimmend mit anderen Beobachtern total 11 Stunden und 43 Minuten die Gegend umkreiste. Die Schweiz scheint von Raummenschen nicht besonders bevorzugt zu sein. Nur ein einziges Mal landete angeblich im Jahre 1954 auf dem Scherschen-Gletscher im Berninamassiv, wie der italienische Ex-Konsul Perego in seinem Buche berichtete, eine Fliegende Untertasse. Sie wurde von dem Eheepaar Giampiero-Monguzzi gesichtet und aus hundert Meterns Distanz photographiert [dass dieser berühmte Fotofall aber bereits zu jenem Zeitpunkt als Schwindel zugestanden worden war, davon berichtete Bühler nichts]. In technischer Hinsicht wusste Dr. Bühler freilich nur die schon bekannten Thesen zu wiederholen, nämlich dass die beobachteten Raumschiffe durch Umpolung die Schwerkraft aufheben können und auf elektromagnetischen Kraftfeldern oder Strömungen mit Geschwindigkeiten, die nahe an die Lichtgeschwindigkeit heranreichen, durchs Weltall reisen. Der Referent wollte mit der Zitierung von Augenzeugen und mit Bildmaterial aus verschiedenen Kontinenten glaubhaft belegen, dass solche Flugobjekte existieren und eine nicht mehr wegzuleugnende Realität darstellen, auch wenn viele amerikanische Amtsstellen, die zum Teil auch an der Erforschung mitmachen, sich in diskretes Schweigen hüllen. Die Herkunft dieser fliegenden Objekte ist freilich umstritten, wenn es auch bereits zahlreiche Kontaktzeugen geben soll, d. h. solche, die mit gelandeten Raumfreunden in direkte Berührung, ja sogar ins Gespräch gekommen sein wollen. Der Hauptzeuge dieser zweiten Gruppe, George Adamski aus Kalifornien, versteigt sich in seinem erst kürzlich veröffentlichten Buch "Im Innern der Raumschiffe" (in denen er selber als Gast Flüge in eine Entfernung von 80.000 km über dem Erdboden mitgemacht haben will) zu phantastischen und objektiv schwer überprüfbaren Behauptungen, die zu glauben oder zu ignorieren auch nach diesem Vortrag dem gesunden Urteil jedes Einzelnen überlassen werden müssen. Hier verließ der Referent zeitweise selber den Boden sachlicher Objektivität, und man vermisste leider eine klare Stellungsnahme und kritische Distanzierung zu astrophysikalischen Propheten und Mystikern.

Immerhin muss auch hier eingeräumt werden, dass ein hervorragender Naturwissenschaftler und Gelehrte mit Weltruf wie C. F. v. Weizäcker in seinen berühmten Göttinger Vorlesungen im Jahr 1946 wörtlich ausführte:
"Man darf annehmen, dass Planeten eine häufige Erscheinung im Kosmos sind, und die Frage, die sich uns aufdrängt, ob es irgendwo im Kosmos noch lebende Wesen gebe, kann jedenfalls nicht negativ entscheiden werden." Von der dritten Gruppe könnte man sehr viel positives zur Klärung der interplanetarischen Raumschifahrt erwarten, insofern ihr Wunschdenken sie nicht zu Autosuggestionen wie Adamski und andere verführt und sie sich von gewissen Fanatikern und Schwärmern zu irrealen, kaum mehr überprüfbaren Aussagen verleiten lassen. Statt sich in esoterischen Zirkeln abzuschließen, sollten sie im Verein mit führenden Wissenschaftlern aus allen Kulturstaaten sich zu vermehrter Publizität und engster Zusammenarbeit unter größter Kontrolle der Öffentlichkeit bereitfinden.
Für den gebildeten Laien war es deshalb schwer, den reichlich spekulativen Ausführungen des Referenten am Schluss seines Vortrages zu folgen, weil vorläufig noch ein gewaltiger Widerspruch zu den astrophysikalischen Forschungsergebnissen vorliegt, der hoffentlich in naher Zukunft seine Klärung finden wird [was es nicht tat, sondern das Problem nur weiter in den Kosmos hinaus verlagert wurde, um damit den Händen und der Kritik der Astrophysik einmal mehr zu entwischen]. Bedarf die so oft mit Utopien genasführte Menschheit zur Lösung ihrer eigenen Probleme noch Konflikte der Hilfe solcher weit entfernten Sternbewohner? Oder wird sie rechtzeitig zur realen Einsicht gelangen, nach dem berühmten Wort des großen Dichters und Europäers Andre Gide, und darin scheint dem Berichterstatter ein wichtiges Ethos zu liegen, dass es am Menschen hänge, dem Bankrott der Menschheit Einhalt zu tun?

 Am 10. Oktober 1958 wurde Flensburg in der dortigen Höheren Mädchenschule mit dem Untertassen-Vortrag von Karl Veit beehrt, Frau Studienrat L. Kalweit organisierte und bot die Bildung einer regionalen Zweigstelle an. Kapitänleutnant Petersen sah Fliegende Scheibe, wusste am 15. Oktober 1958 der Flensburger Avis ab: Der Leiter der UFO-Organisation in Dänemark, der alle unidentifizierten Himmelskörper untersucht und der Berichte darüber schreibt, der vielbesprochene Kapitänleutnant Petersen in der dänischen Luftwaffe, hat nun endlich selbst ein Raumschiff gesehen. Es war ein Lehrer aus der Gegend, der ihn auf den Fliegenden Teller aufmerksam machte. Herr Petersen wartete danach noch eine Stunde; dann tauchte die Fliegende Scheibe wieder auf und stand stille über seinem Heim in Skrydstrup. Diese Fliegende Scheibe wurde auch von der Frau des Lehrers gesehen.
 
 Am 18. und 19. Oktober 1958 gab es in Kassel einen Lichtbildervortrag im Landesmuseum durch Karl Veit. Die Gäste waren "buchstäblich atemlos" und verließen "nachdenklich den Vortragssaal". Auch hier wurden anschließend die UFO-Nachrichten sowie die Ventla-Bücher verkauft, mit dem löblichen Ziel "das Gehörte weiter zu vertiefen". 

 Schifferstadt wurde am 19. November 1958 von der UFO-Lichtbildervortragsreise des Herrn Veit erfasst, die "lang erwartete" Veranstaltung "war für Schifferstadt ein Ereignis", weil Bürgermeister Teutsch die Veranstaltung im Volksbildungswerk eröffnete! Das Interesse in dieser Kleinstadt "war erstaunlich" und erforderte eine Erweiterung des Angebots durch den Vortragenden, der am Abend darauf  gleich nochmals seine "Aufklärungsaktion" an Ort wiederholte. Die Veranstaltung ging auf eine Initiative von Redakteur Wilbertz, dem Herausgeber des Schifferstädter Tagblattes und bis spät in den 80er Jahre hinein DUIST-ideologischer Aktivist, zurück. Dieser war bis dahin durch seinen "anerkennenswerten Mut" in seiner Zeitung aufgefallen, große ufologische Aufklärungsartikel über die "unleugbaren Tatsachen der Fliegenden Untertassen" zu drucken. Als Folge der Vortragsveranstaltung übernahm er auch gleich die neugegründete regionale Zweigstelle der DUIST.
  
 Bald darauf wurde auch Göttingen, am 27. und 28. November 1958, beglückt, wo "in der weltberühmten Universität" ein Dozent, Prof. Lyra, die Organisation übernommen hatte, der bereits unter den Studenten seit Anfang des Jahres dafür warb. Auch diese Doppel-Veranstaltungen waren überfüllt. Redner Veit wurde "mit wohlwollendem Trampeln seitens der Studenten begrüßt", kein Wunder also, wenn "mit erstaunlicher Aufmerksamkeit und Ruhe die kritische Hörerschaft den nüchternen, wissenschaftlich fundierten Erläuterungen des Vortragenden folgte".
Heftiger Applaus und Trampeln beendeten die Veranstaltungen. Lyra sprach sogar voller Dankbarkeit von einem "missionarischen Dienst", den Veit in der "Hochburg der Naturwissenschaften" ableistete. Gleich nach der Veranstaltung wurde am 15. Dezember 1958 die Göttinger UFO-Abteilung der DUIST von Prof. Lyra ins Leben gerufen, der spontan 30 Mitglieder beitraten.

 Am 2. und 3. Dezember 1958 stand die Aula des Düsseldorfer Görresgymnasium auf dem Aufklärungs-Programm, wo "ein sehr aufmerksam lauschendes Publikum" anwesend war, nachdem Dr. med. Fröse die Organisation übernommen hatte. In "allseitiger Harmonie" verklagen die Abende und Doc Fröse rief die Gründung einer Regionalabteilung der DUIST aus. 

 Am 5. Dezember 1958 fand sich Veit in Osnabrück ein, um seine "tiefgründigen Ausführungen in einer vollständig sachlichen Atmosphäre" dem umnebelten Publikum kundzutun, welches natürlich die "Begegnungen mit interplanetarischen Wesen als wahrheitsgetreue Begebenheiten empfunden" hatten. Organisation: Fr. O. Frank und Dr.-Ing. Erwin Krone, die dann auch die Ortsgruppe der DUIST ausriefen. Sämtliche drei Osnabrücker Tageszeitungen brachten Artikel über den Vortrag und zwei Professoren der Pädagogischen Hochschule sprachen Veit zwecks einer Wiederholung des Vortrags an.
Insbesondere das Osnabrücker Tageblatt wurde wegen seiner dreiviertelseitigen Berichterstattung am 8. Dezember 1958 in den UN Nr. 29, Januar 1959, extra gelob, da man dort einen ausgezeichneten Bericht zur Würdigung der Veranstaltung druckte.
 
 Da Weihnachten 1958 kurz vor der Tür stand und die Veranstaltungsserie so erfolgreich war, wurden alle UFO-Studiengruppen der DUIST sowie die Bibliothek des Deutschen Museums (München), die Nassauische Landesbibliothek (Wiesbaden), die Deutsche Bibliothek (Frankfurt) und die Deutsche Bücherei (Leipzig) mit einem kostenlosen Satz folgender Fachliteratur ausgestattet: UN Nr. 1 - 28, die beiden Adamski-Werke "Der Venusier und George Adamski" und "Im Innern der Raumschiffe", Fry's "Erlebnis von White Sands", Ashtar's "In kommenden Tagen" sowie SETA's "Todeswolken über uns". Begründung: "Damit auch minderbemittelten Interessenten das Studium und die Kenntnisnahme der wunderbaren Dinge ermöglicht wird."

Fortsetzung folgt...