. Zurück C E N A P

13.10.2007


    
Deutsche TV-UFO-Historie: "UFOs: Und es gibt sie doch!"

Teil IV: 1994 - MUFON-CES geht ins Fernsehen, Millionen schauen zu - Jubelrufe der UFOlogie

Die ufologische Fangemeinde jubelte also. Für M2000-Chefredakteur Michael Hesemann war die Sendung der "wahrhafte Durchbruch in Sachen UFOs"*. Und er gratulierte von Ludwiger aus der Ferne, weil dieser mit seiner Teilnahme an der Sendung der "Sache einen guten Dienst erwiesen" habe, da er es schaffte, daß die Sendung "echte UFO-Beweise präsentierte". Natürlich hatte er ein besonderes Interesse, weil er gerade mit einer Vortrags-Veranstaltung durch Germany tourte, um die Gläubigen auf sein Buch "Geheimsache UFO" einzuschwören, damit gab die ARD seiner Sache den notwendigen Schub und führte indirekt zu vollen Veranstaltungshallen für den Auftritt des "größten UFO-Experten" Deutschlands. Es gab nur eine "Unschönheit", Klein knackte eine von Hesemann promotete UFO-Fotserie aus Puerto Rico, die zeigen soll wie ein F-14 Tomcat Abfangjäger der US-Luftwaffe eine Fliegende Untertasse am 9.Mai 1988 verfolgt (die berühmte Amaury Rivera-Fotoserie). Ein spektakuläres Bild hiervon zierte gerade a) Hesemann´s Buchcover von "Geheimsache UFO" [bis zu jenem Zeitpunkt 25.000 Exemplare verkauft], b) sein Vortragsplakat einer gerade während des Sendezeitraums laufenden bundesweiten Vortragsaktivität und c) sein internationaler Videofilm "UFOs: Die Beweise". Die Zugnummer war also zu Asche geworden, Hesemann wurde darüber richtig böse. Noch in Magazin 2000 Nr.97 (Januar 1994) hatte davon gesprochen, "eine gründliche Untersuchung der interessantesten Fälle für 1994...gemeinsam mit den Kollegen von der UFO-Forschungsgruppe MUFON-CES" in Sachen Entführungsberichte vornehmen zu wollen. Und schon im Magazin 2000 Nr.103 (März 1995) geht es deswegen rund und "der große Dienst an der Sache" schrumpfte schnell, weil Hesemann wegen der Promotion zu den Rivera-Fotos Feuer gemacht bekam, jetzt hieß es nurmehr selbst das Gesicht zu wahren. Die "lieben Kollegen" arbeiteten jetzt ganz plötzlich "unwissenschaftlich" und er greift persönlich Klein an, weil er seine Analysen "von seinem Zimmer in der Wohnung seiner Eltern" erstelle und MUFON-CES habe nichts weiter als "Amateurstatus" und die Hauptargumente von MUFON-CES sind plötzlich "witzig". Er hat es von "Spielereien von Kindern" und "pseudowissenschaftlichen Thesen" seines ehemals lieben Kollegen von Ludwiger, den er nun einen "selbsternannten Spezialisten" schimpfte. Ja, die NDR-Sendung ist plötzlich für Hesemann "hochstaplerisch"! Im Heft vom Mai 1995 läßt Hesemann seinen merkwürdigen US-Freund Jim Dilettoso (der ist wieder eine Type mit eigener Geschichte) erklären, daß die Klein´schen Analysen "kindisch und unwissenschaftlich" und die Gutachten von Klein für MUFON-CES "in den wichtigsten Punkten widerlegt" sind. Ja, sie "widersprechen allen Gesetzen der Logik" wenn es dem eigenen Ruhm schadet.

*= Als dann anläßlich der ein Jahr später in Düsseldorf laufenden von Hesemann veranstalteten "UFO-Konferenz" diverse TV-Sender mit ihren Sendungen wie Stern TV, Spiegel TV, Die Redaktion, Hautnah oder Extra sich der UFOlogie und ihren Behauptungen annahmen und hierbei öfters mal WW gefragt wurde, um eine Stellungsnahme zu ein paar UFO-"Beweisen" abzugeben, brach natürlich die Welt für Hesemann und Gefolgschaft zusammen. Plötzlich, als die Wahrheit über die vorgeblichen UFO-Fälle bekannt wurde, nannte der UFOlogie- und Mystik-Promoter dies alles in einem Aufschrei "So lügen und manipulieren deutsche Medien, wenn es darum geht, UFO-Forscher [damit meint er sich] zu diskreditieren!" (Magazin 2000 Nr.108, Januar 1996) Es ist schon eine seltsame Logik, die sich da die UFO-Freunde des Phantastischen angeeignet haben. Plötzlich sei eine "regelrechte Hexenjagd auf die UFO-Forscher" entbrannt, weil das Medienecho genauso plötzlich sich auf Grund unserer Aktivitäten ein Jahr zuvor umschlug und einmal mehr der Gesichtsverlust ganz bestimmter UFO-Promoter anstand. Und plötzlich war WW natürlich kein UFO-Forscher mehr, "sondern ein Ideologe", weil für ihn "das Handwerkszeug und die Objektivität fehlt". In einem kollektiven, gruppendynamischen Effekt stellten sich in den entsprechend später abgedruckten Leserbriefen die Mehrheit der UFO-Gemeinde auf die Seite ihres ´Gurus´.

Rohde´s Show heizte also den deutschen UFO-Boom nur an während parallel auf dem Mystery-Channel Pro7 die Akte X zum Kult-Fernsehspiel mit außerirdischen Elementen und Verschwörungs-Paranoia auf fiktiver Ebene (wenn auch im gefährlichen pseudodokumentarischen Stil) wurde, während bei der ARD "echte Beweise" präsentiert worden seien. Nach unserer Ansicht kamen hier zwei entscheidende, massenwirksame, aber gefährliche Facetten gleichsam ins Spiel, um den UFO-Boom voranzutreiben. Die ´heimlichen Gewinner´ waren dabei zweifellos die ´Goldnasen´ der schreibenden UFOlogie-Zunft und UFOlogen, Esoteriker und Sektierer hatten ihre Zeit, sobald sie irgendwie das Fliegende Untertassen-Thema für sich einvernommen hatten. Hier kam eine geradezu förderliche Mischung für die Ausbreitung des UFO-Aberglaubens zustande, die wohl auch ungewollt der amerikanischen Serie einen gewaltigen Schub gab. Eigentlich müßte die NDR-Redaktion aus München eine Kiste besten Sekt zum Dank geschickt bekommen haben...

Die Familien-Zeitschrift ´Neue Welt´ begann in der Ausgabe vom 2.November 1994 ebenfalls das Entführungs-Phänomen aufzugreifen und in der Serie "Augenzeugen berichten: Von UFOs entführt" auszuschlachten. In Folge 1 berichtete Conny Paraschoudis (39) aus Berlin: "Ein Wesen mit riesigen Augen stand vor meinem Bett". Seit ihrer Kindheit hatte Conny Paraschoudis "traumähnliche Visionen von unheimlichen Begegnungen". Auch der Fall des im Frühjahr 1991 14jährigen Michael Kellermann aus einem Dorf in Niedersachsen wird dargestellt, der "kleine Gestalten in Kutten oder Umhängen mit Kapuzen" am Ende seines Betts spät nachts auftauchen sah. Eines der Wesen hatte einen leuchtenden Stab in der Hand, der dem Buben an die Stirn gehalten wurde. Vor Schreck machte der Junge sofort das Licht an, aber damit verschwanden auch die Besucher....

Am 4.November 1994 nutzte sogar die ´Deutsche National-Zeitung´ das Potential des UFO-Wahns für sich: Sind die UFOs von Hitler? Zur aktuellen Diskussion um mysteriöse Flugobjekte. Damit war Hitler´s Geheimwaffe auch ins Spiel gekommen und das braune Blatt druckte in seinen Bericht noch eine Werbekasten mit diesem Inhalt ein: "Den Weg zur Wahrheit weisen: Möglichst viele Exemplare dieser Zeitung an Mitbürger verteilen!" Wie man sieht, nutzte die durch den unkritischen ARD-UFO-Beitrag anfachte Debatte wirklich jede Fraktion des ´UFO-Parlaments´ für sich aus und schöpfte aus den Vollen.

"Sirius wäre ein Kandidat" nannte Thomas Hanitzsch von der ´Leipziger Volkszeitung´ vom 12.November 1994 seinen Feature-Artikel zur Deutschland-Tournee "Geheimsache UFO" von Buchautor Michael Hesemann, dessen Publikum die Frage bewegt "Haben wir Besuch aus dem All?". Hesemann war also unterwegs und Tausende folgten ihm in dieser heißen Zeit für die außerirdischen Aliens, weil sich "heute die UFO-Botschafter im Erfolg sonnen. Fliegende Untertassen finden in Presse, Funk und Fernsehen Beachtung, Hesemann wird demnächst vor der UNO sprechen... Das UFO ist ein verkaufsschlager ersten Grades." Hanitzsch weiter: "Sie waren gekommen, um UFOs zu sehen. Hesemann tat ihnen den Gefallen... Er präsentierte seinem Publikum auch angeblich echte Geheimdokumente... Das Publikum begann sich zu langweilen, wollte man doch UFOs sehen, und keine projizierten Geheimpapiere. In Dresden kam es so zu einem Zwischenfall. Ein angetrunkener Zuschauer war mit Hesemann´s Vortrag nicht zufrieden und störte die Veranstaltung immer wieder durch laute Rufe. Die Situation eskalierte in einem mittleren Tumult und der Zuschauer wurde schließlich entfernt. Hesemann erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruches und drängte darauf, die Identität des Störers festzustellen, weil dies kein gewöhnlicher Störer war, sondern natürlich von "einem Geheimdienst eingeschleust wurde, damit Sie die Wahrheit über UFOs nicht erfahren!". Dies war der Augenblick, als Hesemann sein Dresdner Publikum verlor..."Hesemann konnte sein Publikum nicht zufriedenstellen. Weil er es versäumt hat, den wesentlichsten UFO-Irrtum aufzuklären: Die praktische Gleichsetzung von ´UFO´ und ´außerirdisches Raumschiff´. UFO steht schlicht für ´Unbekanntes Flugobjekt´ - und nicht etwa für ´Untertasse fliegt oben´."

Das Schicksal kann schon zynisch sein. Michaela Hass von der ´Süddeutschen Zeitung´ berichtete in einem Feature-Artikel am 15.November 1994 von der "Hochkonjunktur der Sekten - Die Illusionsfabrik der Lichtsucher" über die Sekte "Fiat Lux", über das "Sprachrohr Gottes" Uriella (Erika Bertschinger-Eicke), die predigt, daß die wahren Gläubigen durch "ferngesteuerte kugelförmige UFOs" gerettet werden, sobald die Apokalypse des Weltuntergangs ("auf jeden Fall vor dem Jahr 2000") eintritt. Wer die Sekte kritisiert hält zum "Teufelswerk", der Verschwörung des Bösen unter dem Geheimdienst der "Illuminati". Parallel einher berichteten die Agenturen über ein Sektendrama der "Sonnentempler" in Kanada und der Schweiz, wo sich 53 Menschen das Leben nahmen, um zur "Reise zum Planeten Sirius" anzutreten. Sektenbeauftragte der Kirchen und private Sektenberatungsstellen zuckten in Folge der ARD-Sendung zusammen und bekamen verdeutlicht, welch weltweites Problem die Untertassen-Irrlehre darstellt.

Und natürlich auch die jellow press feuerte in die Haarstudios schwere Granaten ab: ´Die Neue Welt´, ´Heim und Welt´ sowie ´Die Zwei´ brachten ob des populären Themas ganze Serien ins Blatt. Die Inhalte waren genauso wie in der ARD-UFO-Reportage "zehenaufrollend". In ´Die Zwei´ Nr.50/1994 berichten Leser von ihren "unheimlichen Erlebnissen" der dritten Art. Doch welche sind dies? Hannelore Kähler aus Köln hatte im August 1994 etwas gesehen, was "die Grenzen des bisher Gesehenen sprengt". Ihr Bericht: "Wie von Geisterhand zog sich eine helle, mehrfach aufblitzende Form am Himmel entlang. Das Licht drehte sich kreisförmig, blitzte mal hier, mal dort. Nach zehn Minuten entschwand das UFO vom Abendhimmel." Ähnliches weiß auch Rolf Stoy aus Düsseldorf zu berichten, der einmal gegen 18 h auf der A46 zwischen Düsseldorf und Wuppertal fuhr und etwas sah, was er bis heute nicht begreifen kann: "Da waren plötzlich Lichter neben der Autobahn, die Erscheinung verfolgte fast vier Kilometer das Fahrzeug." Passend dazu hebt der Zeuge auf einem Bild eine Schablone hoch, die einen durchaus bekannten Skytracker-Lichtkranz zeigt. Weitere UFO-Darstellungen beinhalten nichts mehr. Selbst das Nackedei-Herren-Magazin ´Penthouse´ nahm sich in Nr.2/1995 als Folge des ungeheuren Interesses in einem UFO-Report-Thema diesem mit dem Beitrag "Ex-Militärs: Die NATO versteckt Aliens" an.

Trittbrettfahrer legen "UFO-Akademiker" herein

1967 war soetwas wie ein "Jahr der Fliegenden Untertassen", wer sich jemals die Mühe machen sollte, die Zeitungsarchive der USA nach Meldungen zu durchsuchen, "wird überwältigt sein von der Menge der Berichte und der Vielfalt der Sichtungen. Selbst das jüngste Hula Hoop-Spiel wurde von einem neuen Fieber abgelöst: UFO-Watching. Der Ausbruch von Sichtungen und die damit verbundene Aufregung im Land machte Schuljungen zu verschlagenen Geschäftsleuten, wenn es darum geht Polaroid-Fotos mit irgendetwas darauf zu verkaufen, man machte sich daraus geradezu einen Spaß immer tollere Fotos zum knipsen. Und jeder Hinterwälder bekam die Chance zur TV-Berühmtheit aufzusteigen, wenn er eine erste Hand-Darstellung seines Flugs zum Jupiter anzubieten hatte". Flying Saucers/UFO Reports, Nr.3/1967, Dell Publishing

Der große MUFON-CES-Fehrenbach-Flop:

Als Folge der ARD-Sendung, meldeten diverse ostdeutsche Zeitungen, daß da zwei Schüler über Fehrenbach (Kreis Hilburghausen in Thüringen) eine Fliegende Untertasse gesehen und mit Polaroid fotografiert hatten. Besuch aus fremden Galaxien? Zwei Schüler sichteten UFOs am Morgenhimmel über Fehrenbach titelte das Freie Wort am 2.November 1994 mit der Unterschlagzeile "Sind wir nun zu gutgläubig oder gibt es das wirklich?" Doch die Zeitung fragte sich nun auch: "Was fangen wir nun an mit dieser abenteuerlichen Schilderung? War es wirklich ein UFO? Am Abend zuvor lief in der ARD um 20:15 h eine Fernsehsendung über die unbekannten Flugobjekte. Dort wurden sie genau beschrieben. Und tatsächlich, das UFO auf den Polaroids hat eine Form, die geradezu typisch scheint für die Flugkörper, deren Herkunft sich niemand erklären kann."

"UFOs über Thüringen!?" war die Schlagzeile z.B. des ´Mitteldeutschen Express´ vom 3.November 1994. Mittels Polaroid-Kamera hatten also Karsten Traut und Sascha Wudy eine Fliegende Untertasse am 25.Oktober aufgespürt, sieben Mal fotografiert. Ursprünglich hatten sie die Story der lokalen Zeitung Freies Wort mitgeteilt. Als Folge davon seien ein paar Leute aus München aufgetaucht "und haben alle sieben Bilder mitgenommen. Sie wollen sie untersuchen". In der Gazette ´Die Zwei´ (Nr.2/1995) hieß es dann "UFO! Ja, wir haben die Außerirdischen gesehen!" Das ´Freie Wort´ vom 10.Dezember 1994 schrieb "Morgens um sieben: UFO über Fehrenbach - Schüler fotografierten UFO - Deutschlands bester Spezialist prüfte Bilder". Am 25.Oktober hatten also die beiden Schuljungen ihre Fliegende Untertassen über dem Dorf fotografiert, sie schätzten es auf immerhin sieben bis acht Meter im Durchmesser ein. Leider wollte ihnen so recht kaum jemand glauben, weil sonst niemand das Objekt gesehen hatte und viele dachten, daß die Buben "getrickst" haben, insbesondere deswegen weil am Abend vorher die ARD-UFO-Show im Fernsehen gelaufen war. Dort wurde MUFON-CES als eine Gruppe "seriöser Spezialisten, als die besten, die es in Deutschland gibt" vorgestellt, "das wurde in der Fernsehsendung herausgestrichen". Experte Rolf-Dieter Klein aus München kommt "praktisch jeder Fälschung auf die Spur" bzw wird er als "der Mann, bei dem kein gefälschtes UFO-Foto eine Chance hat" vorgestellt. Das Labor des Mannes sei "das Herzstück der seriösen deutschen UFO-Forschung - hier schlägt die Stunde der Wahrheit für UFO-Zeugen und ihre Bilder". Klein ist der Top-Mann in Deutschland! Seine Gruppe, die MUFON-CES, trägt insbesondere gerne hervor, daß man UFOs nur "erfahrungswissenschaftlich" anzugehen habe.

Wie auch immer, wir wurden a) wegen den Jugendlichen, b) der Fliegenden Untertasse, c) den Polaroid-Fotos und d) dem Termin in dieser Sache skeptisch - eine sehr ungesunde Kombination aus empirischer Sicht für die Möglichkeit einer "echten" Story. Aus der Erfahrung der historischen Ereignisse im Feld der UFOlogie wissen zumindest wir Laien, basierend auf Erkenntnissen und Erfahrungen internationaler Kollegen und aus unserer eigenen Forschungs- und Nachforschungstätigkeit, daß die Fliegenden Untertassen-Bilder (gerade auch auf Polaroid) gerne von Jugendlichen geschoßen, insbesondere in Zeiten des öffentlichen Hoch-Interesses am Thema, immer Fälschungen sind oder in schwerem Schwindelverdacht stehen. Wir haben erfahrungsiwssenschaftlich Lektionen gezogen.

Die Zeitung weiter: "Rolf-Dieter Klein und Illobrand von Ludwiger haben die Fehrenbacher Polaroids - Polaroids sind übrigens kaum zu fälschen* - für Freies Wort untersucht." Das Ergebnis der besten UFO-Forscher, der deutschen ufologischen Elite: Keine Hinweise, daß das Objekt auf den Bildern nicht mit den Schilderungen der beiden Buben übereinstimmen würde, "bei dem Objekt muß es sich um einen größeren Gegenstand gehandelt haben, der uns unbekannt ist". Die Fehrenbacher Bilder sind nach menschlichem Beurteilsvermögen echt! Klein schloß defeinitiv aus, daß da ein Gegenstand in die Luft geworfen und fotografiert wurde, weiter schloß er aus, daß das Objekt an irgendwelchen Fäden aufgehängt wurde. Die Fotoanalyse habe auch ergeben, daß die Größenangabe der beiden Jungs von den Fliegenden Untertassen-Objekt stimme, hier wurde also tatsächlich ein sieben bis acht Meter großes Objekt fotografiert, welches etwaig "noch größer" gewesen sein mag. Die UFO-Experten sind überzeugt, daß da wirklich ein Fremdobjekt über Fehrenbach kreiste.

*= Gerade waren die mit Polaroids fotografierten Fliegenden Untertassen von Gulf Breeze in Florida, die ebenso von MUFON-Leuten als echt bestätigt worden waren und weswegen der Droemer-Knaur-Verlag ihre "wissenschaftliche Dokumentation" als das Buch "UFO: Es gibt sie", als Fälschungen den Bach heruntergegangen, was natürlich erfahrungswissenschaftlich interessant ist.

Das Boulevardblatt BZ vom 17.Dezember 1994 brachte die Schlagzeile "UFOs über Thüringen? Ja, es stimmt! Zwei Schüler lieferten den Foto-Beweis". Die bekanntlich zu Übertreibungen neigende Gazette weiter: "Deutschlands UFO-Spezialist prüfte jeden Millimeter der Fotos. Dr.Rolf-Dieter Klein, Astro-Physiker bei der DASA, ist sicher: ´Bei dem Objekt muß es sich um einen größeren Gegenstand gehandelt haben, der uns unbekannt ist.´ Also doch: Ein UFO über Thüringen. Auch die Experten der Forschungsgruppe MUFON-CES haben keinen Zweifel... Nach der wissenschaftlichen Bestätigung sind die beiden [Buben] jetzt die Helden von Fehrenbach..."

Auch die ´Berliner Zeitung´ vom 30.Dezember 1994 berichtete großaufgemacht "Das seltsame Ding bewegte sich sprunghaft und schnell". Abgedruckt wurde eine der hier behandelten Aufnahmen mit dem Text: "Eine wissenschaftliche Bildanalyse ergab keine Hinweise auf eine UFO-Fälschung." Klein, Jahrgang 1957 wie WW, sei ein international anerkannter Wissenschaftler und Buchautor auf dem Gebiet der Elektrotechnik/Elektronik (naja, er ist Dipl.Ing., also weder Doktor noch Professor), was ihm ja auch niemand nehmen will, wenn es so ist. "Skeptisch" nahm er sich den Fehrenbach-Bildern an und sie hielten dieser skeptischen Analyse stand, die Expertise zeigte: "Nichts deutet auf eine Fälschung hin." MUFON-CES hat so eine "beachtliche Ausrüstung" und ein "enormes Wissens-Potential". Nun wir waren wie immer sehr neugierig und gespannt, endlich einmal das zur Debatte stehende Bildmaterial selbst sehen zu können...

Auf dem deutschen Nachrichtenkanal N-TV vom 3.Februar 1995 erschien in der täglichen Talkssendung "Bei Schweizer" der Computer-Spezialist Rolf-Dieter Klein von MUFON-CES, vorgestellt übrigens als "einer der renommiertesten Wissenschaftler". Moderator Schweizer fragte ihn, warum denn nun das öffentliche Interesse an UFOs so anstiegen sei und bekam von Klein zur Antwort "Weil die Informationen besser geworden sind!" und sorgte in mancher Wohnstube von sachkundigen Skeptikern für einen Lacher. Klein wurde 1988 auf einer Computermesse von der "wissenbschaftlichen Analyse des Marsgesichts" so vom Thema beeindruckt, daß er sich den UFOs und damit MUFON-CES verschrieb. Er hatte da etwas zum "forschen und analysieren", etwas wo man wunderbare "3D-Rückrechnungen machen und aus dem Bildmaterial mehr machen kann, als man zunächst sieht". Ja, sind wir in einem Trickfilmstudio? Ansonsten hat er schon irgendwie recht, wir hatten es ja bereits in der Rohde-Sendung ´genießen´ gekonnt, was es heißt, "mehr daraus zu machen". Für Klein war klar, daß "die Fälschungen nicht das Problem" sei, sondern eher allgemein die "Täuschungen". Auf diesem Weg kommt er nun zum Fotofall aus Fehrenbach bei Suhl. Klein scannte die Polaroids ein und nahm sie sich mit dem Photoshop-Programm vor, welches genauso wie einen hochauflösenden Scanner schon jede besser Schülerzeitschrift besitzt: Kontrastverstärkung um zu sehen, ob irgendwo Fäden zu sehen sind. Randunschärfen um vielleicht etwas über die Distanz und Dimensionen des fotografierten Objektes aussagen zu können. Endlich sahen wir auch das komplette Bildmaterial, welches der Sender vorführte. Enttäuschung machte sich bei uns dennoch breit: Produkte von Kinder-Phantasien gekoppelt mit einem satten Spaßfaktor.

Nochmals betonte Klein: "Wir haben nichts falsches erkennen können, Randunschärfen stimmen, auch Entfernungen stimmen, es kann sich also um ein reales Objekt gehandelt haben. Das ist der Stand." Aber auch MUFON-CES war bis zum Tage der Sendung noch nicht an Ort gewesen, um die einzelenen fotografischen Details der Örtlichkeit, wie Bäume etc., auszumessen und die Landschaft (das Szenario) in Deckung mit den Aufnahmen zu bringen bzw daraus die notwendigen Meßwerte für jegliche Dimensionierung des fotografierten Körpers zu gewinnen bzw sie dazu in Relation zu bringen. Klein ist jedoch vorsichtig zumindest in seiner Wortwahl: Man kann mit den Fotos "nichts beweisen, man kann aber vieles ausschließen, auch hier und soweit ist es ein unbekanntes Objekt".

Unsere Kollegen der Lüdenscheider Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens e.V. (GEP) konnten bald darauf dennoch die fast vollständige Fotoserie aus Fehrenbach zur Begutachtung und Analyse Mitte März 1995 erhalten. Leider war den Buben das beste Bild der Serie, Nr.7 mit der Fliegenden Untertassen direkt hinter einem Ast, "verlorengegangen". Dies ist ein internationaler Makel, immer gehen die besten Bilder irgendwo verloren. Tauchen dann diese Bilder durch irgendwelche Umstände irgendwann mal auf, dann sind es genau jene, mit denen der Schwindel deutlich wird, dies nur mal rein erfahrungswissenschaftlich vorausgeschickt. Unter Kollegen tauscht man sich aus und gerade in solch brisanten Fällen gibt man auch zur Analyse das Beweismaterial leihweise weiter, so ist es unter GEP/CENAP oder CENAP/GEP etc üblich, leider verweigert sich MUFON-CES diesem durchaus wissenschaftlichen Prinzip. Wie auch immer, da wir in etwa das selbe Equipment wie MUFON-CES-Mann Klein besitzen, haben wir uns ebenso die Bildchen angeguckt und fanden tatsächlich keinen Aufhängefaden. Mit dem Photoshop-Filter Relief jedoch hatten wir im Gegensatz zu Klein den Eindruck, daß das fragliche Objekt nahe und selbst klein ist, da sich bei einem schönen Bild, wo das Objekt scheinbar zwischen Zeigen eines Baumes sichtbar wird, sich dessen Schärfe auf der selben Ebene befindet, wie die Zweige und Blätter des Baumes, die direkt vor der Kamera sich befinden. Zusätzlich gesagt muß werden, daß die Erscheinung der Fliegenden Untertasse einmal waagerecht wie aufgehängt (nahe) ist und schräg angesetzt (wie aus der Hand heraus hoch- und wegschleudernd geworfen) erscheint, wobei in diesem Fall aufgrund der ´Ferne´ kaum Strukturen noch zu erkennen sind. Damals hatte man deswegen sogar den Eindruck gewinnen können, als seien zwei verschiedene Objekte verwendet worden, ein Modell mit Kuppel obenauf für die zwischen den Ästen vorgeführte waagerechte Darstellung und ein radkappenartiges, falches "Frisbee-Wurfobjekt" für den Flug zwischen den Bäumen.

All dies kann man objektiv nachvollziehen und dazu bedarf es keinen speziellen "UFOlogie-kritischen" Debunker-Blick oder sowas. Darüber zeigte sich auch noch, daß wegen des frühen Morgens der Aufnahmen genau Bild Nr.5 (wo das Gebilde am nähesten erscheint) mit Hilfe eines Blitzlichtes gemacht worden ist, weil die Blätter künstlich von vorne (Kameraposition) aufgehellt sind (sodaß man gar ihre Adern sieht, was eindeutig darauf hinweist, daß dies alles im absoluten Nahbereich aufgenommen wurde!) und dabei das Objekt auf dieser Schärfebene von Blättern und Zweifen voll mit ausgeleuchtet wurde, was eindeutig auf ein kleines Objekt hinweist, da ein fernes und großes Objekt von einem Polaroid-Kamera-Blitzlicht a) nicht erreicht und b) bei einer Annäherung nur zu einem geringen Teil vom Blitz erleuchtet worden wäre. Darüber bedarf es keiner Diskussion und man muß sich einfach nur den Gegebenheiten und den Folgen daraus stellen, wir Laien können dies und jeder der etwas von Fotografie versteht, kann dies nachvollziehen. Darüber hinaus nimmt mit dem Vollzug und Fortschreiten der Bilderserie die Helligkeit am Himmel mehr mehr zu, sodaß nicht nur ein paar Sekunden (wie behauptet) das Objekt erschienen war, sondern über einen längeren Zeitraum hin die Bilder entstanden. Zudem verändert sich mit der Serie auch das Szenario, sodaß sich ergibt, daß die Fotografen schon durch die Gegend marschieren konnten, um die Bilder an für sie günstigen Punkten aufzunehmen. Die Aufnahmen wurden nicht im Rahmen von Sekunden und ein paar Minuten geknipst, sondern mindestens über eine Stunde hinweg.

Und dann, schlußendlich doch, konnte die GEP nachweisen, daß die ganze Story eine Luftnummer war und die Macht von Illusion und Suggestion MUFON-CES einvernommen hatte (siehe hierzu auch ´Skeptiker´ 3/1995 und ´Star Observer´ vom Oktober 1995):

Die GEP nimmt die Ermittlungen auf: Durch Zeitungsausschnitte wird die GEP in Lüdenscheid auf den Fall aufmerksam. Chefuntersucher Hans-Werner Peiniger nimmt die routinemäßigen Ermittlungen auf. Es stellt sich heraus, daß die MUFON-Vertreter die Zeugen vor einer Zusammenarbeit mit den GEP-Ermittlern warnen. Dennoch zeigt sich der Großvater der Zeugen, der inzwischen die ganze Sache managt, kooperativ. Die GEP erhält die Originalfotos und beginnt mit der Untersuchung des Falles. Zuerst werden die Bilder optisch begutachtet. Aufgrund der langjährigen Erfahrung der Untersucher wird danach wegen einiger Verdachtsmomente ( z.B. die zeitliche Korrelation zu dem tags zuvor ausgestrahlten UFO-Films und einiger widersprüchlicher Angaben der Zeugen) als Arbeitshypothese angenommen, daß es sich bei dem aufgenommenen Objekt um ein aufgehängtes UFO-Modell handeln könnte. Computeranalysen der Aufnahmen liefern jedoch keine Anhaltspunkte für Fäden. Dies ist jedoch angesichts der schlechten Auflösung von Polaroidfotos auch nicht zu erwarten. HW Peiniger macht sich in der folgenden Zeit auf die Suche nach "passenden" Spielzeugmodellen. Er nimmt an, daß die Jungen durch die Sendung vom Vortag inspiriert wurden und einfach ein käufliches Modell benutzten weil zum Bau eines eigenen Modells keine Zeit blieb. Und schließlich findet er in der Kramkiste eines Spielzeugladens tatsächlich ein Modell, daß dem bei Fehrenbach fotografierten auffallend ähnelt. Er kauft das Modell und ich fertige mit einer NIKON und hochauflösendem Negativfilm Vergleichsaufnahmen des Objektes an. Ich verwende zur Aufhängung einen sehr dünnen transparenten Faden. Auf den Abzügen ist dieser Faden trotz der verwendeten hochwertigen Fotoausrüstung später nicht mehr sichtbar. Auch durch Computeranalysen läßt sich nicht eindeutig ein Faden nachweisen, obwohl er ja bei der Aufnahme vorhanden war. Dies war auch für uns ein wichtiger Hinweis. Per Computerbearbeitung (die Fehrenbachfotos und die Vergleichsaufnahmen werden mittels eines 1200 dpi-Flachbettscanners in 16,7 Millionen Farben in ein Grafikprogramm eingelesen) kann ganz eindeutig ermittelt werden, daß es sich bei den Aufnahmen um ein und dasselbe Objekt gehandelt hat. In der Reliefdarstellung der nebeneinanderkopierten Objekt zeigt sich die Übereinstimmung der äußeren Form und der Lichtverteilung. Auf einem Foto ist sogar der Lichtpunkt, der auch auf einem Originalbild zu sehen ist, vorhanden.

Die Lösung: Mit diesen Ergebnissen konfrontiert HW Peiniger dann telefonisch einen der Jungen. Dieser gibt nach anfänglichem Zögern und Hinweis auf die MUFON-Untersuchung zu, das Spielzeugmodell seines Freundes fotografiert zu haben. Die Jungen hatten das Modell dabei einfach in unterschiedlichem Abstand in die Luft geworfen und jede Aufnahme war auf Anhieb gelungen ( Im Nagora-Fall hat von Ludwiger diese Möglichkeit als absolut unmöglichen Zufall abgetan!). Durch den ganzen Presserummel und die Analyse der MUFON-Spezialisten hätten sie sich dann nicht mehr getraut, den Dummejungenstreich zuzugeben. Die GEP schließt den Fall Fehrenbach damit als gelöst ab.

Die Schlußfolgerungen: Für die GEP zeigt dieser Fall exemplarisch die Mängel einer Computeranalyse auf. Selbsternannte, unerfahrene UFO-Forscher wie Rolf-Dieter Klein, der mit seiner Analyse total daneben lag und sich wohl schon als der deutsche Bruce Maccebee sieht, aber auch reine Theoretiker wie der Physiker Illobrand von Ludwiger schaden mit ihrer mangelnden Erfahrung und dem Verlust an gesundem Menschenverstand der ganzen UFO-Forschung. Nicht nur die MUFON steht jetzt blamiert da, auch die seriösen UFO-Gruppen kommen ins Zwielicht. Wenn sogar die so wissenschaftlich erscheinende MUFON-CES auf einen plumpen Schülerscherz hereinfällt, wie wenig verläßlich sind dann die anderen, mit weniger Wissenschaftlern besetzten Gruppen? Nun gut, die GEP hat gezeigt, daß eine saubere Recherche, die alle Möglichkeiten berücksichtigt, möglich ist und auch zum Erfolg führt. Zumindest ein Fazit sollten wir alle gemeinsam aus diesem Fall ziehen: die Computerspielchen von Rolf-Dieter Klein taugen wohl nur zur Unterhaltung in weniger guten Fernsehbeiträgen. Einen objektiven Wert bei der Beurteilung von UFO-Foto-Fällen haben sie nicht."

Nachgetragen: Mitte Mai 2002 lief in der ARD die Talkshow "Fliege" zum Thema "Eulenspiegels Erben". Zu Gast war auch einer der beiden Jungs aus Fehrenbach: Sascha Wudy. Dieser berichtete den damaligen Ablauf der Ereignisse. Tatsächlich wollten die beiden Kindern einfach nur "im Freundeskreis, im kleinen Rahmen ein bisschen Aufsehen erregen" und mittels einem kleinen Plastikmodell auf zwei Ebenen die Polaroid-Spassbilder erzeugt - zum einen hängten sie das Modell mit einem Nylonfaden in Opas Kirschbaum sowie an einer Latte befestigt ließes sie es von einer Stehleiter herabbaumeln, zum anderen warfen sie es einfach durch die Luft und fotografierten dabei munter drauf los. Ihre Anregung erhielten sie tatsächlich durch die Pro-UFO-gestimmte ARD-Sendung in der auch über Fälschungen gesprochen wurde. Sascha und sein Freund dachten sich daher, soetwas könnten sie auch machen und fanden dann in ihrer Spielzeugkiste das bereits bekannte UFO-Modell. Dann legten sie los, so wie sie sich es eben vorstellten. Zunächst zeigten sie die Bilder ihren Freunden, die jedoch recht skeptisch waren. Erst der Opa fiel auf den Gag herein und informierte daraufhin ohne Wissen der beiden Schüler die örtliche Presse, wo durch der Stein ins Rollen kam.

MUFON-CES, deren Chef immer darauf verweist, daß die UFO-Forschung eine zunächst eine empirische Tätigkeit ist, ist an den eigenen Vorsätzen gescheitert. Bereits im Jahr 1981 brachte einer der erfahrendsten UFO-Phänomen-Untersucher, Raymond Fowler, des amerikanischen NICAP das Buch "The Casebook of a UFO Investigator" heraus, welches wir damals sofort bezogen und als Standardwerk mit grundlegenden Aussagen und Erkenntnissen für unsere theoretische Ausbildung verwendeten. Eine von Fowler´s wichtigsten Grundsatz-Aussagen die wir uns zu Herzen nahmen war dabei gewesen: "Wenn Sie echte UFOs tatsächlich von den selbstgebastelten Heißluftballonen, von Sternen, Planeten, Meteoren und Flugzeugen unterscheiden wollen, werden Sie sich ein breites Wissen über viele verschiedene Dinge aneignen müßen. Sie müßen unbedingt objektiv bleiben und das unbeugsame Bemühen einbringen, das berichtete Objekt zu identifizieren. Die persönliche Einschätzung des Zeugen geht der formalen Überprüfung seines Charakters voraus. Um sich mit der Persönlichkeit des Zeugen und seinen Hintergrund vertraut zu machen, vor allem hinsichtlich der Vorbelastung zum Thema UFO, stellten Sie ihm entsprechende Fragen und notieren Sie sich, was er für Lesematerial zu Hause hat."

Auch für den speziellen Fotobereich hat Fowler einige interessante Ausführungen aus seiner Erfahrungswelt einzubringen. So stellt er fest, daß bei den typischen UFO-Foto-"Beweisen" die Standard-Fliegende Untertasse in der Erscheinungsweise der "altbekannten Frisbee-Scheibe" oder PKW-Autoradkappe immer noch das beliebteste Trickmodell ist. Selten werden bei Trickfotos Fensterrahmen sichtbar, aber dafür gehört zum Standard-Szenario immer ferne, mehr oder minder unscharf abgebildete Bäume über denen das glasklare Objekt zu schweben scheint. Fowler rät bei solchen Geschichten, die Sache nicht erst hochkochen zu lassen und ihnen keine Publizität zu geben. Ein Beispiel von Effekthascherei erlebte er ob einer Meldung vom 24.Januar 1967 in der County Daily Record aus Morristown, New Jersey, wonach im dortigen Florham Park ein "wachsamer Jugendlicher" ein fünfzehn Meter langes UFO von "Untersee-Boot"-Form fotografiert haben will. Es war ein Spaß, der außer Kontrolle geriet, doch schließlich hatte der Junge seinen Eltern erzählt, daß er nur ein Modell einer Fliegenden Untertasse fotografiert habe, welches er vor sein Zimmerfenster hing. Er wollte sich eigentlich nur einen Scherz für seine Schulfreunde erlauben und hatte nicht damit gerechnet, daß diese Epiosde von Erwachsenen ernst genommen werden könnte oder daß die erfundene Geschichte völlig außer Kontrolle geraten würde und in die Zeitung kommt (so oder ähnlich läuft es fast immer bei solchen Sachen). Tages darauf widerrief die Zeitung die Story. Die Mutter des Jungen gegenüber Fowler: "Ich schätzte es läßt sich wohl nur feststellen, daß die Leute eben an Fliegende Untertassen glauben wollen. Wir selbst haben am Anfang nicht daran gezweifelt und ebensowenig unsere Nachbarn, die den ganzen Tag durch das Haus strömten, um sich die Fotos anzuschauen."

Wie Kollege Raymond Fowler weiter ausführte, erlebte er in New England einen ähnlichen Vorfall mit Jugendlichen und ihrer Polaroid-Kamera. Auch sie hatten ihre Eltern überzeugen können, ein UFO fotografiert zu haben und so brachten die Lokalzeitungen mehrere große Berichte hierzu in Umlauf. Schon bald wurden die Fotografien und die Sichtungsberichte der Jungen von den Nachrichtenagenturen aufgegriffen, un das NICAP begann mit vollem Einverständnis der Eltern eine Untersuchung. Die Analyse ergab, daß es sich bei den Fotos um Nahaufnahmen des Glühfadens einer elektrischen Birne handelte! Mit diesem Nachweis konfrontiert gestand einer der Jugendlichen ein, daß die Fotos nichts weiter als Fälschungen sind. Als seine Eltern nun davon erfuhren, schalteten sie einen Rechtsanwalt ein, der ihnen riet, die Angelegenheit der Presse gegenüber nicht richtigzustellen. Als Ergebnis wurden Fotos und Begleitgeschichte auf der ganzen Welt für echt gehalten. Zur Vermeidung etwaiger Rechtsstreitigkeiten war NICAP gezwungen, den Vorfall weder zu bestätigen noch zu leugnen! Wer hätte an soetwas gedacht? Manchmal gibt es Umstände, die einfach verhindern, daß die Wahrheit bekannt wird und eigentlich klar identifizierte Fälschungen weiterhin als authentische UFO-Beweise herumgeistern. Wie oft ist soetwas in den vergangenen 50 Jahren schon geschehen und wie viele UFO-Beweise halten sich unter derartigen Begleitumständen nach wie vor am (künstlich-gezeugten) Leben? Wir wissen es nicht, und dies ist ein enormes Problem, da man sich quasi an jedem UFO-Fall die Finger verbrennen kann, wenn man sich positiv zu ihm stellt und er sich dann plötzlich als Schwindel herausstellt, auf den man als UFO-"Experte" selbst hereingefallen ist. Jeglicher Wissenschaftler, der um seinen Ruf bemüht ist, wird deswegen allein schon seinen Fuß nicht über die Türschwelle zur UFOlogie setzen. Obiges Beispiel hinterläßt beim seriösen Forscher einen bitteren Nachgeschmack!

Wie auch immer, zumindest wir Laien hatten unsere Hausaufgaben sozusagen gemacht und lernten bereits 1981 viel von einem amerikanischen ´alten Hasen´ auf dem Gebiet der UFO-Falluntersuchung, wir nahmen zumindest erfahrungswissenschaftlich die Lektion von Raymond Fowler auf und nutzen diese für unsere eigene Methotik und Fall-Praxis. 1994 jedoch hatte MUFON-CES immer noch nichts dazu gelernt und fiel prompt trotz aller Wissenschaftlichkeit auf die Nase, weswegen man schon daran denken muß, daß hier nichts weiter als Pseudo-Wissenschaft betrieben wird, die uninformierte aber tief-beeindruckte Außenseiter aus der Medienwelt geblendet als High-Tech-UFOlogie mit akdemischen Aushängeschild mißverstehen. Na, wenn es ein Einzelfall gewesen wäre würden auch wir sagen "Schwamm drüber", war und ist es aber nicht... Dabei hatte bereits Hynek 1978 in seinem "UFO-Report" festgestellt: "Es ist wichtig, zu bedenken, daß bei UFO-Aufnahmen die Photographie nicht verläßlicher ist als der Photograph."

´Die Zeit´ mit Nr.45 für den 4.November 1994 brachte sogar mit dem Wissen-Bericht "Wie die ARD nach der Tagesschau unbekannte Flugobjekte einfliegen läßt: Torten über Eupen" wenig schmeichelhaftes ins Blatt. Reporter Gero von Randow sah die Programmverantwortlichen der ARD als von Außerirdischen manipuliert an. Im Gegensatz zu Rohde (der von sich behauptet "grundsätzlich skeptisch" zu sein) von der NDR-Unterhaltungsredaktion hatte sich von Randow mit CENAP auseinandergesetzt, den "Dämonen der UFOlogen", die UFO-Skeptiker: "Das ist eine Gemeinde von Hobbyforschern, für jede UFO-Sichtung eine intellektuelle Herausforderung ist. Sie suchen Augenzeugen auf, sammeln Daten von Wetterämtern, Flughäfen, Sternwarten, fahnden nach Zusammenhängen, wie andere Menschen Kreuzworträtsel lösen. ... Eine Vielzahl von Hypothesen muß also geprüft werden, wenn eine seltsame Himmelserscheinung ergründet werden soll. Es ist wissenschaftlicher Standard, mit den wahrscheinlicheren Hypothesen zu beginnen. UFO-Sekten gehen den umgekehrten Weg. Sie beginnen ausgerechnet mit der Hypothese geringster Wahrscheinlichkeit, dem Besuch aus dem Weltraum. ... Ein Wunder erklärt das andere. Das ist eine klassische Immunisierung gegen Kritik. ... Die Fernsehmacher haben baren Unfug als Forschung verkauft." Ein Journalist kann hier recht schnell feststellen, wo der Hammer hängt, während Rohde eigentlich als Gleichgesinnter mit den UFO-Skeptikern vorher nicht sprechen konnte, um sich zu informieren. Manche Peinlichkeit wäre ihm erspart geblieben. Und was die "Echtheitsbeweise" von UFO-Fotos betrifft, sollte Rohde ausgerechnet als Physiker eigentlich skeptischer gewesen sein. Der Mannheimer Morgen befragte Dr.Wolfgang Wacker, den Chef des Mannheimer Planetariums, zu den beiden ufologischen ARD-Sendungen unter der Schlagzeile: "Glaube vernebelt Physik". Sein Urteil über die UFOlogen: "Denen können Sie mit Fakten nicht beikommen, weil sie an die Außerirdischen glauben wollen."

Damit sind wir zu einem bedeutungsvollen Punkt gekommen. Nämlich die Frage danach, wie die wissenschaftliche Welt nun auf die beiden ARD-UFO-Shows reagierte. Rudolf Henke verfaßte die Dokumentarabeit "UFOs - und es gibt sie doch nicht!" als kritische Dokumentation zum genannten ARD-Film. Diese hatte er kurz vor Weihnachten 1994 auch an die verantwortlichen Macher der Sendung verschickt. Nachdenklich stimmen muß, daß der NDR selbst nicht reagierte. Dabei hatte Dr.Uwe Zimmermann als Chefredakteur vorher noch gegenüber Henke erklärt, er wäre durchaus bereit, etwaige Fehler einzugestehen. Gleiches gilt für die Verantwortlichen Chefredakteure der Hör Zu und der Neue Revue. Andere reagierten dagegen ohne ausdrückliche Aufforderung nachgeschickt zu bekommen fast umgehend - und zwar durchweg positiv. Dr.Scheingraber vom MPI, der in der Sendung im falschen Kontext zitiert wurde, nannte unsere Tätigkeit eine "verdienstvolle Arbeit" und unsere Fakten zur den Inhalten der Sendung "sehr interessant". Die ARD-Sendungen dagegen bezeichnete er als "unsägliches Machwerk": "Herr Rohde hat mir gegenüber die Mitwirkung von Adepten des Herrn Burkard Heim in dieser Sendung verschwiegen und behauptet, nur ´seriöse Leute kämen zu Wort´." Die MUFON-CES-Computeranimationen, auf die der Sender so stolz immer wieder verwies, wurden von Scheingraber mit "Scharlatanerien" gleichgesetzt - er muß wissen von was er sprach, schließlich erstellt er selbst Computerprogramme. Der Psychologe Bernd Heller von der FU Berlin schrieb selbst an den NDR am 25.Oktober 1994 und kritisierte den Film als "pseudowissenschaftliche Sendung" und forderte um eine Gegensendung mit "fachkompetenten Personen" wie den Leuten von CENAP. Prof.Dr.-Ing.Harry O.Ruppe vom Lehrstuhl für Raumfahrttechnik der TU München war verblüfft ob Henke´s Arbeit und nannte sie eine "außerordentlich umfassende und gründliche Analyse", durch die "alle möglichen Zweifel praktisch völlig ausgeräumt" wurden. Ruppe empfahl auch gegenüber NDR sich dieser Dokumentation anzunehmen, anstelle der Widerlegungen dort die Tatsachen unter den Teppich zu kehren.

Wenigstens die Monatszeitschrift ´Illustrierte Wissenschaft´ nahm mit ihrer Januar 1995-Nummer dem ausbrechenden UFO-Aberglauben etwas die Schärfe und hatte die Titelstory "UFOs - Auf ewig lockt das Unbekannte" mit einem augenfälligen Titelbild in die Debatte einzubringen, um der "Renaissance der Alten Mythen" aufzuzeigen. Hier wurden Soziologen und Psycholgen zitiert, die die Fliegenden Untertassen-Geschichten als "moderne Ausgaben des alten Volksglauben" z.B. an Erzählungen von Elfen und Kobolden in unseren Märchen deklarierten.

Auch noch tief bis 1995 hinein hatte Illobrand von Ludwiger und seine MUFON-CES mit dem Spott der Medien zu kämpfen, was sicherlich einigen Reputationsverlust mit sich brachte. Etwas Genugtuung kam dann mit folgendem Zeitungsbericht wieder auf: Von fliegenden Objekten und hängenden Radkappen - UFO-Forscher referierte in der Fachhochschule hieß es am 17.Mai 1995 im Flensburger Tageblatt in einem Bericht von Frank Höfer. Über 200 Besucher hatten den Vortrag "Physikalische Hinweise auf die Existenz von UFOs" von Illobrand von Ludwiger besucht. Hier klagte ausgerechnet er: Wissenschaftler wie er "sind in den Medien nicht populär", weil sie "das Spekulative verpönen und Amateuraufnahmen mit Akribie und Computerhilfe sezieren". Und allergisch reagieren "die UFO-Realisten" der MUFON-CES auf Fälschungen, auf Werke von Foto-Betrügern. "Oft genügt ein einfaches Computerprogramm, um den Täter zu entlarven", hieß es da und abgedruckt wurde dazu mit folgenden Untertext ausgerechnet ein Bild aus der Fehrenbach-Serie: "Zwei Jungen sahen in Thüringen dieses UFO. Experten halten das Foto für ´echt´."

Doch dann nahm sich das Nachrichtenmagazin ´Focus´ in Nr.26/1995 in der Deutschland-Kolumne die Fehrenbach-Story nochmals Ende Juni 1995 an: "Ausserirdische - Illobrands Irrtum: Wie zwei renommierte UFO-Forscher einem Lausbubenstreich auf den Leim gingen". Dies paßte weniger gut als Ausgangslage für "von Ludwigers UFO-Schmöcker" (so Focus) namens "UFOs - Zeugen und Zeichen", welches gerade bei einem Berliner Kleinverlag erschienen war. Dem gegenüber wurde Rudolf Henke für damals noch die Roßdorfer GWUP gesetzt, der Bildanalysen wie die MUFON-CES als "Scharlatanerie" bezeichnete, wenn man sie als "wissenschaftliche Methodik" ausgibt. Oftmals sei es nämlich unmöglich, "selbst den banalsten Trick per Fotoanalyse nachzuweisen". Eindeutig, was MUFON-CES im konkreten Fall mal wieder als "echtes UFO" eingestuft hatte war keines. Die Fotoanalysen sollen mehr Informationen erbringen, als man sonst sieht. Das stimmt sogar bis zu einem gewißen Grad, aber allmächtig ist der Rechner nicht. Und deswegen klopfte Gerald Mosbleck von der GEP auch nach und warf Klein vor, "den Realitätssinn verloren" zu haben und "ausschließlich in der virtuellen Welt" zu leben: Kauft ein Wissenschaftler ein Auto, spöttelte Mosbleck, sei der Autokauf noch längst keine Wissenschaft... Nun ein 13 Zentimeter großes Spielzeug aus Plastik dann als 8 Meter große Fliegende Untertasse fehlzudeuten ist schon ein arger Gesichtsverlust, weil ein Jungenstreich hier zu Lasten der Seriosität von MUFON-CES ging und dann die Klein´sche Grundsatzhypothese "Man muß bei der Interpretation von UFO-Fotos in jede Richtung offen sein" zum blanken Hohn wurde.

Dies war ein herber Schlag - ähnlich, als wenn ´Jack Bauer´ hingelangt hätte - für die "wissenschaftliche UFOlogie", sodaß sich Walter-Jörg Langbein veranlaßt sah, einen Leserbrief nachzureichen, der im Focus Nr.28/1995 Verwendung fand. Hier schrieb er blindlings: "Auf dem Gebiet der seriösen UFO-Forschung nimmt niemand Rudolf Henke von der GWUP ernst. Es geht den Leuten wie Henke und der berüchtigten CENAP-Gruppe auch nicht um UFO-Forschung, sondern nur darum, eines der wichtigsten Themen unserer Zeit kaputtzuschreiben." Nun, im konkreten Fall und in Zusammenspiel mit der unrühmlichen ARD-Massen-Verulkungsshow haben sich die Spielteilnehmer der sogenannten "seriösen UFO-Forschung" selbst ein Bein gestellt und stolperten von einem Fettnäpfchen ins andere, das angeblich "wichtigste Thema unserer Zeit" kann durch Selbstüberhöhung und Selbstüberschätzung schnell zur größten Lachnummer aller Zeiten werden, gerade auch wenn man naiv und blind seinen eigenen Träumen nachhängt und die Gegebenheiten fleißig übersieht.

Nachdem am 30.Juni 1995 das ´Freie Wort´ aus Suhl den Artikel "Lausbuben narrten UFO-Experten" eingebracht hatte und worin klar wurde, daß das Plastikspielzeug aus dem Fehrenbacher Kaufladen kam, meldete sich Prof.Christoph Schnittler in einem Leserbrief, der am 10.Juli 1995 veröffentlicht wurde: Es sind nicht immer Genies. Da haben also zwei Buben aus Fehrenbach gestandene UFO-Experten an der Nase herumgeführt und ihnen ein simples Spielzeug glatt für ein Raumschiff verkauft. Das ist nicht anständig! Aber haben sie nicht einfach das getan, was wir alle mit den Legionen von Wunderpredigern, Mystikern und sonstigen selbsternannten Prophetn und Weltverbesserern tun sollten, die heute Deutschland überfluten: sie haben sie lächerlich gemacht. Denn die vielen, die uns heute erzählen wollen, zwei und zwei sei gar nicht vier, sind keine Genies; sie sind Scharlatane oder Spinner, mehr nicht. Alle Lehrer und Erzieher mögen mir verzeihen, aber die beiden Fehrenbacher Jungen haben meine Sympathie.

Im ´Freien Wort´ vom 30.Juni 1995 war auch zu erfahren, daß unter Tränen die beiden Jungen dem MUFON-CES-Mitglied Hubert Schmidt kurz zuvor den Bluff eingestanden hatten. Schmidt war nochmals von Coburg aus nach Fehrenbach gefahren, nachdem der Focus-Bericht mit der Enthüllung erschienen war und damit die MUFON-CES-Computeranalyse von UFO-Bildern sich als untauglich erwiesen hatte, um UFO-Phänomene damit wissenschaftlich zu beweisen. Nachdem die Wahrheit ans Licht kam, war freilich die Sache äußerst peinlich, weil der MUFON-CES-Experte genau das nach seiner Analyse ausgeschlossen hatte, was die beiden Lausbuben tatsächlich gemacht hatten. Schmidt´s Folgerung: "Wir waren sehr vorsichtig, aber wir waren noch nicht vorsichtig genug." Die Thüringer Allgemeine titelte so am 1.Juli 1995: Falscher UFO-Zauber in Fehrenbach - Auch Experten des Mutual UFO Network ließen sich von Schülern narren. Das Meiniger Tageblatt vom selben Tag: Lausbuben-Streich sorgte für Furore - Fehrenbacher UFO-Geschichte ist falsch! Das UFO über Fehrenbach ist ein Streich zweier Jungen. Nicht mehr und nicht weniger. Die Ernüchterung kam nach Untersuchungen der Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens (GEP) in Lüdenscheid während MUFON-CES zu vorschnell das Echtheits-Zertifikat ausgestellt hatte, was der seriösen UFO-Forschung sicherlich nicht gut tat. Seitdem ist Fehrenbach um eine Attraktion ärmer und MUFON-CES um eine Erfahrung reicher.

Wie die Faust aufs Auge...

...zum Thema Macht und Einfluß des Fernsehens paßt dazu nachfolgende Meldung, die kurz nach obigen Ereignissen aufkam und dem Problem eine zusätzliche Dimension gibt:

"Fernsehfilm löst Panik aus - Angebliche Nachrichtensendung über Asteroideneinschläge", so der Titel einer AP-Meldung aus Los Angeles, die am 1.November 1994 im Tagesspiegel erschien. Ein am 30.Oktober 1994 von dem großen Fernsehsender CBS in den USA ausgestrahlter Spielfilm über den Aufprall von Himmelskörpern auf der Erde war offenbar derart realistisch gearten, daß er bei nicht wenigen Zuschauern Panik auslöste. Hunderte verwirrter Personen - einige sollen geweint haben - riefen an und wollten Näheres wissen. In dem Fernsehfilm "Without Warning" (Ohne Warnung) berichtet eine erfundene "Abendnachrichten"-Sendung in angeblichen Live-Übertragungen über den Einschlag von Asteroiden im Gebiet des US-Bundesstaats Wyoming sowie in Frankreich und China. Während des Films wurde wiederholt das Wort "Live" eingeblendet. Viele Rollen wurden von echten Moderatoren aus lokalen und überregionalen Fernsehsendern gespielt. In dem Film erhält die Stadt Cheyenne in Wyoming einen Asteroiden-Volltreffer. Asteroiden, auch Planetoiden genannt, sind Miniplaneten, die, soweit bekannt, zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter die Sonne umkreisen. Die Sendung löste eine Flut von Anrufen bei Fernsehstationen in den Städten Minneapolis, Los Angeles und Las Vegas sowie in den Staaten Wyoming, Tennessee und Louisiana aus. Auch bei Behörden, Nachrichtenagenturen und anderen Redaktionen in New York, Atlanta und Chicago gingen Anfragen ein. Jill Cummer von der CBS-Station in Cheyenne berichtete: "Ich mußte die ganze Nacht über Anrufe beantworten und den Leuten sagen, daß es nur ein Film war." Am Anfang der Sendung wurde zwar der Hinweis gegeben, daß die Vorgänge frei erfunden seien, jedoch blieb eine Wiederholung dieses Hinweises während der dramatischsten ersten Viertelstunde des Films aus. Die an CBS angeschlossene Fernsehstation WCCO-TV in Minneapolis entschuldigte sich während ihrer echten Abendnachrichtensendung bei den Zuschauern für die angerichtete Verwirrung. In Los Angeles erhielt die Fernsehstation KCBS-TV einen Protestanruf von der Konkurrent, deren Zuschauer sich beschwert hatten, weil sie nicht über das "Jahrhundertereignis" berichtete.

In einer ddp/ADN-Meldung, die die TAZ am 9.November 1994 übernahm, hieß es dann: "Intergalaktischer Schwachsinn? Chef der Münchner UFO-Zentrale wehrt sich gegen Medien-Schelte": Da hat sich Illobrand von Ludwiger was eingebrockt: Als UFO-Experte bisher nur eingeweihten Zirkeln bekannt, hat sich der Diplomphysiker kürzlich im allerersten deutschen Fernsehen selbst geoutet. Seither sieht er sich ringsum besorgtem Kopfschütteln ausgesetzt. Der Spiegel sprach von Kinkerlitzchen. Die Zeit bescheinigte dem Chef der MUFON-Zentrale (Mutual UFO Network) vierspaltig intergalaktischen Schwachsinn zu verbreiten. Ludwiger, Autor des Standardwerks "Der Stand der UFO-Forschung", ist verletzt: "Ein gehässiger Artikel."

Am Sonntagabend des 20.November 1994 schickte dann N3 um 21 h eine Langfassung (knapp 15 Minuten Füllmaterial mehr) der unsäglichen Rohde-Sendung als "UFOs - Erklärung über Unerklärliches" über den Sender. Eine Mogelpackung, die schließlich auch nur noch 130.000 Zuschauer lt GfK fand. Die am selben Tag laufende Kindersendung Sesamstraße hatte 70.000 Zuschauer mehr.

Auch unter dem Eindruck dieser Ereignisse muß man beobachten, was ein halbes Jahr späternoch folgen sollte: Die ARD-UFO-Show war sogar Anlaß für die Zeitschrift bild der wissenschaft Nr.6/1995 einen Disput zu führen: "Wissenschaft in Watte. Hat es Pseudo-Wissenschaft im Fernsehen leichter?" Hier diskutierten ARD-Programm-Direktor Dr.Günter Struve und Prof.Wolfgang Frühwald als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Interessant ist zu erfahren, daß die ARD-NDR-UFO-Show vom letzten Oktober immer noch Nachwirkungen zeigt. Struve: "Unsere Sendung UFOs: Und es gibt sie doch war keine Wissenschaftssendung. Aber sie ragt in der Einschaltquote über alles hinaus, was Wissenschaftssendungen erreichen können. Dieses Thema, das latent für viele Menschen immer interessant ist, wurde nicht von der Wissenschaftsredaktion angeboten." An anderer Stelle wird maximal drei Millionen Zuschauer genannt, wenn es um ein wissenschaftliches Top-Thema geht; man erinnere sich, daß die ARD-UFO-Show (unerwarteter Weise) fast 8 Millionen Zuschauer fesselte, eben weil sie wissenschaftlich verpackt war, wie übrigens auch Frühwald klagt: "Die Sendung über Ufos war zwar eine Unterhaltungssendung, aber im wissenschaftlichen Gewand. Und das macht sie problematisch. Da treten Informationsdefizite auf, die sich verheerend auswirken. Das bringt eine schiefe Perspektive in solche Sendungen." Er klagt mit uns unisono, daß vom Wissenschaftsjournalismus erwartet werden kann, in einer Sendung ein so problembehaftetes Thema zu erklären, "anstatt es journalistisch, promlemorientiert, interessant und spannend anzupacken", nur weil Struve einbringt, daß der "Zuschauer enorm ungeduldig" sei und in Sekundenschnelle via Fernbedienung sonst wegschalten könne, "wenn ihm etwas nicht gefällt".

Künftig wird es jedoch in der ARD besser werden, verspricht deren Programmdirektor: "Ich habe empfohlen, diese Sendungen auf jeden Fall mit wissenschaftlichen Rat" begleiten zu lassen, aber sofort setzt er nach: "Fürs Verständliche müssen journalistische Fragestellung im Mittelpunkt stehen, die für Wissenschaftler häufig lächerlich erscheinen." Aber dies ist genau der Knackpunkt, den er scheinbar nicht erkennt. An anderer Stelle läßt er durchblicken, auch trotz der UFO-Erfahrung künftig "die Wissenschaft, nicht ganz ernst, etwas verspielt, als Unterhaltung transportiert" anbieten zu wollen. Da kommt also doch der Quotendruck auf, obwohl man dies für Wissenschaftssendung verneint. Prof.Frühwald erkennt es aber glasklar: "Fernsehen ist so stark bildprägend und damit weltbildprägend", daß die Verantwortung der Sender betont werden muß. Dabei ruft er auf: "Wir Wissenschaftler, wir Journalisten sitzen mit euch Zuschauern im gleichen Boot. Laßt uns unsere Ängste an dem konkreten Beispiel Ufo bereden -über die Ufo-Sendung waren wir so erbittert, weil sie Ängste geschürt hat, anstatt sie abzubauen. Ein Problemkreis wird auch deutlich gemacht: Redakteure fragen nicht bei ihren Wissenschafts-Kollegen im Haus nach, sondern recherchieren selbst und fragen "in der Regel ihre schlechter informierten Gewährsleute". Genauso haben wir es bei der fehlgeschlagenen UFO-Kampagne der ARD erlebt gehabt, wo dann die Rohde-Gewährsleute rund um Herrn von Ludwiger zu finden waren.

Da Pro7 am 29.Oktober 1994 den Spielfilm "Invasion vom Mars" ins Programm setzte, nahm sich das TV-Magazin ´F.F.´ dem Thema in Nr.43/1994 an und berichtete über die "Meldestelle für Marsmännchen" um über das CENAP zu berichten. In ´Weltbild´ für den 20.10.-11.11.94 nahm sich Bernd Harder in dem TV-Teil, "Das kritische Fernsehmagazin", dem Thema "Es biegen sich die Löffel - un die Balken" hinsichtlich dem Para-TV an, wobei die UFOs als "TV-Dauerbrenner" vorgestellt wurden, wobei "die letzte kritische Sendung vor 20 Jahren lief".

Im Januar 1995 erschien die Januar/Februar 1995-Ausgabe des ´Star Observer´ mit der Titelgeschichte: "Aufgedeckt! Der Absturz eines ganz speziellen UFOs". Hier nahm sich Maria G.Firneis, Wien, einer UFO-Aufnahme an, die angeblich von einer Bahnverfolgungsstation der US-Luftwaffe am 4.10.1966 aufgenommen wurde, diesen Bildtext verwendete jedenfalls J.v.Buttlar. In Wirklichkeit handelt es sich bei der sogenannten "UFO-Sechserformation" um die Trickaufnahme eines durch UFOlogen genervten Wiener Astronomieprofessor, der das Doppelsternsystem Persei mit einem sechsfach versetzenden Spezialgitter-Filter vor der Kamera aufnahm und den UFO-Effekt herbeizauberte und dieses Foto von einem Witztext einem UFOlogen in die Hand gab. Daraufhin erschien das Bild am 19.11.1972 im amerikanischen Revolverblatt ´The National Tattler´. Begleitet natürlich mit einer wilden Story, wonach das Bild bei einer "NASA-Satellite Tracking Station" im österr. Ernstbrunn aufgenommen worden sei - obwohl es dort eine solche Station nie gab! Alsbald landete das Bild dann in Adolf Schneider´s Buch "Besucher aus dem All", welches 1974 im Verlag Hermann Bauer erschien und zu jenen Werken gehört, die in den 1970er Jahren das Denken der UFOlogen bestimmten. Es war auch übrigens die Zeit, als Adolf Schneider zusammen mit Illobrand von Luwiger die MUFON-CES konstituierte. Schneider schrieb deswegen auch eine Artikelserie im ´Kurier´ (September 1974) und verwendete dort das hier behandelte Bild, weswegen Dr.Franz Prochazka von der Universitätssternwarte Wien einen aufklärenden Leserbrief einbrachte, der am 25.September 1974 veröffentlicht wurde und mit dem die wahre Natur des Bild erstmals öffentlich wurde. Egal, noch 1986 erschien es in Buttlar´s "Sie kommen von fremden Sternen" und 1993 in seinem "Reisen in die Ewigkeit".


Views: 7545