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22.05.2007


    
Mehr zum VfB-UFO-´Fieber´ - Medien und UFOs

´UFO-Flotte´ über Gelsenkirchen unterwegs

Der Blick in ein Bürger-Forum - es ist quasi fast wie zu Hause

Dienstag, 22.Mai 07: Heinz H. vom Gelsenkirchener Geschichten Team schickte mir die eMail mit dem Betreff ´Sichtungen in Gelsenkirchen?´: "Hier eine Info über mögliche ´Sichtungen´ am 11.-12.05 2007 in Gelsenkirchen - http://gelsenkirchener-geschichten.... ." Hier ging es um die Fragestellung "UFOs über Bulmke???" durch den Moderator des Forums, aufgemacht als Thema am 15.Mai 07. Er berichtete zunächst als Ausgangspunkt:

"Es war die Tage, am 11. Mai kurz vor Mitternacht. Ich sah aus dem Fenster und erblickte plötzlich einen Schwarm kleiner gelber Lichter, zwischen 10 und 20 Stück, die langsam in östlicher Richtung lautlos über den Himmel zogen. Ihre Geschwindigkeit war genau gleichbleibend, genauso ihr Abstand zueinander. Es war als würden sie in einer langgestreckten Formation fliegen. Wie hoch sie flogen war schwer zu sagen, sie schienen dann aber irgendwo über dem Kirchturm der Heiligen Familie in Bulmke in den Wolken zu verschwinden. Nachdem ich mir das erstmal eine halbe Minute lang nur angesehen habe, griff ich schnell zu Kamera und habe die letzten paar noch erwischt. Allerdings ist das Foto verwackelt. Auf einem zweiten ist schon nur noch schwarzer Himmel zu sehen, aber das erste ist nicht schlecht. Gelsenkirchen-Bulmke 11.5.2007 - 23:34:13 Uhr: Hier hab ichs am Rechner etwas aufgehellt. Da sieht man erstmal wieviele es waren. Die Linien entstanden durch Kamera-Bewegung, stellen also nicht die Flugrichtung der Lichter dar. Die Lichter waren bestimmt mehrere Minuten lang zu sehen. Hat sie noch jemand gesehen? Waren es wirklich Ufos?"

Daraus ergaben sich weitere Meldungen zum Geschehen selbst, sowie ein bereits gelaufener Erfahrungs- und Meinungsaustausch zum Geschehen - quasi so wie es auch im heimischen Wohnzimmer wohl in der Praxis laufen wird, wenn nur ein Einzelbeobachter seine Wahrnehmung z.B. mit der Familie diskutiert:

"Hi, damit du nicht so allein bist - ich hab auch vier davon gesehen. Ich war an diesem Abend unterwegs auf der Ringstr. und wollte grad beim in die Weberstr. einbiegen um zur zu gehen, als mich ein junges Mädel ansprach und mich aufgeregt fragte, ob ich den Schwarm gelber Lichter da oben auch gesehen hätte. Ich schaute in den Himmel über dem Lorca-Platz, der Blick begrenzt von den Bäumen vor dem Grillo rechts und gegenüber vor der Billardhalle links, und sah ein gelbes Licht, das langsam seine Bahn zog. Nur war ich ziemlich stoned, schaute mir das Mädchen an und überlegte, welche Droge sie wohl benutzt hatte - aber sie schien echt beunruhigt. Also schaute ich nochmals hoch und von links tauchten drei dieser sich bewegenden gelben Lichter auf - ich war einigermaßen perplex und fragte das Mädel ´was vermutest du, was beunruhigt dich daran - denkst du an Terroristen?´ ´Nein, an Krieg´ sagte sie und aus Richtung hörte ich in diesem Moment auch noch sowas wie Feuerwerk. Ich versuchte sie irgendwie zu beruhigen, ne ´einfache´ Erklärung zu finden, die sie aber wohl nicht überzeugte. Ich erinnere mich, das sie sich aber freute, das ihr endlich jemand ihre Wahrnehmung glaubte - andere Passanten hatten dies wohl nicht getan. Tja, du hast 10-20 Lichter gesehen, sie hat 20-30 gesehen, ich nur vier - aber irgendwas war los in der Nacht am Himmel über GE. ... Ich meine, die Farbe der Lichter war nicht gelb wie auf dem Foto, sondern gelb/orange - so wie `ne Warnblinkanlage, aber ohne zu blinken. Deshalb hab ich vermutet, das da irgendein Staatsmann mit Begleitschutz per Hubschrauber zum Reparieren in irgendeine Klinik geflogen wurde.... oder die Bundeswehr hat Einheiten verlegt.... Ich hab allerdings auch kein den Lichtern zuzuordnendes Geräusch gehört, was bei dem allgemeinen Geräuschpegel an der Ringstr., selbst nachts, aber auch kein Wunder ist." - "Habe die gleiche ´Feuerball-Formation´ Anfang letzter Woche beobachten können. Höhe Gewerkenstrasse (Aral Tankstelle) gegen 22.20 . In der Nähe waren zur gleichen Zeit feuerwerksähnliche Geräusche zu vernehmen, als sich die ca. 30 Feuerbälle lautlos und waagerecht fortbewegten. Dachte erst an Feuerwerksausläufer, doch dafür verglühten die Lichtkugeln nicht schnell genug. Sollte es eine Erklärung geben wäre ein posting sehr interessant." - "Habe meiner Freundin von diesem Thread erzählt, da sagte sie das sie die Lichter auch gesehen hat. Hat sich allerdings nichts bei gedacht und dann vergessen zu erwähnen {sic!}." - "War mit meinem Freund an der Gewerkenstrasse & kann bezeugen, dass wir diese Feuerbälle völlig nüchtern und klar & deutlich gesehen haben! Bis Dato beschäftigt uns dieses abendliche ´Himmel-was-auch-immer" sehr! Leider haben wir bis heute immer noch keine Erkkörung für diese Feuerbälle! Abgesehen von der fehlenden Erklärung, steht für uns völlig ausser Frage, dass wir diese ´Erscheinungen´ gesehen haben! Auf infantile UFO-Witze können wir daher getrost verzichten! Eine Erklärung wäre uns lieber!"

Und weiter gehts: "Am Wochenende hat meine Mutter mir von diesen Erscheinungen erzählt. Sie will sie um Mitternacht von Freitag auf Samstag gesehen haben; das müßte dann vom 11. auf den 12.5. gewesen sein; und zwar von Bulmke (Hertastraße) aus in Richtung Stadtmitte. Na ja, die Frau ist schon vielfach volljährig und da schmunzelt man und denkt sich seinen Teil. Aber wenn ich das hier so lese, scheint ja doch etwas dran zu sein. Aber was waren denn das für Erscheinungen? Lasershow irgendeiner Disco? Kann man das ganze noch mehr eingrenzen?" - "Nach euren Beschreibungen würde ich auf die neue Disco am Roßmarkt tippen ´Deluxe´, die haben oft am Wochenende nen echt starken Scheinwerfer an, vielleicht hatten die ja eine Eröffnungs-Show." - "Die war es definitiv nicht. 1: Diese Laser sehen ganz anders aus. Das sind 3 große milchige Punkte die über die Wolken tanzen. Was ich (wir) gesehen haben waren viele kleine gelbe Lichtpunkte. Also überhaupt keine Ähnlickeit. 2: Die Laser vom Großmarkt sehe ich, wenn ich aus meinem südlichen Fenster gucke. Die beschriebenen Lichter sah ich durch das nördliche Fenster. 3: Die Disco-Laser bewegen sich immer im gleichen Bereich hin und her. Sie verfolgen keine gerade Flugbahn. Wäre das nur EIN Licht gewesen, hätte ich es ohne Zweifel für ein hoch fliegendes Flugzeug gehalten. Das besondere war aber die große Anzahl und dass sie gleichmäßig in einem langgestreckten Schwarm flogen. Die Sache mit dem Feuerwerk wäre ein Ansatz. Aber gibt es Feuerwerksraketen, deren Funken langsam über die ganze Innenstadt fliegen und dabei gleichmäßig glühen?" - "Meine Wohnung liegt direkt in der Einflugschneise/Warteschleifenrunde Düsseldorf und je nach Wetterlage und Dunkelheit schweben häufig und regelmäßig Lichter auf mich zu, manchmal scheinen sie in der Luft zu stehen. Es sind aber definitiv bisher immer Flugzeugscheinwerfer gewesen." - "Vielleicht war ja auch der Flieger aus Dortmund mit nem Leuchtband im Schlepp unterwegs. Wo bin ich hier nur hingeraten ?? UFOS tztztztz." - "Wie kriegt man denn raus, wer so alles nachts (im Verband) über`s Ruhrgebiet fliegen darf? Privat oder militärisch...es sind zwar im Moment noch nicht identifizierte Flugobjekte - aber deshalb noch keine Außerirdischen."

Wie man sehen kann. werden automatisch rationale Erklärungsmöglichkeiten gesucht, auch um (wohl eher unbewusst) eine De-Eskalation in Sachen UFO (= Außerirdische in Raumschiffen) durchzuführen.

Finger heb: Ich habe da auch mal was gesehen! Sie kennen es vielleicht, wenn sie solch eine Geschichte in größerer Runde wie z.B. am Stammtisch erzählen, alsbald meldet sich jemand - so wie Sie es von ihm nicht erwartet hätten. Und es gab auch hier einen Blick in die Vergangenheit: "Normalerweise glaube ich nicht an so einen Mist,doch ich habe mit Freunden damals im Jahre 1997 selbst sowas gesehen. Das war am 15.August hier in Bochum. Ich zeltete mit Freunden an der Ruhr und die Nacht war total sternenklar,es gab nicht eine einzige Wolke oder Schleierwolke!! Das Ding was wir gesehen haben war blau und dreieckig, schwebte etwa 400-500 hoch in der Luft und flog mal nach rechts und dann wieder nach links und anschließend steil hoch und der Spuck war danach vorbei. Das ganze dauerte etwa 3 Minuten. Kumpels meinten das es eine Laserschau gewesen sein könnten. Von einer Diskothek kanns nicht gewesen sein, denn einen solchen Laser habe ich noch nie gesehen. Außerdem wird das nur durch Schleier-Wolken reflektiert."

Schließlich verwies jemand am 22.Mai auf CENAP und einen Artikel in den ´Stuttgarter Zeitung´ ( http://www.stuttgarter-nachrichten.... ) vom 29.9.2001, den ich selbst noch gar nicht kannte und nichts davon wusste: "UFO-Sichtigen kann geholfen werden":

>Das Cenap in Mannheim ist so etwas wie eine bundesweite Anlaufstelle für Aufgeregte! Aliens sind auf der Erde gerade ein bisschen aus der Mode. Im Sommerloch 2001 war ihr Gastspiel eher durchschnittlich. "Bild" holte eine unheilschwangere Wir-sind-nicht-allein-Serie aus der Schublade und titelte später "Unheimliche Ufo-Sekte klont erstes Baby" respektive Hitler oder Jesus. Danach war die Sekte der Runninggag des Sommers. Bei "Stern-Online" beantworteten kürzlich immerhin 54,2 Prozent der Besucher die Frage "Glauben Sie an Außerirdische?" mit Ja. Hier sehen lassen wollte sich dennoch schon lange kein Alien mehr. Hansjürgen Köhler spürt die Flaute besonders intensiv. Höchstens dreimal im Monat melden sich besorgte Anrufer beim Mitbegründer des Cenap, des "centralen Erforschungsnetzes außergewöhnlicher Phänomene". Das Cenap ist so etwas wie eine bundesweite Anlaufstelle für Aufgeregte. Mitte der 70er Jahre kamen an einem einzigen Wochenende leicht 40 bis 50 Anrufe zusammen. Aber jetzt? "Der große Ufo-Boom ist vorbei, aber die nächste Welle kommt", erklärt Köhler im weichen Slang der Kurpfalz. Die Cenap-Zentrale im Mannheimer Vorort Wallstadt sieht von außen wie eine getarnte Alien-Forschungsstation aus. Ein Zweifamilienhaus wie alle anderen in der Straße. Auf dem Klingelschild steht, wohl zur Tarnung, zweimal "Köhler". Wer unten klingelt, wird von Köhler senior freundlich nach oben geleitet - in eine auffällig auf unauffällig getrimmte Wohnung. Dann erscheint Hansjürgen Köhler, und es wird klar: Hier gibt es wenig zu tarnen. Cenap besteht aus einem 20 Quadratmeter großen Raum. Auf der Couch steht ein Kassettenrecorder und verbreitet leise sphärische Weltraummusik. Hansjürgen Köhler sitzt im karierten Hemd am Holztisch und lächelt und erzählt.

Mehr als 1000 Beobachtungen von unidentifizierten Flugobjekten haben er und sein Kollege Werner Walter in fast 30 Jahren untersucht. Die meisten Fälle hätten sich als durchaus erklärbare Phänomene entpuppt. Bei 96 Prozent liege die Cenap-Aufklärungsquote. Der Rest dieser Geschichten sei meist sehr bizarr und eher "im Bereich ärztlicher Behandlungskunst" angesiedelt. Cenap, eine private, weltanschaulich neutrale Organisation gilt unter Ufo-Gläubigen als Bande von Spielverderbern und Besserwissern. Walter und Köhler, inzwischen beide Mitte 40, kamen als Gläubige zu den Ufos. Die ambitionierten Astronomen verbrachten Anfang der 70er Jahre ihre Abende in der Sternwarte. Immer wieder meldeten sich dort Menschen, die unerklärliche Beobachtungen am Himmel gemacht hatten. Manchmal nahmen die jungen Sternengucker den Hörer ab, um sich die Geschichten anzuhören. Vielleicht, überlegten sie, gab es da draußen ja wirklich etwas. "Es gab zu Zeiten des Kalten Krieges viele Ängste. Der Glaube an Ufos hatte Hochkonjunktur. Ufo-Sekten behaupteten, Außerirdische würden über uns wachen. Nur wer an sie glaube, würde bei Ausbruch der Krise von ihnen gerettet", erinnert sich Köhler. Eine dieser Gruppen brachte ein Ufo-Magazin auf den Markt, in dem ein Bild der Raumkapsel Apollo 11 gezeigt wurde. Ebenfalls darauf zu sehen war offenbar ein außerirdisches Mutterschiff, um das weitere kleinere Raumschiffe kreisten - einer der zahlreichen "Beweise" für die Existenz außerirdischen Lebens, vermeldete das Blatt. Das Bild stammte aus einem Film der Nasa. Köhler: "Von unserem Lehrlingsgehalt haben wir uns diesen Film besorgt und beim ZDF für 50 Mark pro Stunde ein Studio gemietet, um ihn am Schneidetisch anzusehen. Die Ufos stellten sich als Linseneffekt heraus, der eintritt, wenn sich Licht an Glasscheiben bricht." Der Chefredakteur des Ufo-Blattes reagierte auf die Erkenntnisse der beiden Forscher nicht, also machten sie die Probe aufs Exempel: Sie inszenierten ihre eigene Invasion, schrieben einen Bericht über eine Ufo-Landung in Ludwigshafen. Zudem fotografierten sie in einem dunklen Raum Köhlers Nachttischlampe. Bericht und Foto schickten sie an das Magazin. Niemand meldete sich, um die Geschichte nachzurecherchieren. Stattdessen prangte das Foto mitsamt der Geschichte als "Exklusivbericht" auf dem Titelblatt des Magazins.

Nach dieser Episode war den jungen Astronomen klar geworden, auf welches Thema sie ihre Arbeit lenken wollten - die Erforschung unbekannter Himmelsphänomene. Sie wollten als Aufklärer Blendern und Geschäftemachern auf die Schliche kommen. Köhler: "Wir wurden von Paulussen zu Saulussen" - von Gläubigen zu Ungläubigen. Mit einer Hand voll Freunde bauten Köhler und Walter von 1976 an Cenap auf. Sie nahmen Kontakt zu Sternwarten, der Flugüberwachung und der Polizei auf, um sich als Ansprechpartner für Anrufer anzubieten. Ufo-Forscher aus Dänemark hatten einen Fragebogen entwickelt, in dem unerklärliche Beobachtungen systematisch festgehalten werden konnten. Cenap setzt den Fragebogen bis heute ein, in dem vom Geräusch des Objekts - zur Auswahl stehen Brummen, Summen, Sausen, Singen, Pfeifen und Knall - über das Wetter zum Zeitpunkt der Beobachtung bis hin zur Frage nach "physischen Wirkungen" an Personen und Gegenständen alles abgefragt wird, was den Ufo-Jägern weiterhelfen könnte. Immer öfter meldeten sich nun Verzweifelte in Mannheim. Eine Frau aus dem Ruhrgebiet fühlte sich von Ufos verfolgt, die schon über dem Dach ihres Hauses auf sie warteten. Im Auto versuchte sie, die Ufos einzuholen. Ein Dreivierteljahr lang fuhr sie - ganz langsam - an die 780 Kilometer, bis sie sich an Cenap wandte. Auf deren Fragebogen kreuzte sie "Brillenträgerin" an. Es stellte sich heraus, dass sie ihre Brille verloren hatte und nur noch eine Kontaktlinse besaß. "Was sie für Ufos gehalten hatte, waren nur der Mond und die Sterne, denen sie hinterherfuhr", erzählt Köhler. Er spricht nicht gern von Ufos, sondern lieber von UAP - unbekannte atmosphärische Phänomene. Neben den klassischen Untertassen wurden auch Kugeln, Stäbe, Kegel und Dreiecke gesichtet. Im Laufe der Jahre meldeten sich hunderte von Anrufern, die wissen wollten, was sie am Himmel gesehen und gehört haben. Cenap bearbeitet jede Meldung - kostenlos. Die in der Vereinigung der Sternenfreunde organisierte Gruppe finanziert sich privat.

Köhler, dem charmanten Plauderer, tritt die Zornesröte ins Gesicht, wenn er von den "Schwindlern" erzählt, die sich auf Kosten der Ufo-Gläubigen profilierten und bereicherten. Solchen selbst ernannten Experten saß er in Talk-Shows schon oft gegenüber. Hansjürgen Köhler kennt den Ablauf dieser Sendungen: "Da sitzt dann eine Frau und erzählt von dem traumatischen Erlebnis, Opfer einer Ufo-Entführung geworden zu sein. Später seien die Aliens noch einmal zurückgekommen und hätten den Embryo entführt." Ein so genannter Forscher, so Köhler weiter, habe diese Geschichte dann meist "aufgedeckt", indem er das Opfer unter Hypnose gesetzt hat. "Am Ende gibt die Frau zu, sich eigentlich an nichts erinnern zu können und nur den Einflüsterungen des Hypnotiseurs gefolgt zu sein. Solche Menschen brauchen ärztliche Hilfe, keine Scharlatane", regt sich Köhler auf. Es ist ruhiger geworden. Die Meldungen über unbekannte Objekte gehen zurück - "auch auf Grund unserer Arbeit", erklärt Hansjürgen Köhler. Cenap-Mitglieder halten Vorträge in Volkshochschulen, Sternwarten, Planetarien. Der bisher letzte große Ufo-Boom begann Anfang der 90er Jahre mit dem Aufkommen der gigantischen Scheinwerfer auf den Dächern von Discotheken. "Immer freitags", so Köhler, "klingelte mit Einbruch der Dunkelheit das Cenap-Telefon." Zu den Ufo-Gläubigen gehören vor allem junge Menschen. Nach einer neuen Untersuchung des Allensbacher Instituts für Demoskopie sind 22 Prozent der Befragten unter 30 Jahren von der Existenz von Ufos überzeugt. Mit zunehmendem Alter lasse dieser Glaube nach, fanden die Forscher heraus. Der Glaube an außerirdische Intelligenz ist für viele zur Ersatzreligion geworden, meint Köhler: "Wir sind aufgeklärt, aber auch anfällig für jeden Schwachsinn. Die Religion hat ihren Stellenwert verloren, aber es gibt so etwas wie die Flucht in den Ersatz."

Die nächste Ufo-Welle kommt bestimmt. Luftschiffe mit Werbeaufdrucken seien gerade groß in Mode. "Jetzt bauen sie noch größere; wenn die in Serie gehen, werden wir wieder mehr Meldungen haben", vermutet Köhler. Kürzlich habe eine Frau ein solches Luftschiff hinterm Steuer verfolgt und sei dabei im Graben gelandet. Ist da denn wirklich gar nichts, da draußen? Den Glauben an Ufos hat Hansjürgen Köhler schon vor 25 Jahren verloren - wenn auch nicht den an außerirdisches Leben. "Vielleicht als Bakterium", kann er sich Leben außerhalb der Erde vorstellen. Am Himmel über Mannheim ist es ruhig. Das Telefon bleibt stumm.<

Zurück nach Gelsenkirchen in der Jetztzeit. Nachdem dies aufgekommen war bin ich also sofort kontaktiert worden, um aus den Darstellungen einen noch-nicht altbekannten Stimulus herauszufiltern, wie ich dem Hinweisgeber mitteilte: "Du kannst dort notieren, dass das Geschehen bei euch daheim auf entweder kleine chinesische Himmelslaternen oder auf ein so genanntes ´Stilles Feuerwerk´ zurückgeht. Schau mal auf den aktuellen Beitrag im CENAP-UFO-Newsticker. Das kannst Du auch für die Leser bei euch weiter geben, damit die Bescheid wissen. Gute Reaktion von Dir. Danke." Er machte dann dort auch gleich Links zum CENAP-UFO-Newsticker, zum Online-CENAP REPORT und zu einem Anbieter von den Himmelslaternen auf. Klasse Service für das Forum! Dazu gab es dann auch Reaktionen wie: "Danke Heinz, dann waren es also Chinesische Himmelslaternen. Das könnte das Phänomen erklären - jedenfalls keine Bedrohung und keine Aliens." - "Schade, es entzaubert die Sichtungen..." {sic!} Hier kann man sehen, dass die banale Erklärung von spektakulären Erscheinungen dann doch ein bisschen für Frustration sorgt. Eine altbekannte Erfahrung, die ich am UFO-Telefon immer wieder und seit Jahren mache. Daran kann man eben den emotionalen Faktor festmachen; sehen, dass die ´UFO-Sache´ in Gänze mehr als die Summe ihrer Teile (= Einzelsichtungen und was dahinter steckt) ausmacht - viel mehr. Und dadurch gab es zu Beginn schon den falschen Anfang mit der Thematik durch die >Fliegenden Untertassen<. ´UFOs´ im Großen sind eben nicht so einfach nur wissenschaftlich-neutral zu fassen, nüchtern und logisch. Die ´UFOs´ haben auch diesen Verzauberungsfaktor durch den >Fliegenden Untertassen<-Mythos um sich, wie eine Aura. Und um dies zu verstehen braucht man keine Spezialisten in Sachen ´Verführungs- und Verkaufs-Psychologie´ oder ´Kultur- und Sozialwissenschaft´ zu berufen, damit man/frau diesen Umstand begreifen kann - man muss nur den ganz normalen Menschen zuhören und nicht gleich unbedingt in die ufologische ´hot zone´, die ´normale´ UFOlogie oder gar Hardcore-U´fool´ogie (den Extremisten und vorgeschobenen Bodentruppen der Aliens), eintauchen.

Soweit dies. Ansonsten interessierte es mich schon, inwieweit die echte gedruckte Presse die Erklärung der "VfB-UFOs" ihren Lesern zur Verfügung stellte und checkte dazu das Zeitungsangebot des Ländle im Mannheimer Hauptbahnhof, so weit es eben ging. Außer dem bekannten kleinen Beitrag in den ´Stuttgarter Nachrichten´ fand ich aber nichts. Abgesehen von einer noch kleineren und etwas ´eigenartigen´ Darstellung in der Rhein-Neckar-Ausgabe der BILD. Dazu erkläre ich Ihnen, was ich bei Pressemitteiluns-Ausgabe unter der "großen Tour" verstehe: Einfach alle Presseagenturen, Nachrichtenredaktionen von Radio und TV und die Tagespresse des jeweiligen Bundeslandes über deren Lokal- oder Chefredaktionen (in diesem Fall sogar die Sportredaktionen). Was ein mühsames Geschäft, sehr zeitaufwändig und vor allen Dingen auf eigenen Kosten ist. Um einmal einen Einbllick zu vermitteln, stellte ich Ihnen die originale Pressemitteilung (PM) hier einmal vor:

>Pressemitteilung zur freien Verwendung

Kein Scherz: Rot-weiße UFOs im Ländle während der VfB-Meisterschaftsfeier! Experte: Nur Party-Gag-Ballone unterwegs...

Mannheim. Der Stuttgarter VfB feierte in der badenwürttembergischen Hauptstadt am Samstagabend seinen neuen Meisterschaftstitel - und hunderttausende Menschen feierten begeistert mit. Dies ist total normal. Doch ging der Begeisterungsrausch im Ländle über die irdischen Sphären hinaus? Fast könnte man es meinen. Bei Nicht-Fußballfan Werner Walter von der Mannheimer UFO-Meldezentrale CENAP (dem Centralen Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene) gingen ab 22 Uhr völlig unerwartet mehrere Augenzeugen-Berichte über "rot-weiße UFOs mit einer Aura", die minutenlang durch den Himmel schwebten, ein. Bis drei Uhr morgens stand die UFO-Hotline nicht mehr still, da aus ganz Baden-Württemberg Zufallsbeobachter wie der 24-jährige Manuel F. aus Lindau am Bodensee ihre phänomenalen Meldungen abgaben. "In allen Fällen berichteten die Menschen ausgerechnet rot-weiße Lichtbälle gemächlich durch die Gegend schwebend ausgemacht zu haben", so Walter. Zunächst fühlte er sich durch die erste Beobachtungsberichte wie veräppelt und die Leute in einer einmaligen, unheimlichen Art von "VfB-Beigeisterungs-Hysterie", die sich da Himmelsobjekte in den Vereinsfarben der Meister illusionierten.

Erstaunlich war nur, dass die weiteren Melder wie z.B. aus Vaihingen, Weil der Stadt, Langenau oder Eislingen "völlig cool" ihre immer gleichen UFO-Sichtungen irgendwann zwischen 22 und 23 Uhr schilderten und selbst ratlos ihren Observationen gegenüberstanden. Walter nahm sich total perplex selbst eine Auszeit und ging auf den Balkon, um eine Zigarrette zu rauchen. Dabei fiel ihm der Glimmstängel fast selbst aus der Hand, als er genau das erlebte, was er die ganze Zeit schon über von Leuten aus dem ganzen Bundesland gehört hatte: "Aus dem ´Großen Wagen´ heraus erschien plötzlich ein halbmondgroßes rot-orangenes Leuchtobjekt waagerecht dahinschwebend in meinem Blickfeld und mit einer ´pulsierenden Leuchtaura´ gegen Mannheim-Zentrum dahinziehend." Auch den ganzen Sonntag über meldeten sich Zufallsbeobachter aus dem Ländle, die nach Rat hinsichtlich ihren Wahrnehmungen am Himmel von Samstag auf Sonntag suchten. Viele hatten erwartet im Zuge des Sonntags im Radio oder TV irgendwelche erklärende Informationen zu den für sie geheimnisvollen Vorgängen am Firmament zu erhalten. Als sie da nichts erfuhren machten sie sich auf, um selbst in eigener Recherche hinter das Geheimnis der rot-weißen Glühobjekte zu kommen.

Doch schnell erkannte Walter, was hinter dem geheimnisvollen Leuchtkörper steckte: "Alles war perfekt. Der Meistertitel, das Wetter für Grillpartys und für VfB-Feiern überall im Land. Unter solchen Bedingungen werden gerne ca 1,80 Meter große Party-Gag-Miniaturheißluftballone aufgelassen, die ab einer gewissen Entfernung für den Laien als solche nicht mehr erkennbar sind und ein gespenstisches rot-weißes Erscheinungsbild jenseits aller Normalität zeigen."

In diesem Zusammenhang sei auch vorbeugend vor weiteren falschen UFO-Alarmen darauf hingewiesen, dass die beiden hellsten Planeten des Sonnensystems derzeiten am Abend- und Nachthimmel stehen: Venus und Jupiter. Nach Walter ebenso klassische ´feste Hausnummern´ für UFO-Irritationen. Die Venus ist in der Zeit kurz nach der Abendämmerung prächtig am Westhimmel auszumachen und der Jupiter steht zur Mitternachtszeit relativ niedrig am Osthimmel. "Beide kann man schnell als am Himmel stehende Flugzeugscheinwerfer annehmen, woraus aber schnell eine UFO-Spekulation wird, sobald man merkt, dass die sich über längere Zeit hin nicht bewegen. Unscharf und fehljustiert eingestellt mit dem Fotoapparat abgeschoßen, können dabei ganz abenteuerliche Gestalten sich ablichten", verweist Walter auf seine mehr als 30-jährige Erfahrung als UFO-Sichtungsermittler.

Ende

Komplette Geschichte unter http://www.cenap.de/cenapnews <

Barometer-Funktion: Wie gesagt, dies war das Original, welches praktisch allen Redaktionen vorlag. Was daraus in der dpa-Meldung sehr stark verkürzt gemacht wurde wissen Sie, gleichsam was die SWR-Sport-Redaktion (kommt dem Original fast 1:1 nahe!) daraus erstellte. Der ´Express´ bereitete die dpa-Meldung selbst dann nochmals eigenständig auf. Der ´Mannheimer Morgen´ verwendete die dpa-Kurzfassung, obwohl der Redaktion das Original vorlag. Diese ´Mutantation´ ist im Medien-Business auch völlig normal und geschieht mit allen Nachrichten. Daher auch Verstümmelungen und Neu-Auslegungen bis hin zu abenteuerlichen Darstellungen. Daher auch in diesem Fall kein ´Wehklagen´, auch wenn die BILD-Rhein-Neckar da etwas eigenwillig war und einen regionalen Bezug herbeipresste: >"Ballons lösen Ufo-Alarm aus. Mannheim - Rot-weiße Lichtbälle am Himmel über Weinheim und Vogelstang lösten nachts aufgeregte Anrufe bei der Ufo-Meldezentrale in Mannheim aus. Experte Werner Walter: "Nur 1,80 Meter große Heißluftballons in den Farben von Meister Stuttgart".< Vom UFO-Alarm über Weinheim weiß ich nämlich gar nichts und meine eigene Sichtung über Mannheim-Vogelstang war kein ´Alarm´, da ich die Erscheinung ja erkannte. In der Verbreitungsetappe haben dann jeweilige Redakteure wieder die Entscheidungsgewalt zur Verwendung. Begonnen beim Aufgriff durch eine Presseagentur, deren Verarbeitung der Meldung bis hin zur Ausgabe als Agenturmeldung. Von der Annahme dieser Meldung und dem Entscheid in der einzelnen Redaktionen zur Verwendung im Blatt und der dortigen Präsentation ist wieder ein langer Weg. Sie sehen bis zu dem, was (und wie es) der Bürger mitbekommt ist es ein gewisser schwerer und steiniger Weg... Nun war es interessant zu sehen, quasi als Barometer-Funktion, wie nun die Journalisten in den Redaktionen zum Thema selbst drauf sind. Wie kommen UFOs noch an? Vergessen wir nicht, wir haben ja das Jahr 60 in Sachen >Fliegende Untertassen<-Mythos und nicht nur 60 Jahre Filmfestspiele Cannes oder 60 Jahre Unternehmen Beate Uhse, 100 Jahre EDEKA (und 50 Jahre Werner Walter), 30 Jahre ´Star Wars´ sowie 20 Jahre GWUP. Alles Dinge die uns alle irgendwie bewegen. Aber Spass beiseite, im Zuge des Niedergangs der öffentllichen UFO-Themen-Beachtung waren die medialen Reaktionen schon bemerkenswert. Gerade noch in der Medien-Hype-Mischung mit dem VfB-Sieg. So rief ich über verschiedene eMaillisten einen Aufruf durch, um zu sehen, ob da User in ihrer Zeitung hier im ´wilden Südwesten´ etwas von der Aufklärung der Ereignisse gelesen haben. Man gab mir zwar die bekannten elektronischen Internet-Links durch, aber scheinbar scheint kaum mehr jemand eine echte Zeitung aus Papier zu lesen.

Nachtrag: Wie ich inzwischen von einem Medienauswerter erfuhr, war vom Originaltext nirgends etwas verwendet worden und nur noch zwei Zeitungen übernahmen den dpa-Schnippel: - Frankfurter Neue Presse, 22.5.07

- Märkische Allgemeine (also Raum Potsdam), 22.5.07 .

Ansonsten noch online gestellt in:

- Stuttgarter Zeitung

http://www.stuttgarter-zeitung.de/s...

- Auf der Homepage des VFB Stuttgart

http://www.vfb.de/de/aktuell/presse...

Kurzum, schlußendlich wurden die Menschen im Ländle über die Geschehnisse gar nicht informiert, die meisten süddeutschen Zeitungen berichteten dazu gar nichts! Liebe Leute, Pech gehabt - aber Eisbärchen Knut lernt ja jetzt schwimmen, was alle Medien berichteten.

Externe Links

http://gelsenkirchener-geschichten.de/viewtopic.php?t=1509
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/detail.php/48166?template=stn_artikel_bi...
http://www.cenap.de/cenapnews
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1429239
http://www.vfb.de/de/aktuell/pressespiegel/2006/08732.php
Hypnose Frankfurt am Main

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