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03.08.2005


    
UFO-Aufklärung: "Das Hagen-UFO war meines..."

Retro-Kult: Zeitschrift YPS kommt wieder - aber ohne UFO-Beilage Solar-Zeppelin

Immer wieder einmal melden sich Personen nach langer Zeit zu irgendwelchen UFO-Fällen aus der Vergangenheit. So geschah es auch am 1.August 2005, als sich Matthias K. aus Hagen sich meldete: "In einem Fernsehbericht (lief vor längerer Zeit) habe ich eine Sichtung über Hagen in Westfalen gesehen... Es handelte sich um ein zigarrenförmiges Objekt was am Tage fotografiert/gefilmt wurde. Ich kann hierzu sagen, dass ich der Verursacher bin und damals aus einer Kinderzeitung Namens YPS einen Solarballon zusammen mit meinem Vater ´einfach´ fliegen gelassen habe um zu sehen was passiert. Ich bin sicher Ihnen geholfen zu haben." Der Mann schickte als Beweis das Titelbild des betreffendes YPS-Heftes von ehedem mit, wo das Teil als Extra-Gimmick Nr.3 - "Der Solar-Zeppelin" - beilag.

Um den UFO-Fall handelt es sich um jenen des von Michael Hesemann (einem bis vor kurzem noch bekannten UFOlogie-Promoter, inzwischen aber auf den Spuren von Oldtimer-Mysterien der katholischen Kirchen) hochgezogenen echten UFO-"Dauerzeugen" namens ´Mars Dame´. Zunächst aber erschien der Fall in den "UFO-Nachrichten", der längst nicht mehr existierenden ´Deutschen UFO-/IFO-Studiengesellschaft e.V.´ aus Wiesbaden. Erinnerungen...

>Unfaßbar: DUIST hält Solarzeppelin für außerirdischen Weltraumschiff< war die Schlagzeile im CENAP REPORT Nr. 69 (Nov.1981) zu einem Bericht von Klaus Webner, Wiesbaden. Es ging zunächst um die Ausgabe Nr.270 der esoterischen Fliegende Untertassen-Zeitung ´UFO-Nachrichten´, wo unter der Rubrik "Was geht am Himmel vor?" der Fall "Kreisendes Flugobjekt über Hagen/Westfalen - UFOs beherrschen den Luftraum! Ein Bericht mit Fotos aus dem Ruhrgebiet" vorgestellt wurde. Zitat: "Fast jede Nacht - bei klarem Himmel - sehe ich UFOs und habe 8 Filmstreifen und einen ganzen Film mit Teleobjektiv aufgenommen. Ich damit beweisen, dass diese unbekannten Flugobjekte unseren Luftraum beherrschen." Der Berichterstatter war ein Herr Mars Dame aus Hagen gewesen, hier als Feinmechaniker "N.N." vorgestellt, der aber als Rentner bereits seit 1977 regelmäßig vom Balkon seiner Wohnung in den Himmel starrt um ihn nach UFOs abzusuchen. Insbesondere die Fälle vom 4.und 5.Juni 1980 wurden hervorgehoben, wo das Ehepaar Dame nebst Kindern mal gegen 14 und dann zwischen 10:20 h und 11:10 h "zylindrisch geformte, metallisch glänzende Körper" lange Zeit über Hagen-Helfe umherschweben sehen konnten. In beiden Fällen machte der Zeuge Filmaufnahmen mit einer Carena Zoomex Z 610 JM Super-8mm-Filmkamera. Verwendet wurde ein Ektachrome-Film mit 23 Din. Webner erfuhr erstmals über Berichterstatter Michael Hesemann, dass der Zeuge bereits seit 1978 mehrfach UFOs bei Tag und Nacht sieht und filmt, er stellte Hesemann auch das Material kostenlos zur Weiterverbreitung zur Verfügung. Hesemann weiter: "Da ich weiß, dass Sie großes Interesse an UFO-Filmen haben, biete ich Ihnen hiermit an, auf Selbstkostenbasis den Film für Sie zu kopieren. Als einzige Gegenleistung hätte ich dann später gerne Ihre Begutachtung des Films. Sollten Sie ihn für echt halten, dann wäre Ihre ´Bekehrung´ für mich Lohn genug."

Der komplette Film umfasste alle von Herrn Dame aufgenommenen Erscheinungen. Als Webner das Material erstmals projizierte entfuhr ihm spontan ein "Wahnsinn!" als Aufschrei, ähnlich muß es bei der BILD-Zeitung und bei den Verlagen Bertelsmann wie Econ gewesen sein, als Dame ihnen dieses Material angeboten hatte, genauso wie dem Bundesminister für Forschung und Technologie in Bonn. Als er bei AGFA-Gevaert anmarschierte, "nahm man mich nicht für voll". Gustav Vollmer von der DUIST-Ortsgruppe Freiburg dagegen war anderer Ansicht: "Fraglos müssen alle diese Objekte von intelligenten Wesen gesteuert sein! Fraglos sind diese unserer irdischen Wissenschaft und Technik himmelweit überlegen. Deshalb müssen wir die Frage stellen: Warum kommen Außerirdische so zahlreich zu uns?" Das "zylindriche Flugobjekt" war keine Fälschung, kein Trick, sondern nichts weiter als ein in der Luft schwebender Solarzeppelin, den die Jugendzeitschrift YPS als Spielzeug herausgebracht hatte. Der gefilmte Solarzeppelin erweckt stark den Eindruck, dass er sich an der mitgelieferten Leine befand. Und der Rest des UFO-Materials von Dame konnte Webner auch nicht zufriedenstellen. Die verschiedenen "UFO-Flotten" stellten sich als Zimmerlampen, selbstleuchtende Kugelschreiber und ein Leuchtdioden-Display z.B. von einer Stereoanlage heraus. Die einzelnen kurzen Filmstreifen waren amateurhaft zusammengeklebt worden, Schnittstellen gab es gleich haufenweise immer dort wo es "Dematerialisationsvorgänge" zu sehen gab. Webner´s Kommentar: "Das angelieferte Filmmaterial ist eher etwas für die Naiven und Doofen, aber vom gesunden Menschenverstand her nicht im mindesten erstzunehmen."

Am 11.März 1981 schickte Webner an Hesemann seine Analyse und Vergleichsfotos von einem Solarzeppelin zu, am 23.März 1981 wurde auch der Pseudo-UFO-Filmer in Hagen mit dem selben Material versorgt. Mit Schreiben vom 7.April 1981 meldete sich Hesemann: "Ihre Arbeitsweise im Dame-Fall fand ich recht unfair. Der Zeuge war sehr gekränkt, als er Ihren Brief erhielt." Muß er wohl, weil er derweilen seine Filme und Bilder überall umher zeigte und die Behörden damit traktierte. So bekam er einmal Besuch von einem Mann der Kriminalpolizei Hagen, nachdem er der Polizeibehörde bereits auf den Wecker gefallen war, aber sich scheinbar ein Mitarbeiter nochmals alles genauer ansehen wollte. Doch nach Abschluß des Besuchs fragt diese Person dann Dame, warum er sich eine solche Mühe mache, wo es sich doch bei den meisten Sichtungen nur um nicht-erkannte herkömmliche Dinge handele. Mars Dame war nicht davon abzubringen, außerirdische Raumschiffe zu sehen und zu dokumentieren. Die Folge: Es erschien eine Dame des Gesundheitsamtes bei ihm, die ihn fragte, ob er sich immer noch mit UFOs befasse, was er verneinte und sie wieder abzischte. Ansonsten wäre er vielleicht, aber das ist nur eine Spekulation von Michael Hesemann, "in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden".

Vom 25.-26.September 1982 fand im Lüdenscheider Kulturhaus wieder ein Meeting der deutschen UFO-Forscher von CENAP und GEP statt, hierbei tauchte auch Michael Hesemann auf, der damit erstmals "bei einer UFO-Versammlung wie dieser" auftauchte. Dort führte er die Mars Dame-Filmchen vor und führte aus, dass der Mann inzwischen "etwa 100 UFO-Sichtungen hatte, wovon allerdings 2/3 Fehlinterpretationen sind". Uns war klar, dass dies nicht nur 2/3 der Sichtungen waren! 1997 dann sollte Hesemann in seinem praktischen Handbuch aus dem Falken-Verlag ("UFOs über Deutschland") für den UFO-Untersucher mit auf den Weg gebend notieren, dass dieser besondere vorsicht bei jenen Menschen walten lassen sollte, die laufend UFOs sehen - ist dies nämlich "der Fall, dann handelt es sich vielleicht um einen naiven Sichter, Sektierer, Psychopathen, Publicity-Süchtigen oder Schwindler". Dies hinderte ihn aber keineswegs daran ein paar Seiten weiter dies wieder zu vergessen und auszuführen, dass die "Ausbeute" im Fall Mars Dame "zu dem qualitativ besten UFO-Filmmaterial, das es bis dato auf der Welt gibt, zählt" (S.172).

Dies hinderte aber Hesemann keineswegs daran den Fall weiter zu verwerten. So z.B. in seinem einflussreichen Band "Geheimsache U.F.O. - Die wahre Geschichte der unbekannten Flugobjekte" von 1994 mit seinem Kapitel "Ein Problem für die Bundeswehr" wo er mit dem Fall das Thema eröffnet (S.359ff). Dame hatte seit 1977 bereits ein Tagebuch geführt und dort auch seine "UFOs" eingetragen, nach Hesemann dann "ein Logbuch des Unglaublichen" - gleichsam sei dieses aber auch eine "in Deutschland einmalige und mit aller Akribie betriebene Studie"! Damit habe der Herr "erstaunliches Beweismaterial" zusammengetragen, "wonach unbekannte Flugobjekte unseren Luftraum beherrschen". Hesemann: "Kein Wunder also, dass sich offizielle Stellen bald für diesen Fall zu interessieren begannen..." So also läuft es in der UFOlogie voll rhetorischer Tricks zur Täuschung des leichtgläubigen Publikums.

Nachdem gerade Zeit nun YPS eingestellt war, meldete der Berliner ´Tagesspiegel´ am 3.August 2005 nun erfreuliches für alle Retro-Fans:

>Rückkehr der Urzeitkrebse/Die Kinderzeitschrift „Yps“ wird wieder aufgelegt. Zielgruppe sind vor allem Erwachsene von Sebastian Leber

Ganz egal, wie liebevoll die Comics im Heftinneren auch gezeichnet waren: An „Yps“ interessierte vor allem die „Gimmick“-Beilage. Mal gab es ein Furzkissen, mal das Blasrohr zum Um-die-Ecke- Schießen. Und immer wieder die Urzeitkrebse, die erst aus ihren Eiern schlüpften und irgendwann von den Eltern das Klo heruntergespült wurden. Jetzt droht einer neuen Generation von Urzeitkrebsen der unwürdige Tod: „Yps“ kommt zurück. Fünf Jahre ist es her, dass der Berliner Egmont-Ehapa-Verlag mit Gimmick 1253 – dem leuchtenden „Sound-Ufo“ – die bisher letzte „Yps“-Ausgabe auf den Markt brachte. Erst ein Jahr zuvor hatte Ehapa das Heft von Gruner + Jahr übernommen, wo es seit 1975 mit einer Auflagenstärke von bis zu 400 000 Stück erschienen war. Die letzten Ausgaben bei Ehapa verkauften sich gerade noch 85000 Mal – weil sich die jungen Leute inzwischen eher für Computerspiele und Pokémon interessierten, wie es damals bei dem Verlag hieß.

Mit der Neuauflage fahren die „Yps“-Macher nun eine Doppelstrategie: Als „primäre Zielgruppe“ seien die 23- bis 32-Jährigen anvisiert, sagt Poduktmanager Thomas Puchert: „Eben diejenigen, für die ,Yps’ zur eigenen Kindheit gehört wie Hubba Hubba und Esspapier.“ Gleichzeitig hoffe man aber, dass nun viele Jüngere von ihren Eltern an das Heft „herangeführt“ würden. Das Konzept könnte aufgehen: Seit Wochen tauschen sich alte „Yps“-Leser in Internet-Foren über ihre Lieblings-Gimmicks aus, fiebern dem neuen Heft entgegen und tragen allerhand Gerüchte zusammen: 36 Seiten soll das Heft dick sein, wieder im alten Großformat. Und ja, auch wieder in durchsichtige Plastikfolie eingeschweißt. Manche fragen sich, ob es nicht peinlich sei, als Erwachsener am Kiosk eine Kinderzeitschrift zu kaufen. Einer schlägt vor, Ehapa solle doch bitte zur Tarnung Erwachsenen-Themen auf dem Cover abdrucken – „vielleicht Motorsport oder Erotik oder so “.

„,Yps’-Wahnsinnige“ nennt Produktmanager Thomas Puchert diese Menschen scherzhaft, sie seien mit ein Grund dafür, dass der Verlag nun die Neuauflage wage. Als Hauptgrund nennt Puchert jedoch „diese allgemeine Retro-Welle“, die in den vergangenen Jahren bereits den „Drei Fragezeichen“ und Enid Blytons „Fünf Freunden“ ein erfolgreiches Comeback beschert habe. Bei der Wiederauflage geht Ehapa nur ein begrenztes Risiko ein: Zunächst erscheint am 18. August eine Testausgabe mit einer Auflage von 150 000 Stück an den Kiosken. Nur wenn sich das Heft gut verkauft, soll „Yps“ bald wieder regelmäßig erscheinen. Auch ein Scheitern des Projekts will Puchert nicht ausschließen, zumal inzwischen praktisch alle deutschen Kinderzeitschriften mit eigenen Beilagen werben. Das Gimmick der neuen „Yps“-Ausgabe ist übrigens die „Geld-Maschine“, mit der sich aus weißem Papier echte Euro-Scheine zaubern lassen. Ein Klassiker, den es erstmals im November 1975 als Beilage gab. Früher oder später würden auch die legendären Urzeitkrebse wiederkehren, verspricht Sascha Paulick, Gimmick-Erfinder im Hause Ehapa. Die Krebse seien schließlich ein Markenzeichen von „Yps“.

Andere alte Gimmicks können dagegen nicht wieder aufgelegt werden: zum Beispiel der „Solar-Zeppelin“, ein mit Luft gefüllter schwarzer Müllsack, der sich durch Sonneneinstrahlung erwärmt und davonschwebt. Die dünne Folie, die leicht variiert auch als „Solar-Ufo“, „Regenmantel“ und „Abenteuerzelt“ daher kam, darf heute laut europäischer Spielzeugnorm EN 71 nicht mehr verwendet werden. Kinder könnten sich die Folie über den Kopf ziehen und daran ersticken, heißt es. Weitere alte Gimmicks hält Paulick deshalb für undenkbar, weil sie „zu kompliziert und erklärungsbedürftig“ seien. Mit Bastelsets aus mehreren Dutzend Teilen begeistere man heute keinen Leser mehr, die „Zusammenkleb-Ära“ sei unwiderruflich vorbei. Das Zauberwort der Gegenwart heiße „Instant fun“: Tüte aufreißen und losspielen. Und noch etwas soll sich ändern. In der Vergangenheit habe „das ein oder andere Gimmick möglicherweise“ nicht lange gehalten oder gleich gar nicht funktioniert, erinnert sich der 34-jährige Paulick an seine eigene Zeit als „Yps“-Konsument: „Die Marionette ist nicht gelaufen, das Ufo nicht geflogen, der Ostereierbaum nicht gewachsen.“ Auch wenn genau das zum Charme von „Yps“ beigetragen habe, wolle man in Zukunft deutlich haltbarere Gimmicks entwickeln. Viel zu gut funktioniert hat in den 80er Jahren übrigens der schwarze „Solar-Zeppelin“ – er löste in mehreren deutschen Städten Ufo-Alarm aus.<

Quelle: http://archiv.tagesspiegel.de/archi...

Externe Links

http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/03.08.2005/1968601.asp
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