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18.11.2003


    
"PSIdiotie in der ARD"/Wissenschaftler kritisieren "Dimension PSI"

Eine Million US-Dollar stehen für den Nachweis eines echten parapsychologischen Phänomens zur Verfügung

Rossdorf, 18.11.03. Den "verbogenen Löffel" für die schlechteste Medienberichterstattung des Jahres zum Thema "Übersinnliches" will die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) der Auftaktsendung der ARD-Sendereihe "Dimension Psi" verleihen. "Statt seriös recherchierter Fakten bekamen die Zuschauer nur wunderseliges Geraune zu hören", begründete GWUP-Geschäftsführer Amardeo Sarma heute in Rossdorf den Negativpreis der gemeinnützigen Organisation, in der sich über 700 Wissenschaftler und Experten zusammengeschlossen haben: "Mit dieser Sendung leistet die ARD als gebührenfinanzierte, öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt - entgegen ihrem Auftrag - Vorschub für Pseudowissenschaft und Scharlatanerie".

Auf dem Bildschirm bogen sich gestern Abend um 21.45 Uhr die Löffel - und noch mehr die Balken. Ohne jeden kritischen Kommentar wurde selbst der PSI-Veteran Uri Geller zum "Super-Medium" hochstilisiert, dessen Tricks längst durchschaut worden sind. Erst kürzlich hatte ein US-Gericht dem bekannten Aufklärer, Trickexperten und Wissenschaftspreisträger James Randi erlaubt, öffentlich die Einschätzung zu äußern, dass Geller Tricks der Sorte anwende, "die ich als Kind auf der Rückseite von Cornflakes-Packungen lesen konnte". Für den Nachweis eines echten paranormalen Phänomens unter kontrollierten Bedingungen hat Randi mit der Unterstützung von Mitgliedern von "Skeptiker"-Verbänden - darunter auch der GWUP - eine Prämie in Höhe von einer Million US-Dollar ausgesetzt (s.u. "Parapsychologie" sowie http://www.randi.org/research/index... Eingefordert wurde die Summe bis heute noch nie - "auch nicht von Uri Geller", so GWUP-Chef Sarma weiter.

Bemerkenswert sei daher, wie "Dimension Psi" den vielen, z.T. seit Jahrzehnten bekannten Einwänden und Para-Kritikern konsequent aus dem Weg ging. Ausgewogenheit war nicht einmal im Ansatz erkennbar. Sarma: "Die durchaus diskussionswürdigen Experimente und Ergebnisse der Parapsychologie wurden von den Autoren der Sendung vollständig entwertet, da sie in einen obskuren Zusammenhang mit den längst widerlegten "Psi"-Fähigkeiten von Uri Geller, Nina Kulagina u.a. gestellt wurden." Hier habe der "parapsychologische Berater" der TV-Produktion, der Freiburger Physiker und Psychologe Dr. Dr. Walter von Lucadou, allen ernsthaften und seriösen Parapsychologen einen Bärendienst erwiesen. Was es z.B. mit der Parapsychologie und mit Uri Geller wirklich auf sich hat, erläutert die GWUP ausführlich so:

- Parapsychologie: Die Schlussfolgerungen der Parapsychologie sind keineswegs "anerkannt". Im Gegensatz etwa zur Psychologie oder zur Physik gilt Parapsychologie immer noch als Parawissenschaft. Optimisten bezeichnen sie als eine so genannte präparadigmatische Wissenschaft. Das heißt: Sie befindet sich bestenfalls im Embryonalzustand und hat - auch nach mehr als 130 Jahren - noch kein etabliertes theoretisches Gerüst vorzuweisen, das auch nur unter den Parapsychologen selbst allgemein anerkannt wäre. Auch die Schlussfolgerung, Psychokinese sei erwiesen, teilen nicht einmal alle Parapsychologen, geschweige denn "normale" Psychologen. Wieso ist das so? Die bislang vorliegenden parapsychologischen Forschungsarbeiten werden von der Masse der "normalen" Psychologen und Physiker nicht als Beleg für die Existenz von "PSI" akzeptiert, weil einerseits methodische Einwände noch immer nicht ausgeräumt sind und andererseits eine klare Definition von und Theorie über "PSI" fehlt. "PSI" wird oft negativ definiert, d.h. Abweichungen von Zufallserwartungen werden als Beleg für parapsychologische Thesen interpretiert. Das ist allerdings weit davon entfernt, ein Phänomen klar umrissen und nachgewiesen zu haben. Auch über die Interpretation der Ergebnisse gehen die Meinungen weit auseinander. Ein Problem der Parapsychologie besteht also darin, dass sie unzureichend theoretisch fundiert ist und z.B. keinen plausiblen Wirkmechanismus aufzeigen kann. Eben dies wäre aber notwendig, weil außergewöhnliche Erfahrungen, von denen viele Menschen immer wieder glaubwürdig berichten, nicht zwingend auf "paranormalen" Erscheinungen bzw. mysteriösem Informations- oder Energietransfer beruhen müssen. Solche Phänomen können ebenso gut "normal"-psychologischer Natur sein - das heißt dem Zufall oder einer Wahrnehmungs- und Gedächtnistäuschung entspringen.

Als Beispiel nennt der Dortmunder Statistik-Professor Walter Krämer (Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat) die viel zitierten "Todesahnungen": "Wenn wir einmal sehr vorsichtig schätzen, dass jeder Bundesbürger im Durchschnitt einmal im Leben vom Tod eines anderen, ihm bekannten Menschen träumt, kommen bei achtzig Millionen Menschen in Deutschland pro Nacht mehr als 2000 Todesträume vor - ungefähr so viele, wie tatsächlich Menschen sterben. Wenn wir weiter einmal unterstellen, die Opfer in den Todesträumen wären zufällig unter allen Bundesbürgern ausgewählt, so beträgt die Wahrscheinlichkeit run d acht Prozent, dass mindestens ein Todesfall eines bestimmten Tages in der Nacht zuvor von jemand anderem geträumt worden ist. Das führt pro Jahr an durchschnittlich 30 Tagen zu einer wahren Todesahnung." Solche Todesträume seien also ein lupenreines Produkt des Zufalls, "so häufig oder selten wie zweiköpfige Kälber, Tod durch Blitzschlag oder Schnee im Juni", erklärt Krämer: "In einem konkreten Einzelfall sehr unwahrscheinlich, aber irgendwann und irgendwo mit Sicherheit zu finden."Der emeritierte Physik-Professor Martin Lambeck von der Technischen Universität (TU) Berlin - Mitglied im GWUP-Wissenschaftsrat - zieht daher den Schluss: "Kein Mensch kann allein durch Denken, mental, Wirkungen außerhalb des eigenen Körpers hervorbringen oder Informationen aus der Außenwelt aufnehmen."

Entscheidend ist aber: Selbst wenn es wirklich "PSI-Begabte" geben sollte, so gewinnen diese nicht häufiger im Lotto oder im Spielcasino als andere Menschen. Sie sind nicht gesünder und leben nicht länger als andere. Denn auch echte "PSI-Kräfte" wären in der Praxis völlig nutzlos, da man sie nicht wie auf Knopfdruck aktivieren kann. "PSI" ist offenbar weder kontrollierbar noch erlernbar oder in irgendeiner Weise praktisch anwendbar. Die Effekte, die Parapsychologen bei kontrollierten Laborexperimenten mit Versuchspersonen erzielen, sind kaum mehr als geringfügige Abweichungen von einem mathe matischen Zufallsmodell, ohne unmittelbaren Erkenntniswert oder gar lebenspraktischen Nutzen. Auch die öffentlichen Auftritte von "PSI-Stars" wie Uri Geller, Peter Sugleris, Ted Serios, Nina Kulagina und Co. gehen und gingen nie über das tricktechnische Know-how und die Präsentationskunst ihrer jeweiligen Zeit hinaus. Genau hier sieht der Psychologe Prof. Dr. Andreas Hergovich von der Universität Wien (Autor des Buches "Der Glaube an Psi" und GWUP-Mitglied) den Unterschied zu bestätigten Theorien und Erkenntnissen der Naturwissenschaften: "Natürlich war der elektrische Strom oder der Magnetismus den Menschen im Altertum noch unbekannt. Aber ab dem Zeitpunkt, ab dem diese Kräfte bekannt waren und man die auf ihnen beruhenden Phänomene erzeugten konnte, war ihr kontrollierter Einsatz zuverlässig möglich."

Mit angeblichen "PSI"-Phänomenen ist es genau umgekehrt: Parapsychologen sprechen davon, dass "PSI" letztendlich "flüchtig" (elusiv) sei. Das heißt vereinfacht: Paranormale Phänomene würden nur dann auftreten, wenn man sie nicht "festhalten" oder dokumentieren will. Jeder Versuch, sie experimentell zu wiederholen oder praktisch anzuwenden, bringe sie zum Verschwinden. Mit einer solchen Strategie kann man aber beliebige Behauptungen aufstellen: Die Alpen sind im Inneren mit Schokoladenpudding gefüllt, der sich aber sofort in Stein verwandelt, wenn man danach bohrt, um ihn zu essen oder zu verkaufen... Wer dennoch davon überzeugt ist, über "PSI"-Kräfte zu verfügen, kann sich übrigens an den bekannten amerikanischen Skeptiker und Trickexperten James Randi wenden. Seine "James Randi Educational Foundation" (201 S.E. Davie Boulevard, Fort Lauderdale, FL 33316 - 1815, USA; im Internet unter www.randi .org) hat seit vielen Jahren eine Million Dollar für denjenigen ausgelobt, der ein echtes paranormales Phänomen unter kontrollierten Bedingungen unter Beweis stellen kann. Ausgezahlt werden musste das Geld bislang nie.

- Uri Geller: Jeder Hobby-Zauberer erkennt die vermeintlichen PSI-Darbietungen des Super-Mediums ohne Mühe als fingerfertige Tricks. Der Israeli Uri Geller hatte schon als kleiner Junge Illusionisten bei ihren Darbietungen beobachtet und jobbte mit 22 Jahren als "telepathisches" Berufsmedium im Zarkor-Theater von Tel Aviv. Als er plötzlich behauptete, echte übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen, publizierten Zeitungen wie die Jerusalem Post oder Haolam Haz vernichtende Artikel über Gellers Gaukeleien. Dennoch stieg Geller im Ausland unaufhaltsam zum PSI-Star auf. In Deutschland brach die "Gellermania" 1974 aus, als der israelische Bühnenzauberer in der ZDF-Quizsendung "3 x 9" mit "psychokinetischen Kräften" eine Gabel zerbrach. Eine Einzelbildauswertung der damaligen Show zeigt aber, dass die Gabel vorpräpariert war. Die Bruchstelle ist bereits vor dem Abknicken des Stiels deutlich zu sehen. 13 Jahre später erklärte Gellers ehemaliger Manager Jasche Katz dem Spiegel: "Geller hatte, als geschulter Magier, die Aufmerksamkeit der Beobachter geschickt abgelenkt und das Metall blitzschnell mit brutaler Kraft gebogen, oder er hatte Gelegenheit gefunden, die Bestecke vorher zu präparieren, und die Sollbruchstellen unauffällig bedeckt gehalten." Kein Wunder, dass der weltberühmte Gabel- und Löffelbieger sich stets weigerte, vor professionellen Illusionisten aufzutreten oder sich von Skeptikern testen zu lassen. Einmal ließ Geller in England eine Veranstaltung in letzter Minute platzen. Angeblich wegen einer Attentatsdrohung. In Wirklichkeit war ihm kurz vor seinem Auftritt hinterbracht worden, dass die erste Reihe mit Zauberkünstlern besetzt sei. Manchmal brach Geller seine Darbietungen mittendrin ab, weil das "Misstrauen" der Beobachter "negative Schwingungen" freisetze und seine Kräfte schwäche. Erstaunlicherweise taten solche Ausfälle Gellers Ruhm keinerlei Abbruch. Im Gegenteil, viele waren nun erst recht von seiner außergewöhnlichen Begabung überzeugt. Ihr Argument: Wenn er mit Tricks arbeite, müssten seine Auftritte doch eigentlich immer klappen. Dass Gellers Vorführungen aber manchmal gründlich daneben gingen, sei somit ein Beweis für sie Echtheit seiner medialen Kräfte. Nur: Wieso versagte der "Sensitive" nie, wenn es darum ging, skeptischen Journalisten oder potenziellen Auftraggebern werbewirksam seine Fähigkeiten zu demonstrieren?

Der amerikanische Aberglauben-Aufklärer James Randi ärgerte Geller unlängst mit der Feststellung, der berühmte Löffelbieger habe sogar angesehene Wissenschaftler täuschen können mit "Tricks der Sorte, die ich als Kind auf der Rückseite von Cornflakes-Packungen lesen konnte. Offenbar essen Wissenschaftler keine Cornflakes mehr." Sofort verklagte Geller den Mann auf die wahnwitzige Summe von 30 Millionen Dollar Schadenersatz. Umsonst. Ein Gericht in Washington gab Randi nicht nur Recht, sondern verurteilte umgekehrt Uri Geller zur Zahlung von 120.000 Dollar - wegen Belästigung. Was ist das Geheimnis von Gellers Erfolg? Sein unbestreitbares Talent und der "Charme und das Charisma, um Bewunderer in Anbeter zu verwandeln", urteilt James Randi.

Herausgegeben von der: Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) e.V., Arheilger Weg 11, 64380 Roßdorf. Tel. 06154-6950-23, Fax -22. Email: [email protected]. Internet: http://www.gwup.org

Weitere Infos: http://www.zeit.de/2003/47/N-Psi-Ph...

Externe Links

http://www.randi.org/research/index.html).
http://www.gwup.org
http://www.zeit.de/2003/47/N-Psi-Ph_8anomene

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